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Beilage zur „Weißeritz -Leitung Nr. 15« Donnerstag, am 1. Iuli 1837 103. Jahrgang Für eilige Leser Der Führer und Reichskanzler hat die Berliner Ausstel lung französischer Kunst der Gegenwart in der Akademie det Künste eingehend besichtigt. Der französische Botschafter Fraw cois-Ponce« begleitete den Führer. Reichskriegsminister Generalfeldmarschall von Blomberg unternahm eine Besichtigungsfahrt nach Gran, wo die noq unter den« verstorbenen Ministerpräsidenten Gömbös ringelet- ! teten groben Ausgrabungen des Arpadenschlosses ans dem 11. i Jahrhundert besichtigt wurden. Zu Ehren des Generalfeld- I Marschalls veranstaltete der ungarische Honvedminister Gene- ' ral Räder ein offizielles Essen, an dem der Ministerpräsident und zahlreiche maßgebende Persönlichkeiten teilnahmen. , Ter König von Italien hat dem Generalintendanten de, bayerischen Staatstheater, Oskar Walleck, in Anerkennung sei ner hervorragenden persönlichen Verdienste um den engen Zu- sammenschlub italienischer und deutscher Kunst den Orden „Commendatore der Italienischen Krone" verliehen. Die belgische Negierung hat der Neichsregierung mitge- lcilt, dah sic die in dem „Abkommen zur Entwicklung der Han- , delsbezichungen" vom 28. Mai den Oststacuen zugesagten Kon- ! tingentserleichtcrungen der belgisch-luxemburgischen Wirt- i schafisunion ab l. Juli auch aus deutsche Waren anwendct. Das Abkommen über den Warenverkehr zwischen Deutsch land und Nicderländisch-Jndien. das seit 1931 in Kraft ist und am 30. Juni abläufl, ist ans Grund in Berlin geführte, Vcrbandlungen durch einen neuen Handelsvertrag abgelöst worden, der wieder jür drei Jahre Gültigkeit hat. Er sieht u. a. eine Reihe von Zollermätzigungen vor i Die Bnndesführung der österreichischen Feuerwehren hat in die ihr unterstellten Fcncrwehrvereine die Weisung crgc- j den lassen, Jugendgruppen aufzustcllen, die Jugendliche im Mier von 15 bis 18 Jahren umfassen sollen. Diese Weisung I ist im Sinne der vormilitärischen Erziehung von Interesse, »a die Jugend im Gebrauch der Gasmasken und der Gasab-- ! vehrgeräte unterrichte« werden soll. Das Obergericht des Staates New Nork entschied, daß die New-Aorker Kommunistische Partei nicht berechtigt sei, sich an »en kommenden Wahlen im Staate New Bork zu beteiligen, »a sie auf Grund der Staatswahlgesetzc nicht länger eine an- ükannte Partei sei. Der Führer und Reichskanzler hat in Anerkennung ihrer Verdienste um die deutsch-italienischen Beziehungen dem Mar schall Badoglio, den Generälen Pariani und Valle, dem Admi ral Cavagnari, dein Staatsminister Gras Volpi und dem Staatssekretär Ricci das Grobkreuz des Ordens vom Deutschen Adler, ferner den, Divisionsgeneral Villa Santa, dem Ehren gouverneur Corni, dem a. o. Gesandten und bevollmächtigten Minister Dr. Pirelli und dem Vorsitzenden des Faschistischen Jndustrieverbandes Cianetti das Verdienstkreuz des Ordens vom Deutschen Adler mit dem Stern verliehen. Einen würdigen Abschluß fanden die Veranstaltungen zur 200-Jahrfeier dcr Universität Göttingen durch die Kundgebung der NSDAP., die unter dem Zeichen „Arbeiter und Student in der großen Maschinenhalle des Reichsbahn-Ausbesserungs- werkcs stattsand. Reichsminister und Gauleiter Rust betonte in seiner Ansprache die Notwendigkeit des Verständnisses zwi schen allen Kreisen des deutschen Volkes und der gemeinsamen Arbeit im neuen Reich. „Wir sind eine Volksgemeinschaft; Deutschland wird nicht vergehen, weil wir alle Kameraden sind und bleiben!" Die alte Stadt Quedlinburg bereitet sich darauf vor, wie derum König Heinrichs I. zu gedenken. Am Nachmittag des 1. Juli wird Reichsführer SS. Himmler in Quedlinburg ein- treffen und im Rathaus von Gauleiter Reichsstatthalter Jor dan. Oberbürgermeister Selig und Vertretern des Staates und dcr Stad« empfangen werden. Im Nahmen einer feierlichen Sitzung wird ihm dann der Ehrenbürgerbrief der Stadt Quedlinburg überreicht. Nach Eintritt der Dunkelheit wird sich Reichssuhrer SS. Himmler zur Grabstätte des Königs Heinrich I. begeben und dort einen Kranz niederlegen. Für diese Feierstunde ist die König-Heinrich-Halle würdig ausge- schmüm worden. Am 1. und 2 Juli werden Ehrenwachen der SS. an der Gruft ausziehen. Feuer in der Jutespinnerei Kassel. Am Mittwochvormit- >ag wurde beim Arbeitsbeginn der Jutespinnerei und -Weberei Dassel tm Stadtteil Rothenditmold im großen Lagerschuppen, m dem 1600 Ballen Jute lagern, Feuer entdeckt. Die sofort ilarmierte Feuerlöschpolizei arbeitete mit vier Löschzügen und leben Schlauchleitungen an der Bekämpfung des Brandes. Da gleichzeitig immer nur vier Mann mit Gasmasken zuin Her- lusholen der Jute eingesetzt werden konnten und jeder Ballen ünzeln befördert werden mußte, gestalteten sich die Arbeiten sehr schwierig. Schülermanacl in Oesterreich. Der Geburtenrückgang wirkt Ich setz» in den Wiener Schulen sehr stark aus. Für das kom- nende Schuljahr, das Mitte September beginnt, mutzten nicht veniger als neun Volks- und Hilfsschulen aufgelaffen werden. Scheußlichen Verbrechen ist man in Lvon auf die Spur wkominen, wo eine Hebamme Abtreibungen in ganz großem > Stile durchführte. Eine Haussuchung in ihrer sehr lururiös Ungerichteten Villa führte zunächst zu der Feststellung, datz «ußer der Zentralheizung nicht weniger als' ach« grobe Küchen herde vorhanden waren. In allen diesen Herben ha« man »ann Skelette von Kindern gefunden. Der Gauen dcr Villa ioll ein wahrer Friedhof sein. Ausgrabungen sühnen zur Zreilegung zahlreicher weiterer Skelette. Dcr Ehemann brr Verbrecherin, der wegen Beihilfe verhaftet wurde, gestand, daß eine Frau diese gesetzwidrigen Eingriffe seit 1935 in grotzem Umfange vorgenommen habe. Rnupcnplagc gefährdet Trinkwasserversorgung. Große Ge- Kcte Schottlands und Nordenglands werden von einer Nau- pcnplagc heimgesucht, die großen Schaden verursach«. Es han- -el« sich um Raupen, die anscheinend aus rropischeu Gegenden lammen Weile Gcbicle sind völlig kahigcfrcsscn und au vie len Orten herrsch« Mangel an Trinkwasscr^ da durch anhaltende llcgcnsälle unzählige Raupen in die Reservoire gekommen sind «nd das Wasser verschmutzt haben. „Ihr Kind hat Tobsucht." In den Südwcslstaaicn der ISA. erging über alle Rnndsnnksendcr eine dringende Wac- lung an eine Familie Berard, die irgendwo in einem dieser Staaten aus einer Fericnrcise im Amo unterwegs ist Tie j Familie Berard oder die Lerne, die mi« ihr tu LZcrührung s vntmcn, werde«« aufgeforder«, den zehniährigen Tommn Be- -ard sosorl im nächsten Krankenhaus abzuliesern, da das Kind m dringenden Verdacht steh«, die Tollwut zu haben Der leine Tommu wurde am vorigen Freitag in Beaumont Texas, von einein Hund gebissen. Die Eltern sahen die Sache ils harmlos an und fuhren am Sonnabend in die Ferien. Znzivischen hat man aber festgcstcllt. daß dcr Hund toll war. Erneute Kankenabwertung Chautemps Ermächtigungsgesetz angenommen Die französische Kammer hat in den frühen Morgen stunden des Mittwochs das Ermächtigungsgesetz dcr Re gierung Chautemps mit 380 gegen 228 Stimmen ange nommen. Die Vorlage geht nnnmchr an de» Senat. Die Nachtsitzung dcr Kammer entsprach dem Ernst der Lage. Vor allem die Rechte ließ es an scharfer Kritik an dem zurückgetretenen Kabinett Blnm nicht fehlen; des sen Finanzpolitik wurde gebrandmarkt und man machte es für die jetzigen Schwierigkeiten verantwortlich. Den Bemühungen des neuen Finanzministers Georges Bonnet steht man auch in der Opposition wohlwollend gegenüber. Aber immer wieder kam die Befürchtung zum Ausdruck, daß seine an sich gutzuheißenden Absichten an dem Widerstand gewisser Kreise der Volksfront selbst schei tern würden. Größtes Aufsehen riefen die Ausführungen dcS Finanzministers hervor, der unumwunden zugcben mußte, daß das Schatzamt nur noch über einen Barbctrag von 20 Millionen Franken verfügt, denen rund 25 Milliarden notwendige Ausgaben gcgcnübcrstchcn. Dcr Finanzmini- ster, dessen ungeschminkte Darstellung der kritischen Lage starken Eindruck machte, gab zu, daß nur eine neue Fran kenabwertung und Stcucrerhöhungcn sowie strenge Spar maßnahmen zu einer Besserung führen könnte». Die Kommunisten, die bis zuletzt starke Zurückhaltung übten, hatten sich erst in letzter Minute bereit erklärt, für die Vorlage zu stimme«. In der Nachtsitzung dcr Kammer ergriff der rechtsge richtete Abgeordnete L'avcr Vallat das Wort und stellte ,ci«, oaß der ^inanzmlinjrer jeyr gcjunvc Ausfällungen vertrete. Er habe sich in der Vergangenheit häufig gegen das Finanzprogramm der Volksfront ausgesprochen und seine Anwesenheit im Kabinett stelle daher einen Wider spruch zu den Beschlüssen des sozialdemokratischen Lan desparteitages dar, dcr dem Ministerpräsidenten zur Pflicht gemacht hätte, niemand in sein Kabinett aufzu- nehmcn, der die Volksfront bekämpfe. Es sei anzuneh- mcn, daß die Mehrheit der Volksfront der Negierung Chautemps nicht folgen werde, wenn sie die Absicht habe, den „Weg der Buße" zu beschreiten. Da er und seine Parteifreunde, erklärte Valla«, die Ansicht verträten, daß in der Kammer eine andere Mehrheit als die der Volks front möglich sei, stimmten sie gegen das Ermächtigungs gesetz. Diese Stellungnahme richte sich jedoch nicht gegen die Persönlichkeit des Ministerpräsidenten noch gegen das Kabinett, sondern gegen einen politischen Widerspruch Das Schatzamt in grober Verlegenheit Zwei Redner der Mitte erklärten ebenfalls, gegen die Negierung zu stimmen. Der ehemalige Finanzminister Paul Reynaud geißelte in scharfen Worten die Finanz politik der Volksfront und meinte, das Schatzamt benötige im kommenden Jahre mindestens 50 Milliarden Franken. Dann betrat Finanzminister Bonnet das Rednerpult, uin eine offene Darstellung der Lage zu geben. Das Schatzamt müsse bis Anfang Oktober 5,4 Milliar den innere Anleihen zurückzahlcn. Am 1. Dezember werde die Rückzahlung von weiteren 4 Milliarden der in Eng land aufgenommcncn Anleihen notwendig. Dazu kämen 807 Millionen Franken der Anleihe» dcS ehemalige«« Finanzministers Auriol, so daß insgesamt 10,6 Milliar den Franken für die Rückzahlung von Anleihen notwendig seien. Bonnet äußerte sich dann über den Goldabfluß der Bank von Frankreich. Während sich dieser Abfluß zwi schen den >. und 22. Juni auf 5,2 Milliarden belief, habe er allein in den Tagen vom 23. bis 28. Juni 2,5 Milliar den betragen. Die notwendigen Gegenmaßnahmen be ständet« in Erster Linie in einem scharfen Kampf gegen die Spekulation. Er habe bereits energische Maßnahmen getroffen und den Bankiers alle Währungsspekulationen untersagt. Er wolle auch noch schärfere Maßnahmen gegen die Spekulanten ergreifen, die die Interessen des Landes verrieten. Das einzige wirkliche Mittel aber, die Speku lation zu unterbinden sei, Ordnung in die Finanzen und in die Wirtschaft zu brinaen. Der Haushalt müsse ins Gleichgewicht kommen.! Steuerhinterziehungen müßten streng bestraft werden.! Finanzminister Bonnet erklärte weiter, er denke auch dar an, die Sienern für große Vermögen zu erhöhen und eine Tariferhöhung der Eisenbahnen vorzunehmen. Für die Haushaltsführung sei notwendig, keine neuen Ausgabe« zu bewilligen, die nicht durch neue Einnahmen gedeckt seien. Die augenblicklich verfügbaren Mittel des Schatz amtes bezifferte der Finanzminister auf 20 Millionen Franken. Die Deposilenkasse habe jedoch einen Vorschuß geleistet, und er habe die Absicht, auch von der Bank von Frankreich einen bedeutenden Vorschuß zu fordern. Auf diese Weise werde es die Negierung vermeiden, bis zum 1. Januar eine neue Anleihe aufnehmen zu müsse««. Um den augenblicklichen finanziellen Lasten gerecht zu werden, sei cs nicht möglich, den Franken in den durch das Währuugsgcsctz vom Oktober 1936 gesteckten Grenzen zu halten. Werde das Gesetz beibchaltcn, so nehme der Gold abfluß zu und damit würden die Reserven der Bank von Frankreich immer geringer. Die Regierung beabsichtige, dieser Gefahr im Rahme«« des Ermächtigungsgesetzes zu begegnen. Während die Sitzung bis dahin in einer ruhigen und dem Ernst der Lage entsprechenden Atmosphäre verlaufen war, kam es zu außerordentlich heftigen Lärmszenen, als der kommunistische Fraktionsführer, Duclos, die Tribüne betrat, um die Erklärung, daß seine Fraktion für die Vor lage stimmen werde, mit heftigen Ausfällen gegen die Opposition zu verbinden. Kammerpräsident Herriot sah sich gezwungen, die Sitzung zu unterbrechen. Die Auseinan dersetzung zwischen der Rechten und den Kommunisten wurde jedoch in den Wandelgängen fortgesetzt, und es kam zu einer regelrechten Schlägerei zwischen dem Kommunisten Ramette und dem rechtsgerichteten Abgeordneten LeK Jsnard, die sich gegenseitig ohrfeigten. Nach Wiederaufnahme der Sitzung richtete Minister präsident Chautemps einen ernsten Appell an die Abgeord neten, im Interesse des Landes für die Vorlage zu stim men. Die Kammer sprach sich hierauf für die Vorlage aus, die nunmehr an den Senat weitergeleitet wurde Auch ver Senat stimmt zu Der Senat hat das Ermächtigungsgesetz mit 167 gegen 82 Stimmen angenommen. — Im Verlauf der Sitzung begründete Ministerpräsident Chautemps noch die Not wendigkeit seiner Maßnahmen. Finanzminister Bonnet hat dem Präsidenten der Nepu- , blik eine Verordnung vorgelegt, nach der der Goldgehalt des Franken erst später festgesetzt wird. Fürs erste wird ein Währungsstabilisierungsfonds die Beziehungen zwischen dcr französischen Währung und den anderen Devisen regeln. Die Börse wurde wieder geöffnet Bankrott der BolkstM DaS „Echo de Paris" will im Zusammenhang mit ven Abwertungsabsichten der Negierung wissen, daß Fi- aanzminister Bonnet nicht die Absicht habe, den Franken auf eine feste Parität zu bringen. Anstatt den Ausgleichs fonds zu verschwenden und so den Frankenkurs auf etwa 125 gegenüber dem englischen Pfund zu halten, werde man ihn bis l30 und vielleicht sogar 135 sinken lassen. Dann werde man den Ausgleichsfonds einsetzen, um die Parität wieder auf 125 zu bringen und um dadurch eine Rückkehr der ausgewandertcn Kapitalien herbeizuführen. Da- „Oeuvre" ist ebenfalls der Ansicht, daß man den Franken nicht wie im Jahre 1926 sofort stabilisieren werde. Man werde vorübergehend auf den Goldstandard verzichtens Die Vorschüsse der Brank von Frankreich, die bisher auj 10 Milliarden Franken festgesetzt waren, würden den» Blatt zufolge auf 15 Milliarden erhöht werden. AuS derj Erhöhung der direkten und der indirekten Steuern ver« spreche man sich eine Mehreinuahme von 7 bis 8 Milliari den. Nichtsdestoweniger beurteilt man die Lage in Rechts^ kreisen sehr pessimistisch Die „Epoque" zieht aus der Hal« tung der sozialdemokratischen Abgeordneten im Finanz« n Empfang der Kongreß teilnehmer der IHK. in der Börse. Von links: Der Präsi dent der Industrie- und Handelskammer Berlin. Reinhart; der bisherige Präsiden« der Jnterna- tionalen Handelskammer, Dr. Fenteucr van Vlis- nngen, und NcichSwirt- schastsminister Dr. 2ck>acht auf dem Emp fang der Industrie- und Handelskammer zu Ehren dcr gegenwärtig in Berlin weilende« Kongreßmitglieder der Internationalen Han delskammer in dcr Börst Weltbild MX - ier. «er. am tag alle htet fall lsch- lach hen trn. ech-