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Zwei Fabre Haus des Deutschen Handwerks Stätte glanzvoller Ueberlieferung und starken Lebenswillens Leistungsschau und Zeichen der Opferfreudigkeit des Handwerkerstandes Ms vor kurzem amerikanische Friseure ihre Berliner BenifSkameraden besuchten, kamen sie auch in Vas Haus oes Deutschen Handwerks in ver Ncustädtischen Kirch- siraße. Immer wieder versicherten sie, daß ihnen dieser Besuch ein Erlebnis war, und ihr Führer, Mr. Richard aus New York. sagte sogar ganz ergriffen: „So ein Haus DaS HauS vcS Deutschen Handwerks in Berlin. ansialtungen viem. Dreier Rani» ist wirklich sehenswert: Ganz mit edlem deutschem Holz ausgekleidet, fensterlos gefügt, durch die gläserne Decke voll vom Tageslicht durch flutet. Bei dem weiteren Nuudgang durch das Haus kommen wir über die breite Treppe mit dem schönen Keramikgelän- -er und schließlich an der geschnitzten Reichshandwerkslade im ersten Stock vorüber. Wir staunen über die schweren Eichentüren aus den Hellen, weiten Gängen, von denen jede in meisterhafter Schnitzarbeit das Wappsn einer deut schen Stadt trägt Und wir hören, datz diese 9l geschnitz ten Eichemürcn Stiftungen der Handwerkskammern oder Kreishandwerkerschaflen sind Während wir dann daS Arbeitszimmer des Neichshandwerksmeisters mit seinen schweren Möbeln in musterhafter Tischlerarbeit, seinem reichen Schnitzwcrk und den schmiedeeisernen Lampen be trachten, durch den Naum der Landesbandwertsmeister, das „Saarzimmcr' genannt, gehen und einen Blick in den überaus würdigen Saal des handwerklichen Ehren- gerichtshoseS nm, dessen Türen und Wände mit schön- gemasertem Kiefernholz gdtäfeli sind, erzählt uns unser ireundlicher Führer, wie dieses Haus entstand. Ursprünglich Hane der Neichsstand des deutschen Handwerks seinen Sitz in Hannover Als er im Herbst !933 nach Berlin übersiedelte, nm seine Zusammenarbeit mit der Partei und den Behörden zu erleichtern, stand das Handwerk in einem grundlegenden Umbruch. Es wurde nach den Handwerksgcsetzen des Führers unter einheit licher. klargerichtcier Leitung zusammengefatzt. Aber iv dem Matze, wie die Ausgaben der Organisation wuchsen und damit die Zahl der Mitarbeiter, ergab sich auch die Notwendigkeit eines Hauses, das dem Handwerk gehört. Es sollte mitten im pulsenden Leben der Stadt liegen, da zu in der Nähe der Ministerien und der Bahnhöfe. Da fand der Neichsstand dieses Haus, das ursprüngliche Armee-Marinehaus ist doch nur in Deutschland möglich, so praktisch und gleich- zeitig so mit Gemüt erfüllt.' Das fällt uns ein, wenn wir mit unserm Besuch aus dem Reich auf dem Wege vom Bahnhof Friedrichstraße nach den Linden durch die Neustädtische Milchstraße kom men. Wie so oft stehen hier Menschen vor dem Eingang zum Handwerkshaus und betrachten das kunstvolle schmiedeeiserne Gitter, das schon eine Sehenswürdigkeit geworden ist, ebenso wie überhaupt das ganze Haus. Hier hat ein Meister seines Handwerks in zierlichem eiser nem Gerank Handwerkerfiguren aus Sage, Märchen und Volkslied sinnreich und bezichungsvoll gestaltet. Wir kennen das Haus und wissen, daß der Hand werkskamerad aus Amerika recht hat. Was er sagte, hat wohl bisher jeder empfunden, der dieses Haus betrat, sei es zu ernster Arbeit oder als Gast festlicher Stunden. Also zeigen wir es unserem Gast, er wird eine schöne Erinne rung mehr mit nach Hause nehmen. Wir treten tn die schöne Halle, die ganz mit in warmem Grau getönter Keramik ausgekleider ist. Feierlich gedämpft fällt Vas Licht durch ein großes Glasgcmälde, das ein Er- innerungsmal für die Kämpfer des Weltkrieges und der Bewegung ist. Hier stehen auch die Büsten des Führers und Hindenburgs, der dem Handwerk immer ein treuer Freund gewesen. Zwei schmale Pfeiler tragen, ebenfalls in Keramik, die Berufszeichen der 51 Neichsinnungs- verbände, der fachlichen Gliederungen des Reichsstands des deutschen Handwerks. Wir gehen links durch die Glastür in ven Hellen Aus stellungsraum. in vem wechselnde Schauen vom vielseiti gen Können unseres Handwerks Zeugnis ablegen. Augen blicklich zeigt"'Vas Malerhanvwerk, wie es mit Hilse der neuen Werkstoffe im Wohnungs- und Siedlungsbau durch farbige Behandlung Ver Mauern unv Ves Holzwerks Be haglichkeit und Lebensfreude schafft. Mitte Oktober wird eine interessante Schau des Buchbinderhanvwcrks eröffnet wervcn <wr einer Flügeltür zur Seite bleibt jeder Besucher verwunden stehen. Unv das mi, Recht, denn diese Tür ist ein kleines Wunderwerk ver Jntarsienkunst: wir be wundern die feinen in Einlegearbeit ausgeführten Bilder von Handwerkern. Was mag wohl viese kostbare Tür verbergen? Sie öffnet sich und wir blicken in den großen Sitzungssaal, der ernsten Beratungen und feierlichen Per- Blick durch Vic Türen mit kunstvollen Fntarsicnarbcitcn in den großen Sitzungssaal des Hauses Nun galt es, Vie Mittel für Ven Hausbau zu beschaf fen. Jeder deutsche Handwerksbetrieb steuerte eine Reichs mark bei, und darüber hinaus ging eine Fülle von Sach spenden ein. Alles, was in diesem Hause über Vie nackte Notwendigkeit hinausgeht — Vie Sleinfiguren am Eingang, das schöne Gitter, der Schmuck der Ebrenhalle und ves Sitzungs saales, die Einrichtung, der so eben besichtigten Räume im er sten Stock — alles ist, wie die geschnitzten Türen, von Hand werkskammern und Kreisband werkerschaften. Reichsinnungs- verbänden undJnnnngen. .Hand werksverlagen unv Handwerks- Versicherungen gestiftet worden. Dieses Haus wurde also nicht eines Tages dem Handwerk fer tig übergeben, sondern cs ist so gewachsen wie Ver ideelle und organisatorische Aufbau des Handwerks selbst, und die Hand werker haben cs sich mit ihren Spargroschen selbst erbaut und eingerichtet An diesem Hause ist alles, soweit wie irgend möglich. Handwerksarbeit Das Haus ist nicht nur ein zeitgemä ßes, zweckmäßiges Bürohaus, sondern zugleich eine Leistungs schau ves gestaltenden Hand werks und ein Zeugnis für seine SwkerkrenNiakeii Fassade und schmiedeeisernes Gitter am Portal des Hauses des Deutschen Handwerks. Reliefs und Figu ren symbolisieren die Arbeit des Handwerks. Aufnahmen: Henschke <3), Bieling 12) — M. Aber es ist nur der würdige Rahmen für etMs Wich tigeres. nämlich für die ernste Arbeit, die hier voM Reichs Handwerksmeister — Vas Am« versteht gegenwärtig ver Malermeister Lohmann — seinem Generalsekretär Dr. Schüler und allen seinen andern Mitarbeitern geleistet wird. Von diesem Hause gehen lebendige Energien aus. hier ist immer ein Leben wie in einem Ameisenhaufen. Bürokratie hat hier keinen Platz; die ständig wechselnder Aufgaben, die der Tag bringt, werden weitsichtig und praktisch gelöst. Häufig kommen ausländische Handwerks führer ins Haus, denn das Gebäude in der Neustädtischen Kirchstraße ist selbst im Auslande schon ein Begriff unv ein Vorbild geworden wie die neue deutsche Handwerks gesetzgebung und die auf ihr beruhende praktische Hand- Werksförderung im Dritten Reich. Klein ist der Aufgabenkreis des Reichsstandes nicht und hier ist nicht der Naum, um auf alle Einzelgebietc seiner Arbeit einzugehen. Seine wichtigsten Aufgaben liegen in der kulturellen und wirtschaftlichen Förderung des Handwerks, wobei dos Wirtschaftliche eine bedeut- same Vorbedingung der kulturellen Leistungssteigerung ist. Gestaltende Handwerker sind immer Gestalter ihrer Zeit gewesen; das lehr« uns das Beispiel der großen Mei- fier des Mittelalters, die als schöpferische Geister aus einem hochgeachteten, wirtschaftlich gesicherten Handwerker stand herauswuchsen. Es wird Han gearbeitet in diesem Hause; still unv selbstverständlich erfüll, jeder seine Pflicht für Führer unv Volksgemeinschaft. Es ist die schöpferische Kraft und die ewig junge Lebcnsnähe des Handwerks, die dieses Haus tn so kurzer Zeit mit so starkem Eigenleben erfüllen. Der gute Schutzgeist dieses Hauses aber lieg, in dem Wort des Führers, das wir an ver Wand über der Rcichs- handwerkslade lesen: „Es ist mein Wunsch und Wille, datz vas deutsche Handwerk, ver wurzelt in ehrwürdiger Ueberlicferung. im Schutz vo ii P o lk ii n V Siaai. e i n er n e u r " B lüte e n > " <' o e " i '' " ' Rechts: Die Säu len in der Ein gangs halle tra gen die Wappen ver 51 Ncichsin- nungs- verbände, manche sind sehr alt, an dere wur den neu geschaf fen. LinkS: Im Se- minar für Hand- Werks- künde können Studie rende ar- bcitenund daS Ma terial der Biblio thek und des Ar chivs be nutzen.