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Wunsch der deutschen Arbeitgeber, daß auch das Ausland sew« sozial« Pflichten ersüll«. Wohl betont Lr. Bvdikr, daß die Frau» der Konkurrenzfähigkeit der deutsch« Industrie kein« entscheidend« Rolle in der Soztalreform spiel« könne, aber er ist auch wett davon «ntsernt, zu »athen, durch «tu Zuviel „den Ast abzusägen, auf dem mau sitzt, oder die Henn« todtschlag«, welch» die Eier Kat." Gegenüber der außerordentlichen Fürsorge nud Anstreng' ungen von Staat und Gesellschaft für da- Wohl der arbei tenden Klassen ist nur kid«r mit Bedauern hervorzuheben daß seit der vor fünf Jahren erfolgt« Aufhebung des Sozialistengesetze» di« Sozialdemokratie genau so revolutionär gedlt«k«n ist wie früher. Sie hat an Ausbreitung und an Organisation zugenommen, trotzdem, daß außer den von vr. Bvdtker angeführt« Errungenschaften auf dem Gebiete de, Humanität auch noch di« Unfallversicherung erweitert worden ist und di« Rechtsprechung des ReichSverstch«ungS- amtrS für die dm Interessen der Arbeiter wohlwollendste Auslegung de, Gesetz« gesorgt hat. DaS Arbeiterschutzgefitz ist ohne die Arbeite,-„Trutz".Bestimmungen in Kraft getreten und wird im Interesse der Arbeiter so straff durchgeführt, daß die selbständig« Gewerbetreibenden namentlich im Handels- aewerbe sich vielfach dadurch schwer bedrückt fühl«. In d« Staatsbetrieben ist dem Gedanken, daß sie in Bezug auf Ardeit«rfürsorge Musteranstalten sein sollen, auf der ganzen Linie praktische Geltung verschafft und selbst vor so bedenk lichen Einrichtungen, wie die ArbelterauSschüss« «S sind, nicht zurückgeschreckt. Erleichterungen de, di,«kirn Steuern sind mit der Ermäßigung der Zölle auf die Hauptnahrungsmittel Hand in Hand gegangen, die neuen Steuern, di« Stempel- und Bö.srnsteu« treff« wie di« Progression der Einkommen steuer allein di« wohlhabende Minderheit. Die Entwickelung der Verhältnisse war durchaus dazu angethan, die von der Beseitigung des Ausnahmegesetzes erhofften günstig« Wirk- ungrn zu unterstütz«. Wenn das Grgmtheil eingetrekn ist, so beweist dies auf das bündigst« die Verkhrtheit der Beur- theilung der sozialdemokratischen Bewegung, auf welcher jene Hoffnungen beruhten. Tage-geschichte. D««tfcht»a»y. Berlin, 3. October. Dem „Re'chsanzeiger" zufolge wird am 8. October der Fernsprechverkehr von Berlin und Hamburg mit Kopenhagen eröffnet. Die Gebühr für ein Drei-Mmuten-Gespräch beträgt 3 Mk. «ns Berlin, 3. Oltober. Der „Post" zufolge ist der Ter- mtn für die Verhandlung gegen den Assessor Wehlau vorder DiSz plinarkammer zu Potsdam auf den 26. November an- gesetzt. Kiel, 3. October. Di« Viehdurchfuhr durch dm Kaiser Wilhelm-Kanal ist unter folgenden Bedingungen gestattet: Die thiertschen Absallstoffe dürfen während der Fahrt nicht ent- fernt, insbesondere nicht in das Kanalwasser geworfen werden. Die mit der Wartung oder Verpflegung dm Thiere beschäftig ten Personen dürfen während der Fahrt das Land nicht be- treten. Ein Angestellter der Kanalverwaltung muß jedes Schiff während der Fahrt durch den Kanal auf Kosten der Schiffer begleiten. Kiel, 3. October. Der auf der Werft des „Vulkan" erbaut« chinesisch« Torpedojäger „Fei Ding" ist nach Ueber- nahme von 6 scharfen Torpedos heut« Vormittag durch den Kaiser-Wilhelm-Kanal nach China abg«gang«n. Stuttgart, 3. Oktober. Der Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe, traf mit seinem Sohne, dem Prinzen Alexan der, heute Mittag 12*/, Uhr hier ein und wurde am Bahn hofe von dem Ministerpräsidenten Freiherrn v. Mtttnacht, und dem preußischen Gesandten, Dr. v. Hollebrn, empfangen und zum Hotel Marquard' geleitet. Heute Abend 6 Uhr wird der Reichskanzler nach Ludwigsburg zum Könige fahren und an der TafU in Villa Marien wähl theilnehm«. Stuttgart, 3. Oktober. Der Reichkkanzler Fürst zu Hohenlohe verweilte Nachmittags zunächst einige Zeit in der Wohnung des preußischen Gesandten von Hollebrn, wo er das Frühstück einnahm. Der Empfang bei dem König« in der Villa Marienwahl fand um 6 Uhr statt. An dm Em pfang schloß sich ein zu Ehren des Reichskanzlers in der königlichen Villa gegebenes Festmahl, an dem auch der Mi« nister von Mitinacht Theil nahm. Köln, 2. Okt. Zur Landesverraths-Angelegenheit wird noch gemeldet: Am Dienstag, den 23. September sollte in Magdeburg die Hochzeit eines Fräulein Richter mit dem Feldwebel Haas« aus Saarlouis stattfinden, zu der auch zwei Einladungen nach Wittenberg, an den Buchbinder Trautmann, einen Freund des Feldwebels, und an den Wächter Linde- mann, den Großvater des Haase, ergangen, doch bekam«« die Geladenen wenige Tage vor der Hochzeit Nachricht, daß aus derselben nichts werden könne. Und der Grund für diese un geahnt« Störung war, daß di« Braut, wrlche gleichzeitig mit ihrem Bräutigam, mit einem französischen Offizier und mit einem Arbeiter der Gruson-Werke Verhältnisse unterhielt, mit jenem Offizier in Köln wegen Landesverrath» verhaftet war. Man nimmt an, daß die vielseitige und praktische Liebhaberin von dem Angestellten der Gruson-W«rke die Zeichnungen, Geschoßthetle u. s. w., di« ihr französischer Galan brauchte, erhalten und diesem überliefert hat. Jedenfalls soll das fran zösisch» Geld, waS bei dem Arbeiter gesehrn worden ist, an der ganz« Sach« zum Verräther geworden sein. War nun die Richter, übrigens ein Wittenberger Kind, daS sich mit seiner Mutter in Magdeburg bis dahin durch Damenschneiderei ernährt haben soll, einmal verhaftet, so lag der Verdacht nahe, daß auch die ihr nahe stehend« Personen Kenntniß von ihrem Treiben haben mußten. Und so kam «S, daß der Bräutigam, als er am Tage vor de, Hochzeit in Magdeburg ankam, nicht nur seine Braut in der Untersuchungshaft fand, fondem daß er auch bei seinem Stiefvater, einem Bolen bet der Forttfikatton Magdeburg, gerade zu einer von Kriminal beamten auSgrführt« Haussuchung kam, wobei er selbst sich ein« genau« Durchsuchung g«fallm lass« muhte. Doch haben beide Durchsuchungen lediglich das Resultat gehabt, daß beide Männer in keinerlei Verbindung mit der Affairr stehen. Aachen, 3. Oltober. Im Prozeß gegen den Bruder Heinrich verneinten die Geschworenen auf Anttag de» Staats anwalts und der Vertheidiger die Schuldsrage. Bruder Hein- rich wurde infolgedessen freigesprochen und sofort in Freiheit gefitzt. Köln, 3. October. Der Geheime Kommerztenrath Langen, Mitglied des KolonialrathrS, ist h ute infolge H«z> krampfe- gestorben. Er »ar de» Schwiegervater d«S Gau- vernem- voa Ostafrika Major v. Wissmann». stfvMeEU riech. Pari», 3. Oktober. Der vom Kriea»minister verlangte neue Kredit von 1'/, Million«« Frare» ist a'vßtentheil» zur Verbesserung d»» Lebel^kwehrS bestimmt. Di« Verbesserung besteht in «um klein«« Apparat«, wodurch di« Schnelligkeit, Sich«,h«tt und Durchschlagskraft des Geschoss«- erhöbt wird. In der Butgettommtflion wurde «!n Kredit sür di« Vervoll kommnung der Lebel-Pattone bestimmt angekündigt. — Dl« französisch« Regierung läßt «ine Not« veröffent liche», worin mitgetheitt wird, daß Frankreich nunmehr von China vollkomm«« G«ugthuuug für den sein« Unterthanen und besonders den franzüstsch« Missionare« bet den Ui- ruhen von Szetschuan zugesügt« Schad« erhalt« hat. Di« Hauptschuldigen vurd«n theils hinaemchtet, theils schwer be- straft und der Vieeküaig von Szetschuan al» ebensculS ver antwortlich degradirt. Parts, 3. Oktober. Lobanow wohnte etner S tzung der Kommission der diplomatischen Archiv« bet, welche heut« vormittag uutrr dem Vorsitze Hanotaux' stattfaud. Letzter«, btgrüßt« Lobanow. Nach de, Sitzung lud Hanotaux Lobanow und di« Mitglied« der Kommission zu, FrühstückStaftl «in. Nachmittag fuh, Lobanow mit Mohrenymm, Hanotaux und Mont«b«llo nach Fontainebleau, um Faure einen Besuch ab- zustatten. DI' LdM Italien.? -"'M Rom, 3. Oktbr. Die Nachrichten aus der erythräischen Provinz lauten ernster. Der Krieg gegen Köniz Menelik ist beschlossen. General Baratiert will den König Mangascha sofcrt angreifen, um sein« Bereinigung mit Menelik zu ver- hindem. Die Engländer woll« Kossalla besetz«. Die Agen ten deS Negus haben eine Verschwörung gegen d!e Italiener unter den verschiedenen Stämmen angez«t:«lt. ««-la»d. London, 3. Oktober. Die „Times" erfahren au» Berlin, die ursprünglich« Ansicht der deutschen Regierung über die Stokes-Affair« sei durch die Kenntnißnahm« der Dokument« voll b«stä,kt wordrn, und di« englische Regierung könne auf warme Unterstützung Deutschlands bet ihren Ansprüchen auf Genugthuung rechnen. Türkei. Konstantinopel, 3. Oktober. Die in Folge der jüngsten Vorgänge von der Pforte ergriffen« Vorsichtsmaß regeln werd« aufrecht erhalt«. Einige gestern Nachmittag in Galata vorgenommene Verhaftungen von Armeniem nah men wieder einen blusig« Verlauf. Viele Geschäft« in Stam- bul bleibin geschlossen. Montag Nacht wurde ein armenischer Bureaudiener der orientalischen Bahn, ungeachtet der Ver wendung seines türkischen Hausherr«, unter Drohung« durch durch di« Polizei gezwungen, sein Wohnhaus zu verlassen. Heute Vormittag wurden all« armenisch« Briefträger der orientalischen Bahn verhaftet. Sehnliche Szenen und Fälle von Todtschläg«, wie in der Nähe der Pforte am 30. Sep tember, sollen am gleichen Tage Nachmittags am At-Meidan und in der Nähe der Sophien Moschee stattgrfund« haben. Für die Aufreizung der türkischen Bevölkerung bei diesen Ge- walthätigkeiten und sür dir festgestellt« Einzelfälle inkorrekten Vorgehens der Gendarmen und der Polizei wird Hussein Effendi, der AdlatuS des Polizeiministers, verantwortlich ge macht. Der Polizeiminister untemahm gleichfalls ein« Schritt beim armenischen Patriarch«, damit die Kirche in Kum-Kapu von der geflüchteten armenisch« Bevölkerung geräumt werde; aber trotzdem er das Versprechen gab, die Geflüchteten sollten unbehelligt nach Hause gehen können und die bereits Verhaf teten freigrlassen werden, zögert« der Patriarch unter Hinweis auf die schwere Verantwortung, die er nicht übernehm« könne. — Ein Konstantinopeler Telegramm des „Standard" giebt folgende Darstellung der Vorgänge vom Montag: Ein großer Haufen Armenier versammelte sich Montag morgen vor der Wohnung des Patriarch«, um dessen Erlaubniß zur UeberreiLung e'ner Bittschrift an den Großvrzier nachzusuchen Da der Patriarch abwesend war, zog der Haufen, aus etwa 300 gutgekleideten Personen bestehend, zum Theil bewaffnet, den Hügel hinauf. Unterwegs wurde den Armeniern von der Polizei, die überall stark postirt war, bedeutet, es würd« ihnen nicht gestattet werden, das Pfortengebäud« in Masse zu be- treten. Wenn sie «ine Bittschrift zu überreichen wünschten, müßt« dies durch drei oder vier Abgesandte geschehen. Ohne darauf zu acht«, drarg der Hauf« vor, worauf der die Poli zei befehligende Offizier dm Säbel zog und einen Armenier auf d« Kopf schlug. Der Offizier wurde tndeß sofort durch «inen Revolverschuß in den Kopf getödtet. Dies war daS Signal sür ein Handgemenge, in dem die Armenier bald den Kürzeren zogen und die Flucht ergriffen. Ein in der Polizetstat'on anwrsender Mann (nach einer Draht meldung der „Daily News" war es ein Bote des britischen Konsulats) sah acht verwundete Armenier, di« sofort mit dem Bajonett niedtrgestoch« wurden. Die Zahl der Gelödteten »erd« zwischen 30 und 200 geschätzt, aber der wahre Thatbestand werde wahrscheinlich niemals bekannt werden. Sobald der Straßenkampf aufhörte, begannen die Verhaftung«. Vor Einbruch der Nacht waren Hunderte ein gesperrt. AuS Tophan« wurden rasch Truppen beordert; in Pera und Galata herrsche Panik nicht ohne Grund, da die Aufregung der moSlemitischen Bevölkerung über die bewaffnete Kundgebung der Armmier bald einen hochgefährlichm Höhe punkt erreichte. Jedoch mit Ausnahme eines kleinen Krawalls Mchen Armeniem und Sofias im armenischen Viertel Kum- Ikapu vrrlief die Nacht ruhig. Am Dienstag nahmen di« Massmverhaftu'gm ihren Fortgang. Die Erbitterung der Türken gegen die Armenier ist im Zunehm«; kein Armenier darf eS wagen, sich in Stambul sehen zu lass« ohne Gefahr, sofort verhaftet zu werde«. Es verlautet, die Bittschrift der Armenier sei in beleidigender Sprache abgefaßt gewesen, sie sollte nur als Vorwand dim«n, um Einlaß in das Großv«- zierrathSgebäude zu erlangen. Die Polizei war vorbereitet, während die Agitatoren wohl wußten, daß sie auf Wider stand stoßen würden. Jedwede Wiederholung der Un ruhen dürft« die emstest« Folgen für d'e ganz« christliche Bevölkerung nicht allein in Konstantinopel, son dern im ganzen Reiche haben. Der armenische Ausschuß werde allgrmetn als Anstifter der b«klag«Swerthen Vor gänge betrachtet. Nach anderen Konstantinopler Draht- melduflg« wurden im Jussizpalast zwei Richter von Arme niern ermordet. Die Mörder flüchteten, wurden aber später verhaf.rt. D:e Botschafter ermahnt« die Pforte, mit Mäß g- ung zu handeln und strenge Maßnahmen zu «rgretfm, um den gefürchkkn Aukbmch d«S Fanati-n-u» zu verhindern. — All» Londoner Moraenblätter besprechen di« Vorgävg« ix Konstantinopel und bezeichn« di« dortg« Lrg« als hockernst. „Daily N-wS" meint, «» sei nur zu Kar, daß den Türk« nicht länger zrgttraut werden könne, christlich« Raff« zu be- Hensche». — Di« „Tim«S" b«tonm. der Sultan könne ledig lich durch rasch» Annahme der Vorschläge der Mächt« die Wiederholung von Szenen vermeid«, die nicht nur pe'nlich, sondern gefahrvoll sür ihn selber und nicht ohne Gefahr für sein Reich seien. — „Standard" fürchtet, durch di« nmestm Vorgänge seien die Schwierigkeiten des armenischen Problem- wesentlich vergrößert worden. Die Lösung erscheine entfernter al» je. Die britische Regierung könnt« nur für bedrückt« miß handelt« Christen, nicht für türkische Unterthanen, die selb« gegen da» Gesetz verstoßen, «intret«. — Die „Politische Korrespondenz" erfährt türkischer seit» aus K mstanttnopel, di« türkischen Behörden hätten schon einig« Taz« früher von einer geplanten armenisch« Demon stration Kenntniß gehabt und die Einstellung deS militärischen Patrouillendienstes verfügt, well da» Milttärreglement bet «inem Angriff zum Wafftngebrauch verpflichte. Den da» Militär v-»tretenden Poltzelorgaven sei größt« Mäßigung arr- befohkn worden. Letzterer Umstand habe die Armeni« zu Ausschreitungen verleitet; die Enthaltung der türkischen Po lizei vom Gebrauche d«r Schußwaffen habe di« Unruhestifter ermuthigt. Konstantinopel, 3. Oktober. Kiamil Pascha ist zum Grosvezier ernannt Word«. «n» Bachs-«. Dresden, 3. Oktober. D«r Minister des König!. Hauses, Staatsminister a. D. von Nostitz-Wallwitz ist auf sein Ansuchen von d-r Leitung deS Ministeriums deS König!. Hausrs entbunden und gleichzeitig der Staatsminister deS Kultus und öffentlichen Unterrichts von Seydewitz zum Mi- nist« des Köaigl. Hause» «mannt worden. Leipzig, 3. Okt. Der verantwortliche Redakteur der „Leipziger Volkszeitung" Richard Illge wurde heut«, wie daS „Leipziger Tageblatt" meldet, vom hiesigen Landgerichte weg« Beleidigung Sr. Maj. des Deutschen Kaisers, begangen durch eine Kritik der kaiserlich« Rede vom 2. September, zu fünf Monaten Gesängniß verurtheilt. Leipzig, 3. Oktober. Vom Reichsgericht wurde die Revision de» BergarbeiterführerS Schröder gegen das am 17. August in Essen wegen Meineids gefällte Urtheil ver worfen. — Bisher hatte der Biktoriasalou im Konzerthause auf der WaisenhauSstraße in Dresden fast allem die Berechtig ung zur Abhaltung von Var stö-Vorstellung« in Altstadt- Dresden. Dtefis bisher konkurrenzlose Unternehmen erhält nunmehr eine sehr beachtliche Konkurrenz in dem jetzt geneh migten zweiten Altstädter Varis S-Theater. Die Gemhmiguug erst«ckt sich auf ein« großartigen Neubau, der auf dem groß« Abbruchplatze Ecke der Mettin- und Zwingerstraße projektirt ist und den gesammten Platz von 4200 m einnehm« soll. Der Bau, durch die Architekten Giese und Weidner entworfen, wird mehrere Höfe, ein« Kernbau, der das Theater enthalt« wird, mit vier Treppenanlagen und Ausgängen nach Wettiu- straße, Zwingerstraße, Palmstraße und Kanalgasse, und Man telbaut« sür Läden rc. an den Straßenfront« erhalt«. — In der Kreuzkirche zu Dresden fand in diesen Tagen die Vermählung der Tochter deS berühmten Erfinoers Thomas Alba Edison in New Jork, Miß Marion Estelle Edison, mit dem Premierlieutenant O. Oeser aus Chemnitz, Sohn des Buch- und Kunsthändlers Hermann Oeser in Neusalza, statt. Miß Edison w rllte längere Zeit zum Besuch ihrer treuen Pflegerin in schwerer Krankheit, der A bertinerin, in Alt- und Neugersdorf. — In allen Kreisen Leipzigs erregt der Stlbstmord deS Millionärs W. Bösenberg, Chefs der gleichnam gen Buchbin. derfirma in Leipzig, ungeheures Aufsehen. B. ist vor weuigen Tagen nach Grimma gereist, hat dort von seiner Schwester Abschied genommen und sich dann auf einer Promenadenbank zwei Schüsse beigebracht, die seinen Tod hrrbei;ührt«. Fi- nanzielle Schwierigkeit« liegen kemrssalls vor, die Gründe des unselig« Vorkommnisses sind vielmehr in anderweit« geschäft lichen Vorkommnissen zu suchen, di« noch d«r Klärung bedür fen. Die Firma hat den größten Gesangbuchvertt.eb Europas. — Am Dienstag ereignete sich im Bahurestamant zu Böh le« bei Rötha der seltene Fall, daß ein Hase direkt vom Felde in die Küche lief und dort gefangen wurde. Derselbe wurde lebend dem zuständigen Jegdpächier, übergeb«. — Ueber den Bahnwärter Wmf, durch d-ss« Unachtsamkeit daS erschütternde Eisenbahnunglück bei Oederan herbrige- führt wurde, erfahren die „Dresdn. Neurst. Nochr." Folg«- deS: Wolf stammt aus dem Erzgebirge und war ursprünglich Bahnarbeiter. Er verunglückte als »solcher, indem ihn ein« herelnstürzende Felswand verschüttete. Als er von den er- halten« Verletzungen geheilt war, wurde er als Hllfswärter eingestellt und »ar an verschfiden« Stellen stationirt. Der Unglückliche hat manchen Schicksalsschlag erlitten. So starb rhm vor 9 Jahren sein braves Weib; sein Töchterchen, welches er außerordenttich liebte, wurde vor seinem Hat.se vom Blitze er schlagen und von sein« elf Kindern sind nur zwei erwachsene Söhne am Leb« geblieben. Seine Verunglückung sowie diese Schicksals- schläge haben aus den Charakter Wolfs einen ungünstigen Einfluß gehabt, so daß « als eigenthümltcher Mensch bekannt war. — Am vergangenen Donnerstag Mittag ist in Geyer das mit Eenteoorräthen ang-füllle Hintergebäude deS Oeconom« Georgi durch Feuer zerstört worden. Eben falls wurde das angr«nz«nde Frenzel'sch« Scheunengebäude theils durch Feu«r, thetis durch Demolirung beschädigt. — Ein schwerer Unglücksfall hat am Dienstag Mittag die Familie des BaunternehmerS Julius Weißbach in Ta««e«- derg bei Geyer heimgesucht. Die im vierten Jahre stehend« Tocht« desselben hatte sich je)«fall» in der Nähe deS SpritzenHaufiS, am Ufirrande drs sogenannten Hammer- grabrnS, zu schaffen gemacht, ist dort auSg«g!ttt« und in daS Wasser gestürzt, wo sie ihr« Tod fand. DaS Kind wurde Nachmittag gegen 2 Uhr von dem Bahnaufseh« Fehmer au- dem Graben, an dem Richen hängend, tobt herauSgezog« und in die elterliche Wohnung gebracht. — In de» zweit« Hauptversammlung deS Evangelisch« Bun- des ia Zwickau hielt Professor v. Achelis den Hauplvor- trag über Protestantismus und Kirche. Nach Annahme einer Resolution, di« sich au die evangelischen Volksgenossen richtet, zur scc alen Frage Stellung nimmt und sich gegen die An sprüche deS Papstes avf d,e Weltherrschaft und gegen da- Rundschrrib« Leo XIII. über das Rosrnkranzgrbet wendet,