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feldorf, Köln, Münster, Osnabrück und Aurich sowie Olden burg gelten heute alö verseucht. Das Senchcngebiel reicht demnach als verhältnismäßig schmaler Grenzstreifen vom Rheinknie bei Basel entlang der ganzen Westgrenze bis hinaus nach Ostfriesland. Ein Gebiet, das etwa 60 Kreise und Amtsbezirke mit rund 2000 Gehöften ersaßt. Darüber hinaus sind bisher im Reiche nur wenige ver einzelte wettere Seuchenherde aufgetreten. Der Verlaus der Seuche kann bisher auch nicht als bösartig bezeichnet werden. Die Verluste an Tieren beschränken sich fast ausschließlich auf die besonders empfindlichen Jungtiere Kälber und Ferkel und sind daher bisher glücklicherweise gering. Die Bekämpfung der Seuche wurde von Anfang an mit allen gesetzlichen Mitteln ausgenommen. Neben der Unterbin dung des Handels und des Vichverkehrs ordnete man viel fach auch in einem bisher nicht gebräuchlichen Ausmaß Be schränkungen des Personenverkehrs an, da der Erreger dieses Senchenzuges besonders flüchtig und auch durch den Menschen über weite Strecken verschleppbar ist. Namentlich in den Seu chengebieten Baden, der Pfalz und im Saarland wurden des halb nicht nur tierzüchterische Veranstaltungen verboten, son dern auch z. T. sogar die Schulen geschlossen und Veranstaltun gen und Zusammenkünfte aller Art weitmöglichst untersagt. Um die Seuchenherde herum sind zum Schutz der noch un- verscuchten Bestände in großem Umfang Ningimpsungen mit Riemser Maul- und Klauenseuche-Hochimmunserum vorgenom- men worden. Durch diese Impfung sind gesunde Tiere etwa 14 Tage lang vor der Seuche geschützt, und die damit geschaf- sene Schutzzone verhindert eine rasche und sprunghafte Aus breitung der Seuche. Erkranken geimpfte Tiere nach Ablauf o?r etwa Gtäqigcn Schutzfrist, so wird der Seuchenverlauf durch diese Jmpswirkung gemildert. Mit Hilfe derartiger aus Grund des Reichsviehseuchen- gesetzcs getroffenen vetcrinürpolizellichen Maßnahmen und der Impfungen ist es auch bisher gelungen, ein rasches Vorwärts- schreiten der Seuche im wesentlichen zu verhindern und sie überwiegend in dem vorerwähnten Grenzstreifen zu halten. Ein Vergleich mit der Geschwindigkeit der Ausbreitung der Seuche in unseren westlichen Nachbarländern, insbesondere mit Frankreich, läßt den Erfolg der bisherigen deutschen Be- kämpfungsmaßnahmen besonders deutlich erkennen. Gleichwohl muß bei der Flüchtigkeit des Erregers damit gerechnet werden, j daß eine weitere Ausdehnung über das jetzige Seuchcngebiet hinaus erfolgen wird. Es ist jedoch anzunehmen, daß die' Winteranfstallung des Viehes eine wirksame Mithilfe gegen die weitere Ausbreitung der Seuche sein wird. Auf jeden Fall ist aber auch bei leichter Durchseuchung ein zeitweiser Milchausfall und ein länger andauernder Rückgang in der Milchleistung unvermeidlich. Ein über ganz Deutschland hinweggehcnder Maul- und Klauenscuchezug würde deshalb die deutsche Ernährungslage in erheblichem Maße bedrohen. (Wie stark die Verluste bei dieser Seuche werden können, beweist die ! Tatsache, daß sie im Jahre 1920/21 an unmittelbaren Schäden einen Ausfall von rund 480 Millionen Goldmark verursachte» , und in ihren mittelbaren Schäden auf etwa den gleichen Be trag geschätzt werden müssen.) Der gegenwärtige Seuchenstand gibt zu Besorgnissen dieser Art noch keinen unmittelbaren Anlaß. Allerdings muß mit allen verfügbaren Mitteln auf die Eindämmung der Seuche bingearbeitet werden. Die bisherige Mitarbeit und das Ver halten der bäuerlichen wie auch der gesamten übrigen Bevölke rung der Seuchengebiete verdient weitgehende Anerkennung. Im Anschluß daran sprach Ministerialdirektor Moritz vom Reichs- und Preußischen Ministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Im Auftrage des Reichsbauernführers Darrä habe sich, so führte er aus, der Reichsnährstand in den Dienst der Abwehrmaßnahmen gestellt; er werde in seinem Aufgaben bereich alle Mittel und Wege benutzen, um, zur Abwehr und Eindämmung der Seuche beizütra zen. Der Ausfall an Milch und milchwirlschaftlichcn Erzeugnissen, der sich durch die Seuche ergebe, bedeute für die Fettversorgung einen schweren Verlust. Die günstige Entwicklung auf dem Gebiete der Buttcrerzcu- gung, die seit der Machtübernahme um rund 20 v. H. gesteigert worden sei. sei durch die Seuche jäh aufgehalten worden. Ltmgemarlk-Allsschub Die Mitglieder ernannt. Baldur von Schirach hat den Arbeitsausschuß Lange- marck, der von ihm in der obersten Neichsbehörde des Jugendführers des Deutschen Reiches unter Vorsitz des Generalmajors a. D. Freiherrn Grote gegründet worden war, zu einer ersten Arbeitssitzung für Sonnabend, den 6. November 1937, nach Berlin einberufen. Der Jugendführer des Deutschen Reiches ernannte zu seinem Beauftragten für den Ausschuß den Leiter des Hauptreferates Gefallenenehrung der Reichsjugendfüh- rung, Oberbannführer Moka. Als Vertreter der Hitler- Jugend wurden in den Ausschuß berufen: Obergebietü- führer von Tschammer und Osten, Obergebietsführer Cerff, Obergebietsführer Nodatz, Obergebietsführer Reckc- werth, Gebietsführer Berger und Vannführer Kaufmann. Für die Reichsstudentenführung beorderte der Neichs- jugendführer den Reichsstudentenführer Dr. Scheel und den Reichsamtslbiter Dr. Gerhard Krüger in den Aus schuß. Die NSKOV. vertritt der Reichskriegsopferführer Oberlindober, den Kyffhäuserbund Obersk a. D. Reinhard, den Reichsverband der Deutschen Offiziere Oberst a. D. von Rodenberg, den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfür sorge vertreten Bundesführer Dr. Eulen und Architekt Robert Tischler, die Vereinigung der Frontkämpferver bände entsendet ^-Sturmbannführer Stahmer. Die Reservekorps, die vor Langemarck gekämpft haben, werden durch General der Artillerie a. D. von Walter, Oberst Boesser, Oberleutnant a. D. Weiland und Verlags buchhändler Knieling vertreten. Als Rechtsberater be rief der Reichsjugendführer den Rechtsanwalt W Eisen in den Langemarckausschuß. Turnen und Sport Neuer Weltrekord im Höhenflug Der italienische Militärflieger Stoppani hat über Mon- salcone an Bord eines dreimotorigen Flugzeuges seinen eige nen Weltrekord im Höhenflug für Flugzeuge mit einer Nutz last von 2000 Kilogramm von 7831 aus 8951 Meter erheblich verbessert. Kölblins Niederlage in London. Der erste Start des deut schen Europameisters der Schwergewichtsboxer in England brachte eine Enttäuschung. In einem Kampf, der allerdings nicht um den Titel ging, verlor Kölblin äußerst knapp nach Punkten gegen den Engländer Philipps, der früher einmal Halbschwergewichtsmeister von England gewesen war und außerdem drei Siege über Tom Farr in seinem Rekord stehen hat. lieber die Tatsache der Niederlage kann nicht hinwcg- täuschen. daß das Publikum den Deutschen stark feierte mid di« Presse erklärte, ein Unentschieden wäre gerechter-gewesen.> — Etne weitere deutsche Aoxmederlage gab es in Leicester, wo Hans Schünrath gegen Larry Gains nach Punkten unterlag. WouterS bleibt Europameister. Der belgische Europamei ster im Weltergewicht verteidigte in Brüstet seinen Titel gegen den italienischen Boxmeister Locatelli durch einen verdienten Punktsieg erfolgreich. Wouters hat sich bereiterklärt, gegebe nenfalls in Berlin zum Titelkampf gegen Gustav Eder anzu treten. Eder hat Wouters vor zwei Jahren durch k. o. besiegt und auch Locatelli nach Punkten schlagen können. Stundenweltrekord 45,840 Kilometer. Dem Franzosen Archambaud ist es auf der Mailänder Vigorellibahn gelungen, nach mehrmaligem vergeblichen Anlauf doch noch den erst kürz lich von dem Holländer Slaats aufgestellten Stundenweltrekord für Einzelfahren ohne Schrittmacher zu überbieten. Archam baud, einer der besten französischen Radrennfahrer übertraf mit 45840 Kilometer die Höchstleistung des Holländers um nahezu. 300 Meter. Run-iunk Reichssender Leipzig Sonnabend, 6. November 6.30: Aus Berlin: Frühkonzert. Das Kleine Orchester des Reichssenders Berlin. — 8.30: Aus Saarbrücken: Musik am Morgen. Das Kleine Funkorchester des Reichssenders Saar brücken. — 10.00: Aus Hamburg: Theodor Körner. Hörspiel von Walter Heuer. — 11.35: Heute vor . . . Jahren. — 11.40: Erzeugung und Verbrauch. — 12.00: Aus Breslau: Für Freunde frohen Sinn's. Mittagskonzert des Rundfunkorchesters. — 14.10: Musik nach Tisch. (Ausnahmen des deutschen Rund funks.) — 15.20: Wer hat die schönsten Schäfchen? — 1S.5O: Zeit, Wetter, Wirtschaftsnachrtchten. — 16.00: Kurzweil am Nachmittag. Zwei heitere Stunden. Mile Sagawe (Welte-Kino- Orgel). Kapelle Otto Fricke und Solisten. — 18.00: Gegen- wartslerikon. — 18.15: Aus Chemnitz: Fröhlicher Feierabend. — 19.10: Im Walzertakt. (Jndustrieschallplatten und Auf- nahmen des deutschen Rundfunks.) — 19.45: Umschau am Abend. — 20.00: Musik aus Dresden. Lotte Schrader (Sopran), Fritz Scherte! (Cello), Hans-Hendrtk Wehding (Klavier), die Dresdner Philharmonie. — 22^30 bis 24.00: Aus Berlin: Tanz musik. Kavelle Egon Kaiser und das Walter-Raatzke-Quintett. Deutschlandfendee Sonnabend, 6. November 6.30: Aus Berlin: Frühkonzert. Das Kleine Orchester des Reichssenders Berlin. — 9.40: Kleine Turnstunde. — 10.00: Ein Dors muß weichen. Hörspiel von Martin Jank. — 10.30: Fröhlicher Kindergarten. — 11.00: Sendepause. — 11.40: Bäuerliches Brauchtum — falsch gedeutet! Anschließend: Wetterbericht. - 12.00: Aus Königsberg: Musik zum Mittag. Kapelle Erich Boerschel. — 14.00: Mttlagsständchen. Kapelle Jaro Michalek. — 15.00: Wetter- und Börsenberichte, Pro- grammbinweise. — 15.10: Für jeden etwas! (Jndustrieschall- platten.) — 16.00: Aus Leipzig: Kurzweil am Nachmittag. Zwei heitere Stunden. — 18.00: Oskar Joost spielt. (Aus nähme.) — 18.45: Sport der Woche. Vorschau und Rückblick in Hörberichten. — 19.10: Olle Kamellen — beliebte Kapellen. Die Kapellen Egon Kaiser, Carl Woitschach und die Dietrich- Schrammeln. Dazwischen plaudert Willi Schaeffers. — 21.15: Der Tag klingt aus... — 22.30: Eine kleine Nachtmusik. - 23.00 bis 0.55: Aus Berlin: Tanzmusik. Kapelle Egon Kaiser und das Walter-Raatzke-Quintett. (1S. Fortsetzung.) Dieses gemeinsame Konto verwaltete seine Frau. Sie erledigte die Rechnungen und Steuern davon, und es ging alles durch ihre Hände. Den Ueberschuß legte sie in sicheren Papieren an, wobei sie den Prokuristen zu Rate zog. Sie stammte von einem Gut und war gewöhnt, Besitz zu verwalten. In dem allgemeinen Bankrott des Landes ...,ch dem Kriege war auch ihr großes Vermögen restlos yingeschmolzen. Sie hatte das klaglos ertragen. Sie lebten nun von seinen Einnahmen, die sie geschickt und sehr gewissenhaft verwaltete. Es kam ihm fast wie ein Unrecht vor, daß er hinter ihrem Rücken zur Bank ge gangen war und Geld abgehoben hatte. Zum ersten Male hatte er so etwas getan, ohne daß er es sie wissen ließ. Auch von dem Mädchen hatte er nicht gesprochen. Er sah noch das feindliche Gesicht seines Dieners, der ihr den Eintritt verwehrte. Und als er sie dennoch hereinlassen mußte, war sein Gesicht förmlich eingeschrumpft vor Ab lehnung. „Was war denn das für eine?" hatte er seinen Fahrer erstaunt fragen hören. Bothmer war durchaus nicht sicher, wie sich Nelly zu dieser Sache stellen würde. Sie war sehr wohltätig. Er hatte oft ihre Gebefreudigkeit bremsen müssen: ihr mitleidiges Frauenherz sah allzu leicht unverschuldetes Unglück da, wo die Menschen selbst ihren Bankrott verschuldet hatten. Aber hier? Was sind tausend Mark, dachte er, wenn man sich damit ein ruhiges Gewissen kaufen kann? Kümmern muß ich , mich um das Mädchen. Ich muß wissen, was mit dem Geld geschehen ist und was sie nun anfängt. Nach der Vor lesung werde ich sie aufsuchen, beschloß er, als er die . sonnenreichen, staubigen, engen Gassen herunter zur inneren Stadt fuhr, wo die alte Universität im Schatten der Kastanien lag. Auf dem freien Kiesplatz wandelten die Studenteix, truppweise in der Sonne aus und ab. Die glatten Rücken der Löwen auf der Steintreppe vor dem Eingang glänzten blank. Sie blinzelten ihn hochmütig an Nach der Vorlesung fing ihn Mörk in der Vorhalle ab, der ihn wegen der Sektion eines Patienten sprechen wollte. Es handelte sich um die Gehirnoperation eines Herrn Lezius, die Bothmer abgelehnt hatte. Der Patient war daraufhin zu einem auswärtigen Chirurgen gegangen. Dieser hatte die Operation gemacht, und Lezius lag nun im Leichenkeller der Anatomie. „Fahren Sie mich doch in die Anatomie. Sie können ihn dort sehen", sagte Mörk. Die Anatomie lag in der oberen Stadt, zwischen den roten Backsteinbauten der Frauenklinik, der Augenklinik und der Poliklinik. Männer in blau-weiß gestreiften Krankenkitteln saßen im Anstaltsgarten mit verbundenen Augen oder fest umwickelten Köpfen, einige gingen an Krücken. Am Tor standen Frauen in grauen Umschlag- tüchem und schwatzten mit den Patienten. Der Anatom stieg Bothmer voran i das Kellergewölbe. Hier unten war es kühl, die Luftregulatoren surrten. ^Jch hab' endlich wieder ein paar Selbstmörder in meiner Klinik", sagte der alte Herr. „Man weiß gar nicht mehr, wo man sie herkriegen soll. Und eine hochfeine Nummer ist dabei. Man bekommt so selten eine anständige Rasse unter das Messer." Ein Wärter schloß ihnen auf. In dem großen zemen tierten Raum, der in dem blauen Licht der Flamme wie bengalisch beleuchtet schien, lagen die stillen, starren, leb losen Gestalten unter weißen Tüchern auf den Sezier tischen. Gleich am Ausgang lag ein großer starker Mann mit einem aufgedunsenen, hochgetriebenen Leib, tief vio lettem Kopf und rötlichem Knebelbart. „Den haben sie vorgestern an der Schleuse heraus gefischt", sagte Mörk. Daneben lag ein altes Männchen, das nur aus Haut und Knochen bestand. Aus dem weihen Leinentuch schauten zwei magere Füße heraus, an denen ein Zettel hing mit dem Namen des Toten: Georg Müller. In einer Ecke räumten zwei Wärter eben einen sezierten Körper fort. Es war Lezius. Bothmer betrachtete ihn lange. Schade, daß er nicht auf mich gehört hat, dachte er. Der Raum war tadellos gehalten, völlig geruchlos und sehr kühl. .Ihre .Klinik' sieht wirklich gut aus", lobte Bothmer. „Daraus halte ich aber auch — der Teufel soll sie holen, wenn sie nicht aufpassen, die Schweinigel!" Das galt den Wärtern in der Ecke. Sie gingen an den Leichen vorbei. Mörk hob einige der weißen Tücher auf und erzählte die Geschichte ihrer Einlieferung. „Da ist heute früh ein junges Mädchen ge kommen, dort in der Ecke liegt sie. Schade, daß ich der nicht früher begegnet bin. Ein Körper wie eine Diana. Wollen Sie sie mal sehen?" Bothmer schaute hin, er hatte ein Frösteln im Nacken. „Wann kam sie herein?" fragte er. „Vor zwei Stunden. Ich hab' sie Martin versprochen für das feine Diner neulich — vielmehr für meine nette Tischdame..." Der Anatom schlug das Leinentuch zurück und enthüllte den schneeweißen Körper eines jungen Weibes. Sie lag mit seitlich geneigtem Kopf da, als ob sie schliefe, hatte weit offene Augen und langes dunkles Laar. Ein Opfer aus dem .toten Arm' an der Mühle.' Einen Augenblick hatte Bothmer das Gefühl einer leichten Uebelkeit — er beugte sich über die Tote. Es war eine Fremde. „Weshalb mag das schöne Mädchen ins Wasser gegangen sein?" „Immer derselbe Grund — die Liebe", meinte Mörk. Bothmer stand vor dem schönen Frauenkörper und schaute ihn an. ' Er war ebenmäßig gebaut, die Glieder tadellos, der Kopf fein geformt, fast zu klein für die große, schlanke Gestalt mit ihren klassischen Formen. „Wenn die gewußt hätte, was ihr Körper wert war", sagte der alte Herr, „sie wäre nicht ins Wasser gegangen. Ich sage meinen Studenten immer, wenn ich ihnen meine Musterkollektionen griechischer Akte zeige: das ist die Frau, die Sie sich wünschen, aber bilden Sie sich nicht ein, daß Sie mal so eine Frau kriegen. Das Erwünschte sieht man nur in Träumen oder auf Gemälden. Oder wie hier, wenn's zu spät ist. Neulich hält' ich beinahe Glück gehabt, es war ein ganz junges Frauenzimmer, sie ging an der Schleuse hinein, aber sie fiel Westen in die Finger, der^ hat sie wieder lebendig gemacht." Der Anatom deckte den Weißen Körper wieder zu. „Ich weiß nicht, weshalb sie sich alle gerade diese Stelle aus suchen. Man kann sich doch auch angenehmer umbringen. Aber die meisten gehen ins Wasser...," Er kam auf seine neuen Versuche mit Fröschen und be klagte sich über die Regierung, bei der er im Dezember die Erlaubnis nachgesucht hatte, Froschlaiche zu fischen, und sie erhalten hatte, nachdem die Frösche nicht mehr laichten. * Me Krumme Straße lag leer in der Mittagssonne. Es war eine enge, bescheidene Gasse, in der meist Studenten wohnten. Nur ein Geldbriefträger ging vor ihm her. Jetzt waren die Herren Studenten in den Hörsälen oder auf dem Fechtboden. Gleich im dritten Haus fand er die Plätterei. Eine ältere Frau mit dürren Armen stand im Laden und plättete Herrenwäsche. Das Hoftor stand offen. Ein zottiger Hund bellte wie toll und riß an der Kette, als er vorbetkam. Aus einem Fenster des ersten Stockes steckte eine alte Frau den Kopf heraus und rief in den Hof: „Wer is'n da?" „Wohnt hier Fräulein Hede Pflug?" fragte er. „Bet mir nich. Da müssen Sie unten in der Plätterei fragen." Die Alte schloß das Fenster. Er öffnete die Tür zum Laden. Eine entsetzliche Schelle erhob ihr Geläut, als wollte sie die Stadt zusammenrufen. „Verzeihung, wohnt hier vielleicht Fräulein Hede Plug?" fragte Bothmer. Die Frau hielt im Plätten inne und sah ihn an. „Nee, die is verzogen..." (Forlsehung folgst. ... __