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Weißeritz-Zeitung : 11.08.1937
- Erscheinungsdatum
- 1937-08-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-193708114
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-19370811
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-19370811
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Weißeritz-Zeitung
-
Jahr
1937
-
Monat
1937-08
- Tag 1937-08-11
-
Monat
1937-08
-
Jahr
1937
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 11.08.1937
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Aufruf zur Hindenburg-Spende konnten bei sparsamster Wirtschaft jährlich aus nicht ganz weitergebaul werden. wird auch im kommeni -- L»!E DaS Kuratorium der Hindenburg-Spende erläßt folgenden Aufruf: Am 2. Oktober 1937 jährt sich der Tag, an dem vor 90 Jahren Hindenburg vas Licht der Welt erblickte. Voll Ehrfurcht werden an diesem Tage die Gedanken aller Deutschen in Erinnerung an ihn zu seiner Ruhestatt in Tannenberg wandern. Aber laßt es damit nicht genug seinl Als Deutschland sich >927 anschickte, Hin- denburgs 80. Geburtstag zu begehen, da ging sein Wunsch dahin, von allem Festlichen abzusehen, ihm dafür aber die Mittel an die Hand zu geben, um stärker als bisher Not und Elend unter Veteranen, Kriegsbeschädigten und Kriegerhinterbliebenen lindern zu können. Zehn Millio- nen Mark schenkten Deutsche daheim und draußen ihrem Reichspräsidenten und GeneralfelÜmarschall, der sie, ein Denlmal seines kameradschaftlichen Fühlens, in die von ihm errichtete Stiftung „Hindenburg-Spende" einbrachte. .Deren Vorsitz übernahm er selbst. ! In Aehntausenden von Fällen hat Hindenburgs .Stiftung während ihres zehnjährigen Bestehens in feinem Sinne helfen können. Jetzt ist sie nahezu erschöpft. Nehmt Hindenburgs 90jährigen Geburtstag zum Anlaß, fein fürsorgerisches Werk zu erhalten und sortzusetzen! Der Führer und Reichskanzler hat den Gedanken einer, neuen Sammlung zum 2. Oktober 1937 nicht nur wärm stens begrüßt, sondern sic selbst mit einer großen Stiftung eröffnet. Folgt diesem Beispiel! Ehrt das Andenken des großen Toten durch die Tat des Handelns in seinem Sinne! > Beiträge zu der vom Reichs- und Preußischen Mini sterium des- Innern genehmigten Sammlung nehmen alle Banken, Sparkassen, Postanstalten und das Postscheck konto der „Hipdenburg Spende" — Berlin Nr. 738 00 — entgegen. 1842 blieb Sachsen vier Monate ohne Regen Zeitungsberichte aus dem „Hitzejahr 1842" erzählen, baß siebzehn Wochen lang, vom April bis gegen Ende August, damals im ganzen Sachsenland kein Tropfen Regen fiel. Tag für Tag stieg die Sonne glutcnd empor und versank ebenso. Versengende Hitze drückte nieder, Halm, und Hackfrüchte wuchsen spärlich oder gar nicht, an Gras und Obst war gar nicht zu denken. Kleine und größere Bäche trockneten ans, viele Mühlen standen still. „Dampfmühlen" gab es damals nur eine in Sachsen, und zwar in Leipzig; aber diese eine Tampfmühle durfte bis zu diesem Jahr nur Weizen mahlen, und da dankte je der Landmann, der sein Getreide zur Mühle brachte, wenn sein Roggen auch nur geschrotet wurde, damit er Brot backen konnte. Infolge des Futtermangels gingen die damals schon sehr niedrigen Viehpreise stark zurück. „Junge Schweinchen" so heißt cs in einem Bericht ans diesen Tagen, „wurden massenhaft fcilgeboten, Stück für Stück 50 Pfennige, aber trotzdem wollte niemand kaufen. Wer zwei Stück kaufte, erhielt oft genug ein Drittes als Zugabe." Endlich, in der letzten Hälfte des August, stellte sich der langersehnte Regen ein die vertrockneten Gräser lebten etwas auf, die Kartoffel« konnten wachsen. Im Kirchenbuch des Ortes Dewitz bei Taucha findet sich über den Sommer 1842 folgende Eintragung des Kirchenbuchführers Bischoff: „Gleich nach Ostern, bis da hin hatte es geregnet, ließ sich au der Sonne von 11 Uhr bis nachmittags 3 Uhr eine Erscheinung sehen, welcher die Aeltesten sich nicht zu entsinnen wußten: die ganze Sonne war mit einem schönen Vogen, ähnlich dem Re- genbogen, in Hellen Lichtfarben umzogen. Seit dieser Zeit hörte aller Regen auf. Auch wenn der Himmel noch so dunkel, die Wolken noch so dick waren, der Wind zer streute selbige jedesmal wieder, und d.er Regen blieb aus. Dieses dauerte bis Michael, wo es sparsam zu regnen an fing und wenigstens die Besorgnis des trockenen Einwin terns verminderte." -er Heimat ms- dem Sachfenlan- Oelsnitz i. V. Am Geburtstag tödlich verunglückt. An seinem 24. Geburtstag verunglückte der aus Plauen stammende Herbert Zobel am Ortsein- Kang von Tirschendorf mit seinem Kraftrad tödlich. Bischofswerda. 350jährige Schützengesell schaft. Die Privilegierte Schützengesellschaft, die zu der Weihe einer Vosjelstange im Jahre 1586 zum erstenmal urkundlich erwähnt wird, feiert jetzt ihr 350jähriges Ju biläum. Dem Hauptfesttag am Sonntag war prächtiges j Wetter beschiedcn. An dem Festzug beteiligten sich außer den Ortsvereinen etwa zwanzig Schützengesellschaftcn aus der Oberlausitz und dem Pirnaer Bezirk. Crimmitschau. Das Schicksal bestimmte an ders! In einer hiesigen Knnstanstalt geriet der 35- jährige Prägemeister Anton Hermanns aus Köln kurz vor Arbeitsschluß mit dem Kopf in eine Prägepresse und wurde getötet. Er beabsichtigte, demnächst zu heiraten; am /Unglückstag wurde sein Aufgebot veröffentlicht. Eibenstock. Schwerhöriger überfahren. Zwischen dem Oberen und dem Unteren Bahnhof wurde ein schwerhöriger 71 Jahre alter Mann an der Stelle, an der der Weg die Bahnlinie kreuzt infolge Ueberhörens Ler Signale von der Lokomotive erfaßt und lebensgefähr lich verletzt. Markneukirchen i. V. Geistesgestörte beob- achten I Der Brand, durch den das Wohnhaus der Fa milie Roth mit Scheune und Stallung in Siebenbrunn vernichtet wurde, ist nach den Feststellungen der Gendar merie von der 56 Jahre alten Ehefrau des Besitzers ge- legt worden, die in krankhaften Wahnvorstellungen lebte: sie wurde in ein» Heilanstalt gebracht Belömpjung der Blutlaus Verordnung des Reichsstatthalters Eine Verordnung des Reichsstatthalters in Sachsen (Ministerium für Wirtschaft und Arbeit) weist die Amts hauptleute, Oberbürgermeister und Bürgermeister erneut auf die Notwendigkeit einer nachdrücklichen Be kämpfung der Blutlaus an den Apfelbäu men hin. Tie Verordnung enthält genaue Richtlinien ! für die unmittelbare und für die vorbeugende Bekämp fung der Blutlaus. Kostenlose Auskünfte werden erteilt von der Staat lichen Hauptstelle für Pflanzenschutz in Dresden-A. 16, Stübelallee 2, von der Staatlichen Hauptstelle für gärtne rischen Pflanzenschutz an der Staatlichen Versuchs- und Forschungsanstalt für Gartenbau in Pillnitz und von Be ratungsstellen, die bei den Kreisbauernschaften zu erfah ren sind. Die Staatliche Hauptstelle für Pflanzenschutz in Dres den gibt über die Lebensweise und über die Bekämp- fungsmöglichkeitcn der Blutlaus ein Merkblatt heraus, das von dort zu beziehen ist; außerdem ist bei den ge- ! nannten Nusknnftsstellen das entsprechende Flugblatt der Biologischen Reichsanstalt sür Land- und Forstwirtschaft zu haben. Die in der Verordnung des Reichsstatthalters in Sachsen genannten Richtlinien zur Bekämpfung der Blut laus an Apfelbäumen sind folgende: 1. Unmittelbare Bekämpfung: a) Die an ! Stämmen. Aesten und Zweigen der Apfelbäume festge stellten Bluttausherde sind mit einem wirksamen Bekämp- sungsmittel zu bespritzen oder zu bepinseln, b) Im Herbst müssen die Stämme blutlausbefallcner Bäume gereinigt werden. Der Wurzelhals dieser Bäumc'ist freizulegen und gründlich mit Aetzkalk oder einem Bluilausbekämpfungs- mittel zu bestreuen, c) Einjährige Holztriebe, die stark mit Blutlaus oder den durch diese hervorgerufenen An- , schwellungen behaftet sind, werden abgeschnitten und ver- brannt. d) Stark von Blutlaus befallene Obstbänme müssen ganz entfernt werden. , 2. Vorbeugende Bekämpfung: a) Durch sachgemäße Pflege, Schnitt und Rindcnreinigung wird dem Befall vorgebeugt, b) Alle Wunden an Stamm und Aesten sind zu glätten und zu verstreichen, da sich die Blut- laus an Wundstcllen sehr häufia ansiedelt, c) Bei Neu pflanzungen sind die Sorten zu bevorzugen, die von der Blutlaus wenig oder nicht befallen werden i Dlc Stiftung hat im Durchschnitt jährlich eine Mil lion Reichsmark ausgegeben, davon regelmäßig am Ge burtstag des Stifters, dem 2. Oktober. 450 000 NM. Die Unter stützungen wurden in der Regel aus Grund von Vorschlägen gezahlt, die die amtlichen Organisationen der Kriegsbeschädig ten- und Kriegshinterbliebenen-Fnrsorge und die Hauptversor- gungsämter der Geschäftsstelle machten. Durchweg sind die Unterstützungen anfangs in Höhe von 200 RM., später in Höhe von 150 RM. gegeben worden. Ueber ihre Tätigkeit hat die Stiftung jährlich dem Volke Rechnung gelegt. Die neue Sammlung läufi bis zum 30. September dieses Jahres. Die erwarteten Beiträge des deutschen Volkes gelten der nationalen Pflichterfüllung in der Vergangenheit und deren großem Vorbild Hindenburg. Reichenbach i. V. Reichsau tobahnbau schafft Arbeit. Der Bau der Reichsauwbahn auf den Höhen süvlich von Reichenbach ist jetzt so weit fort- i geschritten, daß mit den Vorarbeiten für die Errichtung einer Brücke, über die die Reichsautobahn über die Staatsstraße Reichenbach—Lengenfeld geführt werden soll, begonnen werden konnte. Im hiesigen Abschnitt der Reichsautobahn beträgt, soweit das Arbeitsamt Reichen« l bach sür die Zuweisungen in Frage kommt, die Zahl der Beschäftigten rund 380. Es kann damit gerechnet werden, daß sich diese Zahl steigert. 1 v H. der Gesamiausgaben gehalten werden, Insgesamt stad an Verwaltungsuukosteu bis 31. 12. 1936 für Gehälter, Ver sicherungsbeiträge, Postgebühren usw. nur 87 682,20 NM. ver wandt worden. Das buchmäßige Vermögen der Stiftung belief sich Ende 1936 noch aus rund eineinhalb Millionen Mark. Die Hindenburg-Spende, die von der einstigen Linken sei nerzeit wütend bekämpf, wurde, hat unendlich viel Gutes ge- stiftet. Sie galt der zusätzlichen Hilse sür Volksgenossen, die der Nation im Weltkrieg besondere Opfer brachten, und ist zu gleich ein lebendiges Denkmal sür einen großen Deutschen Bis zu seinem Tode Hai der verewigte Feldmarschall die Stiftung selbst geführt und ihre Sitzungen regelmäßig persönlich geleitet. In seinem Andenken wurde sie vom neuen Deutschland weiter- geführt. Glashütte. In der Frage der Erweiterung des Wasserwerkes sind schon seit wahren die verschiedensten Möglichkeiten erwogen worden. Der Stadt blieb nun nichts wei ter übrig, als der .Ausnützung der guten Grundwasserbestände im Müglitztale noch größeres Augenmerk zu schenken. Darüber ist nach dem fachmännischen Urteil folgendes zu sagen. Die neuer dings begonnene Veländeuntersuchung ergab das Vorhandensein zweier Felsspaltenläufe. Dort ist bei Berücksichtigung der son stigen bestehenden günstigen Voraussetzungen mit einer Gesamt ergiebigkeit von 6 Sekundenlitern zu rechnen. Die Fassungen beider Felsspaltenläufe sollen mittelst in der Tiefe gelochten Brunnenringen vorgenommen werden. Die Anlage eines neuen Hochbehälters oberhalb der Weicholdschen Hütte mit 160 Kubik meter Inhalt und einem Wasserstand von 2,50 Meter würde eine Gesamtförderhöhe vom tiefst abgesenkten Wasserspiegel bis zur Einlaufsohle des Hochbehälters 250 Meter ausmachen. Der ge eignetste Durchmesser der Saug- und Druckrohrleitung von rund 1500 Meter Länge wurde mit ,00 Millimeter bemessen. Zur Be wältigung dieser größten Förderhöhe wurde ein Pumpe na gar egal von 2 doppelt wirkenden stehenden Kolbenpumpen für 6 Sekun- dcnliker Fördermenge mit je einem Elektromotor von 24 ?8 Dauerleistung vorgesehen. Das Druckspiegelgefälle bis zu dem höchsten Punkte „Auf den Erben" mit 440,00 Meter »1^ beträgt 12,50/»». Außer den „Erben" könnte auch das hochgelegene Sied lungsgelände der Bremfelder und der Folgenfetder mit versorgt werden. Die Gesamtzahl der Tagewerke des Wasserwerks-Er weiterungsbaues wurde mit 3600 ermittelt. Neben der Gewin nung der Masserbestände am Gaswerk bleibt der Stadt sür die Niederdruckzone jetziges Wasserwerk) immer noch der Zulauf aus dem Prießnitztale. Obendrein soll bei der Legung der neuen Masserleitungsrohre durch das große Kohlbachlal szum neuen Hochbehälter) insofern für die Niederdruckzone ein weiterer Ge winn an Trinkwasser von etwa 2 Sekundenlitern geschaffen wer den, indem im oberen Teile des genannten Tales eine Wasser fassung vorgenommen werden soll. Diese Wasserbestande, in einer besonderen Nohrleitung erfaßt und in den gleichen Rohrgraben der Hochdruckleitung gelegt, werden bergab dem Niederdruckrohr strang am Gaswerksgrundstück — im natürlichen Zulauf — zuge führt. Wenn alle diese und andere Teilaufgaben gelöst sind, kann die Glashütter Niederdruckzone des WasserMrkes mit 3 Wasser zuläufen rechnen und jede weitere Wasserknappheit als ausge schlossen gelten. Die Gesamkkosten der Erweiterung des städti schen Wasserwerkes belaufen sich nach Sachverständigengutachten auf 100 000 RM. Die Hochdruckleitung ist ausschließlich für die Versorgung der obersten Stadtteile und des. bisher nicht aufge schlossenen Baugeländes in den höheren Geländekeilen m un mittelbarer Nähe der Stadt (Erbenhang, Hirtenwiesen und Lu chauer Höhe) gedacht. Geising. Wenn schon im vorigen Jahre eine rege Bautätig keit hier herrschte, so ist das doch kein Vergleich zu derjenigen in diesem Jahre. Die mit 10 Stellen in Angriff genommene Klein- , siedlung, zu welcher ein ideales Gelände gewählt wurde, steht un- ! mittelbar vor dem Richtfest. Schon ist aber auch mit dem Straßen- ! und Masserleitungsbau der Bergarbeitersiedlung begonnen wor- ' den, welche mit 18 Wohnungen auch noch in diesem Jahre fertig- gestellt werden soll. Wie der Siedlungsbau, wird auch der Einzel- ! Wohnungsbau durch die Stadtverwaltung gefördert. Zwei Ein- 1 familienwohnhäuser konnten jetzt bezogen werden, zwei Zwei- familienwohnhäuser wurden in diesen Tagen gerichtet, das im Bau befindliche Vierfamilienbeamtenwohnhaus der Zollverwal tung schreitet in seinem Bau rüstig vorwärts. " Weitere Bauten, drei Einfamilienwohnhäuser und ein größeres Wochenendhaus, die auch noch in diesem Jahre ihrer Vollendung entge-gengeführk werden sollen, nimmt man in den nächsten Tagen in Angriff. Ein Wirtschaftsgebäude wird vollständig umgebauk, fünf Woh nungen werden hier erstehen, in.einem anderen Gebäude werden vier Wohnungen eingebaut. Das Skadkbad soll noch in diesem Jahre ausgebaut werden. Auch Industrie und Handel sind bei dieser enormen Bautätigkeit nicht unbeteiligt. So wurde ein bc- ackllicher Industrieerweiterungsbau durchgesührk, zwei Lager- gcbäude sollen noch errichtet werden. Rege Instandsetzungs- arbeiten an städtischen und privaten Grundstücken wurden das ganze Jahr hindurch sortgeführt. — Die Tiefbautäligkeit hat seit dem vorigen Jahre nicht nachgelassen. Die Stadtverwaltung ließ ununterbrochen Straßeninstandsetzungen und den Bau von Wohn straßen vornehmen. Die Bautätigkeit der Reichsbahn zum Aus bau der Müglitztalbahn ist im hiesigen Abschnitt wesentlich vor geschritten. Im Zusammenhänge damit werden größere Strasten- und Brückenbauten gegenwärtig dürchgeführt. — Nach allem Sie ha, bis zum 31. Dezember l936 insgesanu 9 731398,65 Reichsmark an Einzelunterstützungen im In- und Ausland an insgesanu rund etwa 70 000 Personen gezahlt Ihre Unkosten 7VV Zahre Berlin In diesen Tagen feiert die Reichshauptstadt tbz 700jähriges Bestehen. Ihr Name ist im Jahre 1235 erst mals urkundlich erwähnt, doch wird angenommen, daß die Siedlnng am Übergang der Spree schon älteren Datums ist. Die meisten Städte östlich der Elbe und Saale sind im 13. Jahrhundert gegründet worden. Das geschah zu einer Zett, als die alte deutsche Kaisermacht in Italien zurück- gedrängt war, während das deutsche Volkstum in der Heimat sich kräftig entfaltete, neue Bezirke kolonisierte und sich feste Städte schuf. Es werden niederdeutsche Bürger gewesen sein, die sich in Berlin und Cölln an der Spree niederließen, während niederdeutsche Bauern die umliegende Landschaft des Teltow und des Barnim urbar machten. Die askanischen Markgrafen übernahmen in jener Zeit die Mark Brandenburg, die Wettiner Fürsten die Mark Meißen, in Schlesien schlossen sich die Piasten dem Deutschtum an, in Mecklenburg die Obotriten, und ähnlich waren die Pommern-Herzöge in ihren Ländern tätig. Eine neue Zeit der Blüte war über die dünn besiedelten Land schaften gekommen, die nun die Ostgrenze des alten Reiches bildeten, während der deutsche Ritterorden im ferner gelegenen Preußenlande sein großes Kulturwerk vollzog. Das junge Berlin- hat sich durch Jahrhunderte mit starker Zähigkeft behauptet und ist stolz auf die eigene Kraft gewesen. Als um das Jahr 1500 die Markgrafen ihren Sitz von Brandenburg nach Berlin verlegten, sind die Städter keineswegs davon erbaut gewesen. Das Ver hältnis zwischen m Fürstenhaus und ihrer Residenz, zwischen der Hauptstadt und dem Staate hat nun das Schicksal Berlins in der Folgezeit bestimmt. Auf die Daner mutzte sich die Fürstenmacht durchsetzen, so wenig das den immer oppositionell gestimmten Berliner Politikern ge fallen hat. Als Stadt und Land nach dem Dreißigjährigen Kriege zur Schlacke ausgebrannt waren, war cs ein Segen für die Hauptstadt, daß der Aufbau in den tatkräftigen Händen des Großen Kurfürsten lag. Nur so konnte eine neue Blüte beginnen, konnte sich Berlin unter den großen Herrschern aus dem Haus der Hohenzollern derartig ent wickeln, daß es Ende des l8. Jahrhunderts 175 000 Ein wohner hatte, für damalige Verhältnisse ein? gewaltige Zahl. Solange die Hausmacht der Könige auf Kurbrauden- burg beschränkt war, ergab sich ganz von selber, daß Berlin der Mittelpunkt der Verwaltung, der Sitz der wichtigsten Behörden, der Standort der Industrien und der Manu fakturen war. Erst seit dem Anschluß Ostpreußens und der Eroberung Schlesiens ergab sich der Zwang zu einer stärkeren Dezentralisation. Damit wurde vermieden, was in Frankreich sich vollzog, daß die Hauptstadt zu einem Wasserkopf wurde, der alle Kräfte aufsaugte. Das gleiche Problem ist im 20. Jahrhundert noch einmal gestellt wor den, als die Begünstigung des Verkehrs der Zentralisation Vorschub leistete. Gerade die Regierung Adolf Hitlers aber ist es gewesen, die den rechten Mittelweg zwischen Zentral regierung und landschaftlicher Selbstverwaltung vor zeichnete, so daß eine einseitige Begünstigung der großen Hauptstädte ausaekcbalici bleibt Bis zum Jahre l87l ist Berlin die preußische Haupt- stadt geblieben, während viele Augen im Reiche den geistigen Mittelpunkt noch in Wien suchen wollten. Fried rich der Große und seine Nachfolger haben Berlin mit schonen Bauten geschmückt, die als Zeugnisse des „preußi schen Stils" in die Baugeschichte eingegangen sind. Die Jahre nach der Gründung des Kaiserreichs haben der Stadt zwar einen großen wirtschaftlichen Aufstieg und eine ungeheure Vermehrung der Bevölkerung gebracht, jedoch einen klaren städtebaulichen Willen vermissen lassen. Man Hal von einer amerikanischen Entwicklung gesprochen und allzu leicht die Fehler und Sünden übersehen, die ihr anhafteten. Deshalb wurde der Zusammenschluß Berlins mit seinen großen unmittelbar anschließenden Nachbar städten zu einer Einheitsgemeinde so überaus schwierig. Charlottepbnrg, Wilmersdorf, Schöneberg, Neukölln und wie diese Plätze heißen mochten, hatten sich inzwischen nach eigenen Bedürfnissen entwickelt und aufgebaut, so daß der organische Zusammenschluß Groß-Berlins ein Problem wurde, das nicht nur in der Verfassung und Verwaltung, sondern auch im Städtebilde jeden Tag neue Schwierig keiten erbrachte. Glücklicher war die Entwicklung der weiter draußen liegenden Vororte und Billjmkolonien, die ganz von selbst einen Grüngürtel für Vie Stadt mit den 4)4 Millionen Einwohnern gebildet haben.
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