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Vertage zur „Weißeritz-Leitung" ^r. H Mittwoch, am 23. Juni 1937 103. Jahrgang Für eilige Leser einigung ausgetreten und hat sich dcr Sozialdemokratischen Partei angcschlosscn. In Nin,cs fanden die nationalen .Beisetzung leiten für den verstorbenen früheren Präsidenten der fran- -nt scki?n R Donmergne, statt. Ain Dlenütagnachnnttag ÄL 'n d°r S<ille in sei- nein Heiiualdorfe in Sndsrankrclch zur letzten Ruhe bestattet. P.-i dcr Niederwerfung des neuen Kurdenanfstands hat kick, die junge türkische Fliegerin Sabiha Gueukcen so bewahrt, doü sie bei lnächst das Suanis als Militarpilot und das Leut- nan.spmem Jal.cn wird° Sie dürfte der erste weibliche Ali- litärslieger der Welt sein. Ministerpräsident Generaloberst Göring empfing eine unter Führung von Dr. Aitano stehende Kommission italienischer Wirtschaftsführcr. die in Italien auf Befehl Mussolinis um fassende wirtschaftspolitische Arbeiten wie Deutschland lm Bicrjahresplan durchführen. Bei den Aufklärungsarbeiten über den nächtlichen Anschlag ans die Villa des dänischen Wehrministcrs nahm die Polizei drei Personen fest. In dem Besitz der einen wurde Spreng stoff gefunden. Das Polizeipräsidium lehnt jede Auskunft über die Persönlichkeit dcr Ieitaenommen-n ab. Wie letzt erst bekannt wird, yat ein ungenannter Spender im Dezember 1936 dein damaligen Ministerpräsidenten Bald- Win eine Summe von 250 000 Pfund Sterling <rund 3 Millio- nen Mark) zur Verfügung gestellt, um mit diesem Geld „die Bande, die England und die Dominions znsammenhalten, noch zu verstärken". Die Summe wurde angenommen, und cs wird nun bekannigegeben, daß zu ihrer Verwendung eine „Reichs- treuhänderorganisation" gegründet wird. Baldwin hat den Wunsch ausgesprochen, daß weitere Summen für diesen Zweck zur Versügung gestellt werden möchten. Das Regensburger Schwurgericht verurteilte den Raub- Mörder von Hienheim, den 26jährigen Alberi Gruber aus Un- tersaal bei Kelheim zum Tode, zugleich wegen schweren Raubes und Diebstahls zu drei Jahren Zuchthaus. Der miiangeklagte 35jährige Sebastian Wilhelm aus Hienheim erhielt wegen Bei hilfe zu schwerem Raub und schwerem Diebstahl 3z§ Jahre Zuchthaus. Gruber hatte am Himmel fahrtsmge d. I. die 61- jährige Philomena Nosenhammcr mit einem Beil ermordet, als sie ihn dabei überraschte, wie er in ihr Haus eindrang. Nach dem Mord raubte Gruber 1100 Mark Gemeindegeldcr, die der Bruder dcr Roscnhammer als Gemeindekassierer auf- zubcwahre« hatte. Wilhelm Halle Gruber zu der Tat an- gestiftet und Gruber auch den Aufbewahrungsort der Gelder verraten. Nach achttägigem Aufenthalt In der Neichshauptstadt ha ben die 1200 italienischen Jugendsührer-Anwärter und -Anwär terinnen in der Nacht zum Dienstag Berlin wieder verlassen. Sie fuhren nach München, um nach einer Besichtigung der Hauptstadt der Bewegung am Dienstag wieder nach Italien ;urückzukehren. Mit deü Jungfaschisten begab sich auch der Jugepdführcr Italiens, Staatssekretär Ricci, und der Jugend führer des Deutschen Reiches, Baldur von Schirach, nach Mün chen. Die Freude über die erlebnisreichen Berliner Tage, die mit dem Aufmarsch vor dem Führer ihren Höhepunkt und in der Sonnwendfeier im Olympia-Stadion mit der Ansprache von Reichsminister Dr. Goebbels ihren festlichen Abschluß ge sunden hatten, leuchtete jedem der jungen Italiener aus den Augen. Caracciola heiratet. Der bekannte deutsche Autorennfah rer Rudolf Caracciola, der für Mercedes-Benz fährt, wird seine Reise zum Rennen um den Vanderbilt-Pokal in Ame rika als Hochzeitsreise machen. Wenige Tage vor der Abfahrt heiratet Caracciola Frau Alica Trobeck. Neuschnee auf den Allgäuer Bergen. Der starke Tempera urrückgang nach den gewitterigen Störungen am Sonntag hat icwirkt, daß die Niederschläge am Montag in den Bergen als Schnee erfolgten- Bis zur Waldgrenze herunter zeigen sich üe Allgäuer Berge verschneit. Unfall in einer Fabrik. In dcr Bitumensabrik dcr Grube lkietzer in Amsdorf (Mansseldcr Seekreis) ereignete sich eine Verpuffung, durch die drei Gefolgschaftsmitglieder schwer ver- etzt wurden. Alle drei sind in ein Knappschastskrankenhaus icbracht worden, wo der eine von ihnen, der 38 Jahre alle lkbeitcr Steinkopf, gestorben ist. ! Eine Gutenberg Bibel für 1Ü0Ü00 Mark versteigert. In ,em bekannten Londoner Verstetgerungshaus Sotherby kam ine der ersten Gukenberg-Bibeln. und zwar eine Ausgabe ms dem Jahre 1455, die auf einem englischen Bauerngehöft n guterhaltenem Zustande ausgesunden worden war. zur Ver- teigerung. Ein amerikanischer Liebhaber erwarb den seltenen ?und für rund 100000 Mark. Bom Gewissen getrieben. In High Point im amerikanl- chen Staate Rord-Karolina hat sich ein Gaukler als vierfacher Norder, vom Gewissen getrieben, der Polizei gestellt. Vor acht Zähren hatte er seinen Vater umgebracht, und vor drei Jahren »alte er in einem Gasthaus in Los Angeles drei Personen er- nordet. * , Toller Banditenstreich. Drei chinesische Zollbeatsite haben ich einen tollen Bandttenstreich geleistet. Sie gingen in Dairen m Bord deS japanischen Dampfers „Tungping" und versteckten ich Als das Schiff auf der Fahri nach Tstngwangrau auf wher See war, stürzten sie an Bord, fesselten den Kapitän und Wangen die Mannschaft mit vorgehaltenen Revolvern Tschifu ließen sie die Schiffsladung im Wen von «0 000 Aen löschen und suchten dann nach ihrem Verkauf das wette. Hchclmuissc eines HaifischmagcnS. An der Küste dcr grie- hischcn Insel Kassandra ist ein Hai gefangen worden, in dessen Nagen man eine Brieftasche vorfand, die einen Geldbetrag wn 500 Drachmen, einen Ehering und einen an eine Dame ge ächteten Brief enthielt Die Gebeine Heinrichs I. geiunden mach dcr Feier des 1000. Todestages des Gründers des Listen Deutschen Reiches. König Heinrichs l., am 2. Juli 1936 m Quedlinburg wurden aus Befehl des Reichsführers SS. Heinrich Himmler wissenschaftliche Untersuchungen nach dem verbleib der Gebeine Heinrichs I. durchgesührt. Die Urkunden- öcarbeilung und die Ausgrabungen auf dem Schloßberg in Quedlinburg, die unter der Leitung des Beauftragten des Reichskührers SS., SS-Obersturmführer Dr. Höhne, erfolg- icn, hauen zum Ergebnis, daß die Gebeine König Heinrichs I. gesunden und als solche durch die an mehreren Universitäten vnrchgcsührken wissenschaftlichen Uniersuchungen nachgewtesen werden konnten. Damit ist die jahrhundertelang nicht beant- worrete Frage nach deni bisherigen Verbleib und der Behand lung der Gebeine des ersten deutschen Königs endgültig klar- «stellt. Stärkung der Grenzlande Die in diesen Tagen in Karlsruhe erfolgende l Gründung eines Greuzwirtschaftsausschusscs der Rcichswirtschaftskanimer hat die Grcnzlandprobleme in den Vordergrund des Jnlcrcsscs dcr OcsfcMlichkeit gerückt und das Jnstitin für Konjüktnrforschung zu einer Untersuchung über die Wirtschaftslage in den deutschen Grenzgebieten veranlaßt. Dcr nachstehende Beitrag gibt die vom Institut vertretenen Gcdantcn- gängc und ermittelten Tatsachen wieder. Die nationalsozialistische Aufbauarbeit seit 1933 hat die deutsche Wirtschaft in allen Teilen des Reiches erfaßt. Eine Untersuchung im einzelnen zeigt aber, daß die Grenzlandbezirke mit dem Vormarsch der übri gen Gebiete nicht Schritt gehalten haben. Hier liegen Schwierigkeiten insbesondere struktureller Art vor, wie sie sich etwa aus der gegenüber 1913 veränderten Verkehrs lage, aus dem Verlust großer Hinterlandgebiete, aus der handelspolitischen Absperrung dcr angrenzenden Abneh merländer usw. ergeben; hinzu kommen Umstellungen, die mit der wehrwirtschafllichen Durchdringung der deutschen Volkswirtschaft zusammenhängen. Diese Tatsachen machen es verständlich, daß trotz aller Fortschritte und Erfolge im einzelnen die Wirtschaftslage in den Grcnzlandbczir- - ken häufig noch nicht so günstig ist wie im Neichsdurch- ' schnitt; höhere Arbeitslosigkeit und Abwanderung der Facharbeiter sind wichtige Symptome für diesen Zusam menhang. Bei der st a a t s p o l i t i s ch e n Wichtigkeit dcr Grenzgebiete — wie sie durch die Bildung des Grenz- Wirtschaftsausschusses bei der Reichswirtschaftskammer nachdrücklich unterstrichen wird — drängen sich eine ganze Reihe von wirtschaftspolitischen Maßnahmen auf, die, zum Teil schon bisher durchgcfühn, in verstärktem Umfang zu ergreifen wären. Einmal können die Grenzgebiete bei öffentlichen Aufträgen vor allem der zivilen Bedarfsträger in noch stärkerem Umfang als schon bisher bevorzugt berücksichtigt werden. Weiter liegen in ver kehrspolitischer Richtung eine Reihe von Möglich keiten, die die „Verkehrsferne" der Grenzgebiete durch entsprechende Tarifgestaltung für Nohstoffzufuhr und Güterabsatz zu mildern imstande wären. Verkehrserschlie- tzung durch verstärkten Straßenbau, Besserung der Pro- duktionsbcdingungen durch reichlichere Versorgung mit Rohstoffen und Krediten bezeichnen weitere Etappen auf diesem Wege. Ein allmählicher „st kultureller" Um bau der Grenzwirtschafl schließlich durch Ansiedelung neuer und-arbeitsintensiver Industrien, durch Intensivie rung der landwirtschaftlichen Erzeugung würde die Auf triebskräfte auch in den Grenzgebieten vervielfachen. Da mit aber wären die Existenzgrundlagen der Grcnzbevölke- rung so weit gesichert, daß durch planmäßige Sicdclungs- und Baupolitik die Wanderungsbewegung abgestoppt und die Stärkung des deutschen Volkstums gerade im Grenzland erreicht werden kann. Arveilslostgleit und Wanderungsvewegung Eine Betrachtung der Wirtschastsstruklur zeigt, daß die Grenzwirtschastspolitik zweierlei Art sein muß, je nach dem, ob es sich um die hochindustrialisierten und dicht bevölkerten Grenzgebiete Oberschlesicns. Sachsens, des Rheinlands und des Saargebiets, oder um den anderen und größeren vorwiegend agrarwirtschastlichcn Teil der Grenzgebiete Ostpommcrns oder der Grenzmark handelt. In dem Zeitraum von Mitte 1925 bis Mitte 1933 verloren die agrarischen Grenzgebiete durch Abwanderung über 455 01)0 Menschen oder rund 1.7 v. H. der Bevölke rung von 1925. Der Abwandcrungsstrom war hier weit stärker als in anderen deutschen Agrargebiclen. Ans neueren Berichten geht hervor, daß auch nach 1933 noch zahlreiche Arbeitskräfte — nun vor allem die Facharbei- Münchens Bevölkerung nimmt Abschied von Abt Schachleitner. Weltbild (Dy. ter — die landwirtschaftlichen und industriellen Grenzgc-! biete verlassen haben und in die innerdentschen Industrie gebiete eingewandert sind. Die industriellen Grenzlandgebiete waren von der Krise der Fahre 1929 bis 1932 besonders schwer erfaßt worden. Die Arbeitslosenziffern je Tausend der Wohn bevölkerung lagen in Sachsen, Schlesien und im Rhein land weit über dem Neichsdurchschnitt und in dcr Regel ebenso über dem Durchschnitt anderer Gebiete Deutsch lands. In diesen industriellen Grenzbezirken wurden Ende März 1933 über 1,6 Millionen Arbeitslose gezählt^ i das waren rund 30 v. H. aller damals in Deutschlands bei den Arbeitsämtern registrierten Arbeitslosen. Von >933 bis zur Gegenwart hat zwar auch in den Grenz- ! bezirken die Arbeitslosigkeit im Zusammenhang mit der i zielbewußten Wirtschaftspolitik des Nationalsozialismus bedeutend abgenommen; doch ist der „Rcstbestand" an Arbeitslosen in den Grenzgebieten relativ noch am höchsten. Die landwirWaittilür Erzeugung ! Eine Sonderstellung der Grenzgebiete mit Bezug auf oie Wirtschaftsgrundlagen der landwirtschaftlichen Be triebe kann beruhen teils auf Besonderheiten in den natür lichen Produktionsbedingungen (Boden, Klima), teils auf Unterschieden in der Lage zum Markt, die sich auf den Absatz der Erzeugnisse und auf den Bezug von Produk tionsmitteln auswirken. Der letztere Gesichtspunkt, die „M a r k t f e r n e", die früher von bedeutendem Einfluß auf die Lage der Landwirtschaft in den östlichen Grenz gebieten war (Preisverteuerung usw.),spielt seit der stär keren Abschließung Deutschlands vom Weltmarkt keine Nolle mehr, da durch sie die Gefahr der Absatznot für dis marktferncn Gebiete grundsätzlich beseitigt ist. Diese durch den Wandel der gesamten Versorgungslage Deutschlands bewirkte Entlastung der marktfernen Gebiete wird auf die Dauer durch die Marktordnung des Reichsnährstandes gesichert. Die behördliche Preisregelung hat weiter zwar die Tatsache des „Preisgefälles" nicht grundsätzlich aus- gcschaltet, wohl aber hat sie eine starke Nivellierung der Erzeugerpreise herbeigeführt, die sich zugunsten der markt fernen Gebiete auswirkt. Diese Momente haben bewirkt, daß der Einfluß der Absatzlage auf die Lage der Land wirtschaft in den Grenzgebieten an Bedeutung ver loren hat. Eine Untersuchung des H e k t a r-E r t r a g e s der landwirtschaftlichen Produktion zeigt eine Ungunst der Verhältnisse in der Grenzmark, in Ostpommern und in der Bayerischen Ostmark, während demgegenüber die westlichen Grenzgebiete, vor allem der Regierungsbezirk Aachen, überreichsdurchschnittliche Ernteerträge aufweisen. Trotz- dcm ergibt sich im großen und ganzen, daß die östlichen Grcnzlande Ueberschußgebiete an Nahrungsmitteln, di» westlichen dagegen Zuschußgebiete sind. Sledlungs- und Wohnungsfragen Die Abwanderungsbewegung aus den Grenzgebieten bat man seit dem Kriege durch Schaffung neuer bäuerlicher Siedlungen in gewissem Umfang hemmen können. Uni» zwar entfallen von den 62 000 zwischen 1923 und 1935 errichteten Bauernsiedlungen allein 37 000 auf Grenzge biete, so vor allem auf Ostpreußen, Pommern und Schleswig-Holstein. Doch lag der nichtländliche Sied lungsbau in den meisten Grenzgebieten nach dem Kriege unter dem Reichsdurchschnitt, so daß vor allem hier seit 1933 viel aufzuholcn war und, hauptsächlich im Osten, noch aufzuholcn ist. Ein Drittel aller Haushaltungen ohne eigene Wohnung befanden sich Ende 1936 in den Grenz gebieten. Eine halbe Million Siedlungen und Wohnun gen müssen also gebaut werden, um zunächst einmal jeder Familie und Haushaltung in den Grenzlyndgebieten ein eigenes Heim zu geben. Außerdem ist die Wohnungs- überfüllung und der künftige Wohnungsbedarf in de» Grenzgebieten höher als in den übrigen Teilen deS Reiches. Durch die im Versailler Diktat erfolgte Zerschneidung der Verkehrswege hat sich der Rohstosfbezug in den Grenz gebieten verteuert, außerdem wurde der Absatz für die Grenzgebiete erschwert. Vor allem waren dem vom Reich»! abgetrennten Ostpreußen weitgehende Tarifermäßigunge» zu gewähren. Das Institut für Konjunkturforschung geht! ,im einzelnen auf eine Vielzahl von grenzlandpolitischen! Vorzugstarifen ein.und auf die Grcnzlandaktion, die den! .Bau von Wasserstraßen und die Intensivierung des Stra-, ßcnnetzes durchführt bzw. plant. Die Frage der Fndustrieoerlagerung Mit der Herausbildung der modernen Kricgstechnikl ist in allen Ländern die besondere Bedrohung der Grenz gebiete offenbar geworden: Eine Zone von rund 13» Kilometern Tiefe liegt im direkten Schußbereich der feind«! lichen F-rngcschütze; die Luftwaffe der angrenzende» Staaten vermag jederzeit vor allem die Grenzgebiete zu erreichen. Hinzu kommt, daß die modernen Kriege u. a.^ auf die Abreißung von Grenzgebieten (durch möglichst kon zentrierten Einsatz auf geringstem Naum) abzielen, nnd! daß die Ueberraschungstaktik — die Vorbereitungen nach! Ausbruch eines Krieges unmöglich macht — ein wesent-! liches Moment moderner Kricgsführnng bildet. Diese Zusammenhänge haben in, fast allen Staaten umfassende Maßnahmen zur Indnstrieverlagernng, zur Verlagerung wehrwirtschaftlich wichtiger Betriebe ins In nere des Landes ausgelöst. Auch das Reich kann auf derartige wchrwirtschaftliche! Maßnahmen nicht verzichten und maß durch die oben auf-! gewiesene besondere Grenzlandpolitik das weitere Auf-! blühen seiner kulturell wertvollen Grenzgebiet«; sicher-! Kellen.