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• >r Einführung ky-Korsakow Im „Mächtigen Häuflein" der fünf Jungrussen Balakireff, Cui, Bbrodin, Moussorgsky und Rimsky-Korsakow ist dieser letztere der grölte Könner, ein Mann, der sich noch mit 30 Jahren auf die Schulbank setzte, um die Fuge und den strengen Stil zu studieren (ein Gegenstück zu unserem Anton Bruckner), nachdem er vorher schon dank einer ursprünglichen genialen Begabung mit einer Reihe von Werken großen Erfolg gehabt hatte. Seiner vielgespielten „Sinfonischen Suite" „S c h e h c r a z a d e" stelit er folgenden „Leitgedanken" voran: „Der Sultan Schachrair, überzeugt von der Falschheit und Untreue der Frauen, hatte sich geschworen, jede seiner Geliebten nach der Brautnacht umbringen zu lassen. Die Sultanin Schehe razade aber rettete ihr Leben durch eine List. Während ,Tausendundeiner Nacht* fesselte sie den Sultan durch wundervolle Märchen und Lieder alter Dichter, die ihn so umstimmten, daß er ihre Hinrichtung''immeFwieder auf schob und seine Absicht, sie zu töten, schließlich ganz aufgab." Vier dieser Märchen hat der russische Komponist in Tönen nachgedichtet. Die farbige Welt des Orients reizte ihn, der ein so kühner Neuerer der Harmonik und ein so genialer Beherrscher der Instrumentation war. Zu gleich entwirft er beim Erzählen der Märchen fesselnde Charakterbilder der beiden, des Sultans und der klugen Frau, die seinen harten Sinn zu erweichen verstand. So wird uns gleich zu Beginn des ersten Suiteiiteils der tyrannische Sultan geschildert, während uns die Solovioline, gestützt von Harfenakkorden, das Bild der schönen Scheherazade vor Augen stellt. Diese beiden Themen bilden das Material des ersten Satzes, dem die Ge schichte von Sindbad und dem Meer zugrunde liegt. Der Beginn des zweiten Satzes mit dem Thema der Sultanin belehrt uns darüber, daß ihr Zauber zu wirken beginnt. Jetzt schlägt sie den Herrscher mit der Er zählung vom Prinzen Kalender in Bann. Die Einwürfe, die er macht (An- klänge an sein Thema), werden nicht beachtet. Das vom Solofagott an gestimmte, dann von anderen Instrumenten übernommene Thema der Er zählung, mit seiner kapriziösen Rhythmik, seinen graziösen Vorschlägen, läßt uns den heiteren Charakter des zweiten Märchens erahnen. In einem Mittelsatz steigert es sich zu ausgelassener Lustigkeit. Ein liebliches, naives Thema liegt der dann folgenden Erzählung vom jungen Prinzen und der jungen Prinzessin zugrunde. Zuerst im samtzarten Chor der Streicher an - gestimmt, wird es in mannigfachster Weise variiert, harmonisch verändert und raffiniert uminstrumentiert (Heranziehung des Schlagzeuges, der Harfe und der Solovioline), so daß ein Bild von bezaubernder Frische erstellt. Der vierte Satz beginnt mit einer erregten Auseinandersetzung zwischen den beiden Gesprächspartnern. Aufgebracht ertönt im vollen Orchester das Thema des Sultans. Für Scheherazade antwortet die Solovioline mit einer kurzen, mehrstimmigen Kadenz. Dann beginnt die Erzählung vom Fest in Bagdad und dem an dem Felsen scheiternden Schiff. Mit packendem Re alismus werden diese Vorgänge geschildert und zu einem gewaltigen Höhe punkt vorangetrieben, bis dann wieder, als Ausklang der Suite. Seelen schilderung an Stelle der Malerei tritt: Das immer sanfter werdende Thema des Sultans, dem die Solovioline der Scheherazade antwortet, läßt erkennen, daß der Wüterich bezwungen ist und sich dem sanften Joch fraulicher Überlegenheit beugt. Mit Recht gehörte dieses zaubervolle Musikmärchen vor 1933 zu den mcistgespielten Werken in den deutschen Konzertsälen. Dr. Karl Laus Über die sinfonische Dichtung ,,M a c b e t h" von R i c h a r d Strauß schreibt Richard Specht: „Die sinfonische Dichtung „Macbeth", die erste in der großen Reihe der Straußschen sinfonischen Gedichte ist im Jahre 1888 entstanden, hat