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Kr. tu? Zschopauer Tageblatt und Anzeiger Nah aad Fera L.hwcrcs AnBrzuriglüü lm Schwarzval- Drci Todesopfer. Bei den Arbeiten zur Verbreiterung der NeichSstraße Z?ll iin Wiesental—Schönau im Schwarzwald, die den Bau einer größeren Stützmauer erforderlich macht, ereignete sich am Dienstag ein schweres E I n st u r z u n g l ü ck. Infolge der Regenfalle der letzten Tage und durch die Er schütterung der stark befahrenen Straße, deren Rand steil in die Baugrube abfällt, lockerten sich die Erbmassen mit samt einem großen Liaumstumpf und stürzten in die Tiefe. Drei Arbeiter wurden erdrückt und konnten nur noch tot geborgen werde». Ein vierter, der schon bis an die Schultern verschüttet war. konnte sich noch befreien. Katastrophale Regengüsse Unwetterverheerungen in Oberitalien. Nach den außerordentlich heißen Tagen wurde die oberitalicnische Tiefebene von schweren Gewittern heim gesucht, die große Verheerungen anrichteten und auch mehrere Opfer gefordert haben. Ein Wolkenbruch verursachte in San Giovanni Jllarione (Venetien) den Einsturz zweier Brücken. In den Bergen gingen vielfach Steinlawinen nieder, durch welche der Straßenverkehr stellenweise unterbrochen wurde. Die Etsch führt Hoch wasser und zeigt in Trient einen Wasserstand von 2 Meter über dem Normal. In einer Ortschaft Venetiens stürzte rin Mann in die Wildwasser eines hoch angeschwollenen Flusses und ertrank. Auch in Alperone wurde ein Mann vom Hochwasser fortgeschwemmt. In Mogliano wurde ein Anabe, der unter einem Baum vor dem Gewitter Schutz «esucht hatte, vom Blitz erschlagen. Hagelschläge haben vielfach großen Schaden in der Landwirtschaft angerichtet. Im oberen Ossola-Tal ging heftiges Schneetreiben nieder. Bet Arona am Lago Maggiore wurden Straßen, Felder und Häuser überschwemmt. Hochwasser im Neckartal Infolge starker Regenfälle ist der Neckar erheblich ge stiegen. Die reißenden Fluten haben die in der Nähe der Untertürckheimer Brücke bei Stuttgart verankerte Holz- konftruktion des Militärschwimmbadcs losgerissen und etwa 500 Meter forlgesührt, wo sie am Wehr eines Elektri zitätswerkes hängcnblieb. In Sontheim wurde der Badesteg des dortigen Freibades wcggerissen. Der Steg stieß mit solcher Wucht gegen eine für den Bau der zweiten Heilbronner Neckarbrücke errichtete Transportbrücke, daß das Mittelstück dieser Brücke zerstört wurde. In vielen Fällen ist das Wasser in die Keller der Häuser ein- gedrungcn. MöSel schwimmen in den Wohnungen Seit Tagen niedergehender Regen hat im Schweizer Kanton Basel-Land erheblichen Schaden angerichtet. Im Gebiet der Birs und des Virsig mußten zahlreiche Woh nungen und Ställe geräumt werden. In einigen Häusern schwimmen die Möbel in der Stube. In manchen Erd- geschoßwohnungen stehtdas Wasserbtszu einem Mete r. Die Bäche haben die Kulturen meilenweit über schwemmt. Zahlreiche tote Kaninchen und Schweine werden vom Birsig angeschwemmt. sooo Hekiar Saaten vernichtet Millionenwerte gingen durch ein Unwetter in Mit tels, ölen zugrunde. In der Wojewodschaft Kiclce wurden in mehr als 50 Gemeinden insgesamt rund 8000 Hektar Saaten und zahlreiche Gärten vernichtet. Durch die htthnereigroßen Hagelkörner wurden außer dem Hunderte von Stücken Kleinvieh und Rebhühner er schlagen. - - » Himalaja-Expedition im Lager ll Nachdem an« 3. Juni eine kleine Gruppe von Bergsteigern und Trägern das Lager l besetzte galt es. zunächst einen Weg durch den schwierigen, von zahlreichen Spalten zerrissenen Eisbruch des Nakiol-Gletschers zu bahnen. Diese Aufgabe ist nunmehr gelöst. Nach einer Meldung des ErPeditionsleiterS Paul Bauer wurde am 9. Juni das Lager ll besetzt, das schon oberhalb dieser Stelle liegt. 372 Gebäude vernichtet — 200 Personen verleht Dem Ntesenbrand in der lettischen Stadt Ludsen, der ein Drittel der Stadt in Asche legte, sind insgesamt 372 Gebäude einschließlich der Nebengebäude zum Opfer gefallen. Etwa 3000 Menschen wurden obdachlos. Durch die Feuersbrunst haben etwa 200 Personen Verletzungen erlitten. Ministerialdirektor Höpfner gestorben. Der Leiter der Abteilung ll (Fernsprechwesen) des Reichspostmintsteriums, Ministerialrat Karl Höpfner, ist nach langem, schwerem Leiden verschieden. Höpfner trat 1894 in den Dienst der Retchspost- verwaltnng ein. Seine technische Begabung führte im Jahre 1908 zur Berufung in das Telegraphen-Versuchsamt, das später in das Reichspostzentralamt überging. Nach dem Kriege war er maßgeblich bei der Anlage des großen deutschen Fern kabelnetzes und der damit zusammenhängenden Ausweitung des inländischen und zwischenstaatlichen Fernsprechdienstcs. 1933 wurde ihm die Leitung der Abteilung ll (Fernsprechwesen) des Reichspostministeriums übertragen. Für seine verdienst volle Tätigkeit aus dem Gebiete der Fernmeldetechnik verlieh ihm die Universität Göttingen die Gauß-Wcber-Denkmünze. Hundert Mark für das beste Rezept. Um alle Hausfrauen zur Mitarbeit an den gemeinsamen Ausgaben des Reichsnähr standes und der Abteilung Volkswirtschaft—Hauswirtschaft im Deutschen Frauenwerk anzuregen, wurde vom Gau Hessen- Nassau ein Preisausschreiben für die besten Rezepte ver anstaltet. Es sollten neue Rezepte zur Verwertung von Kar toffeln, Fisch, Hammelfleisch, Rindfleisch und Magerkäse ver sucht werden. Außerdem wurden 30 weitere Preise im Gesamt- wert von 250 RM. ausgeschrieben. An diesem Wettbewerb be teiligten sich insgesamt 2000 Hausfrauen. Beim Brunnenbau lebendig begraben. In Peters- Walde, Kreis Heilsberg, waren der 30 Jahre alte Brunnen bauer Spill und der 17jährige Bauernsohn Kater mit dem Bau eines Brunnens beschäftigt. Als die Arbeiten bis zur Tiefe von 13 Meter gediehen waren, barsten plötzlich die Brunuenringe, und die nachstürzenden Erdmassen begruben die beiden Brunnenbauer. Alle Versuche, die Verschütteten zu befreien, waren vergebens, da die Gefahr weiterer Einstürze bestand. Tödlicher Absturz im Höllental. Beim Abstieg von der Zugspitze ins Höllental ereignete sich ein tödlicher Unfall. Der 22 Jahre alt« Tourist Fritz Stadler auS Augsburg war mit einem Freund im Abstieg begriffen und bereits bis unter das Brett gekommen. Hier strauchelte er und stürzte ins Tal hin- unter, wo er aus einem Schneefeld tot liegen blieb. Sein Be gleiter hatte den Absturz nicht gesehen und war zur Höllental- Änger-Hütte gegangen, um den Freund zu erwarten. Aks dieser am Abend noch nicht eingetroffen war, machte man sich auf die Suche. Man sand den Abgestürzten als Leiche aut. Mittwoch, de« 1ö. Jauuar 1938 Wig»! ,plr« oen Veuerwtyrmann. Der bekannte italieni sche Tenor Benjamino Gigli wechselte bet einer Aufführung von La Bohöme In der Londoner Covent-Garden-Oper plötzlich seine Rolle als Rudolf und betätigt« sich als Feuer wehrmann. Als die Künstler, wie in den Rollen vorgesehen, Manuskripte und Papier in den zur besseren Illustrierung erleuchteten Ösen warfen, sing das Papier Feuer. Ohne die Ausführung zu unterbrechen und die Feuerwehr zu bemühen, ging Benjamino Gigli hinter di« Kulissen, holte zwei Eimer Nasser und einen Eimer Sand und löschte damit höchst eigen- händig den Brand in der Oper. / Auf ein Wrack gelaufen. An der kurländtschen Küste sank nachtS bet Lyserort der finnische Dampfer „Rudolf*. DaS Schiff ist auf das unter Wasser liegende Wrack des vor eintgeü Jahren gesunkenen lettischen Dampfers „Sidonia" gestoßen. Das Wrack war durch eine Leucht- und Heulboje gekennzeichnet, die jedoch infolge des dichten Nebels von dem finnischen Dampfer nicht bemerkt wurde. Die ISköpfiae Besatzung konnte gerettet werden. Die Stewardeß ertrank, weil sie noch im letzten Augenblick versuchte, aus threr Kabine Wertsachen zu holen. Weich« verschob sich, alS der Zug barüberkuhr. Bet der Einfahrt in den Hauptbahnhof von Mailand entgleiste ein Wagen des Schnellzuges. Eine Weiche hatte sich in dem Augenblick verschoben, als der sechste Wagen des Zuges über sie Htnwegfuhr. Dadurch legt« sich der Wagen quer über die Gleise. 18 Personen erlitten leichte Verletzungen. Ein Mann, der anscheinend durch Abspringen auS dem Wagen dem Unfall entgehen wollte, wurde mit gebrochenem Schädel zwischen den Gleisen tot aufgefunden. Motorrad rast in Zuschauermenae. Bet einem Motorrad rennen in Penrtth (Australien) in der Nähe von Sydney kam es zu einem schweren Unfall. Ein Motorrad rannte in die Zuschauermenge. Eine Frau und zwei Kinder wurden getötet, zehn Personen schwer verletzt. Wio-MMM Dannerötag» den 18. Juni. Deutschlanbsender. 5.05 Konzert. 8.00 Nachrichten. 6.30 Konzert. 7.00 Nachrichten. 10.00 Volksliebsingen. 11.30 Dreißig bunte Minute». 12.00 Konzert. 13.45 Nachrichten. 14.00 Allerlei von Zwei bis Drei. 15.00 Wetter, Markt, Börse. 15.15 Hausmusik einst und jetzt. 15.40 Wir richten uns eine Wohnung ein. 16.00 Musik am Nachmittag. 17.00 Wenn einer eine Reise tut. 18.00 Kammermusik. 18.25 Kleines Unterhaltungskonzert. 18.45 Zum 80. Geburtstag des schwedischen Königs. 19.00 Kurznachrichten. 19.10 ... und jetzt ist Feierabend. 20.00 Großer Opcrettenabcnd. 22.00 Nachrichten, Wetter, Sport. 22.20 Dcutschlandccho. 22.30 Eine kleine Nachtmusik. 23.00 Konzert. 24.00 Nachtmusik. Leipzig. 6.30 Frühkonzert. 7.00 Nachrichten. 8.00 Gym nastik. 8.20 Kleine Musik. 8.30 Konzert. 10.00 Volkslieö- singen. 10.30 Wetter, Tagesprogramm. 11.35 Heute vor ... Jahren. 11.40 Kleine Chronik des Alltags. 11.55 Zeit, Wet ter. 12.00 Konzert. 13.00, 14.00 Zeit, Nachrichten, Börse. Musik nach Tisch. 15.00 Deutsche Kolonialpioniere in Afrika. 15.20 Konzertstunöe. 15.50 Brasilien spricht. 16.00 Kurzweil am Nachmittag. 17.00 Zeit, Wetter, Wirtschaftsuachrichten. Marktbericht. 17.30 Sing mit, Kamerad. 18.00 Der gefesselte Riese. — Loki. — Prometheus. 18.20 Musikalisches Zwischen spiel. 18.25 Liebesgeschichten. 18.40 Hörbericht von den Feier lichkeiten und vom Volksfest anläßlich des 80. Geburtstages des schwedischen Königs. 18.50 Umschau am Abend. 19.00 Nachrichten. 19.10 Abendkonzert. 20.45 Kurz und gut. 22.00 Nachrichten, Wetter, Sport. 22.30 Volks- und Unterhaltungs musik. 24.00 Nachtmusik. Oop>rigkt 1937 b> ^ukvärt8>Verlag, lZerlia 8W 68 8. Fortsetzung. Er senkt den Blick. Der gleitet über die Seiten des Buches s- Gott, nur noch zehn Tage bis zum Examen! —, tiefer hinab bis zu ihren Schuhen aus gefeldertem Leder. Schlangenhaut, denkt er. „Erinnern Sie sich noch an unser Gespräch damals? In der Klinik, ja? Damals sagte ich Ihnen: Es geht an zwei Menschen nicht spurlos vorübe», wenn zwischen ihnen geschieht, was zwischen unS geschehen ist. Das war keine Liebe, dieser dauernde Zwang in mir, während der letzten Wochen immer wieder an Sie zu denken. Nein, cs ist Ihr Blut, das in mir kreist; verstehen Sie, es bindet mich an Sie, es ruft mich zurück zu Ihnen, wenn ich fern bin. Ich liebe Sie nicht. Ich liebe niemand mehr — nein. Aber ich mußte »och einmal zu Ihnen zurück, ich mußte ganz einfach. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen." Sascha Stein lacht nicht mehr. Hinter der kosmetisch geschaffenen Modelarve ist ein starkes, eigenwilliges Gesicht ausgewachsen, alle glatte Süßigkeit ist ausgelöscht, Sehn sucht und Getricbensein steht in ihren Zügen. Die Brauen sind gewaltsam hochgcreckt in die blasse, gepuderte Stirn und lassen die Augen noch größer erscheinen. „Ich bin auf der Bühne abgestempclt als .Vamp', wie die Amerikaner sagen, als Frau, die Männer zugrunde richtet, sie aussaugt und zerstört. Vielleicht ist das wirklich so? Vielleicht bin ich ein Vampir, der Mcnschenblut trinken muß?" Nun lacht sie wieder, aber es ist ein anderes Lachen als zuvor, ein wildes Lachen mit breitem Munde. „Ich habe dein Blut getrunken, Junge!" sagt sie. „Du gehörst mir!" Sie legt ihm die Arme um den Hals und zieht ihn zu sich heran. Quitt, Quitt, wo bist du? Ach, Quitt ist so fern, sie hat seine Liebe allein gelassen in der Welt. Sie kann ihm nicht helfen. Wie schön ist diese Frau, wie verdammt schön! Ihr Mund... Und da küßt er sie auch schon. * „Ihre Sprechstundenhilfe ist ein besonders aufmerk sames und gefälliges Mädchen, lieber Doktor!" sagt Frau Geheimrat Starck, während Doktor Birk ihr Rezept schreibt. „Da haben Sie wirklich einen guten Griff getan." „Ganz Ihrer Meinung, gnädige Frau — ich weiß, was ich an ihr habe", sagt Doktor Birk und setzt seinen Namenszug unter die Verordnung. Quitt, die der alten Dame in den Mantel hilft, ist sehr rot geworden. Sie liebt es nicht, so direkt gelobt zu werden. Es ist natürlich angenehm, daß eine so anspruchs- volle Patientin mit ihr zufrieden ist — aber Quitt wäre es lieber, wenn sie diesen Beifall nicht selbst mit anzuhören brauchte. Doktor Birk steht auf. „Ich würde Sie gern am Frei tag Wiedersehen, gnädige Frau, sagen wir um halb zwölf, wenn es Ihnen dann paßt." Quitt wagt nicht, ihn anzusehcn. An manchen Tagen kann sie nicht die Augen zu ihm aufschlagen. Sie fühlt sich dann so erfüllt von ihrer Liebe, so bis zum Ueber- fließen angefüllt; es ist ganz unmöglich, daß sie ihn an- sicht, ohne daß ihr alle Liebe und Verehrung aus den Augen strahlte. Sie hält den Blick gesenkt, während sie der alten Dame ^«n ^wenen Manteuragen ordnet. Und doch ist es gleich, Wohl., sie schaut, sie fleht ihn immer, immer. Die hohe Stirn, die schmalen Schläfen mit dem grauen Schimmer im dunklen Haar, die braunen, ernsten Äugen. Ach, und den Mund, diesen schmalen, kühnen Männermund — wie sie ihn liebt, diesen Mund... „Run, ich glaube, nun sitzt mein Kragen doch wohl, liebes Fräulein — Sie sind sehr sorglich", unterbricht Frau Starck Quitts Gedanken. Sie nimmt das Rezept aus Doktor Birks Hand entgegen und läßt sich von ihm »ur Tür begleiten. „Bis Freitag also, lieber Doktor. Schönsten Dank, auf Wiedersehen!" Quitt öffnet ihr die Flnrtür. Frau Geheimrat Starck »st eine kleine, häßliche Dame von vielleicht sechzig Jahren, Vie sehr viel Sorgfalt auf ihre Garderobe verwendet. Sie hat Quitt schon häufig Beweise ihrer Wertschätzung ge geben, sie hat eine irgendwie scharmante Art, zu sprechen, der man sich nur schwer entziehen kann. Heute nun hält Ke beim Abschied Quitts Hand länger als notwendig zwischen den schmalen, glacälederbekleideten Fingern. „Liedes Fräulein Petersen — wenn Tie eines Abends mal gar nichts Besseres vorhaben, als ein paar alten Leuten Gesellschaft zu leisten, vann machen Sie mir und meinem Mann doch mal die Freude, zu uns zu kommen. Wir wohnen Bismarckstraße 16." Quitt macht eine Andeutung von dem, was sie vor vielen Jahren in der Tanzstunde als Knicks lernte. „Vielen Dank, gnädige Frau, es ist sehr freundlich von Ihnen, ich werd« sehr gern einmal kommen." „Vielleicht interessieren Sie sich für moderne Kunst? Mein Mann ist ein eifriger Bildersammler, wir haben sehr schön, «gchen. — Also ich zähle aus Sie, unser« Ruf- nummer finden Die ja im Buch." Quitt bekommt einen freundlichen Blick, und Frau Geheimrat Starck geht die Treppe zu ihrem Wagen hin unter. Ihre breithüftige Figur im schwarzen Seiden mantel wirkt von hinten noch unglücklicher. Quitt hat natürlich sofort an Barbaras Bilder gedacht, als Frau Starck von der Sammelleidenschaft ihres Mannes sprach. Vielleicht ist es möglich, den alten Herrn für die Arbeiten der Freundin zu interessieren. Aber auch davon ganz abgesehen, wird Quitt gern einmal das alte Paar aufsuchen. Frau Geheimrät Starck hat sie so be sonders herzlich eingeladen. * Es ist Leichtsinn, ja, es ist Sünde, man kann eS an sehen wie man will — und doch, es ist herrlich. Es ist ein Rausch, der schon jetzt in jeder stillen Stunde Pein und Telbstvorwttrfe zeugt, aus dem das Erwachen furcht bar sein wird. Aber es ist ein Rausch, der diesem trüben, dumpfen Leben goldene Flügel leiht. Und können Be rauschte denn an morgen denken? Hanno kennt sich nicht wieder, ein Fremdes hat von ihm Besitz ergriffen. Arbeit, Examen? Ach was, später, später. Gr hat keine Zett mehr für die toten Bücher, sein Tag gehört dem Leben, gehört Sascha Stein. Sie jagen im Wagen die Landstraße entlang, der Kompressor heult auf wie ein Raubtier, das vorwärts schießt, der fliehenden Beute nach. Sascha Steins Helles Haar flattert im Fahrtwind; wenn er sich ein wenig zur Seite neigt, wirbelt ihm die seidenweiche Welle an Schläfe und Wange. Er möchte das Gesicht zu ihr hin wenden, um sie anzusehen, aber er darf die Augen ja nicht von der Fahrbahn lassen, die sich rasend vor ihnen abrollt. Er hält die Hände um das Steuerrad gekrampft; die Gefahr, der Rausch der Schnelligkeit und die Nähe der schönen Frau vereinigen sich in seinem Blut zu einem Akkord wilder Lebensfreude. Und die Abende mit ihr! Kleine, enge Wirtsstuben mit verräuchertem Gebälk, ein alter Bauer, das faltige Gesicht wie auS Holz geschnitzt, herber, kühler Landwein, der ehrbar und biedermännisch über die Zunge geht und doch wie Feuer ins Blut fließt. Laute, heiße Abende, trunkene Abende drüben in der großen Stadt mit vielen Menschen, Abende, vorwärts gepeitscht vom Rhythmus der Tanzkapellen, vom schrillen Klang der Gläser und jäh aufkreischendem Frauenlachen. Geld rinnt ihm durch die Finger, sauer erspartes, sorgfältig eingekeiltes Geld, daS noch so lange reichen sollte. Was tut es — heute ist heut'j Und dann wieder plätschert der Neckar leise und ge heimnisvoll — daS Boot gleitet durch leichte Nebelschleier flußabwärts, die Uferlampen spiegeln aoldene Inseln In bi» Flut. lFortktznng folgt).