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Weitzeritz-Jeitung Tageszeitung nn» Anzeiger für DippMiswal-e, Schmiedeberg «. U. : Vezugtpreit: Für einen Monat 2.—t mit Zutragen; einzelne Nummer 18 Npfg- - :: Gemeinöe-Verbanös-Girokonto Nr. a > Fttirsprxcher: Dippoldiswalde Nr. 488 :: Postscheckkonto Dretden 125 48 :: - Nr. 73 Aelteste Zeitung des Bezirks Dieses Bla» enthält die amtlichen Bekanntmachungen Ker Amkshauplmannschafl, des Skadlrats und des Finanzamts Dippoldiswalde ? Anzeigenpreis: Die 48 Millimeter breit« : - Milllmeterzeile 8 Ätzfa.; Im Trrtteil die 98 : : Millimeter breite Millimeterzeil« 18 Npfg. ' : :: Anzeigenschluh: 10 Uhr vormittags :: I : :: Zur Zeit ist Preisliste Nr. 4 gültig. :: - 103. Jahrgang Dienstag, am 30. März 1937 NuüöerÄeimat und dem SaHjtmand Dippoldiswalde. Weitze Ostern! Wenn nun auch nicht ganz wörtlich genommen die Osterkage Schnee in größeren Mengen brachten, so trug doch an jedem Feiertage morgens die Erde ein weitzes Kleid, und am 1. Feiertage gab es zeit weise sogar ein recht flottes Schneegestöber. Dabei war es kühl, um nicht zu sagen kalt. Trieb der Wind am 1. Feier tage die Wolken noch manchmal auseinander und ließ die Sonne durchbrechen, die dann versuchte mit wärmenden Strahlen die Erde und ihre Bewohner zu erfreuen, so ver deckten am 2. Feiertage graue Molken ununterbrochen das Tagcsgestirn. Der leuchtende und wärmende Sonnenschein fehlte ganz. Da blieben viele noch lieber zu Hause, als am 1. Feiertag, und doch, das kann man trotz allem sagen, wa ren sie doch stark in der Minderheit. Es war Ostern, und wenn auch das Wetter nicht so recht nach Wunsch war, und — das Osterfest lag diesmal wenig glücklich — der Geld beutel ziemlich leer war, der Oster-Spaziergang wurde doch ausgeführt, dann eben nicht so in die Meike gedehnt. So sah man in der Umgebung der Stadt zahlreiche Spazier gänger und der Verkehr auf der Reichsbahn und der RelchS- stratze war garnicht so schlecht. ES gab noch eine ganze Menge Unentwegte, die die Sportgelegenheit voll ausschöp fen wollte und hinauffuhr ins Kahleberg-Gebiet, wo die Skier noch ihre Spuren in den kurz vorm Feste sogar noch wieder etwas aufgebesserten Firn ziehen konnten. Die Züge wiesen meist eine ganz gute Besetzung auf, und die KVG mutzte in Richtung Altenberg außer den Sportwagen noch 36 Verstärkungswagen laufen lassen. Auch eine ganze Zahl vollbesetzter Reichspostbusse sah man in Richtung Rehe- feld fahren. Hier hatte meist das Volk der Sportler die Plätze beseht. Stark war von uns aus der Verkehr nach der Großstadt und abends von da zurück. Sie bietet ja so vieles, auch bei wenig schönem Wetter kann man sich mit dem Besuch einer Theatervorstellung oder dem Besuch eines Museums schöne Stunden der Erbauung schaffen. Unsere Talsperre, die vollgefüllt ist, würde bei schönem, warmem Wetter sicher das Ziel vieler Großstädter gewesen sein, so lag sie recht ruhig da und nur der Wind strich am 1. Feier tag scharf über sie hin und türmte hohe Wellen auf, die klatschend an die Sperrmauer schlugen oder am Ufer wieder verebbten. Etwas gestaltete das Osterbild ganz besonders schön, das war die große Zahl der Osterurlauber, aktiver Mannschaften, wie solcher, die nur zu Uebungen einberufen, die Feiertage im Kreise ihrer Familie verlebten. Es ist eben doch etwas schönes ums Soldalenleben, und das zweierlei Tuch hat noch immer seine Anziehungskraft. Isi s das Tuch? Wohl nicht, sondern vielmehr der Kerl, der darunter steckt; denn das Militär ist eine gute Schule und erzieht zu rechten Menschen. Sind es aber Chargen, dann weiß man, daß sich diese Leute bewährt haben. An Veranstaltungen gab es in unserer Stadt nur die Großveranstaltung der NSG „Kraft durch Freude" im Schützenhause und die Vorführungen in den Ar-Ni-Lichkspielen, die sich eines guten Besuches er freuen konnten. Auch die Gaststätten waren von Ortsein gesessenen recht gut besucht. — Wie sich der Verkehr auf der Reichsbahn abwickelle, das sagt nachstehender Bericht aus Dresden: Die schlechte Witterung sowie die ungünstige Lage des Osterfestes am Monatsende führten in diesem Jahre zu einem um mehrere Prozent niedrigeren Verkehr als im Vorjahre. Die Reichsbahn verkaufte auf den drei Dresd ner Bahnhöfen insgesamt 151 724 Fahrkarten gegen 168 735 zu Ostern 1936. Dabei stellte sich die Zahl der abgefahrenen bezw. angekommenen Züge beträchtlich höher als im Vor jahre, da die Reichsbahn, um einer Ueberfüllung vorzubeu gen, reichlich Sonderzüge eingelegt hatte. Insgesamt wur den auf den Dresdner Bahnhöfen 156 Züge abgelassen, während 153 ankamen. 3m Vorjahre lauteten die ent sprechenden Zahlen 135 bezw. 124 Züge. Der Zugverkehr hat sich glatt und ohne größere Verspätungen abgewickelt. — So sind die Feiertage noch besser verlaufen, als mancher erst gedacht hat und allen bleib die Hoffnung auf ein besse res Pfingstfest. Dippoldiswalde. Eine Veranstaltung war an den ver? gangenen Osterfeiertagen ausgschlaggebend, die der NSG „Kraft durch Freude". Es war Hilde Schönborn wieder zu einem Auftreten gewonnen worden; dazu das Gsowsky-Bal- lckt und die Kapelle Eugen Jahn, Berlin. „Lieder und Tänze aller Länder" lautete das Thema; gewiß et was viel versprochen, aber das Versprochene wurde auch voll und ganz erfüllt, und das Publikum geizte nicht mit Moskaus „Gegen den Feind in Die Sowjctpresse veröffentlicht jetzt eine stiebe, die < Stalin bereits vor längerer Zeit ans der in aller Eile und Heimlichkeit cinberufenen Plenarsitzung des bolsche wistischen Zentralkomitees gehalten hat. Die Rede, die für die gegenwärtig in der Sowjetunion herrschende Atmo sphäre überaus bezeichnend ist, hat nur ein Thema: den schonungslosen Kampf gegen den Feind aus deu eigenen Reihen. Stalin beginnt mit der erneuten Feststellung, daß die Staatsfcindc, Schädlinge, Spione, Mörder, Terroristen und Attentäter „in alle oder fast alle Organisationen des Sowjetstaates cingedrnugcn sind". Ties hätten insbeson dere der Mord an Kirow und die Schauprozcsse der letzen Zeit dem bolschewistischen Parteiapparat vor Augen füh ren müssen. Aber die meisten Funktionäre der Partei hat-, ten einige Grundtatsachen der politischen Situation in deu letzten Jahren vergessen. Als eine dieser grundlegenden Tatbestände führt Stalin die angebliche „kapitalistische Einkreisung der Sowjetunion" an. Hierbei setzt er sich freilich in bemerkenswerten Widerspruch zu der bei jeder Gelegenheit verkündeten angeblichen Ideen- und Inter essengemeinschaft der Sowjetunion mit den „großen De mokratien des Westens", die bekanntlich zum Grundpfeiler für die bolschewistische Auslandspropaganda geworden ist. Stalin zieht es vielmehr für de» inneren Gebrauch vor, die „bourgeoisen und kapitalistischen" Länder ohne Unterschied zu natürlichen Gegnern des Sowjetstaates zu erkläre», „die nur die Gelcaeulicit abwartcn. die Sowjet- Beifall. Es mag dabei auch sein, daß Derartiges hier noch nicht geboten wurde, aber „KdF" schafft es, auch in Klein städten zu zeigen, waS früher nur in Großstädten, selten in Mittelstädten zu sehen war. Die „Rundreise", wie Hilde Schönborn sich ausdrückte, die jedesmal mit kurzen, treffen den Worten ansagke, was geboten wurde, begann in Italien, führte nach Spanien, Griechenland und Ungarn und dann nach Frankreich und England, im 2. Teile kach Nord amerika, Mexiko, Indien, Aegypten, Siam und Chino und endete in Oesterreich und Deutschland. Hilde Schönborns Stimme, ein weicher Sopran von außergewöhnlicher Schön heit und Stärke und von feiner Klangfarbe, ist von früher her hier noch wohlbekannt. So wurde denn die Künstlerin gleich beim ersten Erscheinen mit starkem Beifall begrüßt. Ihre Stimme hat seitdem nicht verloren, eher gewonnen, und ob sie einfache Melodien, Schlager oder Volksweisen sang, immer wußte sie jedes mit lebhaftem mimischen Aus druck zu begleiten. Dazu trat sie in immer wechselnden Toiletten auf, eine schöner als die andere. In all ihr Sin gen legte sie tiefes seelisches Gefühl, und schaffte auch da durch ein Einstimmen des Hörers zu dem, was sie vortrug. ES tat nichts, wenn dieser auch das Italienisch, Ungarisch, Englisch, Französisch usw. im Worte nicht verstand. — Das Gsovsky-Ballett war hier neu. Acht Tänzerinnen und ein ! Tänzer waren es. Die Leitung hatte Viktor Gsovsky, der Entwurf der Kostüme stammte von Tatjana Gsovsky. In diesen und besonders in der Farbenzusammenstellung hat sie meisterhaftes Können gezeigt. Die Kostüme zum Czardas, zum Schwälmer Tanz, aber vor allem zu dem Apachentanz, die Riesenhüte mit den großen Pleureusen, die Kleider mU den langen Schleppen und dem Taschenmuff, sie entzückten das Publikum und riefen ein Oh und Ah nach dem andern hervor. Von ganz besonderer Feinheit waren auch die Ko stüme zu dem ägyptischen Tempeltanz. Ueber der Erinne rung an all diese Pracht und diesen Flitter aber.seien die Tänzerinnen nicht vergessen, die erst dem Bild das wahre Leben gaben. Man darf sagen, das alle durch lebensvolle Darbietungen erfreuten, aber eine war eS ganz besonders, die geradezu hervorragend mit der Musik zusammenfloß, e i n ganzes mit ihr war. Besonders kam das zum Aus druck in dem amerikanischen Tanze, einer Wiederfpiegelung des Gehetzkseinö und der nervösen Unrast von USA, eS kam aber auch in dem „Bal Musette", dem Apachentanz zur Gel tung. Der Schwälmer Tanz mit einem kurzen Solo war so lebenswahr, daß er wiederholt werden mußte; und der Czar das mit seinem Feuer und der ^englische Matrosenlanz, ebenso auch der Chinesentanz warxn feine Darbietungen des ausgezeichneten Balletts. — Bei all dem Schönen aber sei die Kapelle Eugen Jahn nicht vergessen. Sie unterstützte die Künstler, sei es Sängerin, seien es die Tänzer, in feiner Meise, und wenn sie eigene Weisen spielte, verstand sie cs Angslrus den eigenen Reihen" union zu überfallen, sie zu zertrümmer» oder jedenfalls ihre Macht zu untergraben und sic zu schwächen". In dieser Absicht entsendet, so führt Stalin weiter ans, die feindliche Umwelt ein Heer von Spionen, Schäd lingen, Terroristen usw. nach der Sowjetunion, dereir willigste Werkzeuge dort die „Trotzkisten" seien. Bei dem so gewählten Thema der Schandtaten deS „Trotzkismus" angclangt, versucht Stalin noch einmal, mit diesem feindlichen Bruder des Bolschewismus abzn- rcchnen. Obwohl er betont, daß der Trotzkismus keine reale Macht mehr darstelle, keine politische Strömung mehr sei, sondern eine „Prinzipien- nnd ideenlose Bande von Schädlingen, divergenten Spionen und Mördern", scheint Stalin doch die Gefahr des „Trotzkismus" für das bolsche wistische Regime als enorm zu veranschlagen. (Man weiß freilich aus den letzten Prozessen, daß — nach der Defini tion Radeks! — Trotzkismus ein „Sammelbegriff" für alle unzufriedenen Elemente innerhalb der bolschewisti schen Politik der Sowjetunion und ihre ausländischen Ab leger ist). Die „Trotzkisten" seien für den Sowjetstaat um so gefährlicher, als sie nicht mehr — wie die „Saboteure" früherer Jahre — als „klassenfremde" Elemente und Ueberbleibsel der vernichteten „Bourgeoisie" ohne weite res erkenntlich seien, sondern im Gegenteil mit dem Par ieiausweis in der Tasche anfträten und damit den naiven bolschewistjscbei' Funktionär politisch zu übertölpeln, suchen! hervorragend, das Charakteristische der Musik dieses oder jenes Landes dem Zuhörer nahezubringen. So wurde die Veranstaltung dieses 1. Osterfeierkages ein einziges Loblied auf die Künstler, aber auch auf KdF, und wenn Pg. Zimmer in seinen Begrüßungsworken zu Beginn des Abends be- . dauerte, daß nicht noch mehr Zuhörer gekommen waren (dec Saal war nahezu ausverkauft und die Stuhlreihen eng ge setzt), so kann man eben die, die nicht gekommen waren, nuc bedauern, daß sie sich selbst um den Genuß von so künst lerisch Hochstehendem, um die Schau von Spitzenleistungen gebracht haben. Dippoldiswalde. Am Sonnabend spielte der 15 jährige Sohn eines hiesigen Gewerbetreibenden bei einem Freunde — da ihm diese Spiel«« von den Eltern verboten worden war — mit einer Knallkorkpistole. Der Schuß entlud sich nach hinten und verletzte den jungen Menschen im Gesichf und vor allem auch an den Augen, so daß er sofort einer Dresdner Augenklinik zugeführt werden mußte. — Alle ehemaligen sächsischen Landsturmformationen treffen sich in Freiberg. In Verbindung mit dem Bundestage des Sachs. Feldkameradenbundes am 8. und 9. Mai in Freiberg veranstaltet die Freiberger Vereinigung ehern. Landsturm XII. 9 eine Wiedersehensfeier der Angehörigen aller ehemaligen sächs. Landsturmsormationen. Neustadt. Zweihundertfünfundzwanzig ostfriesische Milch» schafe ziehen in den nächsten Wochen in das Gebiet des Meißner Hochlandes ein. Die als Musterschäferei eingerichtete Stadtschäferei gegenüber dem Arbeitsdienstlager wird jetzt öfter besucht, können sie doch dort das ostfriesische Milchschaf und seine Behandlung kennen lernen. Auf der Weide herrscht leb hafter Betrieb, da neben den 16 Muttertieren bereits 23 Oster lämmer eingetroffen sind. Von den kleinen Tieren könnte man fast meinen, daß sie Spielzeug für die Kinder sind. Görlitz. In den Abendstunden des I. Osterfeiertags stießen zwischen Görlitz-West und Schlauroth zwei aus entgegenge setzter Richtung kommende Dresdner Personenkraftwagen zu sammen. Die fünf Insassen beider Wagen erlitten sämtlich Verletzungen und wurden in ein Eörlltzer Krankenhaus ge bracht, Glücklicherweise stellten sich die Verletzungen als leichter Natur heraus, so daß die Verunglückten am Ostermontag wieder entlassen werden konnten. Weitervorhertage -eS Neichswetter-ieaftes Ausgabeork Dresden . für Mittwoch: Heiter bis wolkig, tagsüber etwas wärmer, nachts leich-, ter Frost, schwache Winde auS östlichen Richtungen.