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Reichardt komponiert, in der zweiten Fassung von 1793 durch einen nach komponierten ersten Akt Naumanns ersetzt wurde. Die Oper — das Libretto stellt eine naive Ausnutzung des Orpheustextes Calsabigis dar — steht hin sichtlich der Bedeutung des orchestralen Parts mit an erster Stelle im Nau- mannschen Bühnenschaffen. Motivisch-harmonische Beziehungen, ausgeprägte Dynamik, feinfühliger, kultivierter Holzbläsereinsatz sind typisch für das durch komponierte Werk, das auch interessante Aufschlüsse über Naumanns Verhältnis zu Reichardt und Gluck gibt. Von der Geschichte an einen Platz zwischen zwei Genies gestellt, nämlich zwi schen Weber und Wagner, zwischen denen er als überaus fruchtbarer Tonset zer gleichsam stilistische Brücken schlug, hat der 1859 in Dresden gestorbene Carl Gottlieb Reißiger, seit 1826 Musikdirektor an der Dresdner Hofoper, seit 1851 Hofkapellmeister, seit 1830 auch Dirigent der Dresdner Liedertafel, seine Aufgaben mit Würde und fachlicher Tüchtigkeit versehen. 1856 bis zu seinem Tode hatte er die künstlerische Leitung des Dresdner Konservatoriums inne, 1858 richtete er die ersten Dresdner Abonnementskon zerte ein. Die in Dresden komponierte und hier 1831 uraufgeführte stimmunggj volle Oper „Die Felsenmühle zu Etalieres" machte den Musi* ker rasch weithin bekannt und wurde damals wie auch die Oper „Yelva" viel gespielt. Die energisch-prägnanten, französisch prickelnden Rhythmen und die (nach italienischer Art) weichen melodischen Linien der Ouvertüre, die potpourriartig die wichtigsten Melodien dieser Oper zusammenfaßt, haben das Stück bis in unsere Tage lebendig erhalten, während die gesamte, auf einen undramatischen Text von Miltitz komponierte Oper, wie eigentlich alle anderen Stücke Reißigers, in Vergessenheit geriet. Es handelt sich um, wie Schumann sagte, „liebliche, schmucke, naive" Kapellmeistermusik. Seine Zeit genossen hatten allerdings eine hohe Meinung von ihm als Kapellmeister wie als Komponist „deutscher Gemütsmusik“. In den Pariser Kreisen der Cheru bim, Rossini, Boieldieu und Auber war er oft verkehrt, was für sein anschmieg sames Schaffensnaturell nicht ohne Folgen blieb. Die denkwürdige Dresdner Erstaufführung des Weberschen „Oberon" im Jahre 1828 bestätigte Reißiger in dem schwierigen Amt als Nachfolger Webers in der Leitung der Deutschen Oper, wenn ihn auch später Wagner bei jeder Gelegenheit mit dem Maß stab wohlwollender Geringschätzung maß, obwohl er gleich Louis Spohr als eine der ersten musikalischen Autoritäten des damaligen Deutschland galt und rund 25 Akademien, Gesellschaften und Vereinen verschiedenster Länder angehörte. Wagner hatte ihm immerhin die Annahme und Vorbereitung der Uraufführung des „Rienzi“ zu danken. In Fortführung von Webers Erbe be stimmte Reißiger über dreißig Jahre lang entscheidend das Dresdner Musik leben; seine Kompositionen beherrschten die Salons der Dresdner Bürger jener Zeit. Aus Brünn stammte Joseph Gustav Mraczek, der von 1918 bis zu seinem Tode 1944 in Dresden lebte und wirkte. 1919 übernahm er eine Mei" sterklasse für Komposition am Konservatorium und dirigierte bis 1924 das Dresdner Philharmonische Orchester. Seit 1928 leitete er dann ein eigenes Kammerorchester. Als Opern- und Instrumentalkomponist zeigte er sich vom Impressionismus wie auch von Richard Strauss stark berührt, dem er seine sinfonische Burleske „Max und Moritz“ widmete. Das Ritornell und Rondo-Capriccio wurde am 17. März 1933 unter Kurt Striegler von der Sächsischen. Staatskapelle uraufgeführt. Das Fritz Busch zugeeignete Werk, das virtuos einen großen Orchesterapparat beschäftigt, ist typisch für den handwerklich meisterlichen, farbigen, klangvollen, in der Strauss-Nachfolge stehenden Stil des Komponisten. Es wird von einem besinnlichen Englischhorn-