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>e au »in Kunath »rk 0 Fra» -t dFra» rf ichmidt nde und üsdteilung >4 ! und hnell- usw. otte )urch rmstion vsnlc rev L oßsüm u r and. N Ping- -Vor- st dl- ramm MI altung Iste Beilage zur Weitzeriy-Zettung ' Z5772 < !. Sonnabend, den 27. März 1937 - 103. Jahrgang > i > ' «»«k ^Ls»/s«s^ Ws DeutWmds Bannerträger in Asrilo Gustav Nächtig al: Der Mann, der im schwarzen Erdteil zuerst die deutsche Flagge Me Diese war ans dem Aufbruch der Expedition Nachtigals nach Bornu am 15. Februar 1869. reits len" „zivilisier. Gegenden Wüstcnrenner vor, dessen pedan. tische Gangart mir ohne Rettung Schlaf gab . . ." In der Dass von Musruk sollte er fast ein halbes Jahr warten, bis er sich der nächsten Karawane anschlicken konnte. Das aber hielt dieser lebhafte, tatendurstige Geist nicht ans. deutsche Meilen fast ganz zu Fust zurückgelegt habe. Letztere Fort- bewegung zog ich bald meinem rauhen Söhnen Afrikas, des Zeltlager- und Nomaden lebens schon reichlich müde, sich zuriickschnte nach Tunis, da brach eine Typhus-Epidemie aus. Wieder hatte Nach- tigal alle Hände voll zu tun, und als es ihm gelang, die Epidemie unter den Truppen zum Stehen zu bringen, war sein Ruhm gemacht. Er wurde Hans- und Leibarzt des Bey von Tunis. Doch dieses Leben konnte dem ungestü men Geist nicht auf die Dauer zusagen. So war Nachtigal froh, wieder einmal nach Deutschland zn können, um seine Studien sortzusetzcn. Kanin war er aber da, brach in Tunis der Hungertyphus aus. Vergeblich suchten ihn die Freunde festzuhalten. Aber sein Pflichtgefühl ließ ihm leine Wahl. Er fuhr wieder nach Tunis, trotzte allen Ge fahren, und es gelang ihm, das Elend, das diese Seuche in jenen Gegenden bildet, zu bannen. Wieder wollte er nach Deutschland reisen, da kam etwas anderes da zwischen. yeitsmäßige Ab gabe von zwei bis drei Talern pro Kopf, was, wenn 5000 bis 10 000 pro Jahr kommen, schon eine hübsche Ein- nähme rcpräsen- tiert. Abenteuer im Lande Tibet So sah es da mals in den bc- des . schwarzen Erdteils aus. - Das Land Fezzan rund um Musruk war schon er forscht, gänzlich unbekannt aber noch das Land Tibet. Kein Eu ropäer war von dort zurückge- kehrt, und selbst die Eingeborenen flüchteten dessen Einwohner, die Tibbu, ob ihrer Treulosigkeit und Hinterlist. Trotz aller Warnungen aber zog Nachti gal aus, dieses < Nachtigal im afrikanischen Festkleid in Kairo 1875. Aufnahmen <2): Scherl Bilderdienst — M. geheimnisvolle Land kennenzulernen. Der Kurier des König; Der Sultan von Bornu hatte verschiedentlich demschc Reisende nnd Forscher in seinem Lande gastlich beherbergt und unterstützt. Deshalb wollte ihm der König von Preu ßen 1868 zum Dank und zur Erhaltung dieser Freund schaft einige Geschenke übermitteln. Gerhard Rohlfs, der damals bekannteste Afrikareisende, schlug nun dem König vor, dieses Geschenk durch Nachtigal überbringen zu lassen, der nicht nur mit den dortigen Sprachen und Sitten ver traut war, sondern auch durch seine Heilkunst allmählich im dunklen Erdteil einen Namen erworben hatte. Rohlfs brachte die Geschenke des Königs nach Tunis, und Nachtigal übernahm es, sie nach Borm« zn bringen. Das war damals ein abenteuerliches Wagestück, der Weg führte durch Gegenden, die kaum ein Europäer betreten hatte, nnd an Stämmen vorbei, von denen noch kein Abendländer lebend zurückgekehrt war. „Der Weg nach Bornu und der Residenzstadt Kuka", erklärten damals Zeitgenossen, „ist ein ungeheures, von Beschwerlichkeiten und Gefahren aller Art umdrohtes Wagestück". Von Afrika kannte man kaum die Küstenstrecke». Das Innere war im mer noch die rätselhafte Sphinx. Kurz nach Weihnachten brach Nachtigal auf. Einem Freunde schrieb er in dem Abschiedsbrief von Tripolis: „Glaube nicht zu früh, daß ich umgekommen bin, und wenn Du während 1869 nichts hörst, lvarte 1870 ab und denke, daß Livingstone nach unglaublicher Zeit wieder ans Licht kam ..." Grunde eines ansgetrockneten Salzsees anfgebaut^ die Häuser „Drccklöchcr" ans salzhaltigen Erdklumpen, die sich bei einem tropische» Regen einfach in Wohlgefallen auslösten, ihr Be herrscher, der „Pascha", eine nach Nachtigals Worten „körper lich »nd gejstig aytzerst. re-U7 zierte menschliche Ruine", ein Türke, der hier seine zerrütteten Vcrmögcnsverhälmisse dadurch wieder auf den Damm brachte, daß er die durchkommenden Sklavenkarawancn besteuerte. Jede ankommende Sklavenkara wane bezahlte hier eine gewohn- Dic erste deutsche Flagge in Togo hißte als Sinnbild der Besitzergreifung durch Deutschland im Auftrage seines Vaterlandes der Arzt und Forscher Dr. Gustav Nachtigal. Tie erste deutsche Flagge hißte in Kamerun: Dr. Gustav Nachtigall Und als die erste deutsche Fahne über Deutsch-Süd-Wcst wehte, stand unter ihr im Anftrage der Regierung: Dr. Gustav Nachtigall Sein Ende schon vor- ausahncnd, zog er, Fahnen und Flaggen errichtend, durch Afrika. Im Juli 1884 hißte er die deutsche Flagge in Bagida und Lome, in Bimbia, Plantation, Kriby, Batta, im Campodistrikt nnd in Aduni, im August am Benitofluß und in den Küstendistrikten am Südufer des Benito, in Hickory-Town, im September im Kongo, im Oktober in Angra Pequena, in Bethanien, der Walfischbai,-Laonda, Als er nach Krönung seines Werkes am 11. April 1885 Afrika verließ und mit der „Möve", auf der er gekommen, wieder heimwärts fahren wollte, starb er auf dem Kano nenboot 160 Meilen von Cap Palmas entfernt. Wer war dieser Mann, den Deutschland dazu aus ersehen hatte, diesen feierlisten Akt zu vollziehen und der Welt symbolisch zu zeigen, daß mit diesem Griff über den Ozcan das Reich sich eingereihl hatte in die Kolonial politik der Weltmächte? Krieg in Tnnb Wäre Nachtigal ein gesunder und kräftiger Mensch gewesen, er wäre Militärarzt geblieben. Weil er lungen krank war, mußte er seine Laufbahn aufgeben; dafür wurde er der Fahnenträger Deutschlands im schwarzen Erdteil. Zwischen der Geburt und dem Tode dieses Maunes liegt ein reiches Leben, das oft die Spannung eines Abenteurerromans hat. Als der altmärkische Pfarrerssohn ans Eichstädt bei Stendal als junger Mili tärarzt in Köln sah, daß es mit seiner Gesundheit sehr, schlecht bestellt war und er nie seinen Beruf würde in der Heimat ausüben können, wenn er sich nicht gründlich aus- luriene, ging er eines Tages kurz entschlossen nach Algier. Seine Hoffnung, dort durch Ausübung ärztlicher Praxis seinen Lebensunterhalt verdienen zu können, schlug fehl. Da zog er weiter nach Tunis. Hier ging die Praxis zwar, aber seine Einnahmen waren „ein halbes Dutzend Läuse, sie er alle Tage mit nach Hanse brachte, bisweilen in Eremplaren von außerordentlicher Schönheit »nd Größe", denn der Lohn, den er erhielt, bestand „im Küssen der Hände, des Rockes und der Beine", Doch bald half ihm eine Revolution. Er wurde bei den Truppen, die zur Niederwerfung des Aufstandes znsammengezogen wurden, als Militärarzt angestellt. Als einziger Europäer machte er diesen Krieg mit, wil-e Kämpfe und grausames Gemetzel, verband Wunden, half, lindeile nnd mußte zusehen, wie die Truppen mit den abgeschlagenen Köpfen der Gegner aus ihren ZanzeN paradierten. Hin u»d her wurde marschiert, erst der Auf stand niedergekämpft, dann im besiegten Gebiet Steuern cingetrieben, und als keine Wunden mehr zu verbinden waren und der einzige, schmächtige Deutsche unter den Man sagt, daß im 30. Jahrhundert für Entdecker und Abenteurer großen Formats lein Platz mehr sei. Ob diese Ansicht richtig ist, mag dahingestellt bleibe». Namen wie Sven Hedin, Amundsen nnd Scott könnten gegen diese Annahme sprechen. Tatsächlich war aber das 19. Jahrhundert das Jahr hundert der großen geographischen Entdeckung«», und soweit das 30. Jahrhundert noch solche For schungen gesehen hat, sind sie doch mehr Ausklang. Große Erfolge waren immer das Werk von Willensstärken nnd einsatzbereiten Menschen, von Männern der Tat. Ihr Leben und vor allem ihre Arbeit aufzuzeichncu, ist nützlich und lehrreich. Deshalb bringt die folgende Aufsatzrcihe Bilder großer Forscher wie Gustav Nachtigal, Frithjof Nansen, Roald Amundsen nnd Sven Hedin. Sie suchten ächcrlich nicht die Abenteuer, aber sie gingen ihnen nicht aus dem Wege, weil ohne wagemutigen «iusaü kein Erfolg sein kann. Ihr Erleben war bunt, deshalb mutz der Bericht gleichfalls bunt sein. Mühsam, beschwerlich und gefahrvoll war der Weg, oft dem Verhungern, öfter dein Verdursten ivaren sic nahe. Auch diesmal zeigte sich die Treulosigkeit dieses Stammes In Bardai wurde Nachtigal gefangengenommen. Der Grund? — „Viele von ihnen", schreibt Nachtigal, „sahen noch nie ein weißes Gesicht, denn der Bewohner von Bar dai verläßt sein Tal nicht. Daher denn auch ihre Furcht vor mir und ihr Haß gegen mich. Es zweifelten wenige daran, daß ich nach meiner Ankunft durch Zauberei oder ähnliche christliche Beschäftigungen in kürzester Zeit den Untergang des Landes herbeiführen, daß irgendeine Pest oder ein Erdbeben oder ein allgemeines Viehsterben mei ner Reise folgen werde wie ein Schweis seinem Kometen. Die Zivilisiertesten aber waren überzeugt, daß ich nur ge- 1 kommen sei, nm das Gold, das eine Therme, deren sie sich erfreuten, enthalte, mit eigenen Augen zu sehen, »i» alle meine Landsleute zur Besitzergreifung dieses herr lichen Landes herbeizulockcn." » Nach einem Monat gelang cs ihm zu fliehen. Seiner Kamele und aller Habe beraubt, mit kaum hinreichendcm Dattelproviant versehen und geschwächt durch den erlitte nen Hunger, riskierte er doch mit seinen schwarzen Be gleitern den dreiwöchigen Fußmarsch durch die mörderische Wüste. Zweimal dem Verdurstungstod nahe, und wäh rend der letzten fünf Tage vor der Erreichung des ersten bewohnten Ortes von Fezzan ohne alle Spur von Nah rung bei einem täglichen Marsch von 10 bis 12 Stun- ^den, unterlag niemand von ihnen den Anstrengungen und Entbehrungen. Kaum, daß sie Kleidung besaßen, die Diener fast nackt, einer lediglich mit einem Paar Wasserstiefel bekleidet, Nachtigal barfuß, die Beine mit einigen leinenen Fetzen umwickelt, die obere Hälfte in einen Pariser Sommer paletot gewickelt, einziges Glanzstück ein Tropenhelm, 'lamLfl sie-abgemagert, zerlumpt und schmutzig doch endlich in Musruk an. „So wankten wir nächtlicherweile, da unsere Schwäche und geringer Wasservorrat uns verhinderten, uns dem Feinde des Wüstenwanderers, der Sonne, auszusetzen. Spätestens morgens S Uhr krochen wir in den Schatten einiger Steine, jede unnütze Bewegung, also jede lebhafte Verdunstung vermeidend, um ungefähr um 5 Uhr nach mittags unseren saueren Weg fortzusetzen. Wo Gerhard Rohlfs an einem Tage 10 Liter Wasser seinem Organis mus assimilierte, mutzten sich unsere ausgetrockneten Lei ber mit höchstens drei Gläsern begnügen. Täglich waren wir sicher, neben sorgfältig skelettierten Mitmenschen die Rast zu verbringen, die, oft noch bekleide« mit ihrem Kattnnhemd aus Bornu, um so lebhafter zu meiner krank haft gereizten Phantasie sprachen Das Harmonium in der Wüste Oft drohten sic zusammenzubrechc», orohten der Mur, Vie Spannkraft zu sinken. Aber mit der letzten Willens kraft schassten sie cs doch, und mau empfing sie überall mit höchster Bewunderung; die Hofsuuug, sie je wiederzu- sehcu, war bei alle» geschwunden, die Land nnd Leute der Tribbu Ncschade kannten." Endlich, im April 1870, nach säst eiwpn Jahr, .war die .Karawane ans Reisenden, Käuf- l ltNwn, afrikanischen Ganklerü zusämmeugcstellt, und' im :Juli konnte Nachtigal die Geschenke des Königs von Preußen dem Snltan Omar von Bornu abliefern. Er selbst berichtet über diesen feierlichen Augenblick: . ' ' „ . . . Ich überreichte in stattlichem Gehäuse den kunst voll geschriebenen Brief des Königs Wilhelm und mußte denselben mehrmals laut vorlesen, während der Scheich seinen Inhalt ans der arabischcn Uebersetzung studierte. (Fortsetzung folgt.) Aber noch viel länger mutzten sich die Freunde um den tapferen, kleinen, schmächtigen Mann sorgen. Noch viel länger, als er selbst gedacht, dauerte diese Reise. Scharf am Tode vorbei, mit ungeheurem Mut und ohne alle Mittel, fast ohne Kleidung der Gefangenschaft entflohen, sollte Nachtigal erst nach fünf Jahren von dieser Expedi tion ^urückkehren. Von Tripolis ging cs in langsamen Lagemärschen zuerst bis Musruk. „Ich erwähne nur", schreibt Nachtigal, „daß ich 30 Tage zur Bewältigung dieser sieben Breiten grade notwendig hatte, und datz ich diese mehr als 100