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Wochenbericht der LandesbauerMast Getreidewirtschaft. Broigcireidcnmkützc ruhig.Siarke Ein- knujciiciguug der Mühte». Alister Freigaben von Sortterger- sten cmS der Vcrnrbciinngsiiidusiric wurde Futtcrgcrstc am freien Marti nicht angebotcn. Fnltcrhafcr wenig erhältlich. Noggcninehl hatte ruhiges Bedarssgcschäst. Weizenmehl flotter Absah. Besondere Beachtung findet die durchgcmahlcne Type 812. Roggenkleie-Angebot reicht nicht aus, auch Weizcnklcie knapp. Weizensuttermehl stärker gesucht und wie Malzkenue knapp augebotcu. Biertreber und Kartosselslockcn ohne Ange bot. Die 4. Lelkucheuzuteilung ist erfolgt. Besondere Nachfrage besteht für tierisches Eiweißsuller. Rauhfutter bei besseren Preisen lebhafter. Biehwirlschast aus sämtlichen Märkten unverändert. Milchwirtschaft ohne Acnocrnng. Die Buttercrzeugung ocr sächsischen Molkereien lag wenig höher. Tie Nachfrage nach Hartkäse lebhaft. Der Absatz in den verschiedenen Weim- käscsortcn liest weiterhin zu wünschen übrig, in Sauermilch käsen befriedigend. Kgrtosfelwirtschaft. In der allgemeinen Marktstimmung war eine kleine Belebung fcstzustellcn. Das Angebot in Spcise- kartosfeln blieb infolge des unsicheren Weiters schwach, da gegen ist das Angebot für Märzliescrung sehr groß. Futter- kartosseln ausgeglichen, Fol cikkarlosscln gcschäftslos. . Eierwirtschnst. Bei jasi glcichblcibendein Bedarf der Vcr- .brancherschaft stiegen die Zi nlungen merklich. Die Versorgung .in der kommenden Woche i cfle infolge gesteigerter Inlauds- lieferungcn reichlicher aus alleu. ' Gartcnbnuwirtschaft. Der Absatz an Obst war zufrieden stellend. Acpfel ans dem Altenland leicht abzusetzen, auch Auslandsäpfel. Für Südfrüchte bestand lebhafte Nachfrage. ,Am Gcmüscinarkt schleppender Absatz. Not- und Weißkohl war reichlich vorhanden und nur gering gefragt. Blumenkohl, im Preis verhältnismäßig hoch, konnte nur langsam abgesetzt werden. Spinat und Salat fanden gute Ausnahme. Trcib- rhabarbcr war nur langsam abzusetzcn. Wurzelgemüse flott verkauft. Turnen Spiet Sport Drei Sportlehrer im Gan Sachsen deS DNL. Für den Gan Sachsen des Deutschen NcichSbundcs sül Leibesübungen werde» ab 1. April haupwnulich drei Sport- lchrer eingesetzt. Tic Berufung des Gausportlehrcrs Gerschler war bereits bckanutgcgcben worden; dazu treten noch ei» Fachlehrer für Fnstball, »nd zwar Adalbert Eschenlohr und ciu Fachlehrer für Turnen, dessen Berufung noch ausstebt Dippoldiswaldes Sport Sckorkocrcin 86 Dresden — ATV. Dippoldiswalde. Abermals in Dresden weilt der ATV. am Sonntag, um in Tolkewitz an der Donalhstrastc das fällige Pslichtspicl auszulra- acn. .In diesem Kampfe hat der ATV. wenig Aussichten, zu Punkten zu kommen. Durch Verletzungen und Unabkömmlich keit einiger Spieler tritt der ATV. stark ersatzgeschwächt an und wird gegen die spielstarken Tclkcwitzer sehr schweren Stand ha ben. ?m Spiel der ersten Runde blieb der ATV. etwas glücklich mit 3:2 Sieger. Anslost 15,45 Uhr. Sportverein 66 2 — ATV. 2. Die Spieler der 2. Mannschaft, die in der 1. Elf spielen müs sen, werden natürlich stark fehlen und deshalb hak Ler ATV. we nig Aussichten, den Sieg der ersten Rund: zu wiederholen. An stost 14 Uhr. Tv. Birkigt 3gd. — ATV. 3gd. 3n Freital weilt die ATV.-3ugend und trägt 14,15 Uhr ein Freundschästsspicl aus. EMA- vom Murs Uußdeeg VOdl ' (15. Fortsetzung.) <;! 7 'ssPL Lore Storm, in einem dicken braunen Tweedmantel mit hellbraunem Pelzkragen und brauner Baskenmütze, sah bildhübsch aus. Sie grüßte Gisela und erklärte: „Ich mußte für Vater etwas am Bahnhof besorgen, und da traf ich Herrn Hagen. Er bai mich, daß ich doch auf dem Nachhausewege hier bei euch Vorbeigehen möchte, um dir viele, viele Grüße zu bestellen und dir zu sagen, daß er so sehr glücklich wäre, seit er dich im Brautkleid gesehen hätte." Lore stutzte. „Aber was fehlt dir denn, Gisela, du siehst ja ganz verweint aus? Ist dir der Abschied von deinem Werner so schwer geworden?" Anstalt zu antworten, fiel ihr die schmale, blonde Freundin um den Hals und schluchzte, als wisse sie vor Leid nicht mehr'^in noch aus. Die Größere,strich ihr liebkosend über das Haar. „Sei doch stsll, Gisalein, sei doch still, dein Liebster bleibt ja nur ein paar Tage weg, und die vergehen ja schnell I" Aeußerste Erregung drängte Gisela die Worte über die Lippen: „Wenn irgend etwas geschähe, wodurch Werner mich verlöre, Lore, dann sei du gut zu ihm, dann sage ihm, er soll sich nicht um mich grämen I" Sie wollte noch weitersprechen, doch Lore Storm i schüttelte sie ein wenig. „Gisalein, dummes, kleines Gisalein, was redest du nur für Unsinn zusammen!" Aber ihre großen grauen Augen waren vor Angst ganz dunkel. „Bist du denn gleich so außer dir, weil dein Liebster ein paar Tage verreisen mußte." Gisela kam zu sich. Sie lächelte: „Ich bin eine Närrin! Sei mir nicht böse, Lore!" Die Freundin lächelte: „Bewahre!" Und dann erzählte sie, daß ihr Fräulein Bädicke eben das Brautkleid gezeigt hätte. Sie wollte durch diese Unterhaltung Gisela wieder vergnügt stimmen. Doch es war, als huschten Schatten über die schmale weiße Stirn, Schatte», für die Lore Storni keine Er klärung sand. „Tu bist so sonderbar heute, Gisela!" sagte sie leise. Gisela lachte kurz auf: „Ich bi» scho» seil Tage» sonder- bar. Tuche keiuc» Grund dahinter, ^orc, Tante Stella hat den Grund schon gesunde». Gestern hörte ich nämlich vom Nebenzimmer aus, in dem man mich nicht vermutete, Um den Aufstieg zur Gauligk : Für die am 14. März beginnenden Ausstiegsspiele zur ) sächsische» Fußballgautigä ist der nachstehende Plan sestgelegt worden. Beteiligt an den Spielen sind die Abteilungssicgcr der Bezirksklasse, nämlich SB. Griina, Sporisrcimde 61 Dres den, Spielvereinigung Leipzig und der noch nicht feststehend« Meister der Abteilung Plauen-Zwickau (Konkordia Planen oder SVg. 07 Meerane), der mit „Westsachsen" bezeichnet ist Kein Punltverlust im Fall Tura Leipzig ; Lie über die Spielberechtigung des Fußballspielers Gerh Schmidt für SV. Tura Leipzig schwebende Untersuchung ist jetzt durch folgende vom Gausachamtsleitcr im Einvernehmen mit dem Gauführer getroffene Entscheidung abgeschlossen wor: den. ! Im Meisterschaftsspiel SV- Riesa gegen SV. Tura Leip zig am 8. November 1936 ist der Pas; des Spielers Gerhard Schmidt vom SV. Tura Leipzig vom Schiedsrichter bean standet worden. Bei der Nachprüfung der Beanstandung ist die Nichtspielberechtigung des Spielers Gerhard Schmidt für SV. Tura Leipzig sestgcstellt worden. . Sie ! beruht ans einem beabsichtigten aber nicht zustaiidegckommcncn I Vereinswechsel im Jahre 1936. Die laut Fachamtsordnung : damals notwendig gewesene Wicderbcstätiguug der Spielbcrech- ' tigung für Tura ist erst aus Gruud der Beanstandung einge- ! holt nnd ab 23. Januar 1937 erteilt worden. Schmidt ist nach der Beanstandung weiter sür Tura tätig gewesen in den Mei sterschaftsspielen am 15. Rovenibcr, 29. November und 6. De zember, ohne Spielberechtigung zu besitzen. Wegen der unbe rechtigten Spicltcilnahme wird SV. Tura Leipzig in die von ! der Fachamtsordnung vorgeschricbcnc Strafe von 5 Mark für jeden Fall, zusammen 20 Mark, genommen. Eine an sich ver wirkte Pnnktabsprechung für diese Spiele ist hin fällig, da sie sämtlich von Tura verloren worden sind. Die vor dem 8. November 1936 unter Mitwirkung von Schmidt ausgetragcnen Spiele bleibe» i» ihrer Wertung gemäß den er- zielten Ergebnissen bestehen, da in keinem Fall bei der Paf; Prüfung eine Beanstandung des Passes Schmidt erfolgt ist und Rechte im Sinne von Spielordnung 1, Punkt 25, nicht geltend gemacht worden sind. j Deutsche Amateur-Bormeisterschasten - I» den Tagen vom 9. bis 12. März finden in Breme» und Vremerhave» die De»tschc» Amateur-Boxmeisterschaste» statt. ' Unter den 128 Teilnehmern, die aus den 16 Gauen gemeldet worden sind, sind sechs Meister des vergangenen Jahres ver treten. Von ihnen verteidigen Stasch im Bantamgcwicht, Miner im Federgewicht, Baumgarten im Mittelgewicht und Olympia-Sieger Runge im Schwergewicht die Meisterschaft, , während Graaf und Erich Campe um eine Klasse ins Ban- ! tarn- bzw. Mittelgewicht anfgerückt sind. Die Vorjahrsmeistcr f im Leichtgewicht und Halbschwergewicht, Schmedes und j Jaspers, habe» sich von; Boxsport zurückgezogen. , Der Gau Brandenburg, der bisher auch der weitaus cr- iolgreichste Gau bei den Amateurboxern war, ist mit 16 Mel dungen am stärkste» vertrete». Die Brandenburger haben, besonders durch die Erfolge des Berliner Boxklnbs „Heros" - in den Jahren von 1920 bis 1924, es insgesamt aus 40 Meister- f titel gebracht. Mittelrhcin folgt mit Abstand (21) vor Nieder rhein (16), Bayern (13), Westfalen (9), Nordmark (8), Schle- .steu, Mitte und Südwest (je 5). Die Niedersachsen, in deren Gebiet diesmal die Meisterschaften ausgctragen werden, konn- tcn sich bisher nicht einen einzigen Titel sichern. Sie werden daher alles daran setzen, um diese Scharte auszuwetzen. Heute zählt zu den kampfstärkstcn Gauen Westfale», das »ebe» dem Olympia-Sieger Kaiser »och so bcka»ute Boxer wie Jaku- j bowski, Murach, Schnarre nnd Blum gemeldet hat. Der Gau ! mit der geringsten Beteiligung ist Hessen, sür den Meister- Stasch als einziger Boxer gemeldet wurde. Bor groben Bor-EpWeldurigen .. Die Leitung der Dcntschländhalle hat den 17. März als Kampftag sür die Schwergewichts-Europameisterschaft zwi schen Pierre Charles nnd Arno Kölbli » angesctzt. Bedeutet schon die Schwergewichts-Europameisterschaft ein Großereignis, so ist dieser Tag durch einen zweite» große» Kampf i» seiner Note noch gesteigert worden. 4>er Verband Dcntscher Faustlämpfex hat die Genehmignng erhalten, dcn j Kamps der beiden Halbschwergewichtler Karel Sys-Belgien' nnd Adolf Witt-Berlin offiziell als Ansscheidung zur Welt meisterschaft zuzulassen. Da auch der dritte Hauptkamps mit! der Paarung Heinz Lazek-Wien gegen Erwin Klein-! Solingen bereits abgeschlossen ist, sieht die große Boxsport-! gemeinde mit Spannung dem Kampftag in der Dentschland-> Halle entgegen. Volkswirtschaft Berliner Effektenbörse. „ Die Börse wies eine zuversichtliche Grundstimnuinn anf.j Da die Nachfrage etwas gebessert war, konnte ein gewisses > Glaitstellungsbcdürsnis der Spekulation keinen Einfluß ans' die Knrsgestaltuug gewinnen. Die Mitteilung, daß mit einer! Verlängerung der Bestimmungen des Anleihestockgesetzcs um! weitere drei Jahre zu rechnen sei. wurde stark beachtet. An-! lcihcstockwcrte waren also stark gesragt. Am Altienmarkt er-! holten sich Vereinigte Stahl um fast ein Prozent. Reichs-! bankantcile zog ans 200,50 nach 192,75 an. Rheinische Brann-' kohlen 2,27 auf 2,31. Aehnliche Steigerungen machten auch die! anderen Anleihestockwerte durch. Am Markt der sestvcrzins-! liehen Werte, der ebenfalls freundliche Haltung aufwies, wurde j die Umschuldungsanlcihe mit 91,50 notiert. Stadtanleihen lagen weiter fest. Am Geldmarkt war eine Entspannung zu beobachten, die, sich in einer Herabsetzung der Zinssätze für Blankotagesgeld' ans 2,62 bis 2,87 Prozent auswirktc. Am Devisenmarkt war im Ausland eine außerordentlich schwache Haltung der französischen Währung zu beobachte».' Auch das Psimd u»d die rote Peseta neigten zur Schwäche. Devisenkurse. Belga (Belgien) 42,00 (Geld) 42,08 (Bries), dän. Krone 54,24 51,34, eugl. Pfund 12,145 12,175, franz. Franc 11,555 11,575, holl. Gulde» 136,25.136,54, ilal. Lira 13,09 13,11, uorw. KroNe 61,01 61,16, österr. Schilling 48,95 49,G, Pol».! Zloty 47,04 47,14, schwed. Krotte 62,62 62,74, schweiz. Franke»! 56,79 56,91, spa». Peseta 17,48 17,52, tschccb. Krone 8,656 8,674,! anker. Dollar 2,488 2,492. Amtlicher Großmart, für Getreide- mW Futtermittel zu Berlin. DaS Angebot in Weizen nnd Roggen nahm kaum zu. Weizenmehl blieb lebhaft beachtet, Noggcninehl war über Be darf vorhanden. Fntterhafer gelangte am hiesigen Markt nicht znm Angebot. Fnttcrgerste reichte nicht a»S, »in die Nach-' iragc zn decken. Industriegerste konnte vereinzelt nmgesetzt' werden. Schlachtviehmartt. Berlin, 5. März. Austrieb: 1469! Rinder, darunter 178 Ochsen, 197 Bnlten, 1094 Kühe und Für-' scn, 2220 Kälber, 4898 Schafe, 12 727 Schweine, 29 Ziegen. Preise für eine» Zentner Lebendgewicht in NM. Ochsen: 1. 43, 2. 39, 3. 34; Bullen: I. 41, 2. 37, 3. 32; Kühe: I. 41, 2. 37, 3. 31, 4 20-23; Färsen: 1. 42, 2 38, 3. 33; Kälber: 1. 78, 2. 63, 3. 53, 4. 38, 5. 30—38; Lämmer nnd Hammel: 1. 52—53, 2. 46—51, 3. 38—45, 4. 24-37: Schafe: 1. 38-40, 2. 32-37, 3. 20-23; Schweine: 1. 50, 2. 50, 3. 50, 4. 49, 5. 46; Sauen: 1. 50, 2. 48;: Eber und Alischncider 48. Markwerlaus: Rinder zugeteilt, A»s- slichtiere über Notiz, Kälber verteilt. Schafe ziemlich glatt, Schweine verteilt. Der Markt vom 26.3.37 füllt ans.-Der Markt vom 30.3.37 wird aus den 31.3.37 verlegt. mit an, wie Onkel zu seiner Frau inciiite, ich wäre in den letzten Tagen etwas sonderbar im Wesen. Und weißt du, was sie geantwortet hat, Lore? Nein — weißt du es nicht? Nate mal!" Lore riet: „Tie wird gesagt haben, du wärest überreizt, oder krank, oder..." „Nichts davon, Lore!" schnitt ihr die Jüngere das Wort ab. „Tante Stella erklärte: Ach was, Ottokar, der Gisela fehlt gar nichts. Sie Hal einfach den Braulkoller!" Lore war gar nicht zum Lachen zumute; aber sie mußte lachen, sie fand das Wort Brauttoller zu komisch. „Ich will jetzt gehen", sagte sie nach einem Weilchen, und Gisela begleitete sie bis auf die Straße. Ehe Lore um die Ecke bog und sich umschaute, sah sia Gisela neben der niedrigen Eingangstür des Turmhauses stehen. Mit der Rechten winkte sie ihr zu, und ein lautes; „Lebe wohl, Lore!" flog ihr nach. Lore blickte sich noch einmal um, doch da war Gisela schon wieder im Hause verschwunden. / Warum aber hatte sie ihKNur „Lebe wohl I" nach- gerufen? ES klang so schwer, so abschließend, so„alS ob man sich nicht schon in den nächsten Tagen wiedersähe. Ueberhanpt war Giselas Wesen heute befremdend gewesen. Sehr befremdend. Nachdenklich ging Lore weiter mif ihrem federnden und ' doch festen Schritt. Sie erinnerte sich daran, wie ihr Werner Hagen am Bahnhof die Grüße für dle.Kreundin aufgetragen und wie glücklich er dabei gelächelt'hattd. Sie preßte die Lippen aufeinander. Ihr Herz tat weh, weil sie Werner Hagen liebte, über alles liebte, und doch nur die Freundin seiner Braut war. Manchmal hatte sie schon gedacht, ob es nicht besser ge- wesen wäre, sie hätte dewUmgang mit Gisela abgebrochen, i Aber dann sah sie Werner nicht mehr, und das hätte ihr noch viel weher getan, als die Freundin zu verlieren. Noch viel, viel weher. . Lilles Kapitel ,'!/,Z" Z Angst um Gisela - - Manuel Salvadors Wunsch war in Erfüllung ge-, gangen — cs regnete. Nicht besonders stark, aber mit stumpfer Gleichmäßigkeit. Gisela trug ihr Handtäschchen am Arm nnd wollte das Haus verlassen. Frau Debert trat aus der Küche auf den Flur hinaus. „Wo willst du denn bei dem Wetter bin. Gisela?" fragte sie. „Ich gehe nur auf einen Sprung zu Lore, wir haben uns verabredet, und ich muß mich beeilen, weil sie doch schon um drei Uhr wieder im Büro ihres Vaters zu arbeiten anfängt." Frau Stella nickte: „Na, zu Storms ist's ja nicht so , weit." » > Sie ging wieder in die Äüche, wo VaS Mädchen mit dem Abwaschen beschäftigt war. Der Rektor lag im Schlaf ¬ zimmer aus dem altmodischen Diwan und hielt ein» Mittagsschläfchen, und oben in dem Stockwerk, wo frühe« Blandine von Husfbcrg gewohnt halte, machte das alte^ Ehepaar wohl auch seinen Bcrdauungsschlas. Alles war totenstill im Hanse. Nur eine wohlgenährte weiße Katze! schlich über Flure und Treppen. Alles war so friedlich, und niemand ahnte, daß jetzt die Stunde nahe war, tu der sich der alte Fluch eines fahrenden Musikanten zum vierten Male an einem jungen Mädchen aus dem Turm»! Hause erfüllen sollte. 1 Gisela dachte natürlich nicht daran, Lore Storm zu be suchen, sie eilte dem Friedhof zu. Sie war froh, als si»! endlich die Straße hinter sich hatte, wo sie mehrmals Be kannten begegnet war, und nun den Waldweg betreten, konnte. Hier gab es nur ein paar Billen, und die würdet» bald hinter »hr liegen. ' 1 Sie war sehr erregt; aber sie dachte an nichts» anderes als daran, ob Manuel Salvador gekommen war, wie er mit ihr verabredet hatte. Si? überlegte, ob sie alle die Papiere eingesteckt hatte, die sie miibringen sollte, und dann stockte ihr Fuß plötzlich. AvS der Billa ^icht vor ihr trat eben ein Herr. "... Lorelf Baier, Justizrqt Sjorm. Schon stand er vivihr. , „Aber, Fräulein Gisela, bei dem Wetter machen Sia ' i Waldspaztergänge? Doch nein, Sie wollen wohl zünd Friedhof?" . ! ! So ruhig es ihr möglich war, erwiderte sie: „Natürlich»! Herr Justiziar, ich will zum Friedhof!" Er schüttelte den Kopf. - ' „Bei solchem Wetter!. Sie werden sich erkälten." Er reichte ihr die Hand und eilte unter seinem auf gespannten Schirm der Stahl zu. ' . ! Gisela dachte, daß er wahrscheinlich seine alte Tante besucht habe, der die Billa gehörte, aus der er gekommen ' war. i Schneller wurde ihr Schritt. Die Friedhofsmauer tauchte auf, und als sie vor dem Portal stand, zögerte sie einen Augenblick. Ihr Herz schlug so schmerzhaft-wild, daß cs ihr fast den Atem benahm. Ein Gärtnerbursche verließ eben den Friedhof, cr sah sie ein bißchen erstaunt an. Wer läuft den» bei solchem Wetter freiwillig hierher! Er hastete der Stadt zu. Gisela giug durch die Friedhofswege und stand dann am Grab ver Mutter, stand dort wie erstarrt von der Gewißheit, daß Manuel Salvador nicht gekommen war.' Schwer wie Blei waren ihre Glieder, und die Scham überwältigte sie fast, in dem Leben des berühmten spanischen Geigers nichts weiter gewesen zu sein als eine ganz winzige Liebesepisode. Und nun sollte sie nach Hause zurückkrhren, sollte zwischen Rektor Debert und seiner Frau weiterleben wie bisher, sollte Werner Hagens Frau werden? (Fortsetzung folgt) I Z ! j