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»r. S12 ZIchopaurr Tageblait und Anzeiger Ernste Lage in -er MO-SlnnM Das Ausland fagi, die Prager Negierung trügt die Schuld Die Entwicklung der Nationalitätenfrage und die Verschlechterung der innerpolitischen Lage in der Tschecho slowakei geben der Presse des Auslandes nach wie vor Anlatz zu Besorgnissen. Man hält im Auslande die Lage durch das schnldhafte Verhalte» der Tschechen für gespannt. Kennzeichnend für den Ernst der Lage ist cs, wenn der englische Außenminister Halifax seine Reise nach Genf verschoben hat und das englische Kabinett zu ausgiebigen Beratungen zusammcngctrctcn ist, in deren Mittelpunkt die tschechische Frage stand. Wenn Lord Nun- riman seine schwierige Mission in der Tschecho-Slowakei als ehrlicher Makler fortsetzcn will, dann mutz er der Prager Negierung klarmachcn, datz sie die volle Verant wortung für das empörende Verhalten ihrer Exekutiv- organc zn tragen hat. Tschechische Frage vor dem Londoner Kabinett Die Besprechungen, die Ministerpräsident Chamber lain, Lord Halifax und Sir John Simon in London führten, dauerten sehr lange. Der diplomatische Korre spondent von Reuter erklärt, daß über die Ergebnisse der Ministerbesprechung in London nichts bekanntgeworden sei. Doch gehe aus der plötzlichen Rückreise Chamber lains nach London, der Verschiebung der Genfer Reise des Außenministers Lord Halifax und den langen Ministerbesprechungen deutlich hervor, mit welchem Ernst man die tschechische Frage in London ansehe. »Oie Tschechen dumm, taktlos und aufreizend^ Auf der vom Royal Institute for International Affairs einberufenen inoffiziellen britischen Reichskonfe renz, die von Großbritannien und ebenso sämtlichen Dominions beschickt ist und zur Zeit in den Bergen bei Sydney durchgeführt wird, wurde die tschechische Frage angeschnitten. Das Mitglied des englischen Parlaments, Kapitän Victor Cazaiet, stellte dabei fest, daß das Verhalten der Tschechen der deutschen Volksgruppe gegen über dumm, taktlos und aufreizend sei. Ihr Bündnis mit der Sowjetunion sei eine ernste Gefahr für Europa und würde besser heute denn morgen aufgegeben. London: Srenzrevision ein dauerhaftes Lösungsergebnis Die tschechisch-, Krise bildet weiter das einzige Thema für die Leitartikel der Londoner Presse. Die „Time s" stellt hier zu u. a. fest, daß die Lage in Mitteleuropa nicht plötzlich be unruhigt worden sei. Sie bleibe wie seit Jahren mit ernsten Schwierigkeiten angefüllt. In diesem Zusammenhang sei es wirklich grotesk, daß soviel Unwillen wegen der von der „Times" schon mehrfach gemachten Anregung der Abtrennung veS sudelendeutschen Gebietes ausgelöst worden sei. Eine Grenzrevifion sei durchaus nicht völlig von der Liste der möglichen LösungSergebniss« auSzuschlietzen. ES sei daS »war keine Lösung, für di, sich irgendjemand wirklich be geistern könnte. Aber die Aussicht auf endlose künftige Un ruhen sei ein starke« Argument für eine an sich nicht populäre Aenderung. So komme man zu der Anficht, datz hier eine Gefahr für die Erwägung einer Bereinigung mit friedlichen Mitteln von etwa« vorliege, waS man zu einer der Unge rechtigkeiten de« aüferleaten yriedenSvertrage« rechne. Aus jeden Fall lohne tei« Losung, wenn sie nur darauf berechnet sei, für einige Monate zu halten. Die Hoffnung auf einen dauernden Frieden müsse eilt Ziel nicht nur für di« Tschechen und die Volksgruppen in der Lfchecho-Slowakei, sondern fürjedeandereRatton sein, di« davon berührt werden könnte. Wenn man zu einem Ab kommen gelangen könnte, unter dem die Tschecho-Slowakei ein souveräner Staat in seiner gegenwärtigen Form bleibe und das den Sudetendeutschen dir Selbstregierung zubtlligen würde, auf die sie innerhalb eines solchen Staates Anspruch hätten, dann sei das ohne Zweifel der unvergleichlich bessere Weg. Aber man dürfe keinen anderen Weg völlig ausschalten, wenn »r einen Ausweg aus einem ständigen Streit böte, in den der Nest der Welt srüher oder später zwangsläufig verwickelt werden könnte. Paris erörtert Abtretung -er Sudetengebiete Von großem Interesse ist eS in diesem Zusammenhang, daß die französische Presse in der sudetendeutschen Frage sich stärkerer Zurückhaltung befleißigt. So wendet sich der Außenpolitik» des rechtsstehenden „Petit Journal" in schärfster Form gegen die unqualifizierbaren Manöver einer gewissen sranzösischen Presse. Er erklärt unter gewisser An- wtelung auf das „Oeuvre", daß die übergeschnappten Salon- löwcn, die sich täglich in Vorzimmer der führenden Persönlich keiten Herumtrieben und sich rühmten, die Gedanken des Füh rers, die Ueberlegungen des ReichsaußenministerS, die Ab sichten des deutschen Generalstabes und die geheimsten Pläne oer englischen Regierung zu kennen, die gerade in dieser Zeit der Spannung und Beunruhigung die alarmierendsten Vor aussagen machten, eine öffentliche exemplarische Bestrafung ver« I dienten. Die raditalsoziale „RePubliquS" kommt auf di« Forde rung der „Times" zu sprechen, die darauf hinausging, das sudetendeutsche Gebiet dem Reich anzugliedern. Das Blatt glaubt in diesem Zusammenhang nicht an die Aufrichtigkeit der Erklärung des Foreign Office, wonach die Stellungnahme der „Times" in keiner Weise der Ansicht der Londoner Regierung entspreche. Bei den Ausführungen der „Times", so schreibt die „RöpubliquL", dürfte es sich vielmehr um einen Ver, snchsballon gehandelt haben, um die öffentliche Meinung in England auf einen Rückzug der englischen Regierung für den Fall vorzuberciten, datz die Beintihnngen Lord Runcimans eine» Mitzcrfolg erleiden und datz eS sich als unmöglich er- weisen sollte, in demselben Staat Tschechen und Deutsche unter demselben Gesetz, das dieselben militärischen Verpflichtungen enthalte, zusammenlebcn zn lassen. Im Grunde handele es sich bei der sudetendeutschen Frage darum, ob es möglich sei, daß Deutsche und Tschechen-sich im Nahmen des tschecho-sloivakischcn Staates verständigen und denselben Verpflichtungen — einschließlich der militärischen — gehorchen können. Wenn dies verneint werden müsse, wie dies die „Times" voraussetze, so würde die von der englischen Zei tung vorgeschlagene Regelung das Verdienst haben, die Welt öffentlichkeit über das Mißverhältnis und die Meinungsver schiedenheiten zwischen Sudetendcutschen und Tschechen zum Nachdenken zu veranlassen. Der „Excelsior" sieht die Wurzel deS Dramas in der Tatsache, daß die völkischen und militärischen Grenzen und infolgedessen auch die politischen Grenzen in der Tschecho- Slowakei nicht dieselben seien. Es gebe deshalb leinen anderen Ausweg, als der Bevölkerung deutschen Ursprungs und deut scher Kultur eine weitgehende Selbstverwaltung zuzugestehen. Diese Lösung habe aber nur dann Wert, wenn die Selbst. Verwaltung auf beiden Seiten offen und ehrlich durchgesührt werde. Rom: An der Sette O^schl<m-s und Henleins Die hochoffiziöse „Juformaztone Diplomatie a" nimmt, wie aus Rom gemeldet wird, in einer Ausgabe zu der derzeitigen Lage Stellung, wobei es u. a. heißt: In verantwortlichen Kreisen Roms verfolgt man mit größter Aufmerksamkeit und zugleich mit der größten Ruhe die Entwicklung der Lage im Konflikt zwischen der Sudetendeut schen Partei — die dreieinhalb Millionen in der Tschecho- Slowakei lebender Deutschen vertritt und der Prager Regierung. Gemätz der Politik der Achse war und ist Italiens Haltung eindeutig zugunsten der von Henlein in den bekannten acht Karlsbader Punkten aufgestellten Forderungen. Den verant wortlichen Kreisen Roms scheint eS klar, daß in der sudeten deutschen Frage fremde und unverantwortliche Kräfte am Werk find, die von Moskau und Paris abhängen und den Widerstand der Prager Regierung versteifen, indem sie die Möglichkeit von — vielleicht hypothetischen! — Hilfeleistungen durchblicken lassen und die Gegensätze auf daS Gebiet der entgegengesetzten Jdro« logien verschieben. In den verantwortlichen römischen Kreisen wird die Hal tung des deutschen Volkes — im besonderen gegenüber der französischen Teilmobilisierung — und die Zurückhaltung sehr gewürdigt, die der Führer in seiner Botschaft an den Nürn- verger Parteitag bewiesen hat. Wenn Prag sich den Tatsachen sügt, ist es möglich, eine größere Krise zu vermeiden. Di« Haltung Italiens in der sudetendeutschen Frage wurde in den Besprechungen sestgestellt. die der Führer in Nom mit dem Duce hatte. Warschau: »Ltmbau -es tschechischen Siaaies noitven-ig" Die polnische Press« veröffentlicht einen Bericht siÄ Polnischen Telegraphenagentur über die gemeinsame Sitzung der Vertreter des Politischen Ausschusses der Sudetendeutschen Partei, der Slowakischen Partei, der Bereinigung der Unga rischen Verbände und der polnischen Organisationen. In der Verlautbarung die in großer Ausmachung wiedergegeben wird, wird festgestellt, daß die Versammelten völlig übereinstimmten hinsichtlich der Notwendigkeit eines dringenden Um baues des tschechischen Staates und einer Regelung der Nationalitätenfrage. „Kurjer Warszawska" unter streicht, daß die Schaffung einer gemeinsamen Mtnderheiten- sront zweifelsohne einen wesentlichen Einfluß auf den Gang der weiteren Verhandlungen in Prag ausüben werde, Sinnlose tschechische Schikane Deutsche Schüler dürfen die Jungiurner- Kleidung nicht tragen. Jeder Tag bringt neue Meldungen aus Prag, die den Terror der Tschechen den Volksgruppen gegenüber erweisen. Von dem Toben einer entfesselten Soldateska, die nicht einmal vor dem Mord zurückschreckt, wenn eS sich um Deutsche handelt, bis hin zu den Maßnahmen gegen die deutsche Schuljugend ist es eine einzig große Linie der Unterdrückung. So wird aus Käs mark eine neue Schikane be richtet: Gleich in den ersten Schultagen wurde im Deut schen Gymnasium ein Erlaß der Direktion der Anstalt verlesen, in dem allen Schülern der Anstalt das Tragen Am Ehrenmal im Lnitpoldheim halten Männer ber SA.-Wachtstandarte „Feldherrnhalle* und der faschistischen Miliz die Ehrenwache. (Scherl-Bilderdienst, Zandcr-M.f der Jungturner-Kieldung nicht nur in der Schule, son dern auch außerhalb der Schule (!) verboten wird. Das Tragen der Lurnerkluft außerhalb der Schule wird nur durch die Direktion teilweise gestattet. Käsmark, als deutsche Siedlung im 12. Jahrhundert gegründet, ist der kulturelle Mittelpunkt deS Zipfer Deutschtums. Das Deutsche Gymnasium in Käsmark ist nach der Auflösung des Leutschauer Gymnasiums die einzige deutsche Mittel schule für Zips und neben dem Deutschen Gymnasium in Preßburg»dte einzige für die ganze Slowakei und Karpatenrußland. In Zusammenhang mit sudetendeutschen Kund gebungen gegen polizeiliche Maßnahmen gegen Sudeten deutsche kam es vor dem Rathaus in Böhmisch-, Krummau zu Auseinandersetzungen zwischen Sudeten deutschen einerseits und Tschechen und Kommunisten andererseits. In Vas entstandene Handgemenge griff die Polizei auf der Seite der Tschechen und Kommunisten ein. Einige Sudetendeutsche erlitten dabei durch Schläge mit Polizeiknüppeln Verletzungen Bei den Vorfällen fiel von tschechischer Seite auch die unerhörte Aufforderung: „Gehen wir heim und holen das Maschinengewehr!" (!) Hbtzoohl die Sudetendeutschen in kürzester Zeit der Aufforderung der sudetendeutschen Parteiamtswalter, nach Haufe zu gehen, um weiteren unfruchtbaren Ausein andersetzungen aus dem Wege zu gehen, nachkamen, sah sich die örtlich« Polizei veranlaßt, aus BudweiS Polizei verstärkungen Herbeizurusen, welche jedoch keinen Grund zum Einschreiten mehr vorfanden. Bezeichnenderweise übernahmen nach den Vorfällen Sozialdemokraten, Kom munisten und tschechische Sokoln gemeinsam mit Polizei Bereitschaft-- und Sicherheitsdienst in den Straßen. , Kultschiner Abor-nmtg bei Senesch Sudetendeutsche Eltern fordern deutsche Schulen sür ihre Kinder In Prag sprach unter Führung des Abgeordneten Dr. Eichholz eine Abordnung der Hultschiner, bestehend aus Kreisletter Barwik aus Jägerndorf, Lehrer Faikus aus Huttschin und Vizebürgermeister Slany aus Krawarn, beim Präsidenten der Republik vor, um ihm die Wünsche und Beschwerden der Hultschiner Eltern in der Schulangelegenheit vorzutragen. Die Aussprache dauerte eine Stunde. 2000 deutsche Kinder aus dem Hultschiner Ländchen sind nämlich auf Anordnung des Landesschul rats in Troppau entgegen dem Willen ihrer Eltern in tschechische Schulen gepreßt. Bild links: Tagung der Presseamtsleiter und Pressereserente« im Große« RathanSsaal. Neichspressechef vr. Dietrich überreicht zwei Schriftleitern der Ostmark sein Bild uni Widmung. iScherl-Bilderdienst, Zander-M.) -- Bild rechts: Di« Frauentag««-i» R1tr«berg. Die Reichsfrauenführerin, Frau Scholz-Klink, spricht zu den Frauen. (Bild, «legramm, Presse-Hoffmann, Zander-M.)