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Wopauer» Tageblatt und Anzeiger Anzeigenpreise: Die 4S mm breite Millimeterzeile 7 Psg.; dir 93 mm breite Millimeterzeile im TertteU 25 Psg,; Nachlaßstafsel 6 Zifser- mrd NachweiSgebllhr 25 Psg zuzügl. Port» VaS „gschopauer Tageblatt und Anzeiger, erscheint werktiiglich. Monatl.Bezugspreis t.7v RM. Zustellgeb. 20 Psg. Bestellungen werden in uns. GeschästSst.,von den Boten, M, »«»blatt »»« 3k«a»aa and Uma-^ead 1Tb. Jahrgang d»« 29. 1938 254 Da» », ck> ovau « r Taaeblatt « » d Auzeiger« ist da» zur BerSssentlichung der amtlichen Bekanntmachungeu der AmtShauptmann,chast Flöha und de» Stadtrats zu Zschopau behördlicherseits bestimmte Blatt enEt di« amtlich«« BekanntÄungen de» Finanzamt-!» Zschopau - B antlont.n: Erzgebirgische Handelsbank G. m. b. tz.Zschopau Demeindegirokonio: Zschopau Nr. Postscheckkonto: Leipzig Nr. 42384- Fernsprecher Nr. 71L Zeitung für die Orte: KrumhermerSdorf, Waldkirche«, Börnichen, Hohndorf, Dilischthal, Weißbach, Dittersdorf, Bornau, Dittmannsdorf, Wttzschdorf, Scharfenstei», Schlößchen PorsLendori BrMWspIie in Mscke WMhW M HM Daladiers zerstört - UMreAng des Mibalsszialea Parteikaagresses Niesenbrandcs auf Sonnabendvormittag vertagt. Die Rede des Außenministers Bonnet sowie die erwartete Ansprache Herriots als Antwort auf die Rede des Ministerpräsidenten fielen aus. In Marseille brach in dem großen Waren haus „Nouvelles Galerie 8" ein Brand aus, der sich bei dem starken Wind auch auf das aus der anderen Straßenseite gelegene Hotel „de Noailles" und auf das benachbarte Bankhaus ausdehnte. Unaufhörlich ereigneten sich in dem brennenden Warenhaus Explosionen. Decken der Stockwerke fielen ein. Dann stürzte die Straßenfront des Warenhauses ein. Im Innern brannte alles aus. Einige Verkäuferinnen mußten auS dem vierten Stock werk in die Sprungtücher der Feuerwehr springen. Die Löscharbeiten waren völlig erfolglos, ob wohl sämtliche Löschzüge von Marseille und Umgebung eingesetzt wurden. >. In unmittelbarer Nähe des abgebrannten Waren hauses liegt auch das Gebäude, in dem der Radikal- soziale Parteikongreß tagte. Durch das furcht bare Unglück ist der Radikalsoziale Parteikongreß jäh unterbrochen worden. Ununterbrochene Explosionen . Das Großfeuer in dem Warenhaus in der Haupt straße Marseilles nahm trotz der angestrengten Lösch arbeiten sämtlicher Feuerwehren von Marseille immer größere Ausdehnung an und griff auf eine Reihe von be nachbarten Häusern über, darunter auf Has Hotel, in dem Ministerpräsident Daladier, Außenminister Bonnet und eine Reihe von anderen Mitgliedern der Negierung sowie viele Delegierte des Marseiller Kon gresses der Nadikalsozialen Partei abgestiegen waren. Sämtliche Handakten des früheren Luftfahrtministers Pierre Cot fielen u. a. dem Brande zum Opfer. Der stell vertretende Ministerpräsident Chautemps, der eben falls im Hotel „Noailles" abgestiegen war, soll versucht habsi, während des Brandes in sein Zimmer vorzudrin gen, um noch einige wichtige Akten vor dem Brande zu retten. Er mußte den Versuch jedoch wegen der unge heuren Hitze und der drohenden Einsturzgefahr aufgeben. Das Hotel mutzte vollständig geräumt werden. 20 Todesopfer und Verletzte sind nach den ersten Angaben zu verzeichnen. Die Zimmer des Ministerpräsidenten, des Außenministers und der anderen Kongretzteilnehmcr sind ausgebrannt. Das Aktcnmaterial der Minister konnte nur mit Mühe und Not in Sicherheit gebracht werden. Wie Havas aus Marseille meldet, ereigneten sich in dem bren nenden Hotelgebäude ununterbrochen Explosionen, die das Zusammenbrechen der Decken der verschiedenen Stockwerke zur Folge hatten. Auch die Gebäude des Boulevard Garribaldl bis zur Arbeitsbörse von Marseille wurden vom Feuer bedroht. Die Feuerwehr des Marinearsenals von Toulon wurde herbeigerufen. Neben dem vom Ministerpräsidenten be wohnten Hotel „Noailles" gerieten ebenfalls das Hotel „A st o r i a", das Caf 6 „La Canebiöre", die Büros der Transatlantic-Gesellschaft und der Aire France in Flammen, weiter zwei Kinos, die noch rechtzeitig von den Zuschauern geräumt werden konnten. Sowohl das Warenhaus „Nouvelles Galeries" wie das gegenüberliegende Hotel „Noailles" befinden sich an der jedem fremden Besucher bekannten und berühmten Hauptstraße des großen Mittelmeerhafens, der Canne- biöre, die von dem alten Hafen in das Stadtinnere führt. Eigenartigerweise sind gerade an der Stelle, wo der furcht bare Brand wütet, vor vier Jahren ebenfalls im Monat Oktober König Alexander von Jugoslawien und Außen minister Varthou ermordet worden. Es liegt wirklich wie ein Fluch über der freundlichen und sonnigen großen Stadt am blauen Mittelmeer, die allerdings schon seit langem in dem Ruf steht, der Unterschlupf für zahlloses gefährliches Verbrechergesindel aus aller Herren Ländern zu sein. Kommunistische Vranbsttstung vermutet In Paris werden bereits die verschiedensten Mut- matzungen über die Ursachen des gewaltigen Brandes laut. In weiten Kreisen der französischen Oeffentlichkeit äußert man den Verdacht, daß das Feuer auf Brand stiftung zurttckzuführen sei, und erinnert dabei an die scharfe Kampfansage, die an die Kommunisten erlassen wurde. Daladier bekennt sich zu Machen. Vcim Parteitag der Nadikalsozialistischeu Partei in Mar seille bekannte sich Ministerpräsident Daladier zn der Frie denspolitik von München. — Hier ein Bilötelegramm von der denkwürdigen Sitzung, die allen Hetzern in Frankreich die verdiente Abfuhr erteilte. iPrcsse-Hoffmann, Zandcr-Mnltiplcx-K.j MI slr IMier Offene Kampfansage an die Kommunisten - Innerpolitische Auswirkungen? Die große Rede Daladiers auf dem Nadikalsozialen Parteikongreß in Marseille, in der der französische Ministerpräsident ein klares'Bekenntnis zur Vereinbarung von München ablegte und außerdem deu Kommunisten den Kampf ansagte, wird von der französischen Oeffent- lichkcit als Wendepunkt der französischen Politik bezeichnet. Man erwartet als Auswirkung der Daladier-Erklärung weitestgehende innerpolitische Maßnahmen, darunter mög- Nchrnsalls die Aenderung des Wahlsystems und die Aluf- lösung der Kammer. Neues Wahlsystem? Im Nahmen einer nichtöffentlichen Sitzung nahm Daladier Gelegenheit, sich vor dem „Ausschuß der all gemeinen Politik" erneut zu äußern. Der Sonderbericht erstatter der halbamtlichen Havasagentur berichtet dar über, daß Daladier bewirt habe, daß nicht er die Initiative ergriff, die Kommunistische Partei anzugreisen, denn jeden Morgen würden er und sein Außenminister in dem offi ziellen Organ der Kommunisten, der „Humanste", als „Hitlerkncchtc und Handlanger des Kapitalismus" be zeichnet. Daladier erklärte weiter, daß eine Sammlung um die Volksfront herum und damit eine Erweiterung der pol'Ufcheu C undloge der Negierung wünschenswert gc- wefen wäre, aber diese Versuche seien gescheitert; vielleicht müsse man jetzt das Arrondissement-Wahl system aufgeben oder zumindest durch Abschaf fung des zweiten Wahlganges ändern, doch sei dies das Problem von morgen. Heule handele es sich darum, zu regieren. In wenigen Tagen werde das Land vor die von der Negierung beschlossenen „Maßnahmen des öffentlichen Wohls" gestellt. Eugens fordert ^autoritäre Republik^ Bei einem Essen der jungen Radikalsozia len wurde zum Ausdruck gebracht, daß Daladier und Bonnet in kritischen Stunden dem Frieden gedient und beute Anspruch auf die Dankbarkeit aller Franzosen haben. Tie Kommunisten wurden als Söldner des Auslandes bezeichnet. „Frankreich den Franzosen!" forderte einer der Redner; es gebe Gesetze, man möge die Gefängnisse füllen. Allein „eine autoritäre Re publik" werde ein starkes, geachtetes und glückliches Frankreich schaffen können. — Ein Senator rief unter jubelndem und nicht endenwollendem Beifall aus: „Wir werden sicherlich noch vor Ende des Parteikongresses die Freude haben, uns von der Volksfront zu befreien. Nieder mit der Volksfront!" Die Teilnehmer der Veranstaltung nahmen eine Entschließung an, in der sie mit Genug tuung von dem Bruch mit der Volksfront Kenntnis nahmen. Ende der Volksfront In der französischen Presse haben die Erklärungen Daladiers ein starkes Echo hervorgerufen. In Schlag zeilen wird immer wieder der Bruch mit den Kommu nisten unterstrichen, der das Ende der Volksfront bedeute. Die Kommunisten werden als Saboteure Frankreichs an den Pranger gestellt. Die halbamtliche Havas-Agentur erklärt, aus außenpoliti schem Gebiet scheine es in der Radikalsozialen Partei keine tiefen Meinungsverschiedenheiten zu gebe». Ter Friede sei durch das Münchener Abkommen gerettet worden: es sei daher die vorbehaltlose Zustimmung des Kongreßes zu der Haltung Daladiers und Bonnets zu erwarten. Der Ministerpräsident habe in seiner Eröffnungsrede eindeutig und offen mir einem der hauptsächlichsten Elemente der VolkSfronlbewegung. näm- lich mit der Kommunistischen Partei, gebrochen. „Maiin" betont, Daladier breche endgültig mit den Kom munisten. diesen Kriegshetzern und Saboteuren der Landes verteidigung. Daladier müsse aber in den Kulissen noch manche Intrigen zerstören. „Jour" erklärt, Daladiers Bruch mit den Kommunisten bedeute das Ende der Volksfront. Dala- dicr habe sogar die Kommunisten gewarnt, daß er ihnen, falls sie einen Gewaltversuch vorhätten, "zusammen mit der Armee und allen Kräften der Nation eine nicht weniger gewaltsame Unterdrückung cntgcgenstellen würde. Daladier unierbricht parteikongreß Die Sitzung des Radikal-Sozialen Parteikongresses, die um lö Uhr unter dem Vorsitz des früheren Außen ministers Delbos begonnen hatte, wurde angesichts des Weitere Regierungsumbildung? Kühle Aufnahme der neuen englischen Minister Die neuen Männer im britischen Kabinett haben in der Londoner Oeffentlichkeit eine zurückhaltende, ja zum Teil abweisende Haltung gefunden. Sowohl Lord Stanhope, der zum ersten Lord der Admiralität er nannt wurde, wie der neue Erziehungsministcr Earl de la Warr gelten nicht als die Männer, die das unein geschränkte Vertrauen des englischen Volkes haben. Aller dings sprechen die meisten englischen Zeitungen die Er wartung aus, daß diese beiden Neuernennungen im Kabinett nur der Beginn einer größeren Re gierungsumbildung seien, die aber erst nach dem Zusammentreteu des Parlaments erfolgen werde. Dreitägige außenpolitische Aussprache Es verlautet, daß sofort nach Beginn dcS Parlaments eine dreitägige außenpolitische Aussprache stattfinden werde, die Ministerpräsident Chamberlain mit einer aus führlichen Rede über die Außenpolitik der Negierung ein leiten werde. Abfuhr für Lloyd George Nachdem sich tags zuvor schon der konservative Unter hausabgeordnete Sir Henry Page-Croft mit Lloyd George beschäftig« hat, der in einer Rundfunkrede nach Amerika wieder einmal wildeste Hetze gegen die „totali tären Staaten" getrieben und die Politik des Minister präsidenten Chamberlain in der übelsten Weise ange griffen hat, erteilt nunmehr auch der britische Luftfahrt- minister, Sir Kingsley Wood, Lloyd George eine gehörige Abfuhr. Der Luftfahrtminister weist darauf hin, daß, wenn Lloyd Georges Politik in die Wirklichkeit um gesetzt würde, England jetzt in einen großen Krieg ver wickelt wäre. Der Minister sprach sich für eine Ver ständigung mit Deutschland aus und bezeichnete cs als Pflicht der Engländer, Chamberlains Bemühungen zu unterstützen. Auch der Gesundheitsministcr Elliot verteidigt in einer Rede Chamberlains Politik nnd fragt, ob ^s viel leicht besser gewesen wäre, wenn England in einen Krieg verwickelt worden wäre Wege«« einer Grenze, die auch nach den Angabe«« englischer Beobachter nicht hätte bei behalten werde«« können.