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ZUR EINFÜHRUNG Jean Louis Nicode, dessen umfangreiches kompositorisches Schaffen (Lieder. Orchesterwerke, Männerchöre) fast gänzlich in Vergessenheit geraten ist, war einer der begabtesten Vertreter der von Franz Liszt begründeten neu deutschen Stilrichtung, der z. B. mit der großangelegten Symphonie-Ode „Das Meer" (1884/88) oder seinem in fünfjähriger Arbeit entstandenen monumen talen Lebens- und Bekenntniswerk, der sechssätzigen Sinfonie mit Schlußchor „Gloria" (1904), einst sensationelles Aufsehen erregte. Ein — an diesen Arbei ten gemessen — wesentlich schlichteres Opus stellen die heute erklingenden zwei lyrischen Stücke für Streichorchester, zwei Oboen und zwei Hörner op. 32 dar, die nicht nur mit ihren charakteristischen Überschriften, sondern auch mit ihrer idyllisch-verträumten Grundhaltung an Robert Schumann erinnern. Es ist eine angenehm unterhaltende, wohltönen«® Musik von natürlichem melodischem Fluß und warmer Empfindung bei klarer formeller Gestaltung, die uns einen liebenswürdigen Vertreter der musikalischen Romantik zeigt. Nicode, der übrigens ein glänzender Pianist war, kam 1878 als Hauptlehrer des Klavierspiels an das Dresdner Konservatorium. Von 1885 bis 1888 dirigierte er die von Franz Plötner gegründeten Dresdner Philharmonischen Konzerte. 1893 rief er die sogenannten Nicode-Konzerte ins Leben. Sein unermüdlicher Einsatz galt dem damals Neuen in der Musik: Liszt, Strauss, Bruckner. Obwohl er sich als außerordentlicher Dirigent bewährte, mußte er um 1900 der Konkur renz der Hofkapelle unter Schuch weichen. Er zog sich auf sein Landhaus nach Langebrück zurück, wo an der Nordwand der Friedhofsmauer sein Denkmal steht. Mit dem Namen Johann Adolf Hasses ist eine der glänzendsten Perioden der Dresdner Musikgeschichte verknüpft. Als der 32jährige neuer nannte „primo maestro di capella di S. M. il re di Polonia“, von Venedig kom mend am 7. Juli 1731 mit seiner Frau, der berühmten Sängerin Faustina Bordoni, in der sächsischen Residenz eintraf (ein ständiger Kontrakt wurde erst Ende 1733 geschlossen), begann für drei Jahrzehnte eine Entwicklung, die Dresden zu einem Hauptort europäischer Musikpflege werden ließ. Als „ungekrönter deut scher König der italienischen Oper" hat der „göttliche Sachse", wie Hasse ver ehrungsvoll genannt wurde, mit der unbedingten Autorität seiner schöpferischen Persönlichkeit den Zauber venezianischer Theaterkultur in das Dresden des Spto» barock und des Rokoko verpflanzt. Er schrieb allein mehr als dreißig Musi® theaterstücke (darunter die Opern „Arminio", „Attilio Regolo", „Solimano" und „Olimpiade") für Dresden, ferner zahlreiche hochbedeutende Kirchenmusiken und Instrumentalkompositionen. Hasses Dresdner Werke machen dabei nur einen Teil seines riesigen, über viele europäische Bibliotheken verstreuten Gesamt schaffens aus, dessen genauere Sichtung der Musikforschung noch große Auf gaben bereithält. Sein Dresdner Wirken spiegelt ebenso die hohe Dresdner Kultur jener Zeit wider, wie sie uns in den Veduten Canalettos entgegentritt. Berühmt geworden ist auch sein souveräner, virtuoser Aufführungsstil, gestützt auf vortreffliche Gesangskräfte und die (u. a. mit J. G. Pisendel, P. G. Buffardin. J. J. Quantz, C. F. Abel) glänzend besetzte Hofkapelle, für die er eine neue vor bildliche Sitzordnung einführte. 1750 wurde Hasse Oberkapellmeister. 1760 ver lor er beim Bombardement Dresdens im Zuge des siebenjährigen Krieges sein AURELE NICOLET, einer der besten Flötisten unserer Zeit, stammt aus Neuchätel (Schweiz). Schon im Alter von zwölf Jahren trat er erstmalig in der Öffentlichkeit auf. Nach seinen Studien in Zürich und Paris gewann er erste Preise 1947 am Conservatoire National de Paris und 1948 beim Internationalen Musikwettbewerb in Genf. Nach Tätigkeiten im Tonhalle- Orchester Zürich und in Winterthur holte ihn Wilhelm Furtwängler 1950 als Soloflötisten zu den Berliner Philharmonikern, denen er bis 1959 angehörte Seitdem ist seine Karriere gekennzeich net durch eine Vielzahl von Konzerten im In- und Ausland, er musizierte unter den Dirigenten Furtwängler, Celibidache, Ansermet, Keilberth, Sawallisch, Solti, Maazel, Boulez u. a. Der Künstler ist ständiger Gast der internationalen Festspiele. Er produzierte zahlreiche Schall platten- und Ründfunkaufnahmen. 1962/63 erhielt er den Kritikerpreis des Verbandes der (west)deutschen Kritiker zugesprochen. Aurele Nicolet, der auch bei den Sommerkursen des Mozarteums in Salzburg lehrt, ist Professor an der Hochschule für Musik in Freiburg/Breisgau.