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Vertage zur „W eißeritz-Leitung 103. Iahigang Nr. 253 Freitag, am 29. Oktober 1837 ll Am. Adolf- !1 Uhr st beS stunde, ugend- in. tunde. Nebst., kertie- Für eMge Leser Der Reichserzichnngsministcr hat den Historiker Professor Dr. Willy Hoppe zum Rektor der Universität Berlin ernannt. Professor Hoppe versah bereits seit dem 1. April 1935 daS Amt des Prorektors an der Berliner Universität. . Das deutsch-niederländische Verrechnungsabkommen läuft am 31. Dezember d. I. ab. Die Verhandlungen über eint Neuregelung des Zahlungsverkehrs im Jahre 1938 haben tm Haag begonnen. Die Königlich Siamesische Negierung hat in Berlin eine Gesandtschaft errichtet. Der Reichsminister des Auswärtigen, Freiherr von Neurath, hat Phra Sundara Vachana zur Ent gegennahme seines Einsührungsschreibens als Königlich Sia mesischer Ständiger Geschäftsträger in Berlin empfangen. Wie mitgeteilt wird, steht nunmehr fest, daß man an Deutschland und Sowjetrustland herantreten wird, an der Zu sammenkunft der neun Machte in Brüssel teilzunehmen Die Warschauer politische Polizei holte zu eniem neuen Schlag gegen kommunistische Hetzer aus. Haussuchungen, die in den Wohnungen verdächtiger Personen vorgenommcn wurden, förderten ein so umfangreiches Material in Gestalt von Hetz- schristcn und kommunistischen Parieipapieren zutage, daß 20 Personen verhaftet werden mutzten. Der italienische Regierungschef hat die zur Zeit zur Er holung in Italien weilenden 19 verwundeten nationalspani schen Offiziere im Palazzo Venezia empfangen und-ihnen seine herzliche Sympathie ausgesprochen. Amerika feierte am Mittwoch seinen traditionellen Flotten- rag. Den Höhepunkt bildete die Kiellegung des 35 lM-Tonnen- Schlachtschisfes „North Carolina" durch den Stellvertretenden Marineminister Edison aus der New-Borker Marinewerft. Ein Schwesterschisf wird demnächst auf der Marinewerft in Phila delphia aus Kiel gelegt. Ein meteorologisä-es Kuriosum. Die letzten Tage brach ten dem Ruhrgebiet eine Wärme, wie sie für den späten Okto ber völlig ungewöhnlich ist. Am Mittwochnachmiltag z. B. ivurde eine Tageshöchsttemperatur von 25,3 Grad gemessen, die seit Beginn der meteorologischen Beobachtungen zu dieser Jah reszeit noch niemals festgestellt wurde. Reichsstatthalter Gauleiter Sprenger in Kopenhagen Der Reichsstatthalter in Hessen, Gauleiter Sprenger, sprach in Kopenhagen im Kreise der Deutsch-Dänischen Gesellschaft über die Aufbauarbeit tm neuen Deutschland. Wie unter der Führung Adolf Hitlers Deutschland sich Schritt für Schritt aus eigener Kraft aus dem Elend herausgearbeitet habe, er läuterte der Gauleiter mit einer fesselnden Darstellung der Arbeitsbeschaffung, der Einrichtung des Arbeitsdienstes, Bau der Reichsautobahnen usw. und machte seinen Zuhörern deut lich, wie aus der gemeinsamen Arbeit die Freude, eine treue Kameradschaft und die Volksgemeinschaft entstanden seien, in der der eine die Stütze des anderen sei. Stapellauf deS dritten Segelschulschiffes der Kriegsmarine. Am Sonnabend, dem 3V. Oktober, 14 Uhr, wird auf der Werst von Blohm L Vost das dritte Segelschulschiff der Kriegs marine von Stapel laufen. Aus diesem Anlaß wird der Ober befehlshaber der Kriegsmarine, Generaladmiral Dr. h. c. Rae der, in Hamburg anwesend sein. Die Taufrede hält der In spekteur des Bildungswesens der Marine, Admiral Saal wächter. Zum Stapellauf werden auch die beiden Schwester- schifse des neuen Segelschulschifses „Gorch Fock" und „Horst Wessel" nach Hamburg kommen. Rrichsinspcktcur der Marinc-Hitler-Jugend. Der Jugendsührer des Deutschen Reichs hat ven bisheri gen Leiter des Hauptreserats Marine im Amt für körperliche . Ertüchtigung der Reichsjugendführuna, Oberbannsührer Roe- denbeck, mit sofortiger Wirkung unter Beförderung zum Haupt- bannsührer zum Reichsinspekteur der Marine-Hitler-Jugend ernannt. Hauptbannführcr Roedenbeck ist dem Jugendführer des Deutschen Reichs in dieser Eigenschaft unmittelbar unter stellt. Prinz von Oranje-Nassau, Prinz zur Lippe-Biesterfeld. Im holländischen Staatsanzeiger ist eine königliche Ver fügung veröffentlicht worden, durch die der Familienname der Kinder festgesetzt wird, die aus der Ehe der Kronprinzessin mit Prinz zur Lippe-Biesterseld geboren werden. Um den Geschlechternämen des in Holland regierenden Fürstenhauses nicht erlöschen zu lasten, sollen die Kinder aus dieser Ehe den Namen Prinz tbzw. Prinzessin) von Oranje-Nassan, Prinz cbzw. Prinzessin) zur Lippe-Biesterseld führen. Eine Empfehlung an den englischen GesundheitSministerl Der Labour-Abgeordnete Lansbury ergriff im Unterhaus das Wort, um aus die Eindrücke einzugehen, die er in Deutsch, land und Italien gewonnen habe. Die Völker der Welt, so sagte Lansbury, wünschten den Frieden, und wenn er dabei an die Deutschen und die Italiener denke, wie sie ihre Kinder und ihr Land liebten, so erkenne er, daß sie in Frieden und Sicher heit zu leben wünschten. Nachdem er gesehen habe, wie man in Deutschland und Italien die Kinder aufziehe, könne er nur« hoffen, dast eines Tages auch der englische Gesundheitsminister diese Heiden Lander einmal besuchen würde, um das selbst zu sehen, oder aber, daß er sich einen Bericht darüber zukommen lieste. Balfours Ehrenhain wird zu Asche . . . Wie schon mehrfach im Vorjahr, steht abermals der zu Ehren des Schöpfers der Balsourdeklaration von den Inden angepflanzte Balfourwald zwischen Haisa und Nazareth in Flammen, und zwar diesmal offenbar in seiner gesamten Aus dehnung mjt Tausenden von Bäumen. Die blu^gen Unruhen in Port Liautey. Nachrichten aus Rabat vervollständigen die ersten Angaben über die schweren Ausschreitungen, die sich in Port Liautey ereigneten. Die Zahl der Toten wird danach aus vier, die der Verletzten aus 20 geschätzt. Zwei Kompanien marokkanischer Schützen, die im Laufschritt zmü Entsatz der bedrängten Poli- zei hcrbeigceilt kamen, gelang cs, gegen die mit Dolchen und Knüppeln bewaffneten etwa 2000 Eingeborenen dem Ord- nungsdienst Luft zu schaffe». Sie haben das Eingeborenen- viertel umzingelt und überwachen es scharf. Der Hanptan- stister der Unruhen soll ein eingeborener Grobhändler sein. Begnadigungen durch den Führer. Der Führer und Reichskanzler bat die am 3. Juni d. I. vom Schwurgericht in Verden a.d/Aller gegen Friedrich Wilhelm <Valer) und Friedrich Wilhelm (Sohn) ans Leese wegen Mordes an zwei Jagdaufsehern ausgesprochenen Todes- strafen tm Gnadenwege in lebenslange Zuchthausstrafen um gewandelt. Verständigung eine Notwendigleit Die „Times" zum deutschen Kolonialproblem Lne Lonooner „Rimes', in deren Spalten nun len drei Wochen die deutsche Kolonialfrage tagtäglich disku tiert wird, befaßt sich in einem Aufsatz mit dem Ergebnis der bisherigen Erörterungen. Das Blatt stellt zunächst fest, daß im Laufe der Diskussionen allgemein der Wunsch für ein friedliches Uebereinkommen mit Dentschland zum Ausdruck gekommen sei. Die öffentliche Meinung in Eng land stehe nicht bei den extremen Ansichten. Es sei aber gewiß, daß England nicht die Ansicht unterstütze, wonach der Weltfrieden durch einen völligen Umsturz der Kolo nialbestimmungen von Versailles gesichert werde. Dieser Weg liege nicht in der alleinigen Zuständigkeit Englands. Die Verantwortung für die Mandate über die früheren deutschen Kolonien sei niemals allein britisches Interesse gewesen. Zwar sei der größte Teil dem britischen Jmpe- rium zugcfallcn, es sei aber zu bedenken, daß ein guter Teil davon heute die sich selbst regierenden britischen Dominions angehc. Hier tadelt die „Times" einige Wortführer der Dominions, denen das Blatt vorwirft, eine „eigenartige Neigung" zu haben, für die Rückgabe von Mandaten einzutrctcn, „die nicht die eigenen sind". Aber auch andere Länder seien in das Spiel verwickelt. Somit sei die Frage nicht so einfach zu lösen. Man verlange nicht, fährt die „Times" fort, daß die Abmachungen von Versailles in allen Einzelheiten und für immer bestehen bleiben müßten, ohne eine Revision zuzu- lasscn, wie sie in den Klauseln des Vertrages schon vor gesehen sei. Englischcrscits könne man stolz auf die Kolo- itialverwaltnng des britischen Imperiums sein. Es würde aber eine Heuchelei sein, wenn man behaupte, daß kein anderes europäisches Land fähig wäre, ein gleiches zn tun. Man würde, so meint die „Times" weiter, leichter Dentschland die Fähigkeit zur Kolonisierung zusprechen können, wenn man ihm durch eine gemeinsame Aktion von drei oder vier Kolonialmächten, die gemeinsame Gren zen in Afrika hätten, ein Betätigungsfeld geben würde. Allgemein sei die öffentliche Meinung in England der Ucberzeugung, daß eine klare Verständigung mit Deutsch land weitaus tiefere Folgen zeitigen und einen stabileren Frieden bringen würde als irgendein anderes Ziel der britischen Außenpolitik. Diese Ansicht habe in der öffent lichen Meinung viel mehr Boden gewonnen als bei der britischen Regierung. In England bestehe wenig'Sympathie für jenen Ge danken, der machmal auf dem Kontinent beliebt zu sein scheine, nämlich Deutschland mit einem Ring von Ver bündeten zu umgeben, die sich manchmal hinter dem Völ kerbund versteckten und die wie eine Herde von Elefanten den Tiger umzingelten, um auf diese Weise Deutschland zu hindern an einer Ausbreitung in irgendeiner Richtung über jene Grenzen hinaus, die vor 20 Jahren geschaffen wurden. Augenblicklich stelle die Kolonialfragc die Hauptsordc- rung Deutschlands dar. Es müsse jetzt eine letzte Anstren gung gemacht werden, jedenfalls soweit Großbritannien in Frage komme, um zu einer Entspannung zu gelangen, bevor es zu spät sei. Der deutsche Ausdehnungsdrang könne nicht durch eine Einzelgeste befriedigt werden. Es bestehe sicherlich kein Grund, eine diesbezügliche Diskussion zurückzuweisen, die im Rahmen einer allgemeinen Vereinbarung in freundschaftlichem Geiste erfolge. Wesentlich sei aller dings, daß eine solche Diskussion im Rahmen einer allge meinen Abmachung stattfinde. Zwei Bedingungen müßten nach Ansicht der „Times" erfüllt werden, bevor eine solche Aussprache beginnen könnte. Zunächst dürfe man nicht die ganze Angelegenheit lächerlich machen. Gerad'e in die ser Angelegenheit sei es wichtig, zu normalen politischen Methoden zurückzukehren. An zweiter Stelle stehe die Bedingung, daß der spanische Konflikt beendet sein müsse, bevor irgendein anderes Problem in einer erträglichen Atmosphäre in Angriff genommen werden könnte. Deutsch land habe sich klugerweise geweigert, sich in ernstem Maße, verglichen mit anderen Nationen, in den Konflikt ver wickeln zu lassen. Diese Ausführungen der „Times" stellen einen g» wissen Fortschritt in der Erkenntnis der Bedeutung del Kolonialfragc dar. So ist insbesondere die FeMelluiw begrüßenswert, daß eine klare Verständigung mit Deutsch land weitaus tiefere Folgen zeitigen und einen stabilere» Frieden bringen würde als irgendein anderes Ziel der britischen Poltik. Unmöglich sind aber die Emschrannm. gen, die die „Times" macht. Wenn schon die Kolonial, frage von entscheidender Bedeutung ist, dann darf mau ist nicht zurückstellen. Und wenn man schon eine klare Ver ständigung als überaus fruchtbar anerkennt, dann darf man nicht mit Kompromissen liebängeln, die in der Koc lonialfrage eine Lösung nicht bringen können. Dentschlaull fordert eine völlige Wiedergutmachung des uns aw getanen Unrechts, und das heißt auch hier die Wieder- Herstellung der Gleichberechtigung. So ist die Beseitigung des Kolonialunrechts als ein letzter Schritt zur Ueber- Windung von Versailles notwendig!. Hier aber kann sich England nicht auf andere Länder berufen, weil eben England in erster Linie für das Kolonialunrccht verant, wörtlich ist. Nm die zioniftifchen Protokolle <Hfaatsanwalt plädiert auf Freispruch und UrteUs- ändcrung. > Vor dem bernischen Obcrgericht fand die Berufungs- oerhandlnng wegen des Urteils vom 14.5.1935 statt, durch das zwei Schweizer wegen Verbreitung der zionistischem Protokolle zn Geldstrafen von 20 und 50 Franken und zur Tragung der Kosten des sehr langwierigen Verfahrens iw Höhe von 9000 und 18 000 Franken verurteilt wordew waren. Seitens der Vertretung der Angeklagten wurde die- Aktivlegitimation der Privatkläger, nämlich des schwei zerischen Israelitischen Gemeindebundes, bestritten. Das internationale Judentum erzwinge immer wieder poli tische Auseinandersetzungen mit dem-Nationalsozialis mus, indem es die Gerichte neutraler Staaten für seine Zwecke mißbrauche. Es sei nur auf den Prozeß in Kair» und auf den Baseler Zionistenprozetz zu verweisen. Der Vertreter der Angeklagte, Rechtsanwalt Dr. Ursprung, erklärte, auch mit diesem Prozeß wolle man lediglich eine politische Wirkung erzielen. Das Groteske dieser von den Klägern aufgezogenen Justizkomödie ergebe sich am besten aus dem Mißverhältnis zwischen den schließlich ausge sprochenen Geldstrafen von 20 bis 50 Franken und den auferlegten Kosten von insgesamt 27 000 Franken. Das Schundliteraturgesetz, das zur Verurteilung herangezogen worden war, sei nicht dazu bestimmt, das Recht ans poli tische Meinungsäußerung zu beschränken. Politische Aus nahmegesetze im Interesse des Judentums hätten die In den allerdings in verschiedenen Ländern unter Mißbrauch ihrer Machtstellung durchgesetzt. Die seit Jahrhunderten andauernden Auseinandersetzungen mit dem Judentum könne man jedenfalls nicht auf diese Art unterdrücken. Auch Staatsanwalt Dr. Loder erklärte, das Mißver hältnis zwischen den Geldstrafen und den auferlegten Kosten sei ausfallend und grotesk. Die Einwände der Ver teidigung gegen die Höhe der aufgebürdeten Kosten seien verständlich, und eine Korrektur zugunsten der Appellanten sei notwendig. Zur Kassation des Urteils liege allerdings kein Anlaß vor. Der Staatsanwalt beantragte schließlich, den Appellanten Schnell freizusprechen und mit Bezug auf Fischer das Urteil auf den Artikel „Schweizer Menschen hütet euch" zu beschränken, sowie die Kosten ganz erheblich herabzusetzen, aus etwa 200 Franken. Die Urteilsverkündung ist auf nächsten Montag nach- mittaa anberaumt worden. Der Stellvertreter deS Führers in Rom. Der Stellvertreter des Führers, der gemeinsam mit anderen rührenden Persönlichkeiten der Be wegung aus Einladung des Duce an der l5- Jahr-Fcicr in Rom teil- nimmt, schreitet nach sei ner Ankunft vor dem Bahnhojsplatz die Front der Formationen der Ortsgrnpve Rom der NSDAP, ab Links neben Minister Heß der deutsche Botschafter von Hassell und oer italie nische Außenminister, Gras Ciano Rechts der Generalsekretär der Fa schistischen Partei. Mi nister Starace. fBild- telegramm.) (M).