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Aus der Heimat Beilage zur „Weiheritz-Zeitung" Der sächsische Geistererlöser Johann Friedrich Hänel Eine interessante Reminiszenz. (Ein Menschenfreund. — Mas der Reikeroberst sah. — Geheimnisvoller Spuk. — Das Männchen in Bergmannstracht. — Das Ansuchen des Bäckermeisters Fritsche. — Eine Zeit der Kasteiungen. — In der Mistgrube. — Der große Prozeß.) Unter Tarkaruga, dem bekannten Wiener Kriminalist und Schriftsteller, veröffentlichte der Verlag Gustav Röktig L Sohn, Oedenburg, eine Serie von Kriminalnovellen, die den Titel „Detektiv Frank" trugen und sehr fesselnd ge schrieben waren. In dem zweiten Bändchen der Reihe „Das verwunschene Schloß" erinnert der Verfasser an eine interessante Figur aus der zweiten Hälfte des vor. Jahrhunderts, den sächs. Geistererlöser Johann Friedr. Hänel. Hänel wurde anfangs des vor. Jahrhunderts im Städtchen Dippoldiswalde geboren. Er war ein Bergmann, hatte fünf Kinder und führte Las Leben eines Menschheitsbeglückers. Obwohl von den härtesten Schicksalsschlägen betroffen, war er ununterbrochen bemüht, seinen Mitmenschen Gutes zu erweisen. Er begnügte sich selbst mit dem Allerwenigsten und gab fast sämtliche sauer erwor benen Groschen zur Linderung der Not anderer her. Er verstand es wunder bar, Kranke durch Massage zu heilen, verschmähte indessen eine Entlohnung und berief sich, wie auch bei seinen anderen Handlungen, stets auf die Bibel. Ein großer Kindcrfreund, trachtete er das Los der unehelich Geborenen trotz der eigenen Armut zu lindern und kam sehr bald in den Geruch eines Heili gen, dem nichts unmöglich war. Man glaubte ihm, daß er mit der Geisterwelk in Verbindung stehe und fähig sei, Verwünschte zu erlösen, so Laß man Ihn für den richtigen Mann hielt, den Zauber eines verhexten Hauses zu brechen, welches in Dippoldiswalde eine große Rolle spielte. Es handelte sich um ein altes Gebäude auS dem XVII. Jahrhundert, welches seinerzeit, wenn die Lan- dcsherrschofk in der Stadt Aufenthalt nahm, als „Reisigenstall" diente. Spä ter ging es in Privatbesitz über. Zur fraglichen Zeit gehörte es dem Bäcker meister Fritsch« und seiner Ehefrau, Lie, je älter sie wurden, desto überzeugter davon waren, daß das morsche Gemäuer den Lieblingsaufenkhalt von Kobol den und Verwünschten bilde. Sie halten in ihrer Jugend davon gehört, daß die früheren Bewohner des Schlosses in Len Kellern bald einen Mönch, bald einen als Bergmann gekleideten Zwerg erblickt hätten. Als dann später der Oberst eines Reiterregiments bei ihnen In Miele mar, erzählte er ihnen, Laß seine SchilLwachen in dem Schloß gar oft wunderbares Getöse vernommen und Geistererscheinungen gehabt hätten. Sie selbst hakten ebenfalls mehr als ein-