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brummt lasten können. Morgen abend ist Sitzung des Wahl ! komitees in Jaffersons Restaurant. Dort werden wir alles ' Weiterd besprechen. Ich hole dich um acht Uhr ab." lForlsekuna folgt.) - „Abgemacht.« Chick reibt sich vergnügt die Hände. Diesmal nimmt er sich Chick zum Opfer. „Du behauptest, es wird keinen Wahlkampf Paß nur auf, alle Spekulanten von Nabob Hill über uns herfallen wie die Wespen." - „Mir scheint, ihr seid alle übergeschnappt", Blackie. Polternd stapfen die fünf Männer die schmale Holz treppe hinab, die von der Bühne in den Saal führt. Das Klavierspiel im Orchester hört unvermittelt auf. Mary Blake, die neben dem „Professor" am Klavier lehnt, hat kaum Blackie erkannt, als sie ihm auch sofort entgegeneilt. .„Oh — Mr. Norton!" „Ja! Was gibt's?" , Blackie bleibt stehen, während die anderen an ihm vor bei in die Bar gehen. Ihre Augen sind bittend auf ihn gerichtet. „Darf ich wirklich hier arbeiten?" „Habe ich es Ihnen nicht schon gesagt?^ Seine rauhe Art schüchtert sie sofort wieder ein. „Doch — natürlich..." „Na also — wie oft wollen Sie es denn noch von mir hören?" Ohne sie Weiler zu beachten, folgt Blackie seinen Gästen in die Bar. Erschreckt bleibt Mary auf ihrem Platz stehen. Die freundliche Stimme des „Professors" mahnt: „Kommen Sie her zum Klavier. Wir wollen gleich probieren." Er bemerkt den ratlosen Blick, der Blackie folgt. „Daran gewöhnt man sich. Er nimmt Menschen nicht wichtig." Ein wenig bitter klingt diese Erkenntnis. Es ist nur eine von den vielen gleichartigen, die der alte graue „Pro fessor" in den drei Jahren seiner Tätigkeit im „Paradies" gesammelt hat. Er reicht Mary ein Notenblatt. „Ich werde Ihnen die Melodie erst einmal Vorspielen." In der Bar richtet der Mixer die Whiskys für die frühen Besucher. „Zum Teufel, Jim, nicht so viel Soda — ich bin doch kein Säugling!' protestiert Alaska energisch. „Bet mir kannst du es ganz sparen", dröhnt Kellys Baß dazwischen. „Von Wasser kriege ich Magenschmerzen." Blackie erscheint und setzt sich zu den Wartenden an den Tisch. „Für mich ein Glas Wasser', ruft er dem Mixer zu. „Du hast Nerven", stöhnt Kelly entsetzt. In das Klavierspiel im Saal mischt sich jetzt zaghaft eine Hells Stimme: „San Franzisko, öffne dein goldenes Tor, vor deinen Pforten läßt du keinen Fremden * warten..." Aus dem Spielzimmer kommt Mai. „Guten Durst, meine Herren!" wünscht er. „Was willst du trinken, Mat?" fragt Blackie. Der Sänger lauscht mit großen Augen dem Lied aus dsm Saal und vergißt die Antwort. „San Franzisko, hier steht ein Wandersmann .und spricht: Nicht wandern ich mehr mag..." ,He, Mat!" mahnt Blackie. „Eh — gib mir Chloroform", ruft Mat mit über triebener Verzweiflung. Alaska hebt sein Glas. „Auf dein Wohl, Blackie, und auf unseren Sieg!" „Ich danke euch, Jungens!" Der Whisky verschwindet erstaunlich schnell in de»! Kehlen. „Andere Städte lehrten mich dich lieben. Mißbilligend juckt sich Alaska im linken Ohr. „Sag, Blackie, singt die nicht ein bißchen temperament los?" „Scheint mir auch so/ „Hoffentlich hast du sie nicht engagiert?" „Warum? Du willst sie mir wohl wegschnappen und für deinen Laden engagieren?" Alaskas Blick zeugt von einem schlechten Gewissen. Einem plötzlichen Entschluß folgend, steht Blackie auf und geht in den Saal zurück. „Sagten mir, du bist das Herz des goldenen Westens..." Mary ist aufmerksam in ihre Noten vertieft und hat Blackies Kommen überhört. Brüsk unterbricht er ihren Gesang. „Halt mal. Was denken Sie sich denn?" fährt er rauh dazwischen. „Sie Hilden sich wohl ein, ich habe ein Be erdigungsinstitut?« Erschrocken starrt sie ihn an, unfähig, ein Wort zu sagen. Der „Professor" kommt ihr sofort zu Hilft. „Aber Blackie, mit einer so schönen Stimme ist das nicht so einfach!" „Schon gut, schon gut — geh mal da wegl^ Er schiebt den „Professor" zur Seite und tritt selbst an» Klavier. „Passen Sie auf!" Er spielt dasselbe Lied, aber jetzt in rascherem Tempo, voller Schwung nnd mit dem Rhythmus eines Schlagers. „So müssen Sie singen. Da muß Tempo und Leben 'rein! Pulvern Sie es auf, es heißt doch nicht umsonst .San Franzisko." Marys feines musikalisches Gefühl sträubt sich gegen diese Vergewaltigung des Liedes. Auch liegen ihr solche Schlager nicht. Sie hat sich immer nur mit guter, wert voller Musik beschäftigt. „Aber so kann ich nicht singen, Mr. Norton!" sagt sie empört. „Sieh mal an. So singen Sie das Lied und nicht anders — oder Sie singen es überhaupt nicht für Blackie", antwortet er herrisch und entschieden. , Damit ist der Fall für ihn erledigt. Ohne eine weitere Entgegnung abzuwarten, dreht' er sich um und geht zu seinen Freunden zurück. Auf dem Wege zur Bar begegnet er dem Stimmungs sänger. ' „He - Mat!" „Was ist?" '„Ggh^ sag Babe Bescheid, er fou einen -vertrag für das^ Mädel aufsetzen." Mat tut, als habe er nicht recht verstanden. „Einen Vertrag?" wiederholt er zweifelnd. „Ja! Ich will ihn lieber gleich unterschreiben, ehe ich meine Meinung ändere." Der künstlerische Leiter des „Paradies" verdreht voÜet Verzweiflung die Augen. „Meinung ändern? — Mir scheint, du hast schon jede Meinung verloren." Kopfschüttelnd geht er davon. Er weiß, jedes weitere Wort ist zwecklos. Norton liebt es nicht, wenn jemand in seine Entschlüsse 'reinredet. Norton ist der Herr und be stimmt, die anderen haben seine Anordnungen nur auS- zuführen. Was sie darüber denken, ist ihre Sache Blackie setzt sich wieder zu seinen Gästen. „Also, Jungens, ich bin einverstanden! Wann soll's loSgehen?" Diese Erklärung erfüllt die Männer mit sichtlicher Be friedigung. „Bravo, Blackie!" Alaska schlägt ihm anerkennend aus die Schulter. „Wir wußten ja, -daß wir uns auf dich ver- von ELEL Lop^ri^kt 1887 b> ^ukvärts-VerlaK, 8VV 68 l4. Fortsetzung.) Blackie will sich gerade mühsam erheben, als sie mit überschwenglicher Höflichkeit die Hüte abnehmen. Ver blüfft ob dieser ungewohnt feierlichen Begrüßung, sinkt er wieder auf die Matte zurück. „Guten Tag, Blackie! Guten Tag, Mat!" eröffnet Alaska, ein rauher, schwitzender Mann in mittlerenJahren. der offenbar mit dem Amt des Sprechers dieser Delegation betraut worden ist, die Verhandlung. „Guten Tag, Jungens!" Noch etwas taumelnd, steht Blackie endlich auf den Beinen und krabbelt aus dem Ning. Erschöpft bleibt er auf dem unteren Seil sitzen. „Willst du dich nicht hierher setzen", zeigt Alaska auf einen Schemel. „Danke — mir hat eben schon einer einen Platz an geboten und das genügt mir für heute!" Die vier Besucher nehmen in seierlicher Weise vor Blackie Aufstellung. „Mat, hol' mir doch mal meinen Mantel, ja!" „Okay." „Blackie, wir sind zu dir gekommen, weil wir uns über das Feuer in der Dupont Street beklagen wollen." „Beklagen? Dazu liegt doch kein Grund vor. Es hat ja ganz fabelhaft gebrannt. Was verlangt ihr denn noch von einem Feuer?" Diese Antwort scheint die Besucher nicht ganz zu be friedigen. „Auf der letzten Versammlung hast dn anders ge sprochen", mischt sich Chick ein. „Setzen wir uns erst einmal." Er nimmt auf dem einzigen Schemel Platz. Kelly und Tony höcken sich neben Blackie auf das Seil. Nur Alaska bleibt, seiner Würde bewußt, stehen. Jetzt ergreift Kelly das Wort: „Hör' mal zu, Blackie! Jim Sullivans Kinder wären um ein Haar heute nacht von dem Feuer erwischt wordeu. Sie konnten gerade noch im letzten Augenblick aus dem Fenster springen." „Ja! Ich weiß", nickt Blackie. „Ich hab's ja gesehen! Sie sprangen tadellos — wie kleine Zirkuskünstler." Es liegt durchaus nicht im Sinne der vier Männer, die Angelegenheit, um derentwillen sie ihre besten Anzüge angezogen haben, jetzt von der komischen Seite zu nehmen. Tony, ein Italiener, kann sein südliches Temperament nicht mehr zügeln. „Mr. Norton", sagt er aufgeregt, „Sie haben keine .Kinder! Aber ich — ich habe viele Kinder." Er zählt sie an den Fingern seiner Hand auf. „Luise, Pedro, Maria und einen kleinen Tony und vielleicht noch ein oder zwei mehr, wem: ich nach Hause komme." „Dann geh lieber nicht nach Hause«, rät Chick. Blackie wird jetzt ernsthaft. „Also gut, Jungens! Schreibt mich mit hundert Dollar für Jim und seine Kinder in eure Liste ein und sagt ihnen, sie sollen..." Alaska unterbricht ihn. Jetzt ist seine Zeit gekommen. Darum dreht es sich nicht, Blackie! Deshalb sind wir »licht gekommen.« Er macht eine kleine Kunstpause, uni die Wirkung der folgenden Worte zu erhöhen. „Wir wollen dich als Kandidaten für die Stadwerordnetenwahl anf- stellen." Blackie fährt hoch.. „Was?" Verständnislos sieht er den Sprecher an. „So ist es, Blackie!" bestätigt Kelly. Blackie betrachtet seine Gäste der Reihe nach, als ob er ernstliche Zweifel an ihrer Zurechnungsfähigkeit hegt. Kelly erläutert ihren Entschluß: „Sieh mal, der einzige Weg, auf dem wir wirklich dnrchgreifende Maßnahmen gegen die vielen Brände im Hafenviertel erreichen können, ist der, daß wir die reichen Grundbesitzer und Häuser-Spekukanten in der Stadt verordnetenversammlung dazu zwingen.«' „Nichtig!« unterstützt Alaska seine Ausführungen. „Und du bist der einzige Mann am Barbara-Strand mit der-notwendigen — eh —, mit der notwendigen — eh..." „Autorität«, kommt ihm Kelly zu Hilfe. „... diese Aufgabe durchzuführen", beendet Alaska er löst seinen Satz, mit einem Blick des Dankes für Kelly. „Bestimmt...", gibt Tony seiner Ueberzeugung Aus druck, „ist kein anderer so verrückt, diesen Kampf..." „Idiot! Halt's Maul!" unterbricht Chick diese ebenso ehrliche wie im Augenblick unerwünschte Meinungsäuße rung. Blackie grinst. „Ja — und vielleicht bin ich auch nicht so verrückt!" „Blackie, bisher haben wir noch niemals den Kampf ernsthaft aufgenommen", sagt Alaska eindringlich, „denn wir hatten keinen Führer, der unsere Sache tatkräftig ver tritt!" „Wir wollen, daß diese alten hölzernen Rattenfallen endlich abgerissen und durch steinerne Häuser erseht werden", fügt Chick hinzu. „Paß auf, Alaska! Du und die Jungens — ihr alle > kennt Jack Burley, den reichsten Grundbesitzer vom ganzen Barbara-Strand. Ich habe neulich mit ihm über diese Sache gesprochen — aber der Bursche ist aus Granit.« Inzwischen ist Pastor Milllin znrückgekehrt. Er hat sich nmgczogen. Sein langer schwarzer, hochgeschlossener § Nock nimmt sich seltsam aus in dieser Umgebung. Un bemerkt hat er- den letzten Teil der Debatte mit angehört. „Ich"finde den Gedanken ausgezeichnet!« „Haljo, Pastor! So ist's richtig. — Helfen Sie uns." Begeistert wird der unerwartete Bundesgenosse von allen Seiten begrüßt. Auch Mat kömmt ihnen jetzt zu Hilfe. Er sieht die Dinge allerdings unter seinem Gesichtspunkt an. „Ganz meine Meinung, wird wie eine Bombe ein schlagen. Stadtverordneter Norton! '-Das wird eine tolle Reklame für den Laden. Mensch, Ches, die Sache ist 'ne Million wert.« Alaska geht zu neuem Angriff vor: „Nun, bist zu jetzt überzeugt?" Blackie macht ein nachdenkliches Gesicht. „Und wer soll das Geld geben? — So ein Wahlkampf kostet eine klotzige Stange Gold.« „Das werden wir schon auftreiben", versichert Chick zuversichtlich. „Ganz recht!" stimmt Alaska zu.. „Soviel wie wir brauchen.« Tony, der Italiener, sieht aus alter Gewohnheit die letzte Rettung bei der Geistlichkeit. „Pastor Mullin, reden Sie ihm mal zu! Auf Sie wird er mehr hören als auf uns.« „Du liebst doch einen Kampf, Blackie! Also vorwärts!" Blackie sieht seinen Boxkameraden mißtrauisch an. „Seid ihr denn alle verrückt geworden?« knurrt er; aber es ist deutlich zu merken, daß sein Widerstand nicht mehr so ernst gemeint ist. Die Sache hat ihn innerlich schon gepackt. Tim Mullin zuckt die Schulter: „Ich kann mit ihm nichts anfangen. Ihr seht es selbst. Seit zwanzig Jahren versuche ich es schon. Vielleicht habt ihr mehr Erfolg. — Also... Wiedersehen — und mach's gut, Blackie!" „Wiedersehen, Tim!" Alaska drängt zur Entscheidung. „Also, Blackie — was soll nun werden?" Blackie steht aus und zieht seinen Bademantel fester um sich. „Geh'n wir erst mal rüber in die Bar und gießen uns einen hinter die Binde. Dann wollen wir weiter sehen." „Gute Idee." Chick nimmt diese Aufforderung als Zustimmung. „Bin nur neugierig, was dieser geschwollene Protz von Nabob Hill sagen wird, wenn er hört, daß Blackie aus gestellt ist?" „Ja, das möchte ich auch wissen!" Blackie geht voran. „Hauptsache, daß ihr Burschen dann bei der Stange bleibt. Es wird hart auf hart gehen." Sie überqueren einen kleinen engen Hof mit nüchternen kahlen Mauern. Auf der anderen Seite steigen sie ein paar Stufen hinauf und betreten durch eine schmale Tür, über der ein Schild verkündet: „Nortons Paradies — Bühnen eingang", das Hauptgebäude. „So viel ist klar", nimmt Chick das Gespräch wieder auf, „der ganze Wahlkampf ist eine Spielerei, denn zu schlagen bist du nicht. Die ganze Einwohnerschaft vom Hafenviertel stimmt für dich." Tony drängt sich aufgeregt an Blackie heran. „Mr. Norton, ich will Ihnen was sagen! Den nächsten Jungen, den meine Maria mir schenkt, den nenne ick Blackie. Ihnen z» Ehren." Kelly ist diese Auszeichnung zu wenig. „Nenne doch lieber das nächste halbe Dutzend nach ihm. — Hölle und Teufel!" flucht er gleich darauf, als er im Halbdunkel der unbeleuchteten Hinterbühne mit dem Knie gegen eine große Kiste stößt. Gespensterhaft stehen hier allerlei Versatzstücke herum, deren bizarre, leblose Sil houetten den» großen leeren Raum etwas Unheimliches geben. Aus dem vor der Bühne liegenden Orchester dringen Klaviermusik und einzelne redende Stimmen zu ihnen heraus. Das schmerzende Knie reizt Kelly zu neuem Angriff. geben? werden^,