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Erzgebirgischer Volksfreund : 01.08.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-08-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-189508010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-18950801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-18950801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1895
-
Monat
1895-08
- Tag 1895-08-01
-
Monat
1895-08
-
Jahr
1895
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 01.08.1895
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Oertliche A»geleg«»heUe» Schneeberg, 31. Juli. (Theater.) Vor recht gut besetztem Hause wurde gestern daS lustige Stück »Der Ratten- ängrr von Hameln" gegeben. Schauspieler, Sänger und Musiker wetieiferten, dasselbe besttnS zur Darstellung zu bttn- d« griechische« Gesandte« za koasertrea, zugleich jedoch be- tost, daß diese Housereazeu rurr mformatortschea Zweck heb« könnt«. Di» Somme« sei« fest entschloss«, die bisherig, Einigkeit und Ueberttuflttnmuug ausrerht zu erhalt«, infolge dessen könnt« die eig«lltch« Verhandlung« üb« et« den GlänLtgeru zur Beschlußfassung vorzulegendeS Arrangement nur in «tu« gemeinsam« Zusammenkunft all« drei Komitees geführt werden. - In einem Leitartikel „Die sächsisch« Wahl«-, vlai- dtr« die »Lttpz. Reuest. Rache.- tn nachdrücklich« Weif« für eine Verständigung der früh«« Eaetellpartei« mst der deutschsozialen Reforwpartet zu gemeinsam« Bekämpfung d« Sozialdemokratt«. DaS gen. Blatt schreibt: Wir halten «S, wenn wir uns auf «tu« vollständig objectiv« Standpunkt stell«, für ein« durchaus billige Forderung, daß d« deutsch- sozialen Partei etutg« Wahlsttze ohne Wetter« ttng«äuurt wnd«. Denn vo« ein« jungen, eb« erst in das politisch« Leb« «dttnt«den Partei »u sord«n, daß sie einfach aus d«m Kampf« auSschtid» und auf ihr« B«rtr«tuug im Laudtag« für all« Zett« rundweg Verzicht«, würd« doch kaum etwas An- deres heiß«, als vo« ihr eine« politisch« Selbstmord zu ford«n. Gin« Brunnenvergiftung ganz merkwürdig« Art tst «S, wenn von gewtsien Setten den deutsch - socialen Reform« der Mangel künigStreu« Gesinnung zum Vorwurf gemacht wird. Man wag über di« AgitattonSmethod« und das radi- eil« Vorgehen d es« Partei denk«, wie man MU: W« ab« einigermaßen di« El«m«1e kennt, aus drnen sie sich in d« Hauptsache reeruttrt — Handwerker, kleine Beamte, Land- wirthe —, d« weiß auch, daß dies« Llemrntt f«stwurz«la t« ihrer altangestammt« Bat«laadSlt«be und KönigStreue. Leid« ab« scheint es, als wenn d« Ruf nach ein« B«ständtg«ng verhall« wird, als ob namentlich der scharfe Zwist, der sich bet dm letzten ReichStagSwahlen zwischen Antisemiten mrd Conservativen «hob, seine üble Rückwirkung auch auf die nächsten Wahlen auSüb« wird. Vielleicht jedoch «kennt man noch in letzt« Stunde die Gefahren, die unS bedrohen, viel leicht macht man noch einmal Versuche zu einem Ueberein kommen; eS ist doch wahrlich nicht nöthig, daß man tmm« erst durch Schaden klug wird. — AuS Leipzig, 29. Juli, wird gemeldet: Die So- cialdemokratm beginnen berettS jetzt im zweiten städtisch« LandtagSwahlkeetse (Ostvorstadt, Thonberg rc.) eine reg« Agi tation für die im Herbste bevorstehenden Landtag-Wahlen zu «falten. Im Laufe des gestrig« Tages wurde «in vom socialdemokratischen AgitationSkomttre unterzeichnetes Flugblatt verbreitet, tn dem zur Erwerbung der Staatsangehörigkeit bez. des Bürgerrechts aufgefordert wurde, um «ine zahl reich« Stimmenabgabe für den Arbett«kandidat«n zu erziel«. — Ueber die am vergangenen Sonntag stattgehabte Generalversammlung des Wet ttn schützenbun- deS tn Zitter« tst noch folgendes zu berichten: Zu Begin« der Tagesordnung erstattete der Vorsteher des WettinbundeS, He« Dr. Lehmann, ein« ausführlichen Bericht üb« da» letzt« Wettinbundesschießen. Im Anschluß hieran trug d« Kassirer Rosenmüller-Dresden den Kassenbericht vor, der mit einem Kassenbestande von 1201 Mk 17 Pf. abschließt. Die Rechnung wurde rtchtiggesproch«. Um dem Uebelstande der Beittagsreste abzuhelfen, wurde folgend« Anttag angenom men: Der Kassirer hat zu mahnen, dasern die Mitglieds- betträge nicht binn« zwei Monaten nach Ablauf des Fälltg- kettstermines bezahlt sind, und zwar auf Kosten der Restant«. Weiter wurde beschlossen, d« Einladung zur Generalversamm lung stets di« Aufforderung zur Bezahlung der Jahres beite äge beizufügen. D« wettere Antrag, den Wettinbund in Unter verbände nach Kreis Haupt mannhaften zu theilen, wurde «in- stimmig angenommen. Dagegen lehnte man es mit groß« Mehrheit ab, den Beitrag von 10 Pf. pro Mitglied auf S Pf. herabmsetzm. Der nächste Punkt d« Tagesordnung betraf den Anttag, für den Wettinschützenbund die Etg«schast ein« juristischen P rsönltchkeit zu «langen, was vom Ministerium des Innern als wünschenswerth bezeichnet Word« war, um den Band in das Genossenschastsregister aufzunehmen. Ueb« diesen Antrag entspann sich eme lebhafte Debatte, man be schloß mit großer Mehrheit, den Antrag zurückzvwnsm. — Als Ort für die nächst« Generalversammlung und das Bun- d-r schiißen wurde, wie bereits gemeldet, Schneeberg gewählt. Der letzte Punkt der TageSorvnung betraf die Vorstandswahl. Der Vorstand des Wettinschützenbundis setzt sich nach dem Wahlgange wie folgt zusammen: Herr Dr. Lehmann-DreSden, Vorsteher; Herr Rosenmüller und Herr Fock VorstandSmitglüder für die Kreishauptwannschaft Drerden, Herr Hoffmann und He« Türr Vorstandsmitglieder für die Kreishauplmannschaft Zwick ru, He« O. Schwarz und Herr Augustin Vorstands mitglied« für die Kreishauplmannschaft Ltipzig und He« Borsdorf und He« Dreßler Vorstandsmitglieder für die Kreishauplmannschaft Bautzen. Htermtt sind die Verhand lungen erledigt. Zum Schluß sand im Schützensaale ge- metvschafüich« Tafel statt, die «'nen fröhlichen Verlauf «ahm. — Am Dienstag Marg« wurde de, taubstumme Cigarren macher Glöckner aus Lourad-dorf von dem von Freiberg kommenden Zuge auf dem Sttaßmüb«gang erfaßt und unter )te Maschine geschleudert. Der Bedauernswerthe, d« da» Glockenfignal des von der Seite kommend« Zuge» natürlich nicht hör« konnte, hat am Kopf« und den Beinen bedeutende Verletzungen davon getragen. — Ein sehr seltener Fang g«- ang dem Mühlenbesttzer Matthäi in Lauenhai«. Beim Reparir« des Gerinnes spürte man einen Fischotter auf und »ach einiger Zett wurde «in att« weiblich« Ott« etwa 300 Meter abwärlS im Mühlgraben dabei überrascht, wie « swei Junge «inen steil« Avhang hinauf schleppte. Dem ülten gelang eS zwar, schwerverletzt zu entkommen, während die etwa 14 Tage alt« Jungen eingefangen wurden. — Beim Gondeln im Rittergutsielche in WittgeuSdorf ertrank am Sonntag Nachm der im 20 Lebtnsjahre stehende Karl Wstflmg. Die Fähre schlug aus irgend einem Anlaß in der Mitte >«s Teiches um und sämmtl-ch« Insassen stürzt« ins Wass«; )a außer dem genannten Wilfl ug sämmtliche veS Schwimmens kundig wann, könnt« sich dieselben glücklicherweise rett«. — Auf Ansuchen haben die städtisch« Kollegien tn Zwick«« d« verdienstvollen Leiter de- Stadt-TheaterS, Siegfried Staak, von seinem Vertrag mit d« Stadtgemeinde «ntbundeu und dies« Vertrag mit d-m ehemalig« Letter dis Halle'schm Stadt-TheaterS, Herzog!. Kammeriängns Hüpke, neu abge- chlossen. Letzt«« hat die Staak'schi Thrat«bibliothek rc. äuflich erworben. Auch dem neuen Theaterdinktor gewährt di« Stadt jährlich 5000 M. Subvention, Borthttle beim «°»- bezug, sowie Feuer »ehr, unentgeltlich« Ueb«rlaffung all« Theattrhaupt- und Neb«räum«, wie der Th«attr-R«staurattoa. Schon wirdmcholt ward« in d«r Preffe das von d« Ruff« mit d« abessyvtsch« od« vt«lm«hr fchoanisch« G«. fandtschast gemacht« Aufh«b«n g«kmnz«tchnrt und v«schi«d«n«S was orthodox« N«wa-Patriot«n dt«s« Gesandtschaft angedicht« hatten, m d««chtigte Zweifel gezog«. Jetzt nachgerade be- ginn« auch einzeln« »Russen- dies« Zweifel zu 1h«ll«, und jetzt widmet ihn« d« Grashdanm tn seinem Tagebuch eine ganze Spatt«, der« Inhalt wir tu den Hauptzügen hier wiedergeben. Dem Fürst« Meschtsch«skt kommt dte ganze Geschichte mit Leontjew und d« »Aethiopiem- nicht «echt ge- Heu« vor; ja, ihm schein« sogar »di« Mitglied« der so sehr settrten Gesandtschaft nicht ganz waschecht zu sein.- »Es ist ja möglich — philosophirt d« Fürst —, daß «S wirkltö Abessyui« sind, ab« .... eS können auch keine sein, und hiesige Sttptik« halt« mit dm Gründen für diese ihre Zweifel nicht zurück. In Abeffyni«, sagen sie beispielsweise, gtebt e» keine Bischöf« (richtig«: giebt eS gegenwärtig keinen rechtmäß g eingesetzt« Bischof): nichtsdestoweniger hat unS Leontjew «in« ab«ffynische« Bischof hierh«g«bracht." Und dann d« merkwürdige OrdenSregen, d« seitens d«S Prin- zen Damto auf hiesige Würdenträger niedergeht! Auch « flößt schließlich Mtßttou«, tn doppelter Beziehunj «tn. Mag selbst d« ganz nach eig«em Ermessen diese Decorattonen »«leihende Prinz echt sein, die in di« Or den etngefügten Edelsteine find es jedenfalls nicht immer, und durch ihr« Un«chth«it erhi«lt daS Ansehen und d« Glaube an die Abeffyni« «inen arg« Stoß. So wurde jüngst einem Hohm Würdenttäger da» „Siegel SalomonS" mit großen Smaragden verliehen, di« ab« unmittelbar darauf von d« Aug« eines sachkundigen Juweliers als eitel GlaS erkannt wurden. Man denke sich nun dm Aerg« und die Verlegenheit deS also angeführten Würdenträgers, d« seiner Gemahlin bereits «inen wunderschönen Smaragdschmuck in Aussicht gestellt hatte, und dann die Enttäuschung d« Dame selbst! Damen versteh« ob« bekanntlich in Schmuckangele, gmhe ten keinen Spaß, und so zeitigt« denn auch in diesem Fall« verhältnißmäßig kleine Ursachen, in Gestalt von unrchten Smaragden, groß« Wirkungen. Nicht lange dauerte es, da durch.ies d e Residenz die giftig« Legende, Abeffyni« habe bisher gar nichts von Ord« gewußt, das „Siegel SalomonS" sei vielmehr «ine Errungenschaft allerneuesten Datums, ein« Er findung Lroutjews, d« die Abeffyni« zu überzeug« verstanden, daß st« ohne Orden überhaupt keine Reise nach Petersburg unternehmen könnt«. Und veS weitem trat man auch d« »uner hörten Thatsache- näher, daß ein ganz simpler abhängig« Prinz, und nicht der Negus, den Würdenträgern eine- sremd« StaatsHrden verleihe, und jetzt find nicht allein di« Klatsch. ! bas««, sondern auch dte Würdenträger, und ganz besonders ,! diejenigen unter ihnen, die kein« Ord« «hatten hab«, aufs höchste entrüstet über dies« Verletzung der Etikette. Auch über Leontjew wird jetzt weidlich geschimpft. Er soll sich die Abtssynier »ausgedacht- hab« und ist nun zu ein« historischen Persönlichkeit gewordm, während vor sein« Reise nach Abes- synien kaum jemand von seinem Dasein etwas wußte. Jetzt find « und die Abeffyni« eins, und Leontjew soll es sogar ferttg gebracht hab«, di« Nothweudigkrit nachzuwrisen, daß man ihn als Botschaft«» zum Negus schicke. Kurzum, wir werd« eS noch «leben, daß er berühmt wird und viel Geld nebst dem hochzuverehrendm SalomoniS Orden bekommt. Und nun denke man sich — schließt d« Grashdanin — allrs das weg« der Abeffyni«, deren Echtheit noch nicht einmal nach, gewiesen tst. Moskau gießt dabet bereit» eine Glocke für eine abeffyntsche Kirch«! Wie ab«, wenn nun d« Glockenguß mit d« Entdeckung zusammenfiele, daß dte Geschichte mit den Abeffyniern wirllich em großer Humbug tst?" Eigentlich kommt diese Grashdanin-Frag« etwas stark post tsstum, doch tst «S schon interessant, daß sie überhaupt von einem russischen Blatte, nachdem die Gesandtschast bet Hofe empfangen ist, aufgeworfen wird. Lustig ist auch noch manches andere, was übe, einzeln« Mttgltrd« der Gesandtschaft und üb« deren Führer, d« Prinz« Damto, erzählt Witt». Gar lustig tttngts zu vernehmen, daß Sein« afticanische Hoheit anfäng- ltch fich europäisch« Equipagen grgmüber sehr skeptisch ver- hielt, und zwar nicht etwa, weil er d« Sicherheit dieses Be- sürd««ngsmittrlS mißtraut«, sondern well « eS höchst de- spectirlich sand, daß der Lenker auf dem Kutsch dock ein« „höhere Position" einnahm als Seine Hoheit selbst im Wa gen. Es kostete «in« ganzen Aufwand von UebrrredungS- kunst, ihn davon zu überzeugen, daß selbst di« grüßten «ro- Pätsch« Hensch« sich weder hieran, noch an dem Umstande stießen, daß ihre Kutsch« nochgedrungen gezwungen sei«, ihnen stets die Kehrsette ihres Körpers zuzuwenden. Petersburg, 30. Juli. Den hefigen Blättern zu- folge wellte Professor Sacharjin gestern zur Untersuchung des lungenkranken Thronfolgers m Ptterhof und kehrt« von dort nach Moskau zurück. Auch Professor Leyden begab fich nach Ptterhof. — Dte Kaiser Yacht »Poljamaja Swie-da- läuft heut« von Kronstadt nach Dän«mark aus. Bulgarien. Zu d« v«rschitden«n Veröfftnilichung«, Lie imm« mehr beweis«, «di« wie starke moralische Verantwortung di« bul garisch« Regierung an der Ermordung Stambulows trägt, kommt jetzt «och di« Mittheilung d« Swoboda, aus der, vi« bereits kurz gemeldet h«vorgeht, daß Stambulow noch kurz vor sein« Ermordung fich persönlich mit der Bitte um Schutz an den Fürst« Ferdinand gewandt hat. Auch tn diesem Briefe hat er den Halew und den Tüfektschiew als diejenigen namhaft gemacht, die ihm nach dem Leben trachte:«. Welchen Erfolg das Besuch hatte, ist bekannt. Wenn noch etwa» die Lag« L« bulgarisch« R«gieruug v«schl«chtem kann, so tst es der tn Lüittch veröffentlichte Bries Tüfektschiew» an sein« Bruder. Danach scheint di« bulgarische Regierung Wied« «tnmal die Unwahrheit gesagt zu haben, als ste versicherte, daß Tüfektschiew v«hasttt sei, wenigsten» befand er sich nach seinen eigenen Angaben am 20. Jalt nur in Hausarrest, d. h. « kann, so wie dies« Arrest in Bulgarien ausgeübt wird, in seinem Hause thun und lassen, »aS « will, auch i Besuch« empfangen, und tst nur an d«m Belassen der Woh nung vnhudert, zu welchem B«huse ihm «ine Schlldwach« vo» da» Hau» -«stellt wird. Ein« solch« Att d«r v«haftuug tst da» atttndest«, wa» man sich denk« kam», und Wran «» sich bestätig« sollt«, würd« <S «in schlimm«» Licht auf di« Att um» Weis« w«f«u, wie tn Bulgari« L«ut« b«ha«d«tt werd«, di« «nt« de« dttagendeu Berdacht de» Morde» steh«. Um Tüfektschiew zu v«haft«, war «S ab« gar nicht nöthig, daß er den Berdacht der Ermordung Stambulows auf fich «zog« halt«; hi«zu g«kgte einfach di« Thatsach«, daß «r durch rechtskräftig«» Erkenntniß d« türkisch« Bericht» weg« d« Ermordung von Wulkowitsch v«utthettt ist. Mit großer Betriebsamkeit, hat di« bulaartsch« Regierung von d«m ihr zur Verfügung stehenden offiziös« Telegraphen Gebrauch gemacht, ab« ste hat sich noch mit keinem Worte darüber auSgespro- ch«, wodurch st« «» rechtfertig« n kann, daß st« d«n Mörder d«» Wulkowitsch auf freiem Fuß« gelassen, vor d« Rttlanra- tion« d« türkischen Regierung geschützt und mtt einer An stellung vrrsehm hat. E» wär« endlich Zeit, daß sie fich üb« dies« Punkt äußert«, d« wohl d« schlimmst« ist, der geg« fir votti«gt. Si« wird sich sttbst sag« müss«, daß von d«m Brttraum, da» man ihr früher «ntgegenbracht«, nicht Vitt mehr übrig ist, und daß st« stch durch «tn wtttere» Schweig«« üb«r d« Fall Tüfektschiew selbst anklage. Sofia, 30. Juni. Die Anhäng« Stambulows be- ! schloss«, fich mit dm Anhänge« Radoslawows auf Grund deS beiderseitigen liberalen Prinzip» zur Bildung ttn« starken geschlossen« antirusstschen Partei unt« Führung Radosla wows zu v-retnigm. Eine Kundgebung in diesem Sinne ist bald zu «Watten. Türkei. — Der Konstantinopler Korrespondent der „Köln. Ztg." versichert, die Platte flehe im Begriffe, wegen der makedoni schen Wirr« außerordentltche Maßregeln zu «greifen. Bei dem heutig« bulgarischen Kabinet glaube man nicht an ein Eingreifen der bulgarischen Armee, sollte dieses ab« einem russenfreundltchen Ministerium Platz machen, so stehe man, das ist d« Eindruck der maßgeomden türkischen Kreise, vor ttn« «nsten Krist». Der russische Einfluß in Bulgari« sei stets gleichbedeutend mit Beunruhigung« in Makedonien gewesen. «fi-w. — Bish« haben die Japaner noch kttne Schritte ge- than, um ihre Truppen aus der südlichen Mandschurei zurück- zuziehen, und anscheinend wollen sie damit so lange wie mög lich Witten. Auf di« Zuständ« tn den besetzten LandeStheilen, daS Verhältniß zwischen Siegern, Beste ft« und Europäern wirft «in Bericht der »Times- aus Mutschwing Licht, der ab« zugleich den englischen Haß gegen die gefährlich auf- strebende neue Seemacht im fernen Osten in manchen bezeich nenden Zügen verräth. So erklärt er von vornherein, daß die europäische Kolonie gegen die Japaner sei und stch freue, bald wieder von ihnen befreit zu sein. Auf der anderen Stile wird volles Lob über die bewundemrwerth« Verwaltungsart der Japaner ausgesprochen, seitdem die Zivilbehörden »hre Thätigkeit begonnen haben. Unter d« MÜttairverwultung hatten die Europäer angeblich Mel zu leiden von dem Hoch, muth und d« Anmaßung der Eroberer. Ohne vorherige Mit- »Heilung an di« Konsuln wurde plötzlich den Europäem das Passtren der Stadtthore untersagt, «ährend die Chinesen un gehindert« Zuttttt haben. Ueberhaupt sollen die Chinesen sehr gut behandelt worden sein, allerdings beschwert fich der Berichterstatter darüber, daß in den ersten Trq« nach der Einnahme von A ngkau die Bewohner durch Einquartierung, Beitreibungen und überhaupt durch Ausnutzung aller HülfS- quellm für milttairische Zwecke arg geschädigt worden seien, aber das bringt der Krieg unabweislich mit stch. Besonders beschwert man stch üb« die Kulis, die den Tram d« Truppen bildeten: gegen die Einwohner wie gegen di« Europäer traten sie mit gleicher Unverschämtheit auf. Schmutzig, halbnackt und oft bettunk« stachen sie sehr zu ihr« Ungunst« von den Chinesen gleich« Klaffe ab. Man muß stch bei diesen An gaben daran erinnern, daß die Metzelei« in Port Arthur ebenfalls den Kults und nicht dm Soldaten zuzuschreiben find. Der Zivilgouverneur hatte sofort nach seinem Amts antritt Verbesserungen getroffen; alle Beschwerde« wurden ge hört und Gerechtigkeit geübt. Vor Allem machte man sich an Arbeiten aus gesundheitlichem Gebiet, eine Zeit lang wurde d« Wegebau gefördert, Abzugskanäle angelegt und Laternen tn einigen Straßen ausgestellt. Di« Nachricht von d« bevor- stehenden Räumung der Mandschurei bracht« di«S Alles zum Stillstand. Um Aingkau herum haben di« Japan«! dagegen keine Verwaltung geschaffen. Räuberbanden durchstreifen die Gegend bewaffnet mtt Gewehren, die au» den geplünderten chinesischen Zeughäusern stammen, und d« Verkehr auf dem Liaoho wird durch Piraten gesperrt. Klagen üb« die Kulis komm« auch aus Haitscheng und Kattschau; anfangs hätten sie Manneszucht gehalt«, jetzt ab«, seit dem Frieden verübt« sie alle möglich« Schändl'chktttm. In dem Gebiet um Mukden, daS Lie Japan« nicht besetzt haben, stehen größere Mass« chinesischer Soldaten. So lange der Krieg andauerte, war« ste sehr kleinmüthtg, und einzelne sprachen direkt di« Absicht aus, vor d«m Feind beim erste« Flintenschuß davonzulaufm, sobald aber der Friede erklärt «ar, ändert« stch d« Ton, und die tapferen Helden rühmten sich, verhindert zu haken, daß di« Japan« Liaoyang erreich ten. Sportmäßig wird d« Fang von angeblich« Spionen betrieben, der Besitz einig« Dollars genügt schon, um den schlimmsten Verdacht zu erregen, und jedes Leugnen «höht nur die Gefahr, denn, wer leugnet, wird gefoltert. Hunderte von Köpf« sollen auf den Wällen von Liaoyang und Muk den aufgesteckt sei«. Di« Bevölkerung flüchtet immer noch Nord«, und di« v«ig« Zurückgebliebenen find schutzlos den Gewaltthatea der Räub« ausgesetzt. WfMNttkM, Havanna, 30. Juli. Die Spanier schlugen und zer- streute« «ine Band« Rebellen im Gebiete Baracoa. Die Spa- ni« hatten 31 Verwundet«, di« Insurgent« 16 Todt« und zahlreiche B«wundtt«. (Scheint Wied« ttn recht bedenklich« Steg der Spant« zu sein.) Afrika — D« „TimeS" wird aus Sansibar gemeldet, 200 englische Marinesoldate« wären am 21. er. in Gast ««gekom men und hätten dasselbe verlassen gefunden. Der ganz« My mir- Stamm soll« stch im Aufstande befinden; a« der Küste herrsche große Unrube. D'e Feindseligkeiten könnt« btunen Kurzem «ginnen. Beim Angriff auf das befestigte Lager im Bereiche vo« Schimba müsse man auf «inen hartnäckigen Widerstand gefaßt sein.
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