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Nr. 1 3 Zschögner Tageblatt «*b er Mittwoch, den 22. Sunt 1S3S, . Chemnitz. Für 2000MarkStosse gestohlen. Unbekannte Diebe drangen in die im Grundstück Horft- Wessel-Straße 16 gelegenen Geschäftsräume einer Herren- ichncidersirma ein. Aus dem Lager entwendeten sie grö- tere Posten Hcrrenanzugsstosse im Gesamtwerte von etwa f«00 Reichsmark. Hohenstein Ernstthal. Stadt« undHei matfe st. Die Vorbereitungen sür das Stadt« und Heimatfest in Hohenstein-Ernstthal vom 2. bis 6. Juli sind nahezu abge schlossen. Die Stadt des „Sachsenringes", die Geburts- ltadt Karl Mays, wird ihren Gästen in den ersten Juli« tagen Erlebnisse von nachhaltiger Erinnerung vermitteln, vorgesehen sind ein historischer Festzug, ein vorüberge« tcndcs Karl-May-Museum, eine Werbeschau, eine Aus« »ellung „Heimische Kunst" und die Möglichkeit des Be- suches eines neuerstcllten Bcrgstollens. Dresden. Schwerer Zusammenstoß. Auf er Kreuzung Wettiner—Könneritzstraße stießen ein Kraft- ad und ein Lastkraftwagen zusammen. Der Lenker des lrnsirades und seine Begleiterin zogen sich bei dem Un- all schwere Verletzungen zu und fanden beide im Kran enhaus Ausnahme. Dresden. Den Freund versehentlich er schossen. Der 17jährige Sohn eines Dresdner Ein wohners hatte aus der Wohnung seiner Eltern eine Pistole und Munition heimlich weggenommen, um mit seinem 18 Jahre alten Arbeitskameraden im Walde zu schießen. Velde begaben sich nach dem Staasforst an der Radeberger Landstraße, wo der jüngere im Umgang mit der Waffe unerfahrene Bursche beim Laden abdrückte. Die Kugel drang dem Kameraden in den Leib; er mußte ins Krankenhaus gebracht werden, wo er nach einer Opera tion starb. Der bedauerliche Unglücksfall, der in gleicher Weise zwei Familien schweres Leid brachte, beweist erneut die Verpflichtung aller Erziehungsberechtigten, dafür Sorge zu tragen, daß Schußwaffen nicht in die Hände von Unzuverlässigen oder jugendlichen Personen kommen. ! Dresden. S t r a ß e n b a h n z u s a m m e n st o ß. Am Pismarck-Platz stieß ein Lastkraftwagen mit einem Stra ßenbahnzug zusammen, der durch den heftigen Anprall aus den Gleisen gehoben wurde. Die vordere Plattform des Triebwagens wurde vollständig eingedrückt. Sämt liche Fahrgäste der Straßenbahn wurden durchcinander- geworfen. Zwei von ihnen fanden Aufnahme im Kran kenhaus. Der Straßenbahnverkehr war zeitweise unter brochen. ' Pirna. Tödlicher Verkehrs Unfall. Eine ß1 Jahre alte Frau wurde aus der Zehistaer Straße, als sie mit ihrem Fahrrad zur Stadt fahren wollte, von einem Krastradjahrer erfaßt nnd zn Boden geschleudert. Die bedauernswerte Frau trug schwere Verletzungen davon, denen sie im Krankenhans erlag. Königsbrück. In die Kreissäge geraten. In Schwepnitz geriet beim Holzschneiden ein 28jähriger Glasmacher mit dem linken Arm in die Kreissäge und zog sich eine schwere Verletzung zu. Nach erster ärztlicher Hilseleistung wurde der Verunglückte in das Kamenzer Krankenhaus geschafft. Glücklicherweise wurde die Schlag ader nicht verletzt. i Bautzen. Schwerer Verkehrs Unfall. An der Einmündung der Kamenzer Straße in die Neichs- straße Bautzen—Dresden fuhr bei Dreistern ein aus Kö« ptgsbrück kommender Motorradfahrer, der die Kurve joffenbar zu schnell durchfuhr, mit großer Wucht gegen dinen Straßcnbaum. Der Vorderteil des Motorrades wurde völlig zusammengedrückt. Der Fahrer trug schwere Kopfverletzungen davon und mußte ins Bautzener Kran kenhaus gebracht werden. Oop^rigkt 1937 b> ^ukvarts-VerlsZ, ljerlia 8XV 08 13. Fortsetzung. - Aber trotz meiner Traurigkeit war ich glücklich, mit Ihnen zu arbeiten, glücklich, in Ihrer Nähe zu sein. Das Ist nun vorbei, vielleicht ist es gut so für mich. Doch können Sie verstehen, daß ich Angst habe, Sie allein zn lasten, Angst für Sie, Peter Birk, weil Sie einen dunklen, schweren Weg gehen, den ich nur ahnen kann? Ich weiß dicht, ob ich Ihnen hätte helfen können, ich bin ein sehr junges, unerfahrenes Mädchen,, und bin manchmal sehr verzagt. Aber Ich glaube, wenn man einen Menschen liebt, kann man viel, vielleicht mehr als — als andere Menschen, Pie so viel kennen und wissen, aber ohne Liebe sind." Draußen auf der Straße hupt ein Auto; es klingt wie der gequälte Schrei eines Tieres. Vom Hahn der Wasser leitung fällt rhythmisch ein Tropfen nach dem anderen in hie Porzellanschale. Tack — tack — tack... Die beiden Menschen schweigen. Ihre Blicke gehen wieder eigene Wege, der kurze Augenblick der Gemeinsam keit versinkt. Doktor Birk ist ergriffen von all der Zu neigung, die ihm aus Quitts Worten cntgegenströmte, und etwas hilflos. Quitt versteht ihn und lächelt sanft. „Sie können sich denken, Fräulein Quitt...!" sängt der Arzt an; aber er ist froh, als Quitt wieder zu sprechen beginnt und er den Satz nicht zu vollenden braucht. Es wäre eine sinnlose Phrase geworden, die nichts geändert und gebessert hätte. „Ich weiß, Peter Birk, man darf nicht so offen sprechen, wie ich es eben tat! Eine Frau darf einem Manne nicht fas .m, das; sie ihn liebt, das ist sehr peinlich und schlechter Stil. Und ich soll gefälligst »Herr Doktor' sagen, wenn ich mit Ihnen spreche — nicht wahr? Sehen Sie, wenn ich Sie meine, Sie da in Ihrem Weißen Mantel, wie Sie da stehen und mich eben Mit freundlichen Worten hinausgeworfen haben — dann werde ich immer .Herr Doktor' sagen, ganz richtig und vernünftig, wie es sich gehört. Aber wenn ich Peter Birk zu Ihnen sage, dann — ja, dann meine ich einen anderen, nicht den klugen, eleganten, berühmten Arzt, dann spreche tch — dann sprech« ich mit dem Menschen, mit dem wirk lichen Menschen, nicht wahr?, der hinter dieser Außenseite steht, dann möchte tch dich selber erreichen, dich, wie du wirklich bist, oh«, MaS»«..^ Rah M Fern dein. Raubes'zum Tode und Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt wurde. Der Verbrecher war am 23. Februar d. I, auf dem Haltepunkt Papiermühle der Strecke Gera—Jena in den Packwagen eines Personenzuges eingedrungen, hatte d«U Zugführer durch Hammerschläge betäubt, aus dem fahrenden Zug auf di« Schienen geworfen und dann etwa 250 Diarf geraubt. Beim Sturz von der Suh aufgespießt. AlS eine Frau iis dem Dorf Partenheim bei Bad Kreuznach auf dem Stall boden beschäftigt war, brach di« Decke ein und die Frau fiel in den Kuhstall, und zwar so unglücklich auf ein« Kuh, daß sie von den Hörnern ves Tieres aufgespießt und schwer verletzt wurde. Aufgescheuchte Pyrenäenbären. Zahlreiche Bären, die noch in den Wäldern und schwer zugänglichen Hochtälern der Pyrenäen hausten, sind vor den zurückweichenden sowie»- spanischen Truppen auf französisches Gebiet geflüchtet. Wäh rend man bisher die Zahl der aus der französischen Seite der Pyrenäen wild lebenden Bären auf 15« bis Äü schätzte, hat sich diese Zahl im Laufe der letzten Tage fast verdoppelt. Wie die ..Libertä" bi«»» schreibt, beat die Landbevölkerung schwere Sorgen für di« Viehherden, die schon bisher infolge der An griffe von Bären stark zu leiden hatten. Verflogen. Ein Flugschüler der Luftwaffe, der sich in einem einsitzigen, unbewaffneten Uebungsflugzeug ohne Funkgerät ant einem Ueberlandflug befand, hatte die Orientierung verloren. Er ist nach Uebersliegen der Grenze — offenbar in der Mei nung, sich über einem deutschen Flugplatz zu befinden -- aus dem Flugplatz Pilsen glatt gelandet. Durchgefallener Kandidat schoß auf den Rektor. MB in der Rechtsakademie in Bagdad die letzten Prüfungsergebnisse bekanntgegeben waren, nach denen auch einige Studenten die Prüfung nicht bestanden halten, ersuchte eine Abordnung der durchgefallenen Kandidaten beim Rektor um eine Unterredung nach. Jin Verlaufe der sehr erregten Aussprache feuerte einer der Studenten auf den Rektor und verletzte ihn und seine» Gehilfen schwer und beging dann Selbstmord. Das Eisenbahnunglück in Montana. Bisher konnten 52 Leichen aus den Trümmern des bei Miles City im Staate Montana verunglückten Schnellzuges geborgen werden. Man befürchtet, daß sieben weitere Leichen von dem Hochwasser in den Hellowstoneflutz geschwemmt worden sind. Die Zahl der Verletzten beträgt 7Ü. Brand im Louvre-Muleum In den Abendstunden des Dienstag brach in einer Gemäldeabteilung des Pariser Louvre-Museums aus un bekannter Ursache ein Feuer aus. Mehrere Feuerlösch züge wurden eingesetzt. Die Polizei sperrte die Brand stelle weiterhin ab. Es scheint der Feuerwehr gelungen zu sein, jede wettere Ausdehnung der Flammen zu verhin- Ausbeuie -er Expedition zu den Kopfjägern Aus Anlaß des 65. Geburtstages von Geheimrat Prof. Leo Frobenius am 29. Juni dieses Jahres wird in Frankfurt ^erlichen Nahmen die „Deutsche Kulturforscbenve Gesellschaft" gegründet. Das Festprogramm sieht die feierliche Eröffnung der Ausstellung vor. in der dir Ergebnisse der letzten ,-robemus-Erpedition 1937/38 nach Niederländisch-Jndien nach den Molukken und Ceram zum erstenmal der Oesfenilichkcit gezeigt werden. Diese letzte Expedition zu den Kopfjägern von I Ceram konnte eine wertvolle nnd reiche wissenschaftliche Aus- I beute mit nach Frankfurt bringen, seltene Schätze, die zum ^cu erstmalig in europäische Sammlungen gekommen sinv. Am Dlmiwrstag, dem 3g Juni, findet die Gründungssitzung der „Deutschen Kulturforschenden Gesellschaft" statt. Wilhelm Filchner und Geheimrat Frobenius werden sprechen. Der 500 000 «00. Fahrgast der Schwebebahn. Die Stadt Wuppertal hat den 500 000 000. Fahrgast ihrer Schwebe bahn geehrt. Man halte zunächst nur festgestcllt, daß die Zahl der Fahrgäste die 500-Millionen-Grcuze in diesen Tagen über schritten hatte. Wer nun eigentlich der Jubiläumssahrgast war, das wurde in umfangreichen Nachforschungen erst einige Tage später ermittelt. Es handelt sich um den Inhaber einer Halbmonatskarte, der nun als Jubiläumsgeschenk ein Jahres abonnement für die ganze Strecke erhielt. Ein Raubmörder hingerichtct. Der 36 Jahre alte Otto Schmidt aus Gera wurde hingcrichtet, der durch Urteil des Sonderacrichls Weimar wegen Mordes und besonders schweren ssoo Meier Höhe erreicht Unterbrechung des Aufstiegs durch schwere Schneefälle Nachdem die Himalaja-Expedition am Nanga Parbat daS Lager 2 am 9. Juni errichtet hatte, kamen schwere Schneefälle, die das Vordringen für einige Tage behinder ten. Nach eingetretener Besserung wurde am 16. Juni das Lager 3 in 5906 Meter Höhe errichtet. Die Bergsteiger sind tn guter Gesundheit und bereiten sich vor, weiter vorzu dringen. . - Ei« Fährschiff verliert seine« Bode«. 8» Bauer« ertrunken. Warschau, 21. Juni. lDrahtb.) In der Nähe des Dorfes Orla im Distrikt Brzesc er eignete sich ein furchtbares Unglück. Ein Transportschiff, bas SO Bauern beförderte, verlor inmitten des Bug seinen Boden. Das Wasser drang augenblicklich «in. Alle SO Bauern ertranken. Die Leiche» -er Opfer sind noch nicht geborgen. Wie ergänzend bekannt wird, befanden sich dle drei ßig Bauern, die tn der Nähe des Dorfes Orla unweit von Brest-Litowsk in den Fluten des Bugs ertranken, auf der Fahrt zu ihren auf dem jenseitigen Ufer gelegenen Wiesen, wo sie das Heu ernten wollten. Der Bug, der größte Nebenfluß der Weichsel, ist bei dem Dorfe Orla sehr breit nnd reißend. Daranf ist es auch zurückzuführen, daß bisher noch keine Leiche der Opfer des Unglücks ge borgen werden konnten. Handel, MW nnd Verkehr Amtliche Berliner Notierungen vom 21. Juni »Sämtliche Notierungen ohne Gewähr- Berliner Wertpapierbörse. An» Aktienmarkt überwogen bei geringen» Geschäft die Abschwächungen. An» Nenten- markt konnte die Altbesitzanleihe eine kleine Befestigung er zielen. Umschuldnngsanleihe war mit 96 unveränder», ebenso Zinsvcrgütungsscheine <96,75). Wiederaufbauzuschläge konuten sich befestigen. Jndustrieanleiben waren nicht ganz einheitlich. Am Geldmarkt notierte Tagesgeld wieder 2,75 bis 3 v. H. Berliner Schlachtviehmarkt. Auftrieb: 83V Rinder (darunter 38 Ochsen, 141 Bullen, 564 Kühe, 87 Färsen), 2419 Kälber, 4863 Schafe, 15121 Schweine, 32 Ziegen. Verlauf: Rin der zugetcilt, Ausstichtiere über Notiz; Kälber, Schafe und Schweine verteilt. Preise sür 5V Kilogramm Lebendgewicht in Reichsmark: Ochsen: 1. 44, 2. 40, 3 35. 4. 28: Bnllen; 1. 42, 2. 38, 3. 33, 4. 26; Kühe: 1. 42, 2. 38, 3. 32, 4. 22—24; Färsen! 1. 43. 2. 39, 8. 34, 4. 27; Kälber: 1. 68—78, 2. 63, 3. 57, 4. 48, 5. 38; Lämmer nnd Hammel: 1. 50, 2. 45—50, 3. 40—43, 4. 33 bis 39: Schafe: 1. 40, 2. 35—40, 3. 20—30; Schweine: 1. 54,50, 2. 53,50, 3. 52,50, 4. 50,50, 5. 47,50, 6. bis 47,50; Sauen: 1. 51,5«, 2. bis 49,50; Eber: 40; Altschneider: 41,5«. Ach, entschuldigen Sie... Aber, ich glaube, mir ist nicht gut.. Das letzte ist nur noch wie ein Hauch. Der Arzt hat schon lange bereit gestanden, sie auszufangcn, so ist sie hin und her geschwankt bet ihre»» Worten. Nun, da sie hin sinken will, trägt er sie halb, halb führt er sie zu seinem Patientenstuhl, einem großen, weichen, bequemen Sessel, und sie gleitet in die Polster. Sie hat die Augen ge- schlossen, ihre Lippen zittern leise — sie sind ganz ohne Farbe. Wie ein Seufzer kommt ns: „Petruchio!" — dann sinkt der müde Kopf vornüber. — Das Aufwachen ist schwer, und es geht nicht mit einem Schlage. Als Quitt die Augenlider zum ersten Male hebt, sieht sie über sich einen leise bebend:» Stoffhimmel, von dessen Mitte eine kleine braune Quaste hcrunter- baumelt. Sie fühlt sich außerstande, den Kopf zur Seite zu wenden, um Klarheit darüber zu bekommen, wo sie sich befindet. Es interessiert sie auch nicht sehr. Sie liegt weich, die enge, warme Welt um sie herum ist in einem leisen Wiegen und Schwanken begriffen, sie hört ferne Geräusche: Klinaelu. Stimmen, dann einen Huventon. Auto?, denkt sie; aber ihre Gedanken sind noch nicht wach genug, sich selbst mit dieser Vorstellung in Ver bindung zu bringen. Dann hört sie eine Frauenstimme: „Sie ist bei mir gut aufgehoben, Doktor, bis es wieder besser geht. Der Freundin gebe ich Bescheid." Sie kennt diese Stimme, und wenn sie sich etwas Mühe gäbe, könnte sie Wohl herausfinden, wem sie zugehört. Aber dann schwimmt schon wieder eine dunkle Weiche Wolke heran und hüllt alles ein, was eben noch Gedanke und Wahrnehmung war. — Der Schauplatz hat gewechselt, als sie die Augen von neuem öffnet. Es ist alles so schön, daß es schlechterdings nur ein Traum sein kann, was ihr nun begegnet. Das erste, was sie erblickt, ist Petruchios Gesicht, ernst »nd nach denklich das Zifferblatt der Uhr betrachtend, die er tn der Hand hält. Sie fühlt das Tasten seiner Finger an ihrem Handgelenk. Eine halbe Minute gehören jetzt seine Gedanken mir!, weiß sie. Es durchströmt sie eine schöne wunschlose Ruhe, während der geliebte Mann den Rhythmus ihres Herzens prüft. Wie grau seine Schläfen sind!, denkt Quitt. Und die Falten um den Mund sind tiefer geworden, seit ich Ihn kenne! Er hat Kummer! , Sie sühlt keine Traurigkeit, während sie das denkt; nur'Liebe ist in ihr, die der Blut strom durch sie hinträgt als eine schwere, warme, gan- wenig schmerzhafte Seligkeit. Der Augenblick vergeht. Petruchio tritt vom Bett zurück — ja, sie liegt in einem Bet«, einem breiten, schöne»,, ganz und gar unbekannten Bett, in «in«m fremden Zimmer. „Wir fühlen Si» sich?" fragt der Arzt. fast Quitt und dehnt sich, «le hat die jüngst« Vergangenheit noch nicht wieder in ihre Gedanken aus genommen, sie weiß nur, daß es ihr vorzüglich geht, und daß der Mann bei ihr ist, den sie unter allen Menschen an» liebsten hat. Die Helle im Zimmer ist Lampenlicht —> also muß cs Abend oder Nacht sein. Frau Geheimrat Starck tritt in ihr Gesichtsfeld; sie hat wohl bis jetzt am Kopfende des Bettes gestanden. Sie nimmt Qllitts Hand und streichelt sie. Wen», Quitt die Augen schließt, ist es fast ein wenig, als ob ihre tote Mutter da ist. Quitt schließt die Augen... „Sie schläft wieder", sagt Frau Starck. — Dann ist es schon Morgen — nein, Mittag, Heller, gleißender Mittag. Doktor Birk sat bestimmt, daß Quitt aufstchen soll, und sie folgt seinem Worte gern. Das An ziehen geht mit einer seltsam beschwingten Leichtigkeit vor sich, so mühelos und wie von selbst ist jeder Handgriff getan. Quitt hat sich lange nicht »nehr gleich wohl und unbeschwert gefühlt. „Wir fahren aus!" sagt Petruchio. Er hat seinen schönen hellgrauen Anzug an, und seine Krawatte ist so blau wie der Sommerhimmel. Er steht heute wie ein großer Junge auS, über Nacht ist olle Schwermut von ihm abgefallen — er kann wieder wie ein Zwanzigjähriger lachen. „Der Wagen hält unten", sagt Petruchio. „Und Sascha? Kommt Sascha auch mit?" fragt Quitt. Petruchio lacht, daß man seine schönen starken Zähne sieht. „Sascha? Aber nein, die werden wir doch nicht mit« nehmen. Es ist doch unsere Hochzeitsreise!" „Ja, natürlich!" sagt Quitt. „Ich hatte es ganz ver« gessen!" Dann sitzen sie schon iin Wagen. Es ist ein schnee weißer, offener Rennwagen, den Quitt noch nicht kennt, ein Wunderwerk von eine»« Wagen. Er fährt wie auf Daunen und sehr schnell, fast könnte man meinen, er fliege. Es geht dahin wie der Wind über weite weiße Land straßen, die ganz menschenleer und verlassen sind. Rings um ist flaches Land ohne Baum und Strauch, und doch ist ein Rauschen in der Luft wie von vielen alten Eichen, das immer stärker wird. „Das Meer!" sagt Petruchio und deutet in die Ferne, wo ein schmaler Silberstreisen ausglänzt. Der liebe Mann hat den Arm um Quitts Schultern gelegt und hält das Steuerrad nur mit einer Hand. Auch diese hebt er sorglos tn die Höhe, wenn er irgend etwas zeigen will. Der Wagen braucht kein« Leitung, er findet seinen Weg allein. Das Meer, ach ja, das Meer! (Fortsetzung folgt).