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Der erste Reiseführer. Als erstes Reisehandbuch darf Wohl die denkwürdige Handschrift angesprochen werden, die, in den Jahren 1138 und 1140 erschienen, heute in der Madrider Sammlung Catilino verwahrt wird. Es- Han« delt sich um eine Reise nach Santiago de Compostella, der alten Hauptstadt des Köuigreichs Galicien, dem berühm testen Wallfahrtsort Spaniens, der als das „abendlän dische Jerusalem" gatt. Ein Führer und Ratgeber für diese Pilgerfahrt war deshalb durchaus am Platz. Der Verfasser war der Erzbischof von Santiago, Don Diego Gelmircz, der als erster Organisator des spanischen Reise verkehrs anzuschcn ist. Die von ihm organisierte Pilger fahrt zu der Kathedrale mit dem berühmten Standbild des Heiligen Jakobus, des Schutzpatrons Spaniens, im 12. Jahrhundert stellt das gewaltigste Neiseunternehmen dar, das im Mittelalter zu verzeichnen ist. Die Einzel heiten der Organisation, der Führung und der Unter bringung der Gesellschaft sind ausführlich behandelt. nete-Front transportiert worden, um vei einem Tnrch- brnchsversnch ciugesctzi zu werden. Am Tag seiner Ge- fangennalnne, sm 10. Juli, habe sein Bataillon in Ruhe stellung gelegen, da es bei dem Angriff sehr schwere Ver luste erlitten hatte. Von seiner Kompanie in Stärke von hundert Man seien nur 47 Mann übriggebliebeu. Andere Kompanien hätten 80 v. H. ihres Bestandes verloren. Viele Leute seiner Kompanie hätten sich bereits im Win ter während des Einsatzes in der Sierra Nevada Lun genentzündung und erfrorene Gliedmaßen zugezogen und ausgetauscht werden müssen. Durch die Bomben nationa ler Flieger und das MG.-Feuer der Tiefflieger hätten sie sehr schwere Verluste erlitten, so daß die Moral der roten Truppen sehr schlecht gewesen sei. Außerdem seien alle Versprechungen, die ihnen in bezug auf die Entlohnung gemacht worden seien, nicht gehalten »vorden. Wer nachdrücklich seinen Lohn gefordert habe, sei in Gefahr geraten, erschossen zu werden. Man habe jeden, der einmal den Roten ins Garn gegangen sei, festgehalten und seine Rückkehr nach Frankreich verhindert , sonst hätten er und viele seiner Kameraden den Noten längst den Rücken ge- 'ehrt. Beweise für die Piratenangriffe Bolschewistisches Folkerflugzeug einwandfrei erkannt Note Piraten Zwei belgische Fischdampfer von spanischen Bolschewisten geraubt Lie Brüsseler Zeitung „Soir" berichtet über eine neue Piraterei der spanischen Bolschewisten, der zwei belgische Fischdampfer zum Opfer fielen. Die Dampfer „Rita l" und „Rita ll" waren in Ostende vor einiger Zeit von einem belgischen Reeder ihrem ursprünglichen spanischen Eigentümer regelrecht abgekauft worden. Tie Besatzung bestand aus fünf Belgiern und acht Spaniern auf „Rita l" und aus vier Belgiern und acht Spaniern auf „Rita II". Beide Fischdampfer verließen am 8. Juli unter Führung belgischer Kapitäne den Hafen von Zee- brügge; sie fischten in der Nordsee, verkauften ihre Beute in einem englischen Hafen und setzten ihre Arbeit fort. Am 29. Juli, in der Nacht, wurden plötzlich auf beiden Schiffen die belgischen Besatzungsmitglieder von den Spaniern mit vorgehaltenem Revolver überwältigt und in die Mannschastskabinen eingeschloflen: auch die belgischen Kapitäne wurden in eine Kabine gesperrt. Die Spanier steuerten die beiden Schiffe in einen Hafen de: spanischen Bolschewisten, wo die Belgier zunächst schay bewacht und dann abgeführt wurden. Die Kapitäne wurden wie Verbrecher behandelt Einem von ihnen gelang es, den belgischen Vizekonful zu benachrichtigen, der die Freilassung seiner Landsleust durchsetzte. Die belgischen Besatzungsmitglieder trafen an Sonntag in Ostende ein. Die fortgesetzten Ueberfälle der roten Luftpiraten auf Handelsschiffe im Mittelmeer hat neuerlich erhebliche Spannung in die internationale Atmosphäre gebracht. Sämtliche Auslandsblättcr, soweit sie nicht vollkommen von Moskau abhängig sind, sind sich darüber einig, daß nur bolschewistische Flugzeuge als Angreifer in Frage kommen können. Aus Gibraltar wird denn auch bestätigt, daß die britischen Behörden in Gibraltar Informationen erhalten haben, wonach die drei Flugzeuge, die am Frei tag den englischen, französischen und den italienischen Dampfer bombardierten, sowjetruffische Flugzeuge ge wesen waren. Bei dem letzten Ueberfall auf den griechi schen Dampfer „Kristallis" hat es sich zweifellos ebenfalls um ein bolschewistisches Bombenflugzeug gehandelt. Die italienische, englische und französische Presse be schäftigt sich vor allem gegenwärtig mit dem feigen Ueber fall auf den italienische» Dampfer „Mongioia", dessen Kommandant an den Folgen der schweren Verletzung, die er bei dem Ueberfall erhielt, gestorben ist. Wie der Mai länder „Corriere della Sera" meldet, ist nach Mitteilung der Besatzung des Dampfers die Bombardierung des Schiffes durch ein dreimotorigcs Fokkerflugzeug ausge führt worden, das sichtbar das Abzeichen der spanischen Bolschewisten getragen habe. DaS Flugzeug sei nach dem Angriff in Richtung auf den roten Hafen Almeria davon geflogen. Es wird dazu festgestellt, daß von der nationalspani schen Luftwaffe keine Fokkerflugzeuge verwandt werden. Es ist auch kaum zweifelhaft, daß es sich um dasselbe Flugzeug handelt, das ganz kurz vorher das englische und, das französische Schiff angriff. Das römische „Tevere^ weist darauf hin, daß das nationalspanische Dementi über flüssig sei, da noch vor wenigen Tagen der Bolschewisten häuptling Negrin mit zynischer Offenheit erklärt habe,> daß die Bolschewisten im Augenblick der Verzweiflung entschlossen seien, einen europäischen Krieg zu provozie ren. Man brauche sich ja nur zu fragen, wem anders als Sowjetspanien und Sowjetrußland derart tragische Ablenkungsmanöver von Nutzen sein könnten. Das ver gossene italienische Blut werde amb dieses Mal gesühnt „Internationale Selbstbeherrschung" Günstige Beachtung der 14 Punkte Hulls bei fast allen Staaten Wie das Washingtoner Staatsdepartement mitteilt, haben über vierzig Staaten dem Staatsdepartement ihre Uebereinstimmung mit der von Staatssekretär Hull am 16. Juli abgegebenen außenpolitischen Erklärung ausge drückt, die 14 Punkte für eine „internationale Selbstbe herrschung" aufsteltte. Hull ließ seine Erklärung damals fast allen Haupt städten zuleiten und bat um allgemeine Rückäußerung. Von 37 Regierungen sind formelle Aeußerungen einge gangen, so unter anderem von England, Frankreich, von Sowjetrußland, den skandinavischen Ländern und den meisten südamerikanischen Staaten; andere Länder haben sich mündlich geäußert. Am Sonntag erklärte Hull, „in diesen unruhigen Zeiten" sei es besonders erfreulich, daß die Außenpolitik der Vereinigten Staaten bei so vielen Regierungen eine günstige Beachtung finde. Die sowjetrussische Erklärung drückte ein besonderes Interesse an dem internationalen Grund satz aus, „daß alle Nationen sich der Gewaltanwendung in Verfolgung ihrer Politik und Einmischung in die in neren Angelegenheiten anderer Nationen enthalten". (!) * Auch deutscherseits ist zu der Erklärung Hulls Stellung genommen und zum Ausdruck gebracht worden, daß die Regierung mit gebührender Beachtung davon Kenntnis genommen habe. Ihre Grundeinstellung läuft bekanntlich auf die Regelung internationaler Beziehun gen durch friedliche Verständigung hinaus, deckt sich also mit den von Staatssekretär Lull entwickel ten Gedanken. Preisüberwachung in Nürnberg Im Massenverbrauch des Parteitages begründet. Die Regierung von Mittelfranken und Oberfranken, vreisüberwachungsstelle, bat im Einverständnis mit dem stetchskommissar für Preisbildung für die Zett vom I. August bis 31. Oktober 1937 die ihr zustehenden Be- iugnisse der Verhängung von Ordnungsstrafen bis zu WO RM. und der Stellung von Strafanträgen bei Zu- viderhandlungen gegen die Preisvorfchriften für alle vesentlichen Gebiete der Preisüberwachung dem Ober- iürgermeister der Stadt der Retchsparteitage Nürnberg ibertragen. Diese Maßnahme ist durch den Massenbesuch vährend des Reichsparteitages begründet. MMRMrkMSMt... Der liebliche Landstrich des Kinzigtales, von der Wasserscheide des „Distelrasens" herunter bis vor die Tore Hanaus, der „Stadt edlen Schmuckes", erhält seinen höch sten Glanz in dem alten Gelnhausen, der Stadt Kaiser Friedrich Barbarossas, der Geburtsstätte Grtmmelhausens and des Telephonersinders Philipp Reis. Hoch vom Bergeshang grüßt die wehrhafte alte Sied lung in das weite Tal hinaus, grüßt die Menschen im oorübergleitenden Schnellzug, grüßt das rege Leben auf ver alten, großen Straße, die vom Main her nach Norden führt und ehemals einer der Schicksalswege des Reiches gewesen. Sonne, schon wärmer als die um Fulda und die Rhönberge, liegt über den steilen Hängen, die um das weitgespannte Stadtbild herum einst guten Wein trugen, umspielt alte Giebel, alte Dächer, Tore und Türme und zittert, lange verweilend, auf einem schlichten, altersgrauen breitgedehnten Sandsteingemäuer — der Kaiserpfalz zu Gelnhausen, dem Schlosse Kaiser Friedrich Barbarossas. Zauberhaft ist dieses Bild: Malerisch gruppiert, Hang um Hang sich hinaufziehend, bewaldeten Höhen zu, steigt Gelnhausens Weichbild auf, überragt von dem hehren Bau von St. Marien. Diese beiden Bauten, Kirche und Kaiser burg, sind es, um die die kleine Stadt von mancher größe ren Schwester beneidet wird. Einst waren sie Mittelpunkt großen Geschehens, miteinander verbunden durch jahr hundertelanges Leid, durch manchen großen und glanz vollen Tag deutscher Geschichte. Vier Türme, ein gedrungener im romanischen Stil und drei lichte, schlanke, beschwingte, feingliedrige Gotik verkörpernd, ragen vom Mariendom in den Himmel. Meister Heinrich Vingerhut, der große Könner aus der Burgunder Schule und Beherrscher des Uebergangsstils, ließ dieses Wunderwerk in den Jahren um und nach 1200 zur Ehre Gottes und zu Freude und Stolz der Menschen erstehen. Das war jene Zeit, da Gelnhausen groß, reich und stolz war, die Klöster im Kinzigtale die Herrschaft führten, und die Tage des bitteren Glaubenskrieges und der Volksnöte noch in fernster Ferne lagen. Damals blüh ten in Gelnhausen die Ordensniederlassungen der Johan niter, der Deutschherrcn, der Zisterzienser und Franzis- läner. Jahrhunderte hindurch wurde an der Marienkirche Immer wieder gebaut; heütLUst sie uns in ihrer Unberührt heit von den Nöten der Kriegsjahte das wahrhafte Sinn bild eines deutschen Gotteshauses, das einen tiefen Ein druck bei jedem Besucher hinterläßt, und dessen Kunstschätze weit in die Lande hinaus berühmt sind. Unweit der Kirche träumt versteckt auf einer Kinzig insel das alte Schloß der deutschen Kaiser von Vergangen heit und Glanz. Mögen auch Sage und Geschichte, beson ders wo sie den Kaiser Rotbart und das liebliche Mädchen Gela angehen, das er einst hier auf der Jagd gefunden and liebgewonnen haben soll, eine getrennte Rolle für diese Burg spielen, so ist doch auch die Gelnhäuser Kaiser dfalz ein Kulturgut des gesamten deutschen Volkes. Und wenn es die Jahrhunderte auch wahrlich nicht gut meinten mit diesem edlen Bauwerk, dessen prächtige Säulen und llrkaden, Skulpturen, Kapitäle und Rundbogen von frühem »eutschen Kunstschaffen künden, so ist doch das, was vor dem Verfall gerettet, als Torhallc, Pallasfroni und Berg fried zu uns spricht, genug, um vor unserem geistigen Auge ein überwältigendes Bild einstiger Größe, Macht «nd Herrlichkeit erstehen zu lassen. Kaum zwanzig Jahr- «ehnte, kaum zweihundert Jahre mag der höfische Glanz »er Gelnhäuser Burg gedauert haben, als sich auch schon Verhängnis, Niedergang, Verfall meldeten: düstere An- icichen eines Geschickes, das die Burg wahrlich nicht ver dient hatte. * War es hier, hinter diesen lichten Arkaden des alten Reichssaales, daß Kaiser Friedrich im Frühling 1180 das ckrteil über Heinrich den Löwen sprach, ihn seiner Lehen für verlustig erklärend? Wurden hier jene Entschlüsse ge- jaßt, die die deutschen Ritter ins Heilige Land rieben 10. August. der Große schlägt die Ungarn aus dem Lechselde. — ^,?^^'kung von Helgoland durch das Deutsche Reich. Baumeister Paul Wallm, Erbauer des Reichstags- i>> Langcnschwalbach gest. (geb. 1841). - ,915: Ein- lahme der Festung Lomza am Narew durch die Armee v. Scholtz, könne: A.: 4.33, u.: 19.37; Mond: A.: 9.32, u.: 20.32. werden, gesühnt, wann, wo und wie es der Duce für am besten erachte. Die Londoner „T imcs" erklärt, es sei völlig uner träglich, daß Schiffe, die sich auf friedlicher Fahrt be fänden, von Flugzeugen angegriffen würden, Die fran zösische Regierung habe mit großer Schnelligkeit gehan delt, indem sie ihren Kanonenbooten und Flugzeugen die Weisung gegeben habe, französische Schisse zu begleiten. Offensichtlich wäre es sehr gerechtfertigt, wenn die Schiffe aller betroffenen Nationen ermächtigt werden, auf alle Flugzeuge, die die Handelsschiffahrt behindern wollten, das Feuer zu eröffnen. Einer solchen Piraterei müsse das Handwerk gelegt werden. Zu dem letzten Ueberfall auf den griechischen Damp fer berichtet das Pariser „O euvr e", daß sich der Damp fer auf der Reise nach Hamburg befunden habe. Zwei Bomben seien hart am Schiff vorbei ins Wasser gefallen. Wie verlautet, sollen Bewohner von Tipasa in Algerien kurz nach der Bombardierung mehrere Flugzeuge gesichtet haben, auf die die Beschreibung der Kapitäne der am Freitag bombardierten Schiffe paff- Wie üblich, versucht die französische VolksfronIPreffe, sowjetspanien von der Verantwortung für die Bom benangriffe zu entlasten und trotz der einwandfreien Prüfung und der Feststellung Salamancas, daß sich über haupt keine Flugzeuge der Nationalregierung auf See befunden hätten, dis nationalspanische Flugwaffe der artiger Bombenangriffe zu beschuldigen. Sie geht dabet so weit, zu erklären, es habe sich bei der halbstündigen Bombardierung des italienischen Dampfers wahrscheinlich um einen „Irrtum" gehandelt. Es sind die gleichen Zei tungen, die anläßlich des Bombenangriffes auf das Pan zerschiff „Deutschland" ebenfalls zunächst den Eindruck zu erwecken versuchten, als hätten nationalspanische Flug zeuge den Bombenangriff auf das deutsche Panzerschiff verübt (!) und dann — was bekanntlich ebenfalls ein wandfrei als erlogen bewiesen werden konnte — den roten Bombenangriff als die Folge eines Angriffes des Pan zerschiffes auf rote Flugzeuge hinzustellen versuchten ießen? Wir wissen cs nicht. Aber wir befinden uns im Banne eines Raumes, der uns vieles zu künden wüßte, önnten seine Steine reden. Und so ist es auch in Gelnhausens altertümlichen Gassen und Winkeln. Immer wieder sprechen uns alte Bauten und Steine an, immer wieder scheint über dem kreiden im Stadtbilde ein stiller Hauch der großen Ver gangenheit zu liegen, die nimmer verklingen will. Da steht »er alte Hexenturm auf hoher Mauer drohend vor uns - ein stummer Zeuge und Ankläger zugleich. Eine Unzahl Menschen fielen in den Jahren von 1584 bis 1634 auch in Gelnhausen dem Hexenwahn zum Opfer und starben einen! jchmerzensreichen, unverdienten Flammentod. Das war im die gleiche Zeit, da draußen im Reiche die Not deS Glaubenskrieges durch die Lande ging, und auch Geln- jausen mit Pest und Menschenmarter nicht verschonte: Rur 540 Einwohner hatte die Stadt im Jahre 1640. Und wn nun an reißt die Kette der Kriegsnöte nicht ab bis In die Napoleonszeit hinein. Aber auch in Kultur und Wissenschaft stellt Geln- jausen seinen Mann. Mancher große Sohn entstammt leinen Mauern. Da ist Conradus von Gelnhausen, der »erühmte Kirchenpolitiker und erste Kanzler der Heidel- »erger Universität; da war Johannes von Gelnhausen, der. Notar Kaiser Karls IV., des bekannten „Stiefvaters deS veutschen Reiches", der 1349 aus Geldmangel Gelnhausen^ »erpfändete und wiedereinzulösen vergaß; da steht in der. »erganstrebenden Schmidtgasse das Haus, in dem der gei- ittge Vater des „Abentheuerlichen Simpliziffimus", Jo- yann Christophel von Grimmelshausen, um 1620 das Licht »er damals sehr unruhigen Welt erblickte. Ein Stück weiter chaut uns jemand an von schlichtem Podest herab, der seiner Mitwelt mehr geben sollte, als er zu seiner Zeit je erahnen konnte: Philipp Reis, der Erfinder des Tele phons. Beide, Reis wie Grimmelshausen, waren Geln häuser Bäckerssöhne, und daß die Gelnhäuser Bäcker von scher ganze Kerle waren, bezeugt unS auch Clemens von vrentanö in seinem wunderschönen Märchen „Gockel, Hin kel und Gackeleia". Auf daS schlichte Denkmal von ReiS blickt ein- der bemerkenswertesten Bauwerke Gelnhausens, das Roma nische Haus. In ihm dürfen wir Deutschlands älteste- Rathaus im romanischen Stil erblicken; seine Bauzeit mag gegen 1170 liegen. 1370 wird der Bau schon als Präto- rium, als Gerichtshof, erwähnt; zwei Jahrhunderte und mehr diente er als Sitz der Verwaltung, bis Gelnhausen um 1500 ein neues Rathaus erhielt. In besondere ge- chichtliche Verbindung wird das Romanische HauS mit enem großen Reichstag gebracht, bei dem im Frühjahr 180 Kaiser Friedrich Heinrich den Löwen seiner Lehen für -verlustig erklärte. Jetzt birgt das denkwürdige Haus das Heimatmuseum, dessen reiche Sammlungen viele Erinne rungen an Philipp Neis und Grimmelshausen bergen. Atte Straßen, alte Häuser, uralte Bauten und heim liche Winkel birgt diese kleine Stadt, durch die einst der Kauffahrteiwagen und die Postkutsche, der große Herrscher wie der arme Kärrner zogen, durch die der Korse dem Ver-' hängnis von Moskau entgegenritt und die Sieger von Waterloo heimkehrten. Uralte Giebel scharen sich um einst mals stark bewehrte Tore und Türme und machen Hein rich Anackers Verse wahr: „Oh, das ist schön, durch kleine Städte gehn, Einen Tag verweilen und noch eine Nacht. Uralte Häuser, alte Giebel sehn — Holdes Gesicht, das hinter Geranien lacht." —