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Zschopauer Tageblatt und Aageiger Sonuabenb, den 17. September 1SSS Nr. Chamberlain berichtet Kem Kabinett Auch Lord Auncimau irr Lon-o« Chamberlain Sei seiner Ankunft auf dem Obersalzverg zu einer Besprechung mit Sem Führer «nS Reichskanzler. — Links: Generaloberst Keitel. (Presse-Hoffmann, Za»der-Multipl«r-K.), Rach der ersten Aussprache zwischen Chamberlain und Dm Führer auf dem Obersalzberg ist der englische kremienninister am Freitag wieder nach Loudon zurück- Kekrhrt, «m dem Kabinett Bericht zu erstatten. Auch Lord Runciman ist auf Einladung Chamber lains, begleitet von Mr. Ashton-Gwatkin, für einige Tage tzrach London zurückgekehrt, um an de« Kabinetts- Besprechungen über die Berchtesgadener Aussprache teilzu- Pehmen. Inzwischen hat Lord Runciman an alle Parteien und -Sersonen appelliert, sich jeder Aktion zu enthalten, welche «« bestehende Lage erschweren könnte, solange das Er« tzebnts der weiteren in naher Zukunft zwischen dem briti schen Premierminister und dem Führer beabsichtigten Be sprechungen schwebt. Chamberlains Rückreise Ler Ministerpräsident bewunderte die Schönheit der Autobahnen. Bet seiner Abreise von Berchtesgaden wurde der eng lische Premierminister von Reichsminister von Ribbentrop begleitet. Zum Abschied war im Auftrage des Führers der Chef der Präsidialkanzlei, Staatsminister Dr. Meißner, er- schienen. Ferner gaben der britische Botschafter in Berlin Sir Neville Henderson, Staatssekretär Freiherr von Weiz. Acker und der Chef des Protokolls Freiherr von Dörnberg Sem britischen Premierminister das Geleit bis München. Als die Wagenkolonne hinter Reichenhall die R e ich S- Kutobahn erreichte, lag das breite Doppelband im Mönsten Sommersonnenschein. So erlebte der englische Maatsmann die ganze Schönheit dieser unvergleichlichen Landschaft. In dem schönen Rasthaus am Chiemsee, das Pner Klrzen Besichtigung unterzogen wurde, grüßten die »ghlreichen Gäste den englischen Staatsmann, der ihnen penndlich dankte. InMünchen ging die Fahrt am Haus der deutschen Arnst vorbei zur Feldherrnhalle und dann zum Königlichen Platz, wo die Wagen für kurze Zeit verlassen wurden. Der Aietchsaußenminister gab dem britischen Premierminister tine Erläuterung der Bauwerke des Dritten Reiches. Um 12 Uhr mittags traf der englische Staatsmann hüt dem Reichsaußenminister wieder auf dem Flughafen Öberwiesenfeld ein, wo ihn mit zahlreichen Vertretern des Staates und der Bewegung eine vielhundertköpfige Menschenmenge zur Begrüßung erwartete. Ministerpräsident Chamberlain gab während der zweistündigen Fahrt wiederholt seine Bewunderung über die herrlichen Autostraßen des neuen Deutschland und über die vielgestaltigen Schönheiten des oberbayerischen Berg landes Ausdruck. »Hoffentlich bald neue Besprechung^ Unmittelbar vor seinem Abflug sprach der englische Ministerpräsident Chamberlain in einer auf alle englischen und amerikanischen Sender übertragenen Reportage des Reichssenders München einige Sätze in englischer Sprache. Er gab dabei seiner Genugtuung Ausdruck, die ihn erfüllt habe angesichts des sehr herzlichen Emp fanges, der ihm nicht nur von der Neichsregierung, sondern auch durch die Bevölkerung zuteil geworden sei. Er fliege jetzt nach seiner langen Unterredung mit dem Führer und Reichskanzler wieder nach London zurück. Er hoffe, nachdem er mit seinen Kollegen vom britischen Ka binett Rücksprache gehalten habe, recht bald eine neue Besprechung halten zu können. „Auf Wiedersehen" Vor dem Flugzeug verabschiedete sich der Minister präsident von den englischen und deutschen Herren mit kräftigem Händedruck und sprach dann in das Mikrophon des Reichssenders München noch einige englische Worte, die er mit den deutschen Worten schloß: „AufWteder- sehen!- Bereits in der Kablne stehend, stellte sich Ministerprä sident Chamberlain freundlich lächelnd noch dem Kreuz feuer der Photographen. Dann rollt« die Maschine unter den Heil-Rufen und dem Winken der Menge an und ent schwand in nördlicher Richtung. Sie Aussprache aus dem Oversalzberg Chamberlain über den Besuch beim Führer. Ministerpräsident Chamberlain wurde bei seiner Ankunft in London von den Hochrufen der Menge jubelnd begrüßt. Nach dem Verlassen des Flugzeugs erklärte er: „Ich bin schneller wieder zurückgekehrt, als ich angenom men hatte. Ich hätte die Reise genießen können, wenn ich nicht zu beschäftigt gewesen wäre. Ich habe eine lange Unterredung mit Herrn Hitler gehabt. Es war eine offene, aber freundfchaft- licheAuSsprache, und ich bi« darüber zufrieden, daß jeder von uns jetzt voll versteht, was der andere meint. Sie werden natürlich nicht von mir erwarte«, daß ich mich jetzt über das Ergebnis dieser Unterredung äußere. Alles, was ich jetzt zu tun habe, ist, mit meinen Kollegen Rück sprache zu nehmen, und ich gebe den Rat, nicht voreilig einen «nauthoristcrten Bericht dessen, waS sich i« de» Unterredung abgespielt hat, als wahr hinzunehmen. Ich werde mit meinen Kollegen und anderen, beson ders mit Lord Runciman, die Unterredung erörtern. Später, vielleicht in einigen wenigen Tagen, werde ich ein« weitere Aussprache mit Herrn Hitler haben. Dieses Mal aber, so hat er mir gesagt, beabsichtigt er, mir auf halbem Wege entgegenzukommen. Herr Hitler wünscht, einem alten Mann eine so lange Reise zu ersparen.- Unmittelbar nach seinem Eintreffen wurde dem Ministerpräsidenten ein Brief desKöntgS ausgehän- digt, der durch einen Sonderboten zum Flugplatz geschickt worden war. Beginn der Beratungen Premierminister Chamberlain, Außenminister Lord Halifax und Lord Runciman nahmen sofort die ver traulichen Besprechungen auf. Chamberlain betont Herzlichkeit des Empfanges in Lentrchland Wie Reuter aus Köln berichtet, hat Ministerpräsi dent Chamberlain während seiner Zwischenlandung einem Sicutervertreter gesagt, daß er für die Aufnahme sowohl in Köln als auch überhaupt in Deutschland sehr dankbar sei. Er sei über die Wärme dieses Empfanges erstaunt gewesen. WW ElldeteudeMe in Amerika all Konrad Henlein: Der Bund der Sudetendeutschen in Amerika hat an Konrad Henlein nachstehendes Telegramm gerichtet: „100 000 Sudetendeutsche in Amerika hoffen auf die Bereinigung ihrer alten Heimat mit dem deutschen Mut terland und erklären sich für den Anschluß an Groß deutschland. Wir bekunden Ihnen als Leiter der Geschicke unserer alten Heimat daS vollste Vertrauen." Scharfer Protest Ungarns in Prag Amtlich wird mitgctcilt, daß die ungarische Regierung wegen der tschechischen Mobilisierung an Ungarns Gren zen scharfen Protest bei der Prager Regierung ein- gelegt hat. Wie weiter von maßgebender Stelle bekannigegeben wird, seien die Maßnahmen an der ungarischen Grenze durch nichts begründet nnd wenig geeignet, die Ruhe und Ordnung anfrechtzuerbatten. Sudetendevtiche Flüchtlinge in der Heimat Erschütternde Bilder auf dem Dresdner Hauptbahnhof Dresden ist zu einem Hauvtsammelplatz sudelendeut scher Flüchtlinge geworden. Jeder Zug, der von der Grenze im Dresdner Hauptbahnhof einläuft, bringt Hun derte von Sudetendeutschen. Seit Donnerstag nachmit tag reißt der Strom nicht ab. In der Polizeiwache dcS Hauptbahnhofes wurde von der NSV. schnellstens eine Auskunftsstation eingerichtet. Jeder findet dort Hilfe und erhält Bescheid. Es bedarf keiner Erwähnung, daß zahlreiche Dresdner sich sofort nach Bekanntwerden der Nachrichten vom Eintreffen der Sndetendeutschen nach dem Hauptbabnhof begaben nnd Privatquartiere bereitstellten. So ist kaum eine halbe Stunde nach dem Eintreffen eines Zuges vergangen, bis alle Flüchtlinge untcrgebracht sind. Knrz nach Mitternacht ist wieder ein Zug eingelaufen. Unübersehbar ist die Masse der Sude lendeutschen, die allein in Dresden bis zu dieser Stunde angekommen sind. Mit brutaler Gewalt aus der Heimat verdrängt, ein hartes bitteres Los. DaS Vertrauen zum deutschen Mutterland und zu feinem Führer läßt sie eS leichter ertragen. Sie wissen, daß 75 Millionen mit heißem Herzen ihr Schicksal ver folgen. Sie wissen, daß der Führer zu ihnen steht. Voll Vertrauen folgen sie den Helfern der NSV. zu ihrem vorlänfigen Nachtquartier. Sie sind in Deutschland, sind einer Hölle entronnen. Sie wollen nicht ans Seitliche We-en Slowakische Soldaten kamen über die Grenze Elf tschechisch-slowakische Soldaten der slowakischen Volksgruppe überschritten die Grenze in Südmähren und stellten sich den reichsdeutschen Behörden. Sie gaben an, daß man sie gezwungen habe, mit den tschechischen Sol daten kommunistische Lieder zu singen, was mit ihrem christlichen und nationalen Gefühl unvereinbar fei. In Sachsen sind 51 tschechisch-slowakische Soldaten slowakischer Volkszugehörigkeit in geschlossener Gruppe über die Grenze getreten und haben sich deutsche« Be hörden gestellt, da sie nicht auf Sudetendeutsche schieße« wollten. Plünderungen ohne Ende Sudetendeutsche Geschäfte werden in Brand gesteckt Auf den Prager Bahnhöfen trafen unzählige Juden, Kommunisten, Sozialdemokraten sowie Frauen und Kin der tschechischer Staatsbeamter ein, die daS Grenzgebiet fluchtartig verlasse» hatten. Andererseits ist die tschechische Hauptstadt von den meisten volksbewußten deutschen Familien geräumt worden, da die Atmosphäre für sie dort unerträglich aeworden ist. In de« sudetendcutscheu Orte« ist daS wirtschaftlich« und kulturelle Leben vollkommen pillgelegt; dabei schrei ten die Plünderungen der unter Duldung der staat lichen Behörde« bewaffneten Kommunisten und Sozial demokraten fort, ohne daß ei« Einschreiten der staatlichen Sicherheitsorgane erfolgt. Die amtliche» Verlautbarungen der Prager Stelle«, daß die Regierung Herr der Lage sei, sl«d auch dadurch Lüge« gestraft. I« verschiedene» Orten Böhmens hat die Kommune Gehöfte und Industrie betrieb« staatsbewußter Sudetendeutscher tu Braud gesteckt. Die Rettungsarbette» werde» naturgemäß durch das verhängte Standrecht sehr behindert, so daß wertvoller sudetendeutschsr Besitz den kommunistischen Brandfackeln ausgeliefert ist. Berüchtigte Kommunistenführer wurden in die Uniform des tschechische» Militär- eingekleidet (!) und „sichern' derart Leben und Eigentum sudetendeutscher Bürger. Polizei öffnet zwangsweise Geschäfte Auf die Meldung, daß aus Prag eine Gruppe von ausländische« Korrespondenten nach Eger komme» werde, wurden plötzlich sämtliche Mklitärposten eingezogen. Auch die Maschinengewehre verschwanden von den Straßen. Gleichzeitig gingen Gendarmeriepatrouillen von Laden geschäft zu Ladengeschäft und erklärten den Besitzern, daß sie die Geschäfte sofort zu öffne» hätten, widrigenfalls sie verhaftet würden. Offenbar soll durch die verlogene« Maßnahmen nach dem Muster der sowjetrussische» Frem denführungen den ausländischen Korrespondenten das Bild einer ruhigen Stadt vorgetäuscht werden. Am Nachmittag bemerkte man zwei "Journalisten von ausländischem Thp, die von Gendarmen begleitet wurden und die Schaufenster von zwei jüdisch-tschechischen Geschäfte» photographierten, die bet de» Zusammenstößen zertrümmert worde» sind. Am Nachmittag wurden zahlreiche Geschäftsinhaber dar auf aufmerksam gemacht, daß das Schließen der Geschäft« vor 19 Uhr verboten sei und schwere Strafen im Gefolge haben würde. Mehrere Geschäfte, deren Inhaber flüchten mußten, wurden von der Polizei aufgebrochen, geöffnet und provisorisch tschechische Verkäufer in die Ge schäfte gestellt. Sozialdemokratischer Verrat Die Volksgenossen gegen klingenden Lohn verraten. In WarnSdorf, wo infolge des Generalstreiks alle Betriebe stillgelegt sind, nahm die Polizei auf Anstiftung des Parteisekretärs der deutschen Sozialdemokraten, die früher eine große Rolle spielten, bei der letzten Wahl aber nur noch drei v. H. der deutschen Stimmen erhielten, 30 deutsche Arbeiter fest. Darauf sammelte sich die gesamte Arbeiterschaft von Warnsdorf zu einem Drmonstrations- zug von mehr als 5000 Personen, um die Freilassung der Verhafteten zu erzwingen. Auch in anderen sudetendeutschen Orten haben di« Neste der deutschen Sozialdemokraten und ihrer sogenann ten Gewerkschaften sich als Schergen und Denun zianten dem Benesch-Shstem zur Verfügung gestellt, viele Hunderte von sudctendeutschen Arbeitern ans Messer geliefert und dafür von der Polizei klingenden Lohn, zum Teil Belohnungen bis zu 500 Tschechcnkronen, erhalten. Die Empörung über das Verhalten der Sozialdemo kraten ist unter den deutschen Arbeitern ungeheuer. ' r rc EWllb ll -Non sriob» «Hs vielen Soncks« in oller külls ckse -gusist ockoe in köckstse Irennrrkörke unck ko» immer ckio nöttgo kmpfongrsmpfincklicklcel» — / ckle Xon5»eul«»ion ii» in Preil unck loirtung ein öäorl«5»s!n in cksr Oerrklckfo ckoe llunckkunirtocknilc. kür Vksekrekwom Köä 214,25, kg« tliltttom 235,—