Volltext Seite (XML)
Turnen und Sport ATV. Dippoldiswalde — Poktsportvereiniaung Dresden. Wie im letzten Zahle ist auch diesmal der Bußtag der Opser- tag des Deutschen« Fußball für das WHW. Der ALV. hat als Gegner den Tabellenführer der 3. Abteilung 1. Kreisklasse nach Dippolt Ewalde vorgesetzt bekommen. . An einen Sieg der gegen wärtig ersatzgeschwächken ATV.-Elf ist kaum §u denken, aber hartnäckigen Widerstand werden die Dresdner Postsporller doch erwarten müssen. Hoffentlich ist das Wetter nicht allzu schlecht, damit durch eine große Zuschauerzahl dem WHW ein ansehn licher Betrag zufließt. Anstoß 14,30 Uhr. To. Schmiedeberg 1 — SV. „Nordwest" Dresden 1. Zum Opfertag des Deutschen Fußballsporls hat morgen un sere 1. Mannschaft gegen die der I. Kreisklasse anaehörenden Nordwester anzutreten. Die Paarung verspricht eine schöne und spannende Auseinandersetzung, zumal die Dresdner mit in der Spitzengruppe ihrer Abteilung zu finden sind. Ferner darf man gespannt sein, wie sich unsere Mannschaft, die seit Mai d. 3. un geschlagen ist und in der Nangordnung der Punktkämpfe den er sten Platz einnimmt, in diesem Kampfe behaupten wird. Zn An betracht besten, daß der Ertrag dieses Spieles dem WHW Zuge« führt wird, wär« es erfreulich, wenn Schmiedeberg und Umgevung 100 prozentig auf dem Sportplätze erscheinen würde, damit wir abermals einen ansehnlichen Betrag abführen können. Hoffen wir, daß die Vorjahressumm« um ein erhebliches überboten wird. Anstoß 14,30 Uhr, Sportplatz Buschmühle. Ergebnisse vom Sonntag: Einen flotten Kampf erlebten unsere Zuschauer in der Be gegnung Tv. Schmiedeberg 1 — To. „Frisch aus" Dorfhain 1., Nach einer Halbzeilführunq mit 3:1 blieben die Grün-Weißen am Schluß des Punktkampfes mit 9:1 sicherer Sieger. Bei den : Gästen konnten besonders der Tormann und der Mittelläufer ge- , fallen. Schiedsrichter Zimmermann, SV. Rabenau, amtierte wie immer sehr gut. Eine Knappe Niederlage mit 8:4 muhte unsere s Zugend gegen Tv. Dorfhain Jugend einstecken. Diese Niederlage brauchte nicht zu sein, wenn der Sturm der Platzbesitzer nicht im- j mer das Schießen vergessen hätte. Euwe gewinnt die 17. Partie. Die >7. Partie im Schach- ! weltmeisterkamps Euwe—Aljechin, die im Haag nach dem ! 10. Zuge abgebrochen wurde, wurde jetzt ohne Spiclsortsetzung s »on Aljechin, der mit Schwarz spielte, ausgtgcben. Ter Stand bautet mithin Aljechin 9)^. Euwe 7'/- Punkte. ElShorleysiege. Bei der dritten Veranstaltung der Berliner Eissportwoche mußte die österreichische Eishockcmnannschasi son Engelmann ihre dritte'Niederlage hinnehmen. Die Wie ner unterlagen den Zehlendorser Wespen mit 2:3 Toren. In Köln gelang es einer verstärkten Kölner Mannschaft, die Am- -terdamer „Blaue Sechs" mit 4 :3 Toren zu besiegen. Siegreicher Länderkampf der Steher. In Paris kam der traditionelle Länderkampf der besten Dauerfahrer Deutschlands ! and Frankreichs zur Durchführung. Metze gewann zwei, Welt» j meister Lohmann einen Lauf- Schön war der Dritte im Bunde, , -er zu einem deutschen Sieg mit 11 :19 Punkten über die Franzosen Paillard, Minardi und Wambst beitrug. — Ein s nationales Mannschaftsrennen in Münster gewannen Zims- stüster mit drei Runden Vorsprung vor Tertilte-Schmidt. — Beim internationalen Radballturnier in Stuttgart blieb das deutsche Meisterpaar Schreiber-Blersch im Gesamtergebnis liegreich. Eichcnschildspiel wird wiederholt. Beim zweiten Kampf am den Eichenschild der Hockeyfrauen — im ersten schlug Brandenburg die Elf von Sachsen mit 5:1 — standen sich in Magdeburg die Gaue Mitte und Nordmark gegenüber. Bis nun regulären Tchiutz yleß es 1:1. In der Verlängerung 'etzlen die Nordmärkerinnen regelwidrig eine neue Spielerin -in. Das Spiel wurde abgebrochen. Der Gau Mitte verzichtete . wer aus den ihm zustehendcn Sieg, so daß der Kamps am Lußtag wiederholt wird. Weitere Schwimmrekorde. Beim internationalen Schwimm- lest in Magdeburg stellte die Dänin Ragnhild Hveger über tOO Meter Kraul mit 5 :12,4 Min. einen neuen Weltrekord auf. Hinter ihr schwamm Inge Schmitz mit 5:42,7 Min. einen reuen deutschen Rekord. Schließlich wurde in der 400-Meter- Lagenstaffel vom Bremischen SV. mit 4 :53,9 Min. auch noch :ine neue deutsche Bestzeit erzielt. Preisfestsetzung für Hühnereier durch die Hauptveremi- gung der Deutschen Eierwirtschaft mit Zustimmung des Reichs- nimsters für Ernährung und Landwirtschaft in Rps je Stück sür waggonweisen Bezug, frachtfrei Empfangsstation, verzollt und versteuert, einschließlich Nnterschtedsbeirag. einschließlich Kennzeichnung, Verpackung und Banderolierung. A Inland- :ier: G 1 «vollfrisch« Sonderklasse 65 Gramm und darüber,11.25. -l 60 -65 Gramm große 10,75. B 55 60 -Gramm mittelgroße l0,25, C 50—55 Gramm normale 9.50, T 45 50 Gramm kleine ',75; G2 ,frisch» Sonderklasse l1. A 10.50. B 10, E 9.25, D 8,50 «lussorticrte labsallende Ware, 45 Gramm und darüber 8.75. darunter 8 Enteneier in- und ausl Herkunft über 60 Gramm 10,50, sortiert bis 60 Gramm 9,50 — B Anslandeier: Hollän- )er. Dänen, Schweden. Norweger. Finnen. Belgier. Estländer. Irländer, Letten Litauer, Polen, Bulgaren. Ungarn, Iugosla- ven, Türken, Argentinier. Chilenen, Rumänen Sonderklasse l0,75, A l0,25. B 9.75. C 9. D 8,25. Bulgaren und Polen Ori- zinal 54—55 Gramm 9,25 - E. Kühlyanseier: Sonderklasse 10. A 9,50. B 8,75. C 8.25, D 7.75 Rundfunk Ncichsscndrr Leipzig Mittwoch, 17. November. 6.00: Aus Köln: Frühkonzcrt. Das Rheinische Landes- orchcstcr. — 8.00: Musik am Morgen. (Aufnahmen des deut schen Rundfunks.) — 8.30: Orgelmusik, gespielt von Hans Stro bach. — 9.00: Unterhaltungskonzert. Die Kapelle Otto Fricke. — lü.25: Hausmusik aus dem Harz. — 11.10: Peter'Hüchel Ursi Herbstgcschichten. — 11.30:. Kantate von Johann Sebastian Bach: „Aus der Ties rufe ich, Herr, zu dir." — 12.00: Aus Stuttgart: Mittagskonzcrt Das Große Rundfunkorchester, Karl Jantz (Tenor» und das Kleine Funkorchester — 14.00: Zeit und Wetter. — 14.05: Musik nach Tisch. (Industricschallplattcn und Ausnahmen des deutschen Rundfunks.) — 15.30: „Der unter- irdische Nachbar." Funkspicl nach einem nordischen Märchen — 16.00: Musik aus Dresden Ian Dahmen «Violine), Hans-Hen- drik Wchding «Klavier), das Dresdener Funkorchester. — >8.00: Der Golsball Erlebnis hinter Stacheldrahtzäunen. Clemens Laar. — 18.25: Aus Dresden: Konzertstunde. Das Dresdener Harfcnquartett. - 19.00: Abcndnachrichtcn - 19.10; Der Nebel steigt, cS fäll« das Laub. Hörfolge von Annette Mertens. — 20.10: Requiem. Große Totenmesse. Von Hector Berlioz. — 21.45: Schlichter Bericht vom Sterben eines Engländers. Waltet Iulius Bloem. - 22.30-24.00: Ans Breslau: Es klang ein Lied . . . Unterhaltungskonzert des Kleinen Salonorchesters des Reichsicudcrs Brcsian und Solisten. Donnerstag, 18. Noveinbcr. 6.30: Aus Dresden: Frühkonzen. Das Plietzsch Marko- Orchester. — 8.30: Aus Königsberg: Ohne Sorgen jeder Mor- s gen Kapelle Erich Börschel. — 9.30: Sendepause. — lO.OÜ! Vom Deutschlaudscnder: PolkSliedsingen Licderblatt 17. - 11.35: Heute vor . . Jahre«. - l1 40: Kleine Chronik des All tags - >2.00: Ans Kassel: Millagskouzeri. Das. Kurbeisischs Landesorchester, Kassel. - 14.05: Musil nach Tisch. (Iiwüstrie- schallplattcn und Aufnahmen des deutschen Rundfunks.» — 15.00: Aalraupen, russischer Juchten und venezianische Spitze». — 15.20: Deutsches Schicksal in Abenteuer und Kampf. Buch besprechung. — 15.50: Ans Berlin: Brasilien spricht. — 16.00: Aus Anuaberg: Nachmittagskonzerl. Das Grenzlandorchcster Obcrerzgcbirgr. — 18.00: Kreuz und quer durchs Holzland. — 18.20; Lieder von Franz Schubert, gesungen von Oskar Iölli. — 18.50: Umschau am Abend. — 19,10: Aus Weimar; Singt alle mit! Lehrgang sür Volks- und Jugendmusikletter. — 20.00: Märsche und Tänze aus den Alpcnländern. Das Leipziger Tonkünstlcrorchester. — 20.45: „Plitscheplatsch." Das Spiel voi» kleinen Wettergott. Von Werner Illing Musik von Ernst Rotcrs. - 22.20; Knnstbericht. - 22.30—24.00: Tanz bis Mitter- nacht. Kavelle Otto Fricke. Deutschlanvfcnder Mittwoch, 17. November. 6.00: Aus Köln: Frühkonzen. Das Rheinische Landes orchester. — 8.00: Wetterbericht. — Anschl.: Zwischenmusik (In- dustrieschallplgttcn.) — 8.20: Sendepause. — 9.00: Du holde Kunst. — lO.OO: Aus Berlin: Unterhaltungsmusik Das Walter- Raätzke-Ouinlett. — 11.15: Deutscher Secwetlerbericht. — 11.30: Fantasien aus der Wurlitzer Orgel. Adolf Wolfs spielt — 12.00: Aus Danzig: Musil am Mittag. Kapelle der Schutz polizei — Dazwischen 12.55:. Zeitzeichen und 13.00: Glück wünsche. — 14.00: Aus Berlin: Zur Unterhaltung Das Kleine Orchester des Neichssenders Berlin. — 15.15: Südliche Erde. Lieder und Weisen aus Italien. — 15.45: Aufnahmen. — 16.00) Aus. Dresden: Musik am Nachmittag Die Dresdener Phil harmonie und Solisten. — 18.00. Kleist verbrennt den „Robert Guiskard". Dichtung von Hans Rehberg. — 1830: Solistcn- musik. Margarete Noll (Gesang). Hans Pricgnitz (Klavier«, Edmund Metzetthin «Violine), Armin Liebermann (Cello«. — 19.00: Kcrnspruch Wetterbericht und Kurznachrichten. — 19 10: Musikalische Kurzweil. — 19.45: Deutschlandsponecho Hör- berichte und Sportnachrichten. — 20.00: 0-^k4OV bezwingt den Pamir. Freiherr von Gablenz, der Direktor ver Deutschen Lufthansa, erzählt von seinem dramatischen Flug nach Vein Fernen Osten. - 20 30: Otto Dobrindt spielt — 22.00: Weller-, Tages- und Sportnachrichten. — Anschl.: Deutschlandecho. — 22.30: Eine kleine Nachtmusik. — 22.45: Deutscher Secwetler bericht — y.3.00—24.00: Tanzmusik. Oskar Joost spielt. Donnerstag, 18. Novembrr 6.30: Aus Berlin: Frühkonzen Kapelle Willi Stanic. — ».40: Sendepause — 10.00: Volksliedsingen Liederblatt 17 der Zeitschrift „Schulfunk". — 10.45: Sendepause — 11.30: Dreißig bunte Minuten. (Aufnahmen.) — Anschl: Weit-rbericht — 12.00: Nus Görlitz: Musik zum Mittag. , Das Orchester des deutschen Grcnzlandtheaters Görlitz - 14.00: Mtttagsständchcn. Oswald Hevden spielt. - 15.15: Hausmusik einst und jetzt. Hermann Löns im Spiegel der Musik — 15.45: Vier Frauen- berufe — leder aussichtsreich! Ein Gang^vurch-Laborawrien und technische Büros. — 16.00: Musik an ^Nachmittag. Das Unterhaltungsorchester des Deutschlandsen^exS Leitung: Otto Dobrindt — In der Pause 17.00: Der Schwips Heitere Ge schichte von Rudolf Stürzer. — 18.00: KlÄviermusik Franz Schubert: Fantasie — Sonate Op 78 Am Flügel: Hans Beltz. — 18.25: Kleines Unterhaltungskonzert. «Industrie schallplatten.) — 18.45: Zwanzig Jahre Handball. - 19.10: Und letzt ist Feierabend! Kapelle Oskar Joost — 20.00: Unheim liche Geschichten. „Der Keller von Dompteure." Von Goetz Otto Stoffregen. — 20.20: Weber—Beethoven. Das Große Orchester des Deutschlandscnders. - 21.10: Orcheftrrkonzcrt. Das Große Orchester des Deutschlandscnders. — 22.30c Eine kleine Nacht- musik. - 23.00-24.00: Oskar Joost spielt. E4. Fortsetzung.) Ich bin verrückt, dachte er und warf den Bleistift fort, init dem er eine feine Nackenlinie hingemalt hatte. In Dem nüchternen Arbeitszimmer der Klinik versuchte er, seine Gedanken zu meistern. Ein Gutachten lag angefangen vor ihm, über den Versicherungsdirektor aus Frankfurt an der Oder, der noch immer in der Anstalt hinter den hohen Mauern saß. Seine Gattin verlangte seine Rückkehr, aber er weigerte sich. Was war doch der Grund? Die Wärterin auf der Station der Leichterkranklen, diese dicke, plattnasige Witwe, die den Direktor heiraten wollte. Nie. mand begriff es. Sie war ungebildet und gewöhnlich, aber temperamentvoll, und achtundvierzig Jahre alt. Natürlich ist er verrückt, dachte er, aber wieso finde ich das, und worauf baue ich mein Gutachten auf? Der Mann hatte es hinter hen Anstaltsmauern vielleicht besser als zu Hause. Arbeitsscheue Menschen fühlten sich in der gut- geleiteten Anstalt meist ganz wohl. Der Fall kam öfters vor. Was tun? Soll ich ihn mit Gewalt hinausbefördcrn? Seine Frau war eben wieder hier, sie hatte ihn gestern dreimal angerufen. Nun klingelte schon wieder das Tele phon. Er nahm den Hörer und legte ihn auf die grüne Platte und hörte ruhig das leidenschaftliche Klingeln eine Weile an. Sicher war es die Frau. So hatte cs gestern geklingelt. Sie wird nervös sein durch den Mann, oder ! der Mann durch sie. Weshalb lassen sie sich nicht scheiden? s Aber vielleicht hätten sic Kinder oder einen Besitz, ein s Haus. Manche hielt schon die Wohnung zusammen oder die Einrichtung. Wir haben ein Doppelbett, sagte ihm ; neulich weinend die junge Frau eines Tapezierers, der j an Trunksucht litt, und von dem sie nicht loskam. Endlich war das Telephon still. Sic hat sich beruhigt, > dachte er und legte den Hörer auf. Er blätterte in den ! Asten, schrieb das Gntachtcn fertig und setzte seine Unter- ; schrift darunter. Sie hatte eine so eigenartig wilde, unbekümmerte Art, den Kopf zurückzuwerfcn, daß die Locke über die Stirn fiel, eine lose seidige Locke. Aber ich will doch nicht an dieses fremde Mädchen denken. Er fuhr sich über die Stirn und blickte auf den Stoß Briefe, der unerledigt dalag, noch nicht «inmal geöffnet. Er streckte die Hand aus. Da klingelte das Telephon wieder. Er sprang auf. ergriff feinen Hut und rief der herbeicilenden Schwester zu: „Ich bin nicht zu Hause, hören Sie, ich bin auch nicht in der Klinik. Ich , bin unterwegs. Wann ich zurückkomme, ist unbestimmt..." Schwester Brita sah ihm nach und ging ans Telephon. Es war die aufgeregte Dame aus Frankfurt, die jeden Tag dreimal anrief und außer sich war, weil immer statt des gewünschten Chefs eine Schwester ans Telephon kam. * ' Nelly Bothmer saß in ihrem Schlafzimmer vor ihrem kleinen Schreibtisch und las beim letzten Abendschein einer Sonne, die in diesem Jahr überhaupt nicht unterzugehen schien, einen Brief von Horst aus Heidelberg. Sie las ihn mit einem Lächeln, das Mütter für ihre Lieblinge haben, wenn sie ihnen auch noch so viel Sorgen und Aufregungen bereiten. Sie hatte ihn so lieb, daß schon der Anblick seiner eleganten, sorglosen Handschrift genügte, um ihr Herz rascher schlagen zu lassen. Es war immer etwas Neues um Horst. Er beschrieb ein zauberhaftes Gartenfest bei einem seiner Professoren, die märchenhafte Schloßbeleuch- tung und poetische Kahnfahrten auf dem Neckar im Mondschein. Er war entzückt von seiner „Residenz", von seiner Wohnung, die auf den Neckar sah und mitten in schönen Gärten lag, und zufrieden mit seinem neuen Studium, das er rascher abschließen würde als das andere, das ihn so wenig interessiert hatte. Er hatte nette Freunde, ! der eine hatte ein Paddelboot, der andere ein Auto, der j dritte sogar ein Motorboot; seine Lehrer, die Professoren, ! waren etwas trocken, aber wohlwollend gegen ihn. den « „Sohn des berühmten Bothmer". Er machte viel mit, man « lud ihn oft ein, es gab schöne Mädchen dort unten, ge- ; scheite Frauen, mit denen man ein Gespräch führen konnte, ; die auf alles eingingen und alles mitmachten. Wo hätte es ' Horst je anders gehabt? Er hatte ein Talent, sich vas j Leben so einzurichten, wie es ihm gefiel und zu ihm ; paßte. i Aber er hatte auch immer seiner geliebten Ma etwas » zu beichten. Sie war seine Freundin. Sie wußte um seine Sorgen, seine Liebschaften, seine Mensuren und Kon- ' trahqgcn, kannte seine Freundinnen und seine Feinde. > Diese Briefe las nur sie allein. Er hätte sie gar nicht zu i versiegeln brauchen, sein Vater öffnete nie einen solchen ' Brief. Wozu? Es stand ja immer dasselbe drin, Men- § surcn, Kontrahagen, Feste auf dem Neckar. Von seinen j Kollegs schrieb Horst nie etwas. Er sand an diesem Sohn nur Tadelnswertes. Es ist, als ob er eifersüchtig aus ihn sej,. dachte sie. Um Meinungsverschiedenheiten zu ver- ! «neiden, sprach sie schon gar nicht mehr von Horst, wenn er nicht nach ihm fragte. Horst sah seinem Pater nicht < ähnlich. Er hatte nur dessen große, schlanke Gestalt, seinen elastischen Gang, die straffe Haltung, denselben schmaieu Kopf, aber von ihr hatte er die Augen und die weiche Stimme. Bothmer, der eine ernste Jugend gehabt hatte, , schien es Horst zu verübeln, daß dieser in Wohlhabenheit ' ausgewachsen war und nie Sorgen kennengelernt hatte. Er wird sie schon noch kennenlernen, sägte Bothmer oft»! er kommt auch nicht daran vorbei. Möge ihn Gott davor bewahren, dachte sie, und es ihm nicht entgelten lassen, daß ihm alles so leicht wird. ' Seit er Jurist werden wollte, war zwischen Vater und Sohn ein Riß entstanden, den auch die Mutter nicht über brücken konnte. Jura liegt mir nun mal besser, sagte Horst, wir haben ja schon zwei Aerzte in der Familie. Seit einigen Tagen hatte sie kaum drei Worte yttt ihrem Mann gesprochen. Er kam im letzten Augenblick zu den Mahlzeiten und fuhr nach Tisch gleich wieder fort. Er gönnte sich keine Viertelstunde mehr in seinem Sessel beim Kaffee. Er machte immer sein „Arztgesicht", das sie an ihm kannte und schien zu müde, um viel zu sprechen. Bei Tisch saßen sie einander stumm gegenüber. Er blickte kaum auf. Der Diener ging auf den Fußspitzen und reichte stumm die Speisen. Wie bei einem Begräbnis, dachte sie. Was war es nur mit ihm,? Es lag etwas in der Luft, es^ hing über ihrem Hause. Sie empfand, daß ihn etwas stark beschäftigte. Aber etwas, das nicht mit Geschehnissen in der Klinik zusammcnhing. Er war immer unregelmäßig zu den Mahlzeiten heimgekommen, sie kannte das; dieses Schicksal der ewig au? den Gatten wartenden Frau teilte sie mit den meisten Arztfrauen. Wenn wir nichts zu tun hätten, sagte Bothmer, wär's euch auch nicht recht. Aber er hatte sich doch wenigstens abgenzeldtt, wenn er nicht nach Hause kommen konnte, und sie hatte dann einfach allein gegessen. Sie war immer unterrichtet, wo er eine Sitzung hatte, und was in der Klinik Besonderes geschah, meldete jeden Morgen die Oberin. Da Bothmer keinen Stammtisch hatte und keinen Klub, hatte er die freien Abende zu Hause verbracht und ihr seine Erlebnisse, seine dienstlichen Erfahrungen und Enttäuschungen mitgeteilt. Es gab kein Geheimnis zwischen ihnen. Sie hatte das wenigstens geglaubt. Es wäre ihr nie eingefallen, in irgendeiner Handlung ihres Mannes nach den Gründen zu forschen, wenn sie auch einmal nicht klar vor ihr lagen, aber jetzt war alles wie verschüttet. Sie konnte sich nicht mehr zurechtfinden. Sie wußte nicht, was diesen ruhigen Menschen plötzlich so verändert hatte und ihn so feindlich und fremd erscheinen ließ. Sie fühlte, daß er etwas mit sich herunnrug, mit dem er nicht fertig werden konnte. War jene fremde Dame am Ende gar keine Patientin? Daß er diesen. Besuch verschwiegen hatte und ihr Ein dringen in das Haus mit einein Geheimnis umgab — das war'ö. Es kam ihr vor, als hielte sie eine Kette von Stengeln jener gelben Blumen in Händen, die Kinder auf den Wiesen pflücken, sie incinanderflcchtcn mit Kinder händchen, und von denen man sagt, daß sie Gift enthalten. Aber es war nur der Brief ihres Horst... (Fo-tsehung folgt).