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1 RMiNMAelen! ATV. Dippoldiswalde — Tv. Kreischa 1:5 (0:2). Mit ersatzgeschwächter Mannschaft mutzte der ATV. auch in diesem Spiele, nachdem der Miltelläuser Anfang der 2. Spiel- Hälfte beim Stande von 1 :2 verletzt ausschied, eine Niederlage hinnehmen. Bellmann erzielte den Ehrentreffer für die Schwarz- weißcn. ATV. Gescllschastsmannschas, — 04 Glashütte 2 6 :5 <1:1). ' Zn dem völlig ausgeglichenen Kampfe blieben die Einheimi schen mit dem nicht alltäglichen Ergebnis siegreich. Für den ATV. zeichneten Voigt ll (3), Güttler (2) und Böhm« l verantwortlich. , ATV. A-Iuoend — Tv. Kreischa A-Iugend 7:6 (5:1). Beide Mannschaften lieferten sich ein äußerst flottes Spiel. Den 5:1-Vorsprung holten die Gäste in der 2. Spielhälfte auf und erst im Endspurt blieb der ATV. knapper Sieger. Höhne s3), Trubig <3) und Aöllig schossen die ATV.-Tore. , ATV. B-Iugend — „Hermannia" Hainsberg B-Iug. 5:1 (3: v). s Ueberraschend stellte der ATV. die technisch und im Fusain- i menspiel bessere Mannschaft. Kloppe vom ATV. brachte alle fünf ' Treffer zustande, lediglich durch Eigentor kam Hainsberg zuin Ehrentreffer. Ucbcrraschcude Ergebnisse in der Fußball Gaulig» Ueberraschend verliefen sämtliche drei am Sonntag in de> »utzball-Kanliga ausgetragene Punktipiele. SC Planitz wurde in Planitz vom BL Hartha mit 6:1 geschlagen. Polizei Chem nitz gab nach den letzten Erfolgen durch ein 2:2-Spiel gegen Turn Leipzig einen Punkt ab Die gute Form von Guts Akuts überraschte ebenfalls, die durch die Art, in der der die Dresdener SV Eriina mit 4:2 absertigten, bewiesen, dnß sie stark auf- tommen könnten. In der Pnnktliste ergaben sich keine Verschie bungen. 1. Dresdner SC 12:2 Punkte, 2 Fortuna Leipzig 11:3, 3. VC Hartha 1v:4, 4 VfB Leipzig 10:6, 5. Polizei Chemnitz 9:7, 6. Tura Leipzig 7:9. 7 SC Planitz 7:11, 8. Guts Muts Dresden 5! 11, 9. Spielvcreinigung Leipzig 6:12, 10. SV Grüna 3:15 Punkte. Fußball in den Bezirksklassen Im Bezirk Leipzig fanden lediglich einige «Freundschafts spiele statt. Der Spitzenreiter der Bezirksklasse. Sportfreunde Markranstädt, erzielte gegen die Gauligaelf von Spielvereini gung Leipzig ein ehrenvolles 4:4. TuB Leipzig besiegte Vik toria Leipzig 5:1. VsL Olympia Leipzig erlebte gegen Rasen sport Leipzig, eine Mannschaft der Kreisklasse, mit 1:4 einen bösen Reinfall. Im Bezirk Plauen-Zwickau wurde die erste Runde beendet: nur ein Spiel bleibt rückständig, weil das Treffen zwischen SC Zwickau und 1. Vogtl. FC Plauen nicht stayfand, weil die Plauener verspätet antraten. Konkorvia Plauen bühte durch ein 3:3 gegen VfL Zwickau seinen knappen Punktvor sprung ein und nach Toren liegt jetzt wieder VfB Glauchau, der VfB Auerbach 7:0 überrannte, in Front. SuBC Plauen kam gegen FC 02 Zwickau ebenfalls nur zu einem 3:3, Mee rane 07 besiegte BL Elsterberg 2:1. SV Grünbach und 1. FL Reichenbach trennten sich 0:0. ^ . .. . Im Bezirk Lheinnitz wurden die Punktkampse der ersten Runde beendet. Am Sonntag fand nur em Freundschaftstressen statt, in dem der Chemnitzer VC gegen Post-SV Chemnitz mit 5:4 die Oberhand behielt. Im Bezirk Dresden-Bautzen wurde die zweite Runde begonnen. Die Sportfreunde 01 Dresden bühten durch ein 1:1 gegen Radebeuler BL einen wichtigen Punkt ein und liegen nun punktgleich mit dem Riesaer SV, der gegen TSV Gröditz zu einem 4:0-Sieg kam. In den drei in Dresden ausgetrayenen Spielen gab es Niederlagen der einheimischen Spitzenanwärter; Dresdens!« Dresden unterlag VfB 03 Dresden 1:3, Südwest Dresden SC Heidenau 0:3. FB Sachsen verlor gegen Spiel Vereinigung Dresden 1:2. 1:1 trennten sich TSV Pirna und s die Freiberger Sportfreunde. Keine Aenderungcn i» der Handball-Eauli^a f Vier Punktkämpse standen am Sonntag aus Vent Spielplan : oer Handball-Eauliga. unter ihnen der Kamps um die Führung § zwischen den beiden noch ohne Verlustpunkt stehenden Leipziger ; Spitzenreitern. AlTSA Leipzig und TSV 1867 Leipzig trennten sich nach einem spannenden Kamps 6:6 s3:4); so daß die Ent scheidung zwischen ihnen in der zweiten Runde fallen durste. Die Sportfreunde Leipzig gaben Spiclvereinigung Leipzig 6:3 das Nachsehen. Guts Muts Dresden schlug TuB Werdau 13:9. Den Kamps der beiden letzten, MSV Frankenberg und BWG Zeitz-Ikon Dresden, entschieden die Frankenberger mit 4:2 zu ' s ihren Gunsten. — Stand der Punktlistc: 1. MTSA Leipzig 13:1, : 2. TSV 1867 Leipzig 13:1, 3. Spielvereinigung Leipzig 8:L s 4. Sportfreunde Leipzig 8:8, 5 Fortuna Leipzig 8:8, 6. ^nB ; Werdau 6:8, 7. Guts Muts Dresden 9:9, 8. ATV Leivzm- Schönefeld 7:11, 9. MSV Frankenberg 4:12, 10. BWG Zeitz- Ikon Dresden 2:14 Punkte. Im Kamps um die Gaumcisterjchast im Rugby setzte SC Thalysia Leipzig seinen Sicgcszug fort und schlug am Sonntag Spielvereiniaung-TSV 1867 Leipzig mit 10:6. Auch Schweden unterlegen 5:O-Sicg deS deutschen FußballS in Hamburg. Mit einem überzeugenden Steg über Schweden hat Deutsch land die diesjährige Serie der Fußbn11 - Länderspiele abge schlossen. 55 000 Zuschauer wurden in Hamburg Zeugen einer wetteren Prachileistung der deutschen Nationalelf, die Vic junge Mannschaft der Schweden mit 5:0 <2:0) förmlich überrannte Nur wenige Minuten der ganzen Spielzeit ge hörten den Schweden, denen cs nicht gelang, die starke deutsche Abwehr zu überwinden Der deutsche Sturm dagegen spielte sich immer wieder vor daS gegnerische Tor und verstand es auch, die sich bietenden Schutzgclegenheitrn vorbildlich auSzu- nuyc» Einen ausgezeichneten Eindruck hiittcrließ in der Gcsnml- mannschaft der erstmalig für die Nationalelf ausgestellte Dres dener Schön, der die Stelle von Geltesch im Sturiü cinnahm. Gellesch wiederum lieferte in der Läuferreihe an Stelle des verletzten Kitzinger eine sehr gute Partie und bewies damit seine Eignung für den Posten des rechten Läufers, den er auch in seiner Vercinsmannschast einuimmt. Fußball in den Gaurn. Von den Fußball-Punktespiclen in den Gauen sind folgende Ergebnisse zu erwähnen: O st Preußen: MSV. v. d Goltz-Tilsit gegen Preußen- Gumbinnen 6:1; Polizei-Danzig gegen Viktoria-Elbing 4:0. — Pommern: Mnaensen-Neustettin geaen Stettiner SC. 0:3; Viktoria-Stolp gegen Preußen-Boruspa-Steltin 8:1. — Brandenburg: Berliner SV. 92 gegen Wacker 04 2:1; Bewag gegen Hertha BSC. 1 :4: Tennis-Borussia gegen Union-Oberschöneweidc 4:3; Viktoria 89 acgen Noivawes 03 0:4. — Schlesien: Beuthen 09 gegen Breslau 06 2:1: Reichsbahn Gleiwitz gegen Hertha-Breslau 1 :2; SV. Klctten- dorf gegen Breslau 02 1:4. — Sachsen: Polizei-Chemnitz gegen Tura-Leipzig 2:2; SC. Planitz gegen BL. Hartha 1 :K. — Mitte: Cricket Vikloria-Magdeburg gegen SpVg Erfurt 7:0: SV. 99 Merseburg gegen SV. 05 Dessau 2:0; 1. FL. Lauscha gegen 1. SV. Jena 2:1. — Nordinärk: Ham burger SV. gegen Polizei-Lübeck 4:1; Polizei-Hamburg gegen Phönix-Lübeck 2:1. — Niedersachsen: Werder-Bremen gegen Eintracht-Braunschweig 5:3; Hannover 96 gegen Linden 07 6 :1. Westfalen: FC. 04 Schalke gegen SpVg Herten 5:1; SV. Höntrop gegen Borussia-Dortmund 2:5. — Nieder rhein: Turu-Düsseldors gegen Fortuna-Düsseldorf 1:3. — Mittelrhein: VsR. Köln gegen Köln Sülz 07 0:0: SV. Beuel gegen Nhcnauia-Würsellen 0:2. - N'o r v h c s s c » :! SV. Kassel gegen FC. 93 Hanan 2:1; Germania-Fulda gegen! Hessen-Hersfeld 3:3. — Baden: SV. Waldhof gegen FV. Kehl 4:1; Phönix-Karlsruhe gegen l. FC. Piorzhnm l : I - Württemberg: Stuttgarter Sportklub gegen VfB Stutt gart 2:3; 1. SSV Ulm gegen VsR Schwenningen 5:0.— Bayern: 1860 München gegen ViB. Zngolstadt-Ringsee : 0; SpVg. Fürth gegen Eintracht-Frankfurt (GS.t 3:3 24 November. Souuc : A: 7.36, U.: 15.57; M ond : U,: 12.13, A.: 23.21. 1808: Zweite Entlassung des Freiherr« vom Stein. Rundfunk Dcutschianvscnver Dienstag, 23. November 6.30: Aus Bertin: Frühkouzen. Gaumusikzug der RAD. Gau 9 - 10.00: Aus Hamburg: Wenn alle untreu werden . . Altes und neues Volkstum aus Nordschlesiyig. — 10.30: Früh licher Kindergarten — ll.00: Sendepause — tl.30: Drcißi, bunte Minuten. «JndustrieschnNplatten.i Anschließend: Welter bericht - 12.00: Aus Karlsruhe und Mannheim: Musik zu» Mittag Tas Laudesorchester Gau Bade» und das Melo-Trio — 14.00: Mittagsständchen Kapelle Erich Olschewski. — 15.15 Jnsttumcittnlsolisten lIndnstricschallplnttc» ) — 15.45: „Mein Tochter wird Gartenarchitektin!" Zwei Mütter unterhalten sich — 16.00: Musik am Nachmittag. Das Uuierhaltuugsorchester de, Deutschlandscuders Fu der Pause um 17.00: Das Geheimnis der Apfelsine» Gcsch.chic von Hilde Geppert - 18.00: Kammer musik Tas Brcionci-O»anett - 18.55: Die Ahnentafel. - 19.10: Musik am Abend Dos Orchester des Deutschlandscnders In der Pause um 2O.ik': „Ter Bär." Heitere Geschichte vo» Herüben Mcuzel 21.15: Der Tag kltngt auS! Tiere spreche, dich an! Kleine musikalische Hörfolge zum Tierschutztag. - 22.30: Ein- kleine Nachtmusik - 23.00 bis 24.00: Wir bitte, zum Tanz! Oskar Joos! spielt. Rctchsscnder Leipzig Dienstag, 23. November 6.30: Aus Trier: Frühkonzert. Das Musiktorps eines In fanterieregiments. — 8.30: Aus Köln: Morgenmusik. Hermann Hagestedt mit seinem Orchester. — 9.30: Sendepause. — 10.00: Kus Berlin: Wikinger aus großer Fahrt. — 1)^35: Heute vor , . . Jahren. — 11.40: Vom tätigen Leben. — 12.00: Ans lkoburg: Mittagskonzert. Das Orchester des Landestheaters Koburg. — 14.00: Zeit, Nachrichten, Börse. Anschließend: Musik nach, Tisch. sJndustrieschallplatten.) — 15.00: Von Ausrufern, Nachtwächtern und Postillonen. — lö.30: Volt und Ampere leicht gemachtl Eine „elektrische" Plauderei. — >5.50: Wissen and Fortschritt. — 16.00: Vom Deutschlckndsender: Musik am Nachmittag. DaS Unterhaltungsorchester des Dentschland- fenders. — 18.0Ü: Heimatwerk Sachsen: Sinn und Gestaltung. — 18.15: Abendliche Musik. Paul Gerhardt (geb. 18671. — 18.50: Umschau am Abend. — 19.10: Aus Ersurt: Fröhlicher Feierabend. — 20.00: Bom Sachsenland zur Waterkant. Ein fröhlicher Streiszug durch die alte Zeit in ergötzlichen Szenen. Kapelle Otto Fricke. — 22.30 bis 24.00: Aus Hamburg: Unter- daltung und Tanz. Herbert Kursier (Klaviervuo), das Bala« laikaamntett Romanoff und die Kapelle Herbert Heinemann (29. Fortsetzung.) Bothmer hatte sich keine Post hcraufkommen lassen, er wollte einmal „wirklich verreist" sein, keine Briefe lesen und leine Rechnungen sehen. Die Briefe, die ihm trotzdem nachkamen, nahm er des Nachmittags auf der kleinen Post selbst in Empfang. Es war immer derselbe schmale, blaue Brief mit der schwungvollen Damenhand, von silbernem Siegs! verschlossen. Ohne diese Briefe hätte er diesen. Aufenthalt vielleicht nicht solange ertragen. Solche Briefe hatte er tn seinem Leben nur wenige bekommen, und diese Tage lagen so weit zurück, daß er sich der Schreiberinnen kaum noch erinnerte. Seine Briefe waren lang und aus- führlich. Er war ein geistvoller Plauderer in Briefen. Und wenn er auch mit dem Inhalt der blauen Briefe nicht immer einverstanden war, sie regten ihn an, wieder zu schreiben. Es war viel Widerspruchsvolles darin, vieles, was er nicht verstand, was ihm neu war, was ihn zur Entgegnung reizte, w daß er es als nette Abwechslung empfand, lich solche Anregungen jeden Tag von der Post zu holen. „Wir Mßnner brauchen sowas", sagte Mörk. „Auch wenn wir Ilter werden, und vielleicht gerade dann." Etwas Neues war in sein Leben getreten. Beim Lesen stand eine kleine Fee im Mondschein in ihrem weißen Kleid auf der silbernen Heide, sie holte ihre Zeichnungen unter dem Felsblock hervor und zeigte sie ihm. Er hörte die Nachtigallen auf ver Insel schlagen. Er ging täglich abends nach der kleinen Poststelle, „um den Wetterbericht zu lesen". Ter grckße Barometer an der Tür meldete immer gleichmäßig „Aufheiterung und leichte Regelfälle". Es war ein höflicher Barometer, aber den Regen hielt er nicht ab. Die Bäuxne »rossen, und der Navelwaibboden klitschte unter v»k"Schuhen der Wanderer und der Himmel hing grau und tief über oer Welt. Ter Gutsbesitzer aus der Uckermark nieinte: „Jetzt lommt oer fliegen, wenn er nichts mehr nützen kann, nur oomit vie Kartoffeln ver faulen." Bothmer ertrug das schlechte Wctier, ohne zu klagen. Mit diesem Zaubertrant in den Adern lebte es sich leicht. Ich bin behext, dachte er. Der dicke, ergraute Beamte in dem kleinen Postamt ,chob ihm feinen blauen Brief immer mit einem grimmigen Blick hin. Seinen Brief unter dem Mantel, ging Bothmer durch den Wald „Mein Freund...", schrieb sie, und er ant- wonclc: „Mein Liebling." Tas war unverfänglich. Freund und Beschützer. War er das nicht? Ihre Briefe brachten immer etwas Neues, etwas, das er noch nicht kannte. Er hatte die Eigenschaft, zu belehren, und sie ließ sich von ihm lenken. Sie arbeitete eben auf die neue An stellung los. Sie hatte ein paar besonders interessante " alte Gassen entdeckt mit Resten köstlicher Renaissancebauten. Sie legte ihm die Proben bei. Er war überrascht, wie scharf sie das Malerische und Charakteristische der Stadt erfaßte. Sie wußte immer, worauf es ankam. „Ich fange an, diese alte Stadt zu lieben", gestand sie. Ihre herben Schönheiten waren ihr aufgegangen. Sie malte in kalten Domen, auf Kanzeln sitzend oder auf Steintreppen bis in die Nacht; sie ließ sich im Kahn zum Wehr fahren, um die roten Felsengruppen, die sich wie frisches Fleisch aus dem dunklen Grün abhoben, auf die Palette zu bekommen. Sie saß auf den Grabhügeln des Cholerafriedhofs. „Solche Stätten ziehen mich an", schrieb sie. Und sie war pünktlich mit ihren Briefen. Sie ließ ihn nicht im Regen "warten, wie Mörks Dame, er ging nie umsonst zu der kleinen Post, er begann das einfache Fachwerkhaus zu lieben. Eins war nur schade: er konnte diese reizenden, kleinen Briefe nicht ayfheben. Er zerpflückte sie und streute sie in den Wind. Schade, ich müßte sie sammeln, um mich später an ihnen zu wärmen, dachte er. Manchmal spukten Namen darin von Studenten und anderen, die sie auf einem Aus flug kennengelernt hatte. „Aber alle diese Männer machen mir keinen Eindruck mehr, ich bin verwöhnt." Es tat ihm leid, solche Briefe zu vermchten. Aber durch Briefe war schon viel Unheil entstanden. Er würde keinen mehr in seiner Rocktasche stecken lassen. Und er vergrub den Brief mit der hübschen kleinen Schlußnote unter einer triefenden Tanne mit seinem Stock im nassen Moos. Nellys Briefe hatte er einst auch heimlich von der Post geholt und sie viele Jahre aufgehoben, aber er hatte sie später nie mehr gelesen. Dieses Mädchen interessierte ihn nicht nur, weil es jung und hübsch war. Er hatte sich einmal in den Kopf gesetzt, ihr zu helfen und sie zu retten. Und dazu mußte er noch viöl mehr von ihr wissen. Von ihrem Eltern haus, ihren Kindestagen, ihren Freundinnen und ihren Freunden. Alles Erlebte und Erlittene glitt aus ihren Briefen zu ihm über, er nahm es auf und verarbeite» es zu einem Lebensbild.. Und dieses Bild ängstigte ihn. Der Bruder ihrer Mutter hatte als Direktor eines großen rheinischen Werkes Bücher gefälscht und hatte tragisch ge endet, und sie hatte als Kind mehrmals gestohlen, Kleinig keiten, die sie lockten, vie sie gar nicht nötig hatte und die sie weiterverschenkte, aber sie hatte sie doch gestohlen. Die verbrecherische Neigung war also vorhanden. Er schrieb ihr sehr ernst darüber und hielt ihr Beispiele aus seiner Praxis vor, aus vem Leben anderer. Sie ging darüber hinweg. «So bin ich nun einmal. Wenn ich jemand liebe, könnte ich alles für ihn tun, selbst ein Verbrechen." Er warnte sie, diesen Hang nicht zu leickt zu nehmen Einmal ging es gut, und man fand jemand, der einem half; Vas zweite Mal schon würde sie vielleicht niemand mehr finden. Und vann? ! „Dann macht man eben Schluß", schrieb sie kurz. „Ich hänge nicht an.diesem Leben." Dieser Lebensüberdruß bei ihrer Jugend' machte ihn stutzig. Es war Neigung zur Melancholie in ihrer Familie. I Ihre Schwester, die ins Wasser gegangen war... „Aber wenn ich mein ganzes Leben medizinische Bibliotheken > ordnen und Kartotheken anlegen müßte, würde ich diesem ! Dasein auch einen Sprung in die Schleuse vorziehen", : schrieb sie. , 1 Die Anlage war also vererbt. Neulich hatte er eine, Anzeige erhalten vom Tod eines Freundes, eines „inneren" Klinikers in Wien. Er hatte sich vergiftet, wie zwei seiner Brüder vor ihm. Es war der dritte Fall in der Familie. Kein Mensch wußte, warum? Die Brüder waren gesund« hatten ihr Auskommen, waren gut verheiratet. Aber wußte man venn immer, was sich alles hinter den Kulissen eines Menschenlebens abspielte?- Die Aerzte bekamen von ihren Patienten meist nur ihre Körper zu sehen. Viele Patienten sagten auch vie Unwahrheit. Aber Hede spratE die Wahrheit, er glaubte ihr. Ihre Stimmungen wechselten rasch. Der nächste Brief klang wieder frisch und lebens froh, daß er glaubte: nun hat sie alles überwunden. Und dann kam, in derselben Nach« geschrieben, ein verzweifelter Brief, und er mußte sie aufrichten und trösten. Allmählich fiel ihm eine Nervosität in ihren Briefen ; auf, sie würden kürzer. Ihre Schrift reagierte auf die geringste Erregung, sie schrieb ost ganz kleine Buchstaben« und die Reihen liefen abwärts, wie bei tief Nieder- gedrückten. Das Dürerhaus hatte ihre Skizzen ausgestellt, i man fand sie gut, aber im Sommer kaufte niemand. „Ich i werde es ooch nie zu etwas Großem bringen, und Mittel mäßiges haben wir genug. Ich bin's wieder mal satt." Die ganze Stadt war leer. Sie hatte Sehnsucht nach ihm. „Ich hätte im achtzehnten Jahrhundert leben müssen oder zur Renaissancezcit, da hälte ich hineingepaßt." I Wenn ich sie in mein Haus nähme, überlegte er. Ueber j der, Garage standen zwei Zimmer leer, ver Chauffeur wohnte in der Stadl Sie, konnte vor» ungestört arbeiten i und leben, ohne sein Haus zu beirctcn. Aber — seine ! Frau? Sie hatte etwas gegen das Mädchen. Frauen hatten ein sicheres und feines Gefühl für ungeschehene ! Dinge. Und dann ihre tägliche Nähe — vas durste nicht > sein. Er wußte, weshalb. Ich könnte jie in ver Klinik an stellen, überlegte er. Sie kann Maschine schreiben, er konnte noch eine Hilfe im Büro gebrauchen. Aber Schwester Brita? Und er verwarf das wieder. Dienst war Dienst. lIoelsehung folgt). Kerrie AUMeü Äes KIL.