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Tageszeitung un- Mzeiger für Dippol-iswal-e, Schmie-eberg u. Aeltefte Zeitung des Bezirks Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amlshauptmannschaft, des Stadlrats und des Finanzamts Dippoldiswalde i Nr. 172 Dienstag, am 27. Juli 1937 ————— i Bezugspreis: Für einen Monat 2.— - mit Zutragen: iinzelne Nummer 10 Rpfg. - :: Gemeinde-Verbands-Girokonto Nr. 3 :: - Fernsprecher: Amt DippoldtswalL« Nr. 403 i :: Postscheckkonto Dresden 125 48 :: - AnzelaenpreU: Die 40 Millimeter breite z - Mtlllmeterzeile 6 Rpfa.: im Terttell die 93 . t Millimeter breite MMlmeterzeUe 18 Apfg. ß I u ü I 103. Jahrgang Nus -er Neunat und dem SachtenianK veschiehung Peipings Langsang von den Chinesen aufgegeben Dippoldiswalde. Zweimal im Jahreslauf spüren wir drsdrul- schen Ackers Heiligkeit » besonderem Matze: Zum ersten, wenn d:r Landmann über ihn dahinschreitet und ihm das Saatkorn an- vcrlraut, zum zweiten, wenn seine schwieligen Hände die blanhe Sense durch das goldene Korn führen und Schwade um Schwade sich legt. Das ewige Stirb und Werde klingt hier zusammen, geht ineinander über. Jahr um Jahr gibt der deutsche Acker dem Polke das Brot, wie er es Le» Ahnen dieses Bölkes schon vor vielen Jahrhunderten gewährte. Wie oft und schwer zerwühlte des Krieges rohe Gewalt diesen Acker, jeder Futzbreit seiner Erde ist mit Blut gedüngt, das irgendwie und irgendwann einmal ver gossen wurde um seine Unversehrtheit und Freiheit. Immer gleich blieb sich der -Acker, immer wieder nahm er die Saat in sich auf und spendete den Segen des Brotes. Nicht nur das Blut, son dern den heißen Schweiß harter Arbeit trank und trinkt der Ak- kcr Jahr um Jahr. Schweiß, der von glühenden Stirnen und Schläfen rinnt. Uns dünkt solch« Arbeit nicht verflucht, sondern je schwerer wir ringen müssen, desto heiliger ist sie uns. Nichts Großes in Ler Welt fällt einem mühelos in den Schoß. Heilig, ist der Acker auch darum, weil in ihm viele, unendlich viele Ahnen ruhen. Er wird auch uns einst umfangen, wenn wir unser Leben vollendet und erfüllt haben. Weiter aber flietzt dann der.heilige Blutstrom hinein in die Ewigkeit unseres Volkes. Schon weht trotz sommerlicher Wärme hier und dort der Wind über das Stoppelfeld, es ist wie ein Abklingen, ein Ahnen des Herbstes. Aber auch er ist nichts anderes als ein Glied in der Kette des Le bens, die nimmermehr abreitzt. Im Schatze des Welkens und Vergehens keimt schon das Neue, das Werdende und Wachsende. Ewig ist der Acker, der heilige Acker des deutschen Volkes. — Heute abend 2 l Uhr spricht im Rundfunk (Reichs sender Leipzig) der Gauobmann der Deutschen Arbeitsfront, Pg. Peitsch über den Leistungswettkampf der deutschen Be triebe. Betriebsführer und Betriebsobmänner hören alle! — Die Natur treibt ein sonderliches Spiel. Im Grund stück der Ratsmühle Dippoldiswalde blühen seit einigen Tagen die Schattenmoreilen wieder. Heute konnten auch schon wieder Flüchte geerntet werden. — Wie andernorts, so wurden auch hier ungeheuer große Schwärme Kohlweißlinge beobachtet. Oelsa. Am Sonnabend vereinigten sich die Betriebe Wust mann, Hosmann und Renner zu einer Äelriebssahrt mit ihren Gefolgschaftsmitgliedern. Die Fahrt führte diesmal in die Säch sische Schweiz. Nachdem man der Festung Königstein einen Be such abgestattrt halte, ging es nach Hinterhermsdorf, um hier Las Mittagessen einzunehmen. Auch der Blumenstadt Sebnitz wurde ein Besuch abgestattet. Die weitere Fahrt führte durch das vor wenigen Stunden verwüstete Stolpener Gebiet. Haufen von Hagel körnern und abgehobene Dächer zeugten von dem vor wenigen Stunden stattgefundenen Unwetter. Im Erbgericht zu Lohmen wurde di« Fahrt mit ein paar Stunden echter Fröhlichkeit abge schlossen. Ein reichgedeckter Abendrottisch stillte den Hunger, Bier oder Kaffee stellte den Durst und Tan- oder lustige Vorträge sorg ten für Unterhaltung. Gesolgschaftsmitgli«d Fischer stattete den Dank aller Arbeitskameraden in kurzen Worten ab. Beim er sten Hahnschrei — es kann auch schon der zweite gewesen sein — traf man wieder in d-er Heimat ein. Falkenhain. Sonntagvormittag I I.33 Uhr ertönte in unserem Orte Feueralarm. Das Hausgrundstück der Orts- liste Nr. 12, das den Erben Bernerts gehört, wurde ein Raub -er Flammen. Das Inventar, das unversichert war, wurde zum Teil gerettet. Zur Hilfeleistung waren die Freiwilligen Feuerwehren Johnsbach und Schmiedeberg, die Pflichtfeuer wehr Bärenburg und die Betriebsfeuerwehr des Eisenwerkes Schmiedeberg erschienen. Die Brandursache konnte noch nicht geklärt werden. Glashütte. Vogelschiehen. Am Schützenfest-Montagvor- mittag hat immer eine Gruppe entschlossener und ideenreicher Schützen Las Wort und die Lachrr'auf. ihrer Seite. Diesmal stan den städtische Belange im Mittelpunkte ihrer Maskerade, zu der Psrrt, Magen, Attrappen und Kostüme herangezogen worden wa ren. So boten sie auf ihr« Art der Bevölkerung ein spaßiges Erlebnis, Las bis in den Nachmittag hinein dauerte und dem Montags-Feslzug ein besonderes Aussehen verlieh. Am Morgen Die Krise in Nordchina hat sich plötzlich wieder außer ordentlich zugcspitzt. Chinesische Truppen haben bei Lang sang, das an der Bahnlinie Peiping—Tientsin liegt, eine mit der Ausbesserung von Telegraphenkabeln beschäftigte Abteilung der japanischen Nachrichtentruppe überfallen. Die japanische Abteilung erwiderte das Feuer der Chine sen. Aus diesem Zwischenfall haben sich erneut Kämpfe größeren Umfanges entwickelt. Nach Meldungen aus Tientsin unternahmen japanische Bombcnflieger zur Ver geltung für den Uebersall bei Langfang einn Angriff auf die dortige» chinesischen Kasernen. Die voll mit chinesi* schen Truppen belegten Kafernengebäude wurden von mehreren japanischen Bomben getroffen. Der Bomben angriff forderte nach chinesischen Meldungen hoch in die Hunderte gehende Verluste von chinesischen Soldaten und auch Zivilisten. Um die Mittagsstunde sah sich die chine sische Garnison gezwungen, Langsang aufzugcbcn und sich . auf Huangtschun, das 16 Kilometer von Peiping entfernt ist, zurückzuziehen. l Auf Grund dieser Zwischenfälle hat der Kommandeur der japanischen Garnison in Nordchina, Katsuki, an deck Chef der 29. Armee, Sungtscheyuan, ein Ultimatum gerichtet. Darin fordert er die sofortige Zurückziehung der in der Nähe von Lakoutschiau und Paposchan statio nierten Truppen der 37. Division.nach Tschanghsingtien auf das Westufer des Yungtingflusses bis zum Mittag des 27. Juli. Die Rücknahme der Truppenteile der 37. Divi sion aus Peiping und seiner Umgebung und die Aufgabe ihrer Stellungen an der Peiping-Hankau-Bahn muß bis zum 28. Juli mittags in Richtung auf Paotingfu erfolgt sein. Für den Fall, daß die japanischen Forderungen nicht durchgeführt werden, schiebt das Ultimatum die Verant wortung für die Folgen auf die 29. Armee. ! Im Laufe des Montags wurden Truppen der japa nischen Brigade Kawabe gegenüber den West- oder Ost loren Peipings konzentriert. Am Montagnachmittag be zogen Abteilungen Stellung gegenüber dem Westtor der Chinesenstadt außerhalb von Kuanganmen, weniger als zwei Kilometer von der Mauer entfernt, und richteten ihre Maschinengewehre und Geschütze auf die Peipinaer freilich erfolgte in althergebrachter Weise Ler übliche Weckruf, Lurchg«sührl vom 2. Zug, am Mittag ein (Märsche)-Platzkonzect auf dem Marklplatze und nach dem Festzug Lie Fortsetzung des Schießens nach Lem Vogel. Erst gegen '/-9 Uhr abends fiel Lie Entscheiiunz. Mechaniker Hans Schubert, vielleicht Ler jüngste Schütze, machte Lurch sein entschlossenes „Draufhallen" Lem seit Beginn Les Festes ausgetauchten Rätselraten: „Wer wird Lenn diesmal Schützenkönig werben?" ein Ende und erschoß sich Lie Schützenkönigswürbe. Sein besonderes Gepräge erhielt der Tag am Abend durch Len sogen. Einzug in Lie illuminierte Stadl. Dresden. Auf der Lübecker Straße löste sich der Anhänger eines Lastkraftwagens und erfaßte einen im gleichen Augen blick vorüberfahrenden Radfahrer. Der Bedauernswerte wurde schwer verletzt und mußte ins Krankenhaus gebracht werden. ! < Dresden. An der Ecke Canaletto-Winlergartenstraßc stieß ein Lastkraftwagen mit solcher Wucht gegen einen Siraßen- bahnzug, daß er umkipple. Der Lastkraftwagen wurde von der Feuerwehr hochgewunden. Der Fahrer des Wagen«, den die Schuld an dem Unfall trifft, kam mit dem Schrecken davon. Meißen. In Piskowitz wurde ein vier Jahre alles Kind von einem Motorrad erfaßt und zu Boden geschleudert. Es wurde mit einem Schädelbruch ins Krankenhaus gebracht. Chemnitz. In der Zschopau wurde am Eroßrechen des Mühlgrabens einer Papierfabiik in Schönborn-Dreiwerden Stadtmauer. Auf der Ostseite wurden 3000 Mann in' Tungschou zusammengezogen, die die Osttore, besonders das Tor Tschihuamen, beobachten sollen. Die vor dem Westtore Peipings eingesetzten Teile de» japanische» Brigade Kawabe eröffneten Montag abends 7.3V Uhr den Angriff. Feldgeschütze und Maschinen-^ gewehre begannen mit der Beschießung von Kuanganmen! und das gleichnamige Tor aus der Westseite der Chinesen stadt/ Die erneute Zuspitzung des chinesisch-japanischen Kon flikts ist angeblich zurückzuführen auf die Weigerung der zur 29. Armee gehörigen 37. Division, die im Waffen stillstandsabkommen von Tientsin übernommenen Ver pflichtungen zur Räumung des gesamten Gebiets um Pei ping voll durchzuführen. Die Verantwortung für den neuen Zusammenstoß' wird, wie üblich, von jeder Seite der anderen zugeschoben. Nach japanischer Auffassung hat die Anwesenheit und die Einwirkung der Vertreter der Nankingregierung, insbe sondere des stellvertretenden Chefs des chinesischen Ge neralstabs, des Generals Hsiungpin, die zur Verständi gung bereiten Führer der 29. Armee umgestimmt. Hsiung pin hat am Sonntag früh Peiping verlassen, worauf es am Sonntagabend zu den Vorfällen auf der Station Langfang kam. Die militärischen Operationen im Raume von Pei- ping werden durch die augenblicklich dort herrschende un geheure Hitze stark behindert. Das Thermometer zeigt am Lag 38 Grad Celsius und bei Nacht 26 Grad Celsius. Eine Luftfeuchtigkeit von 90 und mehr Prozent macht die Temperatur völlig unerträglich. Der deutsche Botschafter bei Waugchuughue Der deutsche Botschafter Dr. Trautmann hatte in Nanking eine halbstündige Unterredung mit dem chine sischen Außenminister Wangchunghue, bei der die Lage in Nordchina zur Erörterung stand. Der deutsche Botschafter hatte ferner Besprechungen mit den beiden Vizeaußen- ministern Hsuemo und Changchieh. eine weibliche Leiche angetrieben. Die Unbekannte dürfte etwcr 18 bis 20 Jahre alt gewesen sein. Die polizeilichen Ermitt lungen, ob Unfall, Selbstmord oder Verbrechen vorliegt, sind noch im Gange. Chemnitz. Vom Landgericht Chemnitz wurde der 35 Jahre alte Gustav Friedrich Melle aus Dresden wegen Zuhältcrer zu einem Jahr zwei Monaten Zuchthaus und drei Jahren Ehrverlust verurteilt. Großschönau. Der Großschönauer Einwohner Karl Linke wurde auf der Spitzkunnersdorser Straße neben seinem Rade liegend schwerverletzt aufgefunden. Der Hergang des Unglücks konnte noch nicht geklärt werden, vermutlich hat Linke jedoch im strömenden Regen die Gewalt über sein Fahrrad verloren. D.'r Verunglückte wurde ins Zittauer Krankenhaus gebracht, wo er feinen Verletzungen erlag. Pilsen (Böhmen). In der Nähe von Pilsen wurde ein 45 Jahre alter Waldarbeiter von einem stürzenden Baum getroffen und auf der Stelle getötet. Sein Arbeitskamerod Kellner, der Zeuge dieses grausigen Unfalles war, verlor vor Schreck die Sprache. WMervorhertaye öss Keichswetter-revstes Ganz Sachsen wurde vom Unwetter betroffen Das Unwetter richtete in vielen Orten Sachsens er heblichen Schaden an. In Rochwitz wurde ein ent wurzelter Baum auf ein Dach geschleudert und der Tach- siuhl größtenteils zerstört; in Rochwitz und Schullwitz wurden über hundert Bäume entwurzelt. Auch aus der Lausitz liegen Unwettermeldungen vor; in Kirschau wurde durch Blitzschlag der Dachstuhl eines Grundstücks eingeäschert und in Webrsdorf fiel ein Wohnhaus einem Blitzschlag zum Opscr. In Burka« brannte eine Scheune infolge Blitzschlages nieder und in Weißig bei Nachlan wurden zwei Pferde auf dem Feld vom Blitz erschlagen, In Großenhain wurden zahlreiche Bäume um- geknickt; der orkanartige Sturm trug außerdem groß» Sandmassen in das Badcbecken der Badeanstalt. In Kalkreuth legte der Sturm zwei hohe Fichten über die Fernverkehrsstraße; bald hatte sich eine endlose Reihe von Fahrzeugen angesammelt, die ans die Beseitigung des Hindernisses warten mußte. In Rosia wurden mehrere Dächer stark beschädigt, über Garsebach bei Meißen ging ein Wolkenbruch nieder, der in den Gärten und auf den Feldern viel Schaden anrichtete. AuSgabeort Dresden für Mittwoch: Langsam abslauende westliche Winde, meist wolkig, nur vorübergehend etwas aufheikernd, verbreitete Regenschauer, ! kühl. Wetterlage: lieber den britischen Inseln hat sich ein Hochdruckgebiet mäßigen Umfanges ausgebildet, das Kühle Meeresluft nach Mitteleuropa einströmen läßt. Da außer dem im Bereich der mittleren Ostsee ein tiefes Druck be steht, hält der Zustrom kühler Meeresluft vorläufig an, so daß der gegenwärtige Witterungscharakter erhalten bleibt. Ein neuer Zyklon, der 45—50 Grad nördlicher Breite her annaht, wird allem Anschein nach eine südöstlich gerichtete Bahn einschlagen und auf diese Meise unser Wetter nuv 1 wenig beeinflussen.