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Beilage zur Weitzeritz-Zeitung 103. Jahrgang Freitag, den 30. April 1937 Nr. 100 ter 4.45 -Neapel Lnhen- 15 Uhr. raviata Tai,z- worden. rd Fra« »d Fra« »d Frau verant- i, stellv, »rtlicher : 1173. Qüte! l brau i. 5-, nack rn durch erhöre« »Deutsche l. Tim. 11 Uhr tinslisl: werk). ! Uhr admahl. Geblsi., )r Gc>t- Ni. 1,,8 . 2 Uhr z 2,15 identen . Mai: 1,30: 7. ä: Die i: Der OK r Landungsplätze da oben, die für ein Flugzeug geeignet wären. Aber ich glaube fest, daß der Zeppelin es schaffen kann, weil er auf das Eis nieöergehen kann und dabei doch schwebend bleibt und nicht mit seinem Gewicht in das brechende Eis einsinkt wie die Flugmaschinen." Und begeistert stimmt Ellsworth zu. „Ich habe jetzt ja nur einen kleinen Vorgeschmack von den, großen Er lebnis der Polarforschung gehabt, ich will nun das Ganze erleben! Ich bin jederzeit bereit, wieder mit hinaus- zugchen, lind teile vollkommen die Pläne Amundsens!" Wieder sind sic in Spitzbergen. Abermals liegen ge scheiterte Verhandlnngen hinter ihnen; der eiserne For scherwille Amundsens, die Begeisterung Ellsworths schass ten cs! Und diesmal liegt startbereit vor ihnen das Luft schiff „Norge", es wird gesteuert vou dem Italiener Nobile. Am ll. Mai 1926, morgens um 7 Uhr, wird der Start- besehl gegeben. Eine ganze Welt blickt dem in westlicher Richtung- entschwindenden Luftschiff nach. Fast stündlich funkt die „Norge". Um 2.30 Uhr nachmittags gibt sic fol gende Meldung: „Wir sehen kein Land mehr. Das Eis schließt sich mehr und mehr, so daß wir nur noch Andeutun gen von offenen Wuhnen sehen. Die Wetteraussiclnen sind nach den Nadiometdungen von Stavanger ausgezeich net. Wir können auf strahlendes Wetter, ohne eine Wolke am Himmel, ein gutes Stück jenseits des Poles rechnen.' Nm folgende« Tage, 3.30 Uhr nachmittags: „Wir er reichten Nordpol und warfen Flaggen.' Kurz darauf ein zweiter ausführlicher Bericht: /,Es war das größte Er lebnis dieses Fluges, als die ,Norge.' mber dem Nordpol schwebte Vom Luftschiff aus sahen wir über den Pol, und die .Norge' ging ganz tief und langsam über die Eiswüste, deren Fläche» wie Gold in dem Sonnenlicht leuchteten, das Er lehrte nie wteoer heim - Es scheint, als sei sein Leben damit erfüllt. Er erklärt, cr wolle keine Forschungsreisen mehr machen. Jahre ver streichen. Sein Name tritt zurück. In Erinnerung bleibt der heftige Streit, der zwischen ihm und Nobile entbrannt war... ' > Nobile aber, das scheint der ManN von morgen zu sein! Er Hai abermals ein Luftschiff ausgerüstet, diesmal trägt es den Name» „Italia', es ist eine rein italienischc Polarcxpedition, und wieder folgt die Welt mit Bewun derung dem kühnen Abenteuer. Wieder kommen Funktelegramme, Italien jubelt... da wird es still im Aether. Keine Nachricht mehr zu empfangen von der „Italia',. Die „Italia" ist ver schollen! Tage verstreichen in Sorge. Dann kommt völlig über raschend die Meldung: Amundsen zur Rettung Nobiles anfgestiegen! Der Mann, der einen Kamps um Sein oder Nichtsein gegen Nobile geführt und in diesem Kampf unter legen schien, der Mann, der voller Erbitterung erklärt hatte, nie wieder die Polarregionen aufznsnchen...: Roald Amundsen ist mit einem Flugzeug aufgestiegeu. Er kehrte nie wieder heim! In der Stunde der Not bewies er. daß er geblieben war, was er alle Zeit schien und was sein Kamerad Ellsworth einmal auf die knappe und tref» sende Formel brächte: der letzte Wikinger! lag, 10. Weiher MM Amundsen: der letzte Wikinger Kin Leben erfüllt sich / Aul dem Rettungsflug verschollen k 4 Uhr düng: k lchm. ramm <6. Fortsetzung.! Wieder und immer wieder mitzltngt der Start. Ge wehre, Photoapparatc, Kleidung, ein Faltboot, alles wird „aussortiert', zurückgclassey. Doch die Maschine kommt nicht hoch aus dem Eis. Der 15. Juni ist da. - Der Tag, an dem die Entscheidung fallen soll, ob sie weitere Startversuche anstelle» aus die Gefahr hin, hier zu verhungern, oder ob sie nach Kap Columbia marschieren sollen. Aber dann müssen sic sofort ausbrcchcn, denn sonst reicht der Proviant unter keinen Umständen... Ein letzter Startversuch. „Es waren uulengbar ein paar Augenblicke höchster Spannung. Sobald die Maschine zu gleiten begann, konnte man einen großen Unterschied gegenüber den vorige» Tagen merken. An der höchsten Stelle — »ach 200 Meter» — stellte» wir aus höchste Ge schwindigkeit. Es zitterte und bebte, psiss und dröhnte durch die Maschine. Es Ivar, als ob die 25 die Situation verstünde, als ob sie ihre ganze Energie zu dem letzten entscheidenden Sprung vor der Südkante der Scholle sam melte. Wir fuhren über die drei Meter breite Spalte, sprangen über auf die 40 Meter breite Scholle, und dann... ja, Ivar das möglich' Wahrhaftig! Das scheuernde Kratzen hatte anfgehön, und nur der Motor donnerte. Und nun begann der Flug, der zu allen Zeiten einen Ehrenplatz in der Geschichte der Luft cinnehmcn wird. Ein Flug von 850 Kilometern mit dem Tod als Fahr gast. Man darf nicht vergessen, daß wir sozusagen alles von uns geworfen hatte». Wenn wir selbst bei einer Not landung wie durch ein Wunder mit dein Leben davon gekommen wären, so würden unsere Tage doch sehr schnell gezäblr sein .. ' Endlich tauchten in der Ferne die Berge von Spitz bergen ans. Gerettet! Aber jetzt beginnt die Maschine zu murren, das Glcichgewichtsstcuer ist schwer z» handhaben, die Maschine sinkt. In der Räbe der Küste fällt sie aufs Wasser. Daun stehe» die kühnen Forscher an Land. Wird nun ein Robinsonlcbcn beginnen? Da, plötzlich ein Schrei: „Schiff in Sicht!' Weit vranßen kreuzt ein Nobbcusängcr. Aus Leibes kräften schreien die sechs, brüllen, winken . . . das Schla gen der Wellen verschlingt jeden Laut. Plötzlich ruft Niiscr Larsen: „Nasch in die Maschine! — Ihr fahr' euch, rüber!" Schon zwängen sich die sechs Mann wieder in die Flngmaschine. In die Lust steigen kann sie nicht mehr. Aber Wie ei» Pfeil gleite« sic über das Wasser der „Tjoclin" entgegen. Der Polflug ist bcrudcl Das Abenteuer der „Norge" Sic sind auf der Rückfahrt von dem Flug ins un bekannte Land, in dem vier Wochen lang täglich ihr Leben so gut wie verspielt schien — schon sind sie bei neuen Plänen! „Ich glaube nicht, daß man mit einem Flugzeug den Nordpol erreichen kann", sagt Amundsen, „cs gibt keine Die schrecklichste aller Wüsten ist die Takla-makan in Asien, die sich südlich vom Jarkentdarja oder Tarim bis zu der gewaltigen Gebirgskette des Kvenlun ausdehnh des ^nördlichen Grenzgcbirgcs von Tibet — ein gewaltiger, völlig unbekannter Landstrich, den zum ersten Male , zu durchqueren sich Sven Hedin im Frühjahr 1895 vorgenom men hatte. In Kaschgar hatte er immer rauüen hören von einer alten Stadt, die mitten in dieser Wüste im Sand begraben sei — aber zwischen den Ruinen von Türmen, Mauern und Häusern lägen Goldbarren und Silber- klnmpen offen herum. Außerdem höre man in dieser Wüste ständig Geisterstimmen, die einen beim Namen riefen — man werde verhext, folge den Stimmen und werde immer tiefer in die Wüste hineingelockt, um schließ lich zu verdursten. So etwas hat schon vor vielen Jahrhunderten Marco Polo, der berühmte Venetianische Welt- reisende, von dieser Wüste erzählt. Und so wuchs in Hedin mehr und mehr die Verlockung, ins Innere der unbekannten Takla-makan vorzudrin gen. Er setzte diese Verlockung in die Tat um und trat eine Expedition an, die, wie er selbst etttge- steht, Wohl mit die schwerste wurde, die er je in Asien, seinem nreigensten Forschungsgebiet, unter nommen hat. Das Hauptquartier der Expedition wurde das Dorf Merket am rechten Ufer des Flusses Jarkcnt- darja, am Westrand der unbekannten Wüste ge legen. Hier stellte Hedin und sein getreuer Beglei ter und Karawanenführer Islam Bai die Kara wane zusammen. Unter vielen Mühen wurden vor allem acht prächtige Kamele besorgt, dann als Wichtigstes eiserne Wasserbehälter und Ziegen lederschläuche, ferner Lebensmittel in Fülle. Anßer Islam Bai sollten noch drei Diener in die Wüste Mit: der Kamelsührer Mohammed Schah, der pftichtgeireue Kasim und schließlich ein Mann aus Merket,'der die Wüste genau zu kennen behauptete' und darum Jolltschi, Wegweiser, getauft wurde. Man versorgte sich mit 445 Liter Wasser, was 25 Tage reichen mußte, nahm drei Schafe, zehn Hühner und einen Hahn mit, — und brach am Morgen des 10. April 1895 aus Merket auf »zit schwerbeladcncu Kamelen, die Lasten von Silber, von Lebensmitteln, Pelzen, Wasser utzd von In strumenten trugen, gefolgt von den« dumpfen Rau nen der Dorseinwohner: „Von denen kommt kei ner wieder..." . mehr als gelben Sand in unsrnchtbarcn Dunen; das war das Wüstenmecr, das vor ihn« gähnte... An diesem Abend hatte die Karawane noch einen gan zen See von Wasser unpnttclbar vor ihren Zelten. Dsc Männer, die Kamele und di« anderen Tiere konnten trin ken, soviel sie wollten. Jolltschi, der Wegweiser, erklärte jetzt, bis zum Chotan-darja seien cs noch nur vier Tagc- märsche nach Osten, und »«an würde schon Wasser grabest können, ehe man den Fluß erreiche. Hedin befahl den Leu- tcn jedoch, für zehn Tage Wasser mitzunehmen, denn die Entfernung konnte Weiler sein — was wußte man schon? Wenn die Wasserbehälter zur Hälfte gefüllt wurden, konn ten in der Wüste auch die Kamele zweimal Wasser bekom men. Der Forscher hörte noch das Wasser in die Behälter plätschern, dann schlief er am Ufer dieses letzten Sees ein. Er vertrante vor allem dem Jolltschi, der die Wasserfüllung besorgen sollte; — unbekümmert brach man am nächsten Morgen ans... Die letzten Tamarisken, die letzten Stellen ebenen Lehmbodens, und dann nur noch Sanddünen, ohne jede Spür von Pflanzenwuchs. Eine unheimliche Zickzack wanderung begann. Schon sanken die Kamele mit jeden» Schritt in den Dünen ein; die Menschen mußten bereits die Spaten benutzen, um den Tieren das Vorwärtskom men zu erleichtern. In Hedin aber glühte die unwidersteh liche Forschersehnsucht nach dem Unbekannten, die all« Hindernisse überwindet und keine Unmöglichkeiten kennt. Vesiimende »mweillung Stürme brausten über die Wüste, Flugsand verwan delte den Tag in Nacht. Schritt für Schritt ging es nach dem Kompaß vorwärts. Am 25. April erwachte die Kara wane bei Sturm, umtanzi von Sandlawinen. Dennoch entschloß man sich zunt Aufbruch. Als aber die Wasserbehälter ihren Trägern aufgcladc» werden sollten, klangen sie so hohl, daß Hedin den Vorrat untersuchte. Und da fand er, daß er höchstens noch zwei Tage reichen könne! Jolltschi hatte den Befehl, für zehn Tage Wasser zu laden, nicht ausgeführt, er blieb auch jetzt dabei, daß man »ur noch zwei Tagcinärsche bis zum Fluß habe. So wurden denn vorsichtshalber die Wasserrationen verkürzt, die Kamele sollten nichts mehr bekommen — nnd cs ging vorwärts... in diesem Augenblick wurde die Expedition in Wahrheit zur Todcskarawaue... Sand, Sand, Sand. Hohe Dünen, in die man einsank, wenig Wasser. Kein Leben, kein Laut ringsum als das Grabgeläut der Kamclglocken. Schritt für Schritt kämpfte man sich vorwärts — immer langsamer. Keine Andeutung dafür, daß man mählich in die Nähe des ersehnten Flusses -gelange. . Die ersten Kamele brachen zusammen. Geduldig lagen sie da, kämen nicht mehr hoch — sie weinten... das ist das sicherste und erschütterndste Zeichen dafür, daß ein Kamel schon mit dem Tode kämpft... Man konnte sie nicht ein sam krepieren lassen, mußte sie töten... Nichts als Sand berge, bis zu 50 Meter hoch. Tagsüber glühendste Back ofenbit,- — nachts Frost. Und kaum noch Wasser... ' (Fortsetzung folgt.) Ein Mann enträtselt Asien Die Todestarawaue / Sven Hedins schwerstes Abenteuer Waller - die Lebemirage In geordnetem Marsch ging es die.ersten cis Tage ostwärts. Noch immer gab es gelegentlich Wasserlaufe, gab es Vegetation, gab es festep Bo- c», „ den. Erst am 22. April begann der grausige Ernst Antlitz Astens. 1 dieser tödlichen Wanderung: als Sven Hedin an Forstmr bei der Besichtigung eines chinesischen Tempels diesem Tage von einer Kuppe her Ausschau hielt, vor der Buddha-Statue. sah er im Osten, Süden und Südwesten nichts zwischen den nns umgebenden Wolken durchbrach. Amundsen warf als erster die norwegische Flagge, dann Ellsworth das Sternenbanner und schließlich Nobile die italienische Fahne." Wenige Stunden später kommt ein Funkspruch an den norwegischen Konsul in Alaska, er möge hundert Mann in den Abendstunden für die!.Lan dung in Nome bercithalten. Die Welt wartet. Da endlich, nach bangen Stunden kommt die erlösende Nachricht, daß die Tat gelungen ist: Vormittags 8 Uhr, am 14. Mai, landete die „Norge" in Teller. — Amundsens uralter Traum ist Wahrheit ge-