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Weißeritz-Zeitung : 08.07.1937
- Erscheinungsdatum
- 1937-07-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-193707081
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-19370708
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-19370708
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Weißeritz-Zeitung
-
Jahr
1937
-
Monat
1937-07
- Tag 1937-07-08
-
Monat
1937-07
-
Jahr
1937
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 08.07.1937
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Feststellungen des Ministerpräsidenten Salazar. t i t i i » k i i s. Auf einer Treueknndgebung deS gesamten Offizier-, ikorps des portugiesischen Heeres und der Marine, hielt der iqm vergangenen Sonntag einem kommunistischen Anschlag entgangene Ministerpräsident Salazar eine ost von Istürmtscheiy Beifall unterbrochene Rede. Im Berlguf seiner Ausführungen erklärte Salazar, an der Jahrhunderte alten Freundschaft zwischen Portugal und England werde im beiderseitigen Interesse festgehal- len, selbst wenn die britische Außenpoltttk nicht immer mit den Ansichten Lissabons übereinstimme, wie eS aus geo graphischen und ideologischen Gründen auch hinsichtlich der Beurteilung der Vorgänge in Spanien festzustellen sei. Portugal müsse für seine Verteidigung stets über eigene Kräfte verfügen. Es sei wenig erstaunlich, daß die Männer des neuen Staates von den Gegnern der Zivili sation gehaßt würden. „Wenn wir unS verteidigen, dann geht es nicht um das Leben dieses oder jenes einzelnen Menschen, sondern um unser Land und um unser Volk, um die Zukunft Portugals!" Körper - Seele - keilt Dt. Ley vor den deutschen Chemikern. Im Mittelpunkt deS ReichstresfenS der deutschen Chemilei In Frankfurt a. M. stand die 50-Jahr-Jubiläumsversammlunz deS Vereins Deutscher Chemiker» an der Reichsorganisattons- kiter Dr. Lev und Generalinspektor Dr. Todt teilnahmen ReichSoraanisationsleiter Dr. Ley legte in einer Rede dar, wie er al- Wissenschaftler zu Adolf Hitler und zur Bewegung gekommen sei. „Trotz einer an sich materiell und persönlich befriedigenden Stellung in dem modernsten Werl der Well lebte ich »so erklärte Dr. Ley, „in einer ständigen Unruhe und seelischen Not. Es war irgend was falsch, nämlich der wissen- schastliche Drill, den ich erlebt«. In die Wissenschast und iy die Betriebe muß wieder Ruhe htnetnkommen. Wer erfinden will, muß Ruhe haben. Unsere Wissenschaftler sind Männer, denen wir ihr Eigenleben lassen müssen. Wenn die Wissen schaft uns helfen soll/ muß sie aus den« Tempo der Fabrik- Mäßigkeit herausgehoben werden. Aber noch ein Zweites gab mir die seelische Not: daS Fehlen der Romantik, es war alles so lieblos, so seelenlos. Wir hatten die Wissenschaft überschätzt. Sie sollte früher allein di« Führer im politischen und gesellschaftlichen Leben stellen. Dagegen, daß das wissenschaftliche Examen allein der Wert- Messer für Führerschaft im Volke sein solle, lehnte sich der Arbeiter auf. Diese aus einer liberalistischen Welt gekommene Anschauung war auch falsch. Man trennte Seele, Geist und Körper und ließ für die Seele die Kirche, für den Geist die Wissenschaft und für den Körper bestenfalls die Armee sorgen. Für uns Nationalsozialisten ist Körper, Seele und Grist eine Einheit, denn sie machen daS Wesen deS Menschen aus, den wir in den Mittelpunkt von allem stellen. Noch ein Drittes führte mich zu Adolf Hitler: die große Not des Vaterlandes und die Schande der Besatzung." Dr. Ley gab dann den Chemikern verschiedene Anregungen. Der Wissenschaftler solle häufiger einen Blick in die anderen Be rufsstände tun und mit dazu beitragen, daß Mch in diesen Berusskreisen die Männer zur höchsten Leistung heranaebildet werden. Bei uns in Deutschland dürfe es den Begriff des un gelernten Arbeiters nicht mehr geben. »uKMrreiken von S3 -Angehörigen Verordnung deS Jugendsührers des Deutschen Reiches. Der Augendführer des Deutschen Reiches hat eine Ver ordnung über die Auslandsreisen von Angehörigen der Hitler- Jugend erlassen, die alle bisherige» Bestimmungen aus diesem Gebiet aushebl und durch neue ersetzt. Die Verordnung, die am 15. Juli in Kraft tritt, bestimmt u. a.: Altgehörige der Hitler-Jugend bedürfen für Auslands reisen der Zustimmung des Jugendsührers des Deutschen Reiches oder der von ihm ermächtigten Dienststellen. Die Zu stimmung ist nicht erforderlich bei Reisen, die Angehörige der Hitler-Jugend in Begleitung ihrer Ellern tElternteil) oder ihres gesetzlichen Vertreters unternehmen; bet schulamtlich ver anstalteten Fahrten unter Leitung von Lehrern; bei Erholungs fahrten, die von der Reichszentrale „Landaufenthalt für Stadt kinder" durchgeführt werden Die Zustimmung ist ferner nicht erforderlich innerhalb des sogenannten kleinen Grenzverkehrs. Die Erteilung der Zustimmung ist bei der zuständigen Bannführung zu beantragen. Zuständig ist die Bannführung, in deren Bezirk der Antragsteller seinen Wohnsitz oder dauern den Aufenthalt hat. Für den Antrag sind die vom Juaend- sührer deS Deutschen Reiches herausgegebenen Vordrucke zu benutzen, die von jeder Dienststelle der Hitler-Jugend gebühren frei bezogen werden können. Wenn die Zustimmung erteilt wird, erhält der Antrag steller eine Bescheinigung nach den von dem Jugendführer des Deutschen Reiches bestimmten Mustern. Die Bescheinigung ist während der genehmigten Reise milzuführen und auf Ver langen den mit Besehlsgewalt ausgestatteten HJ.-Angehörigen sowie den deutschen Grenzbehörden vorzuleaen. Wer deü Be stimmungen dieser Anordnung zuwiderhanbelt. setzt sich der Gefahr eines HJ.-Disziplinarverfahrens aus. gez.: Baldur von Schirach. Zur Ausführung der Verfügung des Jugendführers des Deutschen Reiches über die Auslandsreisen von HJ.-Angehöri gen hat Stabsführer Lauterbacher folgendes bestimmt: Die Anträge auf Erteilung der Zustimmung zu Auslands reisen von HJ.-Angehörigen werden in Zukunft für Einzel reisen und Gruppenreisen getrennt behandelt. Nichtangebörige der Hitler-Jugend, die von der Verfügung deS Jugendführers deS Deutschen Reiches über die Auslands reisen von HJ.-Angehörigen nicht betroffen werden» müssen sich für die Ausstellung ihres Passes und für den Grenzüber tritt «in» Bescheinigung darüber ausstellen lassen, daß sie nicht Mitglieder der HI. sind. Zur Ausstellung dieser Bescheinigung sind die zuständigen Bannführer der HI. ermächtigt. Zugleich hat der Reichs- und Preußische Minister deS In nern einen Runderlaß über die Paßrechnische Behandlung der ReichSanaehörtgen vom vollendeten 10. bis zum vollendeten 20. Lebensjahr bei Auslandsreisen veröffentlicht, die eine Ergän zung der allgemein geltenden Paßbestimmungen darstellen. Danach dürfen Einzelpässe an die Jugendlichen nur ausgestellt werden, wenn sie eine Bescheinigung des Jugendsührers des Deutschen Reiches oder einer der von ihm ermächtigten Dienst stellen darüber vorlegen, daß der Auslandsreise zugestimmt wird oder der Jugendliche nicht der Hitler-Jugend angehört. Der Paß wird regelmäßig nur aus ein Jahr ausgestellt, bet Wehrpflichtigen und Arbeitsdienstpflichttgen darf die Geltungs- dauer nicht über den 31. Dezember des Jahres hinauslaufen. in dem sie daS 17. Lebensjahr vollenden. Der Könitzer Prozeß 22 deutsche Jungen vor Gericht. Im Prozeß gegen die angeklagtcn Mitglieder der 1 Deutschen Vereinigung in Konitz fand die erste Verband- Germanen besiedelten die Lausitz Aufschlußreiche Bodensunde beim Bau der Reichs-Autobahn Vor 2500 bis vor 2000 Jahren zogen in der danials ' cinsetzenden großen Völkerbewegung vom Norden her aus dem heutigen Thüringen germanische Volks- I stämme auf der damaligen Straße, wenn man von einer solchen in der Vorzeit sprechen kann, in west- ö st kicher Richtung über die Elbe bis an die Oder und weiter gegen Osten, der aufsteigenden Sonne entge gen, in das damals unbesiedelte Land; durch Südruß land zogen sie bis nach Indien hinein. Aus den Gefäß- funden nennt die Wissenschaft die Menschen dieser Zeit die Schnurkeramiker oder Streitaxt-Menschen. Der meh rere hundert Jahre später folgende zweite Zug durch die Lausitz nahm seinen Ursprung ebenfalls aus Mittel deutschland, was die gleichen Funde von Gefäßen mit Schnurverzierungen und Streitäxten beweisen; dieser zweite große Zug der Germanen aus Mitteldeutschland läßt sich bis nach Griechenland verfolgen. Der dritte Zug nahm die Richtung nach Ostdeutschland bis Finnland und der vierte Zug endete in Mittelrußland. Diese vier Züge brachten germanische Vorzeitkultur in den Osten, und aus diesen Zügen der Germanen in den Osten entstand die große Völkerschaft der Jndoger- manen, Menschen von einheitlicher nordischer Art. Ein Teil der germanischen Völker aus dem mitteldeutscheu Raum blieb in der Lausitz sitzen als Siedler» also als Bauern und Viehzüchter in der Stein- und Bronzezeit. Die Funde aus dieser Zeit» die in nächster Umgebung von Bautzen, der jahrtausende alten germanischen Siedlung an den hochliegenden Ufern der Spree, zutagegefördert wurden, zeigen den hohen künstlerischen Geschmack des germanischen Menschen. Besonders ausfallend wirkt in dieser Hinsicht unter den vielen Fundstücken im Museum in Bautzen be findlichen ein aus Goldfäden gedrehtes ringförmiges Schmuckstück. Werkzeuge und Werkzeugstücke beweisen, daß die in das menschenleere Land einziehenden Germanen in späterer Zeit sich mit der Eisenverhüttnng und dem Me- tallschmelzverfahren nnd in reichem Maß mit der Her stellung feinverzierter Töpfergegenständen beschäftigten. Eine starke und anhaltende Witterungsveränderung mit Kühle und Feuchtigkeit schwächte die in der Lausitz sit zenden Germanen so stark, daß die vordringlichen W e st- germanen mit Leichtigkeit die Urbewohner unterjoch ten und deren Burgen in Schutt und^Asche legten. Aus Schweden zogen die Goten herunter und die Burgun der bestedeltön um die Zeitenwende das Gebiet der Lausitz bis nach Schlesien hinein. Um 650 bis 700 nach der Zeitenwende wurden bei dem Vor dringen der aus dem Osten kommenden Avaren die Wen den in die Lausitz hineingepreßt, die hier bis etwa 900 saßen, bis unter Heinrich I. der slavische Volksstamm nicht nur aus der Lausitz sondern auch aus Schlesien in sein altes Siedlungsgebiet zurückgedrängt wurde. Diese geschichtlichen Tatsachen werden restlos be wiesen durch die zahlreichen Funde in der Lausitz, die nicht nur von deutschen sondern auch ausländischen, so auch von tschechischen Wissenschaftlern als beweisführcnd anerkannt werden. Auffallend wirkt bei einer Gegen überstellung der Fundstücke aller Art die Feinheit in der j Kunstauffassung und in der Bearbeitung durch den ger- ! manischen Hersteller, während die Funde aus der Zeit ' des Slaveneinfalls zeigen, daß deren Hersteller über die Nutzbarmachung der Gegenstände als einfache Gebrauchs mittel nicht hinausdachten. Von Dresden aus führt die neue Reichsautobahw nach Schlesien nördlich an Bautzen vorbei; auffallender- weife iy der fast gleichen Führung wie die große Völker- straße. auf der die Germanen aus Mitteldeutschland nach- Osten vordrangen, teilweise sogar aus dieser alten Straße. Bei den Bauarbeiten stößt man oft auf Funde aus der Vorzeit, die immer wieder beweisen, daß die Lausitz voir rein germanischen Volksstämmen erschlossen wurde. Zu den feftgestellten 388 vorgeschichtlichen Gräberfeldern aus der Steinzeit bis zur Eisenzeit und den 21 burgundischeu Friedhöfen allein in der Amtshauptmannschaft Bautzen kommen jetzt zwei besonders wertvolle Funde; auf dem Lerchenberg nordwestlich von Bautzen, in nächster Nähe der Stadt, stießen die Arbeiter auf die Reste eine» vorgeschichtlichen Hauses, das von den Bo denforschern einwandfrei als von dem germanischen Stamm der Illyrer aus der Bronzezeit herrührend er- kannt wurde. Auf ein Geviert von etwa je sieben Nieter Länge standen dreizehn Hol-Pfosten verteilt, von denen die Aschereste zurückblieben. Aus den übrigen Funden, so einer großen Vorratsurne, Scherben von Tontöpsen, Brandresten, zahlreichen gerösteten Eicheln, zu Ziegeln verbrannter Lehm usw., kann die Lage des Vorratsrau mes und des Herdraumes einwandfrei festgestellt wer den. In mühseliger und langwieriger Arbeit wird die Fundstelle, die etwa 35 Zentimeter unter der Erdobet-> fläche lag und beim Bodenabheben für die Autobahn! von den Arbeitern entdeckt wurde, untersucht. Man hofft, daß neue Funde noch mehr Aufschlüsse geben werden. Wenige Meter von dieser Fundstelle wurden zwei Gräber st ellen aus der Zeit etwa 400 nach der Zei tenwende ausgeschnitten, eines Mannes und einer Frau. In dem Frauengrab fand man eine aus Ton hergestellte sehr gut erhaltene Spinnwirtel burgundischer Art und in dem Männergrab eine Lanzenspitze als Zeichen, daß es sich hier um einen burgundischen Krieger handele. Die Spinnwirtel und ein auf der Hausstelle gefundenes Webgewicht beweisen auch, daß die Germanen nicht mir mit Fellen bekleidet lebten, sondern die Kunst des We bens kannten, wie auch die Moorgräber in Norddeutsch-! land unzerstörte gewebte Kleidungsstücke enthielten. Verfolgt man die mündliche und später schriftliche Ueberlieferung und die sich häufenden Funde aps dqr Vorgeschichte, so steht man unbestechlichen Tatsachen ge genüber, die beweisen, daß die immer und immer wieder aufgestellten Behauptungen von der slüvi- schen Besiedlung der urdeutschen Lau fitz in das Reich der Fabel gehören. Kein ernsthafter Geschichtsforscher kann aus einer knapp zwei hundert Jahre währenden Zwischenbesiedlung in einer über dreitausendjährigen urgermanischen Landnahme Heft Lausitz das Recht herleiten, zu behaupten, daß heute noch hier „ein slavischer Volksteil nach Befreiung von dem germanischen Joch schreit." Die mehr als gering zu nen nenden Ueberreste aus der kurzen Spanne der flavischen Awischensiedlung reichen wirklich nicht aus, eine welt bewegende Befreiungspolitik für „unterdrückte slavischy Volksteile" anzusetzen, außerdem fühlen sich die „Ange- görigen flavischen Stammes"' in der Lausitz unter deut- fcher Führung tausendmal Wohler als etwa in der mar xistisch geleiteten und moskowitisch beeinflußten Tschecho-! flowakei. lung statt. Die Anklageschrift versucht darzüstellen, daß die von der Deutschen Vereinigung betriebene Jugend arbeit nicht im Einvernehmen mit den Satzungen dieser deutschen Organisation gestanden habe. Die Anklage ver sucht ferner in Einzelheiten darzustellen, daß die gemein schaftliche Landarbeit in Kensau illegal gewesen wäre und die Voraussetzung für eine Bestrafung nach Artikel 165 des polnischen Strafgesetzbuches, der den Begriff der Ge heimbündelei umfaßt, gegeben sei. Vor allen Dingen wird versucht, den Nachweis zu erbringen, daß man in Kensau im Nahmen eines straff organisierten Lager- 1 betriebes systematische Schulung betrieben habe. Die Vernehmung der einzelnen Angeklagten ergibt, ! daß eine einheitliche Ausrichtung, wie sie von der An klageschrift den Angeklagten vorgeworfen wird, in Kensau nicht bestanden habe. Der Angeklagte Armin Droß hebt bervor, daß ihm daran gelegen sei, die städtische arbeits lose deutsche Jugend mit der ländlichen bekanntzumachen. Er und seine Freunde hätten die Absicht gehabt, den Schwestern Wehr materiell dadurch zu helfen, daß ihnen billige Arbeitskräfte zur Bestellung kes großen Gartens zur Verfügung gestellt werix», ferner den Teilnehmer» die Möglichkeit zu geben, nach langer Arbeitslosigkeit wie der Beschäftigung zu haben. Den städtischen Teilneh mern sollte bei dieser Landarbeit die Möglichkeit gegeben werden, sich auch körperlich zu erholen. Im wesentlichen ergab die Aussage des Teilnehmers, daß etwas anderes nicht beabsichtigt war und auch nicht stattgefunden hat. Die Anklage will dagegen in der Feier des Geburtstages des Kanzlers des Deutschen Rei ches Adolf Hitler und in gemeinsamen Sing- und Shiel- übenden Has Bestehen eines Lagers mit systematifcher Schulung erblicken. Die bereits seit drei Monaten in Haft befindlichen Geschwister Wehr führen dasselbe aus, ebenso Dr. Gero Freiherr von Gersdorff, einer der Hauptangeklagten. Sämtliche Angeklagten erklären, daß sie unschuldig seien und sich keiner strafbaren Handlung bewußt wären. Die Zeugen, welche die Anklage stützen sollen, machten un sichere Aussagen, die kaum geeignet sind, die.wesentlichen Punkte der Anklage glaubhaft zu machen. Die Vergnügungen des vnlel Tobias Onkel Tobias, ein begüterter älterer Herr aus einer vestfälischen Kleinstadt, liebte - wie das bei begüterten ilteren Herren nicht selten sein soll — gewisse „Vergnü gungen", die er sich einen schönen Batzen Geld kosten ließ. Natürlich ganz im Geheimen, aber doch wieder nicht so ge- »etm, daß nicht eines Tages ein junger Mann — vielleicht gatte auch eine der „Vergnügungen", die Trude hieß, nicht ganz dicht gehalten — davon erfuhr, und da er gerade Selb benötigte, beschloß, aus dieser Kenntnis ^Kapital zu chlagcn. Zunächst fälschte er eine Rechnung über 70 RM. äir Getränke und „wirtschaftliche Bemühungen", unter- leichnei „Trude", und ging damit zu „Onkel Tobias" und orderte sofortige Barzahlung. Als dieser Versuch miß glückte, da der alte Herr es vorzog, diese Sache mit .Trude" persönlich zu regeln, schrieb der junge Mann iinen Erpresserbrief. Er verlangte 500 RM., die im Brief umschlag an einer bestimmten Stelle auf eiue Mauer nie tergelegt werden sollten. Andernfalls sollte das ganze Städtchen über die „Vergnügungen" des „Onkel Tobias" ins Bild gesetzt werden. Onkel Tobias war von diesem Brief wenig erbaut. Einmal wollte er dem Unbekannten keine 500 NM. opfern, ium anderen wünschte er aber auch nicht, daß seine Mit- »ürger von seinen geheimen Neigungen erfuhren. Zunächst füllte er einmal einen Briefumschlag mit Papier und legte ihn auf die Mauer. Ein Schüler, der zufällig des Weges ging, fand den Brief, öffnete ihn, zerriß die leeren Blätter md ließ die Schnitzel im Winde wehen. Erbost sah vas »er Erpresser, der aus sicherem Versteck alles beobachtet hatte. Er schrieb sofort einen neue» Brief nnd stellte eine »letzte Frist". Onkel Tobias „gehorchte" auch, nur enthielt »er Brief wiederum Papier. Er selbst legte sich auf die Lauer» um den Unbekannten zu erwischen. Der Erpresser »ber merkte, daß er beobachtet wurde. Er gab das Spiel verloren und verduftete nach Hamburg. Von dort fuhr er mit einem Walfischfänger in See. Als er zurückkam, wurde er von der Polizei verhaftet. Hatte Onkel Tobias die Sache angezeigt? Nein, das lag wirklich nicht in seinem Sinne. Aber in seiner Freude über den glücklichen Aus gang der Sache hatte er die Erlebnisse an der Mauer unter Fortlässung aller für ihn peinlichen Details am Stamm- tisch erzählt, nnd von dort hatten sie ihren Weg zum Ohr der Kriminalisten selbst gefunden. Die Kriminalpolizei er mittelte bald, um wen es sich bei dem Erpresser handelte ' und wartete dann ruhig, bis dieser von seiner Walfisch fängerei zurückkam. Das Urteil lautete wegen Urkunden fälschung, versuchten Betruges und versuchter Erpressung auf sechs Monate Gefängnis. Onkel Tobias aber mußte als Zeuge die peinlichen Details dazu geben, die er am Stammtisch verschwiegen hatte . . . Eine Bibel aus dem Jahre 1471. Das mit Recht sehr beachtete Schaustück einer Rew-Dorker Kunstausstellung ist eine alte italienische Bibel ans dem Jahre 1471. Das zweibändige Werk stammt aus Venedig. Es gibt von die ser Ausgabe nur fünf Exemplare. Eines dieser sehr sel tenen Stücke gelangte vor einigen Jahren nach den Ver einigten Staaten. Diese Bibel steht, wie man hör«, an Wert nur wenig der berühmten deutschen Gutenberg-Bibel nach. Das seltene Werk ist mit 300 000 Dollar »erli-bor«
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