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fr 131 Zschopauer Tageblatt und Anzeiger Freitag, den 1. Juli 18S8 ZsGopauer Hausfrau Unsere Ernährung im Sommer. Erneue uns mit reiner Speise Mit Tau, mir ungetötetem Gericht Mit jenem Leben, das wie Andacht leise Und warm wie Atem von den Feldern bricht. Nilke. lDeike M.) Früchte, Gemüse und herrliche Salate — das sollen die Grundlagen zu unserer Sommer-Ernährung sein. Die lachenden Farben und feinen Düfte der Früchte laden uns so eindringlich zum Verzehren und erzählen, wenn wir richtig hinhören, wie bekömmlich und gesund sie für uns sind. Weißt du, wie zum Morgenessen Erdbeeren oder Heidel beeren mit roher, süßer Milch und wenig Zucker darüber munden? Oder frischgepreßter Fruchtsaft mit hinein herz haften Stück Vollkornbrot? Versuche einmal, zusammen mit Morgengymnastik und Atemübungen im Freien, den Tag in der Weise zu beginnen. Die warme Jahreszeit macht uns den Uebergang zur teilweisen, neuen Ernährung so leicht, auf Fleischspeisen, Wurst und Käse ist der Verzicht an heißen Tagen nicht schwer. Ein Gericht aus reifen Tomaten, zartem Kopfsalat, fein geraffelten Möhren, Gurkenscheibchen und reichlich Würz kräutern schmeckt überzeugend gut mit einer Tunke aus rohem Tomatenmus, das mit Del, geriebener Zwiebel, und Majoran vermischt wird. Solche Gericht« kann man un zählige znsammcnstcllen, je nach Geschmack, Geschick und Jahreszeit. Die Tunken und Soßen werden jedesmal ge wechselt, einmal nur Zitrone mit Ocl und Schnittlauch, oder saure Sahne, oder eine Mayonnaise, die man mit Sahne verdünnt. Würzende Kräuter, Petersilie, Dill, Kerbel, auch Ke- ben zuletzt das Gepräge. Was wird zu solchen Frischkost-Speisen gereicht? In erster Linie Kartoffeln in vielerlei Zubcreitungsarten: Schalkartoffcln, gedämpfte, Kartoffelbrei, oder Klöße usw. Dann die verschiedenen Körnerfrüchte: Neis, Grünkern, Weizen, Hafer, Grieß, Gerste,' diese alle können in Form von Bratspeisen, oder als gedämpfte Gerichte mit paffenden Zutaten. Verwendung finden. Die Reformhäuser geben gern Auskunft und Rezepte, die sein schmecken und unserer Ge sundheit diene». Unsere übliche, allgemeine Kost ist meist reich an Koch salz und scharfen Gewürzen, so daß wir am Anfang einer neuen Ernährungsweise die lauten Gcschmackreize der an deren Kost etwas vermissen, und zunächst die natürlichen Speisen leicht fad finden. Aber bald und immer mehr wer den uns die feinen Aroma- und Duftstoffe der Früchte und Gemüse bewußt. Man bekommt allmählich wieder fein fühligere Geschmacksnerven, und lernt besonders die frisch- gepflückto Frucht und bas frisch geerntete Gemüse prüfen und schätzen. Wir spüren dann das dynamische Leben der Pflanze. Je länger die Pflanze dem Erdboden entfernt ist, desto mehr weicht das Leben aus ihr, eben jenes etwas, um dcssentwillcn wir Frischkost unterscheiden von gekochten Spei sen. Daß die gekochte Frucht vernäöert ist, gegen ihren natürlichen Zustand, zeigt dieser Versuch: Ein geriebener Apfel lauf Glasreibe) wird durch ein Tuch gepreßt). EI» Teil dieses Saftes wird abgekocht. Dann trinke man vom rohen und vom gekochten Saft mit prüfendem Sinn. Der eine ist natursüß, belebend, duftig, der ander« fast ge schmacklos geworden. Nur durch Zusatz von Zucker entsteht wieder ein süßes Getränk, das aber mit dem natürlichen Saft keine große Aehnlichkeit hat. Was wir an heißen Tagen auch nicht vermissen wollen, ist Dickmilch und weißer Käse, der mit Milch oder Rahm und Schnittlauch vermischt, äußerst gesund ist, und immer erfrischend wirkt. Die Kinder sollten weißen Käse lOuark) täglich genießen, er enthält viel Kalk. Er kann auch mit Milch verrührt und mit Zucker und Früchten vermischt ge gessen werden, etwa mit Erdbeeren od«r geriebenen Aepfeln. Die Kinder essen dies begeistert für „Schlagsahne". 21. Fortsetzung. Die Straße ist so endlos lang; schnurgerade, weiß und ohne die Möglichkeit eines Verstecks zieht sie dahin. Quitt kann den Weg vor sich bis in die Unendlichkeit verfolgen, er liegt da wie ein Helles Maßband, das sie als kleine Ameise entlang zu laufen hat. Ganz nahe hinter ihr rast schon der furchtbar unbekannte Verfolger; sie wagt es nicht, sich umzusehen, nur vorwärts, vorwärts, und wenn ihr darüber das Herz in der Brust zerspringtI Vor ihr reiten jetzt zwei, ein Mann, ganz dunkel ge kleidet, auf einem pechschwarzen Rappen, und eine Frau auf lichtem Schimmel. Die Pferde gehen im Schritt, Reiter und Reiterin unterhalten sich, er hat die Hand hin über auf die Mähne ihres Pferdes gelegt. So reiten sie nebeneinander, ruhig, glücklich und ahnungslos, daß sich da ein .sliehLndes Menschenkind hinter ihnen herquält. Quitt.will sie erreichen, Quitt muß sie erreichen, alles, alles hängt für sie davon ab, daß sie die beiden einholt, keiner kann sie schützen denn sie. Aber wie sehr sie sich an strengt, wie schnell sie auch läuft — es nützt nichts, die' Entf/rnung will sich nicht verkürzen aller Bemühung zum Tro-. Nun kommen die Reiter an das Flußufer und die breite B'/Hlenbrücke. Dumpf poltern die Hufe der Pferde aus den Brettern, langsam ziehen sie hinüber. Quitt reißt ihre letzte Kraft zusammen — die Brücke, die Brücke, sie muß /a die Brücke erreichen. Drüben ist freies Land. Ihre Füße werden leichter, sie kommt schneller voran, ganz nahe ist sie jetzt schon dem hölzernen Steg, der die Rettung für sie bedeutet. Aber da ist plötzlich eine menschliche Gestalt, eine kleine häßliche Frau, die Quitt gut kennt. Frau Geheimrat Starck lacht höhnisch auf, bückt'sich nieder'und reißt eine lange Bohle aus dem Brückenbelag. Pschum! - klatscht das Holz ins Wasser. Die zweite Bohle folgt, die Wellen spritzen hoch auf.' Nun ist die Brücke schon sehr schmal geworden. Quitt, die immer näher kommt, sieht mit neu verstärkter Angst, wie Frau Starck sich von neuem bückt, die dritte Bohle los zureißen. Sie will rufen, aber sie kann keinen Laut hervor bringen. > Am anderen Ufer ist jetzt Doktor Birk von seinem Rappen, gestiegen und hilft gerade Frau Sascha aus dem Sattel. Man muß von drüben aus nicht sehen können, was hier aus dieser Seite geschieht. Oder vielleicht sind die zwei auch nur zu sehr mit sich selber beschäftigt. Frau Starck schleudert die vierte, die vorletzte Bohle ins Wasser. Noch könnte man auf dem kümmerlich schmalen Brückenrest htnüberbalancieren in das gelobte Land, in die Rettung... Aber als Quitt mit dem letzten bißchen Kraft am Ufer anlangt, da ist die Brücke zerstört. Vor ihr dehnt sich die graugrüne Flut, unabsehbar, der Fluß ist zum Meer ge worden, an dessen Küste sie verzweifelt hin und her irrt. Der Feind triumphiert, sein kreischend Heller Siegesschrei schrillt in den Lüften, das Rauschen seiner blutroten Schwingen ist jetzt ganz nahe und verschattet den Himmel. Gleich wird er niederstoßcn, sie ist verloren — o furcht bares Schicksal, das ihrer wartet I Sie sinkt zusammen, die eiskalte Angst hat jeden Muskel gelähmt, so daß ihr Körper das eigene Gewicht nicht mehr tragen kann. Sie sinkt zusammen, aber jetzt,' in diesem Augenblick, muß sie das Gesicht heben, um das grauenvolle, ungekannte Etwas anzusehen, das sie ver schlingen wird, diesen fliegenden Vampir, dessen gräßliche Gestalt sie bisher nur ahnen konnte. Sie hebt die Augen, aber der Anblick, der sich ihr bietet, ist zu furchtbar, als daß ihr Bewußtsein ihn erfassen könnte. Das Bild des gewaltigen Feindes fährt wie ein Blitz in sie hinein, alle Organe der Wahrnehmung ver sengend und betäubend. Sie hat nur den Eindruck von etwas Rotglühendem und dennoch Finsterem, Nacht und Dunkel Verbreitendem, es «st ein Wesen einer anderen Welt, dem sie zum Opfer auserkoren ist, ein übersinnliches Raumverbunkluug ohne Umstände. Nr. 4O3S (Deike M.) Die Veröunkelungsübungen bring«» manch« Unbe quemlichkeiten mit sich. Will man nicht alle Fenster -er Wohnung mühsam mit Papier ober dunkle» Vorhängen ge gen den nach außen fallende» Lichtschein schützen, bann muß man auf j«d« Beleuchtung und damit Benutzung des Rau mes verzichten. Durch den neuen Verdunkelungstrichter, der an der Lampe angebracht wird, ist es aber gelungen, den Lichtschein der Lampe gefangen zu halten, und die Licht strahlen so zu leiten, daß si« nur ans den Arbeitsplatz fallen. Oder man kann sie durch einen Gazedeckel so abblend«n, daß sie eben den Naum etwas beleuchten, dabei aber ein« Fenstervcrbnnkelung unnötig machen. Der kleine Apparat besteht aus mehreren ineinander schiebbaren Aluminiumringen, die, zusammengeschoben, tu einem Kunstharzgehäuse ruhen. Man steckt das Gerät aus das Gewinde der Birne und schraubt es damit in die Fas sung ein. Es ist also ohne Schwierigkeit über jeder Birn« anznbringen und wirb in 2 Größen für Lampen bis 60 und bis 100 Watt geliefert. Durch sein leichtes Gewicht belastet der Apparat die Lqmpen nicht und, da er feuerfest ist, kann er auch innerhalb von Schirmen ohne Gefahr angebracht werden. Sogar aufrecht stehende Birnen kann «r schützen, denn bei festem Auszug der Ringe werden diese festgestcllt. Die Biegsamkeit des Verdunkelungstrichtcrs macht ihn auch für seitlich angebrachte Birnen verwendbar, und ebenso ermöglichen sie es, den Lichtschein nach einer bestimmten Stelle zu leiten. Für gute Isolierung und Wärmeabzug Ist gesorgt. Dies« praktische Lampenverdunkelung wird nicht nur in Wohnräumen, sondern auch in Kaufläden und Gast wirtschaften gern benutzt werben. Die Neichsanstalt für Luftschutz hat Sen Apparat genehmigt. Mörderwesen voll Blutgier und unbegrenzter Macht. Sie stöhnt auf, in Qual, und unerträglicher Herzens angst. Sie stöhnt auf und erwacht. Um sie herum ist Dunkelheit, und,sie weiß nicht, wo sie sich befindet. Das Herz schlägt ihr bis zum Hals« hinauf und sie braucht lange, bis ihr der Grenzstrich zwischen Traum und Wirklichkeit wieder klar bewußt wird, Aber auch von diesem Augenblick an dauert es einige ZeH ehe sie der pochenden Angst im Herzen notdürftig Her« wird. Dann ist da mti einem Male, tröstlich gegen das Heller« Rechteck der Oeffnung abgehoben, das dunkle Kreuz bei Fensterbalken. Nun weiß Quitt, daß sie in ihrem Ztmmei ist, in ihrem Bett liegt. Sie lastet mit der Hand zur Selk nach dem Lichtschalter — das Nachttischlämpchen strahlt auf wie ein freundlicher, kleiner Sonnenball. Alles ist mit einem Male wieder nah und vertraut, de« furchtbare Traum versinkt. Draußen atmen die Bäume im Wind, der Regen hat nachgelassen. Quitt setzt sich im Bett auf, sie ist noch sehr matt von der auSgestandenen Angst und der Wirklichkeit noch nicht ganz wiedergeschenkt. Sk streicht sich das wirre, feuchte Haar aus der Stirn, sie über legt gerade, ob sie aufstehen soll, ein Glas Wasser zu trinken — da hört sie ein leises Rascheln an der Tür, ein Knistern und Gleiten. Die Traumangst ist nicht über wunden, nur eingeschlummert; bei diesen» unerklärlichen Geräusch will sie wieder erwachen, ohne daß Quitt eS hindern kann. Es tastet jemand an ihrer Tür herum I Quitt ist sonst nicht furchtsam, Angst vor Einbrechern, vor Feuersgesahr oder anderen Schrecknissen des täglichen Lebens ist ihr fremd. Aber heute nacht genügt ein Ge ringes, um den kaum beruhigten Schlag ihres Herzens wieder zu beschleunigen. Wer ist da draußen? Wer kann das jetzt sein? Dann geschieht etwas ganz Merkwürdiges: Unter de« Lür am Boden erscheint ein kleines weißes Rechteck, wächst unter leisem Rascheln in kurzen Stößen immer mehr in die Brette und neg^ schließlich still. Jetzt hat e^ etwa die Form und Größe eines Briefumschlags; wie durch Zauberet entstanden, ruht es vor der Türschwelle und läßt nch von Quitt anstarrcn, ohne wieder ins Nichts zurück, zugleiten, aus den» es gekommen ist. (Fortsetzung folgt).