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MEM Beilage zur „Weißeritz-Leitung" Nr. 260 Sonnabend, am 6. November 1937 103. Jahrgang Für eilige Leser Nm DicnStag, S. November, >9.10 bis 21 Uhr, veranstaltet der Deutschlandsender eine Feierstunde, die von allen deut schen Sendern übernommen wird. Der Danziger Volkstag ist für Montag, den 8. November, zu einer Vollsitzung einbcrufen worden. Auf der Tagesordnung steht die Beratung des Amnestiegesetzes. Wie der „Popolo d'Jlalia" aus Tripolis meldet, hat sich der Stellvertreter des Führers mit den Mitgliedern der Ab ordnung der NSDAP, im Flugzeug zu den Oasen Gadames und Nalni begeben. Am Freitag kehrte er nach Tripolis zurück, um einige Or!e längs der Miste zu besichtigen Dem bisherigen luxemburgischen Finanzminister Peter Tupong ist es nach großen Schwierigkeiten endlich gelungen, die nun nahezu fünf Monate andauernde Kabinettskrise bei zulegen und die Regierungsbildung vorzunehmen. Die neue Regierung setzt sich aus Katholiken, Sozialdemokraten und Liberalen zusammen. Die neue Drei-Parteien-Regierung wird ein politisches, soziales und wirtschaftliches Sofortprogramm zu verwirklichen suchen. Der Bruder Ottos von Habsburg, der dritte Sohn des verstorbenen Kaisers Karl, Erzherzog Felix, wird, wie die offiziöse Wiener Polizeikorrespondcnz mittcilt, in die There- sianische Militärakademie in Wiener-Neustadl eintretcn, nm sich zum Infanterie-Offizier ausbilden zu lassen. Mit ihm wird zum ersten Male ein Mitglied des Hauses Habsburg der neuen österreichischen,Wehrmacht angehören. Der ehemalige englische Ministerpräsident Ramsay Mac- Donald trat eine Südamerikareise an. Er wird längere Zeit in verschiedenen Ländern Südamerikas bleiben und insbcson- dere Peru und Chile besuchen. Der greise Führer der Slowakischen Volkspariei, Hlinka, der schon bei den letzten Veranstaltungen einen kränklichen Eindruck machte, erlitt einen Schwächeansall. Im Rahmen der großen Feiern zur Erinnerung an das Ende des Weltkrieges wurde am 4. November als sechste der von dem faschistischen Regime gegründeten Städte die Kohlen städt Arsia in Istrien von dem Herzog von Spoleto cinge- weiht. Arsia ist durch Zusammenfassung einiger Gemeinden in dem tstrischen Kohlengebiet der Ärsagruben geschaffen wor- den. Die neue Stadt wurde im Lause von anderthalb Jahren erbaui und bilde« den Mittelpunkt für die Bergbaubevölke. rung, deren Zahl sich infolge der zunehmenden Erschließung der Kohlengruben in den letzten Jahren von 800 ans 7000 Köpfe erhöht hat. Im Anschluß an die Einweihung der Stadt wurde ein neuer Stollen in das Berginnere von 300 Meter Länge eingeweiht, der den Namen Mussolini-Stollen erhielt. Wie Havas aus Algier meldet, sind in dem Prozeß gegen die nationalistischen Arabersührer Messali und Genossen, die der getarnten Wiederherstellung des marokkanischen Kampf- bundes „Nordafrikanischer Stern- angeklagt sind, Messali und drei seiner Mitangeklagten zu je zwei Jahren Gefängnis ver- urteilt worden. Ein Angeklagter, der sich aus der Flucht be findet, wurde in Abwesenheit zu einem Jahr Gefängnis ver- urteilt. Zu bemerken ist, daß das Gericht nur die Anklage für Wiederherstellung eines aufgelösten Kampfbundcs aufrecht erhielt, während sie die Klage wegen antikranwüllber ««»>- triebe fallen ließ. Die Prämie für deutsche Vollschurwollen. In der Mel dung, wonach ans Reichsmitteln künftig eine besondere Prä- mie für lange Wollen sVollschurwollen) gegeben wird, ist ein Irrtum unterlaufen. Die Prämie beträgt 30 v. H. des Brutto festpreises und nicht 39 v. H„ wie es infolge eines Schreib fehlers hieß. Der Schluck war zu kräftig gewesen/ Als ein Landwirt aus der Bayerischen Ostmark einen besonders kräftigen Schluck aus seinem Maßkrug nahm, kam ihm das künstliche Gebiß in den Schlund. Er mußte sich im Krankenhaus einer Hals- operation unterziehen, da das Gebiß nur durch den Kehlkopf zu entfernen war. , Neun Tage treibend im Boot. In der stürmischen Nacht des 26. Oktober waren die beiden Fischer Rehse und Kraemer ans Gr. Hubnicken im Samland zum Fischen ausgefahren und kehrten am nächsten Morgen nicht zurück. Ein Rettungskwot war den ganzen folgenden Tag unterwegs, fand aber keine Spur von den Vermißten. Auch ein Flugzeug beteiligte sich , an der Suche nach den beiden Fischern, die schließlich für ver- mißt erklärt wurden. Jetzt traf in Palmnicken eine Nachricht des deutschen Konsuls in Visbyswed auf Gotland ein, daß die beiden vermißten Fischer in ihrem Boot dort angetrieben sind. Neun Tage waren sie allen Witterungsunbilden der stürmischen See ausgesetzt. Kurort unter dem Hammer. In Weißenbach an der Trie- sttng (Oesterreich) wurde dieser Tage eine ganze Gemeinde ver steigert, der Kurort Neuhaus, der sich bisher im Besitz des Grafen Wimpfen befand. Der Graf war zahlungsunfähig ge worden, und auf Betreiben des Bundesschatzes wnrde nun znr Versteigerung geschritten. Der Gesamtschätzwert War auf 1^ Millionen Schilling festgesetzt. Die außerordentliche Versteige- rung hatte einen großen Preis von Interessenten und Neugie rigen angelockt. In erster Linie fanden die ausgebotenen Grundstücksparzellen reißenden Absatz, allerdings nur zu Prei sen von drei bis zwölf Pfennigen für den Quadratmeter. Selbstmord im Gefängnis. Wie tschechische Blätter mel den, hat sich der Architekt Heinz Rutha im Gefängnis des Kreisgerichts Böhmisch-Leipa in seiner Zelle erhäng«. Rutha wurde vor etwa vier Wochen verhaftet. Nach einer Erklärung der tschechoslowakischen Behörden, handelte es sich nicht um ein politisches Vergehen. Meuteret auf einen« französischen Dampfer. Nach einer Meldung aus Veracruz haben 30 kommunistische Besatzungs mitglieder des französischen Dampfers „Mexique" im dorli- gen Hafen gemeutert. Der Kapitän ließ die Moslaujunger festneymen und an Bord etnfperren; er konnte jedoch nicht verhindern, daß die Verlader es unter diesen Umständen vor zogen. die für die „Mcrique" bestimmte Ladung zum größten Teil mit dem deutschen Dampser „Orinoco" zu verfrachten. Die „Unterhaltung" mit der Königin und ihre Folgen. Kürzlich fand ein Schutzmann in einer mondhellen Nach« in Windsor den 30jährigen Peter Thompson in eifriger „Unter- hattnng" mit der Statue der Königin Victoria vor dem Schloß zu Windsor. Der Schutzmann forderte den Mann, der mehrere Gläser über den Durst getrunken hatte, aus, nach Hause zu gehen, wurde aber mit Schtmpsworten bedacht. Thomson meinte u a., es zeuge von gar keiner Erziehung, wenn man das Gespräch zwischen einer Lady nnd einem Gentleman un«erbreche. Darauf nahm ihn der Beamte mit zur Wache. Die einseitige Unterhaltung mil der Königin kostet Thomson >0 Schilling oder einen Tag Gefängnis. Er erklärte, er wolle die Strafe absitzcn. Uns M-erheitk«-8mWk Der Führer empfängt Vertreter der Polen Die Deutsche Negierung und die Polnische Negierung gaben Anlaß genommen, die Lage der deutschen Minder heit in Polen und der polnischen Minderheit in Deutsch land zum Gegenstand einer freundschaftlichen Aussprache zu machen. Sie sind übereinstimmend der Ueberzcngung, saß die Behandlung dieser Minderheiten für die weitere Entwicklung der freundnachbarlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Polen von großer Bedeutung ist, und daß in jedem der beiden Länder das Wohlergehen der 'Min derheit um so sicherer gewährleistet werden kann, wenn die Gewißheit besteht, daß in dem anderen Land n a ch den gleichen Grundsätzen verfahren wird. Zu ihrer Genugtuung haben die beiden Negierungen deshalb feststellen können, daß jeder der beiden Staaten i m N a h - men seiner Souveränität für die Behandlung der genannten Minderheiten nachstehende Grundsätze als maßgebend ansieht: 1. Die gegenseitige Achtung deutschen nnd ^oinischrn Volks tums verbietet von selbst jeden Versuch, die Minder heit z w a n gs w e i se zu asfimiliOL«, Pie Zugehörig- leit zur Minderheit in Frage zu stellet, «de« doz Bekenntnis wr Zugehörigkeit zur Minderheit zu behindsm «^besondere uird aus die jugendlichen Angehörigen der keinerlei Druck auögeübt werden, um sie ihrer ZugehgichWt zur Min- aerheit zu entfremden. 2. Die Angehörigen der Minderheit haben daS Recht ruf freien Gebrauch ihrer Sprache in Wort und Schrift, sowohl in ihren persönlichen und wirtschaftlichen Be ziehungen wie in der Presse und in öffentlichen Brrfamm- lungen. Den Angehörigen der Minderheit werden aus der Pflege ihrer Muttersprache und der Bräuche ihres Volkstums sowohl im öffentlichen wie im privaten Leben keine Nachteile irwachsen. 3. DaS Recht der Angehörigen der Minderheit, sich zu Vereinigungen, auch zu solchen kultureller und wirt- schaftlicher Art, zusainmenzuschlietzen, wird gewährleistet. 4. Die Minderheit darf Schulen in Ihrer Mutter- spräche erhalten und errichten. Auf kirchlichem Ge biet wird den Angehörigen der Minderheit dir Pflege ihres religiösen Lebens in ihrer Muttersprache und die kirchliche Organisierung gewährt. In die bestehenden Beziehungen aus dem Gebiet deS Bekenntnisses und der karitativen Betätiauna wird nicht eingegrifsen werden. " " 5. Die Angehörigen der Minderheit dürfen wegen ihrer Zugehörigkeit zur Minderheit in der Wahl oder bei der Aiis- Übung eines Berufes oder einer wirtschaftlichen Tä tigkeit nicht behindert oder benachteilig« «ver- den. Sie genießen auf wirtschaftlichem Gebiet die gleichen Rechte wie die Angehörigen des StaatSvolkeS, insbesondere biiiNMttiw deS Besitzes oder Erwerbs von Grundstücken. Die vorstehenden Grundsätze sollen in keiner Weise die Pflicht der Angehörigen der Minderheit zur »nein- geschränkten Loyalität gegenüber dem Staa' dem sie angehören, berühren. Sie sind in dem Bestreben festgesetzt worden, der Minderheit gerechte Daseinsverhält nisse und e.in harmonisches Zusammenleben mit dem Staatsvolk zu gewährleisten, was zur fortschreitenden Festigung des freundnachbarlichen Verhältnisses zwiicbei' Deutschland und Polen beitragen wird. Eine Erklärung Adolf Mers Aus Anlaß der Erklärung der deutschen Negierung über die Behandlung der polnischen Minderheit ii^ Deutschland empfing der Führer und Reichskanzler die ' Herren Dr. Jan Kaczmarek, Stefan Szczepauiak und Dr. Brunon von Openkowski als Vertreter des Bundes der Polen in Deutschland. Der Führer nnd Reichskanzler n achte hierbei folgende Ausführungen: „Die übereinstimmende deutsch-polnische Erklärung ! über den Schutz der beiderseitigen Volksgruppen, die heule von beiden Laudern veröffentlicht wird, soll die srcund- ! schaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Völkern ver- j bessern und festigen. Die praktische Ausführung der in dieser Erklärung enthaltenen Richtlinien kann wesentlich zur Erreichung dieses Zieles beitragen. DaS Bestrebe:, der Ncichsrcgicrung geht dahin, das Zusammenleben der polnischen Volksgruppe «nit dem deutfchen Staatsvolk harmonisch und innerlich friedlich zu gestalten. Ich stelle fest, dcz der Wille der Neichsregiernm^ jedem Neichsbürger Brot und Arbeit zu verschaffen, auch gegenüber den Angehörigen der polnischen Volks gruppe besteht und durchgeführt ist. In der Zeit großer Arbeitslosigkeit und großer Entbehrungen, denen Ange hörige der deutschen Volksgruppen in Europa noch viel fach ausgesetzt sind, nimmt die polnische Volksgruppe an. dem wirtschaftlichen Aufstieg des Reiches in vollem Um fange teil. Gleiche Fortschritte sind in der kulturellem! Betätigung der polnischen Volksgruppe «gemacht worden, wie ihre vielseitigen organisatorischen Einrichtungen und neuerdings die Errichtung einer weiteren höheren polni schen Schule in Deutschland beweisen. Die Polen iw Deutschland müssen aber stets dessen eingedenk sein, daß der Gewährung von Schutzrechten die loyale Erfül lung der dem Staate zu leistenden Pflichten und der Gehorsam gegen die Gesetze gleichwertig gegenübertretcn. Der Schutz der deutschen Volksgruppe in Polen, vor allem in ihrem Recht auf Arbeit und Verbleib auf ihrer angcstnmistten Scholle, wird auch zur Sicherung der pol nischen Volksgruppe in Deutschland beitragen. DaS Hoh«! Ziel des Pattes, den ich seinerzeit mit dem großen pol- nischcn Staatschef Marschall Josef Pilsudski geschlossen habe, wird durch diese gemeinsame deutsch-polnisHe Er klärung zur Minderheitenfrage seiner Verwirklichung nähergcrückt." Der Hauptgeschäftssührer des „Bundes der Polen in Deutschland", Dr. Kaczmarek, gab namens der in Deutschland lebenden Polen deren Dank und Freude über den Empfang und die Worte des Führers Ausdruck und , versicherte den Führer und Reichskanzler der vollsten! Loyalität der polnischen Volksgruppe gegenüber dem Reichs und seinem großen Führer. Im Laufe der sich hieran anschließenden Unterhaltung! «nachte der Führer davon Mitteilung, daß er die Frei-! lassung einer Anzahl von in Haft befindlichen Angehört-i gen der polnischen Volksgruppe in Deutschland, die in!