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2. Beiblatt zum Zschovauer Taaeblatl uab Anzewer S»»«a-end, ly.rilürz »»)L8 rrr. bs ^um steventen Lag MWM M MkN MM Uli Siek" I» SMerims« Von E. L a u b e. Der PlW Erzählung von Paul Seelhoff. Stand der Viehhändler und Hofbesitzer Kaffen Brandt hinte.r zeiner Kleinmagd Grtte Volckmanns und Halle da nichts zu suchen. Denn dies war der Stehplatz zu fünfund zwanzig Pfennige, auf dem Gelte Volckmanns mit dem Kutscher Fiete Buy und mit dem Großknecht Hörn Bloom war, sich die Tierschau anzusehen, die die Komödianten heilte morgen im Kirchdorf aufgebaut hatten. Die Fahrenden hatten richtige Meerkatzen mit und drei Bären; eigentlich aber nur zwei, denn der dritte war etwas zurückgeblieben und konnte doch nicht ganz für voll gelten. Dann war auch ein Mann da, der auf einem Rad über ein Seil fahren wollte. Es war aber zu jener Zeit, als es in Deutschland noch Herren und Knechte gab und als die Menschen gar nicht jo feiten waren, die glaubten, sie hätten ein größeres Recht hier auf Erden, weil sie mit einem Geldsack uni den Hals auf die Welt gekommen waren; und so einer war auch der Vieh händler und Hofbesitzer Kaffen Brandt. Der glaubte auch, daß ihm alles gehöre, was vierbeinig oder zweibeinig auf der Erde hcrumläuft, und er ist gegen seine Leute allezeit grob und unverschämt aufgetreten, bis daß Gelte Bolckmanns, die doch nur als Kleinmagd bei ihm im Dienst war» ihm einen gehörigen Denkzettel gegeben hat. Davon wußte der ganze Hof, daß sie vor diesem ihrem Herrn nicht sicher war und daß er sie anfangs mit guten Worten und freundlichen Blicken und, als das nichts half, mit Schimpfereien behandelt hatte. DaS war mit ihm und den Mägden aber schon immer so gewesen, und die hatten sich se nach Neigung, Umständen und Veranlagung so oder so gegen ihn verhalten. Doch hatte: die Lüttmagd Gelte Volckmanns vor einiger Zeit in der Leutestube einen feierlichen Schwur getan, daß sie den Herrn Kassen Brandt windelweich prügeln würde, geschehe es auch nur einmal, daß er sie anzurühren versuchte. So ist an jenem Tag das Unglück über ihn gekommen, und es wäre bester gewesen, er wäre auf den ersten Sitzplatz zu fünfundsiebzia Pfennigen gegangen, statt auf den Stehplatz sich binter seine Lüttmaao iu stellen. Zeugen zu vernehmen, und jo kam man schließlich auch aus den Pferdeknecht Fiete Buy und den Großknecht Jörn Bloom; denn mit denen war die Lüttmagd doch zu der Schaustellung gegangen, und die sollten nun sagen, was eigentlich los war. Schwor auch der Zeuge Fiete Butz Stein und Bein, er - habe gar nichts gesehen und auch nichts gemerkt,, und nach seiner Meinung müsse Kassen Brandt die Lüttmagd Gelte Volckmanns in den verlängerten Rücken gekniffen haben, und ein anderer käme ja wohl auch gar nicht in Frage, und Kasten Brandt habe ja auch hinter ihr gestanden. Kam der nächste Zeuge, der Großknecht Jörn Bloom und war ein langer und dröger Hund und sagte auch sonst nicht viel, und es dauerte immer lange, ehe er den Mund aufkriegte. Ob er mit einer der Parteien verwandt oder verschwägert wäre, fragte ihn der Vorsitzende Richter. „Näääh...", sagte Jörn Bloom. Ob er Venn vielleicht Wiste, wer die Kleinmagd Gette Volckmanns in den unteren Teil des Rücken gekniffen hätte, wollte der Richter daun wissen. Sagte der Zeuge Jörn Bloom, ja, das wisse er... Wer das denn gewesen sei? hatte der Richter eS nun gleich eilig und freute sich, daß doch endlich ein Fisch an der Angel zu beißen schien. -Wäre er selbst gewesen, sagte da Jörn Bloom, und e» waren alle, die da vor dem Gericht herum standen oder saßen, doch über ihn ein wenig verwundert... Warum er denn das nicht schon früher gesagt habe, fragte darauf der Richter den Großknecht Jörn Bloom fast drohend und sah ihn dabei ganz böse an. „Hett mi ja noch keenein noh fragt...", sagte der Zeuge Jörn Bloom verwundert. Die Lüttmagd Gelte Volckmanns kriegte nun allerdings unrecht vor dem Gericht. Etwas Lohn mußte ihr Kassen Brandt aber doch noch nachzahlcn. Auch das war nun, daß sich der Hofbesitzer und Vieh händler von jetzt ab mit den Frauensteilten doch mehr in acht nahm und sich bei Schaustellungen und ähnlichen Veranstal tungen nicht mehr unmittelbar hinter sie stellte. Und danw war noch, daß der Jürir zu der Gette ging, wie da- wäre mit dem Aufgebot, daß doch daL Gerede aus der Land schaft käme. Nächste Woche ild Hochzeit. Um 1SM regiert«' ist Hsiringen, ist- der kleinen Residenz Sondershausen, der Wvst Günter Friedrich Karl von Schwarz- burgfSonbershausem. eine schrullige Persönlichkeit; aber bei seinen Untertanen gerade seiner närrischen Einfälle wegen sehr beliebt. Dieser regierende Herr hatte sein Herz an das Theater Gocihes und Schillers in Weimar verloren, und,er ruhte nicht eher, als bis er sein Hoftheater mit viel Wutanfaüen und noch mehr guten Dukaten auf, eine beachtenswerte Höhe gebracht hatte. Die SonderSyauser Durchlaucht duzte alle Schauspieler, be soldete sie aber sehr gut. Die hochbegabten jungen Darsteller Heckscher und Dobelin besaßen Verträge, in welchen ihnen der Fürst 2400 Taler im Jahr, ohne Abzüge und auf Lebenszeit, sicherstellte. DaS war für die damalige Zeit eine wahre „Star- gage". Auch die übrigen Künstler — eS waren übrigens nicht viele/ aber sie mußten in allen Rollen zu Hause sein, auch als Sänger, Tänzer und Possenreißer — wurden gut bezahlt. „Wenn solch Geniekreatur nicht übervoll zu fressen und zu sausen hat» dann ärgert es mich mit schlechtem Spiel und bringt meine Bühne in Schiinpf und Schande", pflegte Günter Friedrich Karl zu brummen. Bei den Proben erschien er fast täglich in höchsteigner Person und schrie und wetterte dazwischen, daß die Schauspieler ein Grausen ankam, um sich dann stets brummend und lachend zu der Auffassung seines geschmeidigen Direktors Möller bekehren zu lassen. Er ließ den Zuschauerraum umbauen, Samtsessel für den Adel und die Fremden von Ansehen, Stühle für das Bürgertum lind Bänke für die „Plebs". Die Eintrittspreise wurden ab- gcschafft, zum großen Jubel der Sondershauser. Wer sich früh vor neun Uhr an der Kasse einfand, bekam ohne weiteres seine Freikarte, mußte sich aber vorher genau ausweisen, wes Standes nnd Herkunft er war. Gespielt wurden die Klassiker, Opern und Singspiele. Die braven Sondershauser hatten sich willig an alle die Seltsamkeiten, die sich während der Vorstellung zutrugen, gewöhnt und nahmen sie hin als Komödie in der Komödie. Anders die Fremden, die das schöne Thüringerland bereisten, »nd die einige verregnete Tage zwangen, in der Residenz sich die Zeit zu vertreiben. Ein Hamburger Senator, der aus seinem für Etikette und steife Haltung berühmten Kreise der hanseatischen Geldaristo- tratie kam, sperrte die Augen gewaltig auf, als er solch einer Vorstellung im Theater der tollen Durchlaucht beiwohnte. DaS geräumige Theater — es wurde Schillers „Kabale und Liebes gegeben — war voll besetzt, aber nur so spärlich erleuchtet, daß die Besucher sich kaum zu ihren Sitzen tasten konnten. Plötzlich flammte das Licht auf, und durch den Mittelgang stapfte gewichtig ein kleiner dicker Herr im grünen Jagdrock und m Transtiefeln, eine große Hundepeitsche in der Rechten, eine lange holländische Pfeife in der Linken. „Unser Herr Ferscht", neigte sich ein Bürger von hinten zu den Fremden. Der kleine Herr setzte sich mitten in die erste Reihe, zwei Diener stellten einen großen Bauerntisch vor ihn hin, auf welchen sie einen mächtigen Silberstiefel mit Bier setzten. Durchlaucht lehnte sich behaglich zurück, qualmte und drosch hin und wieder mit der Hetzpeitjche auf die Tischplatte, worauf die feinen Hamburger jedesmal zusammenzuckten. „Jtze haut'r derbe zu, itze fangts an , flüsterte der Ein heimische im Nacken der Hamburger. Der Vorhang ging auf. Es wurde vorzüglich gespielt, besonders der jugendlich schöne «nd begabte Heckscher als Ferdinand bot eine großartige Leistung. „Das ist ja hervorragend, besser als bei uns in Hamburg, flüsterte der Hanseat seiner Gattin zu. Da drehte sich der Fürst nm, grinste schrecklich und zwinkerte mit den kleinen Augen. Dann sprang er plötzlich auf, fuchtelte mit der Hetzpeitsche und I ! " Felix räusperte sich verlegen. „Eine schöne Packung Ziga retten hätte ich ja auch noch — ist zwar nicht das Richtige, aber..." Auf einmal schlug sich Lorenz hart «uf den Schenkel. „Klw- i der, daß ich daran nicht gedachi habe!" Und dann ^ing er ohne weitere Erklärung in die Kajüte. Als er nach einer Weile wiedev- kam, legte er Kai ein kleines Kästchen in die Hand und sagte: „Das ist auch für Inge!" In dem Kästchen lag eine goldene Kotte. „Junge, Junge", sagte Kai, „was für kostbare Sachen hast du im Gepäck!" Staunend betrachteten die Matrosen das Schmuckstück. Wirk lich Gold? Und das wollte der Lorenz so einfach verschenken? Der ging aber ran! Ja, und dann war man ja aus aller Ver legenheit heraus! Und so etwas fällt dem Lorenz so nebenbei erst ein, nachdem allen schon die Felle wcggeschwommen waren — „Macht euch keine Gedanken darüber", sagte Lorenz, „und besser ist wohl, Kai, du sagst, wir schenken das gemeinsam, ver stehst du?" > Um drei fuhr Kai an Land. Die anderen hatten noch stram men Dienst. ,Hn Ordnung", konnte Kai nur im Vorbeigehen sagen, als er nach zwei Stunden wieder zurück war. Natürlich waren alle neugierig, aber erst, als es ans Schlafengehen ging, kam Kai zum Erzählen. Weiß der Himmel, das Mädel halte sich gefreut, so merkwürdige Augen hat es gehabt! „Ja, und dvS war eigentlich allerhand von dir, Lorenz, so ein Geschenk zu machen, wo du doch gar nichts davon hast", meinte er noch. „Ich will euch einmal was erzählen", sagte Lorenz. „Die Kette hatte ich vor drei Jähren gekauft, als ich einmal unver hofft Urlaub bekam. Ich wollte die Käte, meine Braut, über- raschen. Es sollte für das lange Warten entschädigen. Und wie ich in der Nähe ihres Hauses Vin, sehe ich gerade den Peter, den Apoihekerssohn, durch den Garten gehen — da kommt ihm die Käte auch schon entgegen, und sie verschwinden beide in dein Haus. Und ich kehrte um, mit der Kette in der Tasche. Nachher aut dem Schiff sagte ich mir: Im Grunde bist du doch schäbig; da kommst du mit deiner Kette und erwartest eine Gegenleistung, Treue zum Beispiel, nnd weil du das nicht bekommst, gehst du wieder mit deinem Geschenk los! Ich habe dann nicht mehr daran gedacht, auch nicht an die Käte. Nur vorhin fiel mir ein, daß Schenken doch etwas Schönes ist, wenn man nicht» will, als dem anderen eine Fr-ude machen. Na, und wie der Kai erzählt..." Kai hob vorsichtig den Kopf. „Nicht wahr, Lorenz? Und dann kann ich ;a auch noch zagen — ist fa nichts Schlimme» dabei, weil es doch unser gemeinsames Gescheit' war — also die Inge har mir dafür eine» richtigen Kuß gegeben!" Ta klopfte, ihm Lorenz lachend auf die Schulter. „Und wenn sie vielleicht davon enttäuscht war — macht nichts, Kai, sie hat es gern getan!" Di« Hamburger saßen erstarrt. — Dann ging Schillets Tragödie, meisterhaft dargestellt, Welter. Als der Vorhang sich zum Schluß senkte, erscholl donnernder Beifalh dem sich di» Hamburger begeistert anschlchsen. „DaS war ein Twiel» nicht wahr?" grinste Günter Fried- rich Starb Wer die Schulter, und schrie dann: „Heckscher, aroh- arP^Buvschk für widerwärtiges, plumpe- Spiel auf der Wach» Wieder erstarrten die Hamburger und betrachteten ent, geistert den jungen Schauspieler, der sich auf die groben Worte seine» Herren dankend und strahlend verneigte. ! Sie ahnten nicht, daß diese Worte des schrulligen Tyrannen daS höchste Lob bedeuteten und dem also Angebrüllten da- Recht gaben, auf der Wache einen Korb mit gutem Wein oder Sekt in Empfang zu nehmen. Für die holde Weiblichkeit gab es iu solchem Falle einen Korw mit Süßigkeiten oder gar Stoff zu einem seidenen Kleid. 4835 starb die tolle Durchlaucht infolge eines Jagüunsalls, und damit hatte das Sondershauser Theateridyll ein Ende, brüllte zur Bühne herauf: „Dorette; zeig« den Fremden, wie du > tanzen kannst: Jümens, los auf der Violine!" Aus dem Orchester ertönte Mte» Geigensprel, ulld di» rührende Luise, soeben noch voller Herzenspein um iHv Geschicks hob zierlich den Rock und tanzte voller Grazie ein Menuett. . „Und nun du, Heckscher", brüllte die Durchlaucht, „zeig ihnen, was du für eine Stimme hast; sing ihnen was vor; denn die glauben, im Hühnernest zu sein, hahaha! Die sollen zu sehen und zu hören bekommen, was ihnen nicht alle Tage begegnet. Ohne auch nur einen Augenblick zu zögern, trat der Jüng ling Ferdinand an die Rampe, legte die wohlgeformte Hand aufs Herz und schmetterte dis große Arie des Grafen, aus dem „Fi garo", in den Zuschauerraum^ Gerade hatte der Maiin mit dem Fahrrad sich über das Trahtjeil gequält, als Gette Volckmanns laut aufschrie, sich schnell umdrehle und dann auch gleich wie eine Katze gegen ihren Brotherrn anjprang und ihm, der eingekeilt dastand und sich nicht zu rühren vermochte, mit den beiden Fäusten die mächtige Nase, die Augen und zuletzt seinen ganzen ungefügen Kopf bearbeitete, also, daß der so Angegriffene zuletzt wie ein lüttes Ouiekcferkel schrie nnd die anderen Leute schließlich man zu tun hatten, Kassen Brandt von seiner Lüttmagd wieder frei zu kriegen. Daß Gette Bolcktnanns noch an diesem gleichen Abend den Hof von Kassen Brandi verlassen mußte, das kann man sich ja denken. Doch nahin sie ihre Papiere und den wenigen rhr noch zustehenden Lohn nicht gutwillig hin, fondern ver klagte den Hofbesitzer und Viehhändler Kassen Brandt auf Weitcrbeschäftigung und Lohnzahlung bis aus den Herbst. Der Prozeß nahm seinen Lauf, und der Hofbesitzer und Viehhändler Kassen Brandt schwor wieder und wieder Stein und Bein, er habe an jenem Tag bumsstillgestanden und sich überhaupt nicht gerührt und erhob Widerklage gegen seine Luttmagd wegen tätlicher Beleidigung. Die Landschaft hatte von dieser Sache viel Spaß und war begierig, was daraus Wohl noch würde. Denn die Klcinmagd Gette Volckmanns blieb dabei» ihr Brotgeber habe sie während der Schaustellung in den Rücken gekniffen oder doch dahin, was zwischen dem Rücken und den dann kommenden Beinen sitzt. Käme gar nicht in Frage, sagte Kassen Brandt wieder s und wieder, er habe sich nicht gerührt. Und wie die Klägerin überhaupt auf so etwas komme und schwor wieder Stein und Bein, es wäre nicht wahr. Schwor Grtte Volckmanns aber auch Stein und Bein, eS wäre doch wahr, und so stand nun Aussage gegen Aussage» und das Gericht wußte zuletzt nicht mehr, was es aus Vieser Sache zu machen habe und was nicht. Der Ptozeß wurde davon aber auch nicht kürzer. Gatte Volckmanns gab nicht nach, und der Viehhändler und> Hof» , besitzer schon gar nicht. Er hatte ja auch das Geld dazu,, und , cs war ihm jetzt ganz gleich, daß die Landschaft immer meh« zu hören kriegte. Doch Gutes war kaum darnntav.. . Blieb dem Gericht zuletzt nichts weiter übrig, als weitere Schon eine geraume Weile starrten die vier Matrosen, die Hande zwischen den Knien, tiefsinnig vor sich hin. Was machte man heule mit Inge, wenn man als anständig gelten wollte? Sie lagen schon eine Weile in dem südamerikanischcn Hafen, wo sie wegen einiger notwendiger Instandsetzungen festgehalten wurden. Urlaub gab es genug, um sich die Stadt anzusehen, und wie sie eines Tages durch die Straßen schlenderten, wurden sie plötzlich von einer jungen Dame angesprochen. „Hallo, das sind doch Jungens aus der Heimat!" ES stellte sich dann heraus, daß die junge Dame zu einer Tamtruppe gehörte, die hier ein Gast spiel gab. ES machte dem Mädel Spaß, den Landsleuten die Stadl zu zeigen, an diesem Tag und auch an den nächsten; denn dabei blieb es nun, daß sie sich wie alte Kameraden trafen. Sie verstanden sich gut, weil das Mädchen — das hatten die Malrosen bald herausgefunden — genau so anspruchslos und sparsam war wie die vier vom Schiff. Man suchte sich zum Essen billige Kneipen, man fuhr mit der Train in die Umgebung — alles so billig wie möglich. Nur gestern abend hatten sie einen Griff in den Beutel ge tan, um sich einmal abends die blonde Inge auf der Bühne anzusehen. Nach der Vorstellung nahmen sie die Tänzerin in ihre Mitte und bummelten noch lange durch die Anlagen, wo um diese Stunde noch niemand ans Schlafengehen dachte. Beim Abschied sagte Inge: „Morgen habe ich Geburtstag. Wollt ihr nicht ein Stültd- chen zu mir kommen? Es wird zwar eng sein, und vorsetzen kann ich euch auch nichts — das wißt ihr ja — aber ich bin dann nicht ganz allein ..." Und nun überlegten sie hin und her und fanden keinen Aus weg. Gerade jetzt muhte der Befehl zum Klarmachen kommen. Morgen sollte es losaehen. Da war es fraglich, ob es heute noch Urlaub gab, so viel stand noch auf dem Dienstprogramm: Deck waschen, Kohlen fassen, Messing putzen! Und gesetzt den Fall, sie könnten am Abend noch einmal an Land — man konme doch nicht dem lieben Mädel, das sich ihrer jo angenommen hatte, mit leeren Händen kommen! Die Sache war tatsächlich verfahren. Geld hatten sie nicht, wenigstens nicht so viel, um Geschenke machen zu können; klar war ihnen aber auch, daß sie heute Inge nicht im Slich lassen konnten wie Menschen, die zwar das Angenehme mitnehmen, aber sich vor Verpflichtungen drücken. Schließlich stand Kai auf und zagte: „Ich werde mit dem Fritz rauschen und nachher 'rüberfahren und die Post holen. Da wird schon w viel Zeit übrig bleiben, daß ich schnell einmal bei Inge auklopse —" „Na — und?" „Ich werde ihr einfach sägen, Urlaub gibt es nicht, wir wünschen alle recht viel Glück —" Hem faßte sich an die Stirn. „Ich habe doch vorige Woche ein Pakei bekommen, davon sind noch zwei Tafeln Schokolade übrig — mach' mir doch nichts daraus, das ist eher etwas für'n Frauenzimmer — die nimmst du natürlich mit —"