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dir vielen Parteitagsgäste dem Führer begeisterte Huldi gungen. Auf dem Bahnsteig schritt der Führer unter den Klän gen der Lieder der Nation die Front der Ehrenabteilung der SS.-Standarte „Deutschland" ab. Zur Verabschie dung hatten sich u. a. eingefunden: Gauleiter Streicher, SS.-Obergruppenführer Schmauser, Hauptdienstleiter schmeer, Generalbauinspeltor Prof. Speer, Oberbürger, meister Liebel. Mit dem Führer verließ auch sein Stell- oertreter, Reichsminister Rudolf Heß, Nürnberg. AimrMWe Schreümrtzerrrlchast Die Beziehungen zu Valencia abgebrochen. Der Frontberichterstatter des national-spanischen Hauptquartiers in Salamanca teilt mit, daß der Anarchistenhäuptltng Belarmio Tomas sich als Vor- sitzender eines anarchistischen „Direktoriums" zum ober sten Gewalthaber in Asturien gemacht und eine Mord- kampagne eingeleitet habe. Die ersten Opser des anarchistischen Blutbades seien die ausländischen Militärberater geworden, die TomaS für hauptschuldig an der Niederlage in Nordspanien an- gcbe. Auch die „Offiziere", die in der baskischen Armee und in Santander ein Kommando hatten und sich dann nach Asturien flüchteten, seien zum größten Teil erschossen worden. Unter diesen befänden sich der „Oberstleutnant" Callcjo, der frühere „Generalstabschef" der baskischen Heerhaufen, sowie der frühere marxistische Militär kommandant von Santander „Major" Payo. Tomas hat, so heißt es in der Meldung des Front- berichterstatters weiter, die Beziehungen zu Valencia ab-! gebrochen. Der Valencia-Ausschuß hatte verlangt, daß ! die Anarchisten den sowjetrussischen Konsul Urribarri! nicht erschießen sollten. Die jetzigen anarchistischen Ge-! walthaber haben für ihre Flucht, die für den letzten Augenblick anberaumt worden ist, das Kriegsschiff „Ciscar" und noch ein anderes Schiff im Hafen von! Gijon bereitliegen. Das Kriegsschiff ist ausschließlich für > diesen Zweck bestimmt und hat den Hafen bis jetzt z»! keiner anderen Fahrt verlassen. GelMtele himpttinge observiert Nach amtlichen Feststellungen befinden sich in Süd srankreich augenblicklich 65 000 spanische Flüchtlinge, die >zum größten Teil aus Nord-Spanien stammen. Die von Valencia bis vor kurzem an die baskische „Regierung" monatlich bezahlte „Unterstützung" von 60 Millionen Pe- . seien ist von dem Valencia-Häuptling Prieio aufgekündigt worden. Zu diesem Zweck fand in Bayonne eine Sitzung fder geflüchteten Basken-„Regierung" statt, auf der die Mitteilung Prietos, die in sehr bestimmter Form abge faßt ist, verlesen wurde. Prieto begründet den Beschluß der „Valencia-Regierung" damit» daß bei einer Weiterzah- > lung des genannten Betrages — die in französischen Fran ken umgewechselt werden müßten — ein weiterer Sturz der Valencia-Pesete herbeigeführt werden würde. Auch in Valencia scheint man also von der Existenz der famo sen baskischen „Regierung" nichts mehr wissen zu wollen. Ein großer Waldbrand in der Nähe von Avignon nimmt immer bedrohlichere Ausmaße au. Die Ortschaften Meriudol und Börrys mußten bereits geräumt werden. Militär, Feuer- wehr nnd Bevölkerung kämpfen mit allen Mitteln gegen eine weitere Ausdehnung des Brandes, doch greifen die Flammen, aufgepeitscht von heftigen Mistralwinden, noch weiter um sich. Sum Tode Masaryk Prag rüstet zur Totenfeier für Masaryk. Die erste große Trauerfeier wurde vom tschechischen Nationalrat veranstaltet. Ihr schloß sich eine Stunde später eine feier liche Kundgebung der tschechischen Sokol-Gemeinde an. Mittags setzte auf Anordnung des Prager Erzbischöflichen Ordinariats das feierliche Geläute aller Kirchenglocken der Prager Erzdiözese ein. Auf Schloß Lana wurde die Totenmaske Masaryks abgenommen. Die Aufbahrung erfolgte im Schloß Lana in den Abendstunden. * Mit dem Altpräsidenten Masaryk scheidet der Mann aus dem Leben, dem der tschechoslowakische Staat vor allem seine Existenz verdankt. Masaryk war während des Weltkrieges als Verbindungsmann der zahlreichen Ge heimorganisationen tätig, die eine einheitliche Erfassung der im Ausland lebenden Tschechen herbeiführen sollten. In Frankreich und vor allem auch in den Vereinigten Staaten von Nordamerika bereitete er damals den Boden, nachdem er zuvor Rußland fürseineSache gewonnen hatte. Ihm war es in den Jahren l9l7 bis zum Früh jahr 1919 gelungen, die in Rußland lebenden Tschechen in der sogenannten „tschechischen Legion" zusammenzufas sen, um sich am Verhandlungstisch auf eine bewaffnete Macht stützen zu können. In Washington gelang.es ihm denn auch, den Präsidenten Wilson zur Aenderuna seines Weltbild (M Thomas Garrigue Masaryk wurde am 7 März 1850 in Göding in Mähren geboren und zunächst zum Handwerker er zogen. Die Förderung durch wohlwollende Lehrer ermöglichte es ihm jedoch, das deutsche Gymnasium in Brünn und später ein Gymnasium in Wien zu besuchen. I» Wien besuchte er auch die Universität und habilitierte sich dort 1879 als Dozent für Philosophie. Drei Jahre später erhielt er einen Lehr stuhl in Prag, wo im Jahre 1896 seine Ernennung zum ordent lichen Professor erfolgte. Schon während seiner Wiener Lehr tätigkeit betätigte Masaryk sich politisch in national-tschechischem Sinne. Er gründete die Tschechische Realistenpartei, die sich später mit den Jungtschechen vereinigte, die ihn 1891 in den österreichischen Reichsrat entsandten. 1900 gründete Masaryk die Tschechische Volkspartei und trat gleichzeitig mit philo sophischen und historischen Werken hervor, mit denen er den Zerfall der österreichisch-ungarischen Monarchie in tschechisch demokratischem Sinne zu beeinflußen suchte. 1907 und 1911 wurde er wieder in den Reichsrat entsandt. Bei Beginn des Weltkrieges trat er in offene Opposition gegen den alten Staat. rn ven verannten 14 Punkten ausgestellte«» Programms zu bewegen und an Stelle der geplanten Autonomie die voll«! kommens staatliche Selbständigkeit der Tschechen und Slo^ waken in die Friedensbedingungen einzubeziehen. Une»! müdlich arbeitete Masaryk für den neuen Staat, die tsche choslowakische Republik. Er wußte, daß in dem neuen Staat eine Millionenzahl Deutscher leben würde, denn! auf das ganze große sudetendeutsche Gebiet wollte er bei! der Abgrenzung des neuen Staatswesens nicht verzichten, j In der Erkenntnis, daß in dem neuen Staatsgefüge sich das Nationalitätenproblem als schweres Hindernis im! Laufe der Zeit geltend machen würde, gab er im Früh-! jahr 1918 in einer Rede in Kiew die Erklärung ab, daß' er lein staatsrechtliches Programm wünsche, das gegen! die Deutschen gerichtet sei. Er sehe gleichsam eine Ehren aufgabe darin, mit den Deutschen einen ehrenvollen Frie-! den zu schließen, damit jeder für sein Volk ruhig arbeiten! könne. Seine Taten haben indessen mit jenen klugen Wor ten nicht Schritt gehalten. Das furchtbare Schicksal der Sudetendeutschen spricht eine beredte Sprache. Das von Masaryk zweifellos als richtig erkannte und proklamierte, Selbstbestimmungsrecht der Völker vermochte er während seiner Amtszeit nicht zur Anwendung zu bringen. Der Tod Masaryks hak in Wien angesichts der engen Ver knüpfung seiner Persönlichkeit mit der Geschichte des alten Oester reich starken Widerhall gefunden. Das „NeuigkeitSweltblatt" unterstreicht, Laß Masaryk im Bunde mit der westlichen Frei maurerei Oesterreich-Ungarn zerstört habe. Die Beziehungen mit! ihr hätten ihm zum Ruhme eines Staatengründers und auf den Präsidentensessel der neuen tschechoslowakischen Republik vechol- fen, deren Errichtung Masaryk zwar mit dem Hinweis auf das Sclbstbestimmungsrecht der Völker betrieben habe, die jedoch selbst dieses Selbstbestimmungsrechk nicht geachtet habe. Masaryk Habs die Fehler, die er an dem Bau der alten österreichischen Monar chie getadelt habe, auf seine eigene Staotsgründung übertragen. Der dem ungarischen Außenminister nahestehende „Pester! Lloyd" schreibt in einem Nachruf, Latz Masaryk einer der Staats männer war, der für die Zertrümmerung des tausendjährigen un garischen Slephansreiches in erster Linie verantwortlich war. Das Blatt stellt weiter fest, datz ohne Masaryk vielleicht der neus tschechische Staat niemals entstanden wäre. Heute, am Todestags des Staatspräsidenten, befinde sich die tschechoslowakisch« Repub lik in einer schwierigeren Lage als je seit ihrer Geburt. Mr Chichibu danlt dem Führer Bewunderung des gewaltigen Aufstieges Deutschlands. Prinz Chichibu von Japan hat aus Bremen an ven Führer das folgende Telegramm gerichtet: „Im Begriff, das deutsche Reichögebiet zu verlassen, ist cS mir ein Bedürfnis, Euerer Exzellenz meinen herzlichste» Dank für jede mir erwiesene Liebenswürdigkeit auszusprechen, mW meiner dankbaren Anerkennung für die Aufmerksamkeiten, die mir von der Reichsregierung und auS allen Kreisen deö deutsche» Voltes erzeigt wurde«, Ausdruck zu geben. Ich scheide von hier mit dem Gefühl der Bewunderung des gewaltigen Ausstieges Deutschlands, sowie mit den innigsten Wünschen für daS Wohlergehen Euerer Exzellenz und für das Blühen und Gedeihen des ,« neuer Macht erstandenen Deutschen Reiches Prinz Chichibu von Japan/ 17. September. >631: Sieg Gustav Adolfs von Schweden über Tilly ber Breitenfeld. Sonne: A.: 5.36, U.: 18.11; Mond: U.: 1.52, A.: 16.32. ß. Fortsetzung.) -, F! Peter Velten hatte es stets bedauert. Er hatte seit jenen Tagen nicht so recht den Weg zu den Frauen ge funden. Das stete Bereitsein und die liebevolle Güte seiner Mutter, die seit dem frühen Tode des Vaters nur für ihn lebte, mochte ebenfalls daran schuld sein. Der junge Ingenieur war anspruchsvoll und zugleich furchtsam vor einer Enttäuschung. Er übersah den Faktor, daß den jungen Mädchen die Erfahrung und Ausgeglichenheit des Alters notgedrungen fehlen mußte. Trotz allem hatte er so manches Mal den Freund ber- mißt. Es gab immer Dinge, bei denen die Mutter nicht zu folgen vermochte. Deshalb reichte er dem Freunde mit offener Herzlich keit die Hand. „Georg, du! Das ist aber eine Ueberraschung!" Sie gingen miteinander die nachtdunkle Straße hinab. Der Gleichklang ihrer Schritte dröhnte auf dem Pflaster. Keiner wußte von dem anderen, ob es für ihn der richtige Weg nach daheim sei; die Freude des ersten Wiedersehens schlug über ihnen zusammen. Sie lenkte den jungen Ingenieur für Augenblicke von der soeben gehabten Unterredung ab. Das Schicksal des Freundes hielt ihn in Bann, trotzdem es nicht allzuviel nab, was res Erzählens wert gewesen wäre. Der Freund baue nach Beendigung seiner Ausbildung eine ihm zu sagende Beschäftigung an einer großen Berliner Bank gefunden. P^r Velten mußie bann von sich berichten. Dabei sta.lv die Enttäuschung wieder riekengroß vor ihm a,f; er glaubte wieder dis schwere, dunstige Luft des Zimmers zu atmen, das er vor wenigen Minuten verlassen hatte. „Wir müssen einen Weg findenI" Der Freund war der gleichen Ansicht. „Ich hatte es für ausgeschlossen, daß du diese Absage so einfach zur Kenntnis nimmst, Peter!" sagte er. „Aber was gedenkst du zu tun?" Seine Worte klangen ruhig, ein wenig Trauer schwang mit, von dem Freund in der ersten Minute des Wieder- jehens so Wriig Erfreuliches zu hören, . In diesem Augenblick befiel den jungen Ingenieur wieder die ganze Enttäuschung, die jene Mitteilung her- vorgerusen hatte. Fast gewaltsam brachte er in die erste Freude des Wiederfindens eine Dissonanz hinein, als er den anderen nachäffte: -- „Was gedenkst du zu tun? Was wirst du anfangen? Als ob ich das jetzt schon wüßte. Es ist viel leichter, un bequeme Fragen zu stellen, als dem anderen mit einem gutgemeinten Rat zu helfen. Was würdest du denn in meiner Lage tun?" ! Der andere begriff die verständliche Erregung und lenkte ab. ! „Du hast recht, Peter Velten! Es ist unmöglich, darauf sofort zu antworten. Ich wüßte im Augenblick auch keinen gangbaren Weg." ! Die so bewußt zur Schau getragene Ruhe des Freundes ging ein wenig auf den jungen Ingenieur über. Trotzdem sprach er kein Wort mehr, als der andere ihn bis vor seine Wohnung brachte. „Gute Nacht, Peter! Nimm es nicht so schwer!" „Gute Nacht, Georg!" Sie beschlösse», sich fortan nicht mehr aus den Augen zu verlieren. Es war wichtig für das Leben, einen Freund zu besitzen. Peter Velten empfand diese Begegnung als Ausgleich, de» das Schicksal ihm unbedingt schuldig war. In seinem Zimmer angekommen, saß er noch lange am Schreibtisch und rechnete alle die von ihm aufgestellten Zahlen, die ihn zu seiner Erfindung führten, noch einmal durch. Schritt für Schritt — er blieb trotz allem der An sicht, daß er alles logisch und folgerichtig aufgebaut hatte. Warum die Herren wohl mit einen, Male auf einer Ab lehnung bestanden? Aber Wancken wußte es ja auch nicht! Man mußte abwarten! In den nächsten Tagen blieb der Helle Platz am Fenster leer. Er gehörte dem Ingenieur Peter Velten. Und noch nie hatte das Telephon so oft die Stille der zeichnenden Kollegen unterbrochen wie an diesen Tagen. Es war immer die ruhige Stimme der Sekretärin Elke Amelong: „Herr Velten möchte sofort nach Erscheinen zu Herrn Direktor Wancken kommen!" Aber Peter Velten erschien nicht. Seit dem Abend, da Gerd Wancken ihm die Eröffnung über die Ablehnung seiner Erfindung gemacht, hatte sich alles in seinem Leben verschoben. Alle Werte, an-die er bisher geglaubt, waren zusammengestürzt. Schwarz war »licht mehr schwarz und Weitz «richt mehr weiß. Er fand sich nicht zurecht. — - — - . . . .... Aber dann hatte ihm sein ermüdetes Gehirn doch einen gangbaren Weg gewiesen. Aber auch von diesem wußte Peter Velten nicht, ob es gut oder schlecht war, ihn zu gehen. Einerlei — er würde es tun! So hatte er am dritten Tage seinen Platz im Konstruk tionsbüro wieder eingenommen. War dann in das Zimmer von Gerd Wancken gegangen, als man ihn rief. Gegen das Fensterkreuz gelehnt, stand der zweite Direktor Gerhard Nolten. Er schien die tanzenden Sonnen strahlen zu bannen, die Eingang in das Zimmer suchten. Aus seinem schwammigen Antlitz lag ein Zug hochmütiger Verschlossenheit. Man konnte nicht ahnen, daß sich darunter leise Beklommenheit verbarg. Gerd Wancken saß in seinem Sessel am Schreibtisch. Ihm gegenüber zwei andere Herren des Aufsichtsrats. Und dann ergriff Wancken das Wort. Heute hatte seine Stimme nichts von jener Wärme, mit der er dem jungen Ingenieur vor einigen Tagen die Eröffnung gemacht hatte. Seine Worte klangen kalt und beherrscht und vereisten die Atmosphäre des Zimmers noch mehr. .. „Wir haben Ihre Erfindung einer nochmaligen Durch prüfung unterzogen, Herr Ingenieur Velten. Und wir sind dabei zu dem Ergebnis gekommen, daß sich die un geheuren Koste», nicht rechtfertigen. Wir müssen sie des halb ablehnen!" Einen Augenblick sah es so aus, als wolle Peter Velten etwas erwidern. Aber da traf ihn ein warnender Blick aus den Augen des Sprechers. „Er steht zu seinen Worten, die er mir vor wenigen Tagen im Anschluß an diese Eröffnung sägte", fühlte Peter Velten bei diesem Blick. „Er hat jenen kurzen Satz nicht vergessen, wir müssen einen Ausweg finden, Peter, Velten!" Und wohl nur deshalb verbeugte er sich kurz und knapp und verließ das Zimmer. Als die Tür hinter ihm ins Schloß fiel, löste sich, Gerhard Nolten von seinem Platz am Fenster. „Er nahm diese Eröffnung, die ihn doch ungeheuer überraschen mußte, ja so merkwürdig ruhig auf", sagte er lauernd und trat einige Schritte in den Raum hinein. „Hatten Sie nicht auch diesen Eindruck, Herr Direktor Wancken?" Aber Gerd Wancken würde nie mehr den Fehler be gehen, seinen Gegner zu unierschätzen. Und Nolten, schow ganz und gar nicht. . _ . IForlsehung folgt.)