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KONGRESS-SAAL DEUTSCHES H Y G I E N E - M U S E U M ZUR EINFÜHRUNG Freitag, den 12. Januar 1968, 19.30 Uhr Sonnabend, den 13. Januar 1968, 19.30 Uhr Sonntag, den 14. Januar 1968, 19.30 Uhr 4. PHILHARMONISCHES KONZERT Dirigent: Lothar Seyfarth Solist: Siegfried Rapp, Weimar, Klavier Joseph Haydn 1732-1809 Sinfonie Nr. 92 G-Dur (Oxford-Sinfonie) Adagio — Allegro spiritoso Adagio Menuett Presto Lucijan Marija Skerjanc Klavierkonzert für die linke Hand geb. 1900 Lento Calmo e sentito Allegretto Moderato rapsodico Erstaufführung Maurice Ravel Klavierkonzert für die linke Hand in einem Satz D-Dur 1875—1937 Lento — Allegro — Lento/Allegro Zum 30. Todestag des Komponisten am 28. Dezember 1967 Jakov Gotovac geb. 1895 Sinfonischer Kolo op. 12 Zum ersten Male PROF. SIEGFRIED RAPP, Schüler von R. Teichmüller und A. Rohden an der Leipziger Musikhochschule, verlor 1943 infolge einer Kriegsverwundung den rechten Arm, was seine erfolgreich begonnene Pianistenlaufbahn jäh unterbrach. Mit bewundernswerter Energie erarbeitete er sich jedoch mit der linken Hand eine Spezialtechnik, dank derer er bald zu einem hervorragenden, im In- und Ausland geschätzten Interpreten der linkshändigen Klavier literatur wurde. Konzertreisen führten den Künstler, der an der Franz-Liszt-Hochschule Weimar eine Klavierklasse leitet, u. a. nach Westdeutschland, der Schweiz, der UdSSR, CSSR, Rumä nien, Italien, Österreich, Ägypten und Jugoslawien. Mit der Dresdner Philharmonie musizierte er bereits in den Jahren 1955, 1958 und 1961. Joseph Haydns Sinfonie Nr. 92 G-Dur wurde im Jahre 1788 für Paris komponiert, gelangte aber dort infolge der revolutionären Ereignisse des folgenden Jahres nicht zur Uraufführung, die erst 1791 in Oxford erfolgte, als dem Komponisten von der dortigen Universität die Ehrendoktorwürde verliehen wurde. Daher erhielt das Werk, das nicht nur zeitlich, sondern vor allem wert mäßig in der Nähe der „Londoner Sinfonien" steht, die Bezeichnung „Oxford- Sinfonie". Für seine Grundstimmung sind elegische, ja schmerzliche Züge be stimmend. Schon in der ruhevollen, gelassenen Adagio-Einleitung des ersten Satzes deutet sich das an. Dem erregten, grübelnden Allegro-Hauptthema| gesellt sich ein beschaulicher zweiter Gedanke hinzu, der dafür sorgt, daß de, Ernst nicht durchweg dominiert, so etwa in der breit angelegten Coda. Nach dem konfliktreichen ersten Satz berührt das Adagio mit seinem friedvollen Lied thema trostvoll und freundlich. Nur ein drohender Moll-Mittelsatz verdüstert vorübergehend die Situation. Auch das Menuett ist nicht harmlos heiter wie sonst oft bei Haydn. Das Trio spiegelt sogar Unentschlossenheit und Resigna tion wider. Doch das Finale stellt das Gleichgewicht wieder her. Sein lustiges, spritziges Hauptthema wird voller Schwung und Elan und mit kontrapunktischer Meisterschaft durchgeführt. Lucijan Marija Skerjanc, einer der namhaftesten Komponisten Slo weniens (SFR Jugoslawien), der u. a. mit verschiedenen Sinfonien, Streicher suiten, Konzerten, Kammermusiken, Kantaten, Chören und Liedern erfolgreich hervorgetreten ist, wurde 1900 in Graz geboren. Nach Studien in Wien (bei J. Marx), Paris (bei d’lndy) und Basel (bei F. Weingartner) unterrichtete er in den zwanziger Jahren am Konservatorium in Ljubljana und wurde 1944 Professor für Komposition an der dortigen Musikakademie. Außerdem war er 25 Jahre lang als Dirigent tätig und verfaßte auch Kritiken, Essays sowie Bücher über Kompositionstechnik, Harmonielehre und Kontrapunkt. In seinen Kompositionen verschmilzt Skerjanc spätromantische Elemente mit impressionistischen Farb werten und gelegentlich folkloristischen Anklängen. Ende der fünfziger Jahre begann er sich mit Problemen der Zwölftontechnik auseinanderzusetzen. Das Klavierkonzert für die linke Hand schrieb Skerjanc im Jahi^ 1963 auf Anregung von Siegfried Rapp, für den schon G. Weiseke, J. P. Thilman und D. Nowka Konzerte geschrieben hatten und der 1956 das 1931 von Pro kofjew für den einarmigen Pianisten Paul Wittgenstein komponierte vierte Klavierkonzert in Berlin zur Uraufführung brachte. Das Klavierkonzert von Skerjanc gelangte am 23. April 1964 durch Siegfried Rapp und das Orchester des Meininger Theaters unter Olaf Koch zur Uraufführung. Der Komponist schreibt über die vier knappen und kontrastreichen Sätze des Konzertes: „Der erste Satz ist auf einem rhythmisch markanten, chromatischen Thema auf gebaut. Es wird vom Soloklavier in einer langsamen Einleitung vorgetragen. Schon nach fünf Takten belebt es sich. Im weiteren Verlauf des Satzes werden einzelne Motive dieses Themas variiert und zum Höhepunkt geführt. Nach einer virtuosen Kadenz rufen die Trompeten nochmals das Thema des Satzes in un veränderter Form ins Gedächtnis zurück. Vom Orchester wird es abgewandelt. Eine große, chromatische Steigerung beschließt den Satz.