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BMMe W Mim SpWiel ATV. Dippoldiswalde — SV. „Dresdcnsia" 2:8 (1:0). i Das hallen die zahlreich erschienenen Zuschauer nach dem 1 :0-Haibzeiisland für die Einheimischen nicht erwartet. Ditz Dresdner stellten ihre komplette Elf, auch der bekannte Hein wirkte als Mittelstürmer mit. Beim ATV. merkte man das Fehlen einiger Stammspieler, vor allem in der Läuferreihe. Die ser ist auch hauptsächlich die unnötig hohe Niederlage zuzuschrci- dcn. Bei einem derartig starken Gegner durfte der Mittelläufer nicht so weil aufrücken und der gegnerischen Stürmerreihe soviel Spielraum geben. 3n der Fünferreihe wollte es gegenüber den letzten Spielen auch nicht klappen, cs fehlte am flüssigen Kombi nationsspiel. Der Halblinke mußte als zurückgezogener Aufbau stürmer den Ball viel eher abgcbcn. Es war seit langer Zeil wie der einmal ein schwarzer Tag für die „Dippser". Natürlich ist cs keine Schande, gegen einen in Hochform spielenden, in allen Belangen überlegenen, höherklasslgen Gegner zu verlieren. Die Dresdner führten ein schnelles, finesscnvnches Spiel vor, über ragend das Kopfballspiel vor allem des Mittelläufers. Die schlag- sichere Verteidigung machte es dem ATV.-Sturm sehr schwer. Von Beginn an äußerst flottes Spiel, doch vorerst gelang keiner Partei ein Treffer. Der ATV.-Torhüter, übrigens Ler beste Mann der Einheimischen, zeigte sich jeder Situation gewachsen. Ein Strafstoß fast von der Mittellinie Lurch Müller brachte dem ATV. kurz vor Seitenwechsel die Führung. In der zweiten Spiel- Hälfte drehte Dresdens!« mächtig auf, der leicht vermeidbare Aus gleich war bald da. Nun schraubte der Gegner die Torziffer auf 1:7, ein glattes Abseitstor war allerdings dabei. Einen Elf meter wegen hartem Spiel verwandelte Müller sicher zum zwei ten ATV.-Tor, dem die Gäste ihrerseits mit einem weiteren Er folg antworteten. Das Spielergcbnis ist etwas zu hoch ausge fallen, ein 2:5 hätte dem Spielverlauf entsprochen. Schiri Näkc <14 Freital gefiel. Sportvereinigung 04 Glashütte 2 — ATV. 2 2:2 (0:0). Nach torloscr Halbzeit kam der ATV. durch Bellmann 1 und Winkler zur 2:0-Führung. Ein nicht einwandfreier Elfmeter und ein weiteres Tor der Glashütlcr brachte das Unentschieden. Zimmermann im ATV.-Tor zeigte sehr gute Leistungen, auch das slachc Paßspicl des ATV. konnte gefallen. Bei Glashütte war der linke Verteidiger überragend. Sportvereinigung 04 Glashütte Igd. — ATV. Igd. 2:2 (1:0). Nicht weniger als fünf Ler Besten mußte der ATV. ersetzen, sonst wäre ein Sieg fällig gewesen. Glashütte trat verstärkt mit einigen Spielern aus der 2. Mannschaft an. Voranzeige für Sonntag, 20. Juni, 17,30 Uhr in Dippoldiswalde: ATV. 1 — VfB. Kamenz 1. Glanzende Haltung der Sachsen-Ell Nach 0:1-Fiihrung gegen die Nationalmannschaft 1:1 Im Mittelpunkt des Opfertaaes für den Deutschen Sport stand der in Dresden durchgeführte Fußballkampf zwischen der deutschen Nationalelf und der sächsischen Eaumannschaft. Das Spiel war von den sächsischen FußbaNanhänaern nach dem ununterbrochenen Sieaeszug der Sachsenelf mit Spannung erwartet worden,' deshalb hatten sich fast 40 000 Zuschauer eingefunden, so auch Reichsstatthalter Mutschmann. Die sächsischeMannkchaft gestaltete das Spiel zu einem großen Achtungserfolg. Bis zur 79. Minute führten die Sack- kn vollauf verdient mit 1:0: erst im Endspurt kamen die Nationalen zu einem recht glücklichen Unentschieden. Die Sachsen kämpften von Anfang an mit größter Auf opferung und unterbanden nicht nur alle Angriffe der Natio nalspieler, sondern kamen auch wiederholt sehr gut vor das gegnerische Tor. Die Läuferreihe der Sachsen deckte nicht nur prächtig, sondern widmete sich auch fleißig dem Aufbau. Ein wundervoller Angriff der Sachsen bringt ihnen das erste Tor. Kund flankte zu Than, der im Fallen den Ball kurz vor der Linie erreichte, zu Prockazka gab. der sich aeaenIppel durch setzte und dann unhaltbar für Jacob e,»schoß. Em Beifalls sturm brauste über das Feld zum Dank für diese hervorra gende Leistung. Die Nationalmannschaft gab nun alles her. doch waren die beweglichen Läufer der Sachsenmannschaft überall und erstickten durch ihre rassige Abwehr alle Angriffe im Entstehen. Obwohl der Sachsenangrisf spater wiederholt den Zusammenhang vermissen ließ, gab es bis zur Pause noch kußerst gefährliche Lagen. Eiselrennen: Rosemeyer , Prachtvolle Kämpfe auf dem Nürburgring. Bei ausgezeichnetem Wetter und vor einer riesigen Zu- fchauermengc wurde das diesjährige. Eifel-Neunen auf dem Nürburgring zu einem großartigen sportlichen Erfolg. Im Mittelpunkt der Ereignisse stand daß Rennen der großen Wagen, an dem diesmal auch die bcstoei Italiener teilnahmen. Wieder gab es einen starken deutschen Erfolg, belegten doch die deutschen Rennwagen acht von den ersten zehn Plätzen. Sie ger wurde nach einem kampfreichcn Rennen Bernd Rosemeyer auf A«to-U»io», der auch im vergangenen Jahr erfolgreich ge- j wesen war, vor Caracriola, v. Bnnichitsch (beide Mercedes- : Benz), Haffe (Auto-Union), Nuvolgri (Alfa Romeo), Lang j (Mercedes-Benz), H. P. Müller (AMo-Wkon), Nuesch-Schwei, (Alfa Romeo), Kautz (Mcrcedcs-Beuz) sind v. Delius (Auto- > Union). Rosemeyer erzielte mit 133,5 SfttNdcnkilomctcr einen neuen absoluten Strcckcnrclord. /. Auch die zahlreichen anderen Nennen verliefe» sehr span nend und brachten ausgezeichnete deutsche Erfolge. Bei den Sportwagen erzielte der Engländer Fa.: e auf dem deutschen BMW.-Wage» ohne Kompressor mit (08,4 Stundenkilometer die beste Zeil und war damit schneller als stärkere Sportwagen mit Kompressor. Bei den Motorradrennen gab cs folgende Sieger: Bis 250 Kubikzentimeter: W. Winkler (Autv-Union- DKW.) 106,7 Stundenkilometer, bis 350 Kubikzentimeter: Mellmann (NSU.! l12,1 Stundenkilometer, bis 500 Kubik zentimeter: Gall (BMW.) 117,8 Stundenkilometer. Gall er zielte die beste Zeit aller Motorräder und stellte neuen Rekord auf. Hinter ihm belegten Bodmer (DKW.l und Leb (BMW.) die Plätze. Seitenwagen bis 600 Kubikzentimeter: Braun (DKW.) 102,3 Stundenkilometer, bis 1000 Kubikzentimeter: Kahrmann (DKW.) 98,1 Stundenkilometer. Erster MZMndMes in der MMahrt Ein Belgier gewann Stuttgart—Frankfurt. — SieronskiS Glanzleistung. Bei der Tcutschlandsahrt gab cs am Sonntag aus der stoppe von Stuttgart nach Frankfurt nm Main den ersten Ausländcrsirg. Der Belgier de Ealuwe, einer der stärksten 1 Fahrer deö Feldes, siegte mit 25 Sekunde» Borsprung vor Geyer, der sich damit in der Gcsanuwertung auf den zweiten Platz hinter Wrckerling geschoben halte Eine Glanzleistung hatte Sirronski aus der Etappe von München nach Stuttgart vollbracht, der fast die ganze Strecke allein vor dem Feld her fuhr und mit fünf Minuten Borsprung vor Wengler und de CaluwL siegte. seiM-MN in Berlin Halbschivcrgcwichtsmeistcrschaft am 22. August. Das lauge erwartete GroßercigniS des McisterschaftS- kampfcs zwischen Halbschwergcwichlsmeister Witt und Adolf Heuser wird nun endlich zustandelommcn. Am 22. August fin det in Berlin ein Frciluft Boxabend statt, in dem -ic Frage nach dem besten deutschen Halbschwergewichtler entschieden wer den soll. Wo der Kamps stattfindcn wird, ist noch nicht bekannt, Auf jeden Fall wird die große Gemeinde der deutschen Box- sportfrcundc mit großem Interesse diesem Kampf entgegen» i sehen. Um die Handballmeistcrschaft. Die Vorfchlußrundenspiele um die Deutsche Haudballmeisterschaft brachten am Sonntag in Hamburg den Sieg des MTSA. Leipzig mit 8:6 gegen Ober-, alster, so daß die Leipziger als erster Endrundenpartner fest gestellt wurden. Dagegen verlor Tura-Wuppertal in Mann heim gegen Waldhos mit 5 :10. Dadurch ist noch ein Entscheid dungsspiel zwischen diesen beiden Vereinen erforderlich, indem Leipzigs Gegner im Endspiel sestgestcllt werde» muß. Landmädcl gewann „Stuten-Derby". Aus der Berliner Rennbahn Hoppcgarten wurde das sogenannte Stuten-Derby, der Preis der Diana, in Abwesenheit der leicht indisponierten navormn ;ziuaa Jsoianl von der Gradkhcrkn Landmädel sinket Zebmisch überlege» gewonnen. . ' - Finnischer Weltrekord. Der ausgezeichnete finnische Lang- strcckciiläuser Mäki stellte über eineinhalb Meilen mit 6:41,6 Minuten einen neue» Weltrekord aus. Allerdings wird diese ziemlich ungebräuchliche Strecke (2413,5 Meter) nur sehr selten gelaufen. Siege von Lohmann und Schindler. Aus der Radrennbahn von Chemnitz wurden Dauerrennen zu Ehren tödlich ver unglückter Rennfahrer ausgetragen. Im Krupkat-Gedenken siegte Schindler vor Umbcnhauer und Lohmann, während Lohmann das Weltmeister-Naynaud-Gedcnkcn vor Schindler und Stach gewann. . - BSC. erzielte 12 852,64 Punkte. Das Ringen um die Ver ein s m e i st e r s ch a f t der Leichtathleten hat wieder aus allen Fronten eingesetzt. In Berlin gelang es dein Berliner Sport- Club in einem Vereinskamps gegen Schöneberger Vereine, sich mit einer Gesamtleistung von 12 852-64 Punkten an die Spitzes aller deutschen Vereine zu setzen. - Rundfunk Dcutschlanvscndc, DicnStag, 15. Juni. 6.30: Aus Berlin: Frühkonzen. Blasorchester Schulze- Wilteckberg. — 10.00: Aus Hamburg: Nordschleswia in Lied und Wort. Es singen und spielen Schüler des deutschen Gmu- nasiums in Apenrade. — 10.30:, Fröhlicher Kindergarten. — 1.00: Sendepause. — 11.30: Sendepause — 11.40: Gesunder Kre dit oder Schulden machen? Anschl : Wetterbericht. — 12.00: Ans Mannheim: Musik zum Mittag Das Landesorchester Gau Baden und Solisten. — 15.15: TonfUmschlagcr. Jndusirie- Schallplattcn — 15.45: AIS Wanderlehrer!» unterwegs. Be» richi von den Mütterkursen in . allen Gauen — 16.00: Musik nm Nachmittag. Das Unterhaltungsorchester des Deutschland- scnders. In der Panse, 17.00: Der Gamsbart, von Fritz Müller-Partcnkirchen. — 17.50: Kleine Cellostücke. Adolf Steiner (Cello), Margot Johnen «am Flügel«. — 18.20: Poli tische Zeitungsschau des Drahtlosen Dienstes. — 18.40: Musi kalische Kurzweil. Jndustrie-Schallplatten. — 18.55: Die Ahnentafel. — 19.00: Und jetzt ist Feierabend! Musikalische Telegramme von und mit Otto Wollmann. — 19.45: Aus Glasgow: Die Welt des Sports. - 20.10: Wir bitten zum Tanz! Adalbert Lutter und Emanuel Nambour spielen. — 23.00-24.00: Aus Nürnberg: Unterhaltungskonzert. Das NS.- Frankenorcheiter. Netchssendcr Leipzig DienStag, 15. Juni. 6.30: Nus Konstanz: Frühkonzert. Musikkorps eines In fanterie-Regiments. — 8.30: Aus Köln: Morgenmusik. Das Westdeutsche Kammcrorchestcr. — 9.30: Sendepause. — 10.00: Aus Breslau: Oberschlcsien singt und tanzt. Hörfolge von Alfons Hayduk. — 11.50: Heute vor . . . Jahren — 12.00: Aus München: Mittagskonzert. 1 Das Nundsunk-Orchester und 2. das Unterhaltungs-Funkorchester. — 14.15: Musik nach Tisch (Jndustrie-Schallplatten und Aufnahmen des deutschen Rund funks). — 15.15: Volkskunst im westlichen Erzgebirge. — 15.35: „ES rüttelt sich der Blvtenbaum..." Wiegenlieder, gesungen von Leipziger Jungmädcln. — 16.00: Nachmittagskonzert. Äil» helm Wehner «Bariton), das Funkorchester. — 18.00: Hoch stätten nordischer Kultur: Bogaslöj. — 18.20: Zum Gedächtnis Karol Szymanowskis igest 29 März 1937); Käthe Brinkmann (Sopran). Willy Schlepper (Violine). Will Hoffmann (Klavier). — 18.50: Lesestunde Friedrich Demi. — 19.10: Aus Lauscha: Ferien vom Alltag. Eine heitere bunte Stunde. — 20.15: Das Reichsheer singt. „Von Bomben und Granaten", Wafseniieder der Artillerie. — 21.10: Vor uns die Welt — keine Schranke, die unö hält. Phantastische Reise um die Erde mit Musik uni» Wort in nur 80 Minuten. «Musik: Jndustrie-Schallplatten und Aufnahmen des deutschen Rundfunks). — 22.50—24.00: AuS Hamburg: Unterhaltung und Tanz. Das Orchester des Neichs- senders Hamburg und Solisten. (2. Fortsetzung.) „Der Weg durch die Mittagssonne macht müde — komm, nimm meinen Arm!" sagte er, und sie kam seiner Aufforderung nach. * „Ein wenig matt hat er mich.gemacht; ich bin vier Wochen nicht mehr draußen gewesen. Seit Papa nicht mehr da ist", fügte sie leise hinzu, „habe ich es vermieden, auf die Felder zu gehen, denn gerade hier erinnert mich alles besonders schmerzlich an ihn." Berkholz drückte ihren Arm fester an sich. „Das kann ich dir nachApfinden, mein Kind, darum mußt du auch fort von hin, für einige Zeit jedenfalls. Hier kämest du ja nie zur Äuhe, du würdest allmählich an deinem Kummer zugrunde gehen." „Was wäre denn durch mein Fortgehen anders, der Schmerz ginge doch mit mir?'' Wie eigensinnig sie daran festhielt, auf Hansfeld zu bleiben! Berkholz fühlte: leicht würde er es nicht haben, sie von ihrem geliebten Gute loszureiben; aber es mußte doch sein, wenn er sie für sich gewinnen wollte. Das Mitlagläuten ertönte und auf den Feldern wurde es allmählich still. „Wir müssen nun auch zurück", mahnte Marianne. „Blanka wird mit dem Esten warten." Der Rückweg war noch beschwerlicher, weil sie die Sonne vor sich hatten. Marianne stützte sich schwer auf Berkholz' Arm. So sah Blanka sie, als sie in den Hof eintratcn. Eine dunkle Röte stieg in ihr Gesicht. Es verdroß sie, daß Marianne sich von Berkholz führen ließ. Ihr fiel plötzlich ein, daß Mariannes Vater einmal zu ihr gesagt hatte: „Der Oekonomierat hat mehr Glück bei den Frauen als ein Junger..." Sollte er am Ende auch Glück bet Marianne haben? Gott bewahre das Kind vor dieser Verirrung!, dachte sie. In bedrückter Stimmung ging sie in die Diele, als Marianne und Berkholz das Haus betraten. „Wie erschöpft du anssiehst", sagte sie in unwilligem Ton zu dem Mädchen. „Es war sehr überflüssig, daß du gerade um die Mittaaszeit einen Spaziergana unter nahmst." ^Onkel Heini wollte die Felder scheu, wir sind bis zum Kleeschlag hinausgewanderr." „Es tut Marianne sehr gut. wenn sic mal einen kleinen Marsch unternimmt", sagte Berkholz. .Gewiß, aber nicht gerade in der Sonnenglut." „Laß nur gut sein, Blanka, ich habe ja den Marsch gut überstanden. Nach Tisch lege ich mich ein Stündchen hin." „Du bekommst nachmittag Besuch, während deiner Ab wesenheit war dein Petter Widdern hier." „Nanu, was will der hier?" fragte Berkholz, un angenehm überrascht. Und Marianne fragte: „Wer ist Widdern? Ich höre seinen Namen zum ersten Male!" „Er ist ja gar nicht dein Vetter", sagte Berkholz un willig. „Du kennst ihn?" fragte Marianne, erstaunt zu. ihm aufsehend. „Ob ich ihn kenne? Er hat deinem Vater einige Zeit genug zu schaffen gemacht, schließlich hat er und ein ent- fernter Verwandter Widderns die Mittel aufgebracht, um diesen hoffnungslosen Jüngling nach Amerika abzu schieben. Das liegt jetzt etwa achtzehn Jahre zurück." „Damals war Freiherr von Widdern sechszehn Jahre all", warf Blanka ein, „und Herr Latour hatte gar nichts damit vor, ihn fortzuschicken. Das haben andere besorgt, I denen der junge Mensch unbequem war. So, und nun darf ich wohl zu Tisch bitten." Sie gingen in'das Speisezimmer, das zu ebener Erde lag und im Bauernstil eingerichtet war. Der an Luxus gewöhnte Oekonomierat fand diesen Raum mit seiner niedrigen Deckenlage und den plumpen blauen Möbeln unausstehlich. Er begriff nicht, wie man so viel Häßlichkeit um sich dulden konnte. Verstimmt durch Blankas Nachricht, fiel ihm diese Häßlichkeit geradezu auf die Nerven. Marianne muß hier heraus!, beschloß er. Ihr ganzes Leben hatte ihr Vater bisher in diesem Bauernstil ge halten, das soll anders werden! „Wie erholend kühl es hier ist", sagte Marianne, als sie sich um den runden Tisch niederließcn, und sie sog den Duft ein, der vom Garten herauf ins Zimmer zog. Blanka trug die Suppe auf. Berkholz aß mit Wider willen, das plötzliche Auftauchen Varon Widderns hatte ihm den Appetit verschlagen. « „Warum fordertest du Herrn von Widdern nicht auf, zu Tisch zu bleiben?" wandte sich Marianne an Blanka.« „Ich tat es, aber er lehnte dankend ab; er wollte sich« hier in der Gegend etwas umsehen und danach noch ein-! mal vorsprechen." Das Mädchen brachte den zweiten Gang. Als es sich! ' entfernt hatte, bat Marianne: „Nun erzählt mir doch, wie ich mit Widdern verwandt! bin, Onkel Heini." »Ich sagte dir bereits — gar nicht", erwiderte Berk-« Holz. „Die längst verstorbene Schwester deines VateriN war mit einem Baron von Widdern verheiratet, der den Sohn aus seiner ersten Ehe mit in die zweite gebracht^ hatte. Also von Verwandtschaft kann gar keine Rede sein. - Ich versteh' nicht, was er von dir will. Wenn ich dir einen; Rat geben darf: empfange ihn nicht!" „Verzeih', Onkel Heini, daß ich diesen Rat nicht be- folgen werde. Ich habe keinen Grund, ihn fortzuschicken? „Nein, gewiß nicht", pflichtete Blaftla ihr bei. „Grund genug ist, daß Widdern eine zweifelhaftes Existenz ist", belehrte sie Berkholz. „Woraus wollen Sie das schließen, Herr Oekonomie rat?" fragte Blanka empört. „Daß Joachim von Widdern! eine schwere Jugend gehabt hat, ist alles, was wir von, ihm wissen." „Ich weiß mehr, Fräulein Boje — ich weiß, daß er sich' sein Leben selbst verdorben hat." ! „Sein Lebensgang wurde dadurch bestimmt, daß er; früh seine Eltern verlor, keinerlei Vermögen besaß und außerhalb seiner Familie stand", erwiderte Blanka. „Ich kannte seine Angehörigen sehr gut, war mit seinen Tanten! befreundet; es waren die Schwestern seines Vaters, die eigentlich die Verpflichtung gehabt hätten, sich seiner an zunehmen. Statt diese zu erfüllen, schickten sie den Junge»! mit wenig Geld und vielen guten Wünschen nach Amerika, wo er sich eine Position schaffen sollte. Das Geld ist sehr schnell alle geworden und die guten Wünsche haben sich nicht erfüllt. Er hat einige Zeit als Packer gearbeitet, hat, gehungert, Elend und Not kennengelernt, bis man ihn endlich per Schub nach Europa zurückschickte. Er war sieb zehn Jahre alt, als er im Sommer 1914 wieder in seiner Heimat eintraf. Als im August der Krieg ausbrach, stellte er sich als Kriegsfreiwilliger; er hat den Feldzug bis zum Schluß äntgemacht. Das ist die Lcbensgeschichle Widderns? j „Sie klingt wie ein Roman", höhnte Berkholz. „Ich könnte noch ein interessantes Kapitel dazu liefern? tForlsetzuna folgt.) - . . _