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WWW WUk HPUWWWT Seisa. Morgen beginnt In -er hiesigen «Volksschule roieöer -er regelmäßige Unterricht. Reichlich vier Wochen Hutten die Kinder Gelegenheit, auSzuspannen und neu« Kräfte für duS Lernen zu sammeln. Und das Wetter hat es wahrlich gut gemeint mit ihnen, denn es gab viele warm« Tage. Ein Teil -er Kinder hatte Gelegenheit, «inen Teil ö«S «Vaterlandes kennen zu lernen durch Lagerbefuch und auf Fahrt. Dadurch ist Ihr Gesichtsfeld ge wettet und der Charakter gebildet worden. Nun geht's mit frischen Kräften ans Merk. Dresden. Geschäfts st enographenprüfung. Die Industrie- und Handelskammer hält die nächste Ge schäftsstenographenprüfung am Sonntag, 19. September, vormittags ab. Anmeldeschluß am 9. September. An- meldevororucke und Prüfungsordnungen sind in der Kam mer, Albrechtstraße 4, erhältlich. Kurort.Rathen. „Schluck und Jau" auf der Felsenbühne. Am Sonntag, 22. August, 16 Uhr, fin det die Erstaufführung von „Schluck und Jau", einem Scherzspiel in sechs Vorgängen von Gerhart Hauptmann statt. — Am Sonnabend, 2l. August, 20 Uhr, findet vor aussichtlich die letzte Aufführung von Ibsens „Nordische Heerfahrt" unter der Spielleitung von Walter Heidrich Zittau. Wasser aus neue Kartoffeln! In der Familie des Gutspächters Rönsch in Blumberg starb nach tagelangem schwerem Leiden ein zehnjähriges Mäd chen, das nach dem Genuß neuer Kartoffeln sofort Wasser getrunken hatte. Diese Tatsache genügt als Warnung. BernSbach (Erzg.) 700-Jahrfcier. Vom 21. bis 23. August wird unsere Gemeinde die Feier ihres siebenhundertjährigen Bestehens begehen. Seit Tagen rüstet sich die Gemeinde für die Festtage. Schönheide (Erzg.). Vom 21. bis 24. August begeht unser durch seine Bürsten- und Ptnselindustrie weithin bekannter Ort die Feier seines 400jäbrigen Bestehens. Auf Veranlassung von Georg und Balthasar Friedrich Edler von der Planitz kamen 1537 und später aus der Auerbacher Gegend gebürtige Siedler in die unbebaute „Schöne Heide" und 1542 zählte der Ort bereits 12, 1549 20 Bauerngüter. Im Jahr 1560 wurde die Zinn« und Kupferzeche erschürft. Die Anfänge der Bürstenher- stellnng gehen etwa auf das Jahr 1825 zurück; dann ent standen eine Wollweberei und Wolldruckerei, sieben Bür- stcnfabriken, mehrere Sägewerke und eine Pavpen- und Papierfabrik. Schon 1923 fanden sich in Schönheide deutsche Männer zusammen, die eine Ortsgruppe der NSDAP, gründeten. Mitteldeutsches Bauschafsen Zur Leipziger H e r b st b a u m e s s e (29. August bis 2. September) wird erstmalig eine Ausstellung „Mittel deutsches Banschaffen" gezeigt, die einen Querschnitt durch das gesamte Bauschaffen der letzten Jahre im mittel deutschen Raum gibt. Das große Aufgabengebiet des Bauwesens mit seinen Teilgebieten, des Wohnungs- und Siedlungsbaues, des Städtebaues, des Wasserbaues, des Straßen- und ReichsautobahnbaueS, des Eisenbahnbaues sowie des Brückenbaues findet an Hand von großen Modellen, Zeichnungen, Lageplänen, Großphotos usw. in einer geschlossenen Schau eine einheitliche Darstellung. Außer den mitteldeutschen Städten stellten Reichs- und Staatsbehörden sowie Verbände wertvolles Anschauungs material zur Verfügung. Die größeren Bauvorhaben und bedeutungsvollsten Bauwerke, di» in den letzten Jah ren im mitteldeutschen Raum entstanden oder jetzt im Entstehen begriffen sind, werden in der Ausstellung ge zeigt. Ler Deutsche als Soldat Eine rassische Betrachtung. Von Hauptmann (E) Egon Hund eil er. Wie fruchtbringend die Beschäftigung mit den Rassefragen für alle Gebiete des Lebens ist, das be weist das ausgezeichnete Buch des Hauptmanns Hundeiker, das den Titel führt „Rasse, Volk, Soldaten tum" (I. F. Lehmanns Verlag, München-Berlin). Hundeiker schildert »ns klar nnd anschaulich den Deut schen als Soldaten. Der Selbständigkeitsdrang ist der hervorragendste Charakterzug des Deutschen, sein Segen und sein Fluch. Hier liegt das Geheimnis der deutschen Erfinder und ! Entdecker, der aufbauenden Revolutionäre deutscher Ge schichte und vor allem das des auf sich allein gestellten deutschen Soldaten. Den tatenfreudigen Menschen reizt ein Ziel um so mehr, je' schwieriger und entfernter es ist. „Nach den Sternen greifen", das ist das Merkmal der gotischen Seele. So strahlt sie aus den Domen, aus der Musik, aus Philosophie und Mathematik, aus der Erfor schung des Kleinsten und des Größten.- Der Andromeda nebel ist uns interessanter als der Mond. Er ist zu nahe! Rom war ein fernes Ziel, der politische Mittelpunkt der Welt. Weil er ein Deutscher war, mußte der Deutsche dorthin. Der ritterliche Drang nach einem fernen heiligen Ziel trieb ihn zu den Kreuzzügen. Was sollte er im Osten? Wo war hier ein greifbares Ziel? Das Koloni sieren konnte damals noch keines sein. Man soll auch hier — trotz aller Folgen — nicht schmähen. Es ist immer ein Schicksal, einem Volke anzugehören. Hätten wir jene fernen kriegerischen Ziele nicht gehabt, wir hätten uns innerlich zerfleischt. Dies ist in großen Zügen das Bild des Werk- und tatenfreudigen, von nordischem Blut be- stimnttrn deutschen Volkes. In seinen Soldaten spie gelt es sich Wider. Wir beginnen mit der großen*Persönlichleit des iGrafen Schliessen. Nicht das Nahziel, der Gewinn i einer einzelnen Schlacht, schwebt ihm vor, sondern das lEndziel, die Entscheidung des Feldzuges? Hierzu darf die : Schlacht nicht ein „einfacher" Sieg sein. Sie muß wie bei Cannä die Vernichtung bringen. Dieser sein Gedanke spielt weiter. Die Schlacht der Einzelheere wird fast ! nebensächlich. Es entsteht der Aufmarsch- und Feldzugs- ' plan gegen Frankreich. Er soll der Möglichkeit einer ein- > izigew gewaltigen Endschlacht Rechnung tragen. Es ist ein Gedankengebäude echt nordischer Wucht und Größe. Menschen, die innerlich auf die Tat eingestellt sind, liegt die Verteidigung nicht. Sie kann für sie nur ein Not behelf sein, etwas Vorübergehendes. Die Kampfform des Deu«fche»vist der Angriff. Er wäre es, auch wenn Vorschrift und Erziehung ihn nicht in den Vordergrund gestellt hätten. Hierfür hrwe ich ein eigenmttgeS Beispiel Ueberrefte einer Polarexpedition entdeckt In Spitzbergen nach 25 Jahren aufgefunden OSlo, 19. August AuS TromSö wird gemeldet, daß rin Schiffer in der Nove-Vai auf Spitzbergen ein altes Zeltlager gesunden ha«, in dem sich verschiedene Prismengläser, Reste eines Segeltuchbootes, ein wollgefütterter Schlafsack und Ruder befanden, ferner Munition deutscher Herkunft und Aluminium Kochgeschirr. Ein Teil der Gegenstände, di, geborgen werden konnten, wurde von einem Kutter nach TromSö gebracht. Alle Anzeichen deuten darauf hin, daß diese Ueberblribsel einer früheren Expedition 20 bis 25 Jahre dort gelegen haben. Aufzeichnungen und Reste menschlicher Körper wurden nicht gesund«». Da ein Teil der AnSrüstungSgegenstände deutsch« Firmen zeichen trägt, wird hier angenommen, daß eS sich um die ersten Funde von der MS spurlos verschwundenen deutschen Polar- expeditton deS Leutnants Schröder-Stranz handelt. Der norwegische Dozent Hoel, einer der besten jetzt leben den Fachleute Norwegens auf diesem Gebiet, der seinerzeit der Berater der deutschen Hilssexpedttion Lerner war, weist dar- aus hin, daß die gefundenen Ueberrefte möglicherweise auch von dieser ebenfalls verunglückten Expedition stammen können. Ueber den Fund der norwegischen Etsmeerschtsfer werden noch folgende Einzelheiten bekannt: Der norwegische Motor kutter „Duen" traf aus der Reise von Spitzbergen nach Tromsö den Motorkutter „Maud", dessen Kapitän Wilhelmsen berichtete, daß sein Sohn am 25. Juli die Ueberrefte eines alten Lagers gefunden hätte, und zwar an der Rordostküste der Dove-Bai. Bet näherer Untersuchung hatte man fünf wollgesütterte Oel- mäntel, zwei Ferngläser, sie Reste eines Segeltuchbootes, eines Schlassackes nnd eines Zeltes sowie eine Anzahl anderer Gegenstände entdeckt. Alles war mit deutschen Stempeln bzw. Firmenzeichen versehen und hatte zweifellos einer Wissenschaft- licben Expedition gehör». Auch die aufgesundenen Patronen und der Medizinkasten sind deutschen Ursprungs Aus einer Baumwurzel waren mehrere Buchstaben elitgeriut. Dsr Kutter ..«Maud" befindet sich jetzt im Hinlopensund beim Fang. Die ausgefundenen Gegenstände sind an «Bord dieses Kutters ge blieben. Nach den bisherigen Meldungen hält man es durchaus fiw wahrscheinlich, daß es sich tatsächlich um die Ueberrefte d r Expedition Schröder-Stranz handelt. Schröder-Stranz war Leutnant im Grenadier-Regiment 9 in Kolberg und hatte, als er 1912 zu seiner Expedition auszog, bereits einen gute» Namen als Weltreisenver und Forscher. Er hatte sein Unter nehmen sehr güt vorbereitet, das ozeanographischen, hhdo- graphische« und zoologischen Studien dienen sollte, lt Deutsche und 5 Norweger gehörte» zu der Expedition, die von Tromsö aus ausführ. Allerdings war der von ihr benutzte «Motorkutter für den gedachten Zweck viel zu Nein. Man segelte zunächst zur Sorge-Bai, von wo aus «ine Gruppe eine Fahr« aus Schlitten zur Durchquerung deS wenig bekannte» Nordostlandes unternahm. Diese fünf Männer verschwanden und wurden niemals wieder gesehen. Auch die Hauptgruppe wurde aber von dem Schicksal nicht verschont. Man mußte sich nach langem Warten entschließen, das Schiss zu verlassen, da die Eisbarriere immer dicker wurde. Vergebens versuchte man. zivilisierte Gegenden zu erreiche«. Der Kapitän deS Schisses. Ritscher, ging aMin, nur von zwei Hunden begleitet, über das Eisfeld und erreichte völlig erschöpft Lona-dear-Bai, wo ihm beide erfrorenen Beine amputiert werden ütußten. Zwei Aerzte, die nach ihm das Wagnis unternommen hatten, sind ebenfalls verschollen. Erst viele Jahre später fand man ihre Skelette auf. Noch mehrere andere Teilnehmer der Expedition sind ums Leben gekommen. Erst im Januar M3 erfuhr man in Deutschland, welches tragische Schicksal die Expedition von Schröder-Stranz gefunden hatte. Auf die Nachricht hin wurde ein größerer Geldbetrag gesammelt und eine Hilfsexpeditio» ausgerüstet. Eines der norwegischen Schisse, die sich an ihr beteiligten, ging unter. Erst 1921 entdeckte ein norwegischer Fischer die erste Spur der Verschollenen. Es war die Leiche des Dr. Walter Mocser, neben der ein Tagebuch lag. Aus diesen Auszeichnungen erfuhr man viele Einzelheiten von dem furcht baren Schicksal, das die Mitglieder dieses deutschen Forscher unternehmens betrosfen hatte. Während der Argonnenkämpfe erlebt. Obwohl wir Hort alle paar Tage einen Angriff unternahmen, der „Be darf" also, wie man sagt, „gedeckt sein mußte", kam eines Tages ein Mann zu mir mit der eigenartigen Bitte, ob sie nicht einmal ohne Befehl der Offiziere angreifen könnten; ich möchte lediglich mit einem MG. das Zeichen geben. Es handelte sich um mehrere Kompanien. Ein besonderer Grund steckte nicht dahinter. Irgend jemand hatte sich das ausgedacht, vielleicht als etwas „Neues". Der Tatendurst der anderen nahm es begeistert auf. Der Angriff fand statt und hatte vollen Erfolg. i Diese ausgeprägte Neigung zum Angriff hat uns manche Schlacht gewinnen helfen, birgt aber auch die Ge fahr verfrühten, uneinheitlichen Einsatzes. Sämtliche «An fangsschlachten des Krieges 70/71 sind der Beweis dasür, insonderheit der Angriff auf die Spicherer Höhen. Auch der Weltkrieg wird, wenn erst die kritischen Ergebnisse gesichert sind, zahlreiche Beispiele dafür aufweisen. Wie oft ist nicht die Infanterie der Artillerie davongelaufen, bisweilen mit Glück, bisweilen mit dem Ergebnis schwer ster Verluste. Menschen, die mit allen Fibern ihrer Seele die Tat vor sich sehen, achten oft weniger auf die anderen, als dies für den Erfolg notwendig ist. Ihr Sicherheits- bedürfnis ist gering. Wir sehen also ein nach unseren Be griffen durchaus männliches Seelenbild. Männlich ist nordisch. Dem entspricht die Tradition des Heeres, der Aus schnitt aus dem kampfzerfurchten Gebiet unserer Ge schichte, der uns denkwürdig erscheint. Der Name Scharn horst sagt der Allgemeinheit wenig, derjenige Gneisenaus nur etwas als Verteidiger Kolbergs. Clausewitz ist un bekannt. Aber der „Haudegen" Blücher ist Liebling des Volkes. Schill ist Nationalheld, ebenso Seydlitz und Ziethen. Hindenburgs Name verknüpft sich mit Tannen berg. Alles andere auf soldatischem Gebiet tritt neben dieser Angriffsschlacht zurück. Das preußische „Thermo- pylä", der heldenhafte Tod des Bataillons Koschembahr bei Landshut (23. Juni 1750) ist fast unbekannt, aber den Sturm auf Düppel, den Kanonier Klinke, kennt jeder. Das heldenhafte Ringen in der Schlacht an der Lisaine er wärmt die Herzen nicht, wohl aber Sedan, der Todesritt der Brigade Bredow und der Sturm auf die Spicherer Höhen. So tritt alles Defensive in der Wertschätzung zurück. Seine Lorbeeren verwelken. Das Offensive bleibt. Das ist nicht nur bewußte Traditionspflege von oben, es ist blutbedingt. Es spiegelt sich wider in den Werken unserer Dichter und Maler. Bei weitem die Mehrzahl aller Schlachtenbilder zeigt den Angriff. Kein Bild der Neuzeit ist volkstümlicher geworden als „Dde 6ermans io tks krönt", der Befehl zum Angriff. Da, wo, der Künst-, ler nicht umhin kann, die Defensive des Grabenkampfes aus dem Weltkrieg zu schildern, bringt er wenigstens mit dem Schwung des Handgranatenwerfers das aktiv» Element hinein. Mit der Aktivität und der Selbständigkeit hängt aufs engste die deutsche Organisationsfähigkeit zu-! sammen. Sie ist von aller Welt anerkannt. ! Neben dem inneren Bild des Soldaten steht das! äußere. Der deutsche Soldat ist strüff. Er zeigt nicht di» säulenhafte Starre des russischen. Er ist nicht gezwun-! gene, sondern beherrschte Kraft. Seine Glieder sind ge löster. Der Franzose ist zu beiden das Gegenbild. Hier bricht westische Lebhaftigkeit durch alle militärischen For men hindurch, so daß sich ein in unseren Augen „un militärisches" «Bild ergibt Man hat in Deutschland oft die Frage aufgeworfen, ob der aus den Zeiten der Lineartaktik stammende Parademarsch deutscher Form nicht heute überflüssig wäre. Die für seine Einübung auf-! gewandte Zeit könnte der Gefechtsausbildung zugute! kommen. Aber schon bald nach der Revolution zeigten unch die überall entstehenden nationalen Jugendbünde, daß das Volk ihn will, daß er zum Bild des deutschen Solda ten untrennbar gehört. Das ist nicht nur Tradition, das ist die Freude daran, die im deutschen Soldatentum ver körperte Kraft und Wucht zu betätigen und zu zeigen. Im Januar >919 bat eine aus den übelsten Elementen (be^ freite Festungsyefangene) bestehende Kompanie eines Ersatzbataillons, ob sie nicht einmal ans dem Marktplatz des Städtchens Parademarsch „kloppen" könnte. Es ist schwer, die Marschleistungen des deutschem Soldaten mit Lenen anderer Heere zn vergleichen. Da. die, «Begleitumstände sich niemals gleichen, gibt es keine»! Maßstab dafür. Die deutsche Kriegsgeschichte kennt jedoch: so zahlreiche Fälle geradezu erstaunlicher Märsche, daß: wir zum mindesten behaupten können, hierin von keinem! anderen Soldaten übertroffen zu werden. Die damit ver-! bundene Zähigkeit und Härte des Soldaten zeigt sich ja- besonders deutlich im Verhalten der Verwundeten. Es ist: selten, daß man sie laut klagen oder gar schreien hör»! ivie etwa die Franzosen. Das ist der Typus des deutschen Soldaten. Besser wer als in Worten spiegelt sich sein Bild in den Klängen! seiner alten Märsche. Und in den Opferzahlen, die am seinen Denkmälern stehen. Tradition und Fortschritt Die Gestaltung des japanischen Familienlebens. Daß die Bevölkerung Japans im letzten Jahrhunve». von 30 auf 70 Millionen gewachsen ist — diese Tatsache, die auf so viele Fragen des japanischen Lebens Antwort gibt, bestimmt auch die moderne Gestaltung der japanische» Familie. Jahrhundertelang hatte sich die japanische Be völkerung auf gleicher Höhe gehalten. Die 30 Millionen, welche die Inseln vor dem gewaltigen asiatischen Fest land bewohnten, hatten einen festen Rahmen für Staar und Leben. Jedem Menschen war hier eigentlich schon in der Wiege sein Schicksal vorgezeichnet. Die Berührung mit Europa revolutionierte dann diese erstarrte Gesell schaft; und daß der Einfluß des Westens auf Japan heil sam und befruchtend wirkte, dafür spricht allein schon eben die schnelle und gleichmäßige Vermehrung der Einwohner zahl. Die 40 Millionen neuer Japaner sind Stadtmenschen, die ihren Erwerb in Industrie und Handel finden. Japan ist heute kein Agrarland mehr; nur noch 40, allerhöchstens 45 v. H. seiner Bewohner leben von der Landwirtschaft. Für diese neugeschaffene Mehrheit von Industrie- und Stadtmenschen bestehen ganz andere Daseinsbedingungen, die Lebensauffassung mußte sich folgerichtig ändern, und daraus ergibt sich die Gestaltung der cheutigen japanischen Familie. Die in die Großstadt zugewanderten Familien haben nämlich Schwierigkeiten genug, Einnahmen und Ausgaben in Einklang zu bringen. Zwar ist Japan mit seiner neuen Formung äußerlich ein reiches Land gewor den. Ungeheure Summe»» wurden angelegt, um den Städten ihren sauberen, modernen, weltbürgerlichen Wesenszug zu geben. Aber jeder einzelne und vor allem jeder Familienvater merkt die Steigerung der Lebensau sprüche an seiner Börse. In der Bedürfnislosigkeit der ärmlichen Bauernhütten, wo alles beim alten blieb, war man eigentlich viel reicher als mit den phantastisch klin genden Einnahmen in den Großstädten, wo jeder Tag neue Anforderungen bringt. Hier haben sich nämlich auch die geringer bezahlten Angestellten und Arbeiter eine»» Wunsch erfüllt: sie haben eine hübsche, saubere Wohnung und damit die Voraussetzung für das Eigendasein in der Familie. Rund um die japanischen Großstädte liegt ein Gürtel einfacher Wohnviertel. Die guten Verbindungen machen es möglich, schnell und billig in die Stadt zu kom men. Infolgedessen konnte weitläufig gebaut werden, und jede Familie kann heute ihr Haus in einem Vorort haben, der mit seinen Bäumen und blühenden Sträuchern wie eine Gartenstadt anmutet. Aber diese Gemütlichkeit des Helins erfordert weit gehenden Verzicht auf geselligen Verkehr, der in Japan mit seiner Sitte des Geschenkemachens kostspielig ist. Man hält sich vom Nachbarn sern, nnd auch die Bande der Verwandtschaft werden gelockert. Die Eltern der Ehe gatten wohne»» oft noch auf dem Lande, man korrespon diert miteinander, denn die Japaner sind große Brief schreibet. Besuche in der Heimat aber sind nicht allzu häufig, »veil auch die Eltern rechnen müssen und ein allzu langer Besuch sie belastet. Wenn man Geschwister oder Vettern in derselben Stadt hat, so wohnen sie meist in anderen Vierteln, und das bedeutet bet der Ausdeh nung dieser Städte oft eine Entfernung vdn 20 bis 30 Kilometer. So lösen sich die Perwandtschaftsbande all mählich. Eigene Tüchtigkeit ist für das Porwärtskom- men wichtiger als Beziehungen. Man verläßt sich nicht mehr auf Schwager und Vettern. Aber ko weit tkt man