Volltext Seite (XML)
Nr. 268 103. Jahrgang Dienstag, am 16. November 1937 Drei Gespräche Friedens in Europa nnd in der Welt vorstellt. London steht in Erwartung eines Besuches, der iu ver britischen Hauptstadt auf eine warme und sympathische Aufnahme rechnen darf. Der Staatsbesuch des K ü u i g s der Belgier in der britischen Hauptstadt ist mehr als ein Höflichkeitsbesuch, und in London unterstreicht man,, nicht ohne politische Gründe, die außenpolitische Bedeu tung der Reise König Leopolds nach London. Es ist nur natürlich, daß er gerade in dieser Zeit den Engländern' gelegen kommt. Premierminister Ehamberlain hat in sei ner Gnildhall-Nede den „aufrichtigen Wunsch der briti schen Negierung" verkündet, „zu den beiden großen Mäch ten der Achse Berlin—Nom in Beziehungen zu kommen, die sich auf gegenseitige Freundschaft und gegenseitiges Einvernehmen gründen." Er hat dabei das Wort von der „informellen Erörterung" fallen lassen. England Hai das Bedürfnis, das man aus der Entwicklung der Dinge im Fernen Osten lebhaft verstehen kann, mit seinen vermeint lichen Rivalen in Europa zu einer Flurbereinigung zu kommen. Den neuesten britischen Bemühungen, die Er örterung über die Möglichkeiten eines Ausgleiches in Fluß zu bringen, dient dabei der Besuch des Königs der Belgier als sehr nützliches und recht vorteilhaftes Relief. In Deutschland wird mau etwaigen Vorschlägen König Leo polds in London mit nicht geringer Achtung und nicht minder lebhaftem Interesse gegenüberstehen. Belgiens Monarch Hai sich in der kurzen Zeit seiner Negierung als überaus umsichtiger und klarer Politiker erwiesen, und die einmütige Zustimmung seines Volkes sichert seinen Missionen ein ganz besonderes Wirkungsmaß. Im Nahmen seiner Ausglcichsbemühungen entsendet die englische Negierung auch den Minister Lord Hali fax nach Berlin. Es wird mit Recht betont, daß sein Be such inoffiziell und privat ist. Er gilt in erster Linie der Berliner Jagdausstellung, zu der zahlreiche offizielle Per sönlichkeiten des Auslandes, darunter auch Lord Halifar, eine Einladung erhalten haben. Es ist aber natürlich, daß ein solcher Besuch eines englischen Kabinettsministers in Deutschland lebhaft begrüßt wird und daß unsere Außen politik gern die Gelegenheit wahrnimmi, mit dem briti schen Gaste einen Gedankenaustausch zu pflegen über die besten Möglichkeiten, den Frieden in Europa zu erhalten und zu vertiefen. Deutschland steht den britischen Be mühungen so vollkommen sachlich gegenüber, daß es sich in seiner Haltung auch nicht durch die geradezu unerhörte Pressemache, die aus dem Anlaß dieser Reise leider auch in der englischen Presse eingesetzt hatte, irgendwie beein flussen läßt. Man täte ja auch dem Lord Halifax unrecht, wollte man ihn persönlich mit den Maßlosigkeiten einiger englischer Presseerzeugnisse auch nur im entferntesten in einen Znsammenhang bringen. Wir sind im Gegenteil davon überzeugt, daß er das Störungsfeuer einer undiszi- , plinierten Presse genau so peinlich empfindet wie wir. ! Aber es war leider durchaus notwendig, daß von deutscher Seite den dreisten Versuchen einer gewissen Presse, Deutsch land den hirnverbranntesten Unsinn und die tollsten Ab sichten zu unterstellen, gleich im Anfang mit Nachdruck entgegengetreten wurde. Es wäre zu wünschen, daß auch das amtliche England solche PresscauSschreitungen aufs j schärfste rügte. Jedenfalls ist es die schlechteste Begleit musik des Besuches, die von Blättern vom Schlage des ! „Evcning Standard" überhaupt geleistet werden konntet > Lord Halifax kann in Deutschland einer guten Aufnahme ! sicher sein. Er wird vom Führer empfangen werden, und j auch im Auswärtigen Amte mit freundschaftlicher Achtung gehört werden. Wenn es England um einen wirklichen Frieden in Europa und um eine Generalbcreinignng geht, dann wird sich niemand mehr darüber freuen als Dentsch- , land. Wir sehen in diesem Zusammenhang auch das dritte Gespräch, das in Nom zwischen dem britischen Botschafter LordPerth und dem italienischen Außenminister Gra fen Ciano gepflogen wurde. Es stellt den Versuch dar, vie britische Unternehmung bei Mussolini cinznlcitcn. nachdem seit dem Briefwechsel zwischen Chamberlain nnd Mussolini wieder gespanntere Verhältnisse zwischen Eng land und Italien Platz gegriffen hatten In Berlin und in Rom wird man gerne hören, wie sich England e.nen Ausgleich denkt. So begrüßenswert es ist, wenn sich Eng land einer realeren Betrachtung der europäischen Dings zuwendet und dabei von der von Herrn Eden manchmal beliebten Diffamierung der autoritären Staaten absieht, so müssen, doch die britischen Bemühungen zwei Tinge als feststehend und unveränderlich ins Ange fassen. TaS eine ist die Politik der Achse Nom—Berlin, das andere ist der Antikominternpakt. Es wird niemand in Deutsch land der britischen Außenpolitik die Plumpheit zntrauen, jetzt eine schnelle Bereinigung des Verhältnisses nuk Deutschland und Italien zu suchen, um die so gewon nene Rückenfreiheit in Europa nun zu einer Abrechnung mit Japan zu benutzen. Der Weltfrieden ist eine unteil bare und ganze Angelegenheit. Es ist auch nicht zu über sehen, daß seine fortwährende Gefährdung durch jene un heimliche Macht erfolgt, die unterirdisch vom Kreml in Moskau dirigiert wird und die soeben wieder in Süd amerika eine Staatskrise heraufzubeschwören drohte, di? Für eilige Leser Bruno Mussolini, der in der letzten Zeit eine Studienreise in nationalfpanischcs Gebiet gemacht Hal, ist im Flugzeug nach Rom zuriickgekehrt. Wie ein Teil der Londoner Presse meldet, ist der Exnegus von Abessinien so verarmt, daß er gezwungen ist, sein Haus zu verkaufe«. Präsident Roosevelt Hai an die Präsidenten von Haiti und der Dominikanischen Republik Telegramme gerichtet, in denen er die an die USA. ergangene Einladung annimmt, ntbeu Euba und Mexiko in dem letzten Grenzzwischenfall zu vermit teln. Euba hat ebensalls eingewilligt und die Zusage Mexikos soll ebenfalls schon übermittelt worden sein. In dem Prozeß gegen die Unsichrer im Knrdcnansstand fällte das Gericht 12 Todesurteile. Sieben Anführer, darnntcr Scheich Riza und zwei seiner Söhne, wurden in Elasis öffent lich gehängt. Fünf Personen wurden wegen ihres hohen Alters zu lebenslänglichem Gefängnis begnadigt. ' Der japanische Geschäftsträger in Moskau hat beim so- wjetrussischcn Außenministerium vorgesprochen und gegen di- zwangsweise Masscndeportation von 20V 000 Koreanern aus der sowjetrussischen Küstenprovinz nach Turkestan protestiert mit der Begründung, daß diese Koreaner der japanischen Na tionalität angehörten. , . Der Führer und Reichskanzler Hai Seiner Majestät dem .nönig der Belgier zum Namenstag drahtlich seine Glück wünsche übermittelt. Der neue deutsche Gesandte Dr. Leitner tras am Sonntag in Pretoria ein. Am Bahnhof wurde er vom Landesgrnppen- leiter der NSDAP, sowie Vertretern der deutschen Kolonie be grüßt. . > Der Automobilklub von Frankreich Hal den Führer des deutschen Kraftfahrsports, Korpssührer Hühnlein, zu seinem Ehrenmitglied ernannt. Anerkennung des Führers. Der Führer und Reichskanz ler hat der Mannschaft des Molorretlungsbootes „Hindenburg" der Station Borkum der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger telegraphisch Dank und Anerkennung übermit telt für die Bergung der 13 Mann starken Besatzung des Em dener Loggers „A E S3"„ Das Reh im Damenfalon. In HeAigenhaus (Bezirk Düs seldorf) fand sich in einem Damen frisiersalon in einer der Hauptstraßen ein seltener Gast ein. Ein Reh kam mit großen Sätzen die Hindenburgstraße hinausgestürmt, jagte dann in die Schaufensterscheibe eines Damenfrisiersalons und setzte-noch über den Schaukasten hinweg. Als der Besitzer in den Salon eilte, rannte dort das todwunde Reh aus und ab. Mit Hilfe der Nachbarn wurde das Tier herausgebracht, mußte aber lei der notgeschlachtet werden, da es aus zahlreichen Schnittwun den blutete. Das erste Winteropfer. In Tegernsee hat der Wimer oas erste Todesopfer gefordert. Aus der durch nächtlichen Schncesall glatt gewordenen Straße kam ein Kraftwagen ins Nutschen nnd fuhr zwischen den Bäumen der Userpromenade hindurch in den See. Einer der beiden Insassen fand den Tod, dem anderen gelang es, eine Tür des Kraftwagens, der bis über das Verdeck im Wasser stand, zu öffnen und sich zu retten. Starke- Frrnbcben ausgezeichnet. Am Sonntagmittag wurde aus den württembergischeu Erdbebenwarten Stuttgart, Ravensburg und Meßstetten ein starkes Fernbeben ausgezeich net. Die Herdentsernung dürfte rund 5000 Kilometer betragen. Der Herd liegt ziemlich genau in östlicher Richwna von Stutt gart. also im Grenzaebiet von Afghanistan und Belutschistan, zwischen Iran und Britisch-Jndicn. Typhus in einem Londoner Vorort. In dem Londoner Vorort Croydon ist vor kurzem eine Typhusepidemie ansae brochen. Bisher sind 60 Personen erkrankt. Sechs Todesfälle wurden gemeldet. Erfolgreiche Suche nach Vermißten. Die Suche nach den Vermißten des griechischen Frachtdampsers „Tzcnvchandris" ist mit Erfolg fortgesetzt worden. Amerikanische Küstenwachschisfc konnten vierzehn Besahungsmitglieder des Dampfers ans einem treibenden Rettnngsboot an Bord nehmen. Ebenso wurden drei Leichen geborgen Von der Aköpsigcn Mannschaft des Dampfers, der Sonnabend früh im Sturm bei Kap Hat- tearas unterging, sind insgesamt nenn Mann ums Leben ge kommen. Unwetter an der Atlantillüste. Schwere Negensälle nnd Stürme haben die Küste des Atlantik von Südkarolina bis Maine verheert. Der Sachschaden, der durch die Ueberschwem- mungen verursacht ist, ist sehr beträchtlich. Zahlreiche Ortscha- ,en von Maryland sind infolge des Hochwassers überflutet j nur durch die entschlossene Haltung des brasilianischen ! Bundespräsidenten gemeistert werden konnte. Wir in ! Deutschland verschließen uns auch nicht die Augen vor der Tatsache, daß ohne die sowjetrussische Einmischung das unglückliche Spanien längst zu der wohlverdiente» Ruhe nnd Ordnung gekommen wäre. Es würde vergeb lich sein, etwa Deutschlands und Italiens Hilfe für ein faules Kompromiß in Spanien zu erstreben. Man muß in solchen Sachen ganz klar sehen und jede trügerische Hoffnung fghren lassen. In Deutschland steht man di«- Probleine in seiner Ganzheit. Eine furchtbare Leidens-, zeit und das glückliche Erwachen einer Nation hat uns zu so! klarer Sicht gebracht. Von dieser Warte aus werden wir, gerne vernehmen, wie sich England die Neuordnung des! Ei« großer deutscher Forscher Eine britisch-indische Zeitung über Dr. Filchner. Eine der führenden britisch-indischen Zeitungen, „The, Ttatesman", veröffentlichte einen Artikel über den deutsche» Forscher Dr. Filchner, der sich zum Abschluß seiner For-i schungen zur Zeit noch in Indien aufhäl«. In dem Artikel, heißt es u. a.: Dr. Wilhelm Filchner, der berühmte deutsche Forscher und Geograph, der jetzt 6V Jahre alt ist, ist nach Vollendung seiner denkwürdigen Expedition durch China, die Mongolei, Turkestan und Klein-Tibet in Kalkutta angekommen. Er sieht außerordentlich wohl aus und erklärt selbst, sich auch so zu fühlen. Allerdings ist er über die Ergebnisse einer ärztliche» Untersuchung, der er sich während seines Aufenthaltes in Boni- bay unterzogen hat, stark beunruhigt. Aus seiner letzten aben- tenerlichen Reise hatte er gewaltige Schwierigkeiten unter, schweren körperlichen Anstrengungen zu meistern, so daß sichl die Folgen der Unfälle früherer Erpeditionen wieder einmal! bemerkbar machen. Trotzdem denkt Dr. Filchner «ich« daran,! auch nur die Möglichkeit zu erwägen, aus abenteuerliche Erpe-> ditionen großen Stils, für die er bekannt ist. zugunsten weni-s ger ehrgeiziger und weniger anstrengender Unternchmunge»! zu verzichten. Zunächst wird sich der deutsche Forscher von Kalkutta nach! Dehra Dun begeben, um seine vergleichenden Beobachtungen! . sortzusetzen, deren Beendigung seiner Schätzung nach eine» Zeitraum von wenigstens zwei Jahren beanspruchen wird, i Anfang des nächsten Jahres will Dr. Filchner für kurze Zeit: rach Deutschland zurücklehren und hoszt, im Mai oder Juni wieder nach Indien kommen zu können, um seine Arbeitenl sortzusetzen. Wenn diese beendigt sind, wird er sich vielleicht» aber eine neue Expedition schlüssig werden, vorausgesetzt, daß Hck die Aerzte für körperlich fähig halten, erneut derartige Anstrengungen auf sich zu nehmen. yamvura feiert sein «onssen. Wmrvno (wc-. Der „Hambnrgvr Dom" nach der Eröffnung. Strahlender Lichtcrglanz lockt alt und Ning zu dem tradioucllen Hamburger Volksfest. «us orn «xrivrumen orr -weyrmaa» »cymeat S noch mal so aut. Weltbild (M) Ein Stimmungsbild vom zweiten Eintvpfsonntag: Auf einem Kascrnenhos in Berlin-Stea- litz l,t das Flakregiment l2 mit vier Feldküchen allfge'ahrcn und bewirtet die Eintnnknä.te Veilatze zur „Weißeritz Leitung"