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kommenden Sonntag beginncnv^n Punktspiele. Der GaufUyre« ging von den unliebiainen Vorkommnissen aus, die sich auch ii der vergangene» Spielzeit aus Fußballplätze» ereigneten uni stellte die entschiedene Forderung aus, dass in Zukunft von aller Beteiligten alles getan werbe, um solche Vorkommnisse ein jiu allemal zu unterbinden In längeren Darlegungen, die jede« Sporlsmann und jever anständige Mensch Wort für War« unterschreiben must, führte der Eausührer aus, dast nicht nm jeder Spieler zu einer vorbildlichen Sportausfassung anaehaltci werden müsse, sondern dast eine grundlegende Wand, lung in den Anschauungen über den Sinnoes Fußball- sports ei »treten must. Der Fußballsport sei ein Spori wie jeder andere und werde getrieben, um den Körper zi ertüchtigen, nicht.aber, um auf Sensation bedachten Zn schauern eine Schaustellung zu bieten, und auch nickt, um Eitel, keitsbedürfnisse eines Vereins zu befriedigen. Jever Vereins führer und Mannschastsleiter müsse seine Spieler zu einei Einheit von elf Kameraden erziehen und sie so gut in Zuchi halten, dast kein Spieler Anlaß zu irgendwelchen Beschwerden ' biete. In Zukunst werde in erster Linie durch die Schieds richter auf dem Spielfeld und in zweiter Linie durct das Fachamt und den Gau jede Unsportlichkeit schärf, stens geahndet werden. Gaufachamtsleiter Hunger führte aus: Da 1938 Deutsch land' sich an den Spielen um die Fußball-Weltmeisterschafts- spiele in Frankreich beteiligen werde, mußten die Meisterschasts- spiele in den Eaugruppcn früher beginnen. Die Punktspiele dei Gauliaa würden pausenlos in beiden Runden — vielleicht untei Zuhilfenahme der .Weihnachtsfeiertage — durchgesührt, uni rechtzeitig den Gaumeister zu ermitteln. Die Gauligaspiel« müßten vis 13. März beendet worden sein, weil an den beider letzten März-Sonntagen wahrscheinlich die Gaugruppenspiel« begönnen. Freundschaftsspiele dürften die Eauligamannschaf. tcn während der Punktsvielzeit nur dann durchfuhren, wcnr sie dafür besondere Genehmigung erhielten: die Genehmiqunx sei in jedem Fall vor Spielabschluß nachzusuchen. Bei Absteh lung von Spielern für National- oder Gaumannschaften blie. Len die Mannschaften in Zukunft nur dann punktspielfrei, wenn es sich um minoestens zwei Spieler handele — Anfang Sep. TöMver b^pnnen die Wochenenolebrnänge zur Schulung dzi GauligaschledsrWe^^le KaM beltnMff sollen, hast ein? e>m heitllche Auffassung In der Negelausleaung erreicht werde; an diesen Lehrgängen müßten alle Eauligaschieosrichter teilnehmen Gauamimann Hübner teilte zur Frage der Vergnügungs- steuer für Amateuroeranstaltungen mir, daß von den in Be. »rächt kommenden sächsischen Städten nur noch zwei diesc Steuer erheben. Dresden habe diese Steuer ab 1. Juli 1931 fallen lassen, nachdem Chemnitz und Leipzig den Anfang machten. Daß die Frage der Vergnügungssteuer für die Vereine ein« erhebliche Bedeutung besitze, gehe aus der Tatsache hervor, baf vor Aufhebung der Steuer ailecn aus den Eintrittsgeldern der 90 Punktspiele der Fußball-Gauliga rund 15 009 RM. Steuern abgeführt worden seien.— Der Sachbearbeiter der Deutschen Sporthilfe, Wetzel, teilte mit, daß für Unfallunterstützungen ini Gau Sachsen über 20 000 RM. ausaegeben worden seien und 80 verletzte Sportkameraden aus Sachsen in der Heilstätte Hohenlychen Ausnahme und Heilung fanden. Handball-Eauliga-Spiele Einige Mannschaften der sächsischen Handball-Gauliga tru. gen am Sonntag vor dem Beginn der neuen Punktspiele Freund, schaftsspiele aus. Spielvereinigung Leipzig besiegte Polizei- SV. 21 Leipzig mit 10:8. Fortuna Leipzig behauptete sich 6:2 gegen VV Luckenwalde. Guts Muts Dresden mußte einei Vezirksauswahlelf von Aussig einen knappen Sieg von 7:k überlassen. 2m Gau Mitte kam TSV 1867 Leipzig gegen Spiel vereinigung Meuselwitz zu einem überlegenen Sieg von 16:4. <kndkamps um die Bereinsmeisterschast der Leichtathleten In Dresden sanden die Endkämpfe um die sächsische Ver- elnsmeisterschaft der Leichtathleten statt. Es trafen die vier Männermannschaften der Kriegsschule Dresden, des Dresdner SC. des SC Wacker Leipzig und des ATV 1845 Leipzig zusam men. während bei den Frauen der Dresdner SC, der ATV 1848 Leipzig und eine Dresoener Städtemannschaft im Kampf stan den. Bei den Männern holte sich die Kriegsschule Dres den mit 11 439,05 Punkten den G a u m e i st e r t i t e l vor dem Dresdner SC mit 11 295,69 Punkten. Bei den Frauen erzielte ver Dresdener HC. obwohl ihm so gute Kräfte wie Kathe Kraust. Frau Gerschler und Frau Helvenmaier-Erieme nicht zur Verfügung standen das glänzende Ergebnis von 458,25 Punkten und gewann damit den Gaumeistertitel über legen vor dem ATV 1845 Leipzig, der mit 321,75 Punkten hinter seiner Leistung zurückblieb. Gaumeisterschasten im Mehrkampf in Mittweida In Verbindung mit den leichtathletischen Gau-Iugendwett- kämpsen wurden in Mittweida die Gaumeisterschasten lm Fünf- und Zehnkamps der Männer ausgetragen. F L n f ka m p s m e st e r wurde Laset. VsB Leipzig, mit 3282 Punkten vor Pöge, Döbelner SC, mit 3089 Punkten. 2m Z e h n k a m p s siegt« Pöge mü 5,85 Punkten vor Vein Fünikampsmeister Lasel, der mit 5471 Punkten nur knapp geschlagen blieb. Volkswirtschaft Berliner Efsektcnbörsc Die Aktienbörse vertehrie in ruhiger Haliung Die Kurse waren meist gut vehauplel, einige Sonderwerle wiesen Stei gerungen aus Denische Wassen <207,751 verbesserten sich aus 2l0. Auch Orenslcin war verhällnismäßig fest Zellstosswcrte erholte» sich etwas von den am Wochenende eingelretenen Ab- schwächungen Der Renten markt zeigte ein freundliches Gesicht. Altbeschanleihe erholte sich ans 128, Ninschuldungs- anleihe auf 91.55 Die Zeichnungen aus die neue Ncichsauleihe laufen weiter in erwartetem Umsang ein. Der Geldmarkt zeigte keine Ke»»zeiche» für eine be sondere Anspannung. Blankoiagesgeld stellte sich weiter aus 3,12 bis 3,37 Prozent- Am Devisenmarkt machte die Abwärtsbewegung des Pfundes Weiler schnelle Fortschritte. Der französische Franken >aa wenig verändert. Amtlicher Großmarkt für Getreide und Futtermittel zu Bertin. Die Zufuhren in Weizen und Roggen hielten sich etwa aus der Höhe der Vorwoche Weizen war zur prompten Lieferung leicht unlerznbringen, während Roggen zur sofortigen Liefe rung schwerer Abnehmer sand Ware zur spätere» Lieferung wurde sowohl in Wetzen als auch in Roggen gefragt. Weizen mehl hatte etwas ruhiges Geschäft. Auch zu Roggenmehl war die Unisahiätigkeii verhälmismäßig klein Fultergelreide war nicht am Marti. Indnstriegersle fehlte ebenfalls so gut wie ganz. Für Industriehaser zeigten die Fabriken nur geringes Kaiisinleresse. Von Braugerste wurden feinste Qualitäten be vorzugt und ausgenommen. Preisfestsetzung für Hühncrdier durch dle Hauptverelnl- gnng der Deutschen Eierwlrtschaft mit Zustimmung des Retchs- miuisiers sür Ernährung und Landwirtschaft in Rps le Slück sür waggonweisen Bezug, frachtfrei Empfangsstation, verzollt und versteuert, einschließlich Unlerschiedsbelrag, einschließlich Kennzeichnung, Verpackung und Banderolierung A> Inland- cier: G l «vollsrisch! Sonderklasse 65 Gramm und darüber ll,25. A 60 65 Gramm große 10,75, B 55 60 Gramm mittel große 10,25. E 50 -55 Gramm normale 9,50. T 45- 50 Gramm kleine ^.75, G 2 «srisch) Sonderklasse ll, A >0,50, B 10. C 9,25, T 8.50. anssoriierle «abfallende-Ware» 45 Gramm nnd darüber 8,75, do darunter 8. Enteneier in- und ansl Herkunst sortiert über 60 Gramm 10,50. do bis 60 Gramm 9.50 Bl Ausland» ciuer: Holländer, Dänen, Schweden Norweger, Finnen, Bel gier. Estländer, Irländer, Lellen, Litauer. Polen, Bulgaren, Ungarn, Jugoslawen, Türken. Rumänen. Argentinier, Chile nen Sonderklasse 10,75, A 10,25, B 9,75. C 9. D 8,25; Bul garen und Polen Original 54- 55 Gramm unsortiert 9.25. El Kühlhauseier: Sonderklasse lO. A 9,50. B 8,75. C 8.25, T 7.75. Aus dem Berliner Fleischgroßmark« vom Moniag sanden die Anlieferungen, obwohl der Fleischverbrauch kurz vor Ulti mo schwächer war. in allen Fleischsorien schlank Absa» Der Markt verlies aus der ganzen Linie glatt,und die Preise blie ben kür Rind-, Kalb- und Schweinefleisch sest, sur Hammel fleisch saft unverändert. Es wurde» gezahl«; l» RM sür 50 Kilogramm: Rindfleisch 52 78. Kalbfleisch 68 95. Hammel fleisch 75-103, Schweinefleisch ^0. do von auswärts 66 -70, aeräucherter Speck mager 98. do setter 91,50 2. September. Sonne: A. 5.11, U. 18.47; Mond: A. 2.05, U. 17.14. - 1870: Gefangennahme Napoleons lll. nnd Kapitulation voir kedan. — 1878: Der Neichskriegsminister Generalseldmarschall! Werner b. Blomberg in Stargard in Bommern geb. Rundfunk Deuschlandsender. Mittwoch, 1. September 6 30: Fröhliche Morgenmusik. — 9.40: Kleine Turnstunde — 10.00: Dentsche Dichtung und Musik. Im Banne der See. - 10.30: Fröhlicher Kindergarten. Kreisspiele. — 11.00: Send» Pause. —. ll.30: Sendepause. — 11.35: Dick und rund durch Magermilchl Ein guter Rat. — 11.45: Bücher, die uns helfen Anschließend: Wetterbericht — 12.00: Aus Breslau: Musil zum Mittag. Die Schlesische Orchesteraemeinschajt. — 15.1» Waldshuier Chilbi. Sennekapellen u Sänger aus den schweizo rischen Alpen. — 16.00: Musik am Nachmittag. Eugen Woll spielt. — 17 00: Bunte Melodien. lAusnahmen.s — 18.00: Kia Viermusik. — 18.30: Der Dichter spricht Georg Basner ließ aus seiner Erzählung „Vergessenes Heer". — 18.45: Leibes übungen auch im Urlaub! — 19.00: Aus München: Austaki zun Neichsparreitag 1937 — 19.15: Musik am Abend. — 20.10: Pro menadenkonzert. — 21.00: Deutschlandecho. — 21.15: Der Taz klingt aus mit einem Konzen der Kapelle Eugen Wolss. - 22.20: Dcuischiandecho, — 23.00 bis 24.00: Aus Frantsurti Unterhaltung und Tanz. Das Kleine Funkorchester. Reichssender Leipzig Mittwoch 1. September 6.30: Aus Köln: Frtthkonzert. — 8.30: Musik am Morgen Es spielt das Funkorchester. — 9 30: Erzeugung und Verbrauch — 9.45: Sendepause. — 10.00: Aus Breslau: Wehrhaft Volk Gauseierstunde Thüringen ans dem 12. Deutschen Sängen bundessest in der Breslauer Iahrhunderthalle. — 11.35: Heult vor . . . Jahren — 11.40: Die Abstammung unserer Haustieres Das Pferd. — 12.00: Aus Niesa-Gröba: Musik sür die Arbeits pause. Das Müsikkorps der Fliegerhorstkommandanmr Großenhain i. S„ die Werkscharkapelle der Mitteldeutsche» Stahlwerke. — 13.15: Ans Mannheim: Mittagskonzerl. Dat Landesorchestcr Gau Baven. - 14.15: Musik nach Tisch: Märschc und Walzer Das Funkorchester. — 15.10: Dr. Eysenbarth aus der Leipziger Messe. Plauderet - 15.30: „Ein Schisfl-in saf ich fahren . . .* Hörfolge mit Liedern und Geschichten. — 16.0E Vom Deutschlanbsender: Musik am Nachmittag. Eugen Molsi spielt. — 17.10: Kurzweil am Nachmittag. lIndustrieschallplatte« und Ausnahmen des Deutschen Rundfunks.! — 17.50: Wissen und Fortschritt. — 18.00: Die Entstehung ver deutschen Land- schastsmalerei — 18.20: Tanz in der Abendstunde. (Industrie- schallplatten.) — 18.40-, Neue Lyrik. Buchbericht. — 19.00: Um schau am Abend. — 19.10: Singt alle mit! Rundfnnkspielschar der HI — 20.15: Aus Dresden: Kleine Abendmusik. Die Dres- vener Solistenvereinigung. — 21.30: Liederstunde: Johannes Brahms, Hugo Wols und Richard Strauß. - 22.30 bis 24.00, Ans Breslau: Tanzmusik. Tanzkapelle Heinz George, Nos« Rauch lSovran) (36. Fortsetzung.) Die alte Marie nickte einverstanden. Sie begriff zwar nicht recht, weshalb ihre Ann-Christin Gefängnis kriegen sollte, sie begriff alles in den letzten Wochen nicht ganz genau; aber das war auch gar nicht nötig. In den acht undsechzig Jahren ihres Lebens hatte sie gelernt, daß es irgendwie im Leben immer weitergeht, daß es einmal bester und einmal schlechter geht — aber es geht weiter. Erstmals ging es jetzt so weiter, daß Ann-Christin doch noch im Hause Gronert blieb. Inge war zur Mutter ge laufen: „Mütterlein, die Ann-Christin will wieder nach Hause, sie hat irgendein Schreiben bekommen, und da hat sie der Marie gesagt, sie solle wieder ihre Wohnung Her richten, und das kommt doch gar nicht in Frage — nicht wahr, Mütterlein?* Mutter Gronert strich dem Töchterchen über den Kopf. Damals, am ersten Nachmittag, als Frau von Decken hier ihren Einzug gehalten hatte, sagte die Mutter zur jungen Inge: „Du bist mein lieber, tüchtiger, kleiner Kerl. Wenn wir beide einmal schön Zeit haben, wenn wir uns wieder einmal eine ganz trauliche Stunde für uns allein machen, erzähle ich dir ausführlich, was Ann-Christin von Decken begegnet ist, daß sie bei uns ein Zuhause suchte. Jetzt mußt du mir erst mal helfen, daß sie dieses Zuhause wirklich findet.* Inge hatte redlich geholfen, aber zu einem traulichen, ruhigen Stündlein war es inzwischen nicht gekommen. Frau Gronert hatte keine Zeit gefunden, denn sie wußte immer noch nicht recht, wie sie einem jungen Menschenkind von rund achtzehn Jahren die seelische und — als Folge davon — auch die charakterliche Unordnung in einer Frau von Anfang dreißig tlarmachen sollte, und Inge ihrerseits hatte keine Aufklärung verlangt. Ihr Vertrauen zur Mutter war unbeschreiblich, und da wartete sie eben, bis sie gerufen wurde. Außerdem war sie auch so beglückt von ihrer Aufgabe, der so viel älteren Frau von Decken eine »reue Freundin zu werden, daß sie sich möglichst von morgens bis abends ständig in der Nähe Ann-Christins aufhielt. Und Ann-Christin war froh, immer jemand zur Be gleitung zu haben — teils dieserhalb, teils außerdem. Teils, weil sie das scheußliche Gefühl, verfolgt zu werden, dadurch schneller überwand, teils auch wci! sie Angst hatte, mit ihrem wehen Herzen und mutlosen Gedanken allein .'^u lein. Jetzt glaubte sie sich wieder stark genug zum Alleinsein. Trotzdem — es war nicht viel Ueberredung nötig, bis sie- sagte: „Ich danke Ihnen und — ich bleib' noch." Es blieb also dabei, daß Ann-Christin und Inge wie zwei zärtliche Schwestern weiterhin alles zusammen unter nahmen, was nur sein konnte. Sie gingen zusammen ein kaufen, sie gingen ins Museum, zum Vortrag, ins CafL, auch in eine Tanzdiele; sie lernten zusammen Sprachen, sie ließen sich gemeinsam den Hof machen, sie gingen mit PoUzeUeutnant Walter zu drill aus, und auch mit anderen Bekannten. Bis eines Tages für Ann-Christin das Telephon klingelte und sie allein eine Verabredung traf. Im ersten Augenblick war Ann-Christin trunken vor Glück, als eine Stimme aus der Hörmuschel kam, die da sagte: „Guten Tag, liebe Ann-Christin!* Weil Ann-Christin nicht gleich antwortete, sprach die Stimme weiter: „Hier ist Ernst von Decken!* Das dumme Herz klopfte rasend schnell, als sie sagte: »Das freut mich aber.* Mehr brachte sie noch nicht heraus, es klemmte irgendwie den Gaumen zu. Dann hatten sie sich in der Vorhalle eines Hotels zum nächsten Tage um fünf Uhr verabredet. Und als Ann- Christin den Hörer wieder aufgelegt, da hatte sie nichts, woran sie ihre heiße, plötzlich aufquellende Zärtlichkeit aus- iassen tonnte, als den gutmütigen, langhaarigen Teckel des Hauses. Den preßte sie so oft und so wild an sich, daß es sogar Lumpi, der gewohnt war, durch Liebe belästigt zu werden, zu arg wurde-und er bei guter Gelegenheit mit hastigem Absprung das Weite suchte. Dann war Ann- Christin vor den Spiegel gelaufen und sah ihr feines, charakteristisches und ein wenig müdes Gesicht lange an: „Für einen Freund immer noch etwas — für einen Ge liebten nichts", seufzte sie, und das Herz brannte ihr. Eigentlich sollte man meinen, daß die Zett bis zum nächsten Nachmittag der Frau viel zu lang wurde. Aber nein, die Zeit rann hinweg wie flinker Sand. Beim Mittagessen am nächsten Tage war sie so nach denklich, daß Inge Gronert scherzend sagte: „Achtung — Kurve!" Ann-Christin ließ vor Schreck ihr Messer fallen und verfärbte sich langsam und sehr intensiv. „Ach Gott", fuhr Inge fort, „so wild hab' ich's doch gar nicht gemeint! Aber wenigstens hab' ich dich aufgeweckt — ich dachte schon, du schläfst ein!" Da sagte Ann-Christin mit brennenden Wangen: „Tja! Was ich beinahe vergessen hätte — um fünf Uhr treffe ich Ernst von Decken." Mutter und Tochter Gronert — man konnte es sich denken — waren beide etwas betroffen, aber die Mutter meinte schnell mit liebem, gütigem Lächeln und vielen kleinen Lichtern in den braunen Augen: „Na, Jngelcin, das paßt ja gut, dann kannst du heute nachmittag die Be sorgung für den Papa erledigen!" Es fehlten noch ein paar Minuten an fünf Uhr. Ernst saß in einem der bequemen Ledersessel des Hotelfoyers; aber es sah nicht so aus, als ob er sehr bequem darin säße. Er beobachtete den Eingang und bemühte sich, genau so gelangweilt auszusehen wie die meisten anderen Gäste. Aus dem Teeraum, aus dem eine Menge Menschen ständig hinüberging und herüberkam, wehte leise, weiche Musik. „Ernst — Ernst von Decken!* rief jemand. Der Mann fuhr herum. Er beugte sich über die ge pflegte Hand einer bekannten Journalistin, dis früher viel im Hause von Deckens verkehrt hatte. „Mieder tm Lande? Das ist ja ganz groß. Wollen Sie nicht herüberkommen? Wir haben drüben einen netten Tisch mit Hagen und Dettmann und der kleinen Lilo. Kennen Sie doch noch alle — nicht? Dann müssen Sie uns erzählen.* Ernst hatte währenddessen nervös sem Zigarettenetui herausgeholt, wollte sich eine Zigarette anzünden, dann klappte er das Etui wiedrr zu und fuhr gedankenlos mir seiner Linken darüber hin und her. Der Blick der fremdem Frau fiel auf diese fahrige Hand, sie brach in einen Er- staunensruf aus: „Aber Ernst, Sie haben- sich Wahl eine kleine Kreolin angelacht — ich sehe eben, Sie tragen einem Verlobungsring! Wie interessant! Die kommt wohl- gerade! Sie warten auf sie — ja ?* Ernst von Decken steckte eilig das Etui fort, und seine Hand blieb in der Tasche. Er wußte selbst nicht, warum er sie nicht wieder herausnahm. Er starrte auf den Ein gang und sagte: „Nein, ich warte auf Ann-Christin!* „Ach nee — habt ihr etwa wieder zusammengefunden?* „Nein!* Da merkte die Frau, daß Ernst von Decken jetzt doch nicht mehr sagen würde, daß er sogar innerlich bestimmt furchtbar über die Weiber im allgemeinen und im be sonderen über sie fluchte. Sie lächelte harmlos und un schuldsvoll: „Na, jedenfalls wünsche ich Ihnen von ganzem Herzen sehr viel Glück zur Verlobung, und — Ann-Christin grüßen Sie schön, wenn sie kommt.* Damit entschwand sie, um nun wenigstens schnell ihre aufregenden Nachrichten loszuwerden, und die nächste halbe Stunde dachte keiner der vier Leutchen an dem Tisch im Tanzraum daran, den lockenden Klängen der Musik zu lauschen. Es war viel lockender, einander gegenseitig mit Klatsch über Ernst und Ann-Christin vom Decken zu über trumpfen. Um fünf Uhr kam Ann-Christin. Mit schönem lang samen Schritt ging sie durch den Raum. Eine kurze Bisam, pelzjacke über einem eng anliegenden braunen Rock machte sie unwahrscheinlich jung. Ein rührend kleiner Strauß Novemberveilchen schmiegte sich in den weichen Pelz. Ernst von Decken rührte sich nicht. Da ist sie also!, (Fortsetzung folgt.) . . .