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Fünf deuisthe Wagen in Kroni Deutscher Autotriumph tn England So wie das Antorennjahr begonnen hatte, so endete es auch uni einem überzeugende» Sieg der deutschen Rennwagen: im Douingtonpnrk belegte» fünf deutsche Wagen die ersten Plötze. Sieger dieses letzten große» Preises der diesjährigen Saison wurde der Italiener Nuvolari auf Auto-Nnion vor dcu beiden Mercedes Benz Fahrern Lang und Seaman. Auf dem vierten Platz endete Müller auf Auto Union vor Ärauchitsch auf Mercedes-Benz. Das Startzeichen zu diesem letzten Autorennen gab der Herzog von Kent, der zusammen mit Korpsfllhrcr Hühnlein dem Nennen beiwohnte und vor dem Start sich von dem Mcrccdcs-Vcuz-Fcihrcr Seaman in einer schnellen Runde über die Strecke fahren lieh. Vom Start weg führte Nuvolari vor d.n drei Mercedes Bcuz-Fahrcrn Seaman, Lang und v.!i Braucki^ch, bis sich Müller auf Anto-Union auf den zweiten Platz schob und schlicglich in der 26. Runde, als Nuvolari au der Box halten muhte, die Führung übernahm. Lange gab Müller die Führung nicht ab, bis ihn Lang, gefolgt von Nuvolari, von der Spitze verdrängte. In der 67. Runde fehle dann der Italiener znm Vorstob auf den Merccdes- Nenz-s ahrcr an, und in der 76. Runde glückte Nuvolari sein Vorhaben, als Hermann Langs Windschutzscheibe zersplitterte und Laug nicht mehr ganz mittam. In den letzten zehn Runden änderte sich ine Reihenfolge nicht mehr, in der Zeit von 3: 66 :22 Llunden be.udele Italiens „Ehamvionifsimo" Tazio Nuvolari das letzte grosse Autorennen der Saison vor Hermann Lang, der 3:68 S.unden brauchte. Eine Runde zurück endeten Richard Seaman, Hermann Müller nud Manfred von Vrauchilsch. Erst sechs Runden zurück trafen die beiden Eng länder Dobson und Cotton ein, und eine weitere Runde zu rück kam der Engländer Connell ein. Tie drei Engländer fuhren Era Wagen nnd sicherten sich den Mannschaflspreis. Triumph der deuWen Gewichtheber Der Preis des Führers fällt an Deutschland. Unter der Teilnahme von neun Nationen werden in Wien die Weltmeisterschaften im Gewichtheben ausgelragen, die schon an den ersten Tagen einen grohartigcn Erfolg unserer Heber sahen. Schon die erste Entscheidung im Federgewicht brachte Deutschland durch den Titelverteidiger Georg Liebsch auch die erste Weltmeisterschaft ein. Des Düsseldorfers Gesamt leistung betrug 365 Kilogramm vor dem Italiener Bescape. Auf dem dritten Platz endete unser zweiter Mann, der Wiener Richter. Die Meisterschaft im Leichtgewicht war, wie erwartet, dem Amerikaner Terlazzo nicht zu nehmen, der auf 356 Kilogramm kam vor dem Aegypter Alia <342,5 Kilogramm) und den beiden Deutschen Schwietalle und Jansen (je 332,5 Kilogramm). Auch der zweite Tag brachte neue deutsche Erfolge. Am erfreulichsten ist der Sieg des Esseners Wagner, der im Mittelgewicht den ersten Platz mit Beschlag belegte, und viel leicht noch schöner ist der zweite Platz von Ismayr, der den amerikanischen Weltmeister Terpak aus den dritten Platz verwies. Im Halbschwergewicht stellte Amerika mit dem 18jährigen Davis den Sieger vor dem Wiener Haller und den, französischen Olympiasieger Hosttn. Damit hatten unsere Heber sich bereits einen derartigen Punktvorsprung erkämpft, daß ihnen der Ehrenpreis 'des Führers nicht mehr zu nehmen ist. Opferlag -es Sports Der Reichssportführer von Tschammer und Osten hat sämtliche Sportler zum Einsatz für das Winterhilfswert aufgerusen. In dem Ausruf heißt es u. a.: Das Jahr 1938, das Jahr Großdeutschlands, hat durch die weltgeschichtlichen Taten des Führers die Brüder und Schwestern der Ostmark und des Sudetengaues wieder heim ins Reich geführt. Wir sind stolz darauf, daß es nicht zuletzt Turner und Sportler gewesen sind, die in dem Volkstums- kamps der zum Vaterlande Heimgekehrten in erster Linie ge standen haben. Zu dem nun bevorstehenden Kampf des WHW. gegen Hunger und Kälte hat uns der Führer Leid und Opfer unserer Brüder und Schwestern vor Augen gestellt, die sie im Kampfe um ihr Deutschtum und um ihr nationalsozialistisches Be kenntnis erduldet haben. Mit freudigem Sinn nimmt der Deutsche Ncichsbunb für Leibesübungen den Nus des Führers aus. Neben dem persönlichen Opser jedes einzelnen steht auch in diesem Jahre wieder das Opfer der Gemeinschaft, denn jeder einzelne Verein wird im Laufe des Winters wenigstens eine seiner Veranstaltungen in den T ist des Opserwerkes der Nation stellen. Alle Fachgebiete des NDL. rufen zum Opfcrtag. Gerade In diesen, Jahre gilt es für die deutsche Turn- und Sportbewegung vermehrt, die Not zu lindern und gleichzeitig unseren Dank abzustatten für die Treue, die unsere Brüder und Schwestern der Ostmark und des Sudctenlandcs dem Führer und der Nation bewiesen haben. Von der Neichssportsührung sind u. a. folgende Opfer tage festgesetzt worden: 6 November «Handball!, 16. November «Fußball», 27. November bis 3. Dezember «Eis sport), ll. und 12. Februar (Turnen). 5. März (Radsport,, 11 bis 19 März «Kegeln», 19. März (Skisport und Hockey». 9. bis 25. März «Boxen» und 2. April «Nndern». Kein fester Termin ist für die Leich»,itbletik festgesetzt worden. Die Ange hörigen dieser Sporiar, stellen sich im Lause des Winterhalb jahres für Sammlungen bei Tagungen nnd geselligen Vcrcm- staltungcn zur Verfügung. Das Jagdrennen der Dreijährigen In Karlöhorst, das bei schönstem Wetter große» Besuch zu verzeichnen hatte, brachte den etwas überraschenden Sieg Mentors «Wolff» vor der savo- risicnen Herzogin (Flielh, uiid Mustafa. Tol.: 73, Pl.: 15, Besselmanu schlug Frank Hough k o. Im Berliner Sportpalast schlug der deutsche Mittel- gewichtsmeistcr Josef Bcssclmaun dcu cuglischcn Halbschwcr- gewichtler Frauk Hough in der dritten Runde k. o. Der Eng länder reklamierte Ticsschlag. Die Untersuchung durch den Ningarzt konnte jedoch kein Foul des deutschen Meisters fest- stellen, so daß Besselmanu zum k. o.-Sicger erklärt wurde. In den Nahmeutümpsen schlua Exmeister Witt den Potsdamer Halbschwergewichtler Przybilsky nach Punkten. Ebenfalls nach Punkten gewann im Schwergewicht Estlands Meister Harry Weber gegen den Münchener Kurt Haymann Nollhockcyturnier des Friedens. Der Stuttgarter Schlitt schuh. und Nollsportklub bat die an der historischen Münchener Viercr-Besprcchnng beteiligten Nationen zu einem „Turnier des Friedens" eingeladen das am 11. und 12. November tn Stuttgart stattkinden soll HlM, MtsW mb NkW Amtliche Berliner Notierungen vom 22. Oktober (Sämtliche Notierungen ohne Gewähr) Berliner Wertpapierbörse. Am Aktienmarkt war das Geschäft still. Die Kurse waren nicht ganz einheitlich. — Am Nentenmarkt war Altbesitzanleihe bei Beginn Wieder 131.16. unverändert auch Neichsbahn-Vorzugsaktien. MH M Fer« Autofirafte zu Deutschlands höchstem Dorf. Nach Ober ging l, dem höchstgelegenen deutschen Dorf (1927 Meter) am Ende des Oetztales und einem der bekanntesten Wintersport- Plätze Tirols, wird zur Zeit eine 16 Kilometer lange, 4'/, Meier breite Autostraße gebaut, ans der im Winter ein Naupen- schlepperverkehr eingerichtet werden soll. Ein Stück der Straße ist bereits befahrbar. NeuitzLreußische Forstschule. Infolge nicht geeigneter Lage und unzureichender Gebäude wurde die preußische staatliche Forstschule in Steinbusch aufgehoben. Die Entscheidung über die Neuerrichlung dieser preußischen staatlichen Forstschule ist nunmehr gefallen. Sie wKd in Driesen a. d. Netze ihren Sitz erhalten. Deutsche Eislausmristerin heiratet. Die deutsche Meisterin von 1936. im Eiskunstläufen, Viktoria Ltndpaintner. wurde in München mir Count Heribert Toerring-Iettenbach getraut. Viktoria Lindpaintners Gatte ist mit der Herzogin von Kent verschwägert, so daß die Münchnerin Mitglied des eng lischen Königshauses wird Erstes WHW. Wunschkonzert dcS NelchSscndcrs Leipzig am 27 Oktober 1938. versäumen Sie den Termin nicht! Eine Spende für duS WHW. und Sic können sich Ihre Lirblingsmelodie wün schen oder Glückwünsche nud Grüße durch den Nnndsnnk bestellen Notieren Sic: Nclchsseuder Leipzig, Leipzig C 1, Markt 8. Schlechte Strohe wurde Lebensretter. Beim Hochzetts- schmaus in einem Torfe in Westfalen blieb einer Frau ein Stück Fleisch un Hälfe stecken. Ta die Frau in höchster Lebensgefahr schwcbie, wurde sie iu ein Auto gepackt, um zum Arzt zu gelangen Tie Siraße hatte viele Schlaglöcher, aber für Vie Frau war Vies belle Medizin Eine besonders starke Erschütterung löste den Flcischbroc'm. nus in bester Slim muug konnte der Hochzcitsfchmans anschließend songelctz' werden . Dänemarks größte Zuckcrsabr" niedcrgebrannt. Die Zucker^ fabrikcn in Nakskov auf Laalaud siud vou einem Branoe hcimgcsuchl worden, durch deu fast das ganze Werk zerstört wurde. Tas Feuer kam iu der Zuckerkocherei aus. die mit einer Länge von MO Meier nnd einer Breite von 80 Meter bei 20 Meter Höhe als die größte Europas galt. Auch die Maschiuenhalle und das Elcktrizitäistverk wurden ein Raub der Flammen. Das Unglück ist nm so schwerer, als gerade jetzt die Bearbeitung der Nübenerme tn vollen, Gange war. Amerika will Einkommensteuer um 10 v. H. erhöhen. Zur Finanzierung des von Präsident Roosevelt angekttndigten er weiterten Ausrüstungsprogramms wird in Schatzaintskreiscn eine zehnprozemige Erhöhung der Einkommensteuer neben anderen Deckungsmöglichleiten ernstlich erwogen. Die Steuer erhöhung soll das Einkommen von Einzelpersonen wie Gesell schaften erfassen und im Bewilligungssall auf ein oder zwei Jahre begrenzt werden. Auf der Grundlage der diesjährigen Voranschläge würde sich eine zusätzliche Einnahme von 200 Millionen Dollar ergeben. Mio-MMu Dienstag, den 28. Oktober. _ Dentschlandseuder. 6.10*Eine kleine Melodie. 6,30 Kon zert. 7.00 Nachrichten. 10.00 Das tapfere Herz. 10.80 Fröh licher Kindergarten. 11.30 Dreißig bunte Minuten. 12.00 Konzert. 13.45 Nachrichten. 14.00 Allerlei — von Zivei bis Drei. 15.00 Wetter, Markt, Börse. 15.15 Beliebt« Operetten melodien. 16.00 Musik am Nachmittag. 17.00 Die Butter jungfer von Zerbst. Sage. 18.00 Deutsches Volk in der Zips. 18.80 Sudetendeutsche Komponisten. 19.00 Deutschlanbecho. 19.15 Melodie der Straßen. Hörfolge. 20.00 Nachrichten, Wetter. 20.10 Die geheimnisvolle Tür. Szene. 20.40 Or- chcsterkonzert. 21.00 Politische Zeitungsschau. 22.00 Tages-, Wetter-, Sportnachrichten, Deutschlanbecho. 22.30 Eine kleine Nachtmnsik. 23.00 Bunte Klänge. 23.35 Schwedische Sommer nächte. Leipzig. 5.50 Nachrichten, Wetter. 6.10 Gymnastik. 6.30 Konzert. 7.00 Nachrichten. 8.00 Gymnastik. 8.20 Kleine Mu sik. 8.30 Konzert. 10.00 Nundfunkbericht. 10.30 Wetter. 11.35 Heute vor ... Jahren. 11.40 Bom tätigen Leben. 11.55 Wetter. 12.00 Konzert. 18.00 Nachrichten, Wetter. 14.00 Nachrichten, Börse, Musik nach Tisch. 15.20 Bom Naum burger Dom zur Fränkischen Krone. 15.40 Kauf dir die Welt für eine Mark. Erzählung. 16.00 Nachmittagkonzert. 1?!00 Wetter, Wirtschaftsnachrichten, Marktbericht. 18.00 Das mitteldeutsche Volkstum. 18.20 Klaviermusik. 18.40 Reise erlebnisse in Rumänien. 19.00 Deutsche Blasmusik. 19.56 Umschau am Abend. 20.00 Nachrichten. 20.10 Das interessiert auch dich! 22.60 Nachrichten, Wetter, Sport. 22.30 Musik zur Unterhaltung. 24.00 Nachtkonzert. Gefahr um Bianca Roman von HaraldBaumgarten. 33. Fortsetzung. „Jette," rief sie leise, und ihr liebes Gesicht sah rtcy- tig schelmisch aus unter der weißen Krone ihrer Haare, „weißt du, Jette, es könnte doch vielleicht — jedenfalls, der Karojunge — es ist die Eliickskarte, sagst du?" Jette strahlte sie an. „Elücksjunge, Frau Professor. Allerdings nur, wenn er unter bestimmten Voraussetzun gen liegt. Ich muß Ihnen das mal genau erklären. Sehen Sie, wenn auf dem Häufchen ,was mir nicht entgeht' die Herzdame liegt, und dann..." Aber Frau Fanning machte schnell die Tür wieder zu. Das geht zu weit, dachte sie — am Ende fange ich wirklich an, mir von der alten Jette die Kunst des Kartenlegens zeigen zu lassen! Weil die Tage ablaufen in ihrem regelmäßigen Gleich maß und unentwegt sich aneinanderreihen, ob man sie be schleunigen oder ihren Lauf verlangsamen möchte — kam auch der Tag heran, an dem die kleine Bianca die Frau von Doktor Peter Fanning werden sollte. Der Tag kam und hing in märchenhafter Klarheit über Blankenese und dem Strome. Einer jener köstlichen Herbsttage, die wie eine Erfüllung aller Sommerwünsche wirken, weil die Ruhe und die Beständigkeit in ihnen ist und die große Reife. Mit diesem Tage kam eine große Unruhe und eine wir belnde Hast in das eseuumsponnene Häuschen in Blankenese. Als allererste an diesem Morgen kam Fräulein Viel haben an. In cin^m schwarzen Kleide, das die Arme frei- ließ, und mit kurzen schwarzen Handschuhen. Sie kam in einer Taxe an und lief den Weg zuin Hause so schnell hin- auf, daß niemand sie begrüßen konnte, bevor sie die Schwelle erreicht hatte. Ein großes Paket trug sie unter dem Arme, darin war ihr Hochzeitsgeschenk. Fräulein Vielhabcn war eine Jugendfreundin von Frau Professor Fanning — schon etwas der Welt entfrem det — sie lebte in einem Stift und war — weil man doch keinerlei Aussehen wünschte — zur Trauzeugin erkoren worden. Aber weil sie von den eigentlichen Zusammenhän gen nichts wußte und auch von redseliger Natur war, brach ten ihre Glückwünsche, die sie eifrig sich ausgedacht, ja so gar einstudiert hatte, eine gehörige Verwirrung hervor. Denn sie redete etwas von üderseligem Glück, ewiger Liebe und vielen lieben Kinderchen — kurz, sie erwähnt« alle» das, was man bei dieser Hochzeit eigentlich nicht hätte sagen dürfen. Punkt z^n Uhr kam der Bräutigam mit einem Stu- ^iAMundrW. det gl, zweiter Lr-uzeug« fMLl»r«yLMtL Peter Fanning sah sehr elegant aus, sehr ernst, fast etwas blaß. In der Hand hielt er einen Strauß roter Ro sen. Er überreichte ihn Bianca mit einer tiefen Verbeu. gung; denn er wußte nicht, was er sagen sollte, als er sie in dem weißen Kleide dastehen sah. So sremd, so zierlich — und zugleich hokeitsvoll wirkte sie. Sie dankte ihm mit einem leichten Händedruck, und für Sekunden iiberflammte ihr Gesicht ein dunkles Rot. Der Trauzeuge, Doktor Mül ler, küßte ihr die Hand, und weil ihn eine seltsame, bei nahe peinliche Stimmung, erfaßte, sagte er, er beneide sei nen Freund Peter. Worauf Frau Fanning lächelte. Dann stand man im Wohnzimmer herum, und nie mand fand den Anfang zu einem Gespräch. Doch da platzt« Jette herein. Und mit ihrem Erscheinen löste sich der Bann. Denn Jette hatte ein safrangelbes Kleid an. Und Jette in einem safrangelben Kleide war ein Erlebnis, das selbst den griesgrämigsten Hypochonder zu einem Schmunzeln gebracht hätte. Den lebenslustigen Doktor Müller aber überwältigte ihr Anblick derart, daß er seine Heiterkeit nur in einem geschickt markierten Hustenanfall ersticken konnte. Und selbst um Frau Fannings Mundwinkel zuckte es bedenklich. Jette aber — weit davon entfernt, zu ahnen, daß ihr Erscheinen eine heitere Stimmung ausgelöst habe — ver kündete mit Stolz und Würde — einer Würde, die ihr das nagelneue Safrangelbe verlieh — daß die Wagen vo-ge- fahren seien. Peter bot Bianca den Arm, und der Zug setzte sich in Bewegung. Selbstverständlich hatte sich eine Menge Kinder einge funden, die diesen Zug bestaunen wollten. Auch verschie dene Erwachsene. Denn diese Hochzeit war für Blankenese immerhin ein Ereignis. Sie umdrüngten den Zaun und sperrten den Fußweg, über den der Hochzeitsdiener einen Läufer gebreitet hatte. Peter und Bianca war alles dies peinlich, und sie hiel ten die Blicke zu Boden gesenkt. Sahen daher auch nicht das elegante junge Paar, das auf der anderen Seite der Straße stand und wie zufällige Zuschauer wirkte. Außerdem wären ihre Gesichter auch nicht in ihrem Gedächtnis hasten geblieben; denn der junge, schlanke Mann hatte eine dunkle Brille auf, als vcr'mge er die Sonne nicht. Die Dame trug einen großen Hut der ihr Gesichl völlig beschattete. Es eine wundervolle Glaskutsche — diese Vraut- kutsche des ersten Unternehmens, das für solche Feiern in Hamburg zuständig ist. Der Diener schlug den Wagenschlag zu. Der Kutscher knallte mit der Peitsche. Die munteren, ungeduldigen Pferde zogen an. Der Wagen rollte davon - dem nahen Standesamts zu. Dann hielt der Wimen vor dem Standesamt, dem Rathaus« in diesem Falle, in dem der Bürgermeister die Trauung vornehmen sollte. ' In dem nüchternen Vorzimmer faßen Peter und Bi anca. Sie hielt den Strauß roter Rosen im Arme, und er; fah zu Boden. Neben sie setzten sich die Trauzeugen, gegen über Frau Fanning und Jette. Ein junger Mensch erschien. Es war der Schreiber, und er erklärte, der Herr Bürgermeister habe eine wichtig» Sitzung — ganz unerwartet — und es könne noch ein Weilchen dauern, die Herrschaften möchten sich gedulden. Das war keineswegs angenehm. Jette bekam einen gewaltigen Schrecken, als sie darah dachte,-was das Aushilfsmädchen wohl in der Küche an stellen würde, ob es auch nichts würde anbrennen lassen- Vor Ungeduld scharrte sie mit den Füßen und bekam einen feuerroten Kopf, was den etwas übermütigen Dok tor Müller veranlaßte, wieder zu seinem Taschentuchs zu greifen. Dann erschien der Schreiber wieder und bat die Herr« schäften in das Zimmer, in dem der Bürgermeister dts Trauungen vornahm. Es war der Sitzungssaal des Rathauses, ein feierliches Rund mit hohen, glasbemalten Scheiben. Das Brautpaar setzte sich vor den Tisch, der an detz Wand entlang lief, die Zeugen hinter sie, und Frau Fan»»! ning und Jette nahmen auf den Bänken Platz, auf denert sonst die Stadtverordneten saßen. Eine Tür wurde ausgerissen und der Bürgermeister kam herein. Unter dein Arm hielt er die Akten und seist Gesicht zeigte noch deutlich den Aerger, den ihm die un!« erwartete Sitzung bereitet hatte. ! Just in diesem Augenblick war die Sonne so hoch ge stiegen, daß sie durch die glasbemalten Scheiben des Saa les fluten konnte. Nun warf sie ein breites, funkelndes Band in den Saal, ein Band, das den Kopf der Braut wi^ in flüssiges Gold tauchte und die alte Jnkakette sprühen ließ, als hab« sie ein eigenes und tiefes Leben. Als wolle sie künden von den Jahrhunderten, die sie schon gesehen, von dem Könige, dem sie gehört und dessen Erdenwallest schon längst Sage geworden war. Von den vielen Frauen/ die sie geschmückt, von den vielen Tränen und dem vielest Glück, das sie miterlebt hatte! Sie gleißte in so berückender Weise und mit so inlenz sioem Schimmer, daß der Bürgermeister für Sekunden dl« Augen schloß, weil er dieses machtvolle Glänzen nicht en txp n konnte. - Wie er dann die Augen aufmachte, sah er Bianca <Nc Und er schwieg. So ties ergriff ihn, den nüchternen Manni der eben von einer unerfreulichen Sitzung kam, in der eß Streit und Hader gegeben hatte, der Anblick Kieses Midi chens. Der Bürgermeister stellt die Fragen, die er schon huiy dertmal stellt« und die monoton aus seinem Ätunde«. men. (Fortsetzung folgtj'