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(Fortsetzung folgt). LI Druck und Verlag: Wochenblatt für Zschopau und Umgegend: Richard Voigtländer tn Zschopau. SchriftlrUung: Margarete Voigtländer tn Zschopau. . ire mystische» Arme. Ein seltsames Glück ^egäM M lnmt zu schwingen. Eie hob die Augen in da» Ast- :NMe der Lannen * überließ sich ganz Ler Stille, > Am Nachmittag kam Almut Gerdes zurück auf -ie Neit. Sie war so blaß und still, daß die Lacknerin zwi schen Neugier und Mitleid schwankte. „O met Freilein, wie schauen Sie denn aus? Sie san ja patschnaß! Warten S' a bißl, glei koch t Eahna an Minzentee ..(Pfefferminztee.) Minzentee, daS war das Hausmittel der Lacknerin, womit sie jeden Wehdam (Unwohlsein) kurierte. Sie war schwer beleidigt, als Almut ungeduldig ablehnte. „Machen Sie sich keine Mühe! Ich reise ab. Heute abend noch." „Heit no? Helt abend? AVer warum denn so gschwind? Da dervon Hamm S' do gestern no gar nixen gsagt?" Almut murmelte etwas von einem Telegramm, bat um ihre Rechnung und stieg lahm und müde die steile Stiege hinauf. Die Lacknerin sah ihr nach mit vor Neu gier funkelnden Augen, und schlurfte dann brummend in Lie Küche zurück, wo sie, am Bleistift nagend, eine lange mühsame Rechnung aufstellte. Gedankenlos wechselte Almut die Kleider und begann lustlos zu packen. Ihre Augen blickten unbeteiligt aus das Tun ihrer Hände. Mitten in der Arbeit aber hörte sie auf und waH sich aufs Bett, das tröstlich kühl war und nach frischer Luft und Bergkräutern roch. Sie starrt« zur Decke, auf den ihr nun so wohlbekannten Sprung im Mauerwerk, der einen spitze« Winrer orwere »no oeni Watzmann ähnelte, wie sie immer wieder sestftGte. Leben Sie wohl! hatte er gesagt — Reisen Sie glück lich! — Vergessen Sie Berchtesgaden nicht... „Phrasen!" stieß sie hervor und biß sich in di« HändL Kein einziges Wort, das mehr war als FörmnchkeL Kein befreiendes Wort, durch das Lie Wärme brach, -E vor wenigen Tagen noch aus seinem Blick gesprochen hatte. Wirklich kein einziges Wort? und kommen Sie,wie-er! —" Sie atmete tief. Und kommen Sie hatte er gesagt. Sie lauschte dem Tor nach. Und kommen Sie wieder! Die > Ins Riesenarobe. km MW M iss Dm Skizze von Oskar Derks. Die Türglocke schrillt. Das gibt einen über die Maßen lauten und frechen Ton; mit einem Satz springt er mitten in die Stube, und da ist er. Meldet sich so ein Besucher an, der Weiß, was sich gehört? Nun, vielleicht hat der Jemand, der vor der Tür steht und hcreinmöchte, mit der größten Vorsicht und Bescheidenheit auf den Knopf gedrückt und ist selbst ganz erschrocken über den Lärm, den er verursacht hat. Wie kann er denn auch wissen, daß es sich um eine äußerst niederträchtige Türglocke handelt, die ihre Botschaft geradezu hereiuschreit ins Haus! Karl, auf seinem Sofa, bedenkt das nicht. Ihm verrät dieses Klingeln sogleich einen Menschen, der, ohne Rücksicht zn nehmen, seine nachmittägliche Ruhe stören will. Man sollte solche Leute vor der Tür stehen lassen, doch die Mutter springt sogleich auf von ihrem Stuhl, eilfertig wie sie ist. Schon klingt eine fremde Stimme in den Flur, eine weib liche Stimme, die Karl noch nie gehört hat. Aber die Mittler ist gleich bei der Hand mit einem freundlichen Ruf: „Ach, Fräulein Schröder! Bitte, kommen Sie doch näher!" Also, die Mutter kennt diese Besucherin bereits! Na, dann muß es wohl die neue Nachbarin sein, von der neulich die Rede gewesen ist. Karl hat fast wieder vergessen, was die Mutter da erzählt hat, denn er ist nicht der Mann, der sich uni solche Neuigkeiten kümmert. Nein, er sicht nicht einmal besonders aufmerksam nach einem hcllgekleidetcn Mädchen hin, das unter einem Fliedcrbusch im Nachbargarten steht. Er hat ernstere Dinge in den Sinn zu nehmen, wenn er zwischen den Gemüsebeeten arbeitet. Die jungen Erbsen zum Beispiel, die so spärlich auf- gclanfcn sind, machen ihm große Sorge, lind dann die Gurkcn- pflänzchen, ja, die besonders. Nebrigens, wie das Mädchen da auf dem Flur so plaudert, klingt es gar nicht so übel an seine Ohren. Doch er nimmt sich zusammen. Er vergißt nicht so leicht, daß er sich soeben ge ärgert hat. Wenn er will, kann er das Geschwätz auch unaus stehlich finden. Und nun kommt es ja auch heraus, um Bcttcl- kram handelt eS sich. Hat er sich das nicht gleich denken können? Nein, lange stören möchte es nicht, sagt das Mädchen. Es habe nur hier im Garten so schönen Rhabarber gesehen, und nun erlaube eS sich, um eine Handvoll davon zu bitten, tue,in cs nicht zu unbescheiden sei. Der Bate: äße so gern Rhabarber- „Es gebt nicht anders. Kletterschuhe haben wir nicht, auf derlei Extratouren finS wir nicht eingerichtet." Wortlos setzte sie Len Fuß in eine GesteinSplatte un- knotete die Senkel auf. Er überwachte ie-e ihrer Be wegungen. In den wollenen Svortstrümpfen mußt« sie sich weitertasten. Mit kurzen Worten gab er ihr An weisungen. „Nicht mit Len Knien kleben bleiben im FelS! Locker äbwärtsfühlen! Hier ist ein guter Tritt!" Almut zitterte, aber nicht vor Furcht. Sie war in einer Verfassung, Laß sie seinen verbissenen Zorn kaum noch ertrug. Langsam kamen sie tiefer und tiefer, -er Wasser sspiegel verlor seine blinde Ruhe un- wurde bewegt« Kähne und Motorboote vergrößerten sich. Endlich er reichten sie die Talsohle, den schmalen Uferstreifen, der den Obersee vom Kdmgssee trennt. Der rauhe FelSpfad mündete unvermittelt in eine blumige Matte, Quellen murmelten geschäftig Lem Seeufer zu, und vom Lan dungssteg herüber drang -aS Stimmengewirr Ler auf das Motorboot wartenden Fahrgäste. Almut atmete auf. Sie war dem Berg entronnen. Sie war aber auch einer anderen Gewalt entronnen, einer strengen, zor nigen Gewalt, die sie noch an ihren Handgelenken fühlte. Ohne aufzublicken, setzte sie sich auf einen Fels block und legte die Schuhe wieder an. Ihre Knie zitter ten immer noch. Mit gefurchter Stirn sah er auf sie nieder. „Was glauben Sie, Laß nun geschehen wäre, wenn !H Sie nicht mehr getroffen hätte?" i Sie hob kaum Len Kopf. > „Nun?" fragte sie leichthin. /./Ich hätte sofort Lie Bergwacht benachrichtigt. Dann waren viele brave Leute Ihretwegen in die Berge ge rannt und hätten wahrscheinlich bis in die Nacht hin ein gesucht. Finden Sie nicht auch, daß Las ein bißchen viel Mühe gewesen wäre — einer Laune wegen?" Sie wurde flammendrot, versuchte aber keine Entschul digung. Wie hätte sie ihm erklären sollen, was für eine Panik sie im Morgengrauen ohne Gruß und Abschied aus seiner Nähe fortgetrieben hatte? Seine äußeren Lebensumstände waren gesichert und geordnet, er war ein freier Mensch, das Stirnrunzeln eines Äürochefs hatte ihn kaum je bekümmert. So nannte er eine Laune was nichts als Lie Lebensangst einer iin Existenzkampf stehenden Frau gewesen war. „Ich reise heute abend," sagte sie einfach. ! „Aber warum? Warum so plötzlich?" Sie lächelte und sah ihn aufmerksam an. War er wirk lich erschrocken? Täuschte sie sich, oder war er blässer ge worden? „Es muß fein. Mein Urlaub ist zu Ende." > Da begriff er plötzlich. Er sah hie Tapferkeit in ihreftt Der T efe wegwandte. Stagelschuh auf eiuer Tritt i - - kompott in diesen heißen Tagen, und im eigenen Garten wüchse noch nichts. Die Mutter ist immer viel zu freigebig; sicher, wenn es nach ihr ginge, bliebe nicht viel übrig im Garten. „Gewiß doch!" sagt sie. Das Fräulen könne so viel haben, wie cs brauche. Es sei ja wirklich genug da. Aber ob es nicht ein- tretcu wolle? Ach ja, die Mutter wird schon ein wenig gedankenlos. Es fällt ihr nicht ein, an ihn, an Karl zu denken. Iw ar, er ist Herr im Haus; er braucht sich um niemanden zu kümmern bei dem, Ivas er gerade tut, und um so ein Mädchen, das vor der Tür um Rhabarber bettelt, schon gar nicht, nein, das hat er durchaus nicht nötig. So ist es denn auch ganz unerklärlich: Längst, bevor die Besucherin in der Stube steht, hat Karl sich schon aufrecht hingesetzt auf sein Sofa, hat die Decke hastig zu sammengelegt; sie sträubt sich dummerweise, ein harmloses Aussehen anzunehmen. Leider fehlt ihm die Zeit, noch schnell vor dem Spiegel die zerzausten Haare notdürftig zu ordnen. Nach einem Buch indessen kann er noch greifen. Nun sitzt er da und liest mit einem strengen, abweisenden Ausdruck im Ge sicht, ein Mann, der nicht gewillt ist, sich von irgendeinem ab- lcnkeu zu lasse». Seine Beschäftigung ist dem Anschein nach äußerst wichtig, an Bedeutung allerdings gewönne sie erheblich durch eine» Bleistift und ein Stück Papier für notwendige Auf zeichnungen. Die Mutter nötigt den Besuch über die Schwelle. Wird Karl auch nur aufsehcn von seinem „Buch"? Ja, er muß Wohl, denn das Mädchen geht auf ihn zu, um ihm die Hand zu geben und ihm freundlich nnd höslich einen guten Tag zu wün schen. Nichts blecht ihm übrig, als aufzustehen und seinen Gruß zu murmeln. Und die Mutter stellt vor: „Mein Sohn." Es gibt ein Geplauder von allerlei Dingen. Aus der Stadt ist das Mädchen hierher ins Dorf gekommen, der Vater näm lich ist in den Ruhestand verseht worden, und er hat schon immer den Wunsch gehabt, auS dem Lärm und der Hast her auszukommen. Dem Mädchen gefällt es auch großartig hier im Ort, Ler Garten vor allem hat es ihm angetan, eS ist bloß so furchtbar unwissend in vieserlei Hinsicht, es muß noch sehr viel 'ernen. Zwar, Karl sieht eifrig in sein Buch, seine Zeit ist ihm zu schade zum Vertrödeln. Er langt auch noch einmal in seine Tasche; vergebens, er kann keinen Bleistift finden. Dann ge- ichieht eS aber doch — ist es zu glauben? — daß seine Augen dem Buche entlausen, um flüchtig und verstohlen Lp» Anblick des plaudernden Mädchens auf dem Stuhle da zu erhaschen. Aber Karl mutz die Erfahrung machen, datz nicht ein ein ziges Mal seine schrägen Blicke auf Augen treffen, die ihn suchen und dabei einen schmachtenden Ausdruck tragen. Die Be sucherin will wahrhaftig nicht mehr, als mit der Mutter harm lose Reden führen. Zuweilen lacht sie dabei, wenn es an- gebracht ist, es ist ein Lachen, das mundet wie Wein. Karl sollte lieber nicht so begierig auf diesen lachenden Mund sehen, und was geht eS ihn denn an, wie diese Person gekleidet ist? Wenn er genauer zusieht, kann eS ihm doch gar nicht entgehen, daß es äußerst hübsch aussieht, wie der rührend schlanke Hals aus dem zierlichen schneeweißen Kragen aufsteiat. Und dann diese kurzen gepufften Aermel! Sie lassen den jungen glatten Armen ihre schöne Freiheit. Das Mieder ist fast ein wenig zu straff gespannt, nicht jeder kann diesen Anblick ruhigen Her zens ertragen. Aber dem Himmel sei Dank, jetzt steht das Mädchen, dieses gefährliche Wesen, auf. Die Mutter will noch eben :n die Küche eilen, um ein Messer für den Rhabarber zu holen. Sie denkt natürlich nicht daran, ihn zu bitten, mit den: Fräulein in den Garten zu gehen. Und er wird sich doch nicht selber anbieten! Er bleiot also auf seinem Sofa sitzen. Das Mädchen steht an der Tür und wartet auf die Mutter. Es schweigt jetzt. Nun müßte ihm etwas einfallen, denkt Karl, ein groß artiger Gedanke, ein geistreiches Wort, etwas Lustiges wäre Wohl noch besser, aber er hat leider gar nichts Brauchbares zur Hand, dumm und stumm muß er auf seinem Platz hocken, er könnte aus der Haut fahren vor Aerger. Die Mutter ist wieder da, und damit ist die Gelegenheit vorüber. Der Gast sagt mit kühler Höflichkeit irgendein Ab schiedswort, das läßt nichts erwarten und erhoffen, es hat keinen tieferen Klang. Die Tür schnappt ins Schloß hinter dem Mädchen, nnd Karl ist wieder allein. Niemand stört ihn mehr bei seiner Arbeit. Oder doch? Jedenfalls gibt er es auf, m dem Buche weiter zu lesen, auch hält er es nicht aus, ruhig auf dem Sofa zu liegen. Er ist nun angestrengt beschäftigt mit einem kühnen Plan: Den Abend wird er im Garten zubringen, vielleicht unter dem blühenden Fliederbusch am Zaun. Eine Bank steht ja auch an der Stelle. Vorher allerdings wird er sich noch rasieren und ein reines Hemd anziehen. ii.. ..^cit ult- GlückSerwarkung, in die sie dieses schöne Laub gewiegt hatte, verflog. Der Alltag forderte sein ReM. Es hat keinen Sinn!" sagte Atmut halblaut un- fuhr sich mit allen zehn Fingern ins Haar. „ES hat wirklich keinen Sinn. Ich glaube, ich bin tatsächlich verrückt. Seit zwei Tagen ist mein Urlaub zu Ende." Sie fröstelte, wenn sie daran dachte, daß ihr diese PflichtversäumniS vielleicht die Stelle kosten könne. WaS sollte werden, wenn sie hochkantiafloa? „Na ja, dann geh« ich eben als Mädchen für alle- öde« als kalte Mamsell. Ist mal was anderes!" Aber ihr inneres Zittern verstärkte sich und wurde zur Panik. Der Regen entzauberte die Welt, die harte Wirklichkeit starrte sie an mit höhnischen Augen. Almut verkrampfte die Hände. Mein Gott, was hatte sie nur gedacht! WaS gehofft! WaS erwartet! In fliegender Hast kleidete sie sich an, bezahlte daS Zimmermädchen und verließ ohne Frühstück das Berg haus. Regen, durchsetzt mit Schnee, schlug ihr ins Ge sicht. In diesem Augenblick riß ein Windstoß die Wol- kenfctzcn auf und gab den Blick auf düstere Berghäupter frei, die sie finster anzustarren schienen. Almut, tal wärts laufend und stolpernd, nickte ihnen zu: Ja, ihr; habt recht! Ich bin schon wieder vernünftig ... Aber was ihr tn schweren Tropfen über die Wange» raun, das war nicht nur Regen allein. Als Baron Goltzhammer an ihre Tür klopfte, war Almut längst tm Nebel verschwunden. Er fragte und forschte in steigender Bestürzung, und als ihre Flucht feststand, erblaßte er tief. Seine Lippen wurden ein dünner Strich. Kränkung, Zorn und Sorge stritten in ihm, aber schließlich blieb nur die Sorge und wuchs mit jeder Minute. Er jagte hinter ihr her, weit konnte sie noch nicht scim er kürzte die Serpentiium im Sprung, aber auf halbem Wege hielt er kopfschüttelnd ein. Sie mußte einen andern L eg genommen haben, sonst hätte er sie längst erreicht. Das Blut klopfte In seinen Schläfen. Wenn sie über Lie Sagereckwaud abzusteigen versuchte? Ueber den kaum fußbreiten Steig, der zwar gesichert war durch Drahtseil und Mauerhaken, aber von Regen nnd Neu schnee schlüpfrig geworden war? Wenn sie, der Nenling tn den Bergen, vielleicht nicht einmal schwindelfrei, an den schwierigen Ueberhang geriet? Er stöhnte plötzlich. Wie irrsinnig hetzte er zurück, den steilen Pfad wieder hinan, nun doch auch keuchend nnd atemlos. Das Loden -an seinen Schultern dampfte im Regen. Dabei fluchte er halblaut in sich hinein, ellenlange Holzknechtflüche, er konnte nicht anders. Endlich erreichte er den Steig, der zum Grünsee und zur Sagereckwaud abzweigte. Der stille Wasserspiegel lag wie ei» blinder Smaragd zwischen den Felswänden, Dom Regen 8 an übcrpcrlt. Einige Mankei flitzten pfek« fen- in ihren st,u, als er vorüverhastete. Es entging ihm, -aß seitwärts unter den Tannen eine weibliche Ge stalt stand, die rasch zwischen die bergenden Stämme zu rücktrat. Mit großen Augen sah thm Almut GerdeS nach. Einen Augenblick war sie versucht, ihm zuzurufcn. Aber dann Preßte sie die Lippen fest aufeinander und schüttelte -i« feuchten Haare aus der Stirn. Regungslos stand sie, vis er im Wald verschwunden war. Der Regen rauscht« gleichnräßig, weißschäumende Quellen mischten ihre Stimmen darein, und Almut geriet allmählich tn den Mann dieses Rauschens. Dieser Bergwal- mit seinen flcchtenbchangenen Tannen, dunkel und geheimnisvoll, pesaß eine seltsame Macht. ES war etn magischer Wald. And Almut wußte plötzlich wieder, warum sie dieses Land noch nicht verlassen konnte, warum sie bleiben -muhte, gefesselt und bezaubert. Sie hatte noch nie tn Ähnlicher Stärke Natnrnähe uud Freiheit erlebt. St« Katte eine tiefe Scheu vor der Stadt und ihrem bis- «erigen Leben, die Scheu -es Freigelassenen vor -er Rückkehr in die Haft. Tropfnaß war sie geworden, nur die treuen Berg- schuhe vielten dicht. Almut fetzte sich auf einen Fels- vlock nächst dem Seeufer, sie hatte keine Eile mehr, seit Ahr Verfolger blind an ihr vvrbeigerast war. Die Ein samkeit stand förmlich hallend und raunend zwischen den Felswänden nnd zoa das Mädchen aus der Großstadt in Äl ömE«r Wenn wir um das Feuer stehen, Bon dem Dunkel überdacht, Wenn die Flammen brausend gehen, Dann versinkt die schwarze Nacht. Hol» und Herzen leuchtend brennen, Daß die Knisterfunken fliegen. Wenn wtr uns dann Brüder nennen, Muß die Sonne in uns siegen. Frohbeglückt von alten Weihen Neichen wir uns still die Han-, Schwören bei dem Feuerreihen, Treu zu sein dem deutschen Land. Adolf Hauert. VSihelS,'eine Läpskrkkit, von -er ihre übermüdeten Rügen nichts wußten. „Es war ein bißchen viel für Sie..sagte er un« Pcher. -Ich mache mit Borwürfe ..." Eie wchrte hastig ab. AVer dann fröstelte sie tn den klatschnassen Kleibern, -aß ihre Zähne aufetnan-erschlu- ven. Seine Besorgnis wuchs. Er warf seine Lo-enkotze »m ihre Schultern, sie verschwand -arm fast gattz. „Kommen «tel^Lrängte er. „Eben legt -aS Motor boot an. Wenn wtr un» beeilen, nimmt man uns noch Mit." Auf -er Rückfahrt saß sie still un- tn sich gekehrt an einem win-geschützten Platz, -en er sür sie erkämpft Katte. Dunkelgrün teilte sich LaS Wasser unter -em gleitenden Schiff. Er stand neben ihr und blickte wie sie unverwandt m die Wellen. Plötzlich ging ein Blitzen Aber -en See. -aS Wasser funkelte auf tn einem herr schen Lichtgrün, weithin klaffte -ie Nebelwan-. . „Die Sonnet Almut schrie eS förmlich und blickte befreit in sein Gesicht. Er nickte still: „Ja, es wir- witz-se MN- Schade, Latz Eie wegfahren ..." - Da erlosch -te Freude in ihren Augen.- Endlich, e» war , 'I eine halbe Stunde verstriche^ fetzte sie ihren Weg /vrr. Fast ohne Uebergang führte Leu Steig aus dem BergwalL in den nackten Fels dell Sagereckwand. Almut blied stehen, als sie Lte gähnende Tiefe sah, Schwarzblcm ruhte -ort unten -er KönigSsve, von Nebel« fetzen halb verschleiert. Zögernd setzte sie Len Fuß auf »a»jchmale Ban- der Felsenstufen: mit der Rechten da» Drahtseil umklammernd, das an der tropfenden Wand war, stieg sie langsam abwärts. Feuchte Lat« ischel streiften ihr Gesicht, -aS sie instinktiv von '' , Aber dann knirschte plötzlich -e» ..... nassen FelSplatte, sie verlor den und glitt aus. Ein Ruck ging durch LaS Draht seil ... . „Festhalten!" Almut erkannte die Stimme, die so beschwörend schrie« Sie erschrak so sehr, -aß sie -aS Drahtseil fahren ließ, aber noch im Fallen grssf sie nach Len Latfchenbüscheln und gewann wieder Halt. Dann fühlte sie schon den eisenharten Griff, der sie hochrttz. „Schuhe auS!" Der rauhe BejehISton ernvörte sie trotz -er kaum Über« ftan-enen Gefahr. Dicht über ihr war das Gesicht -eS Barons, sie streifte «S scheu, so entstellt war eS von Angst un- Zorn. Er beherrschte sich mühsam. „Sie müssen -ie Nagelschuhe ausziHenl" sagte en ruhiger.