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2. Beiblatt zum Lschopauer Lageblatt und Anzeiger r»r -SH Zum fieventen Lag NW W MllWO Erzählung von fern hörte wissen, wem Sie Sie half ihm am Brunnenrohr daö Geschirr zu reinigen, dann nahm sie ihren Rucks«? wieder auf. „Schönen Dank", sagte sie, übriaenS heitze ich Elisabetb, damit sie wenigstens „Ich heiße Michael", sagte er. Auf emmal bemerkten beide, daß der Himmel jetzt ganz finster geworden war, ein heftiger Windstoß erschütterte die nächsten Bäume und schüttelte einen Platzregen dicker, silberner Tropfen herunter. „Es kommt ein Gewitter!" rief Michael erschrocken. „Sie dürfen jetzt nicht gehen, Elisabeth!" „Ich muß aber'^ rief Elisabeth, „vielleicht komme ich noch heil nach Schluchsee." Der WWer Erzählung von Herbert Reinhold. schwören mögen. Aber er hatte falsch geschworen, denn auf einmal stand eine Frau in der Tur und sagte: „Entschuldigen Sie vielmals, können Sie mir sagen, wie ich am schnellsten nach Schluchsee komme?" Michael trat ins Freie. „Ach", sagte er, „Sie sind esl Ich erkannte Sie gleich an der Stimme." „Natürlich", sagte das Mädchen, „Sie ließen mich ja noch in St. Blasien in Ihre Landkarte einseben, aber wie es scheint, habe ich den Weg trotzdem nicht gefunoen." „Er ist sehr schlecht markiert", sagte Michael, „ich selbst weiß auch nicht, ob ich mich auf dem Oberhabsberg oder auf dem Bützberg befinde. Mir ist es egal, ich habe hier Quartier aufgeschlagen." „Gemütlich!" sagte das Mädchen und sah in die Hütte. „Ich rate Ihnen, bleiben Sie hier. Es wird gleich stärker anfangen zu regnen." „Ich kann nicht", antwortete das Mädchen. „Schade", sagte Michael, „ich bin ja sonst nicht gesellig, aber wir hätten uns bestimmt gut vertragen." Er wies über die Berge fort. „Sehen Sie dort", sagte er, „der bleierne- Wasserspiegel, das ist Schluchsee, Sie müssen sich immer nur lmks am Waldrand halten, in einer Stunde sind Sie dort. Wollen Sie nicht inzwischen eine Suppe mit mir essen?" ,^ch sollte eigentlich nicht", antwortete das Mädchen, „aber sie riecht so gut." „Na also", sagte Michael und hob den Deckel vom Topf, „Nudeln mit Würstchen, meine eigene Erfindung!" Sie legten sich beide auf ihre Decken und begannen eifrig pustend die Suppe zu löffeln. Endlich fragte Michael: „Wan dern Sie immer allein?" „Meistens", sagte sie, „eS ist gar nicht so leicht, einen Kameraden zu finden." „Nein", bestätigte er nachdenklich. Dann pusteten sie und aßen weiter. „Ader jetzt", begann Michael nach einer Weile wieder, „da erwartet Sie ein solcher Kameras in Schluchsee, nicht wahr?" Sie errötete leicht und antwortete nicht gleich. „Es ist noch nicht erwiefen, ob er ein Kamerad ist", sagte sie. „Hm", meinte Peter und aß. allein sei, wenn es einen Reichtum zu bergen gelte. Sie hatten ihn verlacht wie eben die Frauen, und waren gefahren, sich einen Fang zu sichern, der zumeist von ihrem Mut und ihrer Geschicklichkeit abhrng. Die Fischer glaubten nicht an Wunder! Nun war er allein, hockte hoch über der See und suchte die Bucht ab, ob sich nicht irgendwo einer der dunklen Thunfisch rücken zeigte. Er kniff die Augen zusammen und wehrte dem Regen, zog die Jacke über den Kopf und lauschte in den Donner der Brandung. Die Nacht lastete über der Bucht, fern draußen auf der See tanzten die Lichter der Boote, er saß auf einem glitschigen Gerüst, saß und sorgte sich, obschon er ohne Sorgen hätte sein können. Er war ein Jäger auf Lauer, ein Mann, der für andere auf Anstand saß, ein Schütze ohne Waffe, denn wie er die Fische, waren sie erst einmal da, in der Bucht halten könnte, das war ihm ein Rätsel. Er grübelte und hoffte auf eine vorzeitige Rückkehr der Fischer. Plötzlich zuckte er aüf. Die Bucht, so schien eS, war auf einmal voller Leben. Das waren nicht Wogenkämme, die da gegen die Küste rollten, das waren sich drängende Fische, große Laichtiere, das waren Thunfische, hundert und mehr. Er ver gaß zu atmen. DaS Wunder war da! Fieber beutelte ihn, unter ihm war ein Reichtum, er zitterte, weil er so etwas noch nicht erlebt hatte. Da war ein Segen, der dem Orte zu einem Wohlstand verhalf, gelang es, ihn zu sichern. Er schrie nach den Weibern, daß sie zu Hilfe eilen mochten, aber der Sturm zerfetzte seine klägliche Stimme. Da kroch er zurück und klet terte von der Leiter, selbst zu handeln, soweit eS in seinen Kräften stand. Als er festen Boden unter sich hatte und, um die Bucht eilte nach einer Netzkammer und nach einem Boot, spürte er sein Alter. Die Beine versagten ihm zuzeiten, das Herz schlug ihm toll, und er hatte ost zu verschnaufen, was ihm gar nicht paßte. Jetzt war er nicht nur der Mann, der seinen Träumen glaubte und sich für andere sorgte, jetzt war er ein Fischer, den das Jagdfieber übermannt hatte. Er hetzte Es regnete immer'noch. Michael verließ die Hütte, um draußen nach dem Feuer zu sehen, daS unter dem Vordach schwelte und Schwaden von grauem Rauch träge über die Kuppe des Berges wälzte. Bon ferne schimmerte bleiern daS Wasser des Schluchsees herüber und ganz, ganz fern hörte man Glockenschlag, wahrscheinlich von St. Blasien. Michael zog sich wieder in die Hütte zurück, die Wohl einmal für Holzarbeiter errichtet worden war. Es roch darin nach warmem Holz, feuchtem Waldboden und Rauch. In der Ecke lag ein Haufen Hobelspäne, aus die hatte er seinen Zeitplan und seine Wolldecken geworfen. Er setzte sich jetzt gemütlich auf das primitive Lager, zündete eine Pfeife an, streckte die Beine lang aus, lehnte sich mit dem Rücken gegen die rauhe Bretterwand und fühlte sich sehr behaglich. Plötzlich hörte er ein Geräusch. Wie dumm, wenn viel leicht Holzfäller kamen, die ihn hier in seiner Höhle auf- stöderten und die Hütte für sich mit Beschlag belebten. Denn nur Holzfäller waren heute im Walde, er hatte darauf vor Jahren aus dem Süden zugezogen. In seiner Heimat hatte er als Fischriecher gegolten, hier aber nahm ihn niemand für ernst. Wohl war schon manches zugetroffen, daS er voraus sagte, aber man nannte daS dann jedesmal Zufall oder Fü gung. Als er auf die Spähleiter kletterte, trug er als einziger unter zweihundert die Gewißheit mit sich, daß eS keine Täu- schung gab: Thunfische waren unterwegs! Ehe die Männer .ausfuhren, hatte er sie gebeten, doch dazubleiben, damit er nicht I weiter und riß aus der gottlob offenen Netzkammer eins der I schweren Sperrnetze, mit denen die Bucht abzuriegeln war, j aber als er eS aufrollte und nach dem Strand zerren wollte I besagten ihm die Kräfte. Da sah er ein, daß er Beistand I brauchte, und ohne langes Zögern eilte er zurück, um die Bucht I nach dem Hafen. „Dke Bucht ist voller Thunfische", schrie er den Weibern I entgegen, doch sein Ruf blieb unbeantwortet. Die Frauen I streckten die Arme aus nach der See, ihre Augen wendeten sich I nicht einmal nach ihm, daß er schließlich ihren Blicken folgte. I Das, was er sah, ließ ihm das Blut in den Adern erstarren. I Draußen tobte eine entfesselte Gewalt, die See kochte, der ! Sturm raste, und von den Fischern in den Booten war nichts l mehr zu sehen. Da draußen kämpften Tapfere um die Un gewißheit eines Lebens, und wsr hier am Hafen stand, ver- I mochte nichts als zu hoffen und zu warten und zu beten, daß I das Schicksal gnädig sein möge, daß Gott bei den Männern sei! I Er stand mit den Frauen, starrte und vergaß einen Augenblick I den Reichtum in der Bucht, der sicher ein Geschenk des grau- I samen Sturmes war. Aber im Starren schoß ihm der Gedanke I hoch, daß es nun gerade seine Pflicht sei, die Thunfische in der I Bucht zu halten und zu sichern. Er sah die bestehende Not l wachsen, sah Lücken in die Familien gerissen, sah Verzweiflung I und Enttäuschung und wußte, daß es in seiner Macht stand, I zu heilen, zu trösten und zu lindern. Er batte stark zu sein und I zu handeln, allein natürlich, denn keine der Frauen kam jetzt mit ihm. Er fragte nicht nach Beistand und trompetete sein Wissen kein zweites Mal heraus, ganz still stahl er sich weg und hetzte zur Bucht zurück. Dort zerrte er das schwere Netz wirklich bi- zum Strand und schob es ins Wasser. Da kein Boot bereitläg, hätte er sein Vorhaben aufgeben müssen, denn es hatte noch niemand versucht, ein Sperrnetz schwimmend über die Bucht zu bringen, er aber war so besessen von seiner Aufgabe, daß er sein Alter und seine Schwäche vergaß. Er sah nicht die hoch- gehenden Wogen, eine Kraft wuchs ihm, daß er das Schwie rigste wagte. Ohne langes Besinnen stürzte er sich in die Flu- I ten, schwamm mit den Füßen und zog und zog mit den Arinen das aufrollende, schebbernde Netz hinter sich her. Er schluckt« Wasser, tauchte, prustete, fror und schwitzte, verzagte und sprach sich Mut zu. Oft war er drauf und dran, sich einer Ermattung zu ergeben, aber iminer wieder raffte er sich auf und zwang schließlich das Werk, weil er es zwingen mußte. Manchmal streifte er einen Rücken, einen Fisch, seine Beute für alle, di« die die Bucht barg und die nun nimmer entweichen konnte. Nur wenige Meter vor dem anderen Ufer verließ ihn sekundenlang die Kraft, sofort aber riß es ihm das Netz aus den Händen, und die Strömung und der Sturm trugen eS im Nu fort. Er schrie auf, verbissen und zäh, wendete im Augenblick und tauchte, bis er de» Netzhaken zu fassen bekam. Dann schwamm er von neuem, nun noch ein längeres Stück, und wieder war er nahe am Ufer, als ihn ein zweiter Schwächeanfall beutelte. Diesmal ließ er den Haken nicht aus, es riß ihn mit weg, und nur well eS die Vorsehung gut meinte, schleuderte es ihn samt dem Netzende mächtig und schmerzhaft unversehens wett auf eine Klrppe. Er war gerettet, und die Thunfische waren gefangen. Jetzt hätte er jubeln mögen, doch das Schwerste stand ihm noch bevor. Das Netz mußte verankert und gespannt werden, erst dann war das Wagnis nicht um sonst gewesen! Alle Glieder schmerzten ihn, clls er sich wankend erhob und den Netzhaken über Felsen und Trümmer hinter sich her schleppte bis zu einem Pfosten. ES flimmerte ihm vor Augen, er fühlte eine Ohnmacht nahen, riß stch aber zusammen und brachte eS fertig, den Haken fest in das Gebälk zu schlagen. Eine Zeitlang rastete er verschnaufend und lauschte nässe triefend dem Sturm, der noch unvermindert tobte, dann packt« er mit beiden Händen daS Netz und versuchte es einzuzurren. Straff hatte es quer über der Bucht zu liegen, damit eS daS ungestüme Drängen der gefangenen Fische abhielt, damit kein Tier durchschlüpfen und entkomme» konnte. Er zurrte, denn er wollte ganze Arbeit geleistet haben, wenn er sich hernach zu frieden niederlegte auf einen Stein und mitten in den Nacht regen. Er zurrte und zog und hatte eS bald hart straff. Da riß es ihm auf einmal die Beine unter d-n Füßen weg, er sah seine Mühen umsonst werden und warf unter Aufbietung seiner letzten Kraft sich und daS Netz über den Pfosten. DaS Netz ve, fing sich und hielt, ihn aber spießte ein spitzes Eisen auf, da! er sich den Leib aufritz. Gurgelnd fiel er zurück, schlug auf uns blieb liegen. Der Sturm verwehte sein Stöhnen. ' Als am Morgen die Sonne unschuldig in den HimmS stieg, fanden die Männer der Insel, die vom Nachtsturm gs schlaqenen, aber heil heimgekehrten Fischer, in der Bucht eine, Reichtum vor. Sie standen und starrten und vermochten et nicht zu glauben. Die Bucht war abgeriegelt, eine Herde fetter Fische, ein Segen wartete auf das Bergen und Abschlachten. Sie machten sich keine langen Gedanken, wer ihnen den un erwarteten Fang sicherte, nach Enterhaken und Messern liefe« sie. Und mit den Frauen Huben sie an zu entern und zu schlach ten. Sie sangen dabei und vergaßen die Nöte der Vergangen heit. Sie sangen noch, als einer gelaufen kam und sagte, daß draußen am Ende der Bucht neben dem Nehankerpfosten der Alte liege, tot und steif, aber mit einem zufriedenen, fast glücklichen Lächeln aus den kalten Lippen. Der Hel- m Tesche- Kurz bor dem Einmarsch der Polen spielte sich in der Stadt Teschen ein tragischer Vorfall ab. Der sehr beliebte polnische Gymnasialprofessor Jan Hajaowski belehrte seine Schüler eines Morgens darüber, wie man auf der Straße liegende Hand granaten behandeln müsse. Es war zu Schießereien zwischen Polen und Tschechen in der Stadt gekommen, und die Schulkin der hatten ahnungslos die auf Straßen und Plätzen herumliegen den Handgranaten aufgesammelt und als Spielzeug mit nach Hause genommen. Hier tat Aufklärung not. Bei seiner Vor führung berührte Haiaowski versehentlich den Abzug einer scharf, geladenen Granate. Da die Schüle, ibn im dichten Kreise um standen, war eS ihm nicht möglich, die Handgranate rechtzeitig zum Klassenfenster hinauszuwerfen. ES gelang ihm wenigstens, sich einige Schritte von den Knaben zu entfernen. Dabei preßte er di« Handgranate gegen seine Brust und drehte sich um. Dann erfolgte die Explosion. Der Professor war auf der Stelle tot. Durch sein mutiaeS Verhalten bewahrte er die Klaffe vor weite- ren Unfällen. Nur einige der entsetzten Schüler erlitten leichte Verletzungen durch herumfliegende Granatsplitter. Maree Stahl. Er sah ihr nach, während sie sich noch ein paarmal umdrehte und winkte. Michael kehrte in die Hütte zurück, als er merkte, datz er ganz durchnäßt war, und ließ sich wieder auf seinem Lager an der Wand nieder. Er zog seine Pfeife erneut hervor und bemühte sich, in die alten, behaglichen Gedanken zu versinken, wie er sie gehabt hatte, ehe das Mädchen kam. ,Hch hätte sie nicht allein gehen lassen sollen", sagte er plötzlich und stand auf. Er trat wieder vor die Tur. Die Wolken wälzten sich jetzt tief über den Berg. Sie quollen zwischen den Bäumen hervor wie riesige Fabelwesen, sie füllten den ganzen Raum zwischen Himmel und Erde, verbargen alle Ferne und drangen sogar über ihn weg in die Hütte. Es war wie in Niflheim, allein stand er, ein einsamer, lleiner Mensch im wirbelnden Chaos. Ein greller Blitz ließ das ganze Wolkenmeer in feurigem Rot aufleuchten, ein belaubender Schlag krachte hinterdrein. Michael stürzte in die Hütte zurück, warf in wilder Hast seine Siebensachen in den Tornister, schnallte die Decke auf, trat das Feuer unter dem Vordach aus und rannte unter einer Kanonade von Donner und Blitz den Weg nach Schluchsee hinab. Nach zwei Stunden wußte er, daß er sich rettungslos verirrt hatte. Das Gewitter war vorüber, aber es regnete in Strömen, und die Wolkenungeheuer waren Nebelschleiern gewichen, die spinnwebzart durch die Tannenkronen zogen. Er mußte in dem unsicheren Schein der Blitze den Weg verfehlt haben, jetzt wanderte er mit verbissenem Trotz immer gerade aus auf einem Waldweg entlang, der ganz grün von Gras überwuchert war und nie von einem Menschenfuß betreten schien. Ein paarmal kletterte er auf eine Holzablaae, um mehr Aussicht zu haben, aber die ewig gleichförmigen Tannen und das rieselnde Grau veränderten sich nicht. Anfangs hatte er ab und zu Elisabeths Namen gerufen. Aber schließlich hatte er es aufgegeben, sie konnte unmöglich mehr in Rufweite sein. Sie war sicher schon in Schluchsee unter Dach und Fach, denn sie hatte ja eme halbe Stunde Vorsprung gehabt. Jetzt gegen Abend hörte der Regen auf. Ein paar Sonnen balken fielen schräg durch die Wipfel und beschienen grell das unirdisch grüne Moos, über dem Spinnweben wie regen bogenfarbene Räder glänzten. Die Vögel schüttelten ihr nasses Gefieder in den BLuinen und begannen schüchtern zu singen. Aber Michael heftete den Blick eigensinnig an den Erd boden und sah nicht auf. Darum bemerkte er das Mädchen Elisabeth erst, als es dicht vor ihm stand. Sie lächelte ihn an. ,^Ja, was machen Sie denn hier", rief er, „ich habe Sie so gesucht. Ein Glück, daß Sie heil und unversehrt sind." Er bettachtete sie aufmerksam. „Warum reden Sie denn nicht", fragte er, „Sie sind ja so bleich. Haben Sie sich geängstigt? Haben Sie sich auch verlaufen?" „Vielleicht hatte ich mich verlaufen", sagte sie mit merk würdiger Betonung. „Sie sind so seltsam", sagte Michael. ,Hch war in Schluchsee", antwortete Elisabeth kurz. Sie stockte. — ,Hch hatte dort ein sehr peinliches Erlebnis mit eben diesem Kameraden. Fragen Sie mich nicht danach. Ich bin gleich umgekehrt und zurück in den Wald gegangen." Er ergriff ihre Hänoe. „Elisabeth", fragte er, „wollten Sie — hatten Sie die Absicht — ich meine: Wollten Sie zu mir zurück?" Sie brach in Tränen aus und lehnte den Kopf an seine nasse Joppe. Michael streichelte verwirrt und beglückt ihre feuchten Locken. Der Regen begann jetzt wieder, und die Nacht, eine dunkle Regennacht, brach ein. Aber die beiden merkten es nicht, sie waren von einem Lichtschein geblendet, der M der Tiefe ihrer Brust wie eine Sonne strahlte. Dies geschah auf einer der zahlreichen dalmatischen Insel» und zur Zeit der Bora, also bei kaltem, stürmischem Wettes während einer Nacht, und war daS Werk eines ManneS, de« niemand zu etwas nütze hielt, der aber über sich selbst hinaus wuchs, als es das Schicksal vo» ihm forderte. Die Fischer, die gesamte männliche Bevöllerung eineS Ortes, war der Not gehorchend auf Skombrifang gefahren, unter die gefürchtete Steilküste eines unbewohnten Eilandes. Die Segel blähten sich im Sturm, Brecher auf Brecher warf die aufgewühlte See über die winzigen-Boote, und die Weiber standen dieweilen am Hafen oder auf de« Felsen vor der Bucht und starrten in die Dunkelheit. Sie beteten zu Gott, daß er den Ihren einen reichen Fang und ein« glückliche Heimkehr schenken möge; sie schauten und achtete» nicht auf den Alten, der in ihrer Mitte war und immer wieder wie prüfend eine» Finger gegen den strähnenden Rege« hob. Erst als er mit seiner schrillen Stimme ernsthaft meinte, er verspüre Thun fische kommen, wendeten sie sich ihm zu und lachten ihn gut mütig aus. Um diese Jahreszeit Ware« keine Thunfische zu erwarten, das wußte hierzulande jedes Kind. Der Alte war ein Träumer, ei« schwach gewordenes Männchen, daS Ge sichten nachgina. Sie sahen nicht, daß der Alte zur Bucht abstieg und dort umständlich und ungelenk auf die Spähleiter kletterte und Posten bezog, als seien wirklich Thunfische zu erwarten. Einst war der Alte einer der besten und kühnsten Fischer gewesen, doch das wußte keiner auf der Insel, denn er war erst vor Jahren aus dem Süden zugezogen. In seiner Heimat hatte