Volltext Seite (XML)
"Ilt, dachte sie. Ich kann schwelgen. Wenn er nicht .gen wi.ll ... ' Sie stiegen hintereinander den schmalen Wicsenpfa- dman. Er trug den Rucksack, der schon auf der Bahn« sfahrt Missfalle» erregt hatte. Mit gerunzelter Stirn betrachtete sic den sonngebleich« kcu Bergvctcra»c», er hatte merkwürdige rotbraune Decken, sie muhte nicht, das; cS Schweiß von erlegtem L.'ild war. Aber sie rebellierte innerlich: Pfuil Wie tcm» mau sich mit Vergleiche» behänge« ... War es nicht das beste, beides lächerlich zu finden — den Rucksack und seinen Träger? Almut sammelte alle 1traste der Abwehr und ließ dein Spott die Zügel. Aber dunkel fühlte sie, daß aus dieser Abwehr bereits Not- rvehr zu werden drohte. Ter Reitcnsepp ging diesen Mittag nicht heim. Mochte essen, wer Hunger hatte. Ihn gelüstete nicht. „Verfluchter Iras;!" schalt er in sich hinein und schwang die Axt, das; die Späne flogen. Drehte sich nicht alles nm die paar Brocken, die der Mensch zwischen die Zähne brauchte? Emer wollte sie dem andern vom Mnnde reißen, keiner gönnte dem andern das Satt- mcrden. Staufen mußte der Bauernmensch, wenn er einen Lössel in die Schüssel stecken wollte, wehren mußte man sich, um sich hauen, damit einem Naum und Bodem verblieb. Es war ein ewiger Kampf. Uralter Bauern« kampf. Der Reitcnsepp wischte sich die schweißnasse Stirrr. Den ganzen Vormittag hatte er mit der Axt gegen die eigenen Gedanken gewütet. Immer wieder suchte er heute die Bestätigung seiner Kraft, er wollte sich selber beweisen, daß er noch jemand war. Und so hieb und banste er mörderisch im ächzenden Wurzelwerk, bis ihm -er Schweiß in die Augen lief. Dabei vergaß er, daß es einen gab, der stärker war vis er. Einen, der den Reitcnsepp hingelcgt hatte wie .einen schwachen Buben. Breitbeinig stand er da, und aus dem Waldbodcn stieg die Kraft d r Heimat auf, stieg in ihm hoch, genau so wie in den Bc rgfichten und dem lichtgrünen, heiteren Bcrgahorn, der zu seinen Häupten rauschte. Es war piel Güte in der Einsamkeit, die ihn umgab. Der Reiten« sepp atmete freier. Er sah nicht, daß ein Mann die Lich« rung betrat und mit fahrigen Schritten zu ihm herüber« kam. Erst, als Glvunn seine Schulter berührte, fuhr der vieitensepp herum. Er sah sofort, wie verstört Glonau mar. „Was hast denn? Krank?" Gutmütig fragte cs der Sepp. Er machte nicht viel Umstände und zog Glonau «neben sich auf den gefällten Stamm. Kopfschüttelnd blickte er auf den Haltlosen, der ganz die Beute streiken« -er Nerven geworden war. Und plötzlich wurde sich der Reitcnsepp wieder der eigenen Kraft bewußt, der Bauernkraft, die nichts völlig aus den Angeln heben konnte, nicht einmal die Niederlage einer schweren Nacht. Aber er dachte daran, wie Glonau für ihn ein« «getreten war, männlich und selbstbewußt, ein durchaus verläßlicher Kamerad. Der Reitcnsepp konnte nicht «anders, er mußte den Arm um die Schultern des Städters legen. Glonau fühlte diesen Arm im Nacken wke einen schwe« ren Ast. Aber sein Druck war tröstlich. Besseres hätte «ihm in dieser Stunde nicht begegnen können, ihm, dem Ruhelosen mit dem verfahrenen Ncchenerempel im Kopf. Dieser Banernarm war hart und gütig zugleich Mte die Natur. Glonau hatte, was er brauchte: einen Menschen. Dann kam eine lange Geschichte vom Fehlschlag eines Lebens: von einer Frau, die des Geldes wegen ge« heiratet worden war, die -aS auch wußte und nie ver« gab: die ihr Geld behütete, rachsüchtig und geizig, von Mißtrauen und Eifersucht verzehrt,' von einer Ehe, die zerbrochen war an Stolz und Knickerei des einen Teiles «und an Haß und Untreue des anderen,' von einsamen fahren, pendelnd zwischen Büroräumen und Nacht« «lokalen, D-Zug-Wagen und Hotelzimmern,' von auf« reibender Arbeit, Spannungen, Sorgen,' von einer gc- magten Spekulation, die mit einem Schlag Reichtum und Unabhängigkeit schaffen sollte und - der Zusammen bruch war. Eine fremde Welt tat sich vor dem Bergbauern auf« Aber sein Instinkt leitete ihn zielsicher. Er pfiff leise durch Lie. Zähne, „Und jetzt soll Lie Frau dir wieder aus dem Schla massel helfen- IS wahr oder nit?" Glonau wand sich KLtcr der Frage. Er blickte scheu in die graublauen Men, die ihn durchforschten. Bor solchen Augen uu ...» man ehrlich sein. Er würgte an einer Antwort und schwieg. „Naal" sagte der Neitensepp bestimmt. „Alles was recht ist So was geht nit!" „Aber was soll ich denn tun?" Glonau spürte wieder das innere Zittern. „Ich muß das Geld haben ..." Der Neitensepp blieb hartnäckig. Er schüttelte den mächtigen Schädel, daß die Haarsträhnen in die Stirn fielen. , „So was tut a richtiges Mannsbild nit!" „Eher einen totschlagen..." Glonau stieß es hervor, aus seinem verzweifelten Zorn heraus. Der Neitensepp saß einen Augenblick! starr. Dann nahm er den Arm von Glonaus Nacken und legte die Faust auf das nackte Knie. . „Ja, eher einen totschlagen." Glonaus Gesicht war heiß. Er bereute den Ausfall und suchte stammelnd den Bauern zu versöhnen. Aber; der schnitt ihm mit einer Handbeweaung das Wort ab« So saßen sie nun bitter voneinander getrennt, jeder schluckte noch an den Worten des anderen. Bis Glonau an Hanno dachte. Sein Herz begann zu brennen. Die Geldsorgen verblaßten, nichts war wich tig — nur -er Junge, wo mochte -er Junge sein? „Ich will den Jungen haben! Den Jungen will ich, sonst nichts!" Da lachte der Neitensepp, um seine Augen spielten gutmütige Falten. Er schlug die schwere Bärentatze auf die Schulter -es Städters: „Jetzt gchst un- holst ihn dir! Auf der Stell gehst!" « Haus Buchenstein barg einen Gefangenen. Einen sehr bösartigen Gefangenen, der mit den Schuhen gegen die versperrte Türe trommelte, daß Ler weiße Schleiflack! absplitterte. Sämtliche Blumentöpfe, die das Fenster< sims schmückte, hatte Hanno hinunter auf die Terrasse geworfen, daß Scherben und Erde weit berumspritzten« Ein Stockwerk tiefer packte Frau Gildrs mit fliegen den Händen. Das einheimische Mädchen, baS ihr dabet half, blickte verstört in ihr Gesicht, das rot und verquolleu war, als hätte sie die ganze Nacht geweint. AVer Frau Gildis weinte nie. Die Nöte jagte der Zorn aus ihrs, Wangen. Von oben tönte wieder ein Schlag, daß die^ Scheiben klirrten. Hanno benützte einen Stuhl als Prellbock. „Gnädige Frau — der Lausbua schlagt d' Tür ei..." „Sorgen Sie, daß rasch angespannt wird. Der Haus meister muß uns auf die Bahn bringen, wir wollen den Dreiuhrzug noch erreichen." Die flinke Berchtesaadnerin lief, aber sie fragte sich kopfschüttelnd, wie es Frau Gildis wohl anstellen werde, Hanno im Wagen zu verstauen. Hände und Füße zu« jammenbinden, anders ginge LaS nicht! Als das Mädchen in der schmucken Tracht durch die Halle eilte, stieß sie auf einen Fremden, der mit einer Selbstverständlichkeit baS Haus betrat, die sie stutzig sachte. 7 . „Was wünscht der Herr?" fragte sie scheu. Glonau winkte hastrg ab. „Ich weiß Bescheids sagte er und stieg mit raschen Schritten die Treppe empor, die im Bogen nach oben führte und reich geschnitzt die Halle umrahmte. Sein« Han-, die über das Geländer glitt, zitterte leicht. Mit offenem Mund starrte ihm das Mädchen nach. Auf halber Höhe vernahm er Hannos Lohen. Da lief er rascher auf dem schalldämpfenden Treppcnbelag. Hin ter einer angelehnten Tür wurden Schranktüren zuge« schlagen, er hörte leichte Tritte, Lie ihm vertraut er« schienem Aber er stieg weiter nach oben, ruhig un bleich. Hanno wich zurück, als der Schlüssel knirschte und di« Tür geöffnet wurde. Schon wollte er in einem wilden Anlauf Hinausstürzen, da blickte er, starr vor Ueber« raschung, in das Gesicht des Vaters. Aber -ieses Gesicht war sehr ernst. Eine Falte saß zwischen den Brauen. Glonau sah sich in dem verwüsteten Zimmer um un schüttelte den Kopf. Der NM» Ich stand am Platz. Die Sonn« schien, Und viele Männer schafften schweigend, Sich zu den roten Steinen neigen-, Vom Morgen bis zum Abend hin. Der Mörtel klatschte an den Steim Die Kell« schwang mit leisem Klingen. Ich hörte einen Alten singen. Er lächelte In sich hinein. Es wuchs der Bau zum hohen Block. An des Gerüstes Holzgerippe Stand Mann an Mann auf schwanker Wippe, Von Brett zu Brett, von Stock zu Stock. Und drinnen klang den ganzen Tag Das Lied der Sägen, Beile, Hämmer, 7-, Und eines Tags im Morgendämmer Hing grün der Richtkranz auf dem Dach. Nun steht das neue feste Häusl Und heute schon in Hellen Haufen Kam eine Kinberschar gelaufen Aus seiner Tür ins Licht hinaus. Peter Burlach. aben wirst, ander besprechen. Eine Stunde „Du bist sebr aütia ..." "„Ich wollte zu dir," sagte Hanno leise. „Das weih ich. Aber so geht das nicht. So nichts" „Sie will mich wegbringen. Sie hat erfahren, baß Lu hier bist und im Reitenlehen wohnst. Nun soll ich fort.? Hanno kamen die Tränen. Er war wütend darttbeq »ind biß die Zähne zusammen. Seine Stimme schwankte „Warum ist es bet uns nicht wie bet anderen Leuten?« — Warum bleibt ihr nicht beisammen, Mutter und du- Immer muß man sich schämen, wenn man nach dir ge« fragt wird. Nie weiß man, wo du eigentlich bist." Der Vorwurf traf Glonau. HannoS Gesicht schic« herber und älter geworden, man ahnte die Züge des Mannes, der er einmal sein würde. Glonau dachte daran, daß die Engländer in ihren jungen Söhne« immer schon den zukünftigen Gentleman achten. Vo- Hanno, dem Gentleman, würde er sich einmal verant worten müssen. Ob er ihm ebenso schwierige Fragest stellen würde wie der Neitensepp? Glonau strich seinem Jungen über das nasse Gesicht Da sah er, wie Hannos Augen sich weiteten un- nach -er Tür blickten. Frau GildcS war eingetreten. Die drei Menschen starrten sich wortlos an. Danst lächelte Frau Gildis, dieses kalte, überlegene Lächeln, das ihr immer in schwierigen Lagen zu Gebote stand« Aber ihr Gesicht war grau, als sie es Glonau zuwanbte« „Du hattest tagelang Zeit, Hanno gegen seine Mutten aufzuhetzen. Genügt das noch nicht?" Das war der Ton, den Glonau immer schon gehaßt hatte. Ehe er antworten konnte, sprang Hanno ein. „Vater hat kein Wort gegen -ich gesagt, Mutter. Wit! haben überhaupt nie von -rr gesprochen .. Einen Augenblick schloß Frau Gildis die Auaen. Nie von ihr gesprochen! Nicht eines einzigen Wortes wert gefunden! Das war die tiefste Beleidigung, die mast ihr zufügen konnte. „Still jetzt, Hanno!" jagte Glonau rasch. Er kannte jeden Zug in diesem Frauengestcht und ahnte, was ist Gildis voraing. Auch in ihm war ein Wirbel merk würdiger Empfindungen, die dieses Wiedersehen aus löste. Ein einziges Wort formte sich in seinem Munde« Frieden! Gildis, Frieden! Aber er sprach es nicht aus« Ihre kaUe Stimme brach das Schweigen un- wischt- die Weichheit fort, die um seine Lippen lag. „Ich nehme an, daß du selbst den Wunsck deinen ungewöhnlichen Besuch möglichst s enden. Wir wollen nur rasch bas Geschäf (Forts, folgt.) BkMW ms hm M Eine Geschichte von Franz Pag Ls. Pitt Brake sprach nicht viel. Das wenige, was er in laute Worte stückle, war hin und wieder ein Fluch. Ein kurzer, derber Bauernfluch. Aber leine Gedanken waren viele. Sie bestimmten dcn Tag und richteten ihn ein. In seinem Sinnen Wuchsen seine Pläne; sie zielten alle auf das, was sein Ge schäft anging: seine Acckcr, seine Weiden, sein Hof und fein Vieh. Pitt Brake war ein Bauer, wie jeder, der im Dorf Börsen Wohnte, das an das seichte Wasser der Haase gebaut war. Pitt Brake besaß einen Erbhof mit fetten Weiden und fetten Kühen. Kühe wollen gemolken sein. Die Nachbarn hatten Mägde für diese Weiberarbeit. Pitt hatte keine Magd. Es war noch keine zu ihm gekommen, die sich andingen wollte, und er hatte noch nicht daran gedacht, eine zu nehmen. Warum auch? All die Jahre war es gegangen ohne eine. Und dann lag cs auch nicht in Pitt Brakes Denken, etwas von seiner Arbeit abzutrcten. Gewiß war zuweilen in seinen Gedanken ein Besonderes, das sich mit Aehnlichcm befaßte. Pitt Brake war kein Narr. O nein, auch er war ein Meusch, in dem rotes Blut pulste. Vielleicht, daß es träger floß, vielleicht, daß es keine» geraden Weg fand zu seinem Hirn, um dieses Besondere in seinem Sinnen zu schüren. Vielleicht aber auch, daß Pitt doch ein Stück anders war als die anderen, die Vettern und Nachbarn. Wie der Fluß, der durch sein Besitztum kroch, war Pitt Brake. Ohne gefährliche Tiefen. Ohne jähes Gefälle. Wie die Eicl-en vor seinem Haus Wenn er an manchen Abenden auf der Bank saß, die hinter dem Schuppen am Flußuser stand — wenn er auf dieser Bank ausruhte — die großen, schwieligen Hände aus seinen Knien, mit seinen großen, Hellen Augen diese Hände betrachtend — ja, dann kam cs schon vor, daß jene anderen Dinge ihm eine Weile zu schaffen machten. — An einem Abend war es, daß die Hitze bis tief in die Nacht anhielt. Das Wasser des Flusses stand still. Zuweilen, wenn eine Schleie gegen dcn Spiegel sprang, zitierten Kreise, wurden größer und größer, bis sie an den eingerammten Pfählen zerscl-ellten. Wenn es so geschah, sah Pm von seinen Händen ans. Daß er einmal wieder baden könne, siel ihm ein. Und dann stieg er hinnnter, pflöckte bedächtig das Boot vom Pfahl und ruderte gegen die Dunkelheit flußaus. Wahrend er zielsicher durch die'zahlreichen Windungen steuerte,' immer weiter von dem Lärm des Dorfes in die Stille, glätteten sich mehr und mehr die Furchen in seinem Gesicht. Seine Gestalt hob sich krastvoll. Einmal holte er die Ruder ein, daß das Boot stand. Zufrieden schaute er auf die umsäumten Weiden, darauf seine Kühe lagerten. Die weißplackigen Rücken leuch teten aus dem Gras, das dunkel war. Wie es so kam — plötzlich dachte Pitt an den Winter, wo all diese Tiere in dcn Ställen standen und er mit ihnen viele Mühe hatte. Später, als Pitt weitersahren wollte, nach einer Viertel stunde — es war nicht mehr weit, wo man baden konnte da also erschrak Pitt Brake. Er erschrak heftig. So, daß er ganz vergaß, die eben ausgerichteten Ruder wieder ein^uholen. Seine großen Augen starrten das Boot an, das so ;äh und dicht hinter dem seinen aufgetaucht war. „Peter!" Das kam sehr scheu und doch bestimmt aus diesem Boot. „Nu!" sagte Pitt, und das klang nicht sonderlich gut. Ja, was ist nun daran, dachte er. Schon legte das Boot an dem seinen an. „Guten Abend, Peter!" sagte Mikcn Doon, aus der Schenke in Varsen, und reichte ihm ihre schmale Hand hinüber. Pitt machte ein sehr verlegenes Gesicht. Hm, dachte er, da muß ich Wohl die Hand anfassen. „Guten Abend, Dirn", erwiderte er etwas überlaut, „Miken, oder wie du heißt." Als er dabei ihre Hand faßte, geschah es, daß er sie sehr lange festhielt; des halb wohl, weil er nicht wußte, wann er sie gehen lassen sollte. Was nun, überlegte er, und dann ließ er sie doch los. Sie sahen sich beide an, Mikcn und Pitt. Ja, tvarum bist du denn noch so spät draußen, dachte Pitt. Nach einer Weile sagte er es laut. Ja, warum fragst du mich, dachte Mikcn, du bist ciu Stück Holz. Doch das sagte sie nicht laut. „Ich bin gern allein", log sie — und lachte dabei. Darauf schwiegen sie eine Weile. „Nun, was machst du denn dann, wenn du allein bist?" seng Pitt. „Ich überlege", sagte Miken. Darauf schwiegen sie wieder eine Weile. „Ja, was überlegst du denn?" Mikcn bog den Kopf ein wenig, lugte ihn von der Seite an, nnd sagte: „Was ich so überlege? Ach, nichts Besonderes!" Pitt dachte nach, ob er noch etwas fragen sollte. Eigentlich hatte er schon sehr viel gesprochen. So viel, wie noch nie auf einmal. Er kramte seinen Tabak aus der Tasche und zündete sich eine Pfeise an. Dazwischen spuckte er auf der anderen Seite ins Wasser. Plötzlich sagte Miken in die Stille: „Und du...? Was machst du denn noch so spät und allein hier?" Sie lancrte ihn an. „Nichts!" sagte Pitt, und daS war gut überlegt. „Willst du denn noch nicht heiraten?" srug Miken sehr schnell. Vitt Guckte einen großen Bogen in das Wasser. ,L)b ich was.'..?" meinte er trocken. „Gute Nacht, Peter!—> Schlaf gut — und bis später!" Sie reichte ihm wieder ihr« Hand hinüber. Aber Pitt hatte auf einmal Angst vor dieser Hand. Nur ein wenig faßte er sie. Dann sagte er kurz: „Gute Nacht!" Miken trieb ihr Boot mit raschen Stößen heimzu. Pitt Brake, der starke, stattliche Pitt Brake hockte Ilt seinem Boot, hatte das braune Gesicht auf seine großen Händl gestützt und wußte eigentlich nicht recht, was er nun beginnen sollte. Auch seine Gedanken krochen spärlich, trotzdem auf ein mal ein anderer Gang in ihnen war. Zum Baden ist es zu spät, überlegte er. Ganz allmählich trieb sein Boot auf dem träge fließenden Wasser mit dem Fluß. Pitt ließ eS geschehen. Als an einer Biegung das Boot vor einem Büschel Schilf stoppte, ließ er auch das geschehen. Er fühlte plötzlich di« ganze Last des Tages. Sie lagerte hart auf seinen Muskeln und in seinen Gelenken. Er spürte diese Müdigkeit sehr auf dringlich größer werden. Doch dann fand jäh der Gedanke in sein Hirn, daß er nach Haus müsse. Er setzte sich aufrecht und hieb die Ruder im raschen Takt. Das Boot eilte. Als er eS vor seinem Haus anpflöckte, stieg der Mond hinter dem Dorf hoch. Ob ich was? dachte Pitt, während die Tür hinter ihm ins Schloß sprang. Er hätte es nicht denken sollen. Er er kannte darauf, daß es sehr öde war in seinem Haus. — Anderentags stand Pitt in der Sonne. Schweiß perlt« auf seinen Händen, die an den Griffen der Sense hingen. Die Peluschken klebten ineinander. Das Mähen wurde schwer, da die harten Stengel die Schneide stumps machten. Dock' zui Dämmerung lag das breite Gewann geschnitten. Vitt wischte sich das sickernde Wasser von der Stirn und hinter den Ohren. Später, als auch die Kühe gemolken waren, als er den beiden Wallachen das Häcksel in den Krippen neu aufgeschüttct hatte — nachher nach den; Essen saß Pitt wieder auf der Bank, schaute auf seine großen Hände und wußte an diesem Abend nichts Gescheites zu denken. Er saß sehr gerade auf der Bank. Er rauchte. Ja was, dachte er ein über das andere Mal. Es war keine allzugroße Eile darin, als er aufstand und in das Dorf schritt. Er sah auch nicht viel rechts und links auf diesem Gang. Aber an diesem Abend geschah es, daß Pitt Brake den ersten Schnaps trank in seinem Leben. Er lehnt« an der Theke, dahinter Mikcn Doon, ihn anlachend, sein GlaS füllte. Druck und Verlag: Wochenblatt sür Zlchopau un- Umgegend: Richard Voigtländer in Zschopau. Schriftleitung: Margarete Voigtländer tn Zschopau.