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Zschopaner Tageblatt «ab «»zeige» Dienstag, de» 11. Ja .3 Nah and Fer« 3 Meier hohe Gchneemauern Ungeheure Schneemassen in Schlesien. Der ungeheure Schneefall hat in den schlesischen Ber gen zu großen Verkehrsstörungen geführt. Im Enlcn- gebirge, in der Grafschaft Glatz und im Reichenberger Bergland sind die Schneewehen bis zu drei Meter hoch. Die Häuser der Bergdörfer sind zum Teil -völlig unter Schneemassen versteckt. In der Bergland- Hedlung von Pcterswaldau mußten die Einwohner Lei tern und Bretter benutzen, um in ihre Gehöfte zu ge langen. Auf der Hauptverkehrsstraße Schweidnitz—Freiburg blieben Privatwagen, Fernlastzüge und große Reiscauto- bnsse in den Schneeverwehungen stecken und mußten erst vom NeichsarbeUsdienst ausgeschaufelt werden. Sogar ein Schneepflug blieb stecken, der nicht einmal durch das Vorspannen von 15 Pferden fortbewegt werden konnte. In der Gegend von Oberweistritz liegen so gewaltige Schneemassen auf den Chausseen, daß von den hohen Obst- bänincn nur die Kronen Hervorschauen. Englischer Archäologe erschollen Unweit von Hebron wurde ein britischer Archäologe auf der Fahrt zu seiner Ausgrabungsstätte angchatien und erschossen. Der arabische Kraftwagenlcnker blieb un verletzt. — Die Widerstandsbewegung geht im übrigen weiter. Die Stadt Safed wird gegenwärtig durch Mili tär schärfstcns nach Freischärlern durchsucht. Ans diesem Grund wurde ein allgemeines zwölfstündiges Ausgeh- vcrbot verhängt. Zwei Seeleute überfahren Flucht des schuldigen Kraftfahrers In der Nähe des Bahnhofs Bad Rehburg (Han nover) wurden zwei junge Seeleute in dem Augenblick, als sie mit zwei jungen Mädchen eine Gaststätte verließen, von einer Kraftdroschke, die sie von hinten überrannte, erfaßt und so schwer verletzt, daß sie noch an der Unglücks- stelle starben. Tie Mädchen blieben unverletzt. Der Fahrer des Wagens entfernte sich, ohne sich nm die Ueberfahrenen zu lummcrn. Die Polizei hat bereits einen 22jährigcn Kraftfahrer in Bad Ncbburg festgenommcn, der dnrch Zeugenaus sagen schwer belastet ist. Die Staatsanwaltschaft hat die weiteren Ermittlungen ausgenommen. WohmMselend in der SMelumon Monatsmiete verschlingt Mouatsvcrdienst Der Moskauer Berichterstatter der Polnischen Tcle- aphcn-Agculur erfährt aus maßgebenden Quellen, daß , e Mieten in S o w j e t r u ß l a n d um über 250 I rozcnt gesteigert werden. Diese Verteuerung steht im Znsammcnhang mit der Ucbernahme der Wohnhäuser durch die örtlichen Sowjets. Diese ungeheuerliche Stei gerung der Wohnungskostcn illustriert der polnische Be richterstatter mit einem Beispiel, aus dem erschreckend klar wird, wie sich die Elendslage, vor allem der städti schen Bevölkerung, in Sowjetrußland durch diese neue Maßnahme noch weiter verschlechtert. Danach kostet eine Wohnung von zwei kleinen Zimmern mit zusammen 28 Quadratmeter in Zukunft monatlich 250 Rubel. Das ist fast das gesamte Monatseinkommen eines Arbeiters. Skplosion in einer Sprengstoff-Sabris Vier Todesopfer in der Tschechoslowakei Bei einem Explosionsunglück, das sich am Montag mittag in einer Sprengstoff-Fabrik in Semtin bet Pardubitz in Böhmen ereignete, wurden vier Arbeiter getötet. Der Betrieb kann in beschränktem Umfange weiter- geführt werden. Die Ursache des Unglücks wird unter sucht. 12 Sowjetschiffe im Lis eingeschloffen Vor einer Eismeer-Tragödie? Bier große sowjetruffische Eisbrecher und acht Han- delsschiffe mit insgesamt 1208 Mann Besatzung sind im Eismeer, nördlich von Sibirien, eingefroren. Die zwölf Schiffe haben seit einiger Zeit jede Radioverbindung ver loren. Man befürchtet, daß einige der Schiffe schon im Eise zerdrückt und untergegangen sind. Der Grund, wes halb so viele Schiffe eingefroren find, ist in dem sowjet ruffischen Bemühen zu suchen, das ganze Jahr über von Archangelsk über Nordstbirien die Verbindung zum Bering-Sund aufrechtzuerhalten, im besonderen wohl auS strategischen Gründe». Der bekannte norwegische Eismeerforscher Dozent Hoel hält eine Katastrophe für unvermeidlich. Er erklärt, daß — unter der Voraussetzung, daß sich alle Nachrichten bestätigen — die größte Eismeer-Tragödie der Geschichte bcvorsteht, nur einigermaßen vergleichbar mit der Kata strophe von 1777, wo an der Küste von Grönland 20 Wal- fängerschisse vom Eise zermalmt wurden. Bäckereifachschule in Reinbeck In Neindeck (Kr. Stormarn) wurde die Bäckcreifach- schule Nordmark etngcwciht. Vom Neichswirtschastsministcriunl war dazu Ministerialdirektor Dr. Wienbcck erschienen. Bei der Feierstunde betonte Ministerialdirektor Dr. Wienbcck, es gr- mige im Trillen Reich nicht, daß der Handwerker in der Werk statt allein ausgebildet werde. In gleichem Maße müsse eine theoretische und weltanschauliche Schulung dnrchgesührt werden. Ter Staat und die Innung schufen daher gemeinsam die erforderlichen Grundlagen. Voraussetzung für den Hand werker sei eine gute Allgemeinbildung. Hier auf der Schule sollen Weltanschauung und handwerkliches Können zusammen- gcsaßt werden. Das Lehrprogramm sei darauf abgcstcllt, dem Näckcrnachwuchs die Mittel in die Hand zu geben, die auf Grund des Vierjahrcsplanes an ihn hcrantretenden Fragen meistern zu können. Gedenkstunde am Grabe Wilhelm Buschs Am 30. Todestag Wilhelm Buschs waren viele Freunde des großen Meisters und seines unvergänglichen Werkes in das abgeschiedene Harzdorf Mechtshausen gekommen, wo der Künstler ein reiches Leben beschlossen hatte. Bei einer Feier stunde an dem schlichten Grabmal sprach der Vorsitzende der Wilhelm-Vusch-Gescllschaft zu Hannover, Dr. Lampe, Worte dankbaren Gedenkens. „Jedem Deutschen ist", so sagte er, „Wilhelm Busch ein getreuer Freund geworden, und den Aus ländsdeutschen bedeute er Bindung an Kindheit, Familie und Heimat. Noch niemals vor ihm oder in der Spanne der Generation nach seinem Tode hat es einen Menschen gegeben, der durch die Doppelkunst des Striches und der Strophe den Inbegriff deutschen Humors in einer ähnlich unverrückbaren Allgcmelngültigkcit festgehalten hat. Wilhelm Busch wird als der deutsche Herrscher im Reiche des Humors und somit als einer der genialsten Vertreter unserer völkischen Eigenart Generationen überdauern und im Herzschlag eines Polkes fortlebcn." Hochzeitsgabe -er Heimat für die griechische Kronprinzessin Frauen der hannoverschen Heimat haben der griechischen Kronprinzessin als Hochzeilsgabe einen Teppich geschenkt, der nach einem Entwurf des Kunstmalers Klahn von der Werkstatt Brinckmann in Celle gefertigt wurde. Es ist ein in Wolle ge knüpfter Fußbodenteppich von 2X2 Meter, der in 25 Feldern den welfischen Löwen, wie er sich auf den bet Hohnstorf gefun denen Brakteaten finoet, ausgcsiihrt in den Farben tiefvraun und weiß mit roter Zunge, zeigt. Zugleich mit dem Teppich wurden der Kronprinzessin eine Pergamenturkunde und ein aus fünf der Hohnstorfer Brakteaten, die aus dem 13. Jahrhundert stammen, gearbeiteter Halsschmuck überreicht. Königin von Dänemark ernstlich erkrankt Königin Alerandrine von Dänemark ist plötzlich ernst er krankt und mußte operiert werden. Es handelt sich um ein Darmleiden, das schon früher operative Eingriffe nötig machte. König Christian hielt sich den ganzen Sonntag über im Krankenhaus auf. Kronprinzessin Ingrid, die sich zu Besuch bei ihren schwedischen Verwandten in Stockholm befand, hat auf die Nachricht von der schweren Erkrankung ihrer Schwieger mutter sofort die Reise abgebrochen und sich zum Krankenlager von Königin Alerandrine begeben. Die dänische Königin ist eine gebürtige Prinzessin von Mecklenburg-Schwerin; sie ist 1879 geboren. Luckners „Seeteufel" bei den Samoa-Jnseln. Graf Felix von Luckner ist, einer Meldung aus Auckland (Neuseeland) zu folge, auf seiner Reise um die Welt im Motorsegelschiff „See teufel" in Pago Pago (Samoa-Jnseln) cingetrosfen. Di« deutsche Kolonie in Pago Pago bereitete dem bekannten Well- umsegler und einstigen Kommandanten des deutschen Hilss« kreuzers „Seeadler" einen stürmischen Enipfang. Bon niedergehenden GesteinSmassen verschüttet. Auf der Schachtanlage Schlegel III und IV in Langenbochum bei Herten tKreis Recklinghausen) wurden drei Bergmänner durch niedergehende Gestclnsmassen verschüttet. Der 42jährige Friedrich Augustin wurde getötet, während seine beiden Arbcitskameraven nur leichte Verletzungen erlitten. Bemerkenswerter Rückgang der Kriminalität in Italien. Unter dem Faschismus hat sich in Italien ein bemerkens werter Rückgang der Kriminalität vollzogen. In den letzten 15 Jahren sind die bestraften Verbrechen um 23 v. H. zurück- gcgangen. Von 672 000 in den Jahren 1921/24 auf 660 000 in den Jahren 1925/28, ans 587 000 in den Jahren 1929/32 und auf 539 000 in den Jahren 1933/36. Dabei ist zu berücksichtigen, daß Italiens Bevölkcrungszahl in diesen 15 Jahren von 38,5 Millionen auf 42,5 Millionen angcstiegen ist. Italienisches NegicrungSgebände nicdergcbrannt. Das Rc- giernngsgcbäude der in Mittclitalien in der Nähe der Adr a gelegenen Provinzialhauptstadl Ascoli Piceno gcriei in folge eines im Abzug der Heizungsanlage entstandenen Bran des in Flammen. Trotz sofortigen Eingreifens der Feuerwehr der Stadt und der umliegenden Orte gelang es nicht, des Feuers Herr zu werden. Es gelang, einen Teil der Archive zu retten. Eintopsesscn in Lissabon. Tie Ortsgruppe Lissabon der Auslandsorganisation der NSDAP, veranstaltete im Deutsche» Verein ein gemeinschaftliches Eintovscsscn in der deutschen Kolonie zugunsten vcs WHW. An der Spitze der deutschen Kolonie war der deutsche Gesandte Baron von Hoyningen- Hüne gekommen. Die Vertreter der NSDAP, konnten auch Mitglieder der portugiesischen Organisation „Freude an der Arbeit" sowie den Militärgouverneur von Lissabon begrüßen. M MMWM in Men Mn Roman von Anny v. Panhuys. 15. Fortsetzung. Er neigte den Kopf, küßte eine Stelle neben dem Verband. Er konnte nicht sprechen, er war zu erschüttert von dem Gedanken, die Kugel hätte vielleicht Verenas Leben auslöschen können Als Heinz den Kopf neigte, strich die schmale, nervige Mädchenhand über sein Haar, und er schaute nun zu ihr auf, las nur Liebe und Güte in dem dunklen Blick Verenas. Als ihre Hand sein Stirnhaar streifte, ward unter dem Haar ein kleines Muttermal sicht bar. Verena lächelte. „Hast ein braunes Schlänglein über der linken Schläfe, wie seltsam das aussieht. Heinz." Cie schob sein Haar wieder zurecht und er stand hoch- anfgerichtct vor ihr, sie nur wenig überragend. „Ich warf natürlich sofort mein Pferd herum und 'sprengte in der Richtung, aus der dieser Schuß gekommen >sein mußte. Doch ich entdeckte niemand weit und breit. Ich ritt zurück, ich mußte meine Wunde verbinden. Und während ich hsimritt, kam plötzlich das sichere Gefühl über Mich, es handle sich um keine verirrte Kugel, sondern ich iwar das Ziel: der Schuß, der mich zum Glück nicht traf, !war für mich bestimmt gewesen. Und als ich zu Hause war, ward mein Verlangen, dich zu sehen, riesengroß. Ich schlug dem Vater vor, Cacique zu dir zu schicken, damit er dich zum Abendessen zu uns bitte." Heinz Hausmann nahm Verena in den Arm. „Wie leid tut es mir fetzt, nicht gekommen zu sein! Aber rvahrscheinllch Hütte ich dann gar nichts von dem Ge schehenen erfahren." Er wurde lebhafter. „Dein Vater muß Mitteilung erhalten, Verena, die Peons sollen sofort eins große Streife machen und jeden Verdächtigen herbei holen. Sie ward sehr ernst. „Ich möchte vor allem den Vater nicht beunruhigen. Ich habe ja auch keine Angst und du weißt, ich schieße gut. Auge in A^ e fürchte ich keinen Feind, gefährlich ist's ja nur, den Feind im Rücken zu haben, meine ich. Jeden falls werde ich mich hüten, vorerst Ritte zu unternehmen, Die zu weit abseits führen." ! Sie küßte ihn. i „Mache dir keine Sorgen, Liebster, gar keine. Ich habe dich doch nun heute noch einmal gesehen und bin zufrieden. Jetzt schleiche ich mich wieder fort. Denke du, bitte, an «nichts mehr von dem, was dich quälte. Es wird bald alles, alles gut! Denke nur daran, daß mir uns lieben, und wenn Reichtum auch etwas Angenehmes ist, er doch nicht die Schuld tragen darf, daß du mich deshalb ver läßt" Sie lachte: „Auch reiche Menschen haben manchmal ein Herz, wie der Fall Verena Saperas beweist!" Noch einmal schmiegte sie sich an ihn, ihr dünnes, hell gelbes Kleid beschrieb ein paar weiche Faltenlinien, dann befand sich Heinz Hausmann wieder allein. Er dachte jetzt nur noch an das eine, wie entsetzlich es wäre, wenn die heimtückische Kugel Verena tödlich getrof fen hätte, sie, die ihn aufgerichtet in seiner höchsten Seelen not, die ihm den Weg bereitet hatte zu einem neuen Leben. * Nicht allzu weit von der Gemarkung der Estanzia Alma brava liegt der Ort Sanchez, den man ruhig das Verbrecherdorf nennen darf, denn es werden dort viele geduldet, die anderswo ausgespieen wurden. Ein Pulpero (Wirt), der das Gebot der Stunde ins Praktische zu übertragen wußte, schlug vor Jahren in der Nähe seiner Wirtschaft Baracken auf, elende, grob zusam mengehauene Hütten, und vermietete sie je zu ein paar Dollar die Woche. Durch den Campo von Uruguay zog viel landfahrendes Volk. Wechselte aus den Nachbarländern herüber wie Wild. Hier in den Hütten durften sie heimisch werden. Der Pulpero fragt nicht: „Woher kommt ihr?" Er fragte nur: „Könnt ihr bezahlen?" Aber es interessierte ihn nicht, woher das Geld für die Miete stammte. Der kluge Pulpero machte famose Geschäfte, auch seine Wirtschaft kam nicht zu kurz dabei. Er kaufte freies Campo land an, ließ weiter Hütten errichten, vermietete und ver kaufte sie auch. Weit durch das Land trugen Gauner, Schwindler und Pferdediebe die Mär von dem neuen Oertchen, das im Ent stehen begriffen war, und darin jeder eine Heimat finden konnte, den man sonst nirgends dulden wollte, oder den die Polizei irgendwie suchte. Um dis kleine Wirtschaft schlich eine stämmige Männer gestalt. Ein Kalmückengestcht drückte sich gegen die Läden, um durch eine schadhafte Stelle zu erspähen, was drinnen in dem niedrigen Raum vor sich ging, wer sich darin be fand. Ob niemand daber war, der Pepe Arndt von früher her kannte und ihm nicht gut gesinnt war. Am gefährlich sten für ihn waren Leute der Alma brava, die ihn noch von früher her kannten. Sie würden sich sicher wenig an genehm mit ihm beschäftigen. Er hatte kein Dach über dem Kopfe, nur noch ein paar dünne Silbermünzen im Beutel, aber dafür brennenden Haß im Herzen und einen geladenen Revolver in der Tasche, einen Revolver, der heute nicht seine Pflicht getan, dessen Kugel ihr Ziel verfehlt hatte. Sonst hätte dieser Teufel in Weibsröcken nicht mehr so flott reiten können. Aber mit dem Mißerfolg war sein Haß nur noch ge wachsen. Er gab sich nicht eher zufrieden, bis sie ins Gras gebissen, diese Verena Saperas, das Mannweib, das sein Leben, seine ganze Zukunft vernichtet. Rache zu nehmen halte er sich gelobt. Er würde sein Gelöbnis halten. Nun er sich bis in ihre Nähe durchgeschnorrt, ließ er nicht nach, bis sie geliefert war. Gleich darauf stand er auf der Schwelle der Wirts- stube, von vielen Augen neugierig forschend oder stumpf gleichgültig emvfangen. Eine Sekunde später nahm man schon keine Notiz mehr von ihm. Man sah ihm ja den Lampolandstreicher sofort an, war das allgemeine Urteil. Ein ausfallend großer Mensch mit hartem, dunklem Gesicht nahm eine Gitarre mit vielen bunten Bändern von der Wand, reichte sie einem Bürschchen mit trotzigen, kräf tigen Zügen und von Fett spiegelndem Schwarzhaar. „Singe uns etwas, Jaime, einen Pie de gato oder eine Huella safada oder noch besser ein paar Decimas." Er wandte sich an den zuletzt eingetretenen East. „Magst du vielleicht keinen Gesang hören, Fremder? Du schneidest nämlich eine Fratze, als sei es dir unange nehm, wenn andere Menschen vergnügt sind. Stimmt das, dann saufe deinen Canna vor der Tür!" Pepe Arndt kniff die Lippen ein, brummte: „Singt doch und macht, was ihr wollt. Ich kümmere mich nicht um euch, braucht euch also auch nicht um mich zu kümmern." Das bildhübsche, dunkelhaarige Bedienungsmädchen, das man in der ganzen Umgebung nur La ninna de San chez nannte, setzte eben die Eier vor Pepe Arndt hin. Er fiel darüber her, so ausgehungert war er. „Jaime, los, singe uns ein paar Decimas!" rief der große Mensch. Jaimes Finger berührten die Gitarre, zupften ein kur zes Vorspiel. Als seine Stimme einsetzte, horchte Pepe Arndt trotz seiner Eßgier auf. Weil die Stimme so tief und kräftig war, wie man sie dem überschlanken Bengel nicht zugetraut hätte. Jaime sang volltönend hinaus: „Die kranke Seele von Schmerz zerissen, Mit dem Herzen, dem müden, wunden, Bin ich wie der verfluchte Baum, Der nicht Blüten, noch Früchte trägt. Tod, du milder, dich flehe ich an, Komm, du großer, allgütiger Freund, Mach ein Ende mit meinem Leben, Komm im tiefen, nächtlichen Schweigen, So 'chweigend, wie mein Schmerz zur Welt kam, Komm, du stiller, heimlicher Tod!" Um Jaimes Lippen lag ein melancholisches Lächeln. Er harfte ein Zwischenspiel aus der Gitarre, und leise beweg ten sich die bunten Bänder. Pepe Arndt würgte, Wut im Halse, aber er stopfte den letzten Bissen Brot doch hinunter. Innerlich schimpfte er über den blödsinnigen Kerl. Welcher normale Mensch sang denn den Tod herbei? Er trank hastig, ließ sich dann ein Elas Rum geben. Aerger mußte er immer hin unterbrennen. Jaime sang weiter und alle lauschten aufmerksam: „In Freude hat einmal mein Herz geschlagen, Sie konnte nicht warten, die arme Kleine, Sie glaubte sich verlassen, verraten, Auch sie suchte Trost bei dem großen Freund! Ueber den Wassern des weiten Plata Schimmern die Sterne von Uruguay. Mach ein Ende mit meinem Leben, Komm im tiefen, nächtlichen Schweigen, So schweigend, wie mein Schmerz zur Welt kam, Komm, du stiller, heimlicher Tod!" Ein Weilchen herrschte förmliche Atemlosigkeit, dann aber flogen dem Sänger begeisterte Zurufe entgegen. Man reichte ihm die gefüllte Copas, damit er daraus trinke. (Kortsrhung folgt.)