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Gelangt an Stolle der Programme in Concerten der Kapellen Mannsfeldt (Gewerbehaua), Ehrlich, Trenkler, Werner und Schubert zur Ausgabe. nreidQe|. liiH©r«.fce werden .a uneere* Expedition am See 4, I. «nd vous ämmtlichen.innancen* Bureaux angenommen. Insertionnpreis pro 1-spaltlg« Petit* eile 20 Pfennige, Goncert- & Theater-Zeitung. Redaction und Expedition: Dresden, am See 4 I. Ä T r. 39. Dienstag, den 20. Februar 1888. 3. Jahrs?;, Richard Wagner f Während sich üter die Bestattungsfeierlich keiten des grossen Todten, dessen Manen die gegen wärtige Versammlung eine ernste Huldigung dar bringt, in den Tagesblättern eingehende Würdigungen und Besprechungen befinden, seien hier einige Ciiate aus Blättern fremder Nationen vermerkt die be kunden, welche universelle Bedeutung Richard Wagner’s Kunstrichtung schon bei seinen Lebzeiten erlaDgt hat. Die Presse, die in allen Tagesfragen Deutschland am feindseligsten gegenübersteht, die Presse, die sonst fast nur Unwürdiges über Alles, was Deutsch heisst und ist, zu berichten weiss, die französische Presse wollen wir hier sprechen lassen, um gerade durch ihre sympathischen Artikel über den verblichenen Meister den Beweis zu liefern, wie erhaben, wie blendend die Kunst dieses deutschesten Tondichters über allen gemeinen Streitigkeiten thront. Der „Voltaire“ s-hreibt in einem an erster Stelle veröffentlichten Artikel: „Der Tod Richard Wagner’s ist ein Unglück für die Kunstwe'.t. Neigen wir uns respectvoll bei dem Davongehen dieses grossen Geistes, welchen das Schicksal wieder in das Nichts tauchen lässt. Die Stimme des modernen Deutschland ist ver klungen und die Eisenhämmer Krupp’s werden in Zu kunft in tiefer Stille schnaufen. Berufenere Stimmen mögen über die glänzenden Vorzüge und die Schwächen dieses mächtigen musikalischen Genies sprechen; sie werden daB Kolossalwerk der Tetralogie beurtheilen, diesen Hymnus des Ursprungs eines Volkes, die grosse harmonische Bibel des Pangermanismu», den heroischen Traum einer ganzen Race, zur Wirklichkeit gemacht von einem einzigeu Manne. Und diese Aufgabe wird selbst von einer Generation von Kritikern nicht zu Ende geführt werden. Der Wagner-Schrei wird das Jahrhundert überleben!“ Der von förmlicher Begeister ung getragene Artikel schliesst mit den (Worten; „Richard Wagner, der heute Unverstandene, wird der Meißter von morgen sein. In einigen Jahren wird der „Lohengrin“ in unserer Academie nationale demusique von selbst an die Seite des „Freischütz“ treten und mit den „Hugenotten“ die zeitgenössische deutsche Trilogie vervollständigen. Und Ihr, Leute von Esprit, die Ihr so hübsche Calembours über den Autor reisst, werdet „Lohengrin“ applaudiren. Uud die Bourgeois werden Euch folgen, denn sie sind es satt, krampf haft bei Meisterwerken zu lachen, welche man auf den Knieen liegend bewundern muss. Ihre Kinder finden sie spasshaft und sie werden ihnen sagen, Wagner ist heute der König der Melodie.“ Der „Radical * schreibt: „Für die Kunst ist der Verlust (der Tod Wagner’s) ungeheuer, unersetzlich. Wagner, vor Allem Begründer einer neuen Schule, hatte sein Werk noch nicht vollendet. Die Zahl seiner Schüler, derjenigen, welchen er das grosse musikalische Werk gelehrt, ist zu beschränkt und kein einziger vonjihnen wird im Stande sein, das schwere Bündel einer vorzeitigen Nachfolgerschaft auf seine Schultern zu'heben. Was Wagner hinterlassen hat, die riesenhaften Monumente, welche seinen Ruhm verewigen|werden, bewahren den Charakter des Nichtvollendeten und ihre Massivität nimmt dadurch einen selten gesehenen, grandiosen Charakter an, wie die gewaltigen Spuren barbarische" Epochen.“ In einem herrlichen, formvollendeten Artikel, welchen im „Gil Blas“ Catulle Mendes dem todten Meister widmet, schreibt der Autor der „Meres enne- mies“: „Dieser mit so brutaler Plötzlichkeit einge tretene Tod, in vollstem Ruhm, in vollstem Triumph, macht mich erstarren. Ohne Zweifel, Richard Wagner war alt, war vielleicht müde; siebzig Lebensjahre, mehr als fünfzig Jahre der- J Arbeit, Entbehrungen, Hoffnungen, Unlust, Schimpf und Verbannung und Kämpfe, endlich der glänzende und 'vollkommene Sieg, welcher auch eine Strapaze’ist, haben bei der beständigen Ueberanstrengung aller seiner Fähigkeiten und Nerven endlich diesen außergewöhnlichen Mann zu überwinden vermocht, welcher kaum ass, kaum schlief, sich nicht niedersetzte, ^unablässig dachte, stets arbeitete, stets wollte, immer basste’oder liebte, diesen Mann, welcher in jeder Stunde ein'lHerz und ein Geist, in keinem Falle einem einzigen Menschen der Welt gleicbgiltig geblieben ist!*