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Vrdodvrrsodt»ovu«r: Lut«LrI,-Ve»Ias 6. w. d. 8., Verl!» 8VV es 201 Nachdruck verboten. Ttdtz allem hätte Herr Lendwig meine Aborte bestreiten kennen, wenn er nicht aus übergroßer Fahrlässigkeit ein Duplikat angefertigt und dasselbe in seinem Schreibtisch aMewahrt hätte. Freilich, er hielt es für ganz ausge- sHlossen, daß jemand aus den Gedanken kommen würde, ihn zu verdächtigen " Nun schwieg Lore aufatmend und sank erMpft aus den nächsten Stuhl. Das war ein hartes Muck Arbeit gewesen. Aber jetzt war alles gut! — — Bald darauf stellte auch Lendwtg jedes Leugnen ein. Al, er war eifersüchtig auf Klaus. Hr war in Vie schöne Frau Reny verliebt und die osfsWhtlich« Bevorzugung dieses „grünen Jungen", wie er sägte, krän«e ihn und ließ diesen Plan reisen. Und dann vergingen noch zwei Stunden, bis die An gelegenheit so weit geregelt war. Direktor LeuHyer wollte auf Lores Vorschlag von einer Uebergabe an die Polizei absehen und stellte die einzige Bedingung, daß Lendwig noch an diesem Abend Köln verließ. Ein Ansinnen, dem dieser erleichtert zustlmmte. Als Lore an diesem Abend, hinter einem Pfeiler vex- borgen, den D-Zug, den Lendwig benutzte, schnaubend und zischend aus der Halle fahren sah, da atmete sie er leichtert auf. Und daheim in ihrem schmalen Mädchenbett kamen 1A die erlösenden Tränen, und sie weinte, als Hase sie den Verlust des liebsten Menschen zu beklagen. Doch gleich darauf schalt sie sich dumm und töricht, jetzt war doch alles wieder gut. Ein Zug war doch abgefahren. —— — ihnen geMHen hat, nimmt H vMMt er. al« sich di. - 22. Kapite» Als Lore um anderen Morgen erwachte, scheint di« Sonne schon hell in ihr Zimmer. Und mit dem ersten Wachsein sind die Gedanken wieder da, die letzte Er innerung der Mtz der Halle dampfende Zug >. „Jetzt ist alles gut!" lacht sie, und reckt sich dem neuen Tag entgegen. Dann steht sie am geöffneten Fester und schaut einen Augenblick nachdenklich hinaus. „Was Klaus wohl dazu sagen wird?" „Kläuschen Kläuschrn — — lixbe^ guter Klaus", tausend übermütige Worte trällert der frische Mädchen mund, während Lore sich ankleidet. Und es wird heute ein Tag so voll lachenden, sonnigen Glücks, wie das Mädchen es kaum zu hoffen wagt. Als sie die Leuchner-Werke betritt, wird sie sofort zupr Direktor gebeten. Bei ihrem Eintritt erheben sich zwei Herren, und der eine davon ist Klaus, der mit einem Male so ganz anders aussieht, daß Lore ihn erstaunt be trachten muß. Der müde Zug ist aus seinem Antlitz ge wichen, und die Augen haben ebenfalls ihr trübes Aus sehen verloren. Doch sie hat nicht lange Zeit, ihren Gedanken nachztz- hängen, da tritt Klaus schon auf sie zu und streckt ihr beide Hände entgegen. . „Lore, liebe, kleine Lore", strahlt er, und vergißt im Augenblick, daß er eigentlich Fräulein Haller und Sie sagen müßte. Das find für ibn Kleinigkeiten, die unter- gehen in dem brausenden Elücksaefühl, in das ihn di« Er- öffnM des Direktor gestürzt hat. j Seine Unschuld ist W klar bewiesen, man hat den Schuldigen erwischt, und was das Wunderbare an der ganzen Sache ist, Lore hat es herausbekommen. „Tapfere, kluge Lore", denkt er, während sie beide noch immer Hand in Hand im Zimmer stehen. hast Mich ja so grenzenlos beschämt mit deinem großen Mäd- chennutt. Und was das Schönste ist, du hast, immer an mich geglaubt!" Aber er bringt kein Wort hervor, nur seine Hagen sprechen, reden eine so deutliche Sprache, daß Lor« einen Augenblick die Augen schließen muß. ^lnd da tritt auch Direktor Leuchner, der bisher im «Untergrund g«blt«b«n ist, an di« Beiden heran. Ein leicht ergriffenes Lächeln kW auf seinen Zitzen, schlage vor, Sie erhalten für heute seid« Urlaub olden Sie sich wieder bei mir zur Ueber- Meilung, Herr Wegener!" sagt« er. schrecken zusammen. r kann ich nicht — — ich HO« schon so lange nicht I". Klau» versucht »jn« ÜHy« Entgegnutja, di« mtn«r mit einer leiden Kayhbewegung a-lehnt. -nuen gar nicht», dgr eine Hag m-cht nun auch d von morgen an werden Sie noch Wen mit einem schnellen Lank da» „Bennigsen'«, sagt er dann, und der Prokurist horch, erstäunt auf. Hat Lr sich nun geirrt oder Äng tatsächlich ein leises Lachen aus der Muschel? „Bennigsen, Hr müßen umdisponieren. Fräulein Sande aus der Buchhaltung arbeitet fortan mit Herrn Wegen»« zusammen und für Fräulein Haller wird Ersatz »2° - aber «Mm W dexy Fräulein Haller ge- kündigt werden? Wir waden mit ihrer Arbeit bisher doch sehr zufrieden?" Der Prokurist begreift diese Anordnung nicht ganz. „Selbstverständlich waren wir zufrieden", lacht der Direktor, „und die Kündigung geht auch gar nicht von uns aus. Lassen Sie nur einige Tage vergehen, da wird Fräulein Haller selbst um ihre Entlassung bitten. Sie hat einen besseren Posten in Ausficht." Spricht- und häygt, noch einmal hise allflachend, den Hörer wieder an, während dee Prokurist noch immer nicht begriffen hat. „Besseren Posten s AuMt", murmelt er lejse vor sich hin. „Ich mWe bloß wissen, warum sich der Alte so darüber freut." Während dieser Unterhaltung find Lore und Klaus Hand in Hand age der Krma hinausgegangen. Ohne Gruß an dem erstaunten Portier vorbei, der ihnen ver wundert nachschaut. Gleich einer geheimen Peychredung gehen sie schweigend durch die Straßen der Eadt, gehen weiter und landen dann wieder unter den Bäumen draußen in dem kleinen Wirtshau», in dem sie auch da- erstemal miteinander saßen und das seitdem ihr Lieblingsaufenthalt ge worden ist. In die^n frühen VormittagsUMn ist dex Garten vollkommen leer, die sWunte Wirtin deckt bei ihrem Erscheinen eiAÄig das Tischtuch auf. Es ist einer dex setzten schönen Spätsommxrtage, und die Sonst« wisst schimmernde Reflexe auf Lörer blon des Haar. Und mit einemMal« fällt alle Ergriffenheit pon ihnen ab, sie hAen öle TprKhe wiedergefuüden und köynen sich nicht einig werden, wer nun zuerst beWt^ß soll. Lore von dem gelungenen Wagnis, oder Klaus, der immer wieder danken und gulmachen möchte. Aber dann kommt doch Lore zuerst an die R-ihe. Und Klaus hält dabei ihre Hände ganz fest und murmelt ein mal leise dazwischen: „Kin ganzes langes Leben will ich dir das danken, Lorekind!" Lore berichtet in ruhiger Selbstverständlichkeit, und wie sie die Angelegenheit schildert, da glaubt man fast, es hätte sich ohne alle Schwierigkeiten abgewickelt und der ZuM habe ihr alles in den Schoß geworfen. Aber Klaus ahnt die Abficht dabei und unterbricht sie: „Bitte, Lore, bei der Wahrheit bleiben, ich kann nicht glauben, daß der ganze Fall so einfach gewesen ist. Du lieber, tapferer K«rl. Du willst deinen Ruhm schmälern!" Ach, L-re will gar nichts. Sie möchte immer und ewig so sitzen bleiben und die Augen des geliebten Manne» immer so hell strahlen sehen. Ihr ist wirklich, als sei das Hinter-ihr-liegende ein böser Traum, der nun endgültig aus und vorbei ist. — Und dann kommt all«», wie Julius Leuchner es vor ausgesehen hat. Al» die wohlbeleibte Wirtin das Frühstück hinstellt, da merken sie beide, daß sie keinen Hunger verspüren. Sie lachen sich an und haben dabei den gleichen Gedanken, den Klaus ausspricht: „Nein, von der Li«be wird man nicht satt, und beim Esten können wir das. Geschäftliche besprechen!" lacht er. „Das Geschäftliche?" wiederholt Lore verwundert. „Aber was ist denn da zu besprechen? Du Hap doch selbst gehört, ab morgen übernimmst du wieder Äe Abteilung Einkauf, und alles ist wieder so wie es vordem war!" ' „Wozu ich noch bemerken möchte, daß ich ffir meine Person den Antrag stell«, daß Mulein Lo« H-lter einen andere« Posten zugewtesen bekömmt." Klaus jcht seine hey« Freud« an de» erstaunten <8efiM da» Mädchens. „Aber Klau», warum denn?" Netzt ist Ldr« beinahe ratlos^ „Weil du dich nicht überarbeiten sollst. Steh einmal, wer soll denn unsere Nein« WMung in Ordnung halten, wenn du auch noch in» Geschält gehen willst. Ich für meinen Teil schlage vor, daß du zum nächstfälligen Termin kündigst, daß wir dann heiraten und uns unser kleines Nest etnrichten." In all ihren Mädchenträumen hat sich Lor« den Augen- blick ihrer Verlobung wesentlich ander» vorgesteM, aber da» ist jetzt alle» vergessen. Klaus will sie heiraten, sie, die Lor« Halleri' Was kommt denn an gegen die jubelnde Freude, die Klaus Worte hervorgerufen haben. Sehen denn di« Menschen nicht, daß die ganze Welt mit einem Male in strahlendes Rosenrot getaucht ist? Sie sitzen noch eine ganze Weil« in d-m kleinen WMp hausgarten, ehe sie sich zum Gehen eyjschließxn. Lhrd MM al» sie durch di« Straßen wandern, scharst Hnen manM Vorübergehende lächelnd nach, es ist so hell und warm, dm» Leuchten, das sie ausstrahlen. Einmal fällt ganz unvermutet Christas Name und Lore erzählt von der Begegnung mit ihr. Sie tut es mit sanften, behutsamen Worten und Klaus erkennt daray, wie gut die Wahl war, die er mit Lore getroffen hat. Aber dann äußert er den Wunsch, mit Lore einmal zu Christa zu gehen. Und Lore ist ja so glücklich und hat so viel Vertrauen zu der tapferen Christa. Sie weiß, di« wird nie und nimmer auf alte Rechte pochen, sie wird mit. offenem, neidlosen Herzen sich an dem Glück des Kameraden freuen. , So beschließen sie, Christa anzurufen, und sich für den ! nächsten Tag zu verabreden. Christas Stimme hat einen frohen Klang, als Lor« sie anrtlft und ihr von dem guten Aüsgang der Klaüs- Angelegenheit berichtet und dann leise und schüchtern ihre Verlobung mit einflicht. JhrGlückwunsch klingt herzlich und aufrichtig, und Lore vermag beim besten Willen keine Trauer herauszuhören. „Ich hab mir dies Ende gewünscht", hat Christa ge sagt, „und ich bin von ganzem Herzen froh darüber." Für kurze Augenblicke sinnt Lore dieser Antwort nach. Und sie kann nicht anders, sie muß das Mädchen Christa bewundern, das so sicher seinen Weg zu gehen versteht. Die kleine Heti Ludwig ist gar nicht erfreut, als sie vpn der getroffenen Verabredung hört. Sie fürchtet, daß djeses Aufwühlen alter Erinnerungen der Freundin schaden könnte. „Bitte, bitte, Christa, geh nicht hin, laß mich absagen, du seiest krank, oder vom Mond gefallen oder irgend etwas. Mir fällt bestimmt eine Ausrede ein, aber geh nicht hin!" Äber Christa wehrte lachend ab. „Aber geh, Helt, das ist doch alles vorbei. Das schmerzt bestimmt nicht mehr!" Und dieses kleine, unruhige Schlagen ihres Herzens macht ÜHrista allein mit sich ab. Das zwingt sie in der Stille der Nacht nieder, und als sie am Morgen ihr Zimmer verläßt, da hat sie wieder ihr ruhiges, heiteres Lächeln, und selbst die kleine Heti ahnt nichts von dem verschwiegenen Kummer dieser Nacht. Auch Klaus ist im ersten Augenblick leicht verlegen, als er Christa gegenübettritt. Aber er weiß, es ist nicht leicht fertiges Vergessen gewesen, es war tiefste Notwendigkeit, die ihn zu Lore zog. Und er hofft, daß Christa es begreifen und verstehen wird. Ja, Christa begreift es, und sie versteht den einstigen Kameraden vollkommen. Sie legt ihre schmale Hand mit ruhiger Selbstverständlichkeit in die seine und wünscht ihm von ganzem Herzen Glück. So wird es schließlich ein lustiger, vergnügter Abend, den die Drei miteinander verbringen. Und es ist Lore, als sei damit endgültig die letzte Wolke verschwunden, die ihr Glück verdunkeln wollte. Als Christa sehr spät abends heimkehrt, ist die kleine Keti noch auf und wartet auf die Freundin. „Ich hab mich so um dich gesorgt", sagt sie, und atmet erleichtert auf. „JH^Habe immer gedacht, es war doch nicht recht, daß ich dich hingehen ließ!" „Du Dummerchen", lacht Christa leise und ist gerührt von der Sorge der Freundin. „Du wirst jetzt aber ganz schnell ins Bett gehen!" Heti will widersprechen, aber Christa legt ihr be deutungsvoll den Finger auf den Mund. Und im gleichen Augenblick tönt aus dem Nebenzimmer der brummige Baß von Hetis Mutter, die ein wenig unwiMg über die späte Störung ist. > „Ich erzähle dir morgen", verspricht Christa noch rasch, ehe sie hinüber in ihr Zimmer huscht. Am anderen Morgen ist ein dicker, sehnsuchtsvoller Brief von Just Overland da, der seine tüchtige Mit- »arbeiterin mehr und mehr vermißt. „Und wenn Sie nicht bald wieder zu uns zurück kommen, dann bin ich eines Tages in Köln und hole Sie einfach nach Berlin zurück!" st«ht am Schluß des Briefes. Als Christa diesen Satz liifk, da liegt ein leises Lächtzln auf ihren Zügen, und sie sagt leG vor sich hin: „Es kommt schon alles wiAter ins rechte Gleis, auch mM M " 28. K a pi t e . ,-Sitte, Fräulely LMster, zum Direktor!" Al» M klein« Laufjunge ihr HM MniMyU machte, erM M Christa ruhig, führ mit dM KÄMM leicht über ihr blond« Haar und ging dann mit leise wiegenden SchiitM A Direktor WelM hinüber. Sie ahNte de» Grund Vieser UNterrMNg. Als sie da» Zinchwr bettal- erhob. fiHdÄ Direktor «M trat ihr einige SchW« entMtn. „Sie wissen wahrscheinlich, warum ich Sie zu Mit gß» beten habe?" fragt« et. und bot MW Platz, an. Das Mädchen nM«' und setzt« sich. „Ich neM M daß Sie mein« Kündigung gelesen haben!" ruhig und atmete ein paarmal tief auf. ,M W M alle» keinen Sinn", dachte sie dabei. „Ich geO ja diM von hier fort!" Aber der MÜNN ihr gegenüber «ar anscheinend noch nicht von der Zweckldstzvitt seine» Worte üvitrzeugt. „Ich hoff« noch immer, daß es Ihnen nicht ernst danG / ist!" sagte er leise und beherrscht. „Sie haben sich dD sehr gut hier elngearbettet, das ganze Personal fotzt willig Ihren Anordnungen und außerdem ist Ihr Gehalt bedeutend höher als vordem!" (Fortsetzung folgt.)