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BMterWUmg DaS Wart Pflicht ist uns Deulschen zil einem er habenen Begriff geworden. Wir sind auf Erden, nm unsere Pflicht zu tu». Was aber ist Pflicht? Um zu dem wahren Begriff der Pflicht zu gelange», kann man einen Bergleich heranziehen, in dem die Frage nach dem Recht beantwortet ist. Was ist Recht und Gesetz? Sind es die Paragraphen, die in den Gesetzesbüchern zusammen- gefaßt sind?" Tut jemand das Rechte, der niemals mit diesen Paragraphen in, Konflikt gerät? Geht der wahre Nechtsbegriff nicht Uber alle Paragraphen hinaus? Es kommt nicht allein darauf an, daß man die Gesetze be achtet, man muß ein echtes Nechtsgefühl in sich tragen, das einen niemals mit einem Gesetz in Konflikt bringt, la, das dann, wenn es gegen die Paragraphen verstößt, immer noch Recht bleibt. So stand der Führer, als er auf die Festung Landsberg geschickt wurde, wohl gegen die Paragraphen, war aber der Träger eines höheren Rechtes. Ebenso kommt es nicht nur darauf an, seine Pflichten schlechthin zu erfüllen, sondern es kommt darauf an, ein Pflichtgefühl in sich zu tragen, das uns zu Leistungen be fähigt und begeistert, die über das hinausgehen, was man gemeinhin als unsere Pflicht und Schuldigkeit verlangt. Recht und Pflicht müssen nicht durch irgendeinen Zwang oon außen an uns herangetragen werden, sondern müssen In uns lebendig sein als ein Teil unseres Jchs, von dem vir uns niemals zu lösen vermögen. I. B. webende Kristalle. Bald nachdem Robert Koch nnd feine Mitarbeiter Bakterien als Urheber von Krankheiten nachgewiesen hatten, glaubte man für alle Seuchen ent sprechende Erreger im Mikroskop Nachweisen zu können: diese Erwartung trog deshalb, weil es Virus gcnauute Kraukheitserreger gibt, die kleiner sind als die Licht wellenlänge szirka ein zweitausendstcl Millimeter) und die deshalb auch mit der stärksten Vergrößerung nicht mehr gesehen werden können. Diese Virns sind so klein, daß sie auch seine Filter passieren können. Die neuesten Hilfs mittel der Physik haben nun auch über den Bau dieser Virus gahz überraschende Ergebnisse geliefert; dazu be diente man sich der Nöntgenstrahlanalyse, da Röntgen strahlen kürzester Wellenlängen, kleiner als die Abmessun gen der Virus, leicht zu erzeugen sind. Danach besteht z. B. das Tabakpflanzenkrankheit erzeugende Virus aus Protein, einer Eiweißari, aus der z. B. Haar und Horn aufgebaut sind. Die Proteinmoleküle sind im Virus voll- kommcu regelmäßig angeordnel, und damit muß man diese Virns als Kristallnadeln bezeichnen; auch optisch vcr- hält es sich wie ein Kristall. Bei der Vermehrung dieses Krankheitserregers bildet also ein Kristall neue Kristalle, und schon aus diesem Gruudc erregt die weitere Erfor schung dieser Erscheinungen auch das Interesse der Phy siker und Chemiker. Eisschränke in alter Zeit. Aus der Geschichte Alexan ders des Großen ist uns überliefert, daß »ran zur damali gen Zeit Schnee zur Abkühlung von Rahrungs- und Ge- nußmittcln gebrauchte. Als sich der Besieger.des Darin« in Pera in Indien befand, ließ er in den Boden groß« Löcher graben, die gegen heiße Lust durch eine Blätter schicht geschützt wurden und so den ersten Versuch einer Gefrierverfahrens darstellten. Plinius schreibt dem Kaisei I Nero die Verwirklichung des Gedankens zu, die Gefäß« - mit Wein in Schnee zu betten. Unter Heinrich III. wai ! auf den Tafeln der französischen Großen bereits neben der» Schnee auch das Eis in kleinen Stücken zu Kühlzwccke» in Gebrauch. Im 17. Jahrhundert ist die Vcrwcndunk des Eises als Kühlmittel in Frankreich allgemein üblich - Man hatte einer Gesellschaft das ausschließliche Recht deü - Eisverkaufes übertragen. Infolge dieses Monopols wur- - den die Preise aber so sehr in die Höhe getrieben, das ' man sich genötigt sah, den Eisverkanf den« freien Hande! z» überlassen. Volkswirtschaft Ausweis der Reichsbank In der dritten August-Woche konnte nach dein AusNvist der Reichsbauk vom 23 August 1937 die zusätzliche Ultimos»«^ des Noteuinstituls weiterhin uni 24,8 vH. «Vorwoche 16, v H > avgebam werden, womit die Gesanucntlastung nunmeh eine Höhe von rund 96 v. H. erreicht Hai gegenüber 71,1 v. H in der ersten Monatshälne An ReichSbanknoteu und Renten bankscheinen sind zusammen 172,6 Mill. RM. aus dem Ver kehr zurückgcflosscu. davon Neichsbanknoicn allein 166 Mill RM.. so daß sich deren Umlauf ans 4690.2 Mill. RM er mäßigt Hal. Der Umlauf au Scheidemünzen nahm um 36,1 au 1492, OMill RM ab Der gesamte Zahlungsmittclumlaus wiri Mti 6496 Mill. RM. ausgewiesen gegen 6678 in der Vorwoche 6144 zum gleichen Zeitpunkt deS Vormonats nnd 6011 Mill RM. am gleichen Vorjahrsicrmiu. Die Spanne gegen da« Vorjahr Hai sich weiterhin aus 428 Mill. NM. verringert DI« Gold- und Devisenbestände der 'Reichsbank sind leicht um 0,- aus 76.7 Mill NM gestiegeu. wovon die Goldvorräte 69,5 uni die Devisenvorräic 6,2 Mill NM. ausmachen Berliner Effektenbörse. - An ocr »Berliner Börse konnte sich die zuversichtliche Gruud stimmuug behaupten. Die Zeichnung aus die neue Reichs auleihc Hai bereits lebhaft eingesetzt. Das Aktiengcschäft ge statte,e sich etwas lebhafter als an den Vortagen. Deutsch« Waffen konnten sich auf 207,25 <206,87) erholen. Sehr scf lagen Maschincnsabrikaktien. Demag erhöhte seinen Kurs am 155,25 1153,75), Schubert L Salzer auf 168,25 <166,50). An Rcntenmarki gab es wie immer an Anleihezeichnnngstager keine großen Kursabweichungen. Neichsattbcsitzanleihe stellt« sich auf 127.50 <127.801. - Au, Geldmarkt war Tagesgcld mit 2'/- bis 3^ genannt j Am Devisenmarkt war der französische Franken leicht ab geschwächt - Devisenkurse. Belga «Belgien, 41,89 «Geld) 41,97 «Brief) dän Krone 55,36 55,48. engl Pfund 12,40 12.43, franz Fram 9.336 9.354. holl Gulden 137.23 137,51, ital Lira >3.09 13,11 norw Krone 62.32 62.44. österr. Schilling 48,95 49,05 pol» - Zlom 47,00 47,10. schwed Krone 63,94 64.06, schweiz. Franker < 57,12 57,24. span. Peseta 16,98 17,02, tschccb Krone 8,656 8,674 ! amcr. Dollar 2,489 2,493 i Amtlicher Grotzmarkt für Getreide nnd Futtermittel zu Berlin. Die Zufuhren in Weizen genügten, um den laufenden Be darf der Mühlen sicherzustellen Roggen zur prompten Liese rung war weniger begehrt, das Angebot sand jedoch Unler- lunsi Späte Termine waren gefragt, aber nur vereinzelt er hältlich Weizenmehl sand beim Großhandel leicht Unterkunft, Roggenmchl war reichlich vorhanden, Fuiiergetrcide war kaum erhältlich Jndustriegerste konnte leicht abgesetzt werben, Im dustriehaser sand demgegenüber schwerer Verwertung. Brau gersten waren bei zusagenden Qualitäten unterzubringen Deutsche Studenten siegreich. Bei den Akademischen Welf spielen hatte Deutschland wieder eine Reihe von schönen Ey folgen zu verzeichnen. Im MO-Mcier-Kraulschwimmen wurdl die Münchnern, Frl Surman Studentenweltmeisterin vor des dentschen Metsterspringertn Gerda Daümerlang. Im Htmd ball blieb die deutsche Elf mit 12:4 gegen die Schweiz sie» reich Ganz großartig war die Siegesserie der deutsche», Stu : dentenborer, die nicht weniger als vier Weltmeister stellten,, unf zwar durch Walter. Krüger, Leppack und Adam , im Feder-« Leich«-, Mittel- und Schwergewicht. !8. August. N?"" Wolfgang von Goethe in Frankfurt a. M. geb.! <gcst. 1-.32). — 1316: Beginn des Kriegszustandes zwischen Italien nnd dem Deutschen Reiche. sonne: A.: 5.03, U.: 18.58; Mond: U.: 13.16, A.: 21.35.f Rundfunk Deutfchlandscndei Freitag, 27. August. 6.30: Fröhliche Morgenmuflk. — 8.00: Sendepause. — 9.40: Sendepause. — 10.00: Ans Königsberg: Volk an der Arbeit. Heimat, die deutsche Tat sich schuf. Hörbilder um deutsche Kulturpionicre in SUdwestasrika. — 10.30: Sende pause. — 11.30: Sendepause. — 11.40: Von den Landmaschine»» j Prüfungen des Reichsnährstandes. Anschließend: Wetterbericht. ' — 12.00: Aus Bremen: Musik zum Mittag. — 15.15: Kindcr- liedersingen. — 15.45: Alefsaudro Valente singt lJndustric- Schallplattcu). — 16.00: Aus Vadeu-Baden: Musik ini Freien. Dazwischen vom Rennplatz Jssezhcim: Funkberichte vom Großen Preis von Baden-Baden. — 18.00: Musik nach Volks weisen für Streichquartett und Bläser. — 18.30: Klaviermusik. — 19.00: Industriegebiet Riederlausitz. — 20.10: Aus München: Zauber des Instruments. Ein virtuoses Abendkonzert des Rundfunkorchesters. — 21.15: Der Tag kliugi aus . . . mir einem kleinen Fnnkbrettl. — 22.20: Dcutschlandecho. — 22.30 bis 24.00: Eins ins andere ... NeichSsendcr Leipzig - Freitag, 27. August 6.30: Frühkouzert. — 8.30: Aus Nürnberg: Froher Klan« zur Arbeitspause. Es spielt das Unterhaltungsorchester. — 9.30 Wettlaus zwischen Hast nnd Igel. Ilse Qbrig erzählt. — 10.00 Brände vernichten Brot. Hörsolge von Werner Eckhardt. -( 10.30: Aus Köln: Olmnpiaborer im Zeltlager der Pimpse. —« 11.00: Sendepause. — 11.35: Heute vor. . Jahren. — 11.401 Zum Milchwirlschastlichen Kougreß. Funkbericht vom Milchhoj Leipzig — 12.00: Aus Schmölln: Musik für die Arbeitspause - 13.15: Aus Saarbrücken: Mittagskonzert. — 14.15: Musil nach Tisch lJ»duslrieschallplatten und Aufnahmen des deutsche» Rundfunks.) - 15.10: Am Nest der Zwergrohrdommel. Fritj Siedel. — 15.30: Tie goldene Brücke. Kinderlieber, -reime und -geschichtet! von Inngmädeln gesungen und erzählt. — l6.00l Aus Frankfurt: Nachmittagskonzert. — 17.10: Die Geige singt, lIndnstrieschallplatten.) — 17M: Kleines Hauskonzert. Von Gerhard Maaß. — 18.00: Musik aus Dresden. — 19.00: Das Hackbrett. Ein musikalisches Kabarett. — 19.50: Ans Schönecks Die deutschen Polizeimeisterschasten im Fünfkampf: Auftakt. —< 20.10: Aus Dresden: Serenaden-Musik. — 22.20: Aus dem Schrifttum der Bewegung. — 22.35 bis 24.00: Vom Deutschland« sender: Eins ins andere. Bunte Musik zur späten Nacht. (31. Fortsetzung.) „Karthesius hat mich gestern abend noch angerufen." „Waas?". „Ja — aber ich hab' tatsächlich gar nicht daran gedacht, -aß ich Ihnen davon Kenntnis geben sollte." „Na ja — was wollt' er denn?!" „Ich kann es wirklich nicht mehr genau sagen. Das ging alles so schnell. Kaum war ich oben, klingelte das Telephon, dann sagte er Karthesius und nach einer Pause meinte er wohl, daß ich nicht fchön gehandelt hätte und das bitter bereuen würde, und das nächste Mal würde er nicht den kürzeren ziehen." „Es ist doch eine verfluchte Schweinerei. Weiter hat er Sie aber nicht behelligt — nein?" „Nö!" „Auf jeden Fall werde ich jetzt jemand zu Ihnen schicken der ein bißchen qpf Sie aufpaßt." „Dante — abdr. ich möchte das wirtlich nicht!" „Warum? Seien Sie doch nicht töricht. Verzeihung, Frau Ann-Chrtstin, aber manchmal in, Leden hat es wirk- lich keinen Zweck, den Helden zu markieren." „Heldenhaft will ich mich ja gar nicht benehmen. Im .Gegenteil, ich habe solche Angst, daß ich gar nicht mehr tu «der Wohnung bleiben will. Ich gehe zu Freunden." „Darf man wissen, zu wem?" „Man darf — zu Direktor Gronert!" Ann-Christin packte ihr Köfferchen, sie ließ stcy von der ölten Marie bis zu Gronerts hinbringen, dann saß sie in einem tiefen warmen Sessel, und Frau Gronert streichelte - sanft und vorsichtig die schönen schmalen Finger der jüngeren Frau. „Liebe gnädige Frau", sagte Ann-Christin, „ich habe Ihnen nun alles erzählt, ich habe zu Ihnen gesprochen wie noch zu keinem Menschen, ich bin Ihnen sehr dankbar, daß Sie mich angehört haben, und würde voll und ganz verstehen, wenn Sie mich nun Hinauswersen würden...!" „Aber Ann-Christin" — Frau Gronert lächelte sehr mütterlich und sagte einfach Du zu ihr wie zu einer Tochter —, „liebe kleine Ann-Christin, ich sage nicht, du hast recht gehandelt, du mußt irgendwo im Herzen eine Stelle haben, isie nicht gakz klar ist, sonst hättest du den fremden schmuck nicht behalten können — aber ich will nicht dein Richter sein, ich will dir vielmehr helfen, über Bitterkeit schneller hinwegzukommen. Und bei uns bleiben kannst du, solange du magst. Das ist ganz selbst verständlich und irgendwelcher Worte bedarf es überhaupt uicht mehr", wehrte sie alles ab, was Ann-Christin in diefem Augenblick hätte sagen können oder wollen. Da beugte die sich nur über die Hand der Aelteren, und während sie in inniger und aufrichtiger Verehrung ihre Lippen darauf drückte, tropfte es feucht von ihren Augen. Als Ann-Christin an diesem Abend im Bett lag, blieb sie wieder lange wach: das ist wie ein Nachhausekommen, in diese Familie, zu dieser Mutter zu kommen. Nun habe ich ihr alles gesagt, wie wenig ich taugte, wie entschlußlos und wie schwach ich bin, und sie hat mich nur an ihr Herz genommen, sie hat du zu mir gesagt, ich darf bei ihr bleiben — nun wird alles gut. Das waren ihre letzten Gedanken. So schlief sie ein: beinahe wie früher bei Mutti! Als Direktor Gronert an diesem Abend nach Hause kam, wartete seine Frau noch auf ihn. Sie saß an der kleinen Stehlampe und stickte ein Kissen. Manchmal sah sie nachdenklich dabei auf, und ein glücklicher Zug erschien um ihren Mund. „Sei nicht böse, Arne", sagte sie zu ihrem Manne, „daß ich auf dich gewartet habe, ich weiß ja, du schätzt es nicht! Du behauptest dann immer, du säßest un ruhig; es ist ja aber auch nur eine Ausnahme." Sie ließ ihn gar nicht zu Worte kommen, sie reichte ihm beide Hände zum Empfang und sagte sehr strahlend: „Arne, wir haben i.in neues Töchterchen bekommen — und — und du wirst sie sehr lieb haben. Du mußt gar nicht die Stirn kraus ziehen — es ist nämlich Frau Ann-Christin von Decken- Reinhardt." Sie machte eine kleine Pause, ließ ihn aber auch immer noch nicht zum Sprechen kommen. Sie umschloß mit ihren weichen Händen sein Gesicht. „Ich bin. wirklich glücklich, oaß wieder ein Menschenkind den Weg zu mir gefunden und mir sein Vertrauen geschenkt hat." Arne Gronert löste zart die Frauenhände von seinem Gesicht und nahm seine Frau dafür in die Arme. „Ich freu' mich mit dir. Natürlich. Das weißt du. Aber sag' wir doch auch einmal, was sich ereignet hat." „Das kann ich dir gar nicht so schnell auseinandersetzen. Ls hat sich für mich wieder einmal der Satz bestätigt, daß sehr oft Heiterkeit nur Tapferkeit ist. Um fünf Uhr nach nittags erschien die Ann-Christin. Der äußere Anlaß ist — kurz gesagt — eine Fundunterschlagung." Gronert hob erstaunt -den Kopf. Wenn man gehässig 'ein will, könnte man sagen: jetzt erst war sein wirkliches Fitteressc geweckt, jetzt erst hatte er seine Geschäftswelt, die Zahlen, die ihm im Kopfe herumschwirrten, abgestreift. .Wir wollen uns dazu setzen. Vielleicht spendierst du mir noch einen kleinen Likör." „Aber ich bitte dich, du sollst auch rauchen, wenn du nagst. Ich hoffe, selbst wenn wir schon mit dem Kopfe wackeln, werde ich nicht Plötzlich anfangen, dir deine Ge wohnheiten abzugewöhnen. Bekanntlich hängt mast an« ven schlechten noch mehr als an den guten. Also trink' and rauch' solange und soviel du verträgst und es dir schmeckt." „Mein Aurikelauge...", sagte der Mann zärtlich, so wie er sie vor zwanzig Jahren genannt. „Augen hast du wie brauner Samt, wie eine Äurikelblume." Er zündete 'ich-eine Zigarette an und sah dem blauen Rauch nach: „Nun erzähl' und hübsch der Reihe nach..." Da erzählte Frau Gronert, genannt Aurikelauge, wie Ann-Christin die Perlenkette in die Tasche gesteckt wurde, wie sie gleichzeitig den kleinen Polizeileutnant kennen lernte, wie sie zum Juwelier ging, wie die Kette so wunder-, wunderschön an ihr aussah — wie sie dann die Szene im CafL, auf der Polizeiwache erlebte, wie Karthe- fius sie in ihrer Wohnung aufsuchte und sie beide in der Likörstube waren, wie Karthesius drohte — wie sie nicht aus noch ein wußte und sich hierher in die Gronertsche Wohnung geflüchtet hatte. „Sie sagt, sie hätte schon früher manchmal gedacht: wenn es mir einmal ganz schlecht gehtz. so elend, daß ich wünschte, meine Mutter lebte noch — dann gehe ich zu Frau Gronert. Eine Frau mit solchen Augen" — Frau Gronert errötete ganz fein und sah aus wie ein junges Mädchen, alS sie diese Worte Ann-Christins wiedergab —, »eine Frau mit solchen Augen muß trösten können^vie eine Mutter/ Und sieh mal, Arne, im Gründe genommen krankt die kleine Frau nur an ihrer Liebe zu Ernst von Decken. Das ist der ganze Schlüssel für ihr charakterloses Sichgehenlafsen. Verstehst du das überhaupt», du sturer Mann?" „Doch — vielleicht magst du recht haben", erwiderte er langsam und nachdenklich. „Bestimmt sogar! Sie ist ein anständiger Kerl von Hause aus. Niemals würde sie fremdes Eigentum behalten haben, wenn sic dem Leben llor gegenüberstände, wenn sie nicht irgendwie in Unordnung wäre, weil ihr das Glück der Liebe unter den Händen zerronnen ist." „Na, hör' mal, dann hätten aber ...zlg Prozent Menschen einen Freibrief darauf, kleine gesetzliche Un regelmäßigkeiten zu begehen. Im Gegenteil, eigentlich müßte sie doch gerade dann so leben, daß sie sich das Recht auf ein Glück wiedererwirbi. Meinst du nicht?" „Vielleicht — sicher hast du sogar recht! Ich will sie auch gar.nicht entschuldigen. Und ich will mich jetzt über haupt nicht darauf mit dir cinlassen, ob die Frau zu ver urteilen ist oder nicht. Ich will nichts Wetter, als ihr ein Zuhause geben für dje Zeit, da sie Angst vor Karthesius, da sie Angst vor dem Gericht hat..." - „Soso!" „Ja, und dann will ich ihr auch noch weitcrhelfen!" „Ist ja sehr interessant. Wie willst du denn das macken?" (Fortf,tz«ng folgt.)