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Turnen und Sport Sport, Berus, Alter Eines schickt sich nicht für alle . . . Datz manche Sportarten eine gewisse Altersgrenze haben, Ist eine altbekannte Tatsache. Daß aber auch sonst bei jedweder vportausführuug das Alter zu würdigen ist, wird oft über sehen. Darüber schreibt Dr. W. Weiß, Sportarzt der SA.- sruppe Hessen, in der Deutschen medizinischen Wochenschrift" m einem interessanten Beitrag, in dem er die Aufgaben des sA.-Arztes umreißt. Man sollte 20jährige nicht mit 40jährigen mkammen trainieren und kämpfen lassen. Denn „eines schickt jtch nicht für alle". MA zunehmendem Alter mutz man mit Üner Abnahme der Kraft, Geschicklichkeit und Ausdauer rech» een, mit vermehrter Brüchigkeit der Muskeln und elastischen Vewebe sowie der Blutgefäße. Der Aelsere mutz sich also inderen Sportarten zuwenden als der Jugendliche. Er braucht über auch eine, ganz anders gestaffelte Vorbereitung für die zleiche Leistung, die etwa von einem Jugendlichen verlangt wird, weil er nach den Anstrengungen einer längeren Erho lung bedarf. Auch der Beruf ist nicht nebensächlich. Man lann von einem SA.-Mann, der vielleicht tagsüber als Brief träger, Zeitungsverteiler oder Kellner unentwegt aus den Bei nen sein mutz, nicht erwarten, daß er abends die nötigen Re- erven für ein anstrengendes Marsch- oder Laustraining be- ätzl. Der Sportarzt ist neben dem Sportresercnten dafür ver- rntwortlich, datz bei der Durchführung des Trainings und -er Wettkämpfe gesundheitliche Schädigungen der Teilnehmer nach menschlichem Erpressen vermieden werden. Eine neue Rennstrecke Obwohl sich die Frankfurter Autobahn als Rekordstrecke insgezeichnet bewährt ha», blieben doch noch verschiedene Wünsche der Fahrer offen. Aus diesem Grunde Hai man sich mtschlossen, eine neue Rekordstrecke erstehen zu lassen, aus der sie Oberste Nationale Sportbehörde künftig ihre Weltrekord- voche durchführen kann. Beim Bau der Reichsautobahn Ber lin-Leipzig wird südlich von Dessau ein 20 Kilometer langes Leilstück ohne den mittleren grünen Streifen in einer ge- !chützten Bodensenkung gebaut werden, das völlig eben ver läuft. Durch die Zusammenlegung der Fahrbahnen ohne den lrennenden Mittelstreifen ergibt sich ein ungeteiltes Beton- sand von 27 Meter Breite. Um den Rennfahrern eine gute sicht zu bieten, werden die über die Strecke führenden Brücken richt als Steinbrücken gebaut, sondern als stählerne Bänder son 40 Meter Brückenlänge. Beim Rennen bzw. den Rekord sersuchen wird der normale Autobahnverkehr umgeleitet Wer sen. Man rechnet Mit der Fertigstellung dieser Teilstrecke noch iür das kommende Jahr. Eyston über SM Stundenkilometer. Der Engländer Evston hat nun doch noch einmal den Versuch unternommen, mit sei- rem riesigen Rennwagen auf dem amerikanischen Salzsee den ibfoluten Autowettrekord anzugreifen. Dem Engländer ge lang es. erstmalig die SM-Kilomerer-Grenze zu überschreiten, ils er aus der Hinfahrt 503 Stundenkilometer über die Nie- zende Meile erreichte. Wieder war cs dann ein Kupplungs- lchaden, der Evston zwang, aus die Rückfahrt zu verzichten, sie zur Anerkennung des Rekordes erforderlich ist. Evston, »essen Wagen übrigens von einem Autobus gezogen und auf nne Geschwindigkeit bis etwa 80 Stundenkilometer gebracht wird, bevor er sich aus eigener Kraft fortbewegt, hat erklär», m» kommenden Jahr mit einer besseren Kupplung auf 560 Stundenkilometer kommen zu können. „Schulden?" „Ra, Herr Professor, wenn Sie auch mal etwas bei uns aufnehmen müssen, dann zahlen Sie eben die paar Prozent Zinsen. Sie haben doch Aktien bei uns liegen. Sie sind uns schon sicher, Auch ohne Aktien wären Sie uns das", fügte der Prokurist artig hinzu. „Das ist mir aber sehr wenig angenehm", sagte Bothmer. „Schulden hab' ich schon als Student nicht gern gemacht, und Bankierzinsen darf ich mir nicht leisten. Dann verkaufe ich lieber eine Aktie. Das kann man doch?" „Natürlich — aber jetzt gerade, bei der Flaute? Sie verlieren zuviel dabei. Die Papierfabrik steht zwar wegen der zu erwartenden Jungen eben ziemlich fest." „Nun, dann verkaufen Sie sie doch..." „Aber so ein gutes Papier?! Es ist eins der besten an der heutigen Börse." Der Prokurist fühlte sich ver pflichtet, den Professor, der nichts von Aktien verstand, zu beraten. Sein Wort galt etwas in dixser Bank. „Ich brauche aber sofort zweitausend Mart und bitte Sie, mir dafür Aktien zu verkaufen, meinetwegen die Papierfabrik", wiederholte Bothmer. Der Prokurist schwieg. Er beriet Witwen und alte Damen, die eine Aktie von einer Obligation nicht unter scheiden konnten, es auch nie lernten. Aber so ein Pro fessor, das ging noch über seine Witwen. Run — seinet wegen konnte der Professor seine besten Papiere ver schleudern, von denen jeder Eingeweihte wußte, daß sie im Herbst ein Drittel mehr wert waren. Er schob Bothmer einen Zettel hin zum Unterzeichnen. Bothmer hob zweitausend Mark ab und schickte sie durch einen Boten seiner Frau. Nun bin ich auch das los, dachte er, als er seinen Wagen bestieg. Besitz an sich bedeutete ihm wenig. Er stammte aus einer alten Gelehrtenfamilie. Seine Väter hatten ihr schmales Beamtengehalt bezogen und sich krumm gelegt, um die Söhne studieren zu lassen, und diese machten es mit ihren Söhnen wieder genau so. In seiner Familie waren Minister und Hosbeamte ge wesen, Offiziere, Professoren, Pfarrer und Wissenschaftler, aber nie ein Kaufmann. Und nie eine reiche Frau. Woher sollte ich kaufmännisches Talent besitzen?, dachte er. Seine Frau dagegen war auf einem Gut groß geworden, wo man alles in Fülle gehabt hatte. Wie Geld verdient wurde, darüber hatte Nelly Bothmer nie nachzudenken brauchen. Und sein Sohn Horst hatte diese Großzügigkeit von ihr , Heufee gegen Roth- Adolf Heuser wirb seinen ersten Kampf nach dem Gewinn der deutschen Halbschwergewichts- neisterschast am 18. November im Berliner Sportpalast gegen »en schwedischen. Exeuropametster Andersson bestreiten. Der schwebe ist kürzlich erst von Weltmeister Roth (Belgien» nur Mapp nach Punkten besiegt worden, und so hofft Heuser, durch »inen klaren Sieg über Andersson die Berechtigung seines An- pruchcs auf einen Titelkamps mit Noth am besten unterstrei- ycn zu können.' Am gleichen Kanipsabend wird übrigens nach anger Kampfpause der deutsche Schwergewichtler Paul Wall- rer wieder in den Ring gehen. Sein Gegner ist der italienische Meister Santa de Leo. der kürzlich Klein auspunktete. Deutscher TcnniSsieg in Japan. Auch der zweite Länder- !amps. den die beiden deutschen Tcnnismeister in Tokio gegen Zapan bestritten, endete mit einem deutschen Siege. Gottfried son Lramm schlug den Besieger Henkels, Nagano, in vier sätzen, während Henkel auch in seinem zweiten Spiel, gegen sen japanischen Meister Yamagisha, nnterlag. Der Endstand autele 3:2 für Deutschland. Orangefarbene Straßendecken. Wenn Teile der zroßen kalifornischen Autostraßen erneuert werden, so vählt man hierfür seit einiger Zeit einen Belag von tumpfer Orangcfarbe. Versuche, die seit Jahren durch- ,eführt worden sind, sollen den Beweis erbracht haben, »aß Orange diejenige Farbe ist, die die geringste Blend- virkung auf der Straße hervorruft. Die Blendung ist um :twa vierzig Prozent geringer als die bei normalem Setonbelag. Da man nun in Kreisen der amerikanischen straßenbausachleuie von der Ansicht ausgeht, daß viele »er täglichen Verkehrsunfälle durch die Blendung der Straßendecken hcrvorgcrufen werden, so glaubt man, in »em orangefarbenen Anstrich der Straßen ein Mittel ge? iunden zu haben, das dazu beitragen dürfte, die vielen, um Teil schweren Autounfälle wesentlich zu verringern. Volkswirts Hast Berliner Effektenbörse. Lm Aktienmarkt kam es überwiegend zu Kursbesserun- zcn. Einige Spezialwerle wiesen sogar größere Steigerungen ruf. Die Erholung wird vor allen Dingen der festen Haftung »er Anleihestockwerle zugeschrieben. Kokswerte und Rütgers- verke gehörten zu den genannten Spezialwerlcn. Reichsbank- uueilc büßten eine Befestigung von 1,5 Prozent im Verlaus, vieder ein. Beachtliche Steigerungen erzielten Maschinenfa- srik-Aktien. Am Nentenmark« war wieder Nachfrage wrhanden. Die Altbcsitzanleihe stieg vorübergehend auf 131,25 m. Die Umschuldungsanleihe erholte sich auf 94,75. Jndu- tricanleihen lagen meistens höher. Am Geldmarkt war die Lage wegen des Steuer- iahlnngstermins nicht ganz so leicht wie am Vortag. Blanko- iagcsgeld war für 2,37 bis 2,62 Prozent zu haben. Am internationalen Devisenmarkt war der Dollar nnigcn Schwankungen ausgesetzt, lag aber über dem Kurs vom Vortag- Das Pfund lag allgemein etwas schwächer. Auch Schweiz weiter nachgcbend. Amtlicher Grotzmark» für Getreide und Futtermittel zu Berlin. Die Zufuhren in Wetzen und Roggen haben sich in prompter Ware gebessert. Das vorhandene Material sand glatt Mnerlunsl. In Roggen stand auch Ware zur späteren Liefe- :nng verschiedentlich zur Verfügung, die ebenfalls von den Mühlen abgcnonimcn wurde. Weizenmehl war in den Tvpen geerbt. Aber Rechnungen und Schulden machten sie nervös. Sie würde wieder ein anderes Gesicht machen, wenn er heimkam. Die Provinzialanstatt lag auf der anderen Seite des Flusses, auf dem Wege nach der Heide hinaus. Er fuhr an dem alten Stadtgottesacker vorbei. Ueber der bröckeln den grauen Mauer ragten feierliche hohe, grüne Zypressen und weiße, ernste Kreuze. Wenn ich mal abberusen werde und man mich zu jenem Tor hineinträgt, dachte er, wird sie es schon lernen, sich einzuschränken. Vielleicht auch Horst, der sein Geld so sorglos da unten am Neckar ausgibt und den seine Mutter immer in Schutz nahm, wenn man bremsen wollte. Sie würden es beide lernen — nachher. Der Wagen glitt über die Brücke, an der grünen Insel vorbei, die im Strom schwamm. Ein paar Pfauen zogen hochmütig und feierlich ihre bunten Schleppen über den Kies im Sonnenschein. Aus dem Kafseegarten tönte Musik. Er sah Helle Kleider unter den alten Linden schimmern. Er dachte an die Stunde bei Tisch und an das müde, blasse Gesicht seiner Frau. Was hatte sie nur auf einmal? Diese leidende Miene vertrug er nicht. Lieber ein kurzes, heftiges Gewitter. Sie war überhaupt verändert, seit — ja, seit jenem Sonnabendnachmtttag, als dieses Mädchen in sein Haus gekommen war. Ich habe ein reines Gewissen, dachte er. Was habe ich denn verbrochen? Er behandelte seine Frau ritterlich, er verwöhnt« sie unh kümmerte sich nie um das, was sie tat. Er ließ sie wallen, aber in seiner persönlichen Freiheit ließ er sich nicht beschränken. Und an dieser Grenze waren sie eben angelangt. Die Anstalt tauchte vor ihm auf. Man sah die Irren in ihren blauweißen Kitteln die Kartoffelfelder bearbeiten. Die grün umbuschten Villen der Aerzte schauten hell aus bunten Blumengärten. Diese Anstalt bildete eine Kolonie, eine kleine Stadt für sich, und sah aus, als sei man dort ««1 aufgehoben. Eine breite schattige Lindenallee führte -um EtngangStor. Ein Paar ging vor ihm her, das ein Bündel trug, für einen tranken Gast der Anstatt wahr scheinlich. Der Anstaltsleiter, Professor Glimer, kam ihm schon am Tor entgegen. „Eiye schöne Wirtschaft haben wir hier! Gut, daß Sie gekommen sind!" Die Frau des Versiche rungsdirektors war vorhin angetommen, um ihren Mann abzuholen. Aber der weigerte sich, mitzugehen, und als He ihn mit Gewalt zum Wagen bringen wollten, hatte er einen Tobsuchtsanfall bekommen und saß nun in der Gummizelle. Er rief nach Bothmer, seinem Freund und Vertrauten. Er verlangte ein Gutachten, daß er noch nicht gesund sei, um entlassen werden zu können. Er liebte die Wärterin Polly und wollte sie heiraten; er konnte nicht mehr ohne sie leben. Polly war eine aufgeschwemmte, pockennarbige Witwe, Mitte Vierzig. >02 und 1050 verwertbar, die Type 812 war reichlich angeboicn. lloggenmehl war über Bedarf vorhanden. Futtergetreide ge langte nicht an den Berliner Platz. Von Umsätzen in Jndn- 'triegerste war nichts zu beobachten. 13. November. l862: Der Dichter Ludwig Uhland in Tübingen gest. (geb. 1787.) , Sonne: A.: 7.18, U.: 16.11; Ai ond : U.: 0.50, A.: 13.36. Rtm-k«mk NeichSsender Leipzig Freitag, 12. Novemvcr 6.30: Aus Königsberg: Frühkonzert Stabsmusilkvrps im Lustkreis 1. — 8.30: Aus München: Froher Klang zur Arbeits pause. Die Münchener Funkschrammeln. — 9.30: Schnipp, schnapp, Scher' und Buntpapier. — 10.00: Unsere Hände bauen dein abgebranntes Haus. Hörspiel von Werner Eckhardt. — 10.30: Aus München: Sport in den Führerschulen der Hitler. Jugend. — 11.00: Sendepause. — 11.35: Heute vor . . . Jahren — 14.40: Die Herkunft unserer Obstarten. — 12.00: Aus Witten berg: Musik für die Arbeitspause. Der Musikzug der SA.-Stan darte 20. — 13.15: Aus Saarbrücken: Mittagskonzert. Das Landcssinfonieorchester Saarpjalz. — 14.10: Musik nach Tisch (Jndustrieschallplatten und Aufnahmen des Deutschen Rund funks.) — 15.00: Mit uns singet, mit uns springet! — 15.15. Kaplein Klumbumbus und die Seeschlange. Bunte Stunde. — 16.00: Vom Deutschlandsender: Musik am Nachmittag. DaS Unterhaltungsorchester des Deutschlandsenders. — 18.00: Weite Welt. Buchbericht. — 18.20: Jagdliches Brauchtum. — 18.40: Musikalisches Zwischenspiel. — 18.50: Umschau am Abend. — 19.10: Ans Merseburg: Die Wehrmacht singt! Unsere Flieger singen. — 20.00: Ans Halle: Luftig und froh aus Welle drei-acht- zwo! Großer bunter Abend. — 22.20: Kunstbericht. — 22.30: Nordische Klaviermusik. Es spielt der norwegische Pianist Birger Hammer. — 23.00 bis 24.00: Vom Deutschlandsender: Nachtmusik. Kapelle Emanuel Rambour und Solisten Leutschlandfender Freitag» 12. November 6.30: Fröhliche Morgenmusik. Kapelle Erich Schneidewind — 9.40: Kleine Turnstunde. — 10.00: Aus Hamburg: 808. Hör szenen vom stillen Heldentum an Deutschlands Küsten. Von Rudolf Kinäu. — 10.30: Sendepause. — 11L0: Sendepause. — 11.40: Der Frost kommt! Schadenverhütung im HauS, Hos und Feld. Anschließend: Wetterbericht. — 12.00: AuS Bremen: Musik zum Mittag. Das Fredo-Niemann-Blasorchester. — 13.15: Aus Bremen: Musik zum Mittag. Willy Horsten (Bart- ton), die Bremer Stadtmusikanten. — 14.00: Aus Berlin: Ka pelle Egon Kaiser spielt. — 15.15: Kinderliedersinaen: Lieder aus Siebenbürgen. — 15.40: Mein Name ist Hase, ich Weitz alles! — 16.00: Musik am Nachmittag. Das Unterhaftunas orchester des Deutschlandsenders. In der Pause um 17.00: Die Ahnfrau Erzählung von Karl Lerbs — 18.00: Stadtväter sitzung in Schilda Heitere Szene von Gotthard Wloka. — 18.25; Fantasien aus der Wurlitzer Orgel. Hans Hennig Osterloli spielt. «Ausnahme.) — 18.45: Mit der „Nordmecr" über dein Ozcan. Ein Erlebnisbericht von Ernst H. Fischer. — 19.10: Oskar Joost spielt zur Unterhaltung. — 20.00: Männer im Mond. Lustiges Spiel von Hellmuth Unger. — 21.15: Der Tag klingt aus! Mit einem Lob des Schlafes von A. A. Kuh nert. Der Kammerchor des Deutschlandsenders und Solisten — 22.30 bis 24.00: Nachtmusik. Kapelle Emanuel Rambour und Solisten „Ja, Verehrter! Die Liebe fällt nicht immer auf ein Rosenblatt", sagte der unglückliche Direktor. «Und die Frau?" fragte Bothmer. „Lire ptzl ausgelost tn meinem Zimmer und heult. Jie will Sie auch sprechen. Sie müssen es fertig bringen, was uns nicht gelang. Ich möchte das nämlich ohne Aufsehen machen, damit wir ihn endlich los sind." Es kam oft vot, daß sich die Pattenten so an das ruhige, geordnete Leben in der Anstalt gewöhnten, daß sie nicht mehr fort wollten. Sie hatten keine Sorgen hier, es wurtze ihnen alles ferngehalten, sie vergaßen ihre Pflichten, ihre Familie, und wenn sie entlassen werden sollten, weinten sie und wollten bleiben. So war es auch hier. Nur handelte es sich hier um einen höheren Beamten, der seine Stelle verlor, wenn er nicht endlich nach Hause kam. Der Versicherungsdirektor tobte in seiner Zelle, man hörte ihn schon von weitem. Als Bothmer eintrat, warf er sich an seinen Hals und umklammerte ihn, als wollte er ihn erwürgen. „Sie sind mein Retter, mein einziger Freund!" rief er aus. Man ließ Bothmer mit dem Kranken allein. Er setzte sich zu ihm und begann auf ihn einzureden, aber der Kranke unterbrach ihn aufgeregt: „Aha, Sie sind also auch mit im Bunde? Dann hätten Sie sich nicht herzubemühen brauchen. Ich suche Verständ- nis für meine Lage." Er schilderte diese im Flüsterton, denn der Wärter war vor der Tür postiert, der gehörte auch zu seinen Feinden. Er ließ sich zu einer Beichte herbei und schilderte Bothmer die Reize der Polly. „Es ist der einzige Mensch, der Verständnis für mich hat!" Bothmer machte dem Manne klar, daß seine Stellung aus dem Spiel stand. Die Versicherungsgesellschaft hatte ihm eine Frist gesetzt. Sie wollte ihn nicht länger be urlauben. „Sie sind gesund — was wollen Sie noch hier? Außerdem haben Sie doch eine Frau. Sie sitzt hier und wartet auf Sie." „Ich will ein zweites Leben anfangen, das alte hinter mich werfen wie eine Nußschale." Was lag ihm an der Gesellschaft? Er liebte Schwester Polly und sie ihn, alles andere war ihm einerlei. „Wenn Sie mir nicht helfen wollen, hätten Sie auch zu Hause bleiben können", sagte er zu Bothmer. Als die Frau im Wartezimmer diesen Entschluß erfuhr, verfiel sie in einen Wetnkrampf. Man mußte alle Künste aufwenden, bis sie sich zur Heimreise entschloß, während der Mann wieder auf sein Zimmer gebracht wurde. lFoeksehung folgt). Virile 668 KU