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Verlage zur „Weißeritz-Leitung 103. Jahrgang Mittwoch, am 4. August 1837 M.179 Zehntausend Wüstenrctter huldigen Emir Abdallah. In einem Leitartikel ihres Pariser Berichterstatters beschäftigt sich die „Gazeta Polska' mit der Abhängigkeit der französischen Politik von Moskau. In Paris wisse zur Zeit niemand, so schreibt das Blatt, den Namen des so wjetrussischen Botschafters. Die Geschäfte wurden von einem Legationsrat geführt, das diplomatische Protokoll sei darum stets in nicht geringen Schwierigkeiten, wenn es sich bei einem offiziellen Empfang darum handele, die Frage der Placierung des diplomatischen Vertreters So- wjetrußlands zu regeln. Eigentlich müßte man aus den entsprechenden Bankett sesseln einen Tclephonhörer legen, denn der wirkliche Sowjetbotschafter in Frankreich befinde sich in Moskau und fei Dimitrosf, der Ches der Komintern. Dimitross gebe täglich seinen Untergebenen in Paris telephonische Anweisungen. Diese Untergebenen seien nicht nur die An gestellten der Sowjctbotschast, sondern auch seine poli tischen Agenten, die in den verschiedenen Parteien Frank reichs größeren Einfluß hätten, sowie verschiedene Jour nalisten, dlc ihm nicht nur auS ideologischen, sondern auch aus anderen Gründen gefügig seien. Einer der Lenke Dimitroffs sei Thorez, der General sekretär der französischen kommunistischen Partei. Thorez erhalte von Dimitroff eine Rüge, wenn er seine Aufgabe schlecht erfülle und werde gelobt, wenn er den Weisunaen ,..F Dimitroffs entsprechend erfolgreich gehandelt habe. Für den Kongreß der Sozialdemokratischen Partei t« Marseille war' die Weisung erteilt worden^ daß die sozial demokratischen Minister in der Regierung bloiben dürften, falls der Kongreß eine Entschließung einstimmig annehme, General Franco das Recht einer kriegführenden Partei streitig zu machen und die ganze Angelegenheit der spani schen Nichteinmischungsfrage von London nach Gens iy die Hände des Völkerbundes zu legen. Diese Entschließung ist auch gefaßt worden, aber der französische Ministerpräsi dent Ehantemps habe später erklärt, daß sie ohne Ein fluß auf die französische Außenpolitik sei. In Londo« habe dann der französische Botschafter die Ausführunge« des sowjetischen Vertreters Maisly nicht gedeckt, sonder« sich schweigend verhalten und der Auffassung EdenS ange schlossen. Die Komintern sei sich ganz gewiß darüber klar, daß die Verlegung des spanischen Konfliktes nach Genf sehr leicht zu einem europäischen Krieg hätte führen kön nen, da ja Deutschland und Italien an den Genfer Bera tungen nicht beteiligt waren. Man müsse sich fragen, sch schließt die „Gazeta Polska', warum Dimitroff Unruhe« oder einen Krieg in Westeuropa braucht. Vielleicht Woll» die Komintern durch einen solchen Krieg Sowjetrußlank den Rücken decken, um die große geschichtliche Niederlage Rußlands vor 33 Jahren wieder wettmachen zu können. vimitroff; Telephonleitung Die Abhängigkeit der französischen Politik von Moskau setzt. Die Wüstcnreiter bekundeten im Rahmen einer große« Parade ihre Treue und Ergebenheit für Emir Abdallah. Den» malerischen Schauspiel wohnte die gesamte Bevölkerung de« Hauptstadt bei, die ihrem Herrscher bei dieser Gelegenheit eben^ falls begeisterte Huldigustgen darbrachte. Der „NS.-Bahnhofs dienst" eröffnet. Die erste Dienststelle des ,NS.-Bahnhofsdienstes". die auf dem Görlitzer Bahnhof in Berlin er öffnet wurde. Der „NS.- Bahnhofsdienst" steht alleinrcisenden Jugend lichen und Kindern so wie Erwachsenen und vor allcm^iuch den zahl reichen Mütter- und Kindertransporten mit Nat und Tat zur Seite. Weltbitd (M), schafter mitgeteili habe, daß er auch während seines Ur laubs in Schottland jederzeit bereit wäre, weitere Pläne für die Besserung der englisch-italienischen Beziehungen! zu bespreche». Ju diesem Zusammenhang habe Chamber lain ferner vorgeschlagen, daß Eden auch zu einer Unter redung mit Mussolini und Graf Ciano nach Rom einge laden werden solle. Der Zweck eines solchen Besuches fei die Grundsteinlegung zu einem neuen Westpakt, die Vor-, aussetzung wäre die Anerkennung des italienischen Kaisers reiches. i Der diplomatische Korrespondent des „Evening Standard' erklärt, Chamberlain glaube nach der belgi schen Neutralitätserklärung nicht, daß es möglich sein werde, den alten Locarnovertrag wieder zu beleben. Er greife deshalb lieber auf den Gedanken eines Viermacht-i abkommens zwischen England, Frankreich, Italien und! Deutschland zurück. Chamberlain hoffe, daß es möglich! sein werde, noch in diesem Herbst eine Viermächtekonferenzi in London einberufen zu können. Frankreichs Verstimmung Dte neue Phase der italienisch-englischen Bezieyun-f gen wird von der italienischen Presse mit dem Hinweis darauf hervorgehoben, in der englischen Hauptstadt hätte«! die Hoffnungen auf eine Entspannung zwifchen Lando«! und Rom die Sorgen um das spanische Problem zurück-! gedrängt. Die englischen Pressestimmen, in denen auch die Frage der Anerkennung des italienischen Imperiums! behandelt wird, finden in den römischen Blättern starke! Beachtung. Die in Frankreich herrschende Verstimmung will der Korrespondent des „Messaggero' durch den Druck erklären, der von innen und außen auf die französische Politik ausgeübt werde, damit sie auf der Linie der euro päischen Zwietracht und de» gegnerischen Blöcke beharre. Enüchiildimg ter SemeMe» ' Entlastung um 5 v. H. ' Der im Interesse des Reiches gegenwärtig durchge führten Enischuldungsattion der Gemeinden ist ein stetig wachsender Erfolg beschieden. Sie wurde in die Wege geleitet, um die durch die Mißwirtschaft der Systemzeit z. T. völlig überschuldeten Gemeinden zu sanjeren. Wie das Statistische Reichsamt im neuen Heft von „Wirtschaft und Statistik' mitteilt, ist der Schuldenstand der größeren gemeindlichen Körperschaften (Gemeinden über 50 WO Einwyhner - ohne Hansestädte — und Provinzialver- bänds) sin Laufe des Rechnungsjahres 1936/37 von 6762 .auf 6428 Millionen RM. zurückgegangen. .Einschließlich der Verminderung der ZahlungSrück- Mnde beträgt die Entlastung rund 350 Millionen RM. »der - v. H. Londoner Kombinationen Zum Briefwechsel Mussolini—Chamberlain. Die Ueberrcichung der Antwort Mussolinis auf daS persönliche Schreiben Chamberlains steht im Vordergrund des Interesses der britischen Oeffentlichkeit. Der diplo matische Korrespondent des „Daily Telegraph' will er fahren, daß der Ton und'Inhalt des Schreibens Musso linis keinen Zweifel an dem ehrlichen Wunsch der italie nischen Regierung lasse, die taktische Zufammenarbeit zwischen London und Nom, die während der Dauer des! Locarnovertrages geherrscht habe, wiederherzustellen. Im' gegenwärtigen Stadium der schriftlichen Fühlungnahme zwischen dem italienischen und englischen Regierungschef würden noch keine Einzelheiten besprochen. Die Mini sterkollegen um Chamberlain seien sich dessen bewußt, würden aber diese Gelegenheit für unmittelbare Bespre-! chungen begrüßen. Da das gegenwärtig aber nicht mög lich sei, habe er das Verfahren persönlicher Briefe, das durch Besprechungen zwischen dem Botschafter und dem Außenminister ergänzt werde, eingeschlagen. Die direkten Besprechungen zwischen dem enalischen und italienischen Außenminister würden wahrscheinlich zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen. , Chamberlain hoffe, auf diese Weise den Boden für eine neue Verbindung zwischen den Locarnomächten vor zubereiten. Er habe es klargcmacht, daß sich seine Auf fassung von einer solchen Vereinbarung auf zwei Haupt ziele stütze, nämlich ersten« auf die Wiederherstellung des Vertrauens in Europa, indem allen Staaten ein erhöhtes Sicherheitsgcsühl gegeben wird, und zweiten« Befriedi! gung für die berechtigten Bestrebungen jener Staaten zu! schaffen, die gegenwärtig unter einem Gefühl der Nnge-! rechtigkeit litten. ! Die Erreichung dieser Ziele scheine parallele Bespre-! chungen über politische und wirtschaftliche Probleme vor-! auszusetzcn. Chamberlain sei entschlossen, die englisch italienischen Mißverständnisse zu beseitigen und alle etwa- igen Konfliklsursachen beizulegen. Die Anerkennung der italienischen Oberhoheit in Aethiopien würde ohne Zwei fel diese Aufgabe erleichtern, und die britische Botschaft in Rom habe dscsen Schritt schon öftet ihrer Regierung^ in London empfohlen. Der diplomatische Korespondent der „Daily Mail' weiß zu mctdcn, daß Chamberlain-dem italienischen Rot-! Beunruhig« durch Nachrichten über einen angeblich ge planten Anschlag innerpotinscher Gegner gegen Emir Abdallah hatten sich zwei in Nord Transjordanien lebende Beduinen- nämme in Stärke von insgesamt zehntausend Reitern nach der Hauptstadt Transjordaniens Amman in Bewegung ge- Für eilige Leser L "«V haben. Dies hat der ge>chartstuhrendc Patriarch Doseitei öffentlich bekanntgegeben. - . , > In MeUine bei Bizerta in Tunis kam es zu Zusammen- stöben zwischen streikenden Arbeitern'und der Gendarmerie. Die Arbeiter schleuderten Steine auf den Chauffeur eines Lastwagens, der Sand in die Marinewerft bringen sollte und drangen in die Werft ein. Als die Gendarmerie die Werft räumen wollte, mußte sie von der Schußwaffe Gebrauch machen. Ein Streikender wurde getötet, mehrere verletzt. Das ägyptische Unterrichtsministerium hat einen groß- »üaiaen Plan ailsgearbeitet, der im Verlauf einer Frist von 10 Jahren die Neuaründung von 2200 Volksschulen vorsieht.! Der Plan soll bereits im September in Angriff genommen Werden Der Oberbürgermeister von Passau, Moosbauer, hat rin Telegramm an den Führer nnd Reichskanzler mit folgendem Wortlaut gerichtet: „Vor dem Scheiden ans dem Reiche danken die in Passau ansreiscnden österreichischen Sanger für die er- ' wiesene Gastfreundschaft und senden an Sie, Herr Reichskanz. ler, ehrerbietige Grüße.' Eine größere Gruppe der HI. ist in Warschau 'eingetroffen, die zuvor eine Reise durch Polen machte. Die Hitlerjungen Weilten zuletzt in Lemberg, wo ihnen die polnischen Jügrnd- 'verbände einen herzlichen Empfang bereiteten. Am Grabmal des Unbekannten Soldaten in Lemberg legten die Hitlerjungen einen Kranz mit dem Hakenkreuz »jeder. Tödlicher Absturz. Wie ans St Moritz mitgeteilt wird/ sind zwei Touristen, dte die Nordkante des Badile im Bergell besteigen wollten, über eine 400 Meter hohe Felswand tödlich abgestürzt. Zwei andere Tonristen brachten die Leichen nach Bondo. Die Verunglückten sind der 40jährige Wolfgang Weinzieher aus Berlin und der 35jährlge Sepp Krämer aus Zürich. Schwere Revolte in einer Irrenanstalt. In einer Irren- anstatt in Straßburg brach eine Revolte aus 77 Geisteskranke zerstörten die gesamte Jnneneinrichmng der Anstalt und der- suchten Feuer an das Gebäude zu legen. Gendarmerie und Feuerwehr mußten von her Anstaltslettnng zn Hilse gerufen werden. Erst nach 3 Stunden gelang es. die AnstaUsinsassen zu überwältigen und sie später einzeln in ihre Zellen abzu- führen. Schon am Sonnabend zuvor hatten zehn Irre revol- tie« und einen Fluchwersnch unternommen. Bis aus zwei konnte» jedoch sämtliche wieder ergriffen werden. Tribünenewsturz. -- 40 Verletzte. Auf der Messe von Abbeville in der Nähe von Amiens ereignete sich ein Unfall.! Im Vergnügungspark der Messe stürzte eine mit Zuschauern dichtbesetzte Tribüne zusammen. 40 Personen wurden zum Teil schwer verletzt. Allein 12 hatten Arm- und Beinbrüche davongetragen und mußten ins Krankenhaus eingeliefert wer den. Wie es heißt, soll die Tribüne übermäßig belastet gewe- sein sein. Banditenstreich in Lodz: Ein unerhört dreister Raubüber fall trug sich in Lodz zm In einer der belebtesten Straßen sprangen am Hellen Vormittag zwei maskierte Banditen in eine Droschke, in der sich ein Lodzer Großhändler befand, den sie zur Herausgabe seines Bargeldes dnrch vorgehaltenen Re-' volver zwangen. Die Banditen, die dann flohen, wurden von Polizeibeamte!« verfolgt. Als einer der Banditen in eine Sackgasse geriet nnd keinen Ausweg mehr fand, erschoß er sich. 10 000 tanadtschx,TrvlftarbeIter streiken. Wie aus Montreal - gemeldet wird, sind iO 000 Textilarbeiter der Kanadischen Texttlgeseüschaft in Streik getreten. Unzufriedenheit mit den zur Zeit bestehenden Lohn- nnd Arbeitszeitverhältnissen haben sie zu diesem Schritt veranlaß«. Wie bet allen Streiks der letzten Zeit — erinnert sei nur an Frankreich und Amerika —! werden die etwaigen Erfolge dieser Aktion in keinem Verhält-, niS zu dem Schaden stehen, den die Streikenden sich selbst und der Wirtschaft ihres Landes zufügen. > Springfluten in Burma. Wie aus Rangun berichtet wird, sind im Bezirk von Burma über 50 Menschen bei Springflu ten umS Leben gekommen. Etwa 4000 Personen wurden ob-' dachlos. Der Schaden wird aus ISO 000 Pfund beziffert. Die Eisenbahnverbindungen zwischen Rangun und einer Anzahl !-uchiiger Provlnzstadte sind unterbrochen. Ei« Geschenk an den polnischen Staat. ! Einige Mitglieder der polnischen Delegation, di« anläß lich d«S großen Treffens der NSKOV. in Berlin weilten, be- suchten Magdeburg, wo sie auch daS alte Zitadellen-Geländ« besichtigten. Anläß deS Besuches war die Tatsache, daß Mar- schall Pilsudski während deS Weltkrieges, einige Zeit in der Magdiburger Zitädelle zugebracht hat. Aus diesem Zitadellen. Gelände, das jetzt wegen eines nkuen Strombrückenbaues ab gerissen wird, befindet sich auch ein kleines Häuschen, in dem Marschall Pilsudski die Zett seiner Gefangenschaft verbrachte. Dieses Haus ist vog Bürgermeister Dr. Markmann dem pol- Nischen Staat zum Geschenk gemacht worden. 6ur Leipziger Herbstmesse 1937 wird das „Heimat- den Vaterland-Gaststätten einen großen mS-abend veranstalten, an dem ansgcwählte A !-^SruPPen aus den Landschaften des Sachsen- Messebesuchern eilten heiteren Querschnitt durch sächsisches Volks- und Brauchtum geben wollen.