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UMM »all verantwortlich !„Ei»e verstiegene Persönlichkeit, aber voll zurechnungs fähig." ! Zu Beginn der Dienstag-Verhandlung im Hochver- ratsprozcß gegen die katholischen Priester vor dem Volks gerichtshof erstattete ein aus Düsseldorf stammender medi zinischer Sachverständiger, der Nossaint seit dem vergan genen Jahre laufend beobachtet und untersucht hat, sein Gutachten über den Hauptangeklagten. Der Sachverstän dige ging zunächst auf die Familiengeschichte des Ange klagten ein, aus der sich eine starke erbliche Minderwertig keit ergibt. Schon guter seinen Vorfahren sind geistig und seelisch unnormale Erscheinungen festzustellen. Der Sachverständige kam zu seinem zusammcnfassen- - den Urteil, daß bei Rossaint eine angeborene reizbare j Nervenschwäche vorltege, die sich körperlich in Müdigkeit I und Schlaflosigkeit und geistig in herabgesetztem Konzen- j trationsvermögen und Willensschwäche äußere. Für Rvs- saint sei bezeichnend, daß er zu keinem Menschen in einem Verhältnis herzlicher Verbundenheit stehe und Humor und Freude ihm völlig unbekannte Begriffe seien. Mit einem Wort: er sei eine „verstiegene Persönlichkeit". Der Sach verständige stellt abschließend fest, daß der Angeklagte al? strafrechtlich voll verantwortlich anzuschen sei. Bereits während der Vernehmung des Hauptange- klagten Nossaint hatten die übrigen Angeklagten bei den einzelnen Anklagepunkten zu den gegen sie erhobenen An schuldigungen Stellung genommen. Ihre früheren Be-- kundungen werden jetzt durch ihre gesonderte Verneh mung noch ergänzt. Bemerkt sei jedoch, daß die Mitangeklagten nach dem Umfang und der Dauer ihrer Betätigung weit hinter Ros saint zurückstehen. Der Angeklagte Schäfer hat von Rossaint kommu nistische Hetzschriften entgegengenommen und bei sich auf bewahrt. Er will diese Schriften sofort beiseite gelegt und schließlich ganz vergessen haben, zumal er die An gelegenheit keineswegs als schwerwiegend angesehen habe. Ihm wird Unterlassung der nach den gesetzlichen Vor schriften gebotenen Anzeige zur Last gelegt. f Der Kaplan Kremer verteidigte sich mit den in solchen Fällen typischen Redewendungen, daß er „nicht gegen den Nationalsozialismus als solchen" eingestellt ge wesen sei, sondern nur gegen bestimmte, ihm als Diener der Kirche gefährlich erscheinende „weltanschauliche Strö mungen innerhalb der Partei". „Im Grunde seines Herzens" will er ein Gegner des Kommunismus gewesen sein. Auf eine Frage des Vorsitzenden, gab Kremer zu, daß die Einführung kommunistischer Funktionäre in katholischen Jugendvereiniguugen und die Duldung kom munistischer Propagandareden in diesem Kreise nicht nur gegen die kirchlichen Pflichten des Geistlichen verstoßen, sondern auch mit dem Inhalt des Konkordats unver- embtzr seien. ! Der Generalsekretär des Katholischen Jungmänner- Verbandes, Clemens, erklärte, Kommunismus bedeute Anarchie und völlige Zerstörung des Christentums. Er, Clemens, sei nicht Vorgesetzter Rossaints gewesen. Der Staatsanwalt fragte ihn, ob er nicht im Nahmen der Satzung des Katholischen Jungmänner-Verbandes eine Aufsichtspflicht gegenüber Nossaint gehabt habe. Der An geklagte verneinte dies und fügte hinzu, daß ihm Kla gen über die Tätigkeit Nossaints nicht zu Ohren gekom men seien. Wenn das der Fall gewesen wäre, hätte er selbstverständlich eingegriffen. Vor Abschluß der Verhandlung meldete sich der Ver teidiger Rossaints und bat, dem Angeklagten zu gestat ten, eine grundsätzliche Erklärung abzugeben. Rossaint verlas darauf eine schriftlich festgelegte Erklärung, in der er sein Vorgehen zu entschuldigen sucht. Er habe nicht beabsichtigt, die hochverräterischen Bestrebungen der Kom munisten zu unterstützen und mit ihnen eine Einheits front aufzurichten. Er nimmt dann seine alte, durch (2. Fortsetzung.) < .Du hast gar nichts zu meineni" „Gewiß nicht, bloß..." „Das Geld krieg! mein Neffe nicht, unv wenn er norgen vor Hunger umkommt..., er und die ganze hoch näsige Familie! Ich habe ihn damals abgeraten. Er hat seine Pension als Rittmeister... Ein Stach fängt keinen Laden an, und wenn es ihm noch so schlecht geht..." „Da sind die vier Töchter. Er möchte wohl für sie was zurücklegen... Oder doch — schließlich müssen sie was lernen. Und wollen auch woll ihr Leben ein bißchen ge nießen!" „Laß sie warten! Später, wenn sie Greifenburg haben." „Sie hoffen doch, daß die Frau Baronin noch länger lebt..." „Hoffen? Jette, bist du dumm? Die zählen die Tage bis zu meinem Tode. Was an mir liegt, ich tu' ihnen den Gefallen nicht. Wir Klotzes sind alle über neunzig ge worden!" „Wenn die Frau Baronin... Gott, die Frau Baronin ist klug und weiß alles besser... Aber man macht sich so seine Gedanken. Wenn die Frau Baronin — ich meine, sozusagen bei Lebzeiten schon mal was rausrückten... Jetzt die paar Tausend... So eine Kunsthandlung, das ist doch ganz was Feines. Bloß der Herr Rittmeister hat das Pech gehabt mit dem unehrlichen Kompagnon. Wenn er seine Schulden bezahlen könnte..." Die Baronin, eine große, sehr starte Person mit zer knittertem, rotem Gesicht, das nicht unschön gewesen wäre, wenn es nur nicht so bösartig ausgesehen hätte, machte eine einzige Bewegung. Sie streckte die rechte Hand aus und wies auf die Tür. Jette verschwand hastig. Ihr Blick war der eines geschlagenen Hundes. Auch sie diente seit vierundfünszig Jahren ans Greifen bürg. Sie kannte die Baronin, die um sechs Lahre älter ttommuniftisch - katholische Einheitsfront Neue Schliche der bolschewistischen Propaganda Die katholische Presseagentur in Warschau meldet, daß sich der Vollzugsausschuß der Komintern neuerdings wieder intensiver als bisher um die Propaganda in katho lischen Kreisen bemühe, eine Tatsache, die auch das gegen wärtig vor dem Berliner Volksgerichtshof laufende Hoch verratsverfahren gegen katholische Geistliche klipp und klar bewiesen hat. Nach dem Bericht der Agentur hat der Generalsekretär der sowjetruffischen Jugendorganisation, Guillot, in der Sowjetpresse einen höchst aufschlußreichen Aufsatz veröf fentlicht, in der er die Frage, ob eine Zusammenarbeit zwi schen der kommunistischen, der sozialdemokratischen und der katholischen Jugend möglich sei, bejaht. Dieser Bol schewist hält hierfür die Parole „Kampf um den Frieden" für eine durchaus geeignete „gemeinsame Grundlage". „In den Reihen der katholischen Jugend", so erklärt er heuchlerisch, „wächst der Wunsch nach einer einheitlichen Front zum .Schutze des Friedens und der Rechte der Jugend*." Wir sind verpflichtet, den katholischen Massen gedul dig und „überzeugend" die sie interessierenden Fragen dar zulegen und die Basis für die Zusammenarbeit im Kampf gegen den wirklichen „Feind der Massen" und für ihre verechngten Forderungen zu schaffen. Schließlich heißt es in dem Aufsatz des maßgeblichen sowjetischen „Ju gendführers", ryan müffe, um an die katholische und christ liche Jugend beranzukommen, die religiösen Ueberzeugun- gen unangetastet lassen und „jeden Hang zur Verachtung des Christentums unterdrücken". Die Doppelzüngigkeit dieses sowjetrussischen Häupt lings wird schon allein klar, wenn man daran erinnert, daß die kommunistischen Jugendverbände in Sowjetruß- land gerade in der letzten Zeit die Gottlosenpropaganda verstärken und sogar Geldpreise für gute propagandistische „Einfälle" aussetzen. Vor wenigen Tagen erst wehrte sich das Blatt der Jungkommunisten „Komsomolskaja Prawda" energisch gegen die Vorstellung, als sei die Pro paganda für den Atheismus unnötig oder unzeitgemäß. Das Blatt betonte, daß die neue Sowjetverfassung nicht eine Abschwächung, sondern eine Verstärkung der Gott losenpropaganda anstrebe. Aber das gilt sozusagen nur für den Hausgebrauch, für den inneren Bereich der bolsche wistischen Diktatur, während man sich nach außen hin auch einmal das Mäntelchen „religiöser Toleranz" umhängt, um die eigenen weltrevolutionären Ziele um so leichter erreichen zu können. nichts bewiesene These der Missionstätigkeit unter den Kommunisten auf, indem er wörtlich sagt: „Ich habe vielmehr ein Stück meiner Lebensarbeit darin gesehen, den Kommunismus in der von mir für richtig gehaltenen Form zu bekämpfen." Er müffe allerdings zugeben, daß er aus persönlicher Schwäche und, weil er damals den Nationalsozialismus abgelehnt, sich zu falschen Handlun gen habe treiben lassen, die er bedauere! Bolschewismus rMert Spanien Eine Untersuchung der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen dem bolschewistischen Spanien und den Ländern, die mit diesem Teil der iberischen Halbinsel noch wirtschaftliche Beziehungen unterhalten, läßt immer deutlicher die Zerstörungsmomente erkennen, die in Spa nien am Werk sind. Die Machthaber versuchen zwar den Anschein zu erwecken, als seien sie immer noch in der Lage, als normaler Wirtschaftspartner aufzutreten. Es zeigt sich jedoch immer deutlicher der Verfall bzw. der Still stand des wirtschaftlichen Lebens. Wesentlich für eine Betrachtung auf weite Sicht ist der Rückgang der Preise der landwirtschaftlichen Produkte, die etwa zwei Drittel der spanischen Ausfuhr ausmachen, die geringere Aus fuhr nach England im Zusammenhang mit den Aus wirkungen der Konferenz von Ottawa und — unter Berücksichtigung eines noch größeren Zeitraumes — die Passivität des spanischen Außenhandels seit 1920. ! Schon vor Anfang der eigentlichen kriegerischen Vor gänge stiegen die eingefrorenen Forderungen der Expor teure verschiedener Länder, die nach'Spanien lieferten. Mit Beginn der Wirren verschärfte sich die Frage des Zah lungsverkehrs mit dem bolschewistischen Spanien mehr und mehr. Selten gelangen Verhandlungen irgendwelche?: > Art auch nur zu einem formellen Abschluß. So hatte die Tschechoslowakei erreichen können, daß ein Sperrkonto bei der Tschechoslowakischen Nationalbanl eröffnet wurde,! von welchem vom Wert der eingeführten spanischen Ware 30 Prozent für eingefrorene Forderungen reserviert wer den. 70 Prozent sollten durch die Ausfuhr tschechoslowa-! kischer Waren gedeckt werden. Das Schicksal der einge frorenen Foroerungen und des Zahlungsverkehrs im bol schewistischen Spanien ist praktisch ungelöst und nach Lage der Dinge auch unlösbar. Auf dem deutlichen Weg wirt schaftlicher Nackenschläge beginnen die Länder, die die Machthaber in Valencia noch anerkannt haben, immer kla rer zu sehen. Las tzochzeitsgescheul „KdF."-Anekd»te von Walter Dach. Wie eindrucksvoll ist ein Gang durch die bergigen Straßen der erzgebirgischen Kreisstadt Annaberg! Nun stehen wir „Kraft-durch-Freude"-Urlauber vor der vielge lobten alten Kirche und wollen sie natürlich auch innen be sehen. „Bedaure!" sagte der Küster am Toreingang. „Sie- kommen ganz ungelegen, es ist Trauung über Trauung." Schade. Na, immerhin: man freut sich über die hei ratslustigen Annaberger. Aber wenigstens einen Blick! hineinwerfen. . . Wir drängen uns an der Hauptpforte. Nanu . . . das stimmt doch gar nicht ... da wird doch bereits der! grüne Altarschmuck fortgeräumt. .. und der Sängerchor rückt auch ab ... Herr Küster! „Doch, doch", bleibt der bei seiner Auskunft. „Jetzt! kommt eine Trauung dritter Klaffe und deshalb" wird der Altarschmuck . . Ach so. Ja, das Leben ist bitter. Also weiter durchs Städtchen! Nein: Halt! Hier-! bleiben! Einer von uns hat 'ne Idee. Famos, famos!! Kleine Generalprobe. Es klappt. Dann, als das Brautpaar dritter Klasse — ein Arbei ter — getraut die Kirche verläßt und wir in dicker Kolonne den Weg zur Taxe säumen, springt unser Mann mit der Idee vor das Paar und brüllt: „Hier Kraft-durch- Freude'-Urlanber aus Berlin!" Und wir alle schmettern im Sprechchor: „Wir gra—tu—lie-renl!" Kinder, Kinder, ihr hättet sehen sollen, wie die Neu vermählten sich über das Hochzeitsgeschenk gefreut haben!! (Preisaekrönt in dem ,,KdF."-Preisausschreiben.) war als sie, ganz genau. Sie wußte, nur wortloses Sich- fügen konnte vor den schwersten Unannehmlichkeiten retten. Denn die Baronin, die nie gütig oder menschen freundlich gewesen war, hatte sich in ihrer Witwenschaft von nun fast fünfunddreißig Jahren zu einem wahren Drachen entwickelt, der keine größere Freude kannte, als anderen weh zu tun. Leider hatte sie dazu viel Macht. Das Testament ihres Gatten hatte sie ihr in die Hand gegeben, und sie nützte sie weidlich aus. Zweites Kapitel DL« LVN8I8-U.ON 0L8 «111^6181688 Elga von Stach war schlank, ernst, versonnen und schön, entschieden die bedeutendste der vier Stachschen Töchter, ungefähr dreißigjährig, aber viel jünger aussehend! Sie stand in dem geräumigen Kunstsalon, den der Ritt meister a. D. von Stach in Köln eröffnet hatte, und besah nachdenklich die ausgestellten Gegenstände Sie liebte jeden einzelnen von ihnen. Auserlesenster Geschmack hatte ihn erwählt. Aufmerksamste Sorgfalt jedem Platz, Umgebung und Beleuchtung verschafft, die er brauchte, um sich recht zu entfallen in seiner ganzen Schönheit. Ihr Vater war Meister darin. Sie hatte gelernt, ihn zu unterstützen. Schon vor dem Kriege hatte der Rittmeister von Stach infolge eines Unfalls,sein rechtes Bein verloren. Aber seine Offizierspension, die Einkünfte aus eigenem Ver mögen und dem seiner Frau hatten ihm ermöglicht, sorgen los im Kreise seiner Familie das Glück, geliebt und ver ehrt zu werden, zu genießen — bis die Inflation ihn ver armen ließ. Die Pension war schmal. Die Töchter sollten etwas lernen. Die große Erbschaft, die ausstand, bot für den Augenblick keinerlei Hilfe. Entschloffen und Vorurteils- frei wie er war, hatte er die Kunsthandlung eröffnet. Sie hatte ihm sogar einen guten Verdienst eingcbracht. Mit Hilfe eines gelernten Kaufmanns, seines Kompagnons, hatte er sich schnell uns gu« alle erforderlichen Kciuun., erworben. Es war ein sympathischer Mensch gewesen, dieser junge Herr Pinne. Elga verhehlte sich nicht, daß sie aus dem besten Weac gewesen war. seinen werbenden Blicken, t seinem verhallen höflichen Bestreben, ihr zu gefallen, zu glauben, und daß ihr Herz sich auf den Weg zu ihm hin begeben hatte. Er war sehr hübsch gewesen, von jener etwas weichen, aber bezaubernden Schönheit der Südländer. Sogar sein abscheulicher Name hatte sie nicht abgestoßen. Aeußerlich- keiten!, hatte sie sich zugeredet. Man fragt heute nicht mehr nach so etwas! Auch der Vater war von Herrn Pinne überzeugt ge wesen. Man hatte ihm vertraut — schlechthin, restlos. Sein Geschick im Auffinden verborgener Kostbarkeitei. war groß gewesen. Eine Zeitlang hatte das kleine Geschäft geblüht. Be sonders Ausländer hatten reichlich bei ihnen eingekausl. Man hatte schon so etwas wie einen Ruf gehabt. Da kam das glänzende Angebot aus Paris. Pinne war beauftragt, die Kunstgegenstände, um die cs sich handelte, in Augenschein zu nehmen und einzukanfcn, was er für gut hielt. Er war abgereift, mit einem großen Scheck in der Tasche. Von ihm gehört hatte man nicht mehr. Es stellte sich heraus, daß auch jene Firma in Paris überhaupt nicht bestand. Irgendein Komplice des Un getreuen mochte auf dessen Wunsch geschrieben haben Der Schlag wäre zu überwinden gewesen. Aber alsbald liefen Rechnungen ein über Sachen, di Stach bezahlt glaubte. Er wies Quittungen vor. Si waren gefälscht. Die Schuldenlast wuchs. Gewiß, man hatte auch Fehler gemacht. Man hatte zu blind vertraut. Geduld waren und dem so schändlich betrogenen Niu meister großes Mitgefühl zeigten, ermöglichte allein das Weiterbestehen des Geschäfts. Persönliche Einschränkungen, die bis ins kleinste und damit bis ins quälendste gingen, vermochten nicht ei» schneidend zu helfen. Mit ihnen reitete man eigentlich nichts als die Selbstachtung. Immerhin allerlei... Und dennoch! — Damals hatte sich Stach zum ersten Male mit der Erb tante in Mecklenburg in Verbindung gesetzt — seines Vaters Schwäaerin. lForlsttzung folgt.)