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46.Zahrg. 1957 Landmanns Wochenblatt Allgemeine Zeitung für LandwüMafl, Gartenbau und Hauswirtschaft Beilage zur Welßeritz-Zettung Jeder Nachdruck aus dem Inhalt dieses Blattes wird gerichtlich verfolgt < Gesetz vom 19. Juni 1901) Erste Hilse bei LInMSssällen (KnoOenbrüche) Am häufigsten kommen Brüche an den Knochen der Gliedmaßen vor. Die Ursachen können verschiedenster Natur sein. Hunde iverden sehr oft durch Autos u. a. Fuhrwerke überfahren, Pferde und Rinder ziehen sich meist durch Stürze beim Ausgleiten (Glatteis) oder beim Springen über Gräben und andere Hindernisse Knochenbrüche zu. Brüche an den Gliedmaßen sind in der Regel durch ihre abnorme Beweglichkeit, Pendeln des Fußes, leicht zu erkennen. Fe nach der Lage, die die Brüche einnehmen, und nach ihrer Beschaffen heit sind sie heilbar oder unheilbar. So ist die Heilung eines Bruches um so schwieriger, je näher er zu einem Gelenk steht. Brüche von Knochen, die mit starken Muskelmassen umgeben sind und daher eine sehr versteckte Lage haben, sind beim Pferd wenigstens als unheilbar zu betrachten. Erfolgt doch aus nahmsweise einmal eine Heilung, so ist ein« Verkürzung der Gliedmaße zu erwarten. Die Brüche können vollständig oder unvollständig, Quer-, Längs- oder Splitterbrüche sein. Auch schräge Brüche kommen vor. Man erkennt die Brüche, abgesehen von ihrer abnormen Beweglichkeit, auch an dem Geräusch der sich reibenden Bruchenden und an der Störung ihrer Funktion. Bald nach dem Bruch tritt an der verletzten Stelle eine heftige An schwellung und Entzündung ein. Deshalb sollte der Tierbesitzer nach Reinigung der Bruchstelle erst nur einen vorläufigen ^Ver band anlegen. Etwaige Knochensplitter sind möglichst zu entfernen, da sie die Heilung verzögern oder ganz unmöglich machen. Ehe der Verband angelegt wird, müssen die betr. Knochenenden natürlich erst eingerichtet werden. Das Einrichten der. Knochen wird vielfach durch das Zusammenziehen der Muskeln erschwert. Letzteres muß daher durch Gegenzug verhindert werden. Hat man den Bruch eingerichtet, so muh man dafür sorgen, daß er auch in der richtigen Lage bleibt. Dies wird durch Binden, Schienen und ver- chiedene Klebemittel erreicht. Der Verband mrf nicht locker angebracht sein, weil er in diesem Falle nicht nur keinen Nutzen, sondern m Gegenteil. nur Schaden bringen könnte, indem er immer wieder ein Verschieben und Reiben der Bruchenden zuläht. Um den Ver band fest und haltbar zu machen, benutzt man Klebestoffe. Selbstverständlich darf der Verband nicht zu fest sein, weil er sonst bei noch vorhandener Entzündungsgeschwulst Druck und dadurch Brand erzeugen könnte. Ist bei dem Knochenbruch auch die darüber liegende Haut mit verletzt, so lege man den sogenannten Fensterverband an, bei dem die Wunde selbst unbedeckt bleibt, damit das in der Wunde sich bildende Wundsekret freien Abfluß hat. Fst es notwendig, den Verband oft abzunehmen, so macht man nur einen einfachen Schienenverband. Man bringt zu nächst etwas Oel auf das betreffende Glied und umwickelt es mit einer starken Binde (srischgewaschene Leinwand, Flanell oder Gaze). Auf diese Binde legt man Schienen, die ebenfalls mit umwickelt werden. Die Unebenheiten an dem gebrochenen Teil, füllt man mit weichem Stoff, Werg oder Watte aus, um jeden Druck der Schienen zu ver meiden. Kommen die Schienen auf Knochen erhöhungen zu liegen, so müssen sie nach Be darf ausgeschnitten werden. Als Material für die Schienen nimmt man Pappe, Holz, Zigarrenkistendeckel, Lederstreifen, Guttapercha oder Eisenblech. Soll der Verband längere Zeit liegenbleiben, so mache man einen unbeweglichen oder Daueroerband. Derartige Verbände anzulegen, dürste aber meist Sache des Tierarztes sein. Auch hier wird der ein gerichtete Bruchteil mit Binden umgeben, zwischen deren einzelne Touren man zur Befestigung irgendein Klebemittel, wie ara bischen Gummi, Leim, Kleister, Harz, Dextrin, Wasserglas oder frisches Gipspuloer, gibt. Dabei verfährt man in der Weise, daß man die Binden mit irgendeinem jener Stoff« be- streicht, sie dann wieder aufrollt und in eine Mischung von Zprozenttgem Alaunwasser taucht, worauf sie in 4- bis 6 facher Lag« um die Bruchstelle herumgewickelt werden. Will man den Verband noch fester haben, so gibt man noch etwas Gipsbrei hier und da in die Windungen der Binde und legt Schienen mit ein. Man kann «inen Gipsoerband auch in folgender Weise Herstellen: Nachdem man an der kranken Stelle die Haare weggeschoren und den bloßgelegten Teil etwas eingeölt hat, zieht man einen starken Leinwandsack in der Form eines Aermels üb«r das zerbrochene Glied, bindet ihn unten KU, gießt an der oberen Oeffnung dünnen Gipsbrei ein, worauf der Sack auch hier zugebunden wtü>. Nun 4S 1.-5.12.37