Volltext Seite (XML)
Nr. 1S1 Zschopauer Tageblatt «nd Anzeiger Mittwoch, v«, 13. t)Utt 183». Nah and Fern Der Weltflug de- fliegenden Millionär- New York —Moskau in knapp 33 Stunden. Ueber Sibirien nach Alaska. Der amerikanische Millionär Howard Hughes, der mit seinem Flugzeug „Weltausstellung New Uork 1939" in New Mork zu einem Weltslug startete und die erste Etappe New Uork—Paris in der Rekordzeit von 16 Stunden 35 Minute» bei einer DurchschnittSgefchwindigkeit von 300 Kilometer zurückgelegt und damit einen neuen Rekord der Nordatlantikübergucrung von Westen nach Osten ausge stellt hat, startete mit seinen vier Begleitern am DicnStag- morgen 1.24 Uhr Pariser Zeit -um Weiterflug nach Moskau, wo er um 9 15 Uhr mitteleuropäischer Zeit lan dete. Die Weltflieger setzten nach zweistündigem Aufent halt ihren Flug nach Omsk fort. ' Der „fliegende Millionär* wie Hughes allgemein ge nannt wird, hatte in Paris einen längeren Aufenthalt, als beabsichtigt war. ES waren Ausbesserungsarbeiten am Flugzeug notwendig geworden, da bei der Landung der Maschine auf dem Pariser Flughafen der Steuertcil vollkommen verbogen war. Dieser unvorhergesehene Auf enthalt hat Hughes, der den Rekord des amerikanischen WeltfliegerS Post schlagen will, eine Verspätung von sechs Stunden gekostet. Sein inzwischen tödlich verunglückter Landsmann Post führte vom 15. bis 22. Juli 1933 in 7 Tagen 18 Stunden und 49^ Minuten einen Alleinslug nm di« Erde durch, nachdem er bereits 1931 mit seinem Kameraden Gatty für einen Weltflug 8 Tage 15 Stunden «nd 51 Minuten gebraucht hatte. Die 2500 Kilometer lange Strecke Moska u—O m s k wollten die Weltflieger in einem Ohnchalteflug bewälti gen. Nach einer weiteren Zwischenlandung auf Sowjet- boden in Jakutsk soll ihr nächstes Ziel Fairbanks auf Alaska sein. Zn Verbindung mit dem deutschen Rundfunk Die amerikanischen Flieger, die ein vollständiges La boratorium und eine Funkstation an Bord haben, stehen in ständiger Verbindung mit dem amerikanischen Rund- snnk, der auch die Neichsrundfunkgesellschaft gebeten hatte, in der Nacht vom Montag zum Dienstag mit dem Flug zeug der amerikanischen Weltflieger in Verbindung zu treten. Tie Auslandsstelle der Reichsrundfunkgesellschaft hatte etwa sechs Stunden lang ständige Telephonverbin dung mit der in 4000 Meter Höhe über einer dichten Wolkendecke fliegenden Maschine und konnte in dieser Zeit ausgezeichnete Uebertragungen für den amerikanischen Rundfunk durchführen. Außerdem konnten den Fliegern Mitteilungen zugeleite,' werden, die für Verlauf und Sicherheit des Fluges von größter Bedeu tung waren. _ Für die Durchführung der Uebertragungen wurden vier Kurzwellensender eingesetzt, die die Verbindung zwischen dem Flugzeug und dem Hause des Rundfunks auch bei dem Durchfliegen eines schweren Eissturmes auf rechterhielten. Howard Hughes hat diese Leistung des deutschen Rundfunks beim Abbruch der Verbindung mit Worten der Dankbarkeit und mit kameradschaftlichen Grüßen an die Belegschaft anerkannt. Howard -nahes in vmll Der amerikanische Flieger Howard Hughes erreichte Omsk um 19 Uhr MEZ. Ammoniak-Zuleitung platzte Schweres Unglück in einer Londoner Elssabrik Im Südostcn Londons platzte in einer Eislrcinfabrik daS Hauptrohr der Ammoniakzuleitung. Die ausströmcndcn Gase verbreiteten sich mit großer Schnelligkeit durch die Fabrikräume. 25V Mdchcn wurden von den Gasschwaden cingeschlossen. Viele sprangen in ihrer Verzweiflung aus den Fenstern, um sich zu retten. Mit Sauerstoffapparaten ausgerüsteten Feuerwehrleute» gelang cs schließlich, die Eingeschlosseuen zu befreien. 38 Mäd- chen mußten mit zum Teil lebensgefährlichen Gasvergiftungen ins Krankenhaus aebracht werden. - SapaniM BomdetMugzenge uver Wuwang Seit Ende Mat erschienen zum erstenmal wieder japanische Bombenflugzeuge über Wuchang. Aus einer Höhe, die für die chinesische Flak unerreichbar war, war fen zwölf japanische Bomber, die von mehr als zwanzig Jagdflugzeugen begleitet waren, mehr als hundert Dom- ben ab, die an den miltütrischen Zielen erheblichen Scha den «„richteten. Der Angriff erfolgte ohne Gegenwehr durch chinesische Flugzeuge, da die chinesische Luftwaffe, als die japanischen Bomber erschienen, gegen japanische Krtegsfahrzeuge auf dem Pojang-See eingesetzt war. Hier gelangen den Japanern Landungen kleinerer Abteilungen auf dem Westuser des Sees in der Nähe von Kiukang und des Sommerkurortes Kuling, wo sich ihnen modern ausgebildete chinesische Truppen entgegenstellten. Radwege durch Oesterreich Auch in Oesterreich werden jetzt in verstärktem Maße Radwege gebaut werden, die dem Radfahrer ein sicheres und schönes Fahren gewährleisten. In Niederösterreich sind bereits die Arbeiten an einem 33 Kilometer langen Radfahrweg längs der Triester Bundesstraße begonnen worden. Die neuen österreichischen Radfahrwege werden dazu beitragen, auch den weniger bemittelten Volksgenossen die Schönheiten der deutschen Ostmark nahezubringen. Deutsche Segelflieger in Amerika siegreich Der Segelflugwettbewerb in Elmira brachte den deut schen Farben den Sieg. An dem Wettkampf waren 18 amerika nische Flugzeuge mit 57 amerikanischen Piloten und zwei deutsche Flugzeuge mit zwei deutschen Piloten beteiligt. Ter deutsche Segelflieger Peter Riedel errang die höchste Punktzahl, Alfred Bayer wurde Siebenter. Riedel ge wann den Goldenen Bendix-Preis für die größte Strecke, ferner den Preis für den Zielflug nach Washington und den dritten Preis im Höhenflug. Hochwasser in -en Vorkarpaten In den polnischen Vorkarpatengebielen hat der starke Regen der letzten Tage in einzelnen Gemeinden zu starken Ueberschwcmmungen geführt. In der Nähe von Neumarkt wurden mehrere Dörfer von einem Nebenfluß der Weichsel unter Wasser gesetzt. Das gleiche gilt für die Stadt Neu-Sandec, wo mehrere Stadtteile unter Wasser stehen. Wenn das Wasser in den nächsten Tagen weiter ansteigt, so ist eine Kata strophe zu befürchten. Motorradfahrer fuhr auf falscher Straßenseite. Nus der Berlin—Dresdener Straße kam ein schwerer ausländischer ttastwagcn, gesteuert von dem polnischen Generalkonsul in Hamburg, Nsyzanik, in flotter Fahrt ans Richtung Lieben- werda. Unmittelbar hinter einer Kurve sah der Lenker des Autos plötzlich einen auf der falschen Straßenseite fahrenden Motorradfahrer vor sich. Der Autofahrer versuchte den Zu sammenstoß zu vermeiden, indem er ganz scharf rechts fuhr. Der Wagen streifte dabei zwei Straßenbäume und wurde schwer beschädigt quer über mc Straße geschleudert. Auch! der Motorradfahrer wurde in das Unglück hineingerissen. Ece blieb schwervcrlcüt »ei seiner völlig zertrümmerten Maschine liegen. Der polnische Generalkonsul erlitt mittclschwcre ttops-f verletzunaen Feuer vernichtet Vvlksvcrmögcn. Bei den Mitgliedern der Fachgruppe Feuerversicherung wurden im Mai 1938 19 86H Schadenfeuer mit einein Wertverlust von 11,42 Millionen Mark gemeldet. Mit dieser außerordentlich hohen Schadensumme weist der Monat Mat bis jetzt den höchsten Wertver lust des Jahres 1938 auf. Gegenüber dem Vormonat, der zwar 19957 Schadenfeuer aufwies mit nur 4,76 MU- lionc» Mark Schadensumme, hat sich der Werlvcrlust um rund 140 v. H. erhöht, während die Schadcnzahl leicht zurückging. Ein merkwürdiger Sittenwächtcr konnte jetzt von der Polizei in Aschersleben dingfest gemacht werden. Seil dem November wurden immer wieder jnnge Frauen und Mäd chen von einem Bursche» überfallen, der sie mit einem Noür- stock mißhandelte. Meist gab er sich als Kriminalbeamter oder Beamter der Sittenpolizei aus und beanstandete bet seinen Opfern die angeblich zu kurze Kleidung. Die jüngste deutsche Großstadt ist Wilhelmshaven, das die 100 000 überschritten hat. In einer Sitzung der Ge« mcindcräle erklärte der Oberbürgermeister, daß die Einwohner zahl von Woche zu Woche Weiler wächst, so daß immer neu« Wohngebiete erschlossen werden müssen. DaS diebische Eichhörnchen. In Wolfen bet Bitter feld l>atten in letzter Zeit unbekannte Diebe mehrfach aus den Häusern etwas verschwinden lassen. Zunächst waren es nur Brötchen, die vor der Haustür verschwanden. Bald daraus machte eine Hausfrau die Entdeckung, daß ihre Thüringer Klöße aus der Speisekammer verschwunden waren. Jetzt kam eine Hausfrau gerade hinzu, als ein Eichhörnchen auf dein Balkon die Tomatenschüfscl plünderte. Als es überrascht wurde, nahm das Eichhörnchen schleunigst mit einer Tomate Reißaus. Die Spitze des Matterhorns für fünf Franken verlauft. Die Spitze des Matterhorngivfels, aus die mancher Bergsteiger mit Stolz seinen Fuß gesetzt haben mag, ist gar nicht die Spitze. Die befindet sich nämlich ui Genf und wechselte dieser Tage für fünf schweizerische Franken den Besitzer. Im Jahre 1868 hatte nämlich ein Genfer Zahnarzt, M. F. Tbioly, einen Auf stieg auf das Matterhorn durchgesührt. Nach Erreichen des Gipfels hatte er den höchsten Stein — ungefähr 30 Zentimeter lang nud 25 Zentimeter breit — in Gegenwart seiner Begleiter abgeschlagen und sich von der Gemeinde Zermatt außerdem eine schriftliche Bestätigung geben lasten, daß dies die wirkliche Spitze des Matterhorns gewesen sei. Seitdem wurde die „Matterhornspitze* in seiner Sammlung alpiner Erinnerungen aufbewahrt. Einer seiner Nachkommen hat nun zusammen mit dem Zertifikat die Spitze wieder verkauft. Ein Nordpol Hotel. Durch einen Staatszuschuß von 30 000 Kronen hat die norwegische Negierung jetzt die Ernch- tung des Nordpol-Hotels gesichert, das in Form einer Akiicn- gescllschaft betrieben wird. Es liegt natürlich nicht direkt am Nordpol, denn die dort treibenden Eisschollen würden kein solides Fundament abgeben, aber es wird immerhin das nördlichste Hotel der ganzen Welt sein unter dem 79. Grad nördlicher Breite in Ny-Aalesund am Kongsfjord auf Spitzbergen. Das Hotel wird zwölf ständigen Gästen Raum bieten und außerdem in einem großen Restaurant die vielen Touristen versorgen können, die als Bewohner der Vcrgnü- gnngsdampfer erwartet werden. Vom Nordpol-Hotel werden Skitouren aus den verschneiten Bergen und Motorbootsfahrten auf dem schönen Kongsfjord und Kroßfjord arrangiert. Für ausgedehntere Berg- und Gletscherfahrten steht ein Schlitten gespann mit Polarhundcn und Führer zur Verfügung. Das nächstnördlichste Hotel liegt tausend Kilometer südlicher in Hammerfest. Eine beachtliche Leistung vollbrachten 500 Nlpinis der Militärschule für Alpinismus in Aosta, die in gemein samer Aktion sämtliche Gipfel des Monte-Nosa-Srockes in voller Kriegsausrüstung mit Gewehren, Maschinengewehren, Bombcnwerfcrn und Lebcnsmittelvorräten erkletterten. Im Zeitraum von wenigen Stunden gelang eS ihnen, den zehn Kilometer langen Kamm, dessen höchste Spitzen 4600 Meter über dem Mexresspiegel liegen, zu besetzen. "'H Oop^rizkt 1937 ^usrviirw,Verlag, Lerlw 8W 68 31. Fortsetzung. „Du — du kannst mich jetzt nicht so gehen lassen, ohne daß ich weiß, wie es mit dir stehtI — Wie es mit uns steht...*, fügt sie ganz leise hinzu; er versteht es nicht, aber er ahnt es. Sie drängt ihn leicht hin aus den Parkweg, der eben von der Straße abzweigt. Er gibt ihr nach und sagt nur: „Du wirst dich erkälten dort auf der Bank.* „Du sollst mir jetzt erzählen. Laufen mag ich nicht mehr, die Füße tun mir Weh. Auf einen Schnupfen kommt es mir heute wirklich nicht an.* Dann sitzen sie. Quitt hat sich ganz in ihren Regen mantel gekuschelt, sie lehnt sich dicht an den lieben Mann an ihrer Seite und wartet, was er ihr zu sagen hat. Er beginnt zu erzählen: „Es war im August 1918...* Quitt hat die Augen geschlossen und ist nur für den Klang seiner Stimme da und für das, was sie spricht. äONILL KäplUl. l s war im August 1918. Im Rasinosaal des Ersatz-Bataillons saß mau unter dem Vorsitz des Majors von Pasiarge beim Essen. Es war ein warmer Abend, die Oberfenster über den schweren Butzenscheiben waren weit geöffnet. Ordonnanzen reichten die Schüsseln herum; es gab Fleisch in dünnen Scheibchen, die wie mit dem Nudelholz ausgewalzt erschienen, um über die Winzigkeit ihres Umfangs hinwegzutänschen. Lazu Wirsingkohl und eine sehr kleine Schüssel mit Kar toffeln. Die Lebensmittel waren knapp in Berlin. Nur zwanzig Plätze der langen Hufciscntafel waren besetzt, oben um die Biegung, an deren Scheitelpunkt der Major saß. hatte sich das anderthalb Dutzend Offiziere zu^ammengeschoben. Die langen leeren Tafclenden auf beiden Seiten waren gleichfalls mit Weißen Tischtüchern bedeckt — man konnte sich vorstellcn, daß dort die Geister der Männer saßen und tafelten, die das Regiment schon auf dem Felde der Ehre gelassen hatte. Aber da hätte die Tafel gut dreimal so lang sein müssen I Major von Passarge sprach üb^r die neuen Filzhclme, die man in diesem Jahre zur Lederersparnis heraus- aebracht hatte und die so schnell ihre Form verloren. Er war ein großer, gesund aussehender, rotgesichtiger Herr, der an einer schweren Herzkrankheit, an Angina kectori«, litt und eigentlich schon lange von den Aerzten als toter Mann betrachtet wurde. Aber hier in der Heimat tat er den schweren Dienst beim Ersatzbataillon noch vorbildlich, und keiner als vielleicht gerade der Stabsarzt Doktor Birk, der drei Plätze von ihm am Kasinotisch saß, ahnte, wie sehr er sich manchmal quälen mußte. Die Filzhelme bildeten ein Thema, das der Major in diesem Sommer oft anschnitt — sie waren ein schmerzender Dorn in seinem alten, an Korrektheit gewöhnten Soldatenauge. „Wie sehen die Leute aus, Steffens!* sagte er zu dem semmelblonden Hauptmann, der links von ihm saß, und ohne das neue Ausrüstungsstück verteidigt zu haben, doch alle Argumente gegen seine Verwendung über sich ergehen lassen mußte. „Ich bitte Sie, wie sehen die Leute aus! Filz ist kein Material für Helme, auf die Dauer kommt es viel zu teuer, behaupte ich, weil man die Dinger alle naselang answechseln muß. Filz drückt sich, Filz dehnt sich, nach vierzehn Tagen hat man eine Bademütze, aber keinen Helm. Ja, eine Bademütze...!* Der Stabsarzt winkte seinem Freund auf der anderen Seite der Tafel mit den Augen zu. Der Hauptmann der Reserve Achim Stein, der hier die letzten Folgen seines Lungenschusses auskurierte, den er sich Ende des vorigen Jahres im Westen geholt hatte, schickte die Andeutung eines Lächelns zurück. Beiden war das Gespräch über die Filzhelme nicht mehr ganz neu, sie pflegten es wie einen alten Bekannten zu begrüßen, wenn es wieder einmal aufs Tapet kam. Dann wandte sich Stabsarzt Doktor Birk wieder seinem zähen Stückchen Braten zu. Herr von Plessen, der neben ihm saß — der „feine Hund* des Offizicrkorps war auch heute abend wieder im blauen Neberrock mit schwarzen Hosen erschienen —, verwickelte ihn in ein Gespräch über eine Schauspielerin, die zur Zeit die Berliner begeisterte. „Denken Sie sich, Doktor, die Frau ist Polin, Vollblut- Polin! Daß man so was auftreten läßt, ist eigentlich merkwürdig. Aber eine verteufelte Person, sag' ich Ihnen, hab' sie im .Metropol' gesehen. Ganz große Klasse...!* Herr von Plessen rundete Daumen und Zeigefinger der ge- pflegten rechten Hand zu einer genießerischen Geste. Doktor Birk interessierte sich nicht für Schauspiele rinnen und gab nur zerstreut Antwort. Er sehnte das Ende der Mahlzeit herbei, er war heute abend mit Haupt- mann Stein im Berliner Westen eingeladcn, zu einer Abendgesellschaft im kleinen Kreis, und hoffte noch Zeit zu finden, Zivil anzulegen. Eben trat die Oberordonnanz an den Major heran und holte dessen Genehmigung ein, jetzt die üblichen Nachtisch-Zigarren herumreichen zu lassen. Die Leuchter wurden hcreingetragen und auf den Tisch gesetzt — mit diejem Augenvua gau oie Lazei au- aufgehoben. Der Stabsarzt legte seine Serviette zusammen, schickt, einen Blick zu seinem Freund hinüber und erhob sich dann Leichte Verbeugung gegen den Major, der mit der Hani freundlich herüberwinkte. „Gehen Sie bummeln, Doktors Ach, mit Herrn Stein. Na, viel Vergnügen, meine Herren!* Draußen in der Garderobe, während er den Degen an- legte, sagte Hauptmann Stein zu seinem Freund: „Es ist spät geworden. Ich muß mich noch in Zivil stürzen, ich habe gehört, es wird wieder ein bißchen gemischte Gesell schaft heute abend sein. Meine Kusine Wilfried liebt es, Literatur und Bühne zuweilen durch ein warmes Abend essen zu unterstützen.* Sie traten auf den Hof. „Vielleicht ist die Sascha Korinska da*, sagte der Arzt, in Erinnerung an das eben geführte Gespräch. „Kann sein — kann auch nicht sein. Auf jeden Fall kommt nur Zivil in Frage.* Vor der Kaserne trennten sie sich. „Also wir treffen uns an der Haltestelle.* Doktor Birk und Hauptmann Stein, der im Zivilberuf Doktor der Philosophie an irgendeinem Institut in Gießen war, hatten sich schon während ihres Studiums kennengelernt. Der Zufall hatte sie hier wieder zusammen geführt, wo der Arzt als Rekonvaleszent nach einer nicht ganz leichten Gasvergiftung gelandet war. Sie hatten die alte Freundschaft neu begründet, herzlicher vielleicht .noch, als sie in der sicheren, behüteten Friedenszeil ge wesen war. Beide fremd in Berlin, verbrachten sie den größten Teil ihrer Freizeit zusammen. Geheimrat Starck, den sie heute aufsuchten, war auf irgendeine sehr entfernte Weise mit Achim Stein ver wandt. Er hatte eine Erfindung gemacht, die für die deutsche Kriegsindustrie von enormer Bedeutung war und wertete sie in eigener Fabrik aus. Dieser große Erfolg war seiner aus einfachen Verhältnissen stammenden Gattin Wilfried etwas zu Kopf gestiegen. Sie gab sich ver zweifelte Mühe, der Mittelpunkt eines geistigen Salons zu werden, und bestürmte ständig die Prominenten Berlins mit ihren Einladungen. Achim als Dozent war ebenfalls zum Mitglied ihres geplanten Zirkels aus ersehen und mußte sich mit dem Vorwand dienstlicher Ueberlastung fast jede Woche von dieser oder jener Ein- ladung loskaufen. Einmal im Monat verbrachte er jedoch einen Abend bei Starcks — der Geheimrat tat ihm leid, der recht verloren zwischen den hypermodernen Gästen seiner Frau Herumstand und froh war, wenn er jemanden fand, mit dem er nicht über Maximilian Harden oder über die philosophische Wertung des Kriea«erlcbnisies zu lvrech«» broucsiw /Dnvtl ,