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ZIchopaner Tageblatt «ub Anzeiger Dienstag, den 24 üi.. l.0 MV V»««H«»«I»«» In 1««ß«r sin«niNrnns »nssnu «Vs» L»«Nsnsuar vnnsnint- Mel LüM um fünf kleine München - Der Nummel ln Corbeil Mutter Dionne ist böse K zweckmäßige Verwaltung des Vermögens. Nicht der Vater, sondern der Vormund« schaflsrat mit Dr. Dafoe, dem kanadischen Gesundheilsminister, einem Juristen und dem Vater beschließt, wobei der Vater nicht viel zu sagen hat. Steht den Eltern kaum ein Mitbestim mungsrecht über die Kinder zu, so ist doch für ihre Existenz ausreichend gesorgt. Ab- gesehen davon, daß Mutter und Vater Dionne sich gegen gute Dollar in den Ver« einigten Staaten bestaunen ließen und als reiche Leute nach dem öden Callender zurück kehrten, daß der Vater In der Nachbarschaft des Hauses der fünf Schwestern ein gut ge hendes Andenkengeschäft unterhält, zahlt die Negierung aus den Zinsen des Ver- mögens der Fünflinge mo natlich 20 Pfund Sterling an die Eltern, und an jedem Geburtstag erhalten sie 200 Pfund. Schon im vergan genen Jahre stellten sie den Antrag auf Aushändigung der Kinder und alleiniges Verfügungsrecht. Vielleicht haben hier elterliche Gefühle Seit einiger Zeit Ist um die kanadischen Fünflinge wieder ein Streit entbrannt. Die Eltern der Mädchen haben einen Rechtsanwalt beauftragt, der Bormunb- schaftsbehürbe ihre Unzufriedenheit über die Erziehung ihrer Kinder auSzu» brücken. Gegen diesen Borwurf wendet sich die Bormundschaft-behürbe und vor nllem Dr. Dafoe, der im Auftrage der Behörde das Leben der Kinder über wacht. Was eS mit den Fünflingen auf sich hat, erzählen wir auf dieser Geil«. DI« Pflegerin der Fünflinge hat ihre Bolkstümllchlelt dazu benutzt, einen Auslunftö- Pavillon zu errichten. Die Aus kunft kostet Geld, und Pflegerin wurde reich. mitgesprochen, wahrscheinlich war aber aus schlaggebend die Tatsache, daß sich das Ver« mögen dieser Kinder auf weit mehr als eins Million Dollar beläuft. Die Ausbeulung durch die Eltern wurde also v.erbindert. Was die Negierung nichf unterbinden konnte und wollte, war der Geschäftsrummel um das biologische Wun- ver. Callender und später Corbeil, wo man den „Dionne-Babys" in allernächster Nähe bsS Hr. Dafoe ein Häuschen erbaute, wur den WalfahrtSorte der Neugierigen und ge rissener Geschäftsleute. Man hat in den ver gangenen Sommern Tag für Tag bis zu i7000 Menschen gezählt, die auS allen Teilen her Vereinigten Staaten und Kanadas nach dem kleinen Hause wanderten. Sin solcher Ansturm von Gästen ver langte in der Einöde von Corbeil besonder« Vorkehrungen. So schossen Tankstellen und Hotels, Gasthöfe und Andenkenbuden auS dem Boden, und wo sich wenige Jahre zu vor altersschwache Fovdwagen aus den zer mahlenen Sandwegen quälten, flitzen heut« luxuriöse Wagen auf gut ausgebaute« aßen. Die Besucher bringen den Fünf ten Wie den Grundstücksspekulanten v, dem Vater — der sich gegen ent- -wendeS Trinkgeld aussragen laßt — und ver Pflegerin Leroux, die nun auch ein Magazin für Andenken eröffnet hat und »eaen entsprechenden Obolus auS dem veben des sünfblättrigen Kleeblatts erzählt Wenn heute das Vermögen der „Dionne, BabyS" auf mehr als eine Million Dollar vngewachsen ist, dann stammt dieser Reich» «um nicht allein von den Besuchern, ge, schästStüchtige Leute, die den Namen de» ^Dionne-QuinS* auf der Packung ihre! NährmehlS oder PuderS führen wollen, haben dafür fünfstellige Summen zu be zahlen. Und da nicht nur für Mehl unh Puder dieser Name zugkräftig ist, erscheint »r auf Puppen und Mustknoten, aus Schwämmen und Himbeersirup, immer «egen einen entsprechenden Zoll an dis Vermögensverwaltung. Photos brinaen er hebliche Summen, zwei kurze Filmstreifen xtir di« Wochenschauen wurden mit etwa V0 000 Mark bezahlt, und die Mitwirkung an einem Film vermehrte das Vermögen Um 12S000 Mark, und drei weitere Filme sollen gegen die Kleinigkeit von 600 000 Mark gedrebt werden. Noch sind die Kinder ahnungslos. OS «nan sie — trotz Berühmtheit und Reich tum---um ihr weiteres Leben beneiden soll? Kurt Winkler. > OVent In diesem Gebäude. daS mit seinen Gittern und Zuschauermengen den Eindruck eines TiergehegeS macht, wohnen die Dionne-Fünflinge., Dar» »terr DaS find di« Dionne-BabyS im Alter von zwei Jahren: Emilie, Maric, Vvonne, Cecil« und Annette. Hundertmal hat man st« im Bilde gesehen. LinkSt Die ganze Familie Dionne profitiert an dem Leben der Fünflinge. Ein Onkel baute diese Garage, dis ebenfalls mit einem Auskunfts büro verbunden ist. Anch hier kostet die Auskunft natürlich Geld. Rechts, Humbug in Corbeil. Der Mann mit Tropenhelm und Revolver ermuntert die Frauen, einen Stein gegen entsprechende Bezahlung mitzunehmen. Ein kleinerer Stein garantiert in entsprechender Zukunft ein Baby. Wer sich auf Zwillinge kapriziert, muß schon einen großen Stein nehmen. Aufnahmen: Presse-Photo (3), Internationale Phoiokorrespon- penz (2) - M. In 500 Jahren Menschheitsgeschichte wurden, so ha, es lie Statistik errechnet, S3mal Fünftinge geboren; doch noch nie- mals war cs möglich gewesen, diese Wesen am Leben zu erhallen. Das große Wunder geschah zum ersten Male, als Frau Dionne aus Callender in Ontario (Kanada» am 28. Mai UM fünf Kinder zur Welt brachte. Sie lcocn heute noch und haben sich inzwi schen zu normalen Kindern ihres Alters ent wickelt. Wenn sie nicht nur die ersten Stun den und Wochen, sondern Lebensjahre trotz aller Gefahren überstanden, so danken sie und die Wissenschaft dies dem einfachen Landarzt Dr. Dafoe, der wie ein Held um das Leben der Wunderkinder kämpfte. Als rr sah, daß mit den einfachen, einem Land arzt in der kanadischen Einöde zur Ver fügung stehenden Mitteln nichts zu machen war, sandte er einen Hilferuf aus. Im Flugzeug wurde ein Brutapparat heran- defördert — seine Wärme sollte die nur irübe flackernden Lebensgeister entfachen. An Flugzeug brachte Bestrahlunaslampen und Präparate, aber das Flugzeug brach!« auch einen tüchtigen Journalisten in daS weltentlegene Dorf, So wurde das Wunder der Welt bekannt, und damit begann der Rummel. Einem Landarzt in den menschen leeren Bezirken Kanadas traut die Wissen schaft nicht viel zu. ES ist möglich, daß dis Professoren in den großen Städten damals an seinem Können gezweifelt haben; aber man hat den Dr. Dafoe gründlich unter schätzt. Die Fünflinge leben schon vier Jahrs und unterscheiden sich in nichts mehr von den Kindern des gleichen Alters. Großs Fürsorge umgibt sie. Da ist in erster LiniS ihr Lebensretter Dr. Dafoe, der noch Heuls um ihre Gesundheit besorgt ist. Ihr Ge burtsort wurde auch zu einem medizinisch psychologischen Versuchsfeld, aber es ist ver ständlich, daß nicht nur die Wissenschaft an dem Leben dieser füns Mädchen mit Namen Annette, Cecile, Emilie, Marie und Uvonn« interessiert ist. Die fünf Mädchen wurden inmitten deS smarten Amerikanertums geboren; di« Lebensgefahr konnte Dr. Dafoe mit Erfola bekämpfen, der Rummel erwies sich al- stärker, und so mußte die kanadische Regie rung ein Gesetz erlassen, um die Fünfling« sozusagen unter Gebrauchsmusterschutz -U pellen. SS ist nicht daS «rsts Gesetz im Interesse der „kanadischen königlichen Familie*, wie man die Fünfling« nrnns, DaS begann vor drei Jahren, als Vale« Dionne den Angeboten geschäftstüchtiger Manager erliegen und mit den Fünflingen «ine Varietötournee durch Kanada und di« Vereinigten Staaten unternehmen wollte. Damals entzog man den Eltern das Ver- sügungsrecht über die Kinder. Als späte» die Gelder zu fließen begannen, versucht« der Vater, der sich zeitlebens auf wenigen Hektar steinigen und unfruchtbaren Boden- Mühen mußte, eS den reichen Leuten gleich- zutun. Um zu verhindern, daß das au- Spenden und Stiftungen angesammelt« Vermögen vertan wurde, ernannte sich di« kanadische Regierung selbst zum Vormund' der Fünfling« und unterstellt« ihre Mündel «tnem Komitee, daS Uber das körverlich« Wohlbesinden ebenso wacht wi« üver IS«